TRADITIONEN WERDEN GEPFLEGT

Kriegerdenkmäler in Schleswig-Holstein

»Die Auseinandersetzung mit den Denkmälern gehört zu unserer Erinnerungskultur. Dabei wird sichtbar, dass wir auch als Kirche lernen, die eigenen Verstrickungen in die Geschichte von Krieg und Gewalt kritisch zu beleuchten. Die Erinnerung ist notwendig, um in der Gegenwart Versöhnung zu leben und auch in Zukunft dem Frieden zu dienen.

Unter dem Motto: ›Erinnern – Erkennen – Gestalten‹ greift die Evangelische Akademie Hamburg einen Appell der Synode der Nordkirche auf, sich kritisch mit den vielen hundert Ehrenmalen im Lande auseinanderzusetzen.

Gerade die vielen öffentlichen Ehrenmäler zum Ersten Weltkrieg zeigen den damals prägenden Einfluss nationalistischer und auch nationalsozialistischer Ideologie. Ehrenmale zum Zweiten Weltkrieg stehen nicht selten noch unter dem Einfluss der Formensprache jener Zeit.«

Gothard Magaard, Bischof im Sprengel Schleswig und Holstein


Die in den Dörfern und Städten Schleswig-Holsteins zahlreichen Kriegerdenkmäler sind oft im Zentrum des Ortes aufgebaut oder in eigene Grünanlagen integriert. Die häufig zu findenden Namenstafeln getöteter Soldaten, die der persönlichen Erinnerung dienen sollen, sind gleichwohl mit den verbreiteten Deutungen versehen: Verehrung der Soldaten als Helden, Verklärung ihres Todes als Opfer für König und Vaterland und Legitimation des Krieges bestimmen diese Denkmäler. Aufrufe zum Frieden und gegen Krieg finden sich eher selten. Soweit bekannt, werden diese Kriegerdenkmäler fast überall am Volkstrauertag für die traditionellen Rituale des Gedenkens genutzt. Einige sind weitgehend unbeachtet, zum Beispiel der überlebensgroße »Held« in Eckernförde und selbst Einheimischen nicht immer bekannt.

Ein Klick auf das Bild öffnet die Spalte mit Texten und Fotos zum Denkmal. Haben Sie weitere interessante Informationen oder historische Bilder zu den vorgestellten Kriegerdenkmälern? Dann würden wir sie gerne auf dieser Seite veröffentlichen.

Ein Klick auf den schwarzen Balken am Anfang der Denkmaldokumentation von

Ahrensburg   Bünningstedt   Hoisbüttel

öffnet die Berichte über die temporäre Kunstaktion der Evangelischen Akademie in Zusammenarbeit mit dem KunstHaus am Schüberg im Sommer 2014: »Kriegerdenkmäler – Stumme Zeugen ins Gespräch bringen«.

Fotos: Marlise Appel, Evangelische Akademie der Nordkirche, wenn nicht anders angegeben.

 


I N H A L T
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Das Denkmal
Volkstrauertag 2020
Treue um Treue
Begriffsklärung
Das Eiserne Kreuz
Zeitgeist
Die Schrift
Findlinge

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Sagau, Kreis Ostholstein

Ein kleiner halbrunder Platz unter Bäumen in der Dorfmitte

Die Denkmalsanlage besteht aus drei Findlingen mit jeweils einer vorgesetzten rötlichen, polierten Steinplatte. Der mittlere Stein vor der großen Eiche in der Mitte der Anlage ist den toten Soldaten des 1. Weltkriegs gewidmet, die zwei Steine rechts und links davon den toten Soldaten des 2. Weltkriegs.

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Die Erdfläche zwischen den Steinen ist mit Kleingehölzen bepflanzt und mit flachen Trittsteinen belegt. Sie wird vorne mit einer gemauerten Felssteinstufe abgeschlossen. Ringsherum schließt sich eine Rasenfläche an. Das Halbrund wird hinten durch einen einfachen Holzlattenzaun begrenzt. Zwischen Zaun und Eiche ist eine gleichmäßige Reihe von fünf Lebensbäumen gesetzt worden. Zur Straße wird die Anlage rechts und links von der Steinstufe durch eine Lebensbaumhecke abgeschlossen.

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Zum Volkstrauertag 2018 ist vor jedem Stein ein Kranz niedergelegt worden. Alle drei Findlinge tragen über den Steinplatten ein Eisernes Kreuz in schwarzer Kontur, als militärisches Ehrenzeichen.

 

SH Sagau 1WK web


Alle Steinplatten sind in der gleichen Art beschriftet: Die Buchstaben und Ziffern stehen auf einem weißen Band, die Ober- und Unterlängen gehen konturiert über das Band hinaus. Es ist eine Frakturschrift, die in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts häufig benutzt wurde.

Der Stein zum 1. Weltkrieg trägt die Widmung:

Unseren Gefallenen
zum Gedenken
1914 – 1918

Es folgen 23 Namen – die Vornamen sind teilweise abgekürzt – der toten Soldaten, geordnet nach Heimatorten: 16 aus Sagau, 4 aus Stendorf, 2 aus Freudenholm und einer aus Ochsenhals.

 

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Der linke Stein nennt die toten Soldaten, wieder geordnet nach Heimatorten, unter der Widmung:

Treue um Treue
1939 – 1945
Gefallen:

Es werden 12 Soldaten aus Sagau genannt, 12 aus Stendorf, 2 aus Bergfeld und zwei aus Freudenholm.

 

Die Treue der Gefallenen wird auf Denkmälern oft beschworen. [...] Sie verspricht den Toten damit »ewiges Gedenken«, ein Gedenken, das – wie die Liebe – den Tod transzendiert. Der Mythos der Treue, der Führer und Gefolgschaft zusammenschweißt und deshalb oft mit dem Attribut »heilig« in Verbindung gebracht wird, verpflichtet nun die Mit- und Nachwelt. Die Treue sei das Maß, an dem wir gemessen werden, meinte der Präsident des Deutschen Jagdbundes anlässlich der Gedenkveranstaltung des 8. Bundestreffens auf dem Hildesheimer Ehrenfriedhof. Treue sei aber nicht denkbar ohne Disziplin und ohne den Glauben an Gott. Kaum ein Begriff ist so anfällig gegen Missbrauch wie dieser.

Hartmut Häger, Kriegstotengedenken in Hildesheim, S. 53. Herausgegeben von Herbert Reyer, Stadtarchiv Hildesheim, Band 17, Gerstenberg, 2006

 

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Auf dem rechten Stein steht:

Wir gedenken Euer
1939 – 1945
Vermißt:

Hier werden 7 Soldaten aus Sagau genannt, einer davon mit dem Zusatz Ochsenhals, 9 aus Stendorf und 3 aus Bergfeld.

 

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Es fällt auf, dass die Herkunftsorte der toten Soldaten in den beiden Weltkriegen sehr unterschiedlich vertreten sind.

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Volkstrauertag 2020

Auch in diesem Jahr wurden wieder drei Kränze niedergelegt.

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Bei den treuen Wehrmachtssoldaten schreibt der TSV Sagau »In ehrendem Gedenken« auf die Kranzschleife.


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Treue um Treue

Traditionelle Tugendbegriffe wie »Ehre« und »Treue« oder auch »Kameradschaft«, »Gehorsam« usw. waren in der Sprache der SS-Ideologie reichlich enthalten. Jedoch hat die SS durch einen spezifisch nationalsozialistischen Gebrauch diesen Wörtern ihren eigenen Sinn verliehen. So war der Begriff »Treue« allein auf die Person Adolf Hitlers ausgerichtet. Dies drückte sich unter anderem im Eid der SS-Männer aus:

»Wir schwören Dir, Adolf Hitler (…) Treue und Tapferkeit. Wir geloben Dir und den von Dir bestimmten Vorgesetzten Gehorsam bis in den Tod« […]

 

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»Treue« war innerhalb der SS-Ideologie ein widerspruchsloser Gehorsam. Durch die Gleichsetzung der Begriffe »Treue« und »Ehre« wurde ein Treuebruch zu einem Ehrverlust. Der Begriff »Ehre« verlor dadurch seinen traditionellen moralischen Inhalt. Denn die Ehre eines Soldaten etwa, der sich aus Ehrgefühl weigern könnte, an einem Kriegsverbrechen teilzunehmen, spielte im Ehrbegriff der SS keine Rolle mehr. Es zählte allein der blinde Gehorsam.
Die Projektion der Tugendbegriffe auf den Führer hin war notwendig, um den bedingungslosen Gehorsam auch bei verbrecherischen Befehlen zu erreichen. Dies konnte man nicht durch ein Gesetz erzwingen. Es bedurfte der Freiwilligkeit des Soldaten, die durch Umdeutung traditioneller Tugendideale erreicht wurde.

nach Wikipedia, abgerufen am 16.2.2014


»Im Verantwortungsbereich der DSK [Division Schnelle Kräfte] wird der Wahlspruch ›Treue um Treue‹ zur Ehrung für die gefallenen Bundeswehrsoldaten vom ›Karfreitagsgefecht‹ des 02. April 2010 innerhalb von Liegenschaften der Bundeswehr genutzt. Darüber hinaus findet der Wahlspruch u.a. in Dienstgebäuden oder auch auf diversen Trinkbechern in Form einer Gravur Verwendung.

In Anlehnung an die Weisung FüSK II 4 [Abteilung Führung Streitkräfte im Verteidigungsministerium] und als Ergebnis der durch den InspH [Inspekteur des Heeres] beauftragten Untersuchung des Wahlspruches durch bundeswehreigene und externe Institutionen wird festgestellt, dass der Ausdruck nicht geeignet ist, Traditionen der Bundeswehr zu pflegen und in diesem Zusammenhang Treuepflicht zu symbolisieren.

In heutiger Wahrnehmung und in der Geschichte deutscher Streitkräfte ist der Wahlspruch im Wesentlichen durch die Verwendung als Motto der Fallschirmjägertruppe der Wehrmacht geprägt worden und mit dieser verbunden.
Es ist davon auszugehen, dass seine Verwendung in der Bundeswehr und insbesondere bei den Fallschirmjägern in der öffentlichen Wahrnehmung auch als Bekenntnis zu einer Traditionslinie Wehrmacht – Bundeswehr aufgefasst wird.
Mit Entscheidung des InspH vom 06. Mai 2014 wird die Nutzung des Wahlspruches ›Treue um Treue‹ für das Deutsche Heer im dienstlichen Umfeld in jeglicher Form verboten.«

Die im Erlass genannte Weisung aus dem Ministerium, datiert vom 26. Februar 2013, verbietet ausdrücklich diesen Spruch für die Gedenktafeln für gefallene Bundeswehrsoldaten:
»Im Einsatzgebiet AFG enthalten zwei Gedenktafeln für Gefallene der Bundeswehr die Inschrift ›Treue um Treue‹. (…) Hierzu ist festzustellen: Die Inschriften sind nicht geeignet, Traditionen der Bundeswehr zu pflegen oder die den Soldaten der Bundeswehr abverlangte Tapferkeit und Treuepflicht zu symbolisieren. Vielmehr ist absehbar, dass die Inschriften zu Missverständnissen führen können, die einem würdigen Gedenken an die Gefallenen der Bundeswehr in der Öffentlichkeit abträglich sind. Der Wahlspruch ›Treue um Treue‹ ist daher auf Gedenktafeln für die Gefallenen der Bundeswehr nicht zu verwenden.«

Erlass von Heeresinspekteur Bruno Kasdorf vom 6. Mai 2014, in Kraft gesetzt am 20. Mai

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Begriffsklärung

Gefallen:
»... verweist auf das Wort ›fallen‹, dem Wörter wie ›hinfallen‹ aber auch ›fällen‹ zuzuordnen sind. Der Tod im Krieg versinnbildlicht sich in diesen Wörtern. Er entkleidet sich im Wort ›fallen‹ seines Schreckens, im Wort ›fällen‹ verkleidet er sich in einen starken Baum, der von einem Naturereignis (Blitzschlag) oder einem übermächtigen technischen Mittel (Axt, Säge) umgelegt wurde. Es ist ein aseptischer Tod, der nichts mit den apokalyptischen Bildern gemein hat, die beispielsweise Erich Maria Remarque und Wolfgang Borchert in der Literatur oder Otto Dix in der bildenden Kunst hervorrufen: zerfetzte Gedärme, verpestete Lunge [...] Für das Fallen ist niemand so recht haftbar zu machen: der Schnee fällt, die Aktienkurse fallen – das Schicksal waltet hier wie dort. [...]

An den geliebten Menschen möchte man sich nicht im Zustand seiner Hinfälligkeit erinnern, sondern ihn als kraftvollen Menschen im Gedächtnis bewahren. Das am häufigsten verwendete Wort ›Gefallener‹ (oder ›gefallen‹) schließt die Dimension des Kraftvollen in seine Definition ein. Die Vorstellung eines ritterlichen Turniers leuchtet auf. Nur ein Aufrechter kann zum Gefallenen werden.«

Hartmut Häger, Kriegstotengedenken in Hildesheim, S. 22 und 61. Herausgegeben von Herbert Reyer, Stadtarchiv Hildesheim, Band 17, Gerstenberg, 2006

Gedenken:
»Doch nur scheinbar stellt sich das Kriegerdenkmal dem Vergessen in den Weg. Tatsächlich befördert es das Vergessen, indem es nur ausgewählte Aspekte des Geschehenen repräsentiert: Wirkungen ohne Ursachen, Geschehnisse ohne Geschichte, Ergebnisse ohne Prozesse, Namen ohne Persönlichkeit, Opfer ohne Täter. ›Auf welchem dieser steinernen oder metallenen ›Ehrenmale‹ wurde beim Namen genannt, für wen oder was gestorben worden ist? Kein Wort von nationaler Machtpolitik, von Hegemonialstreben, nackten Besitzinteressen, Beutegier, Eroberungsgelüsten und Weltherrschaftsphantasien, für die Millionen von deutschen und fremden Soldaten umgekommen sind. Diese Motive werden ebenso wenig genannt wie die Namen derer, die in den beiden Weltkriegen aus dem Massensterben Profit geschlagen, Blut in Gold verwandelt und zu ihrem eigenen militärischen Ruhm gewissenlos ganze Armeen geopfert haben.‹ [Giordano, Die zweite Schuld, S. 324]«.

Ebd. S. 29

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Das Eiserne Kreuz

Nach einer Skizze des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III wurde der berühmte Baumeister Karl Friedrich Schinkel am 13. März 1813 mit der Erstellung einer Reinzeichnung für das erste Eiserne Kreuz beauftragt.

Am 8. August 1914 hatte Wilhelm II dann in seiner Eigenschaft als preußischer König die Stiftung seiner beiden Vorgänger erneuert und machte das Eiserne Kreuz durch seine breit angelegte Verleihungspraxis zu einem quasi deutschen Orden. Mit der vierten Stiftung zu Beginn des 2. Weltkriegs durch Adolf Hitler wurde es am 1. September 1939 auch offiziell zu einer deutschen Auszeichnung. Hitler verzichtete auf seine Initialen als Führer und Oberbefehlshaber der Wehrmacht, die auf ihn persönlich vereidigt war. Stattdessen wurde das Hakenkreuz, das Symbol des NS-Staates, in die Mitte des traditionsreichen Ordens eingefügt und von der Rückseite wurden das Monogramm König Friedrich Wilhelms III. und das Eichenlaub entfernt.


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• Auch Hitler trug das Ehrenkreuz an der Brust

»Vor allem die nahe der Front operierenden Sonderkommandos, die sowohl Juden ermordeten als auch an der Partisanenbekämpfung beteiligt waren, wurden von den Armeegenerälen reichlich mit Eisernen Kreuzen bedacht. Um nur die größten Verbrecher unter ihnen zu nennen, sei auf Rudolf Lange verwiesen, der für den Mord an den Juden Lettlands verantwortlich war, und auf Friedrich Jeckeln, der Massaker um Massaker organisierte, in der Westukraine, in Kiew (Babij Jar) und in Riga. Beide bekamen schließlich das Eiserne Kreuz II. und I. Klasse.«

Zitiert aus einem Artikel »Orden für Massenmord« von Dieter Pohl 

DIE ZEIT, 5.6.2008

 

Als Kriegsauszeichnung oder Verdienstorden wird das Eiserne Kreuz seit 1945 nicht mehr verliehen. Aufgrund seiner identitätsstiftenden Tradition bestimmte am 1. Oktober 1956 Bundespräsident Theodor Heuss das Eiserne Kreuz zum Erkennungszeichen für die Luftfahrzeuge und Kampffahrzeuge der Bundeswehr. So stellt es in allen drei Teilstreitkräften das Hoheitszeichen dar (z. B. an gepanzerten Fahrzeugen und an Luftfahrzeugen). Die Truppenfahnen der Bundeswehr tragen in ihrer Spitze ein durch goldenes Eichenlaub umfasstes Eisernes Kreuz. Auch das Ehrenzeichen der Bundeswehr (Ehrenmedaille, Ehrenkreuz in Bronze, Silber oder Gold) trägt das Eiserne Kreuz als Symbol für Freiheitsliebe, Ritterlichkeit und Tapferkeit auf der Vorderseite. Ebenso wird es auf Briefen, Visitenkarten und im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit als »Dachmarke« der Bundeswehr verwendet. Das Eiserne Kreuz als Symbol findet sich noch heute in verschiedenen Verbandsabzeichen der Bundeswehr.

Nach Wikipedia, abgerufen am 7. 12. 2017


Auf Kriegerdenkmälern wird den toten Soldaten dieses militärische Ehrenzeichen posthum und kollektiv verliehen für, nach Meinung der Denkmalsstifter, durch den Kriegstod erwiesene Treue und Tapferkeit, egal, wie sich der Einzelne tatsächlich verhalten hat.

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Zeitgeist

Bedenkt man, dass die damals bei der Denkmalserrichtung Beteiligten fast ausnahmslos den Krieg, in welcher Form auch immer, selbst miterlebt hatten, ist es nachvollziehbar, dass ein Projekt zur Ehrung der gefallenen Soldaten Unterstützung fand. Dieses Festhalten am militärischen Gedenken wie auch die Selbstwahrnehmung der Soldaten als Opfer war seinerzeit schlüssig, doch für uns ist es heute »angesichts rechtsextremer Tendenzen unter den Veteranen und des aufwühlenden Streits um den verbrecherischen Charakter des nationalsozialistischen Krieges« (Kühne Thomas: Zwischen Vernichtungskrieg und Freizeitgesellschaft, S.92 in Nachkrieg in Deutschland) erschreckend. So waren die Veteranen, ihre Kriegserfahrungen, Erzählungen und Denkweisen, in den ersten Jahren des Wiederaufbaus noch integraler Bestandteil der deutschen Gesellschaft. Je ziviler und pluralistischer sich diese in den nächsten Jahrzehnten entwickeln sollte, desto isolierter würden viele Veteranen der Wehrmacht mit ihrer Weltsicht werden.

Der kalte Krieg stellte zunächst die Voraussetzung für das kollektive Vergessen der kriegerischen Extreme dar. Doch spätestens im Jahr 1995, mit Eröffnung der Wanderausstellung »Verbrechen der Wehrmacht« und der fotografischen Dokumentation der Kriegsverbrechen wurde mit dem Mythos der »Sauberen Wehrmacht« aufgeräumt. Indem die Täter der Wehrmacht ins Zentrum rückten, traten die persönlichen Opfer und Entbehrungen, die viele Soldaten zweifelsohne erlebt hatten, in den Hintergrund. Die polarisierte Sichtweise ist inzwischen differenzierter geworden. Heute ist bekannt, dass unter den Soldaten sowohl überzeugte Kämpfer, Mitmarschierer, Freiwillige, aber auch an die Front Gezwungene waren.

zitiert aus: Kriegerdenkmäler in der Friedensstadt, Aschendorff Verlag, 2018, S.93f

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Die Schrift

 

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Aus der Werbeschrift einer Satzanstalt im »Dritten Reich«

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Findlinge

»Der Findling kann als ›Klassiker‹ unter den Denkmalsformen bezeichnet werden. Denkmalsfindlinge stehen meist unter einer Eiche auf einem größeren Platz. Die große Beliebtheit von Findlingsdenkmälern ist zunächst einmal in rein äußerlichen Faktoren begründet. Granitfindlinge standen in Norddeutschland allerorts zur Verfügung, die Eiszeit hatte sie aus Skandinavien mitgebracht. Das heißt, nach einem Findling musste nicht lange gesucht werden, der Transportaufwand war bei kleinen bis mittelgroßen Findlingen gering und meistens waren die Transportwege kurz. Zudem war es leicht möglich, die Findlinge mit nur wenig Bearbeitung in Denkmäler zu ›verwandeln‹: Bei den meisten Denkmälern wurde sich lediglich darauf beschränkt, die Vorderseite leicht zu glätten und eine Inschrift einzuhauen. Häufig umringte man den Findling mit kleineren Feldsteinen, die, real oder auch nur optisch, seinen Sockel bildeten. Alles in allem war die Errichtung eines Findlingsdenkmals finanziell gesehen eine sehr günstige Angelegenheit [...]

Neben den pragmatischen ›Vorzügen‹ bei der Entscheidung für ein Findlingsdenkmal gab es aber auch ideologische Gründe. Nach völkischer Lehre im 19. Jahrhundert wurden Findlinge als urgermanische Zeugnisse angesehen. Die so genannten ›Hünengräber‹ aus prähistorischer Zeit wurden als germanische ›Heldenhügel‹ gedeutet und ihnen wurde eine spezifische nationale Aura zugesprochen. Aus diesem Grund wurden sie gegen Ende des 19. Jahrhunderts von den Stiftern als besonders geeignet angesehen, identitätsstiftend zu wirken: eine geeinte deutsche Nation, die sich auf ihre germanischen Wurzeln besinnt [...]

Auch in der Zeit nach dem ersten Weltkrieg wurden [...] neue Findlingsdenkmäler errichtet. Sie folgten in ihrer Bedeutung weiterhin der germanischen Tradition und zeugten von der nationalistischen Haltung der Stifter, für die der deutsche Geist im ersten Weltkrieg unzerstörbar war.«

• Kerstin Klingel, Eichenkranz und Dornenkrone, Landeszentrale für politische Bildung Hamburg, S. 45-47, S. 65-66

»Findlinge wecken Assoziationen zu germanischen und keltischen Hünengräbern und Dolmen. Die Romantik entdeckte sie wieder, nach den Befreiungskriegen verbreiteten sie sich als Denkmalstyp und setzten sich gegen Ende des 19. Jahrhunderts vorwiegend in Norddeutschland gegen den Obelisk durch. [...] Als Monolith steht der Findling für die Einheit des Landes, fast unbearbeitet, strahlt er Naturwüchsigkeit aus, selbst ein Teil der uralten Überlieferung mahnt er zu ewigem Gedenken.«

Hartmut Häger, Kriegstotengedenken in Hildesheim, Gerstenberg 2006, S.134

»Germanisierende Motive finden sich in Gestalt zahlreicher Findlingsdenkmäler. In den Hünengräbern sah man ›Vorbilder für Erinnerungsmale, würdig der Größe des Opfers, das die Söhne unseres Volkes gebracht haben‹.

• Gerhard Schneider, »... nicht umsonst gefallen»?, Hannoversche Geschichtsblätter 1991, S. 203

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I N H A L T
• 
Das Denkmal zum 1. Weltkrieg
• Das Denkmal zum 2. Weltkrieg
Volkstrauertag 2018
Findlinge
Der Todesmarsch
Wegzeichen

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Sarau-Glasau, Kreis Segeberg

Direkt neben der Sarauer Kirche in der Gemeinde Glasau

 

SH Sarau 1WK hinten web


Ein hoch aufgerichteter Findlingsstein auf einem dreistufigen Podest ist das Kriegerdenkmal für die toten Soldaten des 1. Weltkriegs.

 

SH Sarau 1WK vorne web


Der äußere Ring aus Granitwürfeln ist von einem Sandweg umgeben. Die zwei nächsten Reihen werden nach innen versetzt von spitzen bunten Feldsteinen gebildet. Auf ähnlichen Denkmälern sind dort die Namen der toten Soldaten graviert, aber hier ist nichts zu erkennen. Die Namen stehen auf einer Holztafel in der Kirche.

SH Sarau 1WK Inschrift web


Unter einem Eisernen Kreuz lautet die Inschrift, schwarz ausgefüllt wie das Eiserne Kreuz:

1914 – 18.
Euch zum Dank
Uns zur Mahnung

»Ein Mahnmal mahnt so wenig wie
ein Denkmal denkt und ein Grabmal gräbt
man wollte sie nicht vergessen, die Burschen
man wollte allerdings vergessen die Tränen.«
• Georg Schwikart

Dieses Zitat steht auf einer kommentierenden Tafel zum Kriegerdenkmal in Neustadt in Holstein:

»Es ist nicht wahr, dass die Opfer mahnen, bezeugen, Zeugenschaft für etwas ablegen, das ist eine der furchtbarsten und gedankenlosesten, schwächsten Poetisierungen (...) Auf das Opfer darf sich keiner berufen. Es ist Missbrauch. Kein Land und keine Gruppe, keine Idee, darf sich auf ihre Toten berufen.«
Ingeborg Bachmann: Die Wahrheit ist den Menschen zumutbar


Obwohl der 1. Weltkrieg so viele Menschenleben forderte und der Krieg verloren wurde, wird der Kriegstod in den Inschriften fast aller Kriegerdenkmäler als sinnvoll interpretiert, für den man den Soldaten danken muss.
Kerstin Klingel, Eichenkranz und Dornenkrone, 2006, Landeszentrale für politische Bildung Hamburg

 

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Auf dem Nebengrundstück ist die Grundschule von Sarau-Glasau erbaut worden.

 

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Das Denkmal zum 2. Weltkrieg

Einen Steinwurf entfernt steht das nächste Kriegerdenkmal mit der Rückseite zum ersten. Auf einen altarartigen Podest steht ein großes Steinkreuz.

 

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Weg und Umgang des Denkmals sind von hellen Pflastersteinen begrenzt und mit dunklem Split aufgefüllt.

 

SH Sarau 2WK weit web


Der lange Weg zum Denkmal führt durch eine Allee von beschnittenen Lebensbäumen. Die Anlage ist sehr gepflegt.

 

SH Sarau 2WK nah web

 

SH Sarau 2WK EK web


Auf der Frontplatte ist herausgearbeitet worden:

UNSEREN TOTEN
1939 (Eisernes Kreuz in Doppelkontur) 1945

Durch die Darstellung des militärischen Ehrenzeichens »Eisernes Kreuz« ist klar, wer mit »Unseren Toten« gemeint ist: die toten Soldaten der Deutschen Wehrmacht.

 

SH Sarau 2WK Fuer euch web


Mit Blick auf die Kirche liest man auf dem Querbalken des hohen Steinkreuzes:

FÜR EUCH

Das Kreuz bei der Kirche und die Aussage »Für Euch« stellen eine Beziehung zwischen dem Tod im Krieg und dem Erlösungstod Christi her. Der Kreuzestod Christi, als Opfer für die Menschheit, wird dem Kriegstod der Soldaten gleichgesetzt, die sich ebenso opferten und deren Tod so gerechtfertigt wird. Christus wird eins mit den kämpfenden Soldaten, diese werden ihm gleich im Opfer ihres eigenen Lebens.

Jesus kennt seine Bestimmung und hat diesen Auftrag angenommen. Sein Leiden und sein Tod sind das Opfer, dass für die Erlösung der Menschheit gebracht werden muss. Der Kriegstod erfährt mit der Gleichsetzung einen Sinn, der ihn als Liebesbeweis wertet, als bereitwillige und bewußte Hingabe »FÜR EUCH«. Wer den Kriegstod als heilsnotwendig, wie den Tod Christi am Kreuz, ansieht, nimmt ihn als gottgegeben an. Die Hinterbliebenen sollen Trost darin finden, den Kriegstod so zu sehen.

... sondern greift von scheinbar neutraler Warte (»für Euch«, nicht »für uns«) den Opfergedanken auf, der starke Assoziationen zu christlichen Vorstellungen hervorruft. Damit rückt der Krieg in die Sphäre des überindividuellen Schicksals, dem sich die Soldaten in einer freien ethischen Entscheidung gestellt hätten, um die Gemeinschaft zu bewahren: Der Krieg als moralische Herausforderung und Verpflichtung.

Günter Kaufmann, Historische Denkmäler in Kiel in Demokratische Geschichte, Band 7, S. 277

... Die Gedenkstätten sind ausnahmslos Ausdruck des Bedürfnisses, das Gedenken an den Tod der Soldaten zu sakralisieren, also zu etwas Heiligem zu stilisieren. In Form von Kreuzen, Säulen, Räumen der Stille oder Plastiken wird nicht der Tod, sondern der vorgebliche Sinn dieses Todes dargestellt [...]
Die Sakralisierung schirmt die Gedenkorte auch gegen Widerspruch ab, denn wer würde in einem Raum der Stille oder vor einem Kreuz laut protestieren? Die Ent-Profanisierung beschützt den Tod der Soldaten besonders vor Ansprüchen der Überlebenden. Obwohl diese im Einsatz eine Gruppe bildeten, grenzen die Denkmäler die Toten von den Versehrten ab.
Nur wer starb, wird in Inschriften und auf Tafeln geehrt, wer überlebte nicht. [...] Psychische Krankheiten, lebenslange körperliche Schäden, Schwierigkeiten bei der beruflichen Widereingliederung ließen sich mit der Sakralisierung des Gedenkens nicht in Einklang bringen.

Clemens Tangerding, Für Deutschland gestorben, Beitrag des Deutschlandfunks vom 18.11.2012

 

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Volkstrauertag 2018

 

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Die Gemeinde, die Kirchengemeinde, die Feuerwehren und Vereine haben »In stillem Gedenken« einen gemeinsamen Kranz mit schwarz-rot-goldener Schleife niedergelegt.

 

SH Sarau VTT Schleifen web


Doch nur scheinbar stellt sich das Kriegerdenkmal dem Vergessen in den Weg. Tatsächlich befördert es das Vergessen, indem es nur ausgewählte Aspekte des Geschehenen repräsentiert: Wirkungen ohne Ursachen, Geschehnisse ohne Geschichte, Ergebnisse ohne Prozesse, Namen ohne Persönlichkeit, Opfer ohne Täter. »Auf welchem dieser steinernen oder metallenen ›Ehrenmale‹ wurde beim Namen genannt, für wen oder was gestorben worden ist? Kein Wort von nationaler Machtpolitik, von Hegemonialstreben, nackten Besitzinteressen, Beutegier, Eroberungsgelüsten und Weltherrschaftsphantasien, für die Millionen von deutschen und fremden Soldaten umgekommen sind. Diese Motive werden ebenso wenig genannt wie die Namen derer, die in den beiden Weltkriegen aus dem Massensterben Profit geschlagen, Blut in Gold verwandelt und zu ihrem eigenen militärischen Ruhm gewissenlos ganze Armeen geopfert haben.« [Ralph Giordano, Die zweite Schuld, S. 324].

Hartmut Häger, Kriegsgedenken in Hildesheim, S. 29

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Findlinge

»Der Findling kann als ›Klassiker‹ unter den Denkmalsformen bezeichnet werden. Denkmalsfindlinge stehen meist unter einer Eiche auf einem größeren Platz. Die große Beliebtheit von Findlingsdenkmälern ist zunächst einmal in rein äußerlichen Faktoren begründet. Granitfindlinge standen in Norddeutschland allerorts zur Verfügung, die Eiszeit hatte sie aus Skandinavien mitgebracht. Das heißt, nach einem Findling musste nicht lange gesucht werden, der Transportaufwand war bei kleinen bis mittelgroßen Findlingen gering und meistens waren die Transportwege kurz. Zudem war es leicht möglich, die Findlinge mit nur wenig Bearbeitung in Denkmäler zu ›verwandeln‹: Bei den meisten Denkmälern wurde sich lediglich darauf beschränkt, die Vorderseite leicht zu glätten und eine Inschrift einzuhauen. Häufig umringte man den Findling mit kleineren Feldsteinen, die, real oder auch nur optisch, seinen Sockel bildeten. Alles in allem war die Errichtung eines Findlingsdenkmals finanziell gesehen eine sehr günstige Angelegenheit [...]

Neben den pragmatischen ›Vorzügen‹ bei der Entscheidung für ein Findlingsdenkmal gab es aber auch ideologische Gründe. Nach völkischer Lehre im 19. Jahrhundert wurden Findlinge als urgermanische Zeugnisse angesehen. Die so genannten ›Hünengräber‹ aus prähistorischer Zeit wurden als germanische ›Heldenhügel‹ gedeutet und ihnen wurde eine spezifische nationale Aura zugesprochen. Aus diesem Grund wurden sie gegen Ende des 19. Jahrhunderts von den Stiftern als besonders geeignet angesehen, identitätsstiftend zu wirken: eine geeinte deutsche Nation, die sich auf ihre germanischen Wurzeln besinnt [...]

Auch in der Zeit nach dem ersten Weltkrieg wurden [...] neue Findlingsdenkmäler errichtet. Sie folgten in ihrer Bedeutung weiterhin der germanischen Tradition und zeugten von der nationalistischen Haltung der Stifter, für die der deutsche Geist im ersten Weltkrieg unzerstörbar war.«

• Kerstin Klingel, Eichenkranz und Dornenkrone, Landeszentrale für politische Bildung Hamburg, S. 45-47, S. 65-66

»Findlinge wecken Assoziationen zu germanischen und keltischen Hünengräbern und Dolmen. Die Romantik entdeckte sie wieder, nach den Befreiungskriegen verbreiteten sie sich als Denkmalstyp und setzten sich gegen Ende des 19. Jahrhunderts vorwiegend in Norddeutschland gegen den Obelisk durch. [...] Als Monolith steht der Findling für die Einheit des Landes, fast unbearbeitet, strahlt er Naturwüchsigkeit aus, selbst ein Teil der uralten Überlieferung mahnt er zu ewigem Gedenken.«

Hartmut Häger, Kriegstotengedenken in Hildesheim, Gerstenberg 2006, S.134

»Germanisierende Motive finden sich in Gestalt zahlreicher Findlingsdenkmäler. In den Hünengräbern sah man ›Vorbilder für Erinnerungsmale, würdig der Größe des Opfers, das die Söhne unseres Volkes gebracht haben‹.

• Gerhard Schneider, »... nicht umsonst gefallen»?, Hannoversche Geschichtsblätter 1991, S. 203

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Der Todesmarsch

Stephan Linck dokumentiert auf Seite 151 in seinem Buch »Neue Anfänge?« Band 2 die Probleme, die Gerhard Hoch Ende der 1980er Jahre bei der Erforschung des Todesmarsches von Auschwitz nach Holstein in der Gemeinde Glasau-Sarau bekam:

Das Kirchenamt leitete eine Anfrage Hochs auf Einsichtnahme in die Gemeindechronik an die Kirchengemeinde Sarau weiter. Dort wiederum wurde eine Kopie der Anfrage an Max Schmidt, dem ehemaligen SS-Kommandoführer des Todesmarsches, der in Sarau lebte, weitergeleitet, woraufhin dessen Anwälte Hoch mit Rechtsmitteln drohten. Hoch warf dem Kirchenamt ob des Vertrauensbruchs »Kumpanei« mit dem KZ-Kommandanten vor und es kam zu einem scharfen Schriftwechsel. Die Kirchengemeinde verweigerte Hoch trotz anderslautender Rechtslage die Einsicht in die Gemeindechronik. Bischof Wilckens versuchte vergeblich zugunsten von Hoch bei der Kirchengemeinde Sarau und Pastorin Großmann zu intervenieren, was von Hoch ausdrücklich anerkannt wurde.

1998 erschien Gerhard Hochs Buch »Von Auschwitz nach Holstein. Die jüdischen Häftlinge von Fürstengrube« in Hamburg.

Als 2003 der AKENS (Arbeitskreis zur Erforschung des Nationalsozialismus in Schleswig-Holstein e.V.) Gerhard Hoch eine Festschrift widmete schrieb der Neumünsteraner Propst i.R. Johannes Jürgensen das Vorwort, darin bedauerte er, »dass einige kirchliche Stellen es Gerhard Hoch sehr erschwert haben, einzelne Vorgänge zu klären, belastende und entlastende Tatbestände zu erheben«. Und bezeichnete Hoch als »Wegbereiter einer Versöhnungsarbeit«.

Lesen Sie über die Bedeutung von Gerhard Hoch für seine Heimat Holstein auf der Website der Gedenkstätte Ahrensbök:

Anstifter der ersten Stunde

 

Am 19. Januar 1945 begann im Auschwitz-Außenlager Fürstengrube in Oberschlesien die Evakuierung des Lagers, bedingt durch die herannahenden Truppen der Roten Armee. Fehlende Ernährung, Krankheiten, Erschöpfung, Misshandlungen und Morde forderten auf diesem Todesmarsch von Januar bis Mai 1945 mit mehreren Zwischenstationen zahlreiche Opfer.

Der Todesmarsch erfolgte unter Leitung des letzten Lagerleiters SS-Oberscharführer Max Schmidt aus Neuglasau.

Vom Zeitpunkt der Evakuierung an befanden sich noch 1283 Gefangene, meist jüdischer Herkunft, in Fürstengrube. Davon wurden etwa 250 erschossen und die verbliebenen rund 1000 Gefangenen auf einen Todesmarsch nach Gleiwitz getrieben, dort in offenen Bahnwaggons deportiert und innerhalb von 14 Tagen über Mauthausen in Österreich nach Nordhausen am Harz in das KZ Mittelbau transportiert. Bei dem Transport erfroren viele Häftlinge, die unzureichend gekleidet, ungeschützt und geschwächt durch die Lagerhaft einer Witterung von minus 20° nicht mehr standhalten konnten. Die Toten, die während der Fahrt starben, wurden zum Teil bereits auf der Fahrt kurzerhand aus dem Zug geworfen. Ihre Leichen fand man entlang der Bahnschienen und bestattete sie auf den angrenzenden Friedhöfen.

Nach der Ankunft der wenigen Überlebenden dieses Transportes wurden die Häftlinge in der unterirdischen Waffenfabrik der Oda-Werke in Blankenburg eingesetzt, einem Außenlager des KZ Mittelbau, wo sie die so genannten V-Waffen V1 und V2 in Zwangsarbeit herstellen mussten.

Nach vier Wochen im KZ Mittelbau wurden 200 überlebende Häftlinge gesammelt und nach Magdeburg getrieben. Auf dem Weg dorthin traf die Kolonne auf eine Gruppe von 300 Häftlingen – mehrheitlich sowjetische Kriegsgefangene sowie Holländer, Franzosen und Belgier – die gemeinsam weitergetrieben wurden.

Die Häftlinge wurden am 9. April 1945 auf einen offenen Schleppkahn verladen und über die Elbe nach Lauenburg und den Elbe-Lübeck-Kanal nach Lübeck transportiert, wo sie am 12. April 1945 im Industriehafen Lübeck-Vorwerk eintrafen.

Von dem Industriehafen Lübeck-Vorwerk aus wurden die Häftlinge am 13. April 1945 17 km weit über Bad Schwartau (dort wurden 3 Menschen erschossen), Pohnsdorf, Curau (auf dem Weg dorthin wurden 20 Menschen erschossen) nach Ahrensbök getrieben, das sie am 14. April 1945 erreichten. Dort wurden die Häftlinge in zwei Gruppen geteilt. Die eine Gruppe wurde in eine vier Kilometer entfernte Feldscheune bei Siblin, die andere sechs Kilometer in eine Scheune bei Glasau/Sarau getrieben.


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Foto: Genet / Wikimedia Commons

• Die Scheune auf Gut Glasau – 450 Meter von der Sarauer Kirche entfernt – im April 1945 Unterbringungsort für einen Teil der Häftlinge

Die Häftlinge verblieben dort bis zum 30. April 1945. Während dieser Zeit wurden weitere Häftlinge erschossen. Die aus Westeuropa stammenden Häftlinge wurden Ende April vom Schwedischen Roten Kreuz unter Graf Folke Bernadotte gerettet, bekannt als die Rettungsaktion der Weißen Busse.

Anfang Mai mussten die Häftlinge über Süsel nach Neustadt in Holstein marschieren. In Süsel wurden am Abend des 1. Mai 1945 14 oder 15 Häftlinge in einer Scheune erschossen.

In Neustadt wurden die verbliebenen Häftlinge auf die Cap Arcona verschifft. Durch einen Angriff von Jagdbombern der Royal Air Force, der am 3. Mai 1945 zur Versenkung der Cap Arcona führte, kamen die meisten der 4600 Häftlinge, die sich zur Zeit des Angriffes auf dem Schiff befanden, um.

Die Toten sind auf dem Waldfriedhof der Gemeinde Timmendorfer Strand, auf dem Ehrenfriedhof Cap Arcona in Neustadt und auf dem Ehrenfriedhof für die Toten der Cap Arcona- und Thielbek-Katastrophe bei Haffkrug begraben.

Nach Wikipedia, abgerufen am 28. März 2019


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     Foto aus der Dokumentation der Gedenkstätte Ahrensbök

Die Familie von Hoff, Eigentümerin von Gut Glasau, stellten diesen Gedenkstein vor der Scheune auf: »Zum Gedenken an die Opfer des KZ-Klosterwerk in Blankenburg / Harz, die vom 3. – 30. April 1945 hier umkamen« und luden mehrere Jahre die Nachkommen der Opfer ein.


SH Sarau VTT 2019 web


Zum Volkstrauertag 2019 legte die Gemeinde auch hier einen Kranz mit schwarz-rot-goldener Schleife nieder.


Eine ausführliche Dokumentation des Todesmarsches mit vielen Fotos und Landkarten finden Sie auf der Website der Gedenkstätte Ahrensbök.

Gedenkstätte Ahrensbök


Helge Buttkereit stellte sein aktuelles Buch über die Erinnerungskultur im Kreis Segeberg vor, als die Wanderausstellung der Nordkirche »Neue Anfänge nach 1945?« Station in der Bad Segeberger Marienkirche machte.

Präsentation Sarau

Komplette Präsentation

Buchbestellung


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Wegzeichen

Seit dem 1. September 1999 markieren zwölf Stelen – frei und aufrecht stehende Platten aus Beton mit eingelassenen Tontafeln und Tonfiguren – die Wegstrecke, auf der im April 1945 etwa 500 Häftlinge aus den Konzentrationslagern Auschwitz-Fürstengrube und Mittelbau-Dora von Lübeck über Bad Schwartau, Pohnsdorf, Curau, Bokhof, Dunkelsdorf, Ahrensbök, Siblin, Sarau, Süsel bis nach Neustadt i.H. marschieren mussten, wo die meisten auf Häftlingsschiffen in der Lübecker Bucht während eines britischen Bombardements ihr Leben verloren.


                  SH Sarau Todesmarsch Genet Wikimedia Commons web
                  Foto: Genet / Wikimedia Commons

                  • Die Erinnerungsstele in Sarau an der Kirche

Die Wegzeichen sind das Werk von 15 jungen Menschen aus Polen, Tschechien, Weißrussland und aus Deutschland. Während eines gemeinsamen internationalen Sommerlagers – initiiert von der Gruppe 33, einer Bürgerinitiative, die sich als Arbeitsgemeinschaft zur Zeitgeschichte in Ahrensbök organisiert hatte – und in Zusammenarbeit mit der international aktiven Aktion Sühnezeichen/Friedensdienste – arbeiteten sie 14 Tage lang unter Anleitung des Berliner Künstlers Wolf Leo. Nicht an Schuld, so Leo, sollen die Stelen erinnern, sondern an die Verantwortung der Nachgeborenen.

Lesen Sie mehr auf der Website der Gedenkstätte Ahrensbök unter »Wegzeichen erinnern und mahnen«

Wegzeichen

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I N H A L T

Die Denkmalsanlage
Die Geschichte
Zeitgeist
Weiherede: Generalleutnant a.D. von Kluge
Volkstrauertag 2018
»Unseren Helden«
Erhebung Schleswig-Holsteins
Die Friedenseiche
Das Eiserne Kreuz

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Schlamersdorf, Kreis Segeberg

Vor der St. Jürgen-Kirche an der Hauptstraße

Schlamersdorf war früher das Kirchdorf im Gut Seedorf und ist jetzt ein Ortsteil der Gemeinde Seedorf.

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Die rechteckige Anlage erstreckt sich parallel zur Straße, ein verzierter Gitterzaun umschließt sie. Zwei kräftige, bunt gemauerte Steinpfeiler flankieren den breiten, mit einer Eisenkette verschlossenen Eingang.

 

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Der ebenso breite Sandweg führt an Rosenbeeten vorbei bis zu den Denkmälern beider Weltkriege. Vorher gehen Wege ab zum Friedensstein 70/71 (rechts) und zum Gedenkstein »Erhebung Schleswig-Holsteins« (links). Das Denkmal zum 2. Weltkrieg in der Mitte, beim Betreten der Anlage das erste, wurde 1952 eingeweiht.

 

SH Schlamersdorf gesamt web


Eine zweistufige Steintreppe führt zur Denkmalswand für den 2. Weltkrieg. Die kurz geschnittene, immergrüne Hecke nimmt auf beiden Seiten den Bogen der Wegkante auf. Dahinter wächst ein Rhododendron über die Denkmalswand, die einem Grabstein ähnelt, hinaus bis zu den beiden Pfeilern mit je einer aufgesetzten flachen Schale. Steinmetzmeister Kühn aus Ahrensbök hat die drei Teile des Denkmals aus dem gleichen rötlichen Gestein erstellt. 1952 ist es eingeweiht worden.

 

SH Schlamersdorf 2WK web


Aus dem oberen, waagerechten Stein ist die Widmung mittig in klotzigen Buchstaben herausgearbeitet worden:

Den Opfern des
Krieges
1939-45

 

     SH Schlamersdorf Schale web


Die beiden Pfeiler rechts und links stehen auf einem breiteren Sockel und tragen eine flache Steinschale. Wir vermuten, dass es Feuerschalen sein sollen. Vielleicht hat eine ähnliche Interpretation wie diese von Hartmut Häger in seinem Buch »Kriegstotengedenken in Hildesheim« auf Seite 141 zu dieser Symbolik in Schlamersdorf geführt: »Feuerrituale stiften eine Atmosphäre, in der die emotionale Komponente dominiert, der übersinnliche Opfergedanke zum Ausdruck kommt, das Licht die Dunkelheit durchdringt und ihr dennoch erliegt.«

In der Zeit des Nationalsozialismus, die bei der Errichtung des Denkmals erst sieben Jahre zurücklag, hatten Fackeln, Feuerschalen und Feuerrituale eine wichtige Rolle gespielt, z.B. beim rituellen Entzünden der Sonnwendfeuer.

 

SH Schlamersdorf 1WK gerade web


Hinter dem großen Rhododendron – wir haben das helle Eiserne Kreuz schon darüber hinweg lugen sehen – steht das Kriegerdenkmal für die toten Soldaten des 1. Weltkriegs aus Granitgestein. Ein quadratischer, gepflasteter Sockel mit vier von großen Steinkugeln gekrönten und mit Eisenketten verbundenen Eckpfeilern trägt das vielstufige Monument.

 

SH Schlamersdorf EK web


Auf der steinernen Abdeckung thront ein aufgesetztes dreidimensionales Eisernes Kreuz aus Granit. Darin graviert sind von oben nach unten: die preußische Königskrone, das »W« für Wilhelm II., der das militärische Ehrenzeichen 1914 in 2. Stiftung erneuerte und es durch seine breit angelegte Verleihungspraxis zu dem deutschen Orden machte. Das Eiserne Kreuz auf Kriegerdenkmälern wird den Soldaten posthum und kollektiv für Ihre durch den Kriegstod bewiesene Tapferkeit und Treue verliehen, egal wie sich der Einzelne tatsächlich verhalten hat.

 

     SH Schlamersdorf 1WK 1S web


Darunter folgen an den vier Seitenflächen die Namen der 31 toten Soldaten des Kirchspiels geordnet nach Herkunftsort und darin nach Sterbedatum. Herkunftsorte sind: Gut Seedorf, Gut Hornstorf, Gut Muggesfelde und Gut Groenwohld. Schlamersdorf ist in der Zeit Kirchort des Guts Seedorf und wird nicht eigenständig genannt.


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Interessantes Detail: der Mittelstrich des »W« als Totenkreuz.

 

SH Schlamersdorf Unseren Helden web


An der Frontseite des Denkmals ist auf der ersten Sockelstufe eine Fläche für die Widmung geglättet worden. Dort steht mittig die Inschrift:

Unsern Helden
1914 1918

 

SH Schlamersdorf 1WK ganz web

 

SH Schlamersdorf Rueckseite web2


Das Monument von hinten: deutlich zu sehen die Fahnenmasten, die beide Denkmäler flankieren und die Feuerschalen über dem Rhododendron.

 

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Die Rückseite mit Namen von Gut Seedorf und Gut Hornstorf, zu der Zeit gab keine freien Dörfer in dieser Gegend.

 

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Die Geschichte

Aus der Dorfchronik bis 1925 von Pastor Bruhn:

S. 83
»Während 1870-71 keinem Gemeindegliede das Eiserne Kreuz verliehen ward, erhielten im Weltkriege von den rund 300 einberufenen Gemeindegliedern nahe an 100 diese Auszeichnung [...] Von denen, welche beim Ausbruch des Krieges gerade ihrer Dienstpflicht genügten, kehrte nur die Hälfte zurück, etliche wurden vorzeitig wegen schwerer Verwundungen entlassen, nachdem sie Jahr und Tag im Lazarett gelegen. Unverwundet blieb von ihnen, soweit sie wirklich (fechtend) an den Frontkämpfen dauernd teilnahmen, kaum einer. [...] Den Heldentod vorm Feinde oder an ihren Wunden fanden: Aus Schlamersdorf ...«

 

SH Schlamersdorf Karte web

1937: Noch steht das Denkmal zum 1. Weltkrieg allein vor der Kirche

SH Schlamersdorf 1937 Detail web


Ein Ausschnitt aus der Karte von 1937.


Aus der Dorfchronik der Gemeinde Seedorf von Bruno Köll von 1925 bis 1983:

S.43
»Unsere Gemeinde im ›1000jährigen Reich‹. Rückblickend ist es schwer, genauere Einzelheiten über diese Zeitspanne zu berichten, dieses besonders auf die Einwirkungen auf unsere Gemeinde. Hier nur einige gravierende Einzelheiten. Neu eingeführt wurden die sogenannten Bauernführer auf den Dörfern. Gliederungen wie SS, SA, Hitler-Jugend, B.D.M. und Reiter-SA wurden auch bei uns geschaffen. Sie sind aber – Gott sei Dank – zu keiner Zeit und nirgendwo unlieb aufgefallen. [...] Die Gemeinde hat wie alle anderen Gemeinden in Deutschland einen beträchtlichen Blutzoll erbracht. Mancher von ihnen, der hinauszog, hat sein Leben für Volk und Vaterland gelassen [...]. Aber auch in der Gemeinde Seedorf blieb dieses schreckliche Kriegsereignis für die Daheimgebliebenen, also ältere Männer, kranke Männer, Frauen und Kinder nicht ohne Auswirkungen. Zwar wurde unsere Gemeinde von den so furchtbaren Bombenangriffen ziemlich verschont. Es fielen lediglich außerhalb der Ortschaften einige, z.T. als Blindgänger. [...] Jedoch hatte die Bevölkerung die Möglichkeit, die furchtbare Bombardierung am Abend zu beobachten. Wenn in Kiel, Neumünster, Lübeck oder sogar in Hamburg die Bombenteppiche fielen, färbte sich der nächtliche Himmel im Feuerschein blutig rot. Jetzt machte sich das ›Leben auf dem Land‹ positiv bemerkbar. Eine eigentliche Lebensmittelnot setzte hier nicht ein.«

S.46
»Unsere Gefallenen und Vermißten des 2. Weltkrieges 1939 - 1945. Wieviele junge Menschen aus dieser Gemeinde mußten ihr Leben hergeben? Keiner kann die genaue Zahl sagen. Die Fluktuation der Bevölkerung besonders in den ersten Nachkriegsjahren war zu groß, um jetzt noch eine vollständige Namenserfassung zu erbringen. Nur eines ist gewiß: Auch die Gefallenen und Vermißten aus unserer Gemeinde gehören mit zu dem großen Heer der Millionen, die in unsagbarem Leid und quälender Angst ihr Leben im Glauben an die Plichterfüllung opferten. Diesen Toten gebührt höchste Erfurcht!«

S.57
»Das Ehrenmal in Schlamersdorf mit neuem Gesicht. Ein langjähriger Wunsch der Bevölkerung wird nun in Erfüllung gehen. Das Ehrenmal für die Opfer der beiden Weltkriege wird umgestaltet. [...] Ohne den Charakter und das Gesamtbild zu verändern, ist es gelungen, hier eine weitere Sehenswürdigkeit für den Bereich des Kirchspiels Schlamersdorf zu schaffen. [...] Dank gebührt aber auch den freiwilligen Helfern und dem Leiter der Außenstelle der Volkshochschule, Hans Pophal, für den von ihm gefertigten Entwurf zur Umgestaltung.«

S. 228
»Eine Gemeinde sollte sich nicht innerhalb ihrer Ortsgrenzen abkapseln, sondern auch Verbindung nach außen aufnehmen. [...] 1961: Gründung der Patenschaft zu den Soldaten der Bundeswehr [...] 1961: Panzerbesuch in der Patengemeinde – Die Freundschaft wurde vertieft. Das 3. Panzerbataillon 184 aus Neumünster war mit seinen 47-Tonnen-Panzern wieder einmal in der Patengemeinde Seedorf zu Besuch. [...] Vier Tage herrschte in der Gemeinde eine echte »Manöverball-Stimmung«. [...] Am zweiten Tag fanden sich viele Neugierige bei den Panzersoldaten ein, um die Ungetüme auf Herz und Nieren zu untersuchen.«

Nach vielen weiteren Treffen wird am 23.5.1980 ein letzter Eintrag zur Patenschaft gemacht:
»Patenkompanie lud zu einem Scharfschießen ein. [...] Als besondere Ehre wurde das Eintreffen des Bataillons-Kommandeurs Oberstleutnant Kolster gewertet. [...] Um 22 Uhr begann das eigentliche Scharfschießen, das die Teilnehmer aus Seedorf in unmittelbarer Nähe mit erlebten. Zunächst das MG-Schießen mit scharfer Leuchtspurmunition und das Scharfschießen der Panzer aus ihren Panzerkanonen. Obwohl die Gäste Watte in den Ohren trugen, war das Geräusch der Schußdetonationen gewaltig. Gewaltig aber auch das Bild, wenn die Granaten ihr in etwa 1.000 Meter Entfernung aufgestelltes Ziel erreichten und zerstörten. Die Ziele wurden selten verfehlt. Eine besondere Überraschung erlebte die einzige weibliche Teilnehmerin der Veranstaltung, Renate Stender. Sie hatte Geburtstag und durfte mit Genehmigung des Kommandeurs einen Panzer besteigen und als Einleitung ihres Geburtstages, kurz nach 24 Uhr, einen gezielten scharfen Schuß abfeuern.«

Fazit: 1983 schrieb der Chronist nicht, dass der 2. Weltkrieg ein Angriffskrieg war, der von Deutschland ausging und die »gefallenen« Soldaten Beteiligte dieses verbrecherischen Krieges. Der Vernichtungskrieg der Wehrmacht mit seinen Millionen zivilen Opfern wird nicht erwähnt. »Der deutsche Soldat hat sich sui generis heldenhaft verhalten,« schreibt Hartmut Häger in seinem Buch ›Kriegstotengedenken in Hildesheim‹ auf Seite 33, »so wenig wie er dürfen die Reichswehr oder die Wehrmacht in Zweifel gezogen werden. Die von Hindenburg am 18. November 1919 im parlamentarischen Untersuchungsausschuss des Reichstags als Erklärung für die Niederlage des Ersten Weltkriegs vorgetragene ›Dolchstoßlegende‹ oder die Proteste gegen die ›Wehrmachtsausstellung‹ über von ihr begangene Verbrechen im Zweiten Weltkrieg sind Ausdruck der Bemühungen, sowohl die militärischen Institutionen wie auch die ihnen angehörenden Personen der geschichtlichen Realität und damit auch der Verantwortung zu entziehen.«

Interessant in Bezug auf die 2. Weltkriegs-Inschrift auf dem Denkmal, auf die sich auch die nachfolgende Weiherede von Generalleutnant a.D. von Kluge bezieht: Es gab keine zivilen Todesopfer im Kirchspiel.

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Zeitgeist

»Bedenkt man, dass die damals bei der Denkmalserrichtung Beteiligten fast ausnahmslos den Krieg, in welcher Form auch immer, selbst miterlebt hatten, ist es nachvollziehbar, dass ein Projekt zur Ehrung der gefallenen Soldaten Unterstützung fand. Dieses Festhalten am militärischen Gedenken wie auch die Selbstwahrnehmung der Soldaten als Opfer war seinerzeit schlüssig, doch für uns ist es heute ›angesichts rechtsextremer Tendenzen unter den Veteranen und des aufwühlenden Streits um den verbrecherischen Charakter des nationalsozialistischen Krieges‹ (Kühne Thomas: Zwischen Vernichtungskrieg und Freizeitgesellschaft, S.92 in Nachkrieg in Deutschland) erschreckend. So waren die Veteranen, ihre Kriegserfahrungen, Erzählungen und Denkweisen, in den ersten Jahren des Wiederaufbaus noch integraler Bestandteil der deutschen Gesellschaft. Je ziviler und pluralistischer sich diese in den nächsten Jahrzehnten entwickeln sollte, desto isolierter würden viele Veteranen der Wehrmacht mit ihrer Weltsicht werden.

Der kalte Krieg stellte zunächst die Voraussetzung für das kollektive Vergessen der kriegerischen Extreme dar. Doch spätestens im Jahr 1995, mit Eröffnung der Wanderausstellung ›Verbrechen der Wehrmacht‹ und der fotografischen Dokumentation der Kriegsverbrechen wurde mit dem Mythos der ›Sauberen Wehrmacht‹ aufgeräumt. Indem die Täter der Wehrmacht ins Zentrum rückten, traten die persönlichen Opfer und Entbehrungen, die viele Soldaten zweifelsohne erlebt hatten, in den Hintergrund. Die polarisierte Sichtweise ist inzwischen differenzierter geworden. Heute ist bekannt, dass unter den Soldaten sowohl überzeugte Kämpfer, Mitmarschierer, Freiwillige, aber auch an die Front Gezwungene waren.

zitiert aus: Kriegerdenkmäler in der Friedensstadt, Aschendorff Verlag 2018, S.93f


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Weiherede: Generalleutnant a.D. von Kluge

In der Chronik der Gemeinde Seedorf von Bruno Köll wird auf Seite 73f ein Zeitungsartikel zur »Enthüllung des Ehrenmals« im Oktober 1952 abgedruckt. Generalleutnant a.D. von Kluge hielt die »Weiherede«, er war zu der Zeit der Kreisverbandsvorsitzende des Verbandes Deutscher Soldaten in Bad Segeberg.

»Mahnmal treuester Pflichterfüllung
Unter starker Anteilnahme der Vertreter aller Organisationen vollzogen gestern vormittag die Gemeinden Seedorf und Nehms auf dem Vorplatz der Schlamersdorfer Kirche die Enthüllung des den Opfern des Krieges 1939 – 1945 gewidmeten Ehrenmals. [...] Der Enthüllung des Ehrenmals ging in der vollbesetzten Kirche der Festgottesdienst mit der Predigt von Pastor Lenke [Walter Lenke aus Pommern, Pastor in Schlamersdorf von 1946 - 1953] voraus, der dieser den Psalm 118 Vers 17 ›Ich werde nicht sterben, sondern leben und des Herren Werke verkünden‹ zugrunde legte. [...] Er [Generalleutnant a.D. von Kluge] gedachte der über 200 Toten und Vermißten der Gemeinde Seedorf und Nehms, die auch hier davon zeugten, wie schwer dieser Krieg das ganze deutsche Volk getroffen habe. Gerade am heutigen Tage der Treue, den der Verband Deutscher Soldaten überall durchführe, sei es Pflicht, nicht nur der gefallenen Kameraden, sondern auch aller Opfer des Krieges zu gedenken, gleichviel ob es sich um Frauen, Mütter, Kinder, Brüder, Schwestern und Väter oder Bauern handele, die den Kugeln tieffliegender Jabos zum Opfer fielen, ihnen allen sei dieser Stein gewidmet. Auf dem deutschen Heldentum werde sich einst die europäische Armee aufbauen, das aus Treue, Opferbereitschaft und Pflichterfüllung erwachse [starke Worte sieben Jahre nach dem Ende des 2. Weltkriegs, der ein Angriffskrieg Deutschlands auf fast alle seiner europäischen Nachbarstaaten war]. Das Ehrenmal treuester Pflichterfüllung stehe im Schatten der Kirche, umgeben von den Mahnsteinen großer Zeiten, eingedenk der Mahnung, daß ein Volk ohne Traditionen untergehe. Dann fiel bei den Worten: ›Und setzet ihr nicht das Leben ein, nie wird euch das Leben gewonnen sein!‹ die Hülle des Ehrenmals, und das Lied vom ›Guten Kameraden‹ ließ die Festversammlung zur Gemeinschaft des Gedenkens und des Dankes werden.

Worte des Dankes fand auch der Kreisgeschäftsführer des Reichsbundes, Block, der daran erinnerte, daß das Ehrenmal denen gewidmet sei, die ihr Leben im Glauben an ein besseres Deutschland opferten. [...] Mit dem Liede ›Deutschland, heiliges Land‹ erreichte der Weiheakt seinen Höhepunkt und beendete eine Feier, in der das deutsche Gemüt sich in herzlicher Weise bewiesen hat.«

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Volkstrauertag 2018

Drei Kränze sind niedergelegt worden. Die Kirchengemeinde: »Zu Ehren den Opfern von Krieg und Verfolgung«, die Gemeinde Seedorf und Nehms: »In stillem Gedenken« und die Freiwillige Feuerwehr Seedorf Nehms: »Unseren Kameraden in stillem Gedenken«.

 

SH Schlamersdorf VTT2018 web


»Doch nur scheinbar stellt sich das Kriegerdenkmal dem Vergessen in den Weg. Tatsächlich befördert es das Vergessen, indem es nur ausgewählte Aspekte des Geschehenen repräsentiert: Wirkungen ohne Ursachen, Geschehnisse ohne Geschichte, Ergebnisse ohne Prozesse, Namen ohne Persönlichkeit, Opfer ohne Täter. ›Auf welchem dieser steinernen oder metallenen ›Ehrenmale‹ wurde beim Namen genannt, für wen oder was gestorben worden ist? Kein Wort von nationaler Machtpolitik, von Hegemonialstreben, nackten Besitzinteressen, Beutegier, Eroberungsgelüsten und Weltherrschaftsphantasien, für die Millionen von deutschen und fremden Soldaten umgekommen sind. Diese Motive werden ebenso wenig genannt wie die Namen derer, die in den beiden Weltkriegen aus dem Massensterben Profit geschlagen, Blut in Gold verwandelt und zu ihrem eigenen militärischen Ruhm gewissenlos ganze Armeen geopfert haben.‹ [Giordano, Die zweite Schuld, S. 324]«

Hartmut Häger, Kriegstotengedenken in Hildesheim, Gerstenberg 2006, S. 29

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»Unseren Helden«

Vier Jahre waren die Soldaten bei zunehmender Technisierung des Krieges vor allem für das maschinelle Töten zuständig. Soldaten beider Seiten harrten im Schlamm in den Schützengräben aus und mussten den Tod als etwas jederzeit Mögliches, Alltägliches hinnehmen. Diese Abstumpfung des Einzelnen thematisiert die Inschrift nicht – im Gegenteil: sie glorifiziert den heldenhaften Kampf.

»Sie starben den Heldentod« steht dann auf den Denkmälern. So, als ob das Sterben die Erfüllung ihres Lebens, die Bestimmung des soldatischen Auftrags ist. Der Tod eines Soldaten muss erklärt und gerechtfertigt werden und er begründet eine spezifische Erinnerungspflicht. Wobei es nicht die Toten sind, die die Lebenden dazu verpflichten könnten, es sind immer die Überlebenden, die als Denkmalstifter die Getöteten für ihre Zwecke benutzen, sie als Helden, als Retter des Vaterlands, als Vorbild für Treue und Pflichterfüllung benennen, deren Tod nicht sinnlos gewesen sein darf. Bis 1945 benutzen die Nationalsozialisten die toten Soldaten für eine Verpflichtung an die nachfolgende Generation, ihnen an Kampfesmut und Opferbereitschaft nicht nachzustehen.


»Mit der Bezeichnung ›Held‹ sollte die besondere militärische Leistung des Gefallenen, die letztendlich vor allem in seinem Tod bestand, verbal ausgezeichnet werden. Der Tod der Soldaten belegt nicht ihr militärisches Versagen, sondern zeugt von besonderem Mut und Einsatz. Das soll die Hinterbliebenen stolz machen. [...] Die Soldaten, die lebend aus dem Krieg wieder heimgekehrt sind, werden in den Inschriften nicht als Helden bezeichnet.«

 • Kerstin Klingel, Eichenkranz und Dornenkrone, Landeszentrale für politische Bildung Hamburg 2006, S. 89


»3701 Solinger fielen ›auf dem Felde der Ehre‹, wie es damals hieß. Zusammen mit fast zehn Millionen anderen jungen Männern sinnlos geopfert von einer Clique machtverwöhnter Aristokraten und Politiker, denen es – so weiß man heute – völlig egal war, wer da für sie starb.«

• Uli Preuss im Solinger Tageblatt, 9. November 2018


»Ende der 60er, Anfang der 70er gibt es in Deutschland einen grundlegenden Paradigmenwechsel. Es kommen jüngere Historiker und jüngere Offiziere in verantwortliche Positionen, die vieles von dem was vor 1914 bis 1918 war hinterfragen, die auch ganz andere Fragen an die Vergangenheit stellen und an die entsprechenden Repräsentationen der Vergangenheit. Die sich fragen: Ist es noch zeitgemäß Erinnerungen zu pflegen, die Ausdruck von Aggression, Imperialismus und Hybris ist?«

Michael Epkenhans, Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr, Potsdam

 

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Erhebung schleswig-Holsteins 1848

Die Inschrift auf der schwarzen Platte, eingelassen in den Erinnerungsstein, lautet:

Zur Erinnerung
an die Erhebung
von
Schleswig-Holstein
1848 • 1908
Krieger- u. Militär-Verein
Seedorf-Hornstorf

 

SH Schlamersdorf SH Stein web


60 Jahre nach der Erhebung gedachte hier der Krieger- u. Militär-Verein Seedorf-Hornstorf der Ereignisse. Die Schleswig-Holsteinische Erhebung entstand im Zusammenhang mit den revolutionären Bewegungen 1848 als Konflikt zwischen den nationalistischen Strömungen in Dänemark und Deutschland. Die Schleswig-Holsteiner strebten die gemeinsame Loslösung der beiden Herzogtümer aus dem deutsch-dänischen Gesamtstaat und die Eingliederung beider in den Deutschen Bund an. Die dänischen Nationalisten wiederum strebten einen Nationalstaat an, zu dem nur das Herzogtum Schleswig gehören sollte.

Über diesem Konflikt kam es zu einem – mit Unterbrechungen – dreijährigen Krieg (1848 – 1851), bei dem die Schleswig-Holsteiner von den Staaten des Deutschen Bundes unterstützt und nach anfänglichen Erfolgen schlussendlich von der dänischen Seite besiegt wurden.

Dem britischen Premier Lord Palmerston (1784 bis 1865) zufolge war die Schleswig-Holstein-Frage so kompliziert, dass nur drei Menschen sich darin auskennen würden: Albert von Sachsen-Coburg-Gotha, Prinzgemahl von Queen Victoria, der schon tot sei, ein Professor, der verrückt geworden sei, und er selbst, doch habe er alles wieder vergessen, sonst wäre er auch verrückt geworden.

 

Wer wirklich Genaueres wissen will

 

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Die Friedenseiche

Auf diesem Findling wird mit einer ähnlich schwarzen, eingelassenen Steinplatte an den Friedensschluss des deutsch-französischen Kriegs 1870/71 erinnert. Die Inschrift lautet:

Friedenseiche
1870 u. 71.

Darunter ein grafisches Zierelement.

 

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»Der Deutsch-Französische Krieg von 1870 bis 1871 war eine militärische Auseinandersetzung zwischen Frankreich einerseits und dem Norddeutschen Bund unter der Führung Preußens sowie den mit ihm verbündeten süddeutschen Staaten Bayern, Württemberg, Baden und Hessen-Darmstadt andererseits.

Auslöser war der Streit zwischen Frankreich und Preußen um die Frage der spanischen Thronkandidatur eines Hohenzollernprinzen. Der preußische Ministerpräsident Otto von Bismarck ließ die Emser Depesche, mit der er darüber informiert worden war, dass König Wilhelm I. die französischen Forderungen abgelehnt hatte, in provokant verkürzter Form veröffentlichen. Dies erregte auf beiden Seiten nationalistische Empörung und veranlasste den französischen Kaiser Napoléon III. am 19. Juli 1870 zur Kriegserklärung an Preußen.

Von den großen Schlachten gingen im gesamten Kriegsverlauf alle für Frankreich verloren oder endeten im Patt. Trotzdem fand sich die französische Regierung erst im Februar 1871, nach dem Fall von Paris, zum Vorfrieden von Versailles bereit. Offiziell endete der Krieg am 10. Mai 1871 mit dem Frieden von Frankfurt, der hohe Reparationen sowie die Abtretung Elsaß-Lothringens durch Frankreich vorsah.

Nach dem Deutsch-Dänischen und dem Deutschen Krieg von 1864 und 1866 gilt der Konflikt mit Frankreich als dritter und letzter der deutschen Einigungskriege. Noch während seines Verlaufs traten Baden, Bayern, Württemberg und Hessen-Darmstadt dem Norddeutschen Bund bei, der sich mit Wirkung vom 1. Januar 1871 Deutsches Reich nannte. Der preußische König Wilhelm I. nahm den Titel ›Deutscher Kaiser‹ an, Otto von Bismarck wurde erster Reichskanzler. In Frankreich hatte der Krieg nicht nur die endgültige Abschaffung der Monarchie zur Folge. Vor allem der Verlust Elsaß-Lothringens erzeugte einen dauerhaften, gegen Deutschland gerichteten Revanchismus. In Deutschland wiederum verfestigte sich die Vorstellung von der so genannten Erbfeindschaft gegenüber Frankreich. Beides belastete die deutsch-französischen Beziehungen bis weit ins 20. Jahrhundert hinein.«

nach Wikipedia, abgerufen am 9. 12. 2017

 

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Das Eiserne Kreuz

Nach einer Skizze des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III wurde der berühmte Baumeister Karl Friedrich Schinkel am 13. März 1813 mit der Erstellung einer Reinzeichnung für das erste Eiserne Kreuz beauftragt.

Am 8. August 1914 hatte Wilhelm II dann in seiner Eigenschaft als preußischer König die Stiftung seiner beiden Vorgänger erneuert und machte das Eiserne Kreuz durch seine breit angelegte Verleihungspraxis zu einem quasi deutschen Orden.

     Eisernes Kreuz 1WK Kaiser web

• »Fake News« anno 1914: Das Deutsche Reich hatte gerade das neutrale Belgien überfallen, damit die Truppen sich auf dem schnellsten Weg zum Erzfeind Frankreich begeben konnten.

Mit der vierten Stiftung zu Beginn des 2. Weltkriegs durch Adolf Hitler wurde es am 1. September 1939 auch offiziell zu einer deutschen Auszeichnung. Hitler verzichtete auf seine Initialen als Führer und Oberbefehlshaber der Wehrmacht, die auf ihn persönlich vereidigt war. Stattdessen wurde das Hakenkreuz, das Symbol des NS-Staates, in die Mitte des traditionsreichen Ordens eingefügt und von der Rückseite wurden das Monogramm König Friedrich Wilhelms III. und das Eichenlaub entfernt.


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• Auch Hitler trug das Ehrenkreuz an der Brust

»Vor allem die nahe der Front operierenden Sonderkommandos, die sowohl Juden ermordeten als auch an der Partisanenbekämpfung beteiligt waren, wurden von den Armeegenerälen reichlich mit Eisernen Kreuzen bedacht. Um nur die größten Verbrecher unter ihnen zu nennen, sei auf Rudolf Lange verwiesen, der für den Mord an den Juden Lettlands verantwortlich war, und auf Friedrich Jeckeln, der Massaker um Massaker organisierte, in der Westukraine, in Kiew (Babij Jar) und in Riga. Beide bekamen schließlich das Eiserne Kreuz II. und I. Klasse.«

Zitiert aus einem Artikel »Orden für Massenmord« von Dieter Pohl 

DIE ZEIT, 5.6.2008

 

Als Kriegsauszeichnung oder Verdienstorden wird das Eiserne Kreuz seit 1945 nicht mehr verliehen. Aufgrund seiner identitätsstiftenden Tradition bestimmte am 1. Oktober 1956 Bundespräsident Theodor Heuss das Eiserne Kreuz zum Erkennungszeichen für die Luftfahrzeuge und Kampffahrzeuge der Bundeswehr. So stellt es in allen drei Teilstreitkräften das Hoheitszeichen dar (z. B. an gepanzerten Fahrzeugen und an Luftfahrzeugen). Die Truppenfahnen der Bundeswehr tragen in ihrer Spitze ein durch goldenes Eichenlaub umfasstes Eisernes Kreuz. Auch das Ehrenzeichen der Bundeswehr (Ehrenmedaille, Ehrenkreuz in Bronze, Silber oder Gold) trägt das Eiserne Kreuz als Symbol für Freiheitsliebe, Ritterlichkeit und Tapferkeit auf der Vorderseite. Ebenso wird es auf Briefen, Visitenkarten und im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit als »Dachmarke« der Bundeswehr verwendet. Das Eiserne Kreuz als Symbol findet sich noch heute in verschiedenen Verbandsabzeichen der Bundeswehr.

Nach Wikipedia, abgerufen am 7. 12. 2017


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I N H A L T
Das Denkmal
Die Geschichte
... und die Tonplatten davor?
Das Kriegsgefangenenlager auf dem Hesterberg

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Schleswig, Kreis Schleswig-Flensburg

Auf dem Domfriedhof in der nördlichen Erweiterung

Das heutige Kriegerdenkmal ist zusammengesetzt aus Elementen des Denkmals für die toten Soldaten des 1. Weltkriegs von 1920. Die Bausteine sind aus heimischem, die Bildhauerarbeiten sind aus schlesischem Granit. Nach dem Ende des 2. Weltkriegs wurde das etwas fremdartig anmutende frühere Denkmal zerlegt, um den Stein mit den Daten des 2. Weltkriegs ergänzt und bekam nach mehrmaligen Umsetzungen dann seinen heutigen Platz auf einer Anhöhe am Ende des Hauptweges. Das ist der Ort, den sich der Erbauer Dr. Wilhelm Jänecke (1872 - 1928) seinerzeit schon für das Kriegerdenkmal gewünscht hatte.

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Foto: Joachim Thieme-Hachmann

Inschriften:
1914
1918
Dem Andenken der im Weltkriege Gefallenen
1939
1945
Sei treu bis in den Tod

Die letzte Zeile in großen gestalteten Lettern wird eingerahmt vom Reichsadler und dem Schleswiger Stadtwappen.

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Zwischen den Tonplatten, die an die in Schleswig umgekommenen sowjetischen Kriegsgefangenen und Zwangsarbeiter erinnern, wurde der Quader des alten Denkmals mit dem Eisernen Kreuz im Boden versenkt. Das Eiserne Kreuz als Kriegsauszeichnung wurde seit 1813 sowohl für »für Tapferkeit vor dem Feind« wie auch für Verdienste ohne Kampfeinsatz verliehen. Seit 1939 waren »Nicht-Kombattanten« von der Verleihung ausgeschlossen.

Als Kriegsauszeichnung oder Verdienstorden wird das Eiserne Kreuz seit 1945 nicht mehr verliehen. Aufgrund seiner identitätsstiftenden Tradition bestimmte am 1. Oktober 1956 Bundespräsident Theodor Heuss das Eiserne Kreuz zum Erkennungszeichen für die Luftfahrzeuge und Kampffahrzeuge der Bundeswehr. 

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Die geschichte

Das Denkmal soll dem Grabmal des Gotenkönigs Theoderich in Ravenna nachempfunden sein.


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Foto: Privatbesitz Margot Müller, Schleswig

• Bau des Kriegerdenkmals im Sommer 1920, im Anzug: Steinbildhauer Wilhelm Borgwardt

Aus der Baugeschichte, aufgeschrieben am 27. September 1920 von Dompastor W. W. Meyer:

»Im Frühjahr 1919 traten die Herren Bankvorsteher J. Franzen und Lederhändler A. Kühl. die beide im Weltkrieg ihren einzigen Sohn verloren hatten, an den Unterzeichneten heran zwecks Schaffung eines gemeinsamen Denkmals für die Gefallenen der Domgemeinde ...

Das Denkmal war alsgemeinsame Stiftung gedacht, und demgemäß wurde am 16. August 1919 ein Aufruf in den ›Schleswiger Nachrichten‹ erlassen ...

Darauf meldeten eine ganze Reihe von Interessenten Bereitwilligkeit und Beträge an. Man konnte zunächst mit einer Summe von 10-15 000 M rechnen. Mehrere Künstler, die mit Entwürfen zu dienen bereit waren, wurden über die leitenden Gedanken unterrichtet, auch wurde der Rat der Provinzial-Beratungsstelle für Kriegerehrungen in Flensburg eingeholt ...

Der Ausschuß tagte am 9. Februar 1920 im ›Börsenkeller‹ und beschäftigte sich mit den vorliegenden Entwürfen. Man wandte sich zunächst dem Entwurf des Baurats Dr. Jaenecke zu, von dem man ein vorläufiges Modell erbat, das später im Schaufenster von C. Jenter öffentlich ausgestellt wurde, angefertigt von dem Bildhauer Leibküchler in Berlin. In der zweiten Sitzung am 8. März wurde der Entwurf Jaenecke mit kleinen Änderungen angenommen und dem Baurat Dr. Jaenecke die Oberleitung bei der Ausführung übertragen. Von den Ausführungsangeboten wurde dasjenige der Firma H. Engel, das allein sich an feste Preise band (20 000 M), gewählt. Eine örtliche Besichtigung durch den Ausschuß am 13. März führte zur endgültigen Auswahl des Platzes für das Denkmal – vor der Domkapelle mit dem Gesicht nach dieser zu ...
 

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Foto: Privatbesitz Margot Müller, Schleswig

• 1921: Steinbildhauer Wilhelm Borgwardt mit Ehefrau Marie im Fond seines Automobils vor seinem Betrieb in der Plessenstraße 14

Der Rohbau ist aus heimischem Granit, behauen von Steinsetzer Kruse, aufgeführt von der Baufirma H. Engel. Die Bildhauerarbeiten liefert Bildhauer Borgwardt aus schlesischem Granit. Die Namenstafeln sind von der Carlshütte in Rendsburg gegossen [siehe hierzu auch das Denkmal in Büdelsdorf] Malermeister Gröning malt die Namen. Das Modell dazu fertigte Tischlermeister Hirschelmann an.

Am 17. Oktober ist die Enthüllung des Denkmals geplant. Heute wird dieser Baubericht nebst einem Verzeichnis der Stifter eingemauert.

Gott lasse die Gefallenen ruhen in seinem Frieden, uns aber wieder stark werden in seiner Kraft!« 


Am Sonntag, dem 24. Oktober 1920, fand nachmittags die feierliche Einweihung des Denkmals statt ... Pastor Meyer hielt die Weiherede. Das geweihte Denkmal wurde der Obhut des Kirchenvorstandes übergeben und in dessen Namen von Propst Stoltenberg übernommen.

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Die privaten Fotos und der Text stammen aus den Beiträgen zur Schleswiger Stadtgeschichte, Band 50: »Das Kriegerdenkmal auf dem Domfriedhof« von Gertrud Vierck-Nordmann, Seite 129f.

Wir danken sehr herzlich Klaus Nielsky, dem 1. Vorsitzenden der Gesellschaft für Schleswiger Stadtgeschichte, für die Erlaubnis aus dem Beitrag von Gertrud Vierck-Nordmann zitieren und ein PDF des Beitrags zum Download zur Verfügung stellen zu dürfen.

Vierck-Nordmann, Kriegerdenkmal Schleswig

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... und die Tonplatten davor?

Hier sind sowjetische Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter begraben, die bei (teilweise heute noch existierenden) Schleswiger Firmen tätig waren und hier umkamen. Es sind 44 Grabplatten aus rotem Ton mit russischen und baltischen, vorwiegend litauischen Namen.
Warum liegen sie unkommentiert vor dem Denkmal mit seiner kriegsverherrlichenden Inschrift:
»Sei treu bis in den Tod«?

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Pastor Joachim Thieme-Hachmann hat dazu ein »Kirchliches Wort« zum Volkstrauertag 2015 in der shz veröffentlicht:

VVT 2015, P. Thieme-Hachmann


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Das Kriegsgefangenenlager auf dem Hesterberg

Auf dem Schleswiger Hesterberg befand sich im 2. Weltkrieg das Kriegsgefangenen-Stammlager XA, in dem bis zu 1 100 Kriegsgefangene untergebracht waren. Hinzu kamen etwa 850 zivile Fremd- und Zwangsarbeiter aus Belgien, Frankreich, Italien, den Niederlanden, Polen und der Sowjetunion. Sie wurden meist zwangsrekrutiert, in Privatquartieren, Lagern und Arbeitskommandos unter teilweise menschenunwürdigen Bedingungen festgehalten und mussten im kommunalen und privaten Bereich Zwangsarbeit leisten.

Schülerinnen und Schüler haben 2007 ein Mahnmal für Zwangsarbeiter geschaffen. Die Kugeln im äußeren Kreis um das trauernde Mädchen stehen jeweils für eine Nation. Das Mahnmal steht in der Nähe der Kinder- und Jugendpsychatrie und des Kriegerdenkmals der Stadt Schleswig, an dem am Volkstrauertag Kränze niedergelegt werden.

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Kurzfilme zu den Denkmälern

Seit ein paar Jahren existiert die Website www.denk-mal-gegen-krieg.de, auf der die Evangelische Akademie sich kritisch mit der bestehenden Erinnerungskultur auseinandersetzt. Die häufigsten Erinnerungsmale an die vergangenen Kriege sind Kriegerdenkmäler, auf denen der Soldatentod verklärt und die zivilen Opfer verschwiegen werden.

An einigen Orten produzieren wir kurze Videos und stellen sie online. Den Film über die Denkmalsanlage in Schlutup können Sie hier sehen: YouTube> und die Einführung zur Filmreihe bei YouTube>

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Lydia Kraus (Piano) und Norbert Böhme (Drums) sind das Duo Triono. Die Schlutuper Denkmalsdekonstruktion hat sie zu einer Improvisation angeregt. Wir finden es eindrucksvoll, wie ihre Musik die Geschichte des Denkmals erzählt.

Musik-Video auf YouTube


Im Gottesdienst der Fischerkirche zum Volkstrauertag 2021 führte das Duo Triono seine Improvision (ab Minute 14.10) auf.

Film bei YouTube


Vor dem Gottesdienst fand eine Andacht mit Pastor Kai Schäfer am Denkmalsplatz auf dem Friedhof statt. Die Zeitzeugin Barbara Steffen erzählte den Konfirmand:innen von ihren Erinnerungen.

Film bei YouTube


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I N H A L T
Die Dekonstruktion der Ehrenmalsanlage
Das Kreuz
Die Einweihung 2009
Aus der Geschichte
Bildhauer Claus Görtz
Gartenarchitekt Harry Maasz
Kirchmeister Gustav Herbst
Die Fischerkirche St. Andreas
Das Eiserne Kreuz
Die DWM und die Zwangsarbeiter

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Schlutup, Ortsteil von Lübeck

Auf dem Friedhof der Fischerkirche St. Andreas

Die Installation auf der früheren Ehrenmalsanlage, in der Form wie wir sie heute sehen, wurde am Ewigkeitssonntag 2009 mit einem ökumenischen Gottesdienst eingeweiht. Die seinerzeit dort tätige Pastorin Dr. Christina Kayales hatte damals ihre Idee mit dem Lübecker Bildhauer Claus Görtz umgesetzt. 

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Die seit dem 2. Weltkrieg bestehende Form der »Ehrenmalsanlage« mit links und rechts in Reihe liegenden Namenstafeln der im Krieg getöteten Schlutuper Soldaten wurde weiterentwickelt, ohne die Tafeln verschwinden zu lassen.

 

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Dazu wurden die Namenstafeln der toten Soldaten, zumeist junge Männer zwischen 17-24 Jahren, das Chaos des Krieges symbolisierend, kreuz und quer zu den Füßen einer verzweifelten Frau / Mutter aufgetürmt. Ihr schmerzverzerrtes Gesicht verdeutlicht das Leid von Krieg.

 

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Der Lübecker Bildhauer Claus Görtz hat die Skulptur »Wege der Verzweiflung« geschaffen. Viele Namenssteine sind elf Jahre nach Fertigstellung der Installation von Efeu überwachsen. Vergleichen Sie dazu dies Bild mit den Fotos von der Einweihung weiter unten.

 

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Pastorin Kayales berichtet von bewegenden Konfirmandenstunden beim Besuch des neu interpretierten Mahnmals, wenn die Konfirmanden beim Lesen der Namenstafeln bemerkten, dass die gefallenen Soldaten kaum älter als sie selbst waren.

 

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Im ovalen Mittelstück des Platzes kniet nun die verzweifelt weinende Frau aus Eisen inmitten der Namenstafeln.

 

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Die Installation von hinten. Am rechten Bildrand sieht man die erste Steintreppe zurück zum Friedhof. Der Denkmalsplatz ist zweifach tiefer gelegt. Auf der mittleren Ebene befanden sich früher auf jeder Seite vier einzelne grabartige Erinnerungsstätten für tote Soldaten des 2. Weltkriegs.

 

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Die Namenstafeln wurden ab 1946 einzeln von den Angehörigen der toten Soldaten in Auftrag gegeben und vermutlich auch bezahlt. Das ist ungewöhnlich, meistens werden die Namenstafeln oder Namenssteine einheitlich von einem Auftraggeber gestaltet. Das waren Kirchen- oder politische Gemeinden, nach dem 2. Weltkrieg eher selten Kameradschafts- oder Militärvereine.

Hier in Schlutup haben die Tafeln unterschiedliche Größen, sie sind aus unterschiedlichen Materialien, wir sehen unterschiedliche Schrifttypen und Textgestaltungen.

 

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Auffällig ist, dass auch die Symbolik frei wählbar war. Auf den meisten Tafeln steht zwar das militärische Ehrenzeichen, das Eiserne Kreuz, über dem Namen, aber es gibt auch Tafeln mit christlichem Kreuz oder gar keinem Symbol.

 

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Bei Tafeln mit christlichem Kreuz, steht kein militärischer Dienstgrad ...

 

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... anders bei den Tafeln mit Eisernem Kreuz.

 

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Es folgen dann auf der Mehrzahl der Tafeln, soweit es zu erkennen ist, Vor- und Nachname, Geburts- und Todestag sowie der Todesort. Bei Vermissten müssen die Angaben oft vage bleiben wie bei diesem Stein:

Eisernes Kreuz
Leutnant
Hans-Jürgen
Schlüter
geb. 22. 8. 1921
verm. Juli 1941 Russld.

Auf der Suche nach einer Erklärung für diese ungewöhnliche Gestaltungs- und damit auch Gesinnungsfreiheit, hörten wir, dass Richard Carl Gustav Walter Fischer, Pastor der St. Andreas Kirchengemeinde in Schlutup von 1930 bis 1947, kein Freund der Nationalsozialisten war. Heldengedenken, Dankbarkeit für die Soldaten, die für’s Vaterland gestorben sind, waren ihm wohl fremd. Ein zentrales Denkmal mit ehrender Inschrift wurde nicht errichtet, dafür ein großes Holzkreuz mit der Texttafel: »Lass Dein Kreuz siegen«.

 

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Bis 2009 hatten die Namenstafeln an beiden Seiten des Platzes vor der Bruchsteinmauer Stein an Stein gelegen. 

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Seit dem Abbau der Tafeln wird der frei gewordenen schmale Streifen Erde hinter der Steinkante nicht mehr gärtnerisch gepflegt, die Natur hat ihn sich zurückgeholt. Hinten links sieht man die Treppe zum großen Holzkreuz am Ende des Gedenkplatzes.


Wir danken sehr herzlich Dr. Karen Meyer-Rebentisch, freie Journalistin und Projektleiterin der Gedenkstätte Lutherkirche in Lübeck für die Fotos und die Recherche. Frau Meyer-Rebentisch arbeitet gerade an einer Untersuchung über die »Kriegerehrentafeln« in den Lübecker Kirchen und hat bei ihrem Besuch in der St. Andreas-Kirche in Schlutup dieses gute Beispiel für einen mutigen Schritt in die richtige Richtung entdeckt.

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Das Kreuz

Am Ende des Gedenkortes und auch des Friedhofs, gleich dahinter beginnen die Grundstücke von Schlutuper Wohnhäuser, steht das große Holzkreuz auf einem halbrunden höheren Platz, der von einer Bruchsteinmauer gestützt wird. 

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Aus einer Reihe Rhododendren ragt es heraus. Davor, quer über das Halbrund, eine beschnittene Buchsbaumhecke.

 

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Unweigerlich muss man an den Hügel Golgatha denken, auf dem den neutestamentlichen Evangelien zufolge Jesus von Nazaret gekreuzigt wurde. Das Kreuz steht heute für den christlichen Glauben, und dass Gott im Leiden und im Tod Jesu Gott den Menschen heilend nahegekommen ist.

Die Bedeutung von Leiden und Sterben Jesu Christ, EKD, 2015


Christliche Analogien sollen dem Soldatentod eine religiöse Weihe geben und ihn als »Opfertod« verklären. »Kriege, in denen planvoll getötet und grausam gestorben wird, fordern die Sinnstiftungsleistung des Kollektivs der Überlebenden auf ganz besondere Weise heraus.« (Alexandra Kaiser, Von Helden und Opfern, Frankfurt/Main 2010, S.12)

Hier zeigt sich, dass vielfach die religiöse Tradition einer Bevölkerung (sei diese nun christlich, islamisch oder buddhistisch) für eine Legitimation von Kriegen ausgenutzt und missgedeutet wurde und wird.

 

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Im unteren Bereich ist ein massives, bronzenes Kreuz angebracht mit der Aufforderung:

LASS
DEIN KREUZ
SIEGEN

Darunter das Symbol einer Blüte.

 

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Die Stiftungstafel, heute verschwindet sie im immergrünen Rhododendrongebüsch, nennt den Kirchmeister Gustav Herbst und das Jahr seiner Stiftung: 1946.

 

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Ein letzter Blick auf die tief gelegene, heckenumstandene Anlage – von Weitem erkennt man sie nur am großen Holzkreuz.

 

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Die Einweihung 2009

Am 1. März 2009 beschloßen die Kirchengemeindevertreter, dass die Idee der trauernden Frau inmitten der kreuz und quer liegenden Namenstafeln verwirklicht werden soll. Am 22. November 2009 um 15 Uhr begann die Einweihung mit einem ökumenischen Gottesdienst in der Friedhofskapelle.

 

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Danach zog die Gemeinde mit Pastorin Kayales und dem katholischen Pfarrer zum Denkmalsplatz. Der Künstler Claus Görtz ist auch dabei, auf dem Foto in der rechten Ecke.

 

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Die Geistlichen enthüllen zusammen die Skulptur.

 

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Zwischen den Namenssteinen war eine kleine weiße Rose gepflanzt worden, als Symbol der Hoffnung und des Lebens. Sie ist leider nicht erhalten.

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Viele Schlutuper Bürgerinnen und Bürger nahmen an der Einweihung teil. Wir von der Evangelischen Akademie der Nordkirche müssen jedoch konstatieren, dass sich von 2009 bis heute kein weiterer Vertreter der Landeskirche für die Umgestaltung interessiert hat.

 

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Zum Ende verteilte Pastorin Kayales weiße Rosen – neben dem Bezug zur kleinen weißen Rose zwischen den Namenstafeln auch ein geschichtsträchtiges Symbol!

 

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Und der Künstler Claus Görtz bekommt einen Strauß Amaryllis von der strahlenden Pastorin.


Bericht in den Lübecker Nachrichten vom 15. November 2009

 

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Aus der Geschichte

Am 27. Mai 1940 schrieb der renommierte Lübecker Gartenarchitekt Harry Maasz an den Vorstand der St. Andreas-Kirchengemeinde Heinrich Niemann: »Es war mir eine Freude, dass wir bei der letzten Besprechung an meinem Atelier so rasch zu der gewünschten Einigung und Klärung über den entwurf kamen. Ich konnte also daraufhin das Projekt planmässig weiterbearbeiten.« Die Kirchengemeinde hatte also Harry Maasz schon im 2. Kriegsjahr mit der Planung eines »Ehrenfriedhofs« beauftragt. Der schickte nun Baupläne und eine Skizze, die im Großen und Ganzen so verwirklicht wurden. Allerdings hatte er als zentrales Denkmal einen Findling vorgesehen. Dort stand dann aber ab 1946 das Hochkreuz.

Brief von Harry Maasz, Baupläne, Skizze

Wir danken Dr. Karen Meyer-Rebentisch für den Fund im Archiv.


Die Anlage wurde in den 60er Jahren erstmals saniert, die Stützmauern mussten renoviert werden. Im ovalen Beet in der Mitte wuchsen damals Rhododendren und Blumen je nach Jahreszeit.

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Auf der Zwischenebene befanden sich links und rechts je vier einzelne Erinnerungsstätten an tote Soldaten, die wie Gräber gestaltet waren und von den Angehörigen betreut wurden. Sie galten somit als privat, die Pflege wurde nicht aus öffentlichen Mitteln bezuschusst. Deshalb lehnte das Innenministerium des Landes Schleswig-Holstein am 14. November 1963 den Antrag auf finanzielle Unterstützung bei der Renovierung der Anlage ab. 

Wir danken Friedhofsverwalterin Simone Tepelmann für die Recherche.

 

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Die Namenstafeln lagen oben auf der Bruchsteinmauer, davor die Scheingräber.

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Mit der Zeit starben die Angehörigen, die die Erinnerungsgräber gepflegt hatten. Sie wurden aufgelöst. Später ist dort ein Gemeinschaftsgrab für Urnen angelegt worden.

 

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Kurz nach der Einweihung: Die Installation ist noch nicht eingewachsen, die Namenstafeln sind alle zu sehen.


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Auf diesen beiden Fotos (oben und unten) sieht man, ausser den gerade gepflanzten Rhododendronpflänzchen hinterm Holzkreuz, viele an der Mauerkante abgelegte Kränze. Entgegen der landläufigen Praxis an einer Gedenkstätte für Kriege Kränze zu Ehren der »Gefallenen« niederzulegen, gibt es auf dem Friedhof von St. Andreas eine andere Tradition. Auch schon vor der neuen Interpretation 2009 wurden und werden bis heute, Kränze, die nach Trauerfeiern und Begräbnissen keinen Platz auf dem Friedhof finden, nicht entsorgt, sondern zum Kreuz der Gedenkstätte gebracht.


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Wir danken sehr herzlich Frau Pastorin Dr. Christina Kayales für ihre Mitarbeit am Text, die Fotos zur Einweihung der Installation und zur Geschichte des Gedenkplatzes. Sie hat uns beschrieben, wie wichtig es für die Schlutuper war, dass die Umgestaltung würdevoll ist und die toten Soldaten nicht entehrt werden. Den Schmerz einer Mutter, die Verzweiflung einer Witwe konnte jeder nachvollziehen. Ebenso die gewisse »Unordentlichkeit« der Namenstafeln, die das Chaos des Krieges symbolisieren. Die Schlutuper waren 2009 stolz auf ihre neue, zeitgemäße Interpretation von Kriegsgedenken.

Christina Kayales war vom 1. Juli 2005 bis zum 1. September 2010 Pastorin der St. Andreas Gemeinde.

Mehr auf ihrer Website »kultursensibel«

 

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Bildhauer Claus Görtz

Claus Görtz widmet sich dem Thema »Mensch sein und mit Menschen leben«. Für die Kirchengemeinde St. Andreas in Schlutup schuf er 2009 mit der Statue »Wege der Verzweiflung« ein deutliches Symbol für das unendliche Leid, das durch Kriege entsteht.

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Jegliche Art von Herorisierung des Kriegstods verbietet sich hier.

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        Foto: Barbara Steffen

Auf dem Schlutuper Friedhof befindet sich eine zweite Skulptur von Claus Görtz: »Engel der Erinnerung«.


»Claus Görtz wurde 1963 in Neumünster geboren. Nach einer handwerklichen Ausbildung arbeitete der Musiker autodidaktisch als Bildhauer und gründete 1991 das Atelier Kunst und Design. Er arbeitet mit seinem Thema ›Mensch sein und mit Menschen leben‹ seitdem als freischaffender Künstler. 1996 trat er der Ateliergemeinschaft Wunderwerkstatt bei, war Mitbegründer der Schattiner Künstlergemeinschaft, mit der er zusammen ab 2002 ein jährliches Kunstfest veranstaltet. Seit 2006 ist er Mitglied der Gemeinschaft Lübecker Maler und Bildhauer e.V. und unterrichtet seit 2007 an der Kunstschule der Gesellschaft zur Beförderung gemeinnütziger Tätigkeit Stein- und Holzbildhauerei. Er ist mit einigen Arbeiten im öffentlichen Raum u.a. von Lübeck vertreten und stellt seine Arbeiten in Einzel- und Gruppenausstellungen aus. Claus Görtz lebt südlich von Lübeck in Schattin, Mecklenburg.«

sh-kunst.de

Weitere Kunstwerke von Claus Görtz auf sh-kunst.de

Website von Claus Görtz

 

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Gartenbauarchitekt Harry Maasz

Harry Maasz, geboren am 5. Januar 1880 in Cloppenburg, gestorben am 24. August 1946 in Lübeck, war von 1912 bis 1922 Leiter des Lübecker Gartenbauamts und bezeichnete sich selbst gerne als Gartenbaukünstler.

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Archiv für Architektur und Ingenieurbaukunst Schleswig-Holstein, Bestand Harry Maasz, Sign. 233 Fo
                  

»Sein früher Tod und Defizite in der Aufbereitung der Landschaftsarchitektur in der NS-Zeit mögen dazu beigetragen haben, dass seine nationalsozialistische Vergangenheit, die scheinbar im Gegensatz zu seinen künstlerischen Hauptwerken steht, bis heute nicht aufgearbeitet ist.«

www.historischegaerten.de


»Der Ehrenhain als besondere Form des Gedenkens und der Würdigung der im Krieg gefallenen Soldaten gewann erstmals zu Beginn des Ersten Weltkrieges an Bedeutung. Jedem Kriegstoten wurde das Recht auf ein eigenes Gedächtnismal zugesprochen. Das Preußische Innenministerium sah es als eine nationale Aufgabe an und veröffentlichte einen Erlass zur Förderung der Ehrenhaine. Dem Berufsstand des Landschaftsarchitekten kam die besondere Aufgabe zu, die Planung und Umsetzung von Gedächtnisstätten auszuführen. Harry Maasz (1880-1946) gehörte zu den wichtigsten norddeutschen Vertretern, die sich mit diesem Thema intensiv auseinandergesetzt haben. Insgesamt plante er fast 40 Anlagen zur Kriegerehrung. Neben Ehrenfriedhöfen und Ehrengrabstätten waren dies auch Kriegergedächtnisstätten und Ehrenmale, zum Teil ohne Gräber, da die Gefallenen und Vermissten in fremdem Boden fern der Heimat lagen.«

Gartendenkmalpflegerisches Gutachten der Landschaftsarchitektin Gudrun Lang, 2010 - 2011, Projekt »Ehrenhain« Bad Schwartau


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Kirchmeister Gustav Herbst

Kirchmeister war im spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Deutschland ein städtisches Amt, das angesehenen und wohlhabenden Bürgern übertragen wurde. Die Ausübung war treuhänderisch und ohne persönlichen Gewinn. Der Kirchmeister verwaltete den Bau- und Ausstattungsfonds der ihm zugewiesenen Kirche, der aus frommen Stiftungen stammte. Er überwachte Baumaßnahmen und Anschaffungen und legte dem Stadtrat – nicht dem Bischof oder seinem örtlichen Vertreter – jährlich Rechnung ab. Sein Einfluss und seine gesellschaftliche Stellung waren beträchtlich.

Wikipedia, abgerufen am 10. Mai 2020

 

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Die Fischindustrie war ein wichtiger und lukrativer Wirtschaftszweig in Schlutup. So kommt es, dass Gustav Herbst, Räucherei- und Fischkonservenfabrikbesitzer, 1928 das Kirchenfenster mit der Darstellung des Kirchenpatrons Andreas und 1946 das Holzkreuz für die Denkmalsanlage zum 2. Weltkrieg stiften konnte. Hans Westphal, Firmengründer von Hawesta, heute mit Fischkonserven Marktführer in Deutschland, stiftete 1936 das Kirchenfenster mit der Darstellung des Barmherzigen Samariters.

Die Lübecker Museen veröffentlichen auf ihrer Website www.jugend-ins-museum.de eine Übersicht über die kriegswichtige Produktion ausgewählter Lübecker Betriebe, die während des 2. Weltkriegs ausländische Zwangsarbeiter/innen beschäftigt haben. Es sind die in der Reichsbetriebskartei erfassten rüstungs- und kriegswirtschaftlichen Betriebe, die bevorzugt mit Kriegsgefangenen und »zivilen Fremdarbeitern« versorgt wurden. Auch aufgeführt ist die Firma Hawesta Feinkost – Hans Westphal GmbH & Co KG, Mecklenburger Straße 40


Lesen Sie zu der Geschichte der Zwangsarbeiter in Schlutup auch im letzten Kapitel »Die DWM und die Zwangsarbeiter«

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Die Fischerkirche St. andreas

Wir lesen bei Wikipedia, dass Schlutup ab 1436 ein eigenes Kirchspiel bildete und dass um diese Zeit mit dem Bau der Kirche begonnen wurde, die dem Fischer-Apostel Andreas geweiht wurde. Der Saalbau erinnert an die Form einer Hansekogge. In der Mitte des 18. Jahrhunderts diente die Kirche den Schlutuper Fischern auch als Versammlungsraum.

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Foto: MrsMyerDE / Wikimedia Commons

1965 wurde dieser Kahn als letzter seiner Art gebaut. Bis 1986 fuhren die Schlutuper Fischer mit ihm auf der Trave zum Fischfang. Der Gemeinnützige Verein Lübeck-Schlutup kaufte den Kahn 1988 und stiftete ihn der Fischerkirche St. Andreas.


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Das Eiserne Kreuz

Nach einer Skizze des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III wurde der berühmte Baumeister Karl Friedrich Schinkel am 13. März 1813 mit der Erstellung einer Reinzeichnung für das erste Eiserne Kreuz beauftragt.

Am 8. August 1914 hatte Wilhelm II dann in seiner Eigenschaft als preußischer König die Stiftung seiner beiden Vorgänger erneuert und machte das Eiserne Kreuz durch seine breit angelegte Verleihungspraxis zu einem quasi deutschen Orden. Mit der vierten Stiftung zu Beginn des 2. Weltkriegs durch Adolf Hitler wurde es am 1. September 1939 auch offiziell zu einer deutschen Auszeichnung. Hitler verzichtete auf seine Initialen als Führer und Oberbefehlshaber der Wehrmacht, die auf ihn persönlich vereidigt war. Stattdessen wurde das Hakenkreuz, das Symbol des NS-Staates, in die Mitte des traditionsreichen Ordens eingefügt und von der Rückseite wurden das Monogramm König Friedrich Wilhelms III. und das Eichenlaub entfernt.


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• Auch Hitler trug das Ehrenkreuz an der Brust

»Vor allem die nahe der Front operierenden Sonderkommandos, die sowohl Juden ermordeten als auch an der Partisanenbekämpfung beteiligt waren, wurden von den Armeegenerälen reichlich mit Eisernen Kreuzen bedacht. Um nur die größten Verbrecher unter ihnen zu nennen, sei auf Rudolf Lange verwiesen, der für den Mord an den Juden Lettlands verantwortlich war, und auf Friedrich Jeckeln, der Massaker um Massaker organisierte, in der Westukraine, in Kiew (Babij Jar) und in Riga. Beide bekamen schließlich das Eiserne Kreuz II. und I. Klasse.«

Zitiert aus einem Artikel »Orden für Massenmord« von Dieter Pohl 

DIE ZEIT, 5.6.2008


Soldaten der Wehrmacht kämpfen nicht nur pflichtschuldig  und gehorsam. Ohne die Gefühlswelt aus Stolz, Ehre und Männlichkeit ist nicht zu erklären, warum so viele an die Front streben – und dem Krieg bis zum Untergang verhaftet bleiben. (Frank Werner in ZEITGeschichte 4/2018)

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Geschickte Propaganda: Begehrenswerte Ordensbrust in »Die Woche« Januar 1940.

 

Als Kriegsauszeichnung oder Verdienstorden wird das Eiserne Kreuz seit 1945 nicht mehr verliehen. Aufgrund seiner identitätsstiftenden Tradition bestimmte am 1. Oktober 1956 Bundespräsident Theodor Heuss das Eiserne Kreuz zum Erkennungszeichen für die Luftfahrzeuge und Kampffahrzeuge der Bundeswehr. So stellt es in allen drei Teilstreitkräften das Hoheitszeichen dar (z. B. an gepanzerten Fahrzeugen und an Luftfahrzeugen). Die Truppenfahnen der Bundeswehr tragen in ihrer Spitze ein durch goldenes Eichenlaub umfasstes Eisernes Kreuz. Auch das Ehrenzeichen der Bundeswehr (Ehrenmedaille, Ehrenkreuz in Bronze, Silber oder Gold) trägt das Eiserne Kreuz als Symbol für Freiheitsliebe, Ritterlichkeit und Tapferkeit auf der Vorderseite. Ebenso wird es auf Briefen, Visitenkarten und im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit als »Dachmarke« der Bundeswehr verwendet. Das Eiserne Kreuz als Symbol findet sich noch heute in verschiedenen Verbandsabzeichen der Bundeswehr.

Nach Wikipedia, abgerufen am 7. 12. 2017

Neben dem Thorshammer ist das Eiserne Kreuz das am häufigsten gezeigte Symbol in der rechten Szene. Es wird in allen erdenklichen Formen angeboten, z. B. als Ohrstecker, Anhänger oder Gürtelschnalle.


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Die DWM und Die Zwangsarbeiter

Mit dem offenen Bruch des Versailler Vertrages wurde 1936 die Waffenproduktion in Deutschland zur Vorbereitung des 2. Weltkriegs wieder aufgenommen:

»Deutsche Waffen- und Munitionsfabriken AG (DWM)

Von 1935 bis 1944 wurde auf einem Gelände von 40 Hektar in Lübeck-Schlutup mit dem Tochterunternehmen Maschinen für Massenverpackung GmbH (MfM), Munition des Kalibers 37 mm, Handgranaten, Patronenhülsen, Nebelkerzen und Bombenzünder gefertigt. Im Nordteil des Areals fertigte die MfM Artilleriehülsen der Kaliber 37 mm bis 210 mm. Die Gebäude hatten eine Fläche von 190.000 Quadratmeter. Die Zwangsarbeiter und Gefangenen waren zum großen Teil in den Lagern Turnhalle am Meilenstein in Schlutup; Katz+Klumpp; Bau-Brüggen an der Trave in Lübeck; Am Breitling in der Mecklenburger Straße; Gothmundlager in der Travemünder Land Straße; Lager Am Stau; Lager Eichholz 1, Brandenbaumer Landstraße 260-265; Lager Eichholz 2, Brandenbaumer Landstraße; Bohlkamp und Lager Waldblick, Wesloer Straße 52 /MfM untergebracht.«

Wikipedia / deacademic.com abgerufen am 11. Mai 2020


Das Lager Am Breitling in der Mecklenburger Straße und das Lager Waldblick in der Wesloer Straße 52 befanden sich in der Nähe des Friedhofs der St. Andreas Kirchengemeinde.

 

Mehr Informationen auf www.jugend-ins-museum.de

 

»Die Geschichte der DWM (Deutsche Waffen und Munitionsfabriken) und MfM (Maschinen für Massenverpackungen) in Lübeck-Schlutup

Die Geschichte beginnt 1933 im Jahr der Machtergreifung Hitlers. Die Geschäftsleitung der Deutschen Waffen- und Munitionsfabriken AG in Karlsruhe beschloss, eine Fabrik für Spezialmunition unweit von Lübeck zwischen Schlutup und Palingen zu errichten. Dort waren riesige Flächen verfügbar. Das Rüstungsunternehmen erhielt über 400 Hektar Land. Arbeiter legten Schießstände mit einer Länge von bis zu zwei Kilometern an. Hier ließ die Firmenleitung Munition testen, die sie in einer eigenen Forschungsanstalt entwickelte. Weit über 100 Gebäude entstanden zwischen 1935 und 1944 für die DWM, ihrer Tochterfirma MfM, und einige Zulieferbetriebe. Arbeiter bepflanzten einen Großteil der Dächer der Fabrikgebäude mit Gras und Bäumen. Die Rüstungsfabriken sollten für feindliche Bomberpiloten nicht zu erkennen sein. Um die Tarnung zu erhalten, drohte den Baufirmen eine Konventionalstrafe von ca. 50 Mark für jeden unnötig gefällten Baum.

An der Mecklenburgerstraße in Richtung Lübeck steht noch ein Pförtnerhaus. Wer hier in den vierziger Jahren am Pförtner vorbeikam, ging nicht unbedingt freiwillig zur Arbeit. Viele wurden aus ihren Heimatländern verschleppt und zur Arbeit in den Werken der DWM und MfM gezwungen. Die Zwangsarbeiter gehörten zum riesigem Heer der acht Millionen Menschen, die während des 2. Weltkriegs als Kriegsgefangene oder so genannte zivile Fremdarbeiter nach Deutschland deportiert wurden. Ein Großteil kam aus der Sowjetunion und aus Polen, der Rest stammte aus Dänemark, Italien, Frankreich und den Niederlanden. Über 20.200 Zwangsarbeiter lebten in einem Ring von Barackenlagern rund um Lübeck, zum Teil in sehr elenden Verhältnissen. Mit über 1180 Belegplätzen gehörte das Lager der DWM zu den größten in Lübeck. Weitere Lager befanden sich in der Nähe der Werke DWM und MfM, zum Teil auf dem Gebiet der Hansestadt und teilweise in der Palinger Heide im angrenzenden Mecklenburg. Die Firmenleitungen der DWM und MfM meldeten ihren Bedarf an ›Mitarbeitern‹ beim zuständigen Arbeitsamt an. Es war für die Verteilung der ›Arbeitskräfte‹ zuständig. Kurz vor dem Krieg arbeiteten in der DWM und MfM Lübeck-Schlutup ca. 2500 Männer und Frauen. Im Krieg waren über 4000 Menschen für die MfM tätig. Für die DWM arbeiteten über 8000 Männer und Frauen, 620 davon in der Munitionsforschungsanstalt. Ein Großteil der ausländischen Zwangsarbeiter musste bei der Herstellung von Munition helfen, die dann gegen ihre eigenen Landsleute abgefeuert wurde. Wer sich weigerte, wurde hart bestraft. Einige Strafen, die in Lübeck gegen Ausländer ausgesprochen wurden, gingen so weit, dass sich das Rüstungskommando im Juli 1943 beschwerte. Die schweren Misshandlungen von Kriegsgefangenen seien ›im Interesse der Hebung der Arbeitsleistung‹ zu vermeiden. Nach einer Verfügung des Chefs der Sicherheitspolizei im Februar 1945 waren die Zwangsarbeiter endgültig der Willkür der Dienststellenleiter ausgeliefert und bei Bedarf zum ›Abschuss‹ freigegeben. Kurz vor Kriegsende besetzten englische Truppen Lübeck, sie schlossen die Belegschaft der Waffen- und Munitionsfabrik DWM und MfM aus und internierten vorübergehend die deutschen Führungskräfte, um sie vor Übergriffen ehemaliger ›Zwangsarbeiter‹ zu schützen.

Im Kriegszeiten haben in den Werken der DWM, MfM und ihrer Zulieferbetriebe weit über 15.000 Menschen für das sogenannte Dritte Reich geschuftet.«

Wir danken A. Mikalauski aus Lübeck, dass wir seinen Text hier veröffentlichen dürfen

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I N H A L T

Das Denkmal
Die Einweihung
Der Kranzberg
Der Adler
»Wir sind die Herren der Welt«
Das Eiserne Kreuz
Die Weltkugel mit Kreuz
Roter Frontkämpferbund

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Schlutup, Ortsteil von Lübeck

An der Mecklenburger Straße auf dem Kranzberg

Am Abzweig zur Schlutuper Kirchstraße, gegenüber der Polizeistation, steht die Denkmalsanlage für die toten Soldaten beider Weltkriege.

 

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Zwei Fahnenmasten stehen auf Straßenniveau, schräg dahinter, am Hang, erhebt sich das steinerne Monument.

 

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Ein helles, abgerundetes Quadermauerwerk stützt den Denkmalsplatz zur Straße ab, man könnte an einen Wehrturm denken. Die hohe, schlanke Steinsäule mit rechteckigem Grundriss besteht aus acht übereinander gesetzten Blöcken, drei davon sind in der Mauer verankert, fünf ragen darüber hinaus. Zwei Türmchen rechts und links verstärken die Optik einer mittelalterlichen Burg.

 

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Als die Anlage 1926 eingeweiht wurde, standen nur die Jahreszahlen des 1. Weltkriegs auf dem Quader über der Brüstung, die Jahreszahlen des 2. Weltkriegs wurden später hinzugefügt.

1914 – 1918
1939 – 1945

 

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Auf der abgeschrägten Deckplatte ist eine Steinkugel aufgesetzt. Sie trägt einen Ansitz für einen mächtigen Bronzeadler, aufmerksam und kraftstrotzend blickt er übers Land.

 

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In die Türmchen mit quadratischem Grundriss und gleichartiger Deckplatte unter der Spitze sind große Eiserne Kreuze in Kontur gemeißelt. Sie sagen uns, dass es hier um Soldaten geht. Die benachbarte äußere Wandfläche bleibt jeweils frei.

 

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Um zum kleinen Denkmalsplatz zu kommen, muss man eine der seitlichen Treppen hinaufgehen und, um im Bild zu bleiben, den Wehrturm vom Burginneren her betreten. Am Ende der Brüstung sehen wir eine der beiden Steinkugeln mit eingesetztem Eisenkreuz, die dem Denkmal beigegeben wurden. Im Allgemeinen nennt man dieses Symbol »Reichsapfel«. Die Kugel steht für die Erde, ein Sinnbild für die Macht des Herrschers, das Kreuz ist Zeichen für dessen Bekenntnis zum christlichen Glauben.

 

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Wir sehen nun, dass auf den beiden inneren Wandseiten der Türmchen die Namen der toten Soldaten aufgelistet werden. Es sind die Namen aus dem 1. Weltkrieg. In die zentrale Säule ist auf Brüstungshöhe ein steinerner Kranzhalter eingelassen.

 

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Die Vor- und Familiennamen der toten Soldaten sind mittig in Großbuchstaben gesetzt, sie sind alphabetisch nach den Familiennamen geordnet. Weitere Angaben zu den Soldaten werden nicht gemacht.

 

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Auf der Säule lesen wir die Widmung in einer zarten Antiqua-Schrift:

UNSEREN
GEFALLENEN
UND TOTEN

Mit »Toten« sind dann wohl die Soldaten gemeint, die nicht im direkten Kampf »gefallen«, sondern etwa im Lazarett, in Gefangenschaft gestorben sind.


Der Historiker Hartmut Häger schreibt in seiner Dissertation über den euphemistischen Ausdruck »Gefallener«, der die Grausamkeit des Krieges ausklammert: »An den geliebten Menschen möchte man sich nicht im Zustand seiner Hinfälligkeit erinnern, sondern ihn als kraftvollen Menschen im Gedächtnis bewahren. Das am häufigsten verwendete Wort ›Gefallener‹ (oder ›gefallen‹) schließt die Dimension des Kraftvollen in seine Definition ein. Die Vorstellung eines ritterlichen Turniers leuchtet auf. Nur ein Aufrechter kann zum Gefallenen werden.«

 

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Die leicht verwahrloste (Fotos vom Mai 2020) Anlage mit zwei Pflanzschalen.

 

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Der gerundete, mit kleinen Granitsteinen gepflasterte Platz ist mit einem Eisenzaun versperrt.

 

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Die Pforte ist mit einer Kette und einem etwas älterem Vorhängeschloß gesichert.

 

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Der zweite »Reichsapfel« steht am anderen Ende der Brüstung.

 

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Die Einweihung

In den Vaterstädtischen Blättern aus Lübeck wurde in der Ausgabe vom 3. Oktober 1926 ein Bericht über die Weihe des neuen Denkmals am Kranzberg veröffentlicht.

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»Das Schlutuper Ehrenmal für die Gefallenen im Weltkriege wurde am Sonntag, dem 12. September durch eine schlichte Feierlichkeit geweiht, an der als Vertreter des Lübecker Senator Dr. Vermehren teilnahm. Pastor Hafermann hielt die Weiherede. Die Kosten für das Ehrenmal wurden durch freiwillige Sammlungen und Stiftungen aufgebracht und an der Weihe nahm ein großer Teil der Schlutuper Bevölkerung teil.

Bedauerlicherweise wurde die Feier durch eine Abteilung des Roten Frontkämpferbundes Lübeck, die mit Trommeln und Pauken durch die zum Gedächtnis der Toten versammelte Menge hindurchmarschierte, in schamlosester Weise gestört.«


Siegfried Christian Eberhard Hafermann war fast 13 Jahre Pastor der St. Andreas Gemeinde in Schlutup, von 1917 bis 1929. Er war Vorsitzender der Kommission für die Errichtung des »Ehrenmals« am Kranzberg.

 

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Ein Winterfoto aus den frühen Jahren des Denkmals: Wir sehen, dass der Weg hinauf zum Kranzberg an einer Häuserzeile vorbeiführt. Er ist zur Straße hin von Bäumen begrenzt, ansonsten ist die Böschung nur Wiese ohne Sträucher, einzelne Treppen mit Geländer führen hinauf. Das Denkmal steht frei.

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Der Kranzberg

Hat die Anhöhe ihren Namen erhalten, weil am Volkstrauertag die Kränze für die toten Soldaten am Denkmal niedergelegt werden? Wir fragen Kai Schäfer, Pastor der Fischerkirche:

»Nein, der Name kommt nicht von Kranzniederlegungen zu Ehren von Toten, die nie Helden haben werden wollen zu Lebzeiten.

Da Schlutup bekanntlich Fischerdorf war und alle mehr oder minder vom Fischfang lebten, drehte sich früher auch das kulturelle Leben um das Leben auf dem Wasser. Vor der Blüte der Fischindustrialisierung wurden Fischerkähne meistens noch gerudert – doch sie waren auch segelbar. Auf dem Kirchhof steht übrigens der letzte, 1965 gebaut. Diesen Typus Kahn müssen Sie sich also für folgendes ›Rennen‹ vorstellen: Raus auf die Trave ab Schlutup, bis zum Dassower See, um einen Wendepunkt drumherum und ab wieder Richtung Heimathafen Schlutup. An dem Tag wurde also kein Fisch, sondern eine holde Maid von dem Fischer ›gefangen‹, der seinen Nachen am schnellsten bewegen konnte – per Riemen, Wind, Strömung – was also neben jugendlichem Eifer noch alles einen Kahn schneller macht.

Die Siegerehrung war – genau – auf jenem Berg mittenmang in Schlutup, der folglich den Namen Kranzberg erhielt.

Die Vereinnahmung dieser Siegerehrung durch jene, die im Geiste unbesiegt blieben, geschah nach dem 1. Weltkrieg; denn der dicke Reichsadler parkt dort auf der Kugel vermutlich nicht erst seit dem 2. Weltkrieg.«

Danke für die Aufklärung, lieber Herr Schäfer, dass die toten Soldaten alle keine Helden sein wollten, glauben wir allerdings nicht. Die Zahlen der Männer, die sich in beiden Weltkriegen freiwillig und teilweise voller Begeisterung, Tatendrang und Bewunderung für »verdiente Helden« zum Kriegsdienst gemeldet haben, ergeben ein anderes Bild.

SH Schlutup Kranzberg Bundesarchiv Bild 183 J09120 Kriegsfreiwillige und Ritterkreuztraeger webFoto: Wikimedia Commons / Bundesarchiv-Bild 183-J09120

Originalbildunterschrift: »Kriegsfreiwillige für ›Groß-Deutschland‹, Januar 1944.

Die Panzergrenadier-Division ›Großdeutschland‹ hat als Kriegsfreiwilligen-Division in ihren Reihen eine grosse Anzahl von Offizieren, Unteroffzieren und Mannschaften aus der HJ. In diesen Tagen rückte nun wieder eine grosse Anzahl kriegsfreiwilliger Hitlerjungen, die durch die vormilitärische Ausbildung der Wehrertüchtigungslager und des Reichsarbeitsdienstes gegangen sind, in die Garnison der Ersatzbrigade der Panzerergrenadier-Division ›Gross-Deutschland‹ ein.

Diese jungen Kriegsfreiwilligen unterhalten sich mit zwei Ritterkreuzträgern der Division, Feldwebel Hans Klein (links) und Oberfeldwebel Otto Brakat.«


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Der Adler

Aufmerksam, zum Abflug bereit, sitzt der muskulöse Adler auf seinem Ausguck. Er ist detailreich aus Bronze gearbeitet. Er krallt sich an seine kleine Plattform. Das ist kein gemütliches Ausruhen, angespannt wartet er auf seinen Einsatz.

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»Der Adler ist als ›der mächtigste König im Luftrevier‹ (Anfang des ›Seeräuberlied‹, das zum Marschliederkanon der Wehrmacht gehörte), der König der Lüfte und wehrhafter Beschützer seines Horstes.«

• Hartmut Häger, Kriegstotengedenken in Hildesheim, S. 137

»Als Hoheitszeichen des Deutschen Reiches und als Symbol für deutsche Macht und Stärke galt der Seeadler. Der Raubvogel konnte nach 1871 wachsam nach Westen spähen, oft aufreizend mit den Flügeln schlagen und/oder den geöffneten Schnabel drohend dem französischen Feind entgegenstrecken. [...]
Unmittelbar vor der Unterzeichnung des Versailler Vertrages stieß die ›Deutsche Tageszeitung‹ vom 26. Juni 1919 den Stoßseufzer aus, es möge ›vielleicht doch in nicht so ferner Zeit [...] – der Tag komm[en], an welchem das Deutsche Volk sich aus seinem tiefen Fall wieder erheben kann und der deutsche Adler von neuem den Flug zur Sonne unternimmt.‹ Dieser sehnsüchtige Wunsch wurde in die Gedenkwelt hineingetragen – Hamburg-Gross Borstel, Oktober 1922: ›Mit kräftigen Krallen steht er trotzig und lauernd auf seinem eisernen Grund, den scharfen Blick nach Westen gerichtet‹; Wasserkuppe/Rhön, 1923, Weiherede des Oberstleutnants a.D. Walter von Eberhardt: ›Und eigene Kraft wird es sein, die alle Fesseln, die Schmach und Schande, die Not und Elend uns angelegt haben, wieder sprengen wird. Nach Westen blickt der Adler. Er weist uns den Weg, den wir gehen müssen.‹ Auch dort die Kranzschleife des ›Bundes der Jagdflieger‹ am Tag der Einweihung: ›Adler, Du, halte die Wacht! Um uns ist Schande und Nacht. / Siehe, dort hinter dem Rhein / Schlummert der Brüder Gebein / Bis einst der Morgen erwacht. Adler, Du, halte die Wacht!‹.«

Loretana de Libero, Rache und Triumph, Krieg Gefühle und Gedenken in der Moderne, De Gruyter Oldenbourg, S.95f


Oberst a.D. Roethe beschrieb den steinernen Adler in der Festrede vor der Enthüllung des Warener Denkmals am 26. Juni 1932 folgendermaßen:

»Der Adler des Steins, der nun sogleich vor Ihren Augen erscheinen wird, er ist das Bild des Adlers der Deutschen, das Sinnbild von Deutschlands Macht und Herrlichkeit. Noch verkrampft sich die rechte Klaue auf dem am Boden liegenden Stahlhelm, dem Zeichen der deutschen Wehrhaftigkeit. Aber schon sieht er in der Ferne das Morgenrot des kommenden Tages, schon regt er die Flügel.

So gebe der allmächtige Lenker der Geschicke der Völker, der uns diese Prüfungszeit auferlegt hat, daß gar bald der Adler des Deutschen Volkes die mächtigen Schwingen breite zum stolzen kühnen Fluge der Sonne entgegen in die ferne glückhafte Zukunft unseres Volkes. Und daß wir bald die Gelegenheit finden, das stolze Lied in die Lüfte zu jubeln, das der Dichterherold unserer Väter ihnen mitgab in die Kämpfe und Märsche nach Paris, wo sie sich die Kaiserkrone und das einige mächtige Reich holten – das Lied:

Flieg, Adler, flieg! Wir folgen nach
Ein Einig Volk in Waffen.
Wir folgen nach, ob tausendfach
Des Todes Pforten klaffen.
Und fallen wir: Flieg, Adler, flieg!
Aus unserm Blute wächst der Sieg.
V o r w ä r t s ! «


Sieben Jahre später flog er dann wieder, der Adler: der 2. Weltkrieg begann mit dem Einmarsch der Deutschen Wehrmacht in Polen.
 

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»wir sind die Herren der Welt«

Der mächtigste König im Luftrevier
Ist des Sturmes gewaltiger Aar.
Die Vöglein erzittern, vernehmen sie nur
Sein rauschendes Flügelpaar.
Wenn der Löwe in der Wüste brüllt,
Dann erzittert das tierische Heer.
Ja, wir sind die Herren der Welt
Die Könige auf dem Meer.
Tirallala, tirallala
Tirallala, tirallala
hoi! hoi!

Zeigt sich ein Schiff auf dem Ozean,
So jubeln wir freudig und wild;
Unser stolzes Schiff schießt dem Pfeile gleich
Durch das brausende Wogengefild.
Der Kaufmann erzittert vor Angst und vor Weh,
Den Matrosen entsinket der Mut,
Und da steigt am schwankenden Mast
Unsre Flagge, so rot wie das Blut.
Tirallala, tirallala
Tirallala, tirallala
hoi! hoi!

Wir stürzen uns auf das feindliche Schiff
Wie ein losgeschossener Pfeil.
Die Kanone donnert, die Muskete kracht,
Laut rasselt das Enterbeil,
Und die feindliche Flagge, schon sinkt sie herab.
Da ertönt unser Siegesgeschrei:
Hoch lebe das brausende Meer,
Hoch lebe die Seeräuberei!
Tirallala, tirallala
Tirallala, tirallala
hoi! hoi!


SA-Version (ca. 1930)
Der mächtigste König von Groß-Berlin
das ist der Isidor Weiß
Doch Dr. Goebbels der Oberbandit
der macht ihm die Hölle schon heiß
Seine eigene Schupo die nimmt ihn sich vor
man hört es bis zum Brandenburger Tor
Er nennt sich Dr. Bernhard Weiß doch bleibt er der Isidor


»Der mächtigste König im Luftrevier«, auch bekannt als Piratenlied, ist ein seit 1915 belegtes Volkslied, das im 1. Weltkrieg als eine Art inoffizielle Hymne der deutschen U-Bootfahrer zu besonderer Popularität kam. Wegen Formulierungen, die während der NS-Diktatur hinzugefügt wurden, wird das Singen des Liedes durch Bundeswehrsoldaten kontrovers beurteilt.

Während der NS-Diktatur wurde das Lied vom Regime gefördert und umgeschrieben. So wurden aus den »Fürsten der Welt« in der NS-Version die »Herren der Welt«. Auch wurde das Lied textlich von der SA so umgedichtet dass es ein Spottlied auf den damaligen jüdischen Polizeivizepräsidenten von Berlin Bernhard Weiß wurde. Nach dem 2. Weltkrieg ist »Der mächtigste König im Luftrevier« unter anderem im Liedgut der Pfadfinderbewegung belegt und in dem Liederbuch »Die Mundorgel« enthalten.

»Der mächtigste König im Luftrevier« wurde nach dem 2. Weltkrieg auch ins Liedgut der Bundeswehr übernommen. So findet es sich 1983 im Liederbuch der Fallschirmjäger und 1991 im offiziellen Liederbuch der Bundeswehr »Kameraden singt!« Nachdem der ARD-Kulturreport am 25. November 2001 einen Beitrag über die Geschichte des Schlagers Lili Marleen und das Liedgut der Bundeswehr ausstrahlte, wurde auch der Text des Piratenliedes kontrovers diskutiert. Für Kritik sorgte vor allem, dass die Bundeswehr nicht die ursprüngliche Version, sondern die Version mit dem während der NS-Diktatur umgeschriebenen Text übernommen hatte.

Nach Wikipedia, abgerufen am 8.3.2021

Das erste Liederbuch der Bundeswehr erschien 1958. Getreu dem Adenauerschen Appell »Vergesst mir die Musike nicht, das ist eine wichtige Sache für die Soldaten!« Ab Juni 2017 wurde das Liederbuch der Bundeswehr »Kameraden singt!« von 1991 dann auf Geheiß der damaligen Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen überarbeitet.


»Als es im 2. Weltkrieg gegen England ging, sang die Wehrmacht damals ›Der mächtigste König im Luftrevier‹. Darin heißt eine Zeile: "Ja, wir sind die Herren der Welt". Und auch heute wird das Lied mit dieser Zeile noch so gesungen. [Der Musikwissenschaftler Eberhard] Frommann fürchtet, dass sich die Bundeswehr bei einem eventuellen Auslandseinsatz mit solch einem Lied unbeliebt machen könnte.

›Die Soldaten, die da jetzt nach Afghanistan gehen oder auch im Kosovo stationiert sind, sollten sich hüten, diese Lieder, die diesen Aggressionsgeist der Wehrmacht noch in sich tragen, so wie ›Ja, wir sind die Herren der Welt‹, noch zu singen.«

Mehr auf www.ag-friedensforschung.de

 

Auch Volksbarde Heino hat den mächtigsten König im Luftrevier vertont, beim »Tirallala, tirallala« läßt er sich von einem fröhlichen Mädelchor begleiten:

YouTube, Heino: Der mächtigste König ...


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Das Eiserne Kreuz

Nach einer Skizze des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III wurde der berühmte Baumeister Karl Friedrich Schinkel am 13. März 1813 mit der Erstellung einer Reinzeichnung für das erste Eiserne Kreuz beauftragt.

Am 8. August 1914 hatte Wilhelm II dann in seiner Eigenschaft als preußischer König die Stiftung seiner beiden Vorgänger erneuert und machte das Eiserne Kreuz durch seine breit angelegte Verleihungspraxis zu einem quasi deutschen Orden. Mit der vierten Stiftung zu Beginn des 2. Weltkriegs durch Adolf Hitler wurde es am 1. September 1939 auch offiziell zu einer deutschen Auszeichnung. Hitler verzichtete auf seine Initialen als Führer und Oberbefehlshaber der Wehrmacht, die auf ihn persönlich vereidigt war. Stattdessen wurde das Hakenkreuz, das Symbol des NS-Staates, in die Mitte des traditionsreichen Ordens eingefügt und von der Rückseite wurden das Monogramm König Friedrich Wilhelms III. und das Eichenlaub entfernt.

Auf Kriegerdenkmälern wird das Eiserne Kreuz den toten Soldaten posthum verliehen. Der Tod im Krieg wird als Beweis für die »Vaterlandstreue« und die Tapferkeit der Soldaten gewertet, darum wird der militärische Orden hier kollektiv verliehen. Ein Soldat, der lebend oder lebend invalide zurück gekommen ist, erhält ihn nicht.


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• Auch Hitler trug das Ehrenkreuz an der Brust

»Vor allem die nahe der Front operierenden Sonderkommandos, die sowohl Juden ermordeten als auch an der Partisanenbekämpfung beteiligt waren, wurden von den Armeegenerälen reichlich mit Eisernen Kreuzen bedacht. Um nur die größten Verbrecher unter ihnen zu nennen, sei auf Rudolf Lange verwiesen, der für den Mord an den Juden Lettlands verantwortlich war, und auf Friedrich Jeckeln, der Massaker um Massaker organisierte, in der Westukraine, in Kiew (Babij Jar) und in Riga. Beide bekamen schließlich das Eiserne Kreuz II. und I. Klasse.«

Zitiert aus einem Artikel »Orden für Massenmord« von Dieter Pohl 

DIE ZEIT, 5.6.2008


Das Eiserne Kreuz ist das am häufigsten gezeigte Symbol in der rechten Szene. Es wird in allen erdenklichen Formen gezeigt, z. B. als Ohrstecker, Anhänger oder Gürtelschnalle und als Schmuck am Auto:

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Die Weltkugel mit Kreuz

Rechts und links auf der Brüstung der Denkmalsanlage steht eine Steinkugel mit einem eingesetzten Eisenkreuz. Gemeinhin nennen wir dieses Symbol »Reichsapfel«, das ist ein Herrschaftszeichen in Form einer Weltkugel mit einem Kreuz.

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Die Kugel steht für die Erde, Symbol für die Weltherrschaft des Kaisers/Königs, das Kreuz ist Zeichen für das Bekenntnis des Kaisers/Königs zum christlichen Glauben.

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Heinrich III., Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, Mitte des 11. Jahrhunderts

 

Die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland (EKM) definiert das Symbol so: »Das Kreuz ist das Symbol der Christen. Es erinnert an den Tod Jesu Christi am Kreuz, aber es ist auch Zeichen seiner Auferstehung. Ein Kreuz auf der Weltkugel bedeutet: die Botschaft vom Kreuz will die ganze Welt erreichen. Wie ein Schutzzeichen der Liebe Gottes steht das Kreuz auf der Welt. Das Symbol wird von der Evangelischen Jugend verwendet.«


Was haben die Schlutuper 1926 gedacht?

 

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Roter Frontkämpferbund

»Bedauerlicherweise wurde die Feier durch eine Abteilung des Roten Frontkämpferbundes Lübeck, die mit Trommeln und Pauken durch die zum Gedächtnis der Toten versammelte Menge hindurchmarschierte, in schamlosester Weise gestört«, kann man 1926 im Bericht zur Einweihung des Denkmals lesen. Was hatten die Störer gegen die Ehrung der toten Reichswehrsoldaten? Was war der Rote Frontkämpferbund? Das Deutsche Historische Museum erklärt es uns:

»Am 18. Juli 1924 gründete die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) in Halle/Saale den Roten Frontkämpferbund (RFB), zu dessen Beitritt alle ›klassenbewussten‹ Arbeiter aufgerufen wurden. Die Mitglieder des Wehrverbands waren uniformiert. Bei Veranstaltungen und Kundgebungen traten sie in Marschblocks mit Schalmeienkapellen und Fahnen auf. Symbol des RFB war eine geballte Faust, die stete Kampfbereitschaft ausdrücken sollte. Unter der Leitung von Ernst Thälmann umfasste der RFB 1927 über 1.600 Ortsgruppen mit rund 110.000 Mitgliedern. Neben paramilitärischen Schulungen erhielten die Rotfrontkämpfer politischen Unterricht über Marxismus-Leninismus. [...]


SH Schlutup Kranzberg Thaelmann webFoto: Spree Tom, Wikimedia Commons

• Denkmal für Ernst Thälmann von Lew Jefimowitsch Kerbel im Berliner Ernst-Thälmann-Park, Bronze auf ukrainischem Marmor, 1981/86

Der Weimarer Republik stand der RFB ablehnend gegenüber. Zu blutigen Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und Mitgliedern des RFB mit 33 Toten kam es am 1. Mai 1929 in Berlin, als die KPD trotz eines Verbots ihre traditionellen Maikundgebungen durchführte. Die Innenminister der Länder nahmen den ›Blutmai‹ zum Anlass, den RFB und seine Unterorganisationen reichsweit zu verbieten. Bis zu seiner Zerschlagung nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten existierte der RFB illegal weiter. Bis 1933 lieferten sich die Rotfrontkämpfer mit Angehörigen der nationalsozialistischen Sturmabteilung (SA) bürgerkriegsähnliche Straßen- und Saalschlachten, häufig mit tödlichem Ausgang.

Unterstützung erhielten inhaftierte Rotfrontkämpfer sowie andere politische Gefangene und deren Angehörigen von der ebenfalls 1924 gegründeten Roten Hilfe Deutschlands (RHD). 1925 übernahm Clara Zetkin den Vorsitz von Wilhelm Pieck. Kampagnen der RHD wurden von Albert Einstein, Kurt Tucholsky, Käthe Kollwitz, Heinrich Zille, Heinrich Mann und anderen unterstützt. Die ab 1933 illegale Rote Hilfe Deutschlands wurde 1935/36 von der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) zerschlagen; im Ausland setzte die Rote Hilfe ihre Arbeit fort.«

Burkhard Asmuss, © Deutsches Historisches Museum, Berlin, 8. Juni 2011, Text: CC BY NC SA 4.0


In diesem Beitrag wurde allerdings die Faktenlage zum »Blutmai« 1929 ungenau dargestellt, bzw. wurde das lange in der BRD weitergegebene Narrativ übernommen. Die 33 Toten sind ausschließlich durch Schüsse der Polizei ums Leben gekommen. Deshalb hier noch ein neuerer Text vom Deutschen Historischen Museum zum »Blutmai« 1929:

»Ende April 1929 weigerte sich der sozialdemokratische Berliner Polizeipräsident Karl Friedrich Zörgiebel (1878-1961), ein im Dezember 1928 zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit erlassenes Demonstrationsverbot aufzuheben. Auf das Verbot ihrer traditionellen Kundgebungen zum ›Tag der Arbeit‹ am 1. Mai, der in der Weimarer Republik nie gesetzlicher Feiertag war, reagierte die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) mit einem Aufruf zu einer friedlichen Massendemonstration. Dem Aufruf folgend, versuchten am 1. Mai 1929 tausende Demonstranten von den Berliner Außenbezirken in das Stadtzentrum zu ziehen.

13.000 Polizisten gingen gewaltsam gegen Demonstranten vor. An verschiedenen Stellen der Stadt wurden daraufhin Straßensperren errichtet. In Wedding und Neukölln, zwei traditionellen Arbeiterbezirken, wurde der Ausnahmezustand ausgerufen.

Die drei Tage anhaltenden Unruhen forderten mehr als 30 durch Polizeischüsse getötete, auch unbeteiligte Zivilisten sowie ungefähr 200 Verletzte. Mehr als 1.200 Personen wurden verhaftet. Aus Anlass des sogenannten Blutmais verbot die von der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) geführte preußische Regierung den Roten Frontkämpferbund (RFB). Ihm wurde vorgeworfen, einen kommunistischen Aufstandsversuch unternommen zu haben. Auf Beschluss einer Konferenz der Landesinnenminister vom 10. Mai 1929 galt das Verbot schließlich reichsweit. Die KPD ihrerseits warf der SPD daraufhin Verrat an der Arbeiterbewegung vor und erklärte den Kampf gegen den sozialdemokratischen ›Sozialfaschismus‹ zu einem Hauptziel ihrer zukünftigen Politik.«

Arnulf Scriba, © Deutsches Historisches Museum, Berlin, 23. April 2019, Text: CC BY NC SA 4.0



SH Schlutup Kranzberg Blutmai Bundesarchiv Bild 102 07707 Berlin webFoto: Bundesarchiv, Bild 102-07707 / CC-BY-SA 3.0

 

Mehr Informationen und viele weitere Fotos aus dem Bundesarchiv:

Blutmai auf Wikipedia


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I N H A L T
Das Denkmal
Die Inschrift
Volkstrauertag 2018
Die Geschichte
»... ob unsere Söhne umsonst gefallen sind?«
Das Eiserne Kreuz
Der Findling
Erhebung Schleswig-Holsteins
Deutsch-Französischer Krieg 1870/71

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Schmalensee, Kreis Segeberg

An der Hauptstraße, dem See gegenüber

Das Denkmal für die toten Soldaten beider Weltkriege ist in den Hang hineingebaut worden. Es wurde am Totensonntag, den 25. November 1923 eingeweiht. Steinsetzmeister Johannes Suhr aus Bornhöved hat es geschaffen.

SH Schmalensee weit web


Am schmalen Fußgängerweg begrenzt eine eher niedrige Feldsteinmauer die Anlage. Zwischen zwei gleichartigen Steinpfeilern mit ebenfalls gemauertem Dach erreicht man den Denkmalsplatz über fünf Steinstufen.

 

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Ein Kiesweg führt zum Denkmal, flankiert von Flächen mit immergrünem Wachholder- und Lebensbaumgebüsch. Auf diesem Foto sieht man auch die Endpfeiler der Hinterwand der Anlage, die von Steinkugeln gekrönt werden.

 

SH Schmalensee nah web


Das Denkmal steht an einer geschwungenen bunten Feldsteinmauer. Es zitiert die Form eines antiken Tempels mit zwei Säulen, einem Horizontalbalken (Architrav) und dem Giebeldach (Tympanon). Auf eine altarähnlich angedeutete Mauer ist eine Steintafel, wie ein Altarretabel, gesetzt. So wird ein Altaraufsatz genannt (Retabel, von lat. retabulum, sinngemäß »rückwärtige Tafel«).

 

SH Schmalensee Helm web


Im Mittelstein des Giebels ist das Relief eines Stahlhelms herausgearbeitet. Zwischen den Säulen ist in die Feldsteinmauer die große Granitplatte eingelassen, mit oben eingerücktem Halbrund.

 

SH Schmalensee EK web


Oben ist ein Eisernes Kreuz auf Eichenlaub und Lorbeerzweigen als Relief aus Bronze angebracht. Das militärische Ehrenzeichen hat eine Perlenreihe als Kontur, oben die preußische Königskrone, in der Mitte ein »W« für Wilhelm II und unten »1914«, für das Jahr der erneuten Stiftung des Ordens. Er wurde seit dem 1. Weltkrieg bis 1945 durch eine breite Verleihpraxis zum bekanntesten deutschen Verdienstorden für Soldaten.

 

SH Schmalensee Tafel mitte web


Darunter steht in bronzenen Lettern einer Frakturschrift die Aufforderung:

Ehret
die Gefallenen
und Kriegsopfer
der Weltkriege

 

SH Schmalensee Tafel1WK web


Links daneben eine ebenso geformte Steinplatte, diesmal mit vier Schrauben aufgesetzt. Im Bogen die Jahreszahlen des 1. Weltkriegs, 1914 – 1918, darunter, wieder in bronzenen Frakturlettern, Vor- und Nachnamen und Todesdatum von 13 toten Soldaten. Zwei davon, ein Brüderpaar, sind als vermisst aufgeführt. Bruno Göttsch ist Sohn des Lehrers Heinrich Göttsch, der 1948 die erste Chronik von Schmalensee erstellt hat.

Auf der vorbildlichen Website der Gemeinde Schmalensee mit ausführlicher Darstellung der Geschichte des Ortes, kann man die Biografien von drei Soldaten lesen:

Bruno Göttsch

Adolf Blunk

Friedrich Voß

 

SH Schmalensee Tafel2WK web


Auf der rechten Seite in gleicher Art die Steinplatte für die toten Soldaten des 2. Weltkriegs. Unter den Jahreszahlen 1939 – 1945 stehen 10 Namen, ebenso alphabetisch geordnet. Drei Soldaten sind als »verm.« angegeben.

 

SH Schmalensee Ausgang web


Der Ausgang ist mit zwei Eisenketten gesichert. Der Wert der Ketten kommt schon in der Kostenrechnung 1923 vor. In dieser Zeit sollten sie oft an die Situation Deutschlands nach dem »aufgezwungenen« Versailler Friedensvertrag, dem »Schandvertrag« erinnern. Als 1935 in der Zeit des Nationalsozialismus die Wehrpflicht wieder eingeführt wurde, ließen die Nationalsozialisten an manchen Orten die Ketten in einem symbolischen Akt zerbrechen.

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Die Inschrift

Ehret die Gefallenen und Kriegsopfer der Weltkriege. Ehre, nicht die Trauer um die Toten stehen im Vordergrund.

Ehre ... kann mehr bedeuten als nur jemanden in guter Erinnerung zu bewahren. Es kann die Absicht beinhalten, jemanden auszuzeichnen, also eine besondere Leistung, ein besonderes Verhalten, eine besondere Haltung hervorzuheben. Eine solche Form der Ehrung ist im [...] militärischen Bereich vor allem mit Orden [meist dem Eisernen Kreuz verbunden]. Das Kriegerdenkmal wird diesen Ordens- und Ehrenzeichen gleichsam zur Seite gestellt und posthum kollektiv verliehen. Grund der Auszeichnung ist die durch den Tod besiegelte besondere Treue oder Tapferkeit.

Hartmut Häger, Kriegstotengedenken in Hildesheim, S. 33. Hg. Herbert Reyer, Stadtarchiv Hildesheim, Band 17, Gerstenberg, 2006


Gefallene
... verweist auf das Wort »fallen«, dem Wörter wie »hinfallen« aber auch »fällen« zuzuordnen sind. Der Tod im Krieg versinnbildlicht sich in diesen Wörtern. Er entkleidet sich im Wort »fallen« seines Schreckens, im Wort »fällen« verkleidet er sich in einen starken Baum, der von einem Naturereignis (Blitzschlag) oder einem übermächtigen technischen Mittel (Axt, Säge) umgelegt wurde. Es ist ein aseptischer Tod, der nichts mit den apokalyptischen Bildern gemein hat, die beispielsweise Erich Maria Remarque und Wolfgang Borchert in der Literatur oder Otto Dix in der bildenden Kunst hervorrufen: zerfetzte Gedärme, verpestete Lunge [...] Für das Fallen ist niemand so recht haftbar zu machen: der Schnee fällt, die Aktienkurse fallen – das Schicksal waltet hier wie dort. [...]

An den geliebten Menschen möchte man sich nicht im Zustand seiner Hinfälligkeit erinnern, sondern ihn als kraftvollen Menschen im Gedächtnis bewahren. Das am häufigsten verwendete Wort »Gefallener« (oder »gefallen«) schließt die Dimension des Kraftvollen in seine Definition ein. Die Vorstellung eines ritterlichen Turniers leuchtet auf. Nur ein Aufrechter kann zum Gefallenen werden.

Ebd. S. 22 und 61

 

Das Eiserne Kreuz als militärische Ehrenzeichen mit Eichenlaub und Lorbeerzweig und die Darstellung vom Stahlhelm lassen keinen anderen Schluss zu: mit »Ehret die Gefallenen und Kriegsopfer der Weltkriege« sind die toten Soldaten gemeint. Das verursacht Unbehagen in der heutigen Zeit, in der man von den Verbrechen der deutschen Wehrmacht weiß. Ist die Interpretation, mit »Kriegsopfern« seien alle Kriegsopfer, nicht nur Soldaten, gemeint, die Lösung? Der Historiker Klaus Latzel lehrt an der Technischen Universität Braunschweig. Er meint dazu in ZEITGeschichte 4/2018:

»Nach diesem Krieg und nach der erneuten Niederlage war an eine positive Sinnstiftung oder gar Verklärung des Kriegstodes, den zudem nun auch viele Zivilisten gestorben waren, nicht mehr zu denken. Die bundesdeutsche Erinnerung behalf sich mit einem abermaligen Rückgriff auf die Opferidee: Der ›Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft‹ zu gedenken wurde allmählich zur Standardformel. [...] Nun war aber der Krieg, nun war die Wehrmacht, die ihn führte, zugleich Bestandteil dieser Gewaltherrschaft – sind die Angehörigen der Wehrmacht also Opfer ihrer selbst? Und war Roland Freisler, der 1945 in Berlin durch einen alliierten Luftangriff starb, ebenso ein Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft wie die Widerstandskämpfer, die er zuvor als Präsident des Volksgerichtshofs an den Galgen geschickt hatte?

Soll diese unhistorische Gleichmacherei, welche die Unterschiede zwischen den Toten hinter dem Opferbegriff versteckt, nicht weitergeführt werden, dann muss sich das bundesdeutsche Totengedenken von diesem Begriff verabschieden.«

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Volkstrauertag 2018

»Unseren gefallenen Kameraden zum Gedenken«: Diese Widmung hat die Freiwillige Feuerwehr von Schmalensee auf Ihre Kranzschleife drucken lassen. Hier geht es auf alle Fälle um die toten Soldaten.

SH Schmalensee VTT2018


»Doch nur scheinbar stellt sich das Kriegerdenkmal dem Vergessen in den Weg. Tatsächlich befördert es das Vergessen, indem es nur ausgewählte Aspekte des Geschehenen repräsentiert: Wirkungen ohne Ursachen, Geschehnisse ohne Geschichte, Ergebnisse ohne Prozesse, Namen ohne Persönlichkeit, Opfer ohne Täter. ›Auf welchem dieser steinernen oder metallenen ›Ehrenmale‹ wurde beim Namen genannt, für wen oder was gestorben worden ist? Kein Wort von nationaler Machtpolitik, von Hegemonialstreben, nackten Besitzinteressen, Beutegier, Eroberungsgelüsten und Weltherrschaftsphantasien, für die Millionen von deutschen und fremden Soldaten umgekommen sind. Diese Motive werden ebenso wenig genannt wie die Namen derer, die in den beiden Weltkriegen aus dem Massensterben Profit geschlagen, Blut in Gold verwandelt und zu ihrem eigenen militärischen Ruhm gewissenlos ganze Armeen geopfert haben.‹ [Ralph Giordano, Die zweite Schuld, S. 324].«

Hartmut Häger, Kriegstotengedenken in Hildesheim, Gerstenberg 2006, S.29.

Die Stellungnahme von Bürgermeister Sönke Siebke:

»Die Gemeinde Schmalensee nutzt heute den Volkstrauertag dazu, im Zusammenwirken mit den Pastorinnen und Pastoren der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Bornhöved ein Gedenken und Mahnen zu praktizieren, dass alle Opfer von Krieg und Verfolgung, Ausgrenzung und Misshandlung einbezieht. Stets wird nach einer kurz gehaltenen Kranzniederlegung am Denkmal im benachbarten Gemeindesaal eine gemeinsame Andacht gehalten, an der neben Bürgern des Dorfes die Freiwillige Feuerwehr teilnimmt, die im Auftrag der Gemeinde zuvor den Kranz niedergelegt hat. Darüber hinaus setzt sich die Gemeinde Schmalensee in der Aufarbeitung der Dorfgeschichte kritisch mit dem jeweiligen Zeitgeist auseinander, der zum Bau bzw. zur Erweiterung des Denkmals geführt hat. ›Runde‹ Erinnerungstage werden genutzt, den heute im Dorf Lebenden über das Medium Gemeinde-Homepage aufzuzeigen, was Schmalenseerinnen und Schmalenseer 1914, 1919/1923, 1933, 1939 oder nach 1945 bewegte, irreleitete, verblendete. Stets mahnend, dass Revanchismus und Faschismus, die Ausgrenzung Anderer nicht wiederkehren dürfen.«

Jedes Jahr zum Volkstrauertag wird an den Kriegerdenkmälern der Toten der Weltkriege gedacht – heute oft verbunden mit Aufrufen, sich für den Frieden einzusetzen. Wenn die Reden gehalten sind, senden die Denkmäler den Rest des Jahres weiter ihre Botschaften – in Schmalensee wird man aufgefordert die Soldaten und Kriegsopfer beider Weltkriege zu ehren.

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Die Geschichte

Zitate aus der »Chronik von Schmalensee«, verfasst 1946 vom Lehrer in Schmalensee Heinrich Göttsch. Wegen Papiermangel konnte sie erst 1948 gedruckt werden.

»Nach einer langen Zeit goldigen Friedens im Glanze des Kaiserreiches kam dann aber das Unglück des 1. Weltkrieges von 1914–18. Gegen eine Welt von Feinden erlagen wir der Übermacht, und alle unsere Opfer waren umsonst gebracht. 13 unserer tapferen Söhne waren auf dem Felde der Ehre geblieben.

1923 wurde dann den Gefallenen ein Denkmal errichtet, das am Totensonntag dem 25. November eingeweiht wurde.«

 

Die 14-Jährige Erna Saggau las zu Beginn der Feier ein Gedicht mit sieben Strophen. Die letzte lautete:

Ihr trugt das Panier deutscher Ehr,
ein jeder von Euch als ein Held
glorreich über Länder und Meer
nun rauscht Euer Ruhm durch die Welt!

Die Militärvereine von Bornhöved, Kalübbe und Stocksee erschienen  mit ihren Fahnen und legten wie die Feuerwehr, der Frauenverein Bornhöved, die Schüler und die Angehörigen Kränze nieder. Das Segeberger Kreis- und Tageblatt berichtet: » Nach dem gemeinsam gesungenen Eingangslied: Ein feste Burg und einem von Fräulein Saggau gesprochenen Prolog hielt Lehrer Göttsch eine Ansprache, in der er der gefallenen Helden gedachte, die fast sämtlich Kinder der Gemeinde und Schüler des Redners gewesen sind. [Der] Redner mahnte, trotz allem an die Zukunft des deutschen Volkes zu glauben. Ein Volk, das sich im Krieg unvergleichlich heldenhaft bewährt habe, sei nicht der Versumpfung und dem Untergang geweiht. Der Deutsche werde sich wieder emporringen, und Zucht und Ordnung, Recht und Treue, werde wieder des Glückes Unterpfand werden. Nachdem von einem gemischten Chor: ›Harre, meine Seele‹ gesungen war, hielt Pastor Schlüter eine tiefempfundene Weiherede. [...] Mahnend rufe das Denkmal allen Vorübergehenden zu: Bedenke, daß Du ein Deutscher bist!«

 

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Die Einweihung 1923 auf der Website der Gemeinde Schmalensee:

Einweihung

 

Die Chronik von Heinrich Göttsch erscheint 1948

Bericht auf der Website der Gemeinde

 

Als am 1. Mai 1933 in Amt und Kirchspiel Bornhöved der erste »Tag der nationalen Arbeit« gefeiert wurde, begaben sich die Teilnehmer nach Schmalensee, um am Denkmal eine »Hitler-Eiche« zu pflanzen. Am 20. April, »Führers Geburtstag«, kam es in den nächsten Jahren zu weiteren Feierstunden am Denkmal. Die toten Soldaten des 1. Weltkriegs wurden zu Helden stilisiert, denen nachgeeifert werden müsse und deren Tod nicht umsonst gewesen sei, denn der verlorene Krieg habe den Weg zur »Nationalen Revolution« unter Hitler geebnet.

Am 26. April 1952 berichtete die Segeberger Zeitung von der Absicht der Schmalenseer Gemeindevertretung, das Denkmal um die Namen der 10 toten Soldaten des 2. Weltkriegs zu erweitern.


SH Schmalensee nach 1952 web

Viele Uniformen am Denkmal nach 1952


Herzlichen Dank, dass wir Teile des umfangreichen Material der Gemeinde, erarbeitet vom Arbeitskreis Dorfgeschichte, verlinken dürfen.
 

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»... ob unsere Söhne umsonst gefallen sind?«

Diese Frage stellte Lehrer Heinrich Göttsch in seiner Rede bei der Denkmalseinweihung 1923. Der Historiker Gerhard Schneider, bis 2008 Professor für Geschichtsdidaktik an der Universitär Hannover, schreibt dazu:

»Der Kriegsausgang hatte im Hinblick auf die Entwicklung der Kriegerdenkmäler und des Gefallenengedenkens einschneidende Konsequenzen. Der siegreiche Verlauf des Krieges von 1870/71, die Verwirklichung der langersehnten Reichseinigung und die Aufrichtung des Kaisertums ließen den Gefallenentod in diesem Krieg als sinnvoll erscheinen. Das mit jenem Krieg neugewonnene und durch entsprechende Gesinnungsakte immer wieder erneuerte nationale Prestige und das Gefühl, einer aufstrebenden Großmacht anzugehören, waren hinreichender Trost für die Hinterbliebenen.

Nach dem ersten Weltkrieg konnten sich dergleichen hohe und tröstliche Gefühle nicht einstellen. Die Erfahrung des Massensterbens an der Front, die noch lange nachwirkenden Eindrücke des Stellungskrieges im Westen und der neuen Kampfmittel, dann der für die meisten Menschen überraschende und niederschmetternde Kriegsausgang, die unbegreifliche Niederlage, das Bekanntwerden der immensen Zahl an Kriegsopfern und schließlich die trostlose Perspektive, die das ›Versailler Diktat‹ dem Deutschen Reich eröffnete, verlangten geradezu nach einer Sinngebung des Gefallenentodes. das ›Ihr-seid-nicht-umsonst-gefallen‹, das jede Denkmalseinweihung und jede Kriegergedächtnisfeier begleitete, war als Trotzreaktion der Überlebenden immer auch eine Drohung, daß mit diesem Kriegsausgang das letzte Wort noch nicht gesprochen sei. Kriegerdenkmäler waren in ihrer Formensprache ein bildhafter Ausdruck der uneingestandenen Niederlage. Dem Künstler, der den Auftrag erhielt, ein Kriegerdenkmal zu entwerfen, stellte sich die schwierige Aufgabe, dem Gefühl Ausdruck zu verleihen, man habe zwar den Krieg verloren, fühle sich aber nicht und gelte auch nicht als besiegt. [...]

Die politische Funktionalisierung und Instrumentalisierung des Gefallenentodes durch Denkmalgestalt, Einweihungsfeier und Denkmalsnutzung wurden in dem Maße stärker, wie die Trauer der Hinterbliebenen mit der Zeit abklang oder eine pietätvolle Rücksichtnahme auf die Betroffenheit dieser Personengruppe nicht mehr notwendig erschien. Man gedachte des ›Opfers‹ der Gefallenen in der Absicht, die ›zukünftigen Geschlechter‹ auf bestimmte Werthaltungen und kämpferische Charaktereigenschaften, die den Gefallenen angeblich zu eigen gewesen seien, einzuschwören. In Kreisen des Militärs, der Veteranenorganisationen und der vaterländischen Verbände verband man damit die Absicht, dadurch die unerwünschte pazifizierende Kraft der Trauer neutralisieren zu können. Der Opfertod der Gefallenen behalte nur dann seinen Sinn, wenn das deutsche Volk den Gefallenen im Geiste der Opferbereitschaft und im Geiste der Frontkameradschaft nachzufolgen bereit sei.«

Gerhard Schneider in »erinnern, vergessen, verdrängen«, Harrassowitz Verlag, Wiesbaden 1998, S.339f


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Das Eiserne Kreuz

Nach einer Skizze des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III. wurde der berühmte Baumeister Karl Friedrich Schinkel am 13. März 1813 mit der Erstellung einer Reinzeichnung für das erste Eiserne Kreuz beauftragt.

Am 8. August 1914 hatte Wilhelm II. dann in seiner Eigenschaft als preußischer König die Stiftung seiner beiden Vorgänger erneuert und machte das Eiserne Kreuz durch seine breit angelegte Verleihungspraxis zu einem quasi deutschen Orden.

Am 1. September 1939, dem Tag des Überfalls auf Polen, erneuerte Adolf Hitler das Eiserne Kreuz in 4. Stiftung und machte das ehemals preußische Ehrenzeichen zu einem nationalsozialistischen Kriegsorden. Dabei profitierte er vom hohen moralischen und symbolischen Wert der traditionsreichen Auszeichnung. Hitler verzichtete auf seine Initialen als Führer und Oberbefehlshaber der Wehrmacht, die auf ihn persönlich vereidigt war. Stattdessen wurde das Hakenkreuz, das Symbol des NS-Staates, in die Mitte des traditionsreichen Ordens eingefügt und von der Rückseite wurden das Monogramm König Friedrich Wilhelms III. und das Eichenlaub entfernt. Heute ist das Eiserne Kreuz mit Hakenkreuz in der Mitte ein verfassungsfeindliches Propagandamittel.


Eisernes Kreuz 1WK Kaiser web2

• »Fake News« anno 1914: Das Deutsche Reich hatte gerade das neutrale Belgien überfallen, damit die Truppen sich auf dem schnellsten Weg zum Erzfeind Frankreich begeben konnten.

 

Auf Kriegerdenkmälern wird das Eiserne Kreuz den Soldaten posthum und kollektiv verliehen für die, nach Meinung der Denkmalsstifter, durch ihren Kriegstod erwiesene Treue und Tapferkeit, egal wie sich der Einzelne tatsächlich verhalten hat.


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Der Findling

Am sogenannten Dreiecksplatz, unweit des Denkmals für die Weltkriege, steht der Gedenkstein für die Erhebung Schleswig-Holsteins 1848–51 und den Deutsch-Französischen Krieg 1870/71. An beiden kriegerischen Auseinandersetzungen haben Männer aus Schmalensee teilgenommen.

 

SH Schmalensee 1848 Eiche web


In der kleinen Anlage mit Rasen, Büschen, Parkbänken und einer stattlichen Eiche steht der Findling am Rand eines bescheidenen, mit hellen Feldsteinen umrandeten Beetes. Die Eiche ist vermutlich mit der Steinsetzung geplanzt worden.

 

SH Schmalensee 1848 web


Eine helle Steintafel mit abgeschrägten Ecken ist in den Findling eingelassen worden.

 

SH Schmalensee 1848 Tafel web


Unter der Kaiserkrone sind zwei gekreuzte Säbel graviert. Darunter:

1848 – 51
und
1870 – 71

Wilhelm I. aus dem Haus Hohenzollern war ab 1871 der erste Deutsche Kaiser. Wilhelm war in Preußen unter dem Namen Prinz von Preußen im Jahr 1840 Thronfolger und ab 1858 Prinzregent geworden. Ab 1861 König von Preußen, wurde er 1867 Präsident des Norddeutschen Bundes, aus dem 1871 das Deutsche Kaiserreich hervorging.

Mit der Gründung des kleindeutschen Nationalstaates 1871 stellte sich auch die Frage nach dessen symbolischer Repräsentation. Während des 19. Jahrhunderts wurde die Reichskrone zum Symbol des (groß-)deutschen Kaisertums, was sich in einer Flut von nationalen Bildern und Werken, die Darstellungen der Reichskrone aufweisen, zeigt. Für die neue kleindeutsche Monarchie unter preußischer Führung kam die Übernahme der Reichskrone nicht in Betracht. Zum einen befand sich die Reichskrone seit den napoleonischen Kriegen im Besitz der Habsburger und stand dem neuen Reich somit nicht zur Verfügung, zum anderen war sie durch ihr theologisches Programm und ihren reliquienhaften Charakter ein Ausdruck katholischen Glaubens und daher nicht für ein neues protestantisches Kaisertum geeignet. Die Verwendung einer einfachen heraldischen Mitrenkrone war aus denselben Gründen ebenso ausgeschlossen.

Man entwickelte eine eigene Kaiserkrone, die sich in der Form zwar an die Reichskrone anlehnte, aber sich auch bewusst von ihr unterschied.

Nach Wikipedia, abgerufen am 30. März 2019



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Foto: David Liuzzo / Wikimedia Commons

Krone des Preußisch-Deutschen Kaisers. Photographie des Holzmodells von 1872, bis 1940 ausgestellt in Schloss Monbijou, Berlin. Verbleib des Modells unbekannt.

 

SH Schmalensee 1848 weit web


Der Dreiecksplatz mit Eiche und Schilderwald.

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Erhebung Schleswig-Holsteins

Die Schleswig-Holsteinische Erhebung entstand im Zusammenhang mit den revolutionären Bewegungen 1848 als Konflikt zwischen den nationalistischen Strömungen in Dänemark und Deutschland. Die Schleswig-Holsteiner strebten die gemeinsame Loslösung der beiden Herzogtümer aus dem deutsch-dänischen Gesamtstaat und die Eingliederung beider in den Deutschen Bund an. Die dänischen Nationalisten wiederum strebten einen Nationalstaat an, zu dem nur das Herzogtum Schleswig gehören sollte.

Über diesem Konflikt kam es zu einem – mit Unterbrechungen – dreijährigen Krieg (1848 – 1851), bei dem die Schleswig-Holsteiner von den Staaten des Deutschen Bundes unterstützt und nach anfänglichen Erfolgen schlussendlich von der dänischen Seite besiegt wurden.

Dem britischen Premier Lord Palmerston (1784 bis 1865) zufolge war die Schleswig-Holstein-Frage so kompliziert, dass nur drei Menschen sich darin auskennen würden: Albert von Sachsen-Coburg-Gotha, Prinzgemahl von Queen Victoria, der schon tot sei, ein Professor, der verrückt geworden sei, und er selbst, doch habe er alles wieder vergessen, sonst wäre er auch verrückt geworden.

1849 errichteten die »Schleswig-Holsteinischen Kampfgenossen« einen Gedenkstein auf dem Alten Friedhof in Flensburg, er sollte die ewige Verbindung zwischen Schleswig und Holstein symbolisieren. 1851 entfernten ihn die dänischen Behörden. 1898, zur Feier des 50. Jahrestages der Eroberung der dänischen Festungsanlagen, wurde dieser Findling aufgestellt.

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Deutsch-Französischer Krieg 1870/71

1870 stellte Napoleon III., im Zusammenhang mit der Erbfolge in Spanien, Forderungen an Preußen, die Wilhelm I. nicht erfüllen wollte. Die Ablehnung des Preußenkönigs wurde von Bismarck in der Emser Depesche, die in der Presse platziert wurde, so brüsk formuliert, dass der französische Kaiser sich veranlasst fühlte, den Preußen den Krieg zu erklären. Am 2. September 1870 errangen die Preußischen Truppen bei Sedan einen triumphalen Sieg, bei dem Napoleon III. gefangengenommen wurde. Die Schlacht bei Sedan war nicht kriegsentscheidend, wurde aber später zum nationalen Mythos stilisiert. Im Januar 1871 kam es zum Waffenstillstand. Am 18. Januar 1871 ließ sich Wilhelm I. im Spiegelsaal von Versailles zum Deutschen Kaiser krönen. Damit war die Teilung des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nationen in ein »kleines« Deutsches Reich und die Doppelmonarchie Österreich-Ungarn vollzogen.

zitiert aus: Kriegerdenkmäler in der Friedensstadt, Aschendorff Verlag, 2018, S.15f

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I N H A L T
Das Denkmal
Volkstrauertag 2019
Volkstrauertag 2018
Historische Postkarte
Der Stahlhelm
Gedenken in der Kirche
Der neue Gedenkort für den Frieden
Besuch im Winter 2020
1944: Die Deportation der Juden aus Ungarn

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Schönwalde am Bungsberg, Kreis Ostholstein

Vor dem kirchlichen Friedhof auf kommunalem Gebiet an der Hauptstraße

Am Ende einer ansteigenden Grünfläche vor dem kirchlichen Friedhof liegt in gerader Sichtachse – der Weg zum Friedhof zweigt nach links ab – das Kriegerdenkmal für die toten Soldaten beider Weltkriege.

SH Schoenwalde gesamt web


Zwei Findlinge markieren den Weg, der von der Hauptstraße über drei Stufen führt. Zwischen zwei großen Eiben geht’s zum Denkmal.

 

SH Schoenwalde Denkmal web


Am Ende erweitert sich der rötliche Sandweg nach einer Steinschwelle zum Denkmalsvorplatz.

 

SH Schoenwalde gesamt mit Kraenzen web


Das ursprünglich allein stehende Denkmal für die toten Soldaten des 1. Weltkriegs besteht aus einem Granitfindling auf einem altarähnlich vorgezogenen Sockel, gemauert aus Granitplatten.

 

SH Schoenwalde Denkmal gesamt web


An der Frontseite sind zwei schwarze, teilweise polierte Steinplatten zu einer großen Fläche zusammengesetzt in die Granitplatten eingelassen worden. In 6 Spalten, getrennt durch polierte senkrechte Schmucklinien und waagerechte gerade Linien, werden die Namen der 44 toten Soldaten aufgeführt, geordnet nach Sterbedatum vom 22.8.1914 bis 24.7.1919. Drei Soldaten werden ohne Sterbedatum vermisst.

 

SH Schoenwalde Findling web


Der Findling trägt die Inschrift:

1914 – 1918
1939 – 1945 (nach 1954 hinzugefügt)
Dank und Ehre
unseren
Gefallenen

Dank und Ehre, nicht die Trauer um die Toten stehen im Vordergrund.

Ehre
»... kann mehr bedeuten als nur jemanden in guter Erinnerung zu bewahren. Es kann die Absicht beinhalten, jemanden auszuzeichnen, also eine besondere Leistung, ein besonderes Verhalten, eine besondere Haltung hervorzuheben. Eine solche Form der Ehrung ist im zivilen Bereich mit der Verleihung von Ehrenbezeichnungen, Urkunden, Ehrenringen oder -plaketten oder auch Orden verbunden, im militärischen Bereich vor allem mit Orden [meist dem Eisernen Kreuz]. Das Kriegerdenkmal wird diesen Ordens- und Ehrenzeichen gleichsam zur Seite gestellt und posthum kollektiv verliehen. Grund der Auszeichnung ist die durch den Tod besiegelte besondere Treue oder Tapferkeit, Haltungen, die auch heute noch der Soldateneid einfordert. [...]

Die Ehrung kann sich zur Verehrung, zur Verklärung (Apotheose) steigern. Das verehrungswürdige Sujet verträgt keine Beschädigung, keine Beschmutzung. Das hat es mit dem Idol gemein oder im geistigen Kontext mit dem Ideal. Der Krieger mutiert zum Held, das Kriegerdenkmal zum Heldenehrenmal – und ist damit jeder kritischen Betrachtung entzogen. Der deutsche Soldat hat sich sui generis heldenhaft verhalten, so wenig wie er dürfen die Reichswehr oder die Wehrmacht in Zweifel gezogen werden. Die von Hindenburg am 18. November 1919 im parlamentarischen Untersuchungsausschuss des Reichstags als Erklärung für die Niederlage des Ersten Weltkriegs vorgetragene ›Dolchstoßlegende‹ oder die Proteste gegen die »Wehrmachtsausstellung« über von ihr begangene Verbrechen im Zweiten Weltkrieg sind Ausdruck der Bemühungen, sowohl die militärischen Institutionen wie auch die ihnen angehörenden Personen der geschichtlichen Realität und damit auch der Verantwortung zu entziehen.«

Hartmut Häger, Kriegstotengedenken in Hildesheim, Gerstenberg 2006, S.33


Gefallene
»... verweist auf das Wort ›fallen‹, dem Wörter wie ›hinfallen‹ aber auch ›fällen‹ zuzuordnen sind. Der Tod im Krieg versinnbildlicht sich in diesen Wörtern. Er entkleidet sich im Wort ›fallen‹ seines Schreckens, im Wort ›fällen‹ verkleidet er sich in einen starken Baum, der von einem Naturereignis (Blitzschlag) oder einem übermächtigen technischen Mittel (Axt, Säge) umgelegt wurde. Es ist ein aseptischer Tod, der nichts mit den apokalyptischen Bildern gemein hat, die beispielsweise Erich Maria Remarque und Wolfgang Borchert in der Literatur oder Otto Dix in der bildenden Kunst hervorrufen: zerfetzte Gedärme, verpestete Lunge [...] Für das Fallen ist niemand so recht haftbar zu machen: der Schnee fällt, die Aktienkurse fallen – das Schicksal waltet hier wie dort. [...]

An den geliebten Menschen möchte man sich nicht im Zustand seiner Hinfälligkeit erinnern, sondern ihn als kraftvollen Menschen im Gedächtnis bewahren. Das am häufigsten verwendete Wort ›Gefallener‹ (oder ›gefallen‹) schließt die Dimension des Kraftvollen in seine Definition ein. Die Vorstellung eines ritterlichen Turniers leuchtet auf. Nur ein Aufrechter kann zum Gefallenen werden.«

Ebd. S. 22 und 61

SH Schoenwalde Helm


Darüber ist ein Stahlhelm im Relief aus dem Stein herausgearbeitet worden, der auf zwei gekreuzten Bajonetten liegt. Ein Zeichen für die erwünschte Wehrhaftigkeit der nächsten Soldatengeneration, um den »schmachvollen« Frieden von Versailles zu rächen.

Die Dolchstoßlegende erklärt vom Deutschen Historischen Museum

 

SH Schoenwalde links web


Hinter dem ursprünglichen Denkmal ist nach dem 2. Weltkrieg eine halbhohe Mauer aus bunten Feldsteinen errichtet worden, in die rechts und links Tafeln mit den Namen der toten Soldaten des 2. Weltkriegs eingelassen sind. Die Tafeln sind fast quadratisch, sonst aber in Material und Machart der Tafel zum 1. Weltkrieg angepasst. Sie sind jetzt aus zwei Teilen übereinander zusammengesetzt, die Namen sind in drei Spalten aufgeteilt. Auf der rechten Seite werden 27 Namen mit Sterbedaten vom 29.8.44 bis 5.11.52 genannt, dazu kommen 30 Namen von Soldaten, die vermisst sind.

 

SH Schoenwalde links Detail web


In der Vergrößerung sieht man, dass die Schrift mit den verzierten Initialen des ursprünglichen Denkmals genau nachempfunden wurde. Manchmal laufen auch hier die Unterlängen der Buchstaben in die ebenfalls polierten Trennlinien.

 

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Auf der linken Seite werden 57 Namen genannt mit Sterbedaten vom 9.6.40 bis 28.8.44.


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Volkstrauertag 2019

Das Gedenken beim »Ehrenmal« am Friedhof, die Menschenkette und die Einweihung des neuen Gedenkortes.


SH Schoenwalde VTT 2019 web


Eine bewaffnete Ehrenwache der Bundeswehr steht am Gedenkstein.


SH Schoenwalde VTT 2019 Kranz web


Viele Uniformträger bei den Kranzniederlegungen.

 

SH Schoenwalde VTT 2019 Rede web


Nachdem am kommunalen Kriegerdenkmal eine traditionelle Feier mit Militär stattgefunden hatte, bildete sich eine bunte Menschenkette unter dem Motto »Give peace a chance« vom Kriegerdenkmal bis hin zum neuen Gedenkort. Denn am Volkstrauertag 2019 wurde auch der neue »Gedenkort für die Opfer von Krieg und Gewalt« in der ehemaligen Leichenhalle neben der Kirche eingeweiht. Dort sind die »Ehrentafeln« und das »Ehrenbuch« aus der Kirche in einem neuen Ambiente aufgebaut worden, dort soll zum Mahnen für den Frieden angeregt werden.

 

SH Schoenwalde Menschenkette web

• Die 400 Meter lange Menschenkette »Give peace a chance«

 

SH Schoenwalde Kranz webFotos: Marco Heinen
• Jugendliche tragen einen Kranz vom Kriegerdenkmal zum Gedenkort

 

Pastor Dr. Arnd Heling hatte in seinem Aufruf zur Beteiligung an der Menschenkette geschrieben: »Es soll ein Ort werden, an dem nicht ausschließlich der gefallenen Soldaten vergangener Kriege, sondern aller Opfer von Krieg und Gewalt gedacht werden kann, auch solcher, die uns in unserer Gegenwart berühren. Ein Mahnort für den Frieden, der uns mit der Vergangenheit und Zukunft verbindet, und der hilft, dass wir uns jener Werte vergewissern, die uns tragen und die für unser Zusammenleben unverzichtbar sind.

Wir haben die Idee, diesen Ort am Volkstrauertag 2019 nach den traditionellen Kranzniederlegungen symbolisch mit einer Menschenkette zu begrüßen, dem unschlagbaren Symbol für Solidarität und Zusammenhalt – alt und jung, Uniformierte und Zivile, Einheimische und Gäste, Deutsche und ausländische Flüchtlinge und Asylanten – alle haben ihre Geschichte und ihren Blick auf Krieg, Gewalt, Vertreibung, alle sind angewiesen auf Frieden und gerechte Verhältnisse.«

www.kirche-schoenwalde.de


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Volkstrauertag 2018

Sechs prächtige Kränze, auch von Spendern, die man heute nicht mehr oft auf den Schleifenwidmungen lesen kann, zum Beispiel:

• Landsmannschaften Ostpreußen und Pommern: Zum Gedenken (mit Wappen)
• Sozialverband Schönwalde Kasseedorf: Zum Gedenken (auf schwarz-rot-goldener Schleife)

 

SH Schoenwalde VTT2018 web


»Doch nur scheinbar stellt sich das Kriegerdenkmal dem Vergessen in den Weg. Tatsächlich befördert es das Vergessen, indem es nur ausgewählte Aspekte des Geschehenen repräsentiert: Wirkungen ohne Ursachen, Geschehnisse ohne Geschichte, Ergebnisse ohne Prozesse, Namen ohne Persönlichkeit, Opfer ohne Täter.«

• Hartmut Häger, Kriegstotengedenken in Hildesheim, Gerstenberg 2006, S. 29


»Auf welchem dieser steinernen oder metallenen ›Ehrenmale‹ wurde beim Namen genannt, für wen oder was gestorben worden ist? Kein Wort von nationaler Machtpolitik, von Hegemonialstreben, nackten Besitzinteressen, Beutegier, Eroberungsgelüsten und Weltherrschaftsphantasien, für die Millionen von deutschen und fremden Soldaten umgekommen sind. Diese Motive werden ebenso wenig genannt wie die Namen derer, die in den beiden Weltkriegen aus dem Massensterben Profit geschlagen, Blut in Gold verwandelt und zu ihrem eigenen militärischen Ruhm gewissenlos ganze Armeen geopfert haben.« (Ralph Giordano)

SH Schoenwalde Landsmannschaften web


»Die Realität sieht so aus, dass die Fahnenabordnungen und die Reihen der Uniformierten mit dem Bürgermeister, dem Pastor und dem Kirchenpatron, SKH dem Herzog von Oldenburg mitten drin, am Sonntagmorgen auf dem Weg von der Kirche zum kommunalen Ehrenmal am Friedhof links und rechts überholt werden von Menschen, die mit Brötchentüten in der Hand zum Frühstück eilen, PKWs zwängen sich während des Zuges an den Marschierenden vorbei, die dort – fast ein Höhepunkt des Rituals – vom überalterten Posaunenchor der Kirchengemeinde empfangen werden. Die Ansprache des Kompanieführers der Patenkompanie aus Eutin und die Worte des Bürgermeisters (der Pastor sagt an dieser Stelle nichts mehr), werden eingerahmt vom Schleswig-Holstein-Lied, der Nationalhymne und Ludwig Uhlands Lied Vom guten Kameraden – all dies findet praktisch unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Schnell löst sich dann die Versammlung auf. Mir selbst wird jedes Mal bewusst, dass wir, die Beteiligten, mit Mühe eine Tradition aufrechterhalten, deren Sinnhaftigkeit in dieser Form von Jahr zu Jahr mehr zerfällt.«

• Eine Analyse von Pastor Dr. Arnd Heling im Jahr 2017


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Historische Postkarte

1958 in Schönwalde: oben rechts das Kriegerdenkmal – noch mehr Kränze – die weißen Schleifen leuchten vor der dunklen Steinwand. Einige weiße Bänke laden zum Verweilen ein.

 

SH Schoenwalde Karte web

 

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Der Stahlhelm

Die neuen Methoden des Artilleriekampfes im 1. Weltkrieg erforderten einen verbesserten Kopfschutz für die Soldaten. Der neue Helm aus Stahl wurde entwickelt, der die bis dahin getragenen ledernen Pickelhauben ablöste. Die ersten 30.000 Helme wurden im Dezember 1915 an die Truppen an der Westfront ausgeliefert.

Die Vorstellung von der stählernen Schutzwirkung wurde fortan auf Postkarten, Kriegsanleiheplakaten, Schmuckblättern usw. propagandistisch ausgeschlachtet und symbolisch überhöht. Bis zum Ende des 2. Weltkrieges wurde dieser Symbolwert noch gesteigert.


SH Sprenge Karte web


Die Einführung eines Stahlhelms für die Bundeswehr im Juni 1956 war ein Politikum. Den Forderungen des Militärs nach einem wirksamen Kopfschutz für die Soldaten wurde nur sehr zögerlich entsprochen. Unter keinen Umständen sollte der Helm für die Bundeswehr auf Konstruktionen beruhen, die an die Zeit des Nationalsozialismus erinnerten.

Für den aktuellen »Gefechtshelm, allgemein«, der am 15. Januar 1992 eingeführt wurde, galten diese politischen Bedenken nicht mehr. Der Helm sollte unter Wahrung der modernsten militärischen Gesichtspunkte auch alle Vorteile des Stahlhelms M35 in sich vereinigen.

Die Stahlhelme der alten Form blieben weiterhin im Gebrauch beim Bundesgrenzschutz und der Polizei.

Im Internet bieten eine Menge Militaria-Händler »Original-Stahlhelme der Deutschen Wehrmacht« zum Kauf an. Auch ein »Kinderhelm wie Stahlhelm M35 Wehrmacht Luftwaffe« für 190 Euro ist im Angebot. Ein T-Shirt, das Amazon anpries mit dem Aufdruck »SS-Stiefel, die besten Wanderschuhe aller Zeiten« wurde erst nach scharfen Protesten aus dem Sortiment genommen.

»Früher musste der Wehrmachtsfan noch in schmuddelige Militaria-Läden schleichen oder dreimal nachdenken, ob er seine Adresse bei einschlägigen rechtsextremen Versandhäusern hinterlassen will. Dank Amazon genügt jetzt ein Klick und der Wehrmachtsstahlhelm liegt auf dem Gabentisch«, empört sich die Linken-Bundestagsabgeordnete Ulla Jelpke auf www.stimme.de. SPD-Vorstandsmitglied Kevin Kühnert sagt dazu: »Ein angemessener Schritt wäre, die bisherigen Gewinne aus diesen Produkten an Gedenkstätten der Opfer des Nationalsozialismus zu spenden.«

Mehr dazu auf www.stimme.de: Stahlhelm unterm Christbaum


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Gedenken in der Kirche

Am 28. Januar 2017 fand im Rahmen der Wanderausstellung der Nordkirche »Neue Anfänge nach 1945?« in der Kirche St. Marien, Flensburg, ein Workshop in der Akademie Sankelmark statt. Thema war: »Zwischen Tradition und Häresie – Zum Umgang mit Heldenverehrung in und um Kirchen«. Der Workshop nahm den Jahrestag des Flensburger Denkmalstreits zum Anlass, über den Umgang mit den Ehrentafeln und Kriegerdenkmälern nachzudenken.

Mehr Informationen

über den Flensburger Denkmalstreit

über die Ausstellungsstation St. Marien und den Workshop

 

Pastor Dr. Arnd Heling aus Schönwalde berichtete in seinem Vortrag über die Auseinandersetzung des Kirchengemeinderats mit der »Ehrenhalle« im Kirchenvorraum:

Probeweise wurde nach Pfingsten 2015 die 1957 hier in der Turmhalle konzipierte »Ehrenhalle« zum Gedenken an die Gefallenen des Ersten und des Zweiten Weltkrieges entfernt.

An diese Maßnahme ist die Bedingung und die Selbstverpflichtung der Kirchengemeinde geknüpft, eine adäquate neue Form für das Gedenken an die Gefallenen und die Kriegsopfer im Raum der Kirche – möglicherweise auch in der 1947 errichteten, aber seit langem außer Funktion gesetzten Leichenhalle direkt neben der Kirche – zu entwickeln.

Der Kirchengemeinderat versteht die Mahnung zum Frieden und die Bewahrung der Erinnerung an die Opfer der Weltkriege im 20. Jahrhundert auch weiterhin als eine wichtige Funktion des kirchlichen Raumes.

Über den genauen Ort und die Art und Weise des Erinnerns und Gedenkens wird diskutiert – nicht nur in Schönwalde. Wir laden Sie ein, sich daran zu beteiligen. (...)

Woran also will man, soll man oder muss man eigentlich erinnern?

Es ist dies zweifellos der klassische Konflikt zwischen Denkmalpflege und Praktischer Theologie, der immer dann aufkommt, wenn es um das berechtigte Interesse der Kerngemeinde geht, den kirchlichen Lebensraum ihren realen gegenwärtigen Bedürfnissen anzupassen. Im Idealfall findet man einen Kompromiss.

Der Schönwalder KGR war und ist allerdings der Meinung, dass der Eingang, durch den man die Kirche betritt, frei von dem Gefallenengedenken sein sollte. Die Ehrenhalle hatte, wie dargelegt, zweifelsfrei ihre historische Berechtigung, für die damalige Generation und deren direkte Nachkommen. Doch sollte der Kirchraum heute in einer offeneren und einladenderen Atmosphäre zu betreten sein. Gerade dieser Bereich zwischen drinnen und draußen, die Übergangszone, sollte so wenig geprägt wie möglich sein, sondern eine letzte kurze Sammlung ermöglichen, bevor der Sakralraum betreten wird, der in besonderer Weise dem Gebet und der Begegnung mit Gott gewidmet ist.

Vortrag von Pastor Dr. Arnd Heling

Power Point-Präsentation


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Aktuell: Der neue Gedenkort für den Frieden

2020 erschien die Broschüre »erinnern und gedenken – Der Schönwalder Gedenkort für die Opfer von Krieg und Gewalt«

Auf 40 Seiten wird die Entstehung des modernen »Gedenkorts für die Opfer von Krieg und Gewalt« dokumentiert. Pastor Dr. Arndt Heling schreibt in seinem Vorwort:

Mit diesem Heft geben wir einen Einblick in die Konzeption, Vorgeschichte, Entstehung und feierliche Ingebrauchnahme des Schönwalder Gedenkortes für den Frieden. Es ist ein kleiner Ort, ganze 40 Quadratmeter groß, in einer seit langem außer Funktion gesetzten, früheren Leichenhalle der Kirchengemeinde. [...]

Mit dieser Schrift möchten wir nicht nur den Schönwalder Gedenkort selbst vorstellen, sondern auch den Weg dorthin schildern. [...] Die Schilderung dieses Prozesses mag exemplarisch für viele Tausend Gedenkstätten, Ehrenhallen, -steine und -male im ländlichen Raum stehen. [...]

Die Zivilgesellschaft braucht Zeiten und Orte der Selbstreflexion und Vergewisserung auf grundlegende Werte und Haltungen, nicht nur gegenüber der eigenen Geschichte, sondern auch der gegenwärtigen Zeitläufte. Der Schönwalder Gedenkort für die Opfer von Krieg und Gewalt möchte dazu einen Beitrag leisten.


Unser Studienleiter Dr. Stephan Linck blickt in seinem Betrag auf Seite 30 zurück auf das Jahr 1951:

»›Bei der Gestaltung der Gedächtnisstätten muss der besonderen Katastrophe von 1945 Rechnung getragen werden. [...] Die Gedenkzeichen des zweiten Weltkrieges müssen schlichter und demütiger im Ausdruck sein als viele Denkmäler der Opfer des ersten Weltkrieges. Grundsätzlich gehört eine Gedächtnisstätte mit den Namen der Opfer des Krieges nicht in den Kirchenraum. In der Kirche gilt nur ein Name, der Name Christi! Es geht nicht an, dass unsere Kirchen durch die vielen Kriegerehrungen zu Weihehallen umgestaltet werden. Es ist zu prüfen, ob nicht die alten Tafeln aus dem Kirchenraum entfernt und in einem besonderen Raum angebracht werden können.‹

So stand es in einem Erlass der Ev.-Luth. Landeskirche Schleswig-Holsteins vom 24.1.1951. Viele Kirchengemeinden in Schleswig-Holstein ignorierten diesen Erlass und behielten die Ehrentafeln für die toten Soldaten in ihren Kirchenräumen und hängten Gedenktafeln für die toten und vermissten Soldaten des Zweiten Weltkriegs dazu. Die Bildersprache vorhergehender Ehrungen wurde nicht hinterfragt und verändert. Es fehlte der Willen und die Fähigkeit wahrzunehmen, welch verbrecherischer Krieg von Deutschland ausgegangen war. Wie schlimm war es, die toten Söhne, Ehemänner, Väter zu betrauern. Wie viel schmerzhafter wäre es gewesen, sich bewusst zu machen, dass sie als Angehörige der Wehrmacht Massenmorde möglich gemacht und womöglich auch an diesen beteiligt gewesen waren.

So war es über Jahrzehnte kaum aussprechbar, dass der Zweite Weltkrieg von Deutschland ausgegangen war mit dem Ziel der Unterwerfung fremder Länder und Völker, mit dem Ziel der Ermordung der Juden, der Sinti, Roma und vieler anderer. Es dauerte 40 Jahre, bis erstmals ein Bundespräsident den 8. Mai 1945 als einen Tag der Befreiung bezeichnen konnte.

75 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs haben wir ein gesellschaftliches Mehrheitsbewusstsein, bei dem wir um die gefallenen Soldaten trauern, die aus Verblendung, Angst oder falschem Ehr- und Pflichtgefühl als Beteiligte an einem Vernichtungskrieg ums Leben kamen. Ebenso trauern wir um die Millionen Opfer deutscher Kriegführung, die erniedrigt, ausgeplündert und ermordet wurden. Unser Dank aber gilt allen, die sich damals dem Morden entgegengestellt haben, den Menschen aus dem Widerstand, den Verweigerern, den Deserteuren.

Die Kirchengemeinde Schönwalde hat in ihrer Erinnerungskultur einen sehr wichtigen Schritt gemacht, indem sie die Kirche frei gemacht hat von einer Gefallenenehrung, bei der nicht um tote Angehörige getrauert wird, sondern eine Verklärung des Soldatentodes im Zentrum steht!

Ich wünsche dem neuen Gedenkort, dass er erfahrbar macht, dass die Art und Weise, wie die Niederlage nach dem Ersten Weltkrieg verarbeitet wurde, ein Schritt war zu einer antidemokratischen und intoleranten Mehrheitsgesellschaft, die im Zweiten Weltkrieg Europa mit Barbarei überzog, bis sie ihr selbst zum Opfer fiel. Ein Nachdenken über Ursache und Wirkung eines Krieges kann dazu beitragen, den Weg zu einer menschenfreundlichen und verantwortlich handelnden Gesellschaft, den Weg zum Frieden zu finden.«


Broschüre »erinnern und gedenken«

Magazin zum Mitnehmen vor Ort

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Aktuell: Besuch im Winter 2020

Die alte Leichenhalle ist kaum wieder zu erkennen. Wir staunen über das perfekte Design außen und innen. Der neue Gedenkort ist täglich geöffnet, ohne Aufsicht kann man sich alles in Ruhe ansehen.

SH Schoenwalde 2020 Tuer web


Die am Volkstrauertag abgelegten Kränze sind noch in voller Pracht: links der Kranz des Kirchenpatrons Seine königliche Hoheit Christian Herzog von Oldenburg, die Kranzschleife kommt mit einem gekrönten »C« aus. Rechts lehnt der Kranz der Kirchengemeinde mit Schleife in kirchenlila »Give peace a chance«.

 

SH Schoenwalde 2020 links web


Im Raum stehen Staffeleien mit den Tafeln des Konfirmandenprojekts »Zeitzeugen – Konfirmanden befragen Flüchtlingskinder des Zweiten Weltkriegs über ihre Fluchterinnerungen«. In der linken Ecke stehen an der Wand die »Ehrentafeln« der Kriege des 19. Jahrhunderts.

 

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Auf der rechten Seite ist die Namenstafel der toten Soldaten des 1. Weltkriegs aufgehängt.

Die Tafeln des Zeitzeugenprojekts der Konfirmanden

 

SH Schoenwalde 2020 digitales Buch web


Neben der Tür ist im Lesepult ein Tablet eingearbeitet, das bei unserem Besuch das digitalisierte »Ehrenbuch« für die toten Soldaten der Deutschen Wehrmacht im 2. Weltkrieg Seite für Seite automatisch umblätterte.

Am Anfang steht ein Bibelwort:

FREUET EUCH ABER
DASS EURE NAMEN
IM HIMMEL GESCHRIEBEN SIND.
(Lukas 10; 20)

 

SH Schoenwalde 2020 Buch SS Beispiel web


Neben den Namen und den Lebensdaten werden auch die Dienstgrade genannt, bei diesem Beispiel heißen sie:

POLIZEI-HAUPTWACHTMEISTER U. SS-HAUPTSCHARFÜHRER

Heinz Zimmermann ist am 4. 11. 1944 in Ungarn gestorben. Der Einsatzort zu dieser Zeit lässt es als wahrscheinlich ansehen, dass er Angehöriger des 1944 neu aufgestellten SS-Pol.-Rgt. 1 war, das an der Deportation der ungarischen Juden nach Auschwitz beteiligt war (siehe nächstes Kapitel).


Die umgebaute Leichenhalle heißt auf der Website der Kirchengemeide Schönwalde »Gedenkort für die Opfer von Krieg und Gewalt«.

Dazu ein Kommentar des Historikers Klaus Latzel in ZEITGeschichte 4/2018: »Die ›Opfer‹ gelten als solche von ›Krieg und Gewaltherrschaft‹. Nun war aber der Krieg, nun war die Wehrmacht, die ihn führte, zugleich ein Bestandteil dieser Gewaltherrschaft – sind die Angehörigen der Wehrmacht also Opfer ihrer selbst? Und war Roland Freisler, der 1945 in Berlin durch einen alliierten Luftangriff starb, ebenso ein Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft wie die Widerstandskämpfer, die er zuvor als Präsident des Volksgerichtshofs an den Galgen geschickt hatte?

Soll diese unhistorische Gleichmacherei, welche die Unterschiede zwischen den Toten hinter dem Opferbegriff versteckt, nicht weitergeführt werden, dann muss sich das bundesdeutsche Totengedenken von diesem Begriff verabschieden. Was aber könnte an dessen Stelle treten? Denkmäler, so wird heute oft gefordert, sollten die paradoxe Botschaft ausdrücken, dass ihr Sinn gerade darin bestehe, keinen Sinn für den Tod bieten zu können. Die Schwierigkeit, dieser Anforderung gerecht zu werden, liegt letztlich in den Dimensionen des zu erinnernden Tötens und Sterbens selbst begründet. Die ›postheroische‹ Gesellschaft der Bundesrepublik ist ein Kind der Erfahrung, dass sich alle Versuche der Verherrlichung von Krieg und Tod 1945 endgültig desavouriert hatten.«

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1944: Die Deportation der Juden aus Ungarn

Obwohl Ungarn im Zweiten Weltkrieg mit dem Deutschen Reich verbündet war, blieben die rund 800.000 im Land lebenden Juden bis 1944 vom NS-Völkermord verschont. Erst als Ungarn Mitte März 1944 von deutschen Truppen besetzt und eine Kollaborationsregierung unter Döme Sztójai (1883-1946) eingesetzt worden war, kam es zu der von den Deutschen seit langem geforderten, schnellen Durchführung der »Endlösung«. Koordiniert wurde sie von einem Sondereinsatzkommando unter der Leitung von Adolf Eichmann.

SH Schoenwalde ungarische Juden web


Ab dem 5. April 1944 hatten alle Juden in Ungarn den gelben Stern zu tragen. Mitte des Monats begann in den ländlichen Gebieten ihre Ghettoisierung, zuerst in Kassa, wo rund 15.000 Menschen auf dem Gelände zweier Ziegelfabriken zusammenpfercht wurden und von wo aus Mitte Mai erste Züge Richtung Auschwitz rollten.

Kornelia Papp, Deutsches Historisches Museum Berlin, 15. Mai 2015


Der komplette Artikel auf LeMO


Im Mai 1944 begannen die Deportationen der ungarischen Juden nach Auschwitz-Birkenau. Etwa 424.000 Juden wurden innerhalb von 56 Tagen deportiert. Insgesamt wurden etwa 565.000 ungarische Juden ermordet.


Mehr auf der Website der Holocaust Gedenkstätte Yad Vashem

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I N H A L T
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Die Denkmalsanlage
Volkstrauertag 2019
Ketten
Deutsche Eichen
Der Findlingsmythos
Das Eiserne Kreuz

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Seefeld, Kreis Stormarn

In der Dorfmitte neben der Bushaltestelle

Die halbrunde kleine Anlage in Hanglage ist den toten Soldaten beider Weltkriege gewidmet.

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Rundherum eingezäunt von Eisenketten zwischen Granitpfosten liegt die Anlage in einer Rasenfläche. Man betritt sie auf ansteigendem Gelände. Der Sandweg zu den Gedenksteinen innerhalb der Anlage wird flankiert von immergrünen Sträuchern.

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Die Eingangspfosten sind urige Findlinge, symetrisch aufgestellt. Eine Steinstufe überbrückt die Höhe zur massiven Bruchsteinmauer auf der drei Findlinge stehen.

SH Seefeld drei web


Die drei Findlinge sind gespalten, d.h. sie haben eine geglättete Vorderseite in die hier in Seefeld gleichartige, oben abgerundete Flächen, einem Kirchenfenster ähnlich, gemeißelt wurden. Der mittlere Findling aus rötlichem Granit ist den toten Soldaten des 1. Weltkriegs aus Seefeld gewidmet. Er steht auf einem vorstehenden Sockel. Das spricht dafür, dass er nach dem 1. Weltkrieg so aufgestellt wurde. Die in gleicher Höhe ergänzten Bruchsteinmauern an beiden Seiten sind nach dem 2. Weltkrieg dazu gekommen.

SH Seefeld Mitte web


Der rötliche Findling steht vor einer großen Eiche, die wahlweise eine Friedenseiche zum Deutsch-Französischen Krieg oder eine Luther-, Bismarck-, Kaiser- oder Hitler-Eiche sein könnte.

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Die Inschrift beginnt mit einem Eisernen Kreuz, dem militärischen Ehrenzeichen, das hier nur mit einem »W« für Wilhelm II. gekennzeichnet ist. Die sonst übliche Version zum 1. Weltkrieg mit Krone und 1914 als Jahr der Ordensstiftung haben die Seefelder weggelassen. Darunter folgt mittig gesetzt:

1914 - 1918
Unseren Gefallenen
zum Gedächtnis

Nach einer durchbrochenen Linie beginnt die Namensliste der 8 toten Soldaten des 1. Weltkriegs. Ohne weitere Angaben werden Vor- und Familiennamen der Toten aufgezählt. Ein Ordnungsprinzip in der Liste ist nicht ersichtlich, es fällt aber die Häufung der gleichen Familennamen auf: 3x Svensson und 2x Altmüller.

SH Seefeld links web


Die massigen grauen Findlinge jeweils am Ende der Bruchsteinmauer sind den toten Soldaten des 2. Weltkriegs gewidmet. Wieder steht oben ein Eisernes Kreuz in Kontur und darunter die Jahreszahlen des Kriegs:

1939 - 1945

Darunter folgen in gleicher Art und Weise wie auf dem rötlichen Vorgänger die Namen der Soldaten ohne erkennbares Ordnungsprinzip. Auf dem linken Findling sind es 9 Namen.

SH Seefeld rechts web


9 Namen sind es auch auf dem rechten Findling. 4 der 18 toten Soldaten sind übrigens laut dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge auf Soldatenfriedhöfen in der Ukraine (2), Belarus und Rußland begraben worden.

SH Seefeld seitlich web


Die geschwungene Bruchsteinmauer von hinten. Man sieht die bulligen Formen der grauen Findlinge. Neben ihnen wirkt der rötliche fast zierlich, er muß von anzementierten Steinen abgestützt werden.

SH Seefeld seitlich2 web


Die Auffahrt zur Bushaltestelle geht knapp an der Denkmalsumzäunung vorbei.

SH Seefeld Haltestelle web


Die Haltestelle von Seefeld heißt »Denkmal«. Wenn man im Häuschen sitzt und auf den Bus wartet, könnte man einige Zeilen aus einem Gedicht von Georg Schwikart zum Thema lesen: 


... Ein Mahnmal mahnt so wenig wie

ein Denkmal denkt und ein Grabmal gräbt

man wollte sie nicht vergessen, die Burschen

man wollte allerdings vergessen die Tränen

der Frauen, Geliebten, der Eltern, Geschwister
verdrängen das Ende: zerschossen, zerfetzt
verhungert, erfroren, von Krankheiten dahin-
gerafft. Neue Kriege, neue Tote, neue

Ehrenmale. Bis heute geht es weiter. Bis heute
erinnert man sich an Johann, Harm und Cornelius,
ihre Namen bleiben, in Stein konserviert.

Sie sollen bleiben. Nicht aber der Satz,

der niemals stimmte: Nicht vor hundert oder
tausend Jahren, nicht in Reich und Republik.

Erklär mir diese Ehre mal!

Der Satz, er prangt am Ehrenmal

wo der Soldaten Tod verbrämt wird

zur Großtat. Gefallen, heißt es verhüllend,
doch wer fällt, kann wieder aufstehn.

Sie bleiben liegen. Es ist noch nicht vorbei.
Opfer für Mars, Indra und den Gott Kapital.
Meißelt ihn weg, er verdummt das Volk,

er bedroht unsere Jugend, der Satz:

Sie starben fürs Vaterland.

Vaterland stirbt, Muttersprache verstummt.
Sie starben ohne Sinn. ....


SH Seefeld Buesche web


Noch ein Blick auf die Ketteneinzäunung von der anderen Seite ...

SH Seefeld Feuerhaus web


... und von hinten mit Sicht auf das historische Feuerwehrhaus.

SH Seefeld Tafel Haus web


1874 wurde es gebaut:

Zum Schutze
der Dorfbewohner.
Nach den rätselhaften Bänden
in den Nächten vom 27. Dezember 1873,
18. Februar und 23 März 1874.
Errichtet
auf der Brandstätte vom 27. Dezember 1873.

... wie uns die alte Inschrift bekannt gibt.


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Volkstrauertag 2019

Es wurden zwei Kränze niedergelegt. Den rechten hat der Schützenverein Redderschmiede gespendet: »In Gedenken der Opfer von Krieg und Gewalt«. Den linken hat der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge sehr gegenwartsbezogen betextet: »Allen Opfern von Krieg und Gewalt zum Gedenken 2019«. Zwischen all die weißen Schleifen hat der Volksbund noch Schwarz-Rot-Gold gemischt.

SH Seefeld VTT2019 web


Man bedenke: Wir stehen an einem Denkmal für tote Soldaten mehrheitlich der Deutschen Wehrmacht.

Der Historiker Dr. Klaus Latzel schreibt in ZEITGeschichte 4/2018 auf Seite 101: »Wer ist mit den »Opfern« gemeint? Die Opfer des Vernichtungskriegs der Deutschen Wehrmacht oder die toten Wehrmachtssoldaten auch? Waren eben alle Opfer der ›Bestie Krieg‹, die ausgebrochen ist, von niemandem verschuldet und von niemandem gewollt? Nicht erfasst werden hierbei auch die Opfer des Deutschen Faschismus vor dem Krieg: Jüdinnen und Juden, der Menschen im Widerstand, Sinti und Roma, sogenannte Behinderte ...

Die ›Opfer‹ gelten als solche von ›Krieg und Gewaltherrschaft‹. Nun war aber der Krieg, nun war die Wehrmacht, die ihn führte, zugleich ein Bestandteil dieser Gewaltherrschaft – sind die Angehörigen der Wehrmacht also Opfer ihrer selbst? Und war Roland Freisler, der 1945 in Berlin durch einen alliierten Luftangriff starb, ebenso ein Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft wie die Widerstandskämpfer, die er zuvor als Präsident des Volksgerichtshofs an den Galgen geschickt hatte?«

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Ketten

Die Pfeiler an der Denkmalsanlage in Seefeld sind mit Ketten verbunden, die an den Denkmälern nach dem 1. Weltkrieg die Fesselung Deutschlands an den Versailler »Schandvertrag« verkörpern sollten.

SH Seefeld Kette web


Manchen Orts wurde die Kette dann in späteren Jahren symbolträchtig vor Publikum von den Nazis der Gemeinde durchgehauen.

In einem Artikel im Ost-Holsteinischen Tageblatt vom 12. November 1933 wird der sogenannter grüner Stimmzettel abgebildet. Beschreibung im Text: »Mit dem Einzeichnen des Kreuzes unter ›Ja‹ bekennst du dich zur Freiheits- und Friedenspolitik Adolf Hitlers. [...] Er will das deutsche Volk endlich frei machen von den Ketten von Versailles.«

 

SH Ost Holsteinische Tageblatt 12 11 1933 web

Der Versailler Vertrag auf LeMO


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Deutsche Eichen

Die Eiche zählt schon lange als »deutscher« Baum. Ihr hartes Holz und das charakteristische, spät fallende Laub machten sie seit der Zeit der Germanen zum Symbol für Unsterblichkeit und Standhaftigkeit. In jüngerer Zeit, besonders seit der Romantik, gilt die Eiche zudem als Symbol der Treue.

Mit der Nationalromantik des 19. Jahrhunderts, mit der Deutschen Revolution 1848/1849 und der Reichsgründung 1871, die das Gefühl nationaler Einheit bestärkten, zog das Eichenlaub in die deutsche Symbolsprache ein. Auf deutschen Ehrenmalen, Kränzen, Hoheitszeichen und dergleichen dient Eichenlaub in ähnlicher Form wie Zweige des Lorbeerstrauches bzw. der Lorbeerkranz.

Nach Wikipedia, abgerufen am 12. November 2019

 
»Die Eiche beziehungsweise das Eichenlaub setzen im Denkmal einen deutsch-nationalen Akzent. Die Eiche galt seit dem 18. Jahrhundert als heldisch-deutsches Symbol und assoziiert als ›deutsche Eiche‹ darüber hinaus urwüchsige Stärke und mythologische Vergangenheit.«

Reinhard Alings, Monument und Nation, Berlin 1996, S. 525

 

SH Seefeld Eiche web


»Mit der Reichsgründung 1871 und dem Gefühl nationaler Einheit zog das Eichenlaub in die deutsche Symbolsprache ein. Auf deutschen Ehrenmalen, Kränzen, Hoheitszeichen, Orden und dergleichen diente es in ähnlicher Form wie Zweige des Lorbeerstrauches. Das Parteiabzeichen bzw. Parteisymbol der NSDAP hatte von 1920 bis 1945 einen Adler als Zeichen, der einen Eichenkranz in seinen Fängen hielt. Unerschütterlich ›wie die deutsche Eiche‹ und ähnliche Sprüche ließ die NS-Propaganda ab 1933 in Zeitungen veröffentlichen und über Lautsprecher verkünden. Da griff dann auch der Führer und Reichskanzler Adolf Hitler zum Spaten und pflanzte Eichen. [...] Im deutschen Volk wurde Hitler nach seiner Ernennung zum Reichskanzler fast schlagartig mit der deutschen Eiche gleichgesetzt. Denn für ihn pflanzten fast alle Städte und Dörfer, Stadt- und Ortsteile ihre ›Hitler-Eichen‹.«

Wolf Stegemann, www.rothenburg-unterm-hakenkreuz.de


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Foto: Bundesarchiv, Bild 146-1974-160-13A / CC-BY-SA 3.0


Eichenlaub als höchste Zier: SS-Obergruppenführer und General der Waffen SS Theodor Eicke im Jahr 1942.


»Eichenlaub« war ab 1999 ein rechtsextremes Liedermacher-Duo aus dem Umfeld des Thüringer Heimatschutzes.

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der FindlingsMythos

Die Findlingsdenkmäler erlebten um die Jahrhundertwende eine erste Hochkonjunktur. In Schleswig-Holstein wurden sie seit Mitte des 19. Jahrhunderts im Gedenken an den Deutsch-Dänischen Krieg errichtet. In dieser Tradition gab es nach dem 1. Weltkrieg eine erneute massenhafte Aufstellung von Findlingsdenkmälern. Wie die vermeintlich germanischen Hünengräber erschienen die eiszeitlichen Findlinge als Symbole nationaler Identität, als »urdeutsch«. Nach dem 1. Weltkrieg sollten sie auch eine Verachtung gegenüber der von vielen als künstlich und widernatürlich empfundenen Weimarer Republik ausdrücken. Sie zeugen von einer nationalistischen Haltung der Stifter, für die der deutsche Geist auch nach der Niederlage im 1. Weltkrieg unzerstörbar war.


»Der Findling kann als ›Klassiker‹ unter den Denkmalsformen bezeichnet werden. Denkmalsfindlinge stehen meist unter einer Eiche auf einem größeren Platz. Die große Beliebtheit von Findlingsdenkmälern ist zunächst einmal in rein äußerlichen Faktoren begründet. Granitfindlinge standen in Norddeutschland allerorts zur Verfügung, die Eiszeit hatte sie aus Skandinavien mitgebracht. Das heißt, nach einem Findling musste nicht lange gesucht werden, der Transportaufwand war bei kleinen bis mittelgroßen Findlingen gering und meistens waren die Transportwege kurz. Zudem war es leicht möglich, die Findlinge mit nur wenig Bearbeitung in Denkmäler zu ›verwandeln‹: Bei den meisten Denkmälern wurde sich lediglich darauf beschränkt, die Vorderseite leicht zu glätten und eine Inschrift einzuhauen. Häufig umringte man den Findling mit kleineren Feldsteinen, die, real oder auch nur optisch, seinen Sockel bildeten. Alles in allem war die Errichtung eines Findlingsdenkmals finanziell gesehen eine sehr günstige Angelegenheit [...]

Neben den pragmatischen ›Vorzügen‹ bei der Entscheidung für ein Findlingsdenkmal gab es aber auch ideologische Gründe. Nach völkischer Lehre im 19. Jahrhundert wurden Findlinge als urgermanische Zeugnisse angesehen. Die so genannten ›Hünengräber‹ aus prähistorischer Zeit wurden als germanische ›Heldenhügel‹ gedeutet und ihnen wurde eine spezifische nationale Aura zugesprochen. Aus diesem Grund wurden sie gegen Ende des 19. Jahrhunderts von den Stiftern als besonders geeignet angesehen, identitätsstiftend zu wirken: eine geeinte deutsche Nation, die sich auf ihre germanischen Wurzeln besinnt [...]

Auch in der Zeit nach dem ersten Weltkrieg wurden [...] neue Findlingsdenkmäler errichtet. Sie folgten in ihrer Bedeutung weiterhin der germanischen Tradition und zeugten von der nationalistischen Haltung der Stifter, für die der deutsche Geist im ersten Weltkrieg unzerstörbar war.«

• Kerstin Klingel, Eichenkranz und Dornenkrone, Landeszentrale für politische Bildung Hamburg, S. 45-47, S. 65-66

»Findlinge wecken Assoziationen zu germanischen und keltischen Hünengräbern und Dolmen. Die Romantik entdeckte sie wieder, nach den Befreiungskriegen verbreiteten sie sich als Denkmalstyp und setzten sich gegen Ende des 19. Jahrhunderts vorwiegend in Norddeutschland gegen den Obelisk durch. [...] Als Monolith steht der Findling für die Einheit des Landes, fast unbearbeitet, strahlt er Naturwüchsigkeit aus, selbst ein Teil der uralten Überlieferung mahnt er zu ewigem Gedenken.«

Hartmut Häger, Kriegstotengedenken in Hildesheim, Gerstenberg 2006, S.134

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Das Findlingsdenkmal in Marienwarder, Kreis Plön, zum 1. Weltkrieg

Unsere Dokumentation

 

»Germanisierende Motive finden sich in Gestalt zahlreicher Findlingsdenkmäler. In den Hünengräbern sah man ›Vorbilder für Erinnerungsmale, würdig der Größe des Opfers, das die Söhne unseres Volkes gebracht haben‹.

• Gerhard Schneider, »... nicht umsonst gefallen»?, Hannoversche Geschichtsblätter 1991, S. 203


»Gleich ihren Vorbildern und Ahnen, den Hünengräbern aus der Kultur der germanischen Steinzeit, sind diese gewaltigen Gebilde ein Sinnbild der Urkraft und der feierlich weltentrückten stillen Ehrung. Mehr vielleicht als Worte es tun können, reden diese massigen Urformen zu uns von Ruhe, Erhabenheit, Selbstbewußtsein und stahlharter Kraft. Ihre Unbehauenheit ist wie der Frontsoldat selbst, hart und grobknochig und doch riesengroß, urhaft. Jeder für sich und in sich ruhend, hart und grobknochig, drohend und machtvoll, ein einziger Trotz und Wille.«

Karl von Seeger, Das Denkmal des Weltkriegs, Stuttgart 1930, S.28

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Das Eiserne Kreuz

Nach einer Skizze des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III wurde der berühmte Baumeister Karl Friedrich Schinkel am 13. März 1813 mit der Erstellung einer Reinzeichnung für das erste Eiserne Kreuz beauftragt.

Am 8. August 1914 hatte Wilhelm II dann in seiner Eigenschaft als preußischer König die Stiftung seiner beiden Vorgänger erneuert und machte das Eiserne Kreuz durch seine breit angelegte Verleihungspraxis zu einem quasi deutschen Orden. Mit der vierten Stiftung zu Beginn des 2. Weltkriegs durch Adolf Hitler wurde es am 1. September 1939 auch offiziell zu einer deutschen Auszeichnung. Hitler verzichtete auf seine Initialen als Führer und Oberbefehlshaber der Wehrmacht, die auf ihn persönlich vereidigt war. Stattdessen wurde das Hakenkreuz, das Symbol des NS-Staates, in die Mitte des traditionsreichen Ordens eingefügt und von der Rückseite wurden das Monogramm König Friedrich Wilhelms III. und das Eichenlaub entfernt.

Auf Kriegerdenkmälern wird das Eiserne Kreuz den toten Soldaten von den Denkmalsstiftern posthum verliehen. Der Tod im Krieg wird von den Denkmalsstiftern als Beweis für die »Vaterlandstreue« und die Tapferkeit der Soldaten gewertet, darum wird der militärische Orden hier kollektiv verliehen. Ein Soldat, der lebend oder lebend invalide zurückgekommen ist, erhält ihn nicht ohne »Leistungsnachweis«.

»Vor allem die nahe der Front operierenden Sonderkommandos, die sowohl Juden ermordeten als auch an der Partisanenbekämpfung beteiligt waren, wurden von den Armeegenerälen reichlich mit Eisernen Kreuzen bedacht. Um nur die größten Verbrecher unter ihnen zu nennen, sei auf Rudolf Lange verwiesen, der für den Mord an den Juden Lettlands verantwortlich war, und auf Friedrich Jeckeln, der Massaker um Massaker organisierte, in der Westukraine, in Kiew (Babij Jar) und in Riga. Beide bekamen schließlich das Eiserne Kreuz II. und I. Klasse.«

Zitiert aus einem Artikel »Orden für Massenmord« von Dieter Pohl 

DIE ZEIT, 5.6.2008


Soldaten der Wehrmacht kämpfen nicht nur pflichtschuldig und gehorsam. Ohne die Gefühlswelt aus Stolz, Ehre und Männlichkeit ist nicht zu erklären, warum so viele an die Front streben – und dem Krieg bis zum Untergang verhaftet bleiben. (Frank Werner in ZEITGeschichte 4/2018)

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Geschickte Propaganda: Begehrenswerte Ordensbrust in »Die Woche«, Januar 1940.

Als Kriegsauszeichnung oder Verdienstorden wird das Eiserne Kreuz seit 1945 nicht mehr verliehen. 

Das Eiserne Kreuz ist das am häufigsten gezeigte Symbol in der rechten Szene. Manchmal wird es dort auch als Ersatz für das verbotene Hakenkreuz verwendet. Es wird in allen erdenklichen Formen angeboten, z.B. als Ohrstecker, Anhänger oder Gürtelschnalle.

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2018: ein Schaufenster auf der Reeperbahn in Hamburg


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Kurzfilme zu den Denkmälern

Seit ein paar Jahren existiert die Website www.denk-mal-gegen-krieg.de, auf der die Evangelische Akademie sich kritisch mit der bestehenden Erinnerungskultur auseinandersetzt. Die häufigsten Erinnerungsmale an die vergangenen Kriege sind Kriegerdenkmäler, auf denen der Soldatentod verklärt und die zivilen Opfer verschwiegen werden.

An einigen Orten produzieren wir kurze Videos und stellen sie online. Den Film über die Denkmalsanlage in Siek können Sie hier sehen: bei YouTube> und die Einführung zur Filmreihe bei YouTube>

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I N H A L T
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Das Denkmal zum 1. Weltkrieg
• Das Denkmal zum 2. Weltkrieg
Volkstrauertag 2019
»Der ideale Soldat«
Die Geschichte
Die deutsche Eiche
Die Tafel an der Kirche

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Siek, Kreis Stormarn

Vor der Friedenskirche, ausserhalb der alten Friedhofsmauer

Die Kirche in der Dorfmitte von Siek heißt wahrscheinlich erst seit 1883 so, wie Pastor Christian Schack vermutet: »Damals erinnerte man sich noch an den schrecklichen deutsch-französischen Krieg 1870/71 und hoffte, dass nun ein Zeitalter des dauerhaften Friedens anbrechen werde.« Dass nur 31 Jahre später der 1. Weltkrieg ausbrechen würde, ahnte da noch niemand.


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Nun steht das Denkmal für den 1. Weltkrieg an der alten Kirchhofmauer im Norden der Friedenskirche – für den 1. Weltkrieg, in dem das deutsche Heer das neutrale Belgien überfallen hatte, um auf schnellsten Weg den Erzfeind Frankreich zu besiegen,

Mehr Informationen auf LeMo (Lebendiges Museum Online):

Deutsches Historisches Museum, Berlin

 

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Das Sandsteinmonument sieht von Weitem fast aus wie ein Brunnen: ein hoher Quader mit quadratischem Grundriss und flachem Pyramidendach über dem Gesims, davor ein breites Becken, in dessen Mulde allerdings Blumen gepflanzt werden. Ein Bruchsteinpflaster bildet den Vorplatz. Rechts und links stehen hohe Lebensbäume, einer »Ehrenwache« gleich.

 

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Unter dem Dach beginnt das Gedenken mit einem Soldatenkopf mit furchterregend willensstarkem Gesichtsausduck im Stil der 1930er Jahre. Er ist geschützt durch einen Stahlhelm, geehrt durch je einen Lorbeer- und Eichenzweig. In gestürzten Zeilen steht an den Seiten in erhabenen Großbuchstaben:

UNS EUER LEBEN
UNSERE LIEBE EUCH

Der Spruch beschreibt den Pakt, den die Hinterbliebenen mit den toten Soldaten geschlossen haben.


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Auf dem leicht hervorspringenden Mittelteil der Säule beginnt der geblockte Text mit der martialischen Feststellung:

FÜR IHR VATERLAND
IM KAMPF GEGEN
ÜBERMÄCHTIGE
FEINDE FIELEN IN DEN
JAHREN 1914-1918
AUS UNSERER MITTE

»Kriegerdenkmäler für den ›gemeinen Mann‹ stehen in einer eigenen Tradition, die begann, als im 18. Jahrhundert das stehende Heer das Söldnerheer verdrängte und das stehende Heer sich durch die allgemeine Wehrpflicht – in Preußen 1814 eingeführt – zum Volksheer wandelte. Das Söldnerheer verrichtete ein riskantes aber Profit versprechendes Handwerk. Das Freiwilligen- oder Volksheer griff nicht des Geldes wegen zu den Waffen. Die Vorstellung, das Vaterland von feindlicher Besetzung zu befreien oder vor feindlichem Zugriff zu schützen, wurde auch in den Kriegen aufrechterhalten und propagiert, wo die Führung den Angriff befahl.«

  Hartmut Häger, Kriegstotengedenken in Hildesheim, Gerstenberg 2006, S. 78

»Das ›Vaterland‹ forderte [...] bedingungslose Treue und ließ keine Frage nach der Rechtmäßigkeit des Krieges, der Befehlshaber oder der Befehle zu. Die absolute Treue wiegt die Schmach der Niederlage auf – man ist wenigstens treu geblieben, dem Eid, dem Vaterland, einer Idee, sich selbst ...«

Ebd, S. 54

 

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Es folgen 25 Namen von toten Soldaten. Genannt werden in dieser Reihenfolge: Geburtstag, Vor- und Nachname und Todestag. Es ist kein Ordnungsprinzip zu erkennen, weder chronologisch noch alphabetisch. Die Geburtstage sind mit der Kontur eines sechszackigen Sterns gekennzeichnet, die Todestage mit einem einfachem Kreuz, keinem Eisernen Kreuz, wie so oft auf Kriegerdenkmälern.

 

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Um den Unterschied von kurzen und langen Namen im Textblock auszugleichen, wurden Buchstabenbreiten und Abstände variiert.

 

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Ein zweistufiger Sockel beendet die Säule. Nach vorne schließt sich das breite Becken an. Es ist aus Bruchsteinen gemauert, genau wie die hintere Abschlusswand, die heute fast ganz von Efeu bedeckt ist. 

 

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Auf der linken Seite, auf Höhe des Soldatenkopfes, ist im eckigen Rahmen ein streng gestaltetes Relief zu sehen: ein detailreiches Kurzschwert auf der Spitze stehend, die Schneide umgeben von je drei Lorbeerblättern, der Griff von einem Strahlenkranz – viel Ehre und Glanz für die Waffe des Soldaten!

 

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Auf der anderen Seite im gleichartigen Rahmen, mit Jugendstilbordüren oben und unten: ein Eisernes Kreuz, das militärische Ehrenzeichen, das den toten Soldaten hier posthum und kollektiv verliehen wurde für die durch den Kriegstod bewiesene Tapferkeit und Treue, wie auch immer der Einzelne sich in Wirklichkeit verhalten hat.

 

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Hinter der schlichten Rückseite des Denkmals ist schon der Gedenkstein zum 2. Weltkrieg zu sehen, fast verschwunden in einem Berg von Rhododendren.

 

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Das Denkmal zum 2. weltkrieg

In den fünfziger Jahren entstand dieser Platz, gepflastert mit Bruchsteinplatten. Er verbindet das alte Denkmal mit dem gegenüber stehenden Gedenkstein für die toten Soldaten des 2. Weltkriegs.

 

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Die rechteckige Granitplatte steht mittig an einem halbkreisförmigen Mäuerchen aus verschieden dicken, behauenen Steinen. An beiden Enden mit kurzer Fortsetzung parallel zum Weg. 

 

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Aus dem gleichen hellgrauen Granit ist auch der schlichte Gedenkstein, einem Grabstein ähnlich, gefertigt.

 

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In einer für die Entstehungszeit altertümlichen Schrifttype steht dort:

Den Gefallenen
des Weltkrieges
1939 – 1945


»Die Überhöhung des soldatischen Opfers lässt sich nicht nur an den Kriegerdenkmälern ablesen, sondern auch am Siegeszug einer Metapher: ›der Gefallenen‹. [...] Ihre Stunde schlug im ersten Weltkrieg, als die unterschiedslose und massenhafte Vernichtung der Soldaten nach sprachlicher Bewältigung verlangte. Die Bezeichnung ›Gefallene‹ eroberte jetzt Inschriften und Ansprachen, Briefe und Statistiken.
Im Wort ›fallen‹ verschmolzen Abschiedsschmerz und Opfermythos, und mit jeder Verwendung wurde diese Verbindung abgerufen und bestätigt. Zugleich ließ sich der Ausdruck wie eine Abkürzung verwenden. Je selbstverständlicher wurde, dass ein Soldat der ›fiel‹, dies für das Vaterland, das Volk oder wofür auch immer tat, umso eher ließ sich auf die immer neue Benennung dieser Opferziele verzichten. Deren Gefühlswert übertrug sich auf das Wort ›fallen‹, das zur Chiffre all dieser Sinnstiftungen aufstieg. Wer gefallen war, der war jetzt stets schon für die vermeintlich gute Sache gestorben, der hatte seine Opferbereitschaft bewiesen.«

Klaus Latzel, ZEITGeschichte 4/2018, S.100

»›Gefallenendenkmal‹ verweist auf das Wort ›fallen‹, dem Wörter wie ›hinfallen‹ aber auch ›fällen‹ zuzuordnen sind. Der Tod im Krieg versinnbildlicht sich in diesen Wörtern. Er entkleidet sich im Wort ›fallen‹ seines Schreckens, im Wort ›fällen‹ verkleidet er sich in einen starken Baum, der von einem Naturereignis (Blitzschlag) oder einem übermächtigen technischen Mittel (Axt, Säge) umgelegt wurde. Es ist ein aseptischer Tod, der nichts mit den apokalyptischen Bildern gemein hat, die beispielsweise Erich Maria Remarque und Wolfgang Borchert in der Literatur oder Otto Dix in der bildenden Kunst hervorrufen: zerfetzte Gedärme, verpestete Lunge [...] Für das Fallen ist niemand so recht haftbar zu machen: der Schnee fällt, die Aktienkurse fallen – das Schicksal waltet hier wie dort. [...] Die deutsche Sprache bevorzugt auch dafür einen schönfärbenden Ausdruck: ›im Felde gefallen‹ oder ›auf dem Felde der Ehre gefallen‹. Nicht auf ein ›Gefallenendenkmal‹ gehörten demnach alle, die beim Beschuss der Unterkunft, im Lazarett, auf dem Transport oder in Gefangenschaft ums Leben kamen.«

Hartmut Häger, Kriegstotengedenken in Hildesheim, Gerstenberg 2006, S.22


»Die Entscheidung für Metaphern deutet darauf hin, dass das Grauen des Kriegstodes vom Denkmal verbannt werden sollte. An den geliebten Menschen möchte man sich nicht im Zustand seiner Hinfälligkeit erinnern, sondern ihn als kraftvollen Menschen im Gedächtnis bewahren. Das am häufigsten verwendete Wort ›Gefallener‹ (oder ›gefallen‹) schließt die Dimension des Kraftvollen in seine Definition ein. Die Vorstellung eines ritterlichen Turniers leuchtet auf. Nur ein Aufrechter kann zum Gefallenen werden.«

Ebd. S. 60/61


Der Griff Nazideutschlands zur Weltmacht endete mit der totalen Niederlage und der Bilanz von fast 40 Millionen Opfern – u.a. 30 Millionen Sowjetbürger, 6 Millionen Polen, 2 Millionen Jugoslawen, 500 000 Tschechoslowaken. Unter ihnen waren 5 Millionen Juden, zu denen noch 1,3 Millionen ermordeter Juden aus West- und Südosteuropa und 500 000 Sinti und Roma gerechnet werden müssen.

 

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Auf dem Weg zur Kirche noch ein letzter Blick zur Anlage ...

 

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... und zur großen Eiche hinter dem Denkmal – symbolträchtig steht sie dort, wie an unzähligen anderen Denkmalsorten auch.

 

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Volkstrauertag 2019

Beim Denkmal zum 1. Weltkrieg hat der Sozialverband Deutschland, Ortsverband Siek-Brunsbek »In stillem Gedenken« einen Kranz niedergelegt.

 

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Der Bürgermeister der Gemeinde Siek tat es »In ehrendem Gedenken« für die Soldaten der deutschen Wehrmacht am Denkmal für den 2. Weltkrieg.

 

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»Doch nur scheinbar stellt sich das Kriegerdenkmal dem Vergessen in den Weg. Tatsächlich befördert es das Vergessen, indem es nur ausgewählte Aspekte des Geschehenen repräsentiert: Wirkungen ohne Ursachen, Geschehnisse ohne Geschichte, Ergebnisse ohne Prozesse, Namen ohne Persönlichkeit, Opfer ohne Täter. ›Auf welchem dieser steinernen oder metallenen ›Ehrenmale‹ wurde beim Namen genannt, für wen oder was gestorben worden ist? Kein Wort von nationaler Machtpolitik, von Hegemonialstreben, nackten Besitzinteressen, Beutegier, Eroberungsgelüsten und Weltherrschaftsphantasien, für die Millionen von deutschen und fremden Soldaten umgekommen sind. Diese Motive werden ebenso wenig genannt wie die Namen derer, die in den beiden Weltkriegen aus dem Massensterben Profit geschlagen, Blut in Gold verwandelt und zu ihrem eigenen militärischen Ruhm gewissenlos ganze Armeen geopfert haben‹ (Ralph Giordano, Die zweite Schuld).«

Hartmut Häger, Kriegstotengedenken in Hildesheim, Gerstenberg 2006, S. 29

 

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»Der ideale Soldat«

1930 beschreibt der NSDAP-Ideologe Alfred Rosenberg im »Mythus des 20. Jahrhunderts – Eine Wertung der seelisch-geistigen Gestaltenkämpfe unserer Zeit« das typische Gesicht des idealen Soldaten so:

»In allen Städten und in allen Dörfern Deutschlands sehen wir hier bereits die Ansätze dazu. Die Gesichter, die unterm Stahlhelm auf den Kriegerdenkmälern hervorschauen, sie haben fast überall eine mystisch zu nennende Ähnlichkeit. Eine steile durchfurchte Stirn, eine starke gerade Nase mit kantigem Gerüst, ein festgeschlossener schmaler Mund mit der tiefen Spalte eines angespannten Willens. Die weitgeöffneten Augen blicken geradeaus vor sich hin. Bewußt in die Ferne, in die Ewigkeit. Diese willenhafte Männlichkeit des Frontsoldaten unterscheidet sich merklich vom Schönheitsideal früherer Zeiten: die innere Kraft ist noch deutlicher geworden als zur Zeit der Renaissance und des Barock. Diese neue Schönheit ist aber auch ein arteigenes Schönheitsbild des deutschen Arbeiters, des heutigen ringenden Deutschen schlechtweg.«

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Der Soldat in Siek – schon ein Idealtyp für die Nationalsozialisten?


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Die geschichte

»Hände an die Hosennaht«: das Foto zeigt Mitglieder der Feuerwehr 1953 bei der Kranzniederlegung am Denkmal zum 1. Weltkrieg. Zu der Zeit gab es den Gedenkstein zum 2. Weltkrieg noch nicht.

 

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     Foto aus: Christel Lachnit, Siek, Örtlicher Mittelpunkt in Hamburger Randlage, 1994


Am 10. Juni 1954 steht dann in den Lübecker Nachrichten folgender Artikel:

»Neues Ehrenmal in der Kirche. Zur Vorbereitung der Reparatur des gesamten Kuppelbaues und des Daches ist jetzt der Innenraum der Sieker Kirche vollständig ausgeräumt worden. Übriggeblieben ist noch die Gedächtnisstätte für die Gefallenen des zweiten Weltkrieges links vom Altar.

In einem hölzernen Rahmen hängen dort zahlreiche Kranzschleifen mit den Namen der Gefallenen. Da der gesamte Altarraum neu gestaltet wird, plant der Kirchenvorstand auch eine Neugestaltung dieser Gedenkstätte. Vom Kirchenvorstand sind die Angehörigen der Gefallenen öffentlich aufgefordert worden, bis zum 20. Juni alle Ansprüche auf diese Gedenkschleifen anzumelden.

Gleichzeitig hat man die Angehörigen gebeten, Vorschläge für eine neue Gedenkstätte einzureichen. Möglich wäre zum Beispiel, ein neues Ehrenmal im sogenannten ›Waffenraum‹, im Vorraum der Kirche, wo im Mittelalter die Kirchgänger ihre Waffen ablegten, zu errichten.«

Dieser Vorschlag ist, wie wir heute wissen, nicht verwirklicht worden.

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Die Deutsche Eiche

»Die Eiche ist knorrig. So kann man sich auch die alten Germanen vorstellen, weniger die feinsinnigen Römer. Die Eiche ist überdauernd. Das wollten auch die Deutschen im Heiligen Römischen Reich. Die Eiche ist standfest. Treue, unerschütterliche Souveränität schrieben die deutschen Fürsten und Könige auf ihr Panier – und nach ihnen Adolf Hitler. Mit der Reichsgründung 1871 und dem Gefühl nationaler Einheit zog das Eichenlaub in die deutsche Symbolsprache ein. Auf deutschen Ehrenmalen, Kränzen, Hoheitszeichen, Orden und dergleichen diente es in ähnlicher Form wie Zweige des Lorbeerstrauches. Das Parteiabzeichen bzw. Parteisymbol der NSDAP hatte von 1920 bis 1945 einen Adler als Zeichen, der einen Eichenkranz in seinen Fängen hielt. Unerschütterlich ›wie die deutsche Eiche‹ und ähnliche Sprüche ließ die NS-Propaganda ab 1933 in Zeitungen veröffentlichen und über Lautsprecher verkünden. Da griff dann auch der Führer und Reichskanzler Adolf Hitler zum Spaten und pflanzte Eichen. [...] Im deutschen Volk wurde Hitler nach seiner Ernennung zum Reichskanzler fast schlagartig mit der deutschen Eiche gleichgesetzt. Denn für ihn pflanzten fast alle Städte und Dörfer, Stadt- und Ortsteile ihre ›Hitler-Eichen‹ und manchmal auch Linden. Es müssen Zigtausende gewesen sein, die teils noch stehen und bekannt sind, meistens inzwischen vergessen, wenn sie nicht schon 1945 umgehauen wurden.«

• Wolf Stegemann, 20. Januar 2014 auf der Website >www.rothenburg-unterm-hakenkreuz.de

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Die Tafel an der Kirche

Außen an der Ostseite der Friedenskirche ist eine große Gedenktafel angebracht, die an ein Gefecht im Dezember 1813 bei Siek erinnert: Während der Napoleonischen Kriege rückten russisch-preußische Truppen gegen das von Franzosen besetzte Hamburg vor. Im Verlauf des Herbstfeldzuges trafen bei Siek auf französischer Seite kämpfende dänische Dragoner und russische Kosaken aufeinander. »Es handelt sich um eine bedeutende Schlacht, die Eingang in die Geschichtsbücher gefunden hat«, sagt Oliver Mesch vom Amtsarchiv Siek.

Mehr zur »Franzosenzeit« in Stormarn kann man hier erfahren:

www.stormarnlexikon.de

     SH Siek Gedenktafel Bonniche Bonnichsen web
     Foto: An-d/Wikipedia Commons, >Creative-Commons-Lizenz 3.0


1956 wurde die Gedenktafel an der Friedenskirche enthüllt. Eine dänische Soldatenvereinigung hatte sie montiert, um an Oberst Bonniche Bonnichsen zu erinnern. Der hatte das Gefecht zwar nicht überlebt, wird aber nun für seinen »letzten heldenmutigen« Kampf geehrt.

 

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Prominente Teilnehmer: Oliver Sandberg, Präsident der dänischen Wehrbrüdergesellschaft, Pastor Helmuth Saenger, Landrat Claus von der Groeben, dänische und deutsche Ehrengäste aus den Verteidigungsministerien und dem Heer sowie jütländische Dragoner.

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Die Bevölkerung von Siek nahm regen Anteil. Platzmangel führte dazu, dass die Zuschauer zwischen den Gräbern des Friedhofs stehen mussten.

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Auch der Vetreter der jütländischen Dragoner, die in Traditionsuniformen angetreten waren, hielt eine Rede. Da wird das Gedenken an einen toten Oberst zu einer Folkloreveranstaltung.

Fotos: Kreisarchiv Stormarn >internationale Lizenz 4.0


Auch 2013 erinnerte man in Siek wieder an das Gefecht, das vor 200 Jahren stattgefunden hatte. Zur Feier am 6. Dezember kamen 30 Soldaten des dänischen Traditionsregiments und 30 Soldaten der Bundeswehr in Uniform. »Wir nehmen diese blutige Schlacht zum Anlass für Völkerverständigung. Die Feier hat keine militärische Ausrichtung, auch wenn Militär da ist. Es geht um Freundschaft«, sagt Oliver Mesch vom Amtsarchiv Siek.

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I N H A L T

Der Ehrenfriedhof
»Sie starben fürs Vaterland«
Die Geschichte in Bildern
»Das Gewissen der Welt«
Das Denkmal 1870/71
Der Deutsch-Französische Krieg
Schwert & Schild
Das Eiserne Kreuz

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Sörup, Kreis Schleswig-Flensburg

Auf dem Friedhof bei der Kirche St. Marien

Den Söruper Ehrenfriedhof für die toten Soldaten beider Weltkriege findet man auf der Südseite des Friedhofs, der rund um die Kirche angelegt ist. Es ist eine großzügige, aus mehreren Gründen eindrucksvolle Anlage. Am 31. Juli 1921 wurde sie als Ehrenfriedhof für die toten Soldaten des 1. Weltkriegs eingeweiht.

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SH Soerup Anlage Den Opfern Kranz Kirchengemeinde web

 

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SH Soerup Anlage 2WK Steine1 Familien web

 

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»Sie starben für’s Vaterland«

Text folgt

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Die Geschichte in Bildern

Text folgt

SH Soerup Ehrenfriedhof Einweihung Postkarte1 web

 

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SH Soerup Ehrenfriedhof Postkarte3 web

 

SH Soerup Ehrenfriedhof Postkarte4 web

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»Das Gewissen der Welt«

Text folgt

 

SH Soerup Anlage Stele Gewissen der Welt web

 

SH Soerup Anlage Stele Gewissen der Welt Spruch web

 

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Das Denkmal 1870/71

Text folgt

 

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SH Soerup 70 71 Tafel Sinnspruch web

 

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Der Deutsch-Französische Krieg

... war eine militärische Auseinandersetzung zwischen Frankreich einerseits und dem Norddeutschen Bund unter der Führung Preußens sowie den mit ihm verbündeten süddeutschen Staaten Bayern, Württemberg, Baden und Hessen-Darmstadt andererseits.

Auslöser war der Streit zwischen Frankreich und Preußen um die Frage der spanischen Thronkandidatur eines Hohenzollernprinzen. Der preußische Ministerpräsident Otto von Bismarck ließ die Emser Depesche, mit der er darüber informiert worden war, dass König Wilhelm I. die französischen Forderungen abgelehnt hatte, in provokant verkürzter Form veröffentlichen. Dies erregte auf beiden Seiten nationalistische Empörung und veranlasste den französischen Kaiser Napoléon III. am 19. Juli 1870 zur Kriegserklärung an Preußen.

Von den großen Schlachten gingen im gesamten Kriegsverlauf alle für Frankreich verloren oder endeten im Patt. Im Februar 1871 fand sich die französische Regierung, nach dem Fall von Paris, zum Vorfrieden von Versailles bereit.

Noch während Paris von deutschen Truppen belagert wurde, proklamierten die deutschen Fürsten und Vertreter der Freien Städte am 18. Januar 1871 im Spiegelsaal des Versailler Schlosses den preußischen König Wilhelm I. zum Deutschen Kaiser, eine Demütigung für die Franzosen. Hohe Reparationszahlungen und vor allem der Verlust Elsaß-Lothringens erzeugte einen dauerhaften, gegen Deutschland gerichteten Revanchismus. In Deutschland wiederum verfestigte sich die Vorstellung von der so genannten Erbfeindschaft gegenüber Frankreich.


SH Oldesloe Anton von Werner Kaiserproklamation webFoto: Wikimedia Commons / gemeinfrei
Die Kaiserproklamation in Versailles, Wandgemälde von Anton von Werner für die Ruhmeshalle Berlin. 1944 wurde es nach einem Bombentreffer zerstört.

»Die Deutung der Kaiserproklamation vom 18. Januar 1871 im Versailler Spiegelsaal als Demütigung Frankreichs gehörte ebenso zum erinnerungspolitischen Konzept des im Kaiserreich vereinten Deutschland wie die alljährliche Zeremonie des Sedantages, an dem der entscheidende Sieg vom 2. September 1870 gefeiert wurde. Doch jede Demütigung zieht die nächste nach sich, und so muss es kaum verwundern, dass Frankreich im Sommer 1919 nach Beendigung des Ersten Weltkrieges seinen Sieg über Deutschland ausgerechnet im Spiegelsaal von Versailles auskostete. Es gehört sicherlich zu den grössten Verdiensten Charles de Gaulles, dass er nach 1945 kein «drittes Versailles» folgen liess, sondern mit dem Elysée-Vertrag vom 22. Januar 1963 die Kette gegenseitiger Demütigungen durchbrach.«

Der Historiker Clemens Klünemann in Neue Zürcher Zeitung, 9.1.21

Mehr auf www.bpb.de, Bundeszentrale für politische Bildung


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Schwert & Schild

Für ihre Militärsymbolik bevorzugten Stifter und Bildhauer die antiken und damit weniger bedrohlichen Waffen. Der edle Zweikampf und der mutige Einsatz der Soldaten Mann gegen Mann scheint auf, der Blick auf die grausame Wirklichkeit der modernen Waffen im Stellungskrieg 1914-18 ist verstellt. Das Erinnern an die Schwerter und Schilde der Ritter in zahlreichen Legenden suggeriert einen per se gerechten Kampf, den es nach dem 1. Weltkrieg wieder aufzunehmen galt – gegen den inneren und äußeren Feind.

Das Schwert ist in der Menschheitsgeschichte die erste ausschließlich zum Töten anderer Menschen geschaffene Waffe. Ein Symbol der Macht: Wer auf dem Schlachtfeld unterlag, übergab dem Sieger seine Waffe. Das Schwert verleiht den Status eines Herrschers. Der englische König führt den Ritterschlag bis heute mit dem Schwert aus.

Nach dem Mittelalter verlor das Schwert seine Bedeutung als Waffe – und wurde in der Symbolsprache der Propaganda umso wichtiger. Im 1. Weltkrieg, dem ersten industriellen Krieg in der Geschichte, hatte das Schwert als Bild-Symbol auf Orden und Medaillen Hochkonjunktur. Auch im Nationalsozialismus galt das Schwert als Zeichen für heldenhaften Kampf, obwohl es natürlich nicht mehr benutzt wurde.

Zitat aus dem Vortrag »Das Pinneberger Kriegerehrenmal« vom 8. Mai 2018 von Prof. Dr. Loretana de Libero, Universität Potsdam: »Das Denkmal sollte nach dem Willen der Stifter mit dem hoch aufragenden Schwert ein demonstratives wie offensives Zeichen setzen für die ›Mannhaftigkeit‹ und den ›Wehrwillen des deutschen Mannes vor aller Welt‹. Mit dieser Formulierung spielte der Ausschuss auf die Revision des Versailler Vertrages an, hier v.a. die militärischen Bestimmungen.«

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Schwertgeschichten

Die Legende vom Schwert Excalibur hat alles, was man nach dem 1. Weltkrieg für einen »Ehrenhain« brauchte: einen schwertschwingenden, kraftvollen Helden, der für die gerechte Sache kämpfte, einen edlen Ritter, »gefallen« durch eine böse List nach blutigem Gefecht – doch nun wartet sein Schwert darauf, wieder zum Einsatz zu kommen.

Vom mythischen Zauberer Merlin war das Schwert Caliburn durch einen Stein bzw. Amboss getrieben worden, wird in der Legende erzählt. Es hieß, nur der wahre künftige Herrscher könne es wieder herausziehen.

Nachdem zahlreiche Ritter und Adelige an dieser Aufgabe gescheitert waren, gelang es Artus (Arthur), dem Sohn des englischen Königs, das Schwert mühelos zu befreien, was ihn zum rechtmäßigen König machte. Als Artus das Schwert Caliburn in einer Schlacht zerschlagen hatte, schenkte die »Herrin vom See« dem jungen König als Ersatz Excalibur, damit er sein Königreich schützen könne.

SH Bad Schwartau King Arthur web


Der Legende nach gab Excalibur seinem Besitzer übermenschliche Kräfte, und seine Scheide machte jeden, der sie bei sich trug, unverwundbar. Artus’ Halbschwester Morgan LeFay raubte durch eine List die Scheide, sodass Artus bei Verletzungen wieder gefährdet war. Excalibur blieb ihm erhalten.

Nachdem Artus in einer Schlacht schwer verletzt wurde, brachte man ihn nach Avalon. Ein bis heute sagenumwobener Ort des Interesses, siehe beispielsweise den Fantasy-Roman »Die Nebel von Avalon«. Stirbt er dort oder ruht er nur? In Anspielung auf den christlichen Glauben an Auferstehung wird seine Rückkehr in Aussicht gestellt. Sir Bedivere, einer der zwölf Ritter der Tafelrunde von König Artus, warf Excalibur zurück in den See, wo es die »Herrin vom See« wieder annahm. Dort soll es der Sage nach noch immer ruhen.

Im 12. Jahrhundert machte Richard Löwenherz die Artus-Sage zum Werkzeug seiner Propaganda und behauptete, sein Schwert sei Excalibur.

Nach Wikipedia, abgerufen am 24.5.2020

»Die fantasievolle Erzählung indes macht den Helden zur Projektionsfläche des jeweiligen Zeitgeistes späterer Jahrhunderte. Die vermeintliche Aktualität schuf eine Glaubwürdigkeit, die historische Wahrheit ersetzte.«

Lesen Sie weiter auf www.spiegel.de


Weitere Schwertgeschichten mit der Option der bewaffneten Rückkehr um das Reich mit dem Schwert zu retten:

Holger Danske

Barbarossa

 

SH Flintbek Schwertkarte web

Am 6. August 1914 richtete Kaiser Wilhelm einen Aufruf an das deutsche Volk. Er sprach von den Feinden, die dem Deutschen Reich seinen Erfolg neiden und sich nun rüsten, um es zu überfallen. Das Zitat auf dieser Postkarte – es wird verziert mit Schwert und Eichenlaub – verweist auf den Sieg der »Väter« im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71.


Ab 1914 wurden in Deutschland zunehmend national gestimmte Gedichte verfasst. Einzelne Verse wurden von der Kriegspropaganda aufgegriffen und erreichten eine enorme Popularität. Eine Zeile aus dem »Haßgesang gegen England« wurde während des Krieges ein Schlachtruf des deutschen Heeres – »Gott strafe England«. Eine eigene Grußformel entstand: »Gott strafe England«, Erwiderung des Grußes: »Er strafe es«.

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Hier eine Postkarte aus dem Jahr 1915 mit der bekannten Zeile aus dem »Haßgesang«. In dem Bild ist das Schwert in eine Ansicht von England gerammt, während ein christliches Kreuz es von hinten überstrahlt – ein Kreuz, das in diesem Fall natürlich die Unterstützung einzig des Deutschen Reichs durch Gott symbolisiert, entsprechend der Behauptung des deutschen Kaisers und seiner Soldaten: »Gott mit uns«. Ein Schwert im christlichen Kreuz – wie auf der Frontseite des Flintbeker Denkmals auf dem Mühlenberg.

SH Bad Schwartau Soldat am Schwert web2


Wir sehen ein Schwert, das im Boden steckt. Es soll der Eindruck erweckt werden, als sei der Hügel Golgatha gemeint, auf dem den neutestamentlichen Evangelien zufolge Jesus von Nazaret gekreuzigt wurde. Das Kreuz steht für den christlichen Glauben, dass im Opfertod Jesu Gott den Menschen heilend nahegekommen ist. Hier wird nun ein Soldat an einem Schwert hängend abgebildet, umgeben von einem göttlichen Strahlenkranz. »Ihr habt für uns euch hingegeben / Ihr seid gestorben, damit wir leben«: Der Opfertod Jesu wird dem Kriegstod der Soldaten gleichgestellt. Diese Analogie findet sich oft auf Kriegerdenkmälern.

Diese kleinen Bilder mit verschiedenen Motiven wurden vom Verlag der Wochenzeitung »Hamburger Warte« verkauft. Am 14. Dezember 1918 erschien die erste Ausgabe der »Hamburger Warte«, eine »politische Kampfschrift« gegen Marxismus und Judentum.

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Das Eiserne Kreuz

»Das Eiserne Kreuz wurde erstmalig 1813 vom preußischen König Friedrich Wilhelm III. gestiftet. Es war der erste militärische Orden, der nicht nur an Offiziere, sondern auch an einfache Soldaten für ihre militärischen Verdienste verliehen werden konnte. Kurz darauf führte der König die allgemeine Wehrpflicht ein. Das bisherige Söldnerheer wandelte sich zum Bürgerheer und für die Bürger mussten Anreize geschaffen werden, das eigene Leben im Krieg aufs Spiel zu setzen. Damit begann eine neue Zeit beim preußischen Militär: Soldaten waren nicht mehr nur Befehlsempfänger ohne Stimme und ohne Namen, sondern seit dieser Zeit wurden sie zu Vorbildern gemacht, denen nachgeeifert werden sollte. Der König versprach in der Stiftungsurkunde jedem Soldaten für den eventuellen Kriegstod ein Denkmal, das heißt, die Erwähnung auf einem Denkmal. Zumeist wurde das damals als Tafel in einer Kirche realisiert: Zeugnis der engen Verbindung von Monarchie und Kirche.

Das Eiserne Kreuz wurde sehr häufig als Relief auf Kriegerdenkmälern verwendet. Es steht hierbei als solches symbolisch für die Anerkennung der besonderen ›Vaterlandstreue‹ der gefallenen Soldaten. Ihr Tod im Krieg wurde dafür als Beweis gedeutet. Durch die Verwendung des Eisernen Kreuzes auf einem Denkmal sollten die Soldaten posthum für ihr Verhalten ausgezeichnet werden und damit als Vorbilder für die Nachwelt gelten.

Nach 1813 wurde es 1870 von Kaiser Wilhelm I. und 1914 von Kaiser Wilhelm II. neu gestiftet. Auch Adolf Hitler führte 1939 das Eiserne Kreuz als militärische Auszeichnung wieder ein, mit einem Hakenkreuz im Zentrum.

Kerstin Klingel, Eichenkranz und Dornenkrone 2006, S. 44f

 

SH Raisdorf EK Hitlerspruch webFoto: Deutsches Historisches Museum, Berlin, Inv.-Nr. PK 2005/2

• Die von Adolf Hitler am 8. November 1939 anlässlich des Überfalls auf Polen ausgesprochene Losung

Mit der vierten Stiftung zu Beginn des 2. Weltkriegs durch Adolf Hitler wurde es am 1. September 1939 auch offiziell zu einer deutschen Auszeichnung. Hitler verzichtete auf seine Initialen als Führer und Oberbefehlshaber der Wehrmacht, die auf ihn persönlich vereidigt war. Stattdessen wurde das Hakenkreuz, das Symbol des NS-Staates, in die Mitte des traditionsreichen Ordens eingefügt und von der Rückseite wurden das Monogramm König Friedrich Wilhelms III. und das Eichenlaub entfernt.


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• Auch Hitler selbst trug das Ehrenkreuz an der Brust

»Vor allem die nahe der Front operierenden Sonderkommandos, die sowohl Juden ermordeten als auch an der Partisanenbekämpfung beteiligt waren, wurden von den Armeegenerälen reichlich mit Eisernen Kreuzen bedacht. Um nur die größten Verbrecher unter ihnen zu nennen, sei auf Rudolf Lange verwiesen, der für den Mord an den Juden Lettlands verantwortlich war, und auf Friedrich Jeckeln, der Massaker um Massaker organisierte, in der Westukraine, in Kiew (Babij Jar) und in Riga. Beide bekamen schließlich das Eiserne Kreuz II. und I. Klasse.«

Zitiert aus einem Artikel »Orden für Massenmord« von Dieter Pohl 

DIE ZEIT, 5.6.2008


Soldaten der Wehrmacht kämpfen nicht nur pflichtschuldig  und gehorsam. Ohne die Gefühlswelt aus Stolz, Ehre und Männlichkeit ist nicht zu erklären, warum so viele an die Front streben – und dem Krieg bis zum Untergang verhaftet bleiben. (Frank Werner in ZEITGeschichte 4/2018)

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Geschickte Propaganda: Begehrenswerte Ordensbrust in »Die Woche« Januar 1940.

 

»Andreas Gabalier besang in Mein Bergkamerad ›eine Freundschaft, die ein Männerleben prägt, wie ein eisernes Kreuz, das am höchsten Gipfel steht.‹ Michael Fischer vom Zentrum für Populäre Kultur und Musik bezeichnete das als ›gewollte Provokation‹, die kaum ein naiver Zufall sein könne.

Die Agentur für soziale Perspektiven konstatiert: Das Eiserne Kreuz sei neben dem Thorshammer ›das am häufigsten gezeigte Symbol der extremen Rechten‹. Zwar sei es je nach Kontext ›kein explizit rechtes Bekenntnis, doch stets ein Symbol für Militarismus und martialische Männlichkeit.‹

Wikipedia, abgerufen am 16.3.2023


Das Eiserne Kreuz ist das am häufigsten gezeigte Symbol in der rechten Szene. Es wird in allen erdenklichen Formen angeboten, z. B. als Ohrstecker, Anhänger, Gürtelschnalle oder als auffällige Sympathiekundgebung mit Totenkopf am Auto.

HH Uhlenhorst EK auf Auto web2

 

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I N H A L T
Das Denkmal
Die Inschrift
Postkarten vom »Ehrenmal«
1964
Aus Bertolt Brechts Kriegsfibel
Der Stahlhelm
Das Denk-mal-gegen-Krieg-Projekt

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Sprenge, Kreis Stormarn

In der Dorfstraße, Ecke Lübeckerstraße

Das Denkmal für die toten Soldaten beider Weltkriege steht am Rand einer Rasenfläche vor einer mit Büschen und Bäumen bepflanzten Anlage. Es ist ein ca. 3.50 Meter hohes Bauwerk aus verschieden großen Bruchsteinen. Auf einem massiven, quadratischen Sockel steht ein Pylon mit stumpfer Spitze. Eingeweiht wurde das Denkmal am 29. Mai 1927, 9 Jahre nach dem 1., 12 Jahre vor dem 2. Weltkrieg.

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Die Inschrift auf der hellen, eingelassenen Tafel lautet:

UNSEREN
GEFALLENEN
VON
1914 – 1918
UND
1939 – 1945
ZUM
GEDÄCHTNIS

 

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Ein Stück über der Tafel ist ein Stahlhelm befestigt. Zum Volkstrauertag 2020 ist zwischen Helm und Tafel ein Kranz aufgehängt worden.

 

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Die Inschrift

Unseren Gefallenen: Der Historiker Klaus Latzel schreibt in ZEITGeschichte 4/2018: »Die Überhöhung des soldatischen Opfers lässt sich nicht nur an den Kriegerdenkmälern ablesen, sondern auch am Siegeszug einer Metapher: ›der Gefallenen‹. [...] Ihre Stunde schlug im ersten Weltkrieg, als die unterschiedslose und massenhafte Vernichtung der Soldaten nach sprachlicher Bewältigung verlangte. Die Bezeichnung ›Gefallene‹ eroberte jetzt Inschriften und Ansprachen, Briefe und Statistiken. Im Wort ›fallen‹ verschmolzen Abschiedsschmerz und Opfermythos, und mit jeder Verwendung wurde diese Verbindung abgerufen und bestätigt. Zugleich ließ sich der Ausdruck wie eine Abkürzung verwenden. Je selbstverständlicher wurde, dass ein Soldat der ›fiel‹, dies für das Vaterland, das Volk oder wofür auch immer tat, umso eher ließ sich auf die immer neue Benennung dieser Opferziele verzichten. Deren Gefühlswert übertrug sich auf das Wort ›fallen‹, das zur Chiffre all dieser Sinnstiftungen aufstieg. Wer gefallen war, der war jetzt stets schon für die vermeintlich gute Sache gestorben, der hatte seine Opferbereitschaft bewiesen.«

Auch Hartmut Häger beschreibt in seinem Buch »Kriegstotengedenken in Hildesheim« den euphemistischen Ausdruck »Gefallener«: »Die Entscheidung für Metaphern deutet darauf hin, dass das Grauen des Kriegstodes vom Denkmal verbannt werden sollte. An den geliebten Menschen möchte man sich nicht im Zustand seiner Hinfälligkeit erinnern, sondern ihn als kraftvollen Menschen im Gedächtnis bewahren. Das am häufigsten verwendete Wort ›Gefallener‹ (oder ›gefallen‹) schließt die Dimension des Kraftvollen in seine Definition ein. Die Vorstellung eines ritterlichen Turniers leuchtet auf. Nur ein Aufrechter kann zum Gefallenen werden.«

Zum Gedächtnis: »Doch nur scheinbar stellt sich das Kriegerdenkmal dem Vergessen in den Weg. Tatsächlich befördert es das Vergessen, indem es nur ausgewählte Aspekte des Geschehenen repräsentiert: Wirkungen ohne Ursachen, Geschehnisse ohne Geschichte, Ergebnisse ohne Prozesse, Namen ohne Persönlichkeit, Opfer ohne Täter«, stellt Hartmut Häger dazu fest.


»Auf welchem dieser steinernen oder metallenen ›Ehrenmale‹ wurde beim Namen genannt, für wen oder was gestorben worden ist? Kein Wort von nationaler Machtpolitik, von Hegemonialstreben, nackten Besitzinteressen, Beutegier, Eroberungsgelüsten und Weltherrschaftsphantasien, für die Millionen von deutschen und fremden Soldaten umgekommen sind. Diese Motive werden ebenso wenig genannt wie die Namen derer, die in den beiden Weltkriegen aus dem Massensterben Profit geschlagen, Blut in Gold verwandelt und zu ihrem eigenen militärischen Ruhm gewissenlos ganze Armeen geopfert haben.« (Ralph Giordano)

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Postkarten vom »Ehrenmal«

Für viele Gemeinden gehört das örtliche »Ehrenmal« zur Identität der Dorfgemeinschaft. Darum gehört es auch auf die Ansichtskarten.

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Auf dieser Karte aus dem Jahr 1951 kann man noch die ursprüngliche Tafel des Denkmals erkennen. Die Inschrift ist nicht lesbar, aber vermutlich werden die Namen der toten Soldaten des 1. Weltkriegs von Sprenge aufgezählt. 1951 war die Tafel also noch nicht erneuert worden, um auch die »Gefallenen« des 2. Weltkriegs zu »ehren«.

 

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Auf dieser undatierten Karte kann man die großzügige Anlage mit Fahnenmast und weißem Holzzaun betrachten.

 

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1964

... hat der Fotograf Raimund Marfels die Anlage fotografiert. Vielleicht war die Erneuerung der Tafel der Anlass?

 

SH Sprenge Kreisarchiv Stormarn Marfels 1964 web


Das Denkmal verschwindet fast hinter den herabhängenden Zweigen.

SH Sprenge Kreisarchiv Stormarn Marfels 1964 2 web


Die neue Tafel ist eingesetzt und deutlich zu erkennen. Vom Stahlhelm wollte die Gemeinde sich nicht trennen.


• Fotos (bearbeitet): Kreisarchiv Stormarn >internationale Lizenz 4.0


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Der Stahlhelm

Die neuen Methoden des Artilleriekampfes im 1. Weltkrieg erforderten einen verbesserten Kopfschutz für die Soldaten. Der neue Helm aus Stahl wurde entwickelt, der die bis dahin getragenen ledernen Pickelhauben ablöste. Die ersten 30.000 Helme wurden im Dezember 1915 an die Truppen an der Westfront ausgeliefert.

Die Vorstellung von der stählernen Schutzwirkung wurde fortan auf Postkarten, Kriegsanleiheplakaten, Schmuckblättern usw. propagandistisch ausgeschlachtet und symbolisch überhöht. Bis zum Ende des 2. Weltkrieges wurde dieser Symbolwert noch gesteigert.


SH Sprenge Karte web


Die Einführung eines Stahlhelms für die Bundeswehr im Juni 1956 war ein Politikum. Den Forderungen des Militärs nach einem wirksamen Kopfschutz für die Soldaten wurde nur sehr zögerlich entsprochen. Unter keinen Umständen sollte der Helm für die Bundeswehr auf Konstruktionen beruhen, die an die Zeit des Nationalsozialismus erinnerten.

Für den aktuellen »Gefechtshelm, allgemein«, der am 15. Januar 1992 eingeführt wurde, galten diese politischen Bedenken nicht mehr. Der Helm sollte unter Wahrung der modernsten militärischen Gesichtspunkte auch alle Vorteile des Stahlhelms M35 in sich vereinigen.

Die Stahlhelme der alten Form blieben weiterhin im Gebrauch beim Bundesgrenzschutz und der Polizei.

Im Internet bieten eine Menge Militaria-Händler »Original-Stahlhelme der Deutschen Wehrmacht« zum Kauf an. Auch ein »Kinderhelm wie Stahlhelm M35 Wehrmacht Luftwaffe« für 190 Euro ist im Angebot. Ein T-Shirt, das Amazon anpries mit dem Aufdruck »SS-Stiefel, die besten Wanderschuhe aller Zeiten« wurde erst nach scharfen Protesten aus dem Sortiment genommen.

»Früher musste der Wehrmachtsfan noch in schmuddelige Militaria-Läden schleichen oder dreimal nachdenken, ob er seine Adresse bei einschlägigen rechtsextremen Versandhäusern hinterlassen will. Dank Amazon genügt jetzt ein Klick und der Wehrmachtsstahlhelm liegt auf dem Gabentisch«, empört sich die Linken-Bundestagsabgeordnete Ulla Jelpke auf www.stimme.de. SPD-Vorstandsmitglied Kevin Kühnert sagt dazu: »Ein angemessener Schritt wäre, die bisherigen Gewinne aus diesen Produkten an Gedenkstätten der Opfer des Nationalsozialismus zu spenden.«

Mehr dazu auf www.stimme.de: Stahlhelm unterm Christbaum


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Aus Bertolt Brechts Kriegsfibel

»Seht diese Hüte von Besiegten! Und
Nicht als man sie vom Kopf uns schlug zuletzt
War unserer bitteren Niederlage Stund.
Sie war, als wir sie gehorsam aufgesetzt.«

Die Kriegsfibel – die eigentlich Anti-Kriegsfibel heißen müsste – ist Bertolt Brechts letztes lyrisches Werk und Kultbuch der frühen Friedensbewegung. Die Fibel mit den ästhetisch gekonnten Text-Bild-Kompositionen ist eine kompromisslose Studie gegen den Krieg.


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Das Projekt Denk-mal-gegen-krieg

Wir von der Evangelischen Akademie der Nordkirche im Arbeitsbereich Erinnerungskultur und Gedenkstättenarbeit setzen uns seit vielen Jahren mit der bestehenden Erinnerungskultur auseinander. Unsere Website »denk-mal-gegen-krieg.de« informiert über Hintergründe der Denkmäler, die mal auf kommunalem und mal auf kirchlichem Grund errichtet wurden.

Spätestens nach dem 1. Weltkrieg wurde es üblich, der toten Soldaten in Deutschland mit Kriegerdenkmälern zu gedenken. Ihr Tod galt als ehrenvoll oder sogar heldenhaft. Viele der auf den 1. Weltkrieg bezogenen Denkmäler vermittelten die Forderung an die nachfolgenden Generationen, die Niederlage von 1918 durch eine Revanche wieder gutzumachen. Nach 1945 wurden diese Anlagen um ein Gedenken an die Toten des 2. Weltkriegs ergänzt, ohne die Sinnzuschreibungen der bisherigen Denkmäler zu korrigieren.

Im Ergebnis wird dort meist nicht um Tote getrauert, sondern eine nationalistische und militaristische Heldenverehrung fortgeschrieben. Die soldatischen Tugenden Pflichterfüllung, Ehre und Treue, die seit Jahrhunderten dabei helfen, nationale Interessen gewaltsam durchzusetzen, werden dankbar gelobt.

Diese Ehrenmäler sind jedes Jahr zum Volkstrauertag der Ort, an dem der Toten der Weltkriege gedacht wird – heute oft verbunden mit Aufrufen, sich für den Frieden einzusetzen. Wenn die Reden gehalten sind, senden die Denkmäler weiter ihre unheilvollen Botschaften.

 

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Studienleiter Dr. Stephan Linck bei der Arbeit. Anke Hönnig hat fotografiert.


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I N H A L T
Das Denkmal
Die Inschrift
»Gedenken am Ehrenmal«
Der Ehrenbürger

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Stafstedt, Kreis Rendsburg-Eckernförde

Kriegerdenkmal in der Nähe des Günther-Fielmann-Platzes

In einer größeren baumbestandenen Anlage steht das monumentale Kriegerdenkmal für die toten Soldaten beider Weltkriege. Schmale Granitsteine, mit Eisenketten verbunden, säumen den Weg. Hinter der Buchenhecke am Eingang stehen zwei Fahnenmasten. Das Denkmal in dieser Form wurde am 27. März 1952 eingeweiht. Aus der Stafstedter Chronik: »Der große Naturstein zum Gedenken der Gefallenen des 1. Weltkrieges, der 1920 neben dem Schulgebäude errichtet worden war, wurde in die neue Anlage integriert. Der Steinmetz Betrieb Kolbe aus Itzehoe übernahm die Beschriftung.«

 

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In das aus Natursteinen gemauerte Kriegerdenkmal auf zweistufigem Sockel sind drei Tafeln eingelassen. Rechts und links sind die zwanzig toten Soldaten des 2. Weltkriegs mit Geburts- und Todestag aufgeführt.

SH Stafstedt 1 web


Auf der mittleren Tafel steht unter einem Eisernen Kreuz die Inschrift:

Zum ewigen Gedenken an die Opfer des Krieges
1939  1945
Wir Toten fordern als unser Recht
die alte Treue vom neuen Geschlecht

Oben auf dem Monument steht der große, dunkle Naturstein für die toten Soldaten des 1. Weltkriegs. Schlecht lesbar steht dort in goldenen Lettern:

1914  (Eisernes Kreuz)  1918
Unsern gefallenen Helden zum Gedächtnis

Darunter sind zwanzig Namen mit Dienstgrad und Sterbetag aufgeführt.

 

 

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Die Inschrift

Die letzten Zeilen wollen nicht Trauer und Erschütterung unterstützen, sie nehmen die nächsten Generationen in die Pflicht, in »alter Treue« auch ihr Leben einzusetzen. Die Haltung, die hier weitergegeben wird, ist unangefochten von Zweifeln an Recht und Notwendigkeit von Krieg. Das erste Mal wird die Formulierung »Wir Toten fordern als unser Recht, die alte Treue vom neuen Geschlecht« bei der Einweihung des »Marine-Ehrenmals« 1927 verwendet.

Als »ein Mahnmal der Rache« war daher auch das »Marine-Ehrenmal« in Laboe gedacht, die nationale Kriegsgedenkstätte einer privaten Organisation, des 1891 gegründeten Bundes Deutscher Marine-Vereine. (...) Am Montag, den 8. August 1927, verfolgten 10.000 Gäste die Grundsteinlegung. Unter Hammerschlägen deklamierten 22 prominente Vertreter aus Politik, Militär und Wissenschaft die unterschiedlichsten Sinnsprüche ... Als Vertreter der evangelischen Kirche erinnerte der Marineoberpfarrer Friedrich August Ronneberger in seiner Predigt darüber hinaus an das »kaudinische Joch«, unter welchem die Deutschen als »Sklaven« hindurch geschritten seien, und legte den 35.000 toten Seesoldaten folgende Formulierungen in den Mund:

»Sie rufen uns zu: ›Heraus, sofern ihr unserer noch gedenkt, die Schmach getilgt und die Ketten gesprengt! Wir Toten fordern als unser Recht, die alte Treue vom neuen Geschlecht.‹ Mancher Stein liegt freilich noch im Wege, aber wie einst Hermann der Cherusker bewusst die deutschen Stämme zum Kampf gegen römische Fremdherrschaft aufrief, so wird auch uns wieder ein Führer entstehen, der uns aus Nacht zum Licht führt, und der uns den Platz an der Sonne wiedergibt.«

Ronneberger zitierte in seinem martialischen Appellativ einen später von Karl Meister vertonten Zweizeiler, der von den Überlebenden »Treue« im Sinne der Fortsetzung bzw. Wiederaufnahme des Krieges einfordert und sich auf mehreren Gefallenendenkmalen seiner Zeit wiederfindet. ... Überdies galten diese Zeilen für die Zeit nach 1945 weiterhin als sinnstiftend, insbesondere wenn die Stifter mangelnde Erinnerungsbereitschaft meinten beklagen zu müssen (vgl. etwa die Wiederaufnahme des Verses auf den erweiterten Kriegerdenkmälern in Stafstedt und Norderstapel in Schleswig-Holstein).

• Zitiert aus »Rache und Triumph: Krieg, Gefühle und Gedenken in der Moderne« von Loretana de Libero, 2013, Oldenbourg Wissenschaftsverlag. Frau de Libero ist Historikerin und Politikerin, von Mai 2012 bis 2015 war sie für die SPD Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft, seit 2013 lehrt und forscht sie an der Führungsakademie der Bundeswehr in Hamburg-Blankenese.

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Gedenken am Ehrenmal

Am 27. März 1952 wurde das erweiterte Kriegerdenkmal, nunmehr für die toten Soldaten beider Weltkriege, am neuen Ort – dem Friedensplatz – eingeweiht.

Aus der Stafstedter Chronik: »An dieser würdigen Stätte unter den hohen Friedenseichen findet alljährlich am Volkstrauertag ein Gedenken an die Gefallenen beider Weltkriege statt.

Umrahmt wird die Feierstunde von einem Feuerwehrmusikzug aus den benachbarten Gemeinden. Lange Jahre nahm auch die Patenkompanie 610 aus Rendsburg an der Feierstunde teil und legte einen Kranz nieder.

Waren es im 1. Weltkrieg 20 Männer, die nicht zurückkehrten, so fanden im 2. Weltkrieg 25 junge Stafstedter Männer bei Kampfhandlungen den Tod. Fast jede Familie war betroffen, besonders hart traf es die Familien Jessen und Schwager.

Auf mehrfachen Wunsch ließ der damalige Bürgermeister Johann Schwager ein Gedenkbuch für die Gefallenen beider Weltkriege zusammenstellen, in dem alle Gefallenen abgebildet sind und die persönlichen Daten festgehalten wurden, um ihnen ein Ehrendes Andenken zu bewahren.«

SH Stafstedt Chronik Gedenken web

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Der Ehrenbürger

Im September 2009 machte die Gemeinde Stafstedt ihrem Ehrenbürger Günther Fielmann ein besonderes Geburtstagsgeschenk: der Dorfplatz, an dem das Elternhaus des Ehrenbürgers steht, wurde in seinem Beisein in Günther-Fielmann-Platz umbenannt. »Wir hier in Stafstedt sind stolz auf Professor Dr. Günther Fielmann. Sie, Herr Fielmann, bekennen sich zu ihrem Dorf, ihrer Heimat«, sagte Bürgermeister und Abgeordneter der CDU im Landtag von Schleswig-Holstein Hans Hinrich Neve.

2014 machten wir Herrn Fielmann auf das Kriegerdenkmal mit der fatalen Inschrift in seiner Heimatgemeinde aufmerksam. Wir erhielten keine Antwort.

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I N H A L T
• AKTUELL:
Ein Grabstein für Anton Kolberg (1925-1941)
• 
Das Denkmal
Das Denkmal zum 2. Weltkrieg
Das Nationaldenkmal für die Befreiungskriege
1928: Die Kirche wird 25
Gartenbauarchitekt Harry Maasz
Das Eiserne Kreuz
Das Gedenkbuch in der Kirche
Volkstrauertag 2016
Konfi-Projekte 2019 und 2021
Netzwerktreffen Erinnerungskultur 2021

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Aktuell: Ein Grabstein für Anton Kolberg (1925-1941)

Seit 2019 arbeitet Pastorin Almuth Jürgensen jedes Jahr mit den Konfirmand:innen an einem erinnerungskulturellen Projekt. Von Juli 2021 bis August 2022 beschäftigten sie sich mit dem Leben von Anton Kolberg, der im 2. Weltkrieg aus dem heutigen Polen nach Stockelsdorf zur Zwangsarbeit verschleppt wurde und hier einige Tage nach seinem 16. Geburtstag an einer Kohlenstoffmonoxidvergiftung starb.

SH Stockelsdorf Henryk Nazarczuk Porta Polonica webQuelle: Henryk Nazarczuk / Porta Polonica

Foto des Grabes auf dem Stockelsdorfer Friedhof aus Kriegszeiten.


Aus dem Text der Website »Porta Polonica«, Dokumentationsstelle zur Kultur und Geschichte der Pol:innen in Deutschland:

»Antoni Kolberg wurde am 2.2.1925 in Trzemesznie bei Gnesen geboren und teilte mit seiner älteren Schwester das Schicksal tausender Polen, die zur Zwangsarbeit auf das Gebiet des Dritten Reiches verschleppt wurden. [...] Polnische Zwangsarbeiter legten Geld zusammen, mit dem ein Grabstein gekauft wurde. Das Grab wurde in den Kriegsjahren von seiner Schwester gepflegt. [...] Sowohl die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde in Stockelsdorf als auch der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. erklären die Auflösung des Grabes entgegen der gesetzlichen Bestimmung mit seinem Fehlen auf der Liste der Kriegsgräber. Als ziviles Grab wurde es Mitte der 1960er Jahre aufgelöst.« 

Mehr zu Anton Kolberg auf »Porta Polonica«

Mehr zur Dokumentationsstelle »Porta Polonica«


Durch das Projekt lernten die Konfirmand:innen die Recherche in der Dokumentationsstelle »Porta Polonica« und dem Arolsen Archiv kennen. Sie besuchten die Gedenkstätte für polnische Zwangsarbeiter auf dem Lübecker Vorwerker Friedhof und vieles mehr.

Im Volkstrauergottesdienst 2021 stellten die Konfirmand:innen das kurze Leben Anton Kolbergs der Gemeinde vor, die sich an diesem Sonntag neben Eltern und Kirchengemeinderäten aus vielen Vertreter:innen der Kommunalgemeinde, der Vereine und Verbände zusammensetzte.

Am 17. August 2022 wurde auf dem Stockelsdorfer Friedhof ein Gedenkstein eingeweiht, der an ihn und an alle Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter erinnert.

SH Stockelsdorf 2022 Konfi Kolberg Stein web


Der neue Stein mit der gemeinsam abgestimmten Inschrift der Konfirmand:innen

 

SH Stockelsdorf 2022 Konfi Kolberg Aktion web


Große Beteiligung bei der Einweihung des Gedenksteins am 17.8.2022


Hier die Projektbeschreibung im »Kirchen Blick« Nr.6, S.8/9


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Stockelsdorf, Kreis Ostholstein

Zwischen Kirche und Fitnessparcour

Das Denkmal für die toten Soldaten des 1. Weltkriegs und die Umrandung sind aus wuchtigen grob behauenen Steinen als Quadermauerwerk ausgeführt. Das Denkmal ist ein Pylon, ein massives turmartiges Bauwerk mit quadratischem Grundriss und abgeschrägten Seitenwänden. Als oberer Abschluss wurde ein flacher abgerundeter Stein in Pyramidenforn aufgesetzt. 1921 wurde das vom bekannten und vielbeschäftigten Gartenbauarchitekten Harry Maasz aus Lübeck entworfene Denkmal eingeweiht

SH Stockelsdorf Denkmal quer web


An drei Seiten sind schmale Metallplatten in das Mauerwerk eingelassen. Auf dunklem Grund schimmern die erhabenen Buchstaben bronzefarben.

 

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Jeweils oben, innerhalb der geschwungenen Kante, ist mittig ein Eisernes Kreuz im Relief zu sehen.

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Alphabetisch geordnet und in zwei Spalten werden die Namen der toten Soldaten aus Stockelsdorf und den umliegenden Ortschaften genannt. Für die »Dorfschaft Stockelsdorf« sind es 61 aufgefundene und 6 vermisste tote Soldaten.

 

SH Stockelsdorf Tafel Mori web2    

Für die Dorfschaft Mori sind es 48 aufgefundene und 3 vermisste tote Soldaten.

Mori ist ein ehemaliges lübsches Gut und wird 1333 erstmals erwähnt. Mori wurde ab den 1950er Jahren als Seniorenwohnheim genutzt. Das Grundstück mit dem Herrenhaus liegt heute, nach der Gebietsreform von 1970, wenige Meter außerhalb der Stockelsdorfer Gemeindegrenze und gehört zum Lübecker Stadtteil Groß Steinrade.

SH Stockelsdorf Tafel 3 web2    

Für die Dorfschaft Eckhorst werden 18 tote und 2 vermisste Soldaten genannt und darunter für die Dorfschaft Gross Steinrade 11 tote und 3 vermisste Soldaten.

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Auf der vierten Seite des Monuments entdecken wir schließlich den Widmungsstein, die Inschrift ist nur noch schwer zu entziffern:

Den Helden
1914 – 1918
 

SH Stockelsdorf beide web


Hinter dem Denkmal sieht man schon die umlaufende Mauer, die links mit dem Gedenkort für die Toten des 2. Weltkriegs endet.

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Das Denkmal zum 2. Weltkrieg

Mit ebenso wuchtigen Quadersteinen wurde nach dem 2. Weltkrieg eine lange Mauer errichtet, in verschiedenen Höhen und um einige Ecken, auf der am Ende an die Toten erinnert werden soll.

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Ganz links aussen, in größter Entfernung vom 1.-Weltkriegs-Denkmal, beginnt die Inszenierung.

 

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Über Eck läuft im Schriftband die Widmung:

Den Toten zum Gedächtnis ...

 

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... den Lebenden zur Mahnung  (EK) 1939 – 1945 (EK)

Mit dem Symbol der militärischen Ehrung »Eisernes Kreuz« (EK) ist klar: hier geht es um tote Soldaten.

 

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Darunter sind in regelmäßigen Abständen sechs unterschiedliche Wappen in die Mauer eingesetzt, mit jeweils einem Kranzhalter.

Die Reihe beginnt mit dem Wappen von Schleswig-Holstein, dem Bundesland in dem Stockelsdorf liegt. Das Wappen besteht aus zwei Löwen und dem Nesselblatt.

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Es folgen die Wappen von Ostpreußen ...

 

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... von der Mark Brandenburg (durch das Potsdamer Abkommen, 1945, verlor Brandenburg etwa 30 Prozent seines damaligen Gebietes, da die gesamte Neumark östlich von Oder und Neiße nun zu Polen gehörte)

 

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... von Westpreußen

 

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... von Schlesien

 

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... und schließlich endet die Reihe mit dem Wappen von Pommern.

Es sind also zum größten Teil die Wappen der deutschen Ostgebiete, die nach 12 Jahren nationalsozialistischer Terrorherrschaft und dem Angriffskrieg der Deutschen Wehrmacht abgegeben werden mussten. Als Ostgebiete des Deutschen Reiches oder auch ehemalige deutsche Ostgebiete werden die Territorien östlich der Oder-Neiße-Linie bezeichnet, die am 31. Dezember 1937 zum Gebiet des Deutschen Reiches gehört hatten, 1945, nach Ende des 2. Weltkriegs von Deutschland abgetrennt wurden und heute zu Polen und Russland gehören.

Nun haben wir aber in der Widmung im Schriftband über den Wappen zwei Eiserne Kreuze entdeckt, das militärische Ehrenzeichen für Tapferkeit im Kampf und Vaterlandstreue. Wie passt das zusammen? Soll hier nicht an die »verlorene Heimat im Osten« erinnert werden, sondern an die toten Wehrmachtssoldaten?

Das Denkmal steht nicht auf der Liste des Bundes der Vertriebenen (BdV).

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Das Nationaldenkmal

Die Stockelsdorfer Widmung: Den Toten zum Gedächtnis, den Lebenden zur Mahnung erinnert im Duktus an die Inschrift am Nationaldenkmal für die Befreiungskriege auf dem Kreuzberg in Berlin.

Auf der höchsten Stelle der Erhebung legte König Friedrich Wilhelm III. am 19. September 1818 den Grundstein des deutschen Nationaldenkmals für die Siege in den Befreiungskriegen. Das Denkmal war 1818-1821 von Karl Friedrich Schinkel geschaffen worden.

HH Neugraben Nationaldenkmal Wikimedia Commons webFoto: Wikimedia Commons / Jörg Zägel, Lizenz 3.0

• Das Nationaldenkmal für den Sieg in den Befreiungskriegen gegen Napoleon auf dem Kreuzberg im Viktoriapark in Berlin-Kreuzberg, hier die Ostseite mit Erinnerung an die Schlachten von Groß-Görschen (Mitte), Großbeeren (links) und Denewitz (rechts).


Die Einweihung des Denkmals erfolgte am 30. März 1821, dem Jahrestag der Erstürmung des Montmartre. Bei gleicher Gelegenheit erhielt der Hügel seinen heutigen Namen Kreuzberg. Die Widmungsinschrift verfasste im Auftrag des Königs der Altphilologe August Boeckh:

»Der König dem Volke,
das auf seinen Ruf hochherzig
Gut und Blut dem Vaterlande darbrachte.
Den Gefallenen zum Gedächtniß,
den Lebenden zur Anerkennung,
den künftigen Geschlechtern zur Nacheiferung.«

Die zweite Hälfte dieses Textes war die gängige Vorlage für Kriegerdenkmäler beider Weltkriege, teilweise nur geringfügig verändert oder man verzichtete, wie in Stockelsdorf und besonders bei Denkmälern für den 2. Weltkrieg, auf die Zeitebene der Zukunft. Die Stockelsdorfer Formulierung »Den Toten zum Gedächtnis, den Lebenden zur Mahnung« wurde auf Denkmälern zum 1. Weltkrieg verwendet, um die nachfolgende Generation in revanchistischer Absicht in die Pflicht zu nehmen.


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1928: Die Kirche wird 25

Zum 25jährigen Jubiläum der Kirche in Stockelsdorf berichten die Vaterstädtischen Blätter aus Lübeck:

»Im Gegensatz zu den 700 Jahre alten Gemeinden Lübecks, die ihre eigene Kirche hatten, besaß unsere oldenburgische Vorortsgemeinde Stockelsdorf bis vor 40 Jahren weder Kapelle noch Pastorat. Erst 1888/89 wurden sie gebaut. Die Ortschaften Stockelsdorf, Mori, Eckhorst und Steinrade gehörten ebenso wie Krempelsdorf, Schönböcken, Vorwerk, Trems, Wilhelmshöhe zu Rensefeld. Dort war vorher ihr Pastor, ihre Kirche und ihr Friedhof. Die Gemeinde von 4300 Seelen mußte damals 1–2 Stunden zum Gotteshause in Rensefeld gehen oder die Gottesdienste in der Schule oder im Armenhaus besuchen. Kapelle und Pastorat sind ein fürstliches Geschenk. Der Großherzog Peter von Oldenburg gab, aus ihm zur freien Verfügung stehenden Geldern, die Mittel als Baufonds her. 1899 trat die völlige Loslösung der Kirchengemeinde Stockelsdorf von Rensefeld ein. Sie wurde durch eine Großherzogliche Verordnung angeordnet. 1900 wurde der Friedhof in Stockelsdorf eingeweiht. Für den Bau der Kirche stellte der Großherzog ebenfalls das erforderliche Geld zur Verfügung. Der Fonds betrug 1901 65.600 M. Zu den Kosten der Baupläne trug die Kirchengemeinde 1000 M bei. Die Einweihung der Kirche erfolgte am 15. März 1903. Sie wurde vom Architekten Groothoff in Hamburg erbaut.

 

SH Stockelsdorf VSB 1928 web

1928: rechts neben Kirche steht seit sieben Jahren das Kriegerdenkmal, dessen Quadermauerwerk war damals noch hell!


Eine hervorragende Akkustik zeichnet sie aus, die bei Konzerten sehr erfreulich zur Geltung kommt. Werke anerkannter Künstler schmücken das Innere. Sämtliche 4 Kronen und 8 Wandleuchter sind von Heinrich Vogeler=Worpswede entworfen. das Kruzifix an der Kanzelwand ist aus Oberammergau. Bilder von Uhde, Kampf und Molitor zieren die Wände. Die 3 Fenster im Chorraum erfreuen die Beschauer durch ein besonders schönes Teppichmuster. Sämtlicher Kirchenschmuck ist 1910 und 1917 durch freiwillige Gaben von Gemeindegliedern ermöglicht.

1921 wurde das neben dem Gotteshause stehende, von Harry Maaß entworfene Denkmal zu Ehren unserer Gefallenen eingeweiht.

Zum 25jährigen Jubiläum hat die Kirche jetzt elektrische Beleuchtung und elektrisches Orgelgebläse erhalten. Die im Kriege abgelieferten Prospektpfeifen sind wieder ersetzt worden. Besonders bei Kerzenbeleuchtung der Worpsweder Kronen und im Glanz des elektrischen Lichts der Wandleuchter macht das Gotteshaus einen freundlichen Eindruck auf seine Besucher.«

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Gartenbauarchitekt Harry Maasz

Harry Maasz, geboren am 5. Januar 1880 in Cloppenburg, gestorben am 24. August 1946 in Lübeck, war von 1912 bis 1922 Leiter des Lübecker Gartenbauamts und bezeichnete sich selbst gerne als Gartenbaukünstler.

SH Harry Maasz webArchiv für Architektur und Ingenieurbaukunst Schleswig-Holstein, Bestand Harry Maasz, Sign. 233 Fo


»Sein früher Tod und Defizite in der Aufbereitung der Landschaftsarchitektur in der NS-Zeit mögen dazu beigetragen haben, dass seine nationalsozialistische Vergangenheit, die scheinbar im Gegensatz zu seinen künstlerischen Hauptwerken steht, bis heute nicht aufgearbeitet ist.«

www.historischegaerten.de


»Der Ehrenhain als besondere Form des Gedenkens und der Würdigung der im Krieg gefallenen Soldaten gewann erstmals zu Beginn des Ersten Weltkrieges an Bedeutung. Jedem Kriegstoten wurde das Recht auf ein eigenes Gedächtnismal zugesprochen. Das Preußische Innenministerium sah es als eine nationale Aufgabe an und veröffentlichte einen Erlass zur Förderung der Ehrenhaine. Dem Berufsstand des Landschaftsarchitekten kam die besondere Aufgabe zu, die Planung und Umsetzung von Gedächtnisstätten auszuführen. Harry Maasz (1880-1946) gehörte zu den wichtigsten norddeutschen Vertretern, die sich mit diesem Thema intensiv auseinandergesetzt haben. Insgesamt plante er fast 40 Anlagen zur Kriegerehrung. Neben Ehrenfriedhöfen und Ehrengrabstätten waren dies auch Kriegergedächtnisstätten und Ehrenmale, zum Teil ohne Gräber, da die Gefallenen und Vermissten in fremdem Boden fern der Heimat lagen. Die Anlage Ehrenhain der Gefallenen des Ersten Weltkrieges, Riesebusch in Bad Schwartau, Kreis Ostholstein, ist eine der frühesten dieser Art und bis heute eine der am Besten erhaltenen im Land Schleswig-Holstein.«

Gartendenkmalpflegerisches Gutachten der Landschaftsarchitektin Gudrun Lang, 2010 - 2011, Projekt »Ehrenhain« Bad Schwartau

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Das Eiserne Kreuz

Nach einer Skizze des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III wurde der berühmte Baumeister Karl Friedrich Schinkel am 13. März 1813 mit der Erstellung einer Reinzeichnung für das erste Eiserne Kreuz beauftragt.

Am 8. August 1914 hatte Wilhelm II dann in seiner Eigenschaft als preußischer König die Stiftung seiner beiden Vorgänger erneuert und machte das Eiserne Kreuz durch seine breit angelegte Verleihungspraxis zu einem quasi deutschen Orden. Mit der vierten Stiftung zu Beginn des 2. Weltkriegs durch Adolf Hitler wurde es am 1. September 1939 auch offiziell zu einer deutschen Auszeichnung. Hitler verzichtete auf seine Initialen als Führer und Oberbefehlshaber der Wehrmacht, die auf ihn persönlich vereidigt war. Stattdessen wurde das Hakenkreuz, das Symbol des NS-Staates, in die Mitte des traditionsreichen Ordens eingefügt und von der Rückseite wurden das Monogramm König Friedrich Wilhelms III. und das Eichenlaub entfernt.

Auf Kriegerdenkmälern wird das Eiserne Kreuz den toten Soldaten posthum verliehen. Der Tod im Krieg wird als Beweis für die »Vaterlandstreue« und die Tapferkeit der Soldaten gewertet, darum wird der militärische Orden hier kollektiv verliehen. Ein Soldat, der lebend oder lebend invalide zurück gekommen ist, erhält ihn nicht.


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• Auch Hitler trug das Ehrenkreuz an der Brust

»Vor allem die nahe der Front operierenden Sonderkommandos, die sowohl Juden ermordeten als auch an der Partisanenbekämpfung beteiligt waren, wurden von den Armeegenerälen reichlich mit Eisernen Kreuzen bedacht. Um nur die größten Verbrecher unter ihnen zu nennen, sei auf Rudolf Lange verwiesen, der für den Mord an den Juden Lettlands verantwortlich war, und auf Friedrich Jeckeln, der Massaker um Massaker organisierte, in der Westukraine, in Kiew (Babij Jar) und in Riga. Beide bekamen schließlich das Eiserne Kreuz II. und I. Klasse.«

Zitiert aus einem Artikel »Orden für Massenmord« von Dieter Pohl 

DIE ZEIT, 5.6.2008


Als Kriegsauszeichnung oder Verdienstorden wird das Eiserne Kreuz seit 1945 nicht mehr verliehen. Aufgrund seiner identitätsstiftenden Tradition bestimmte am 1. Oktober 1956 Bundespräsident Theodor Heuss das Eiserne Kreuz zum Erkennungszeichen für die Luftfahrzeuge und Kampffahrzeuge der Bundeswehr. So stellt es in allen drei Teilstreitkräften das Hoheitszeichen dar (z. B. an gepanzerten Fahrzeugen und an Luftfahrzeugen). Die Truppenfahnen der Bundeswehr tragen in ihrer Spitze ein durch goldenes Eichenlaub umfasstes Eisernes Kreuz. Auch das Ehrenzeichen der Bundeswehr (Ehrenmedaille, Ehrenkreuz in Bronze, Silber oder Gold) trägt das Eiserne Kreuz als Symbol für Freiheitsliebe, Ritterlichkeit und Tapferkeit auf der Vorderseite. Ebenso wird es auf Briefen, Visitenkarten und im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit als »Dachmarke« der Bundeswehr verwendet. Das Eiserne Kreuz als Symbol findet sich noch heute in verschiedenen Verbandsabzeichen der Bundeswehr.

Nach Wikipedia, abgerufen am 7. 12. 2017

Das Eiserne Kreuz ist das am häufigsten gezeigte Symbol in der rechten Szene. Es wird in allen erdenklichen Formen angeboten, z. B. als Ohrstecker, Anhänger oder Gürtelschnalle und als Schmuck am Auto:

HH Uhlenhorst EK auf Auto web2

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Das Gedenkbuch in der Kirche

In der Kirche, rechts neben dem Altar, liegt seit den 50er Jahren das Gedenkbuch für die Toten des 2. Weltkriegs. Es hat eine eigene hölzerne Ablage erhalten.

 

SH Stockelsdorf Gedenkbuch web


Zwischen den Jahreszahlen des 2. Weltkriegs 1939 / 1945 ist das Stockelsdorfer Wappen eingebrannt.

Pastorin Almuth Jürgensen zeigt uns das Buch: Jede/r der über 400 Toten der Gemeinde Stockelsdorf hat eine Seite erhalten. Es sind vorgefertigte Seiten, das Symbol oben ist ein Eisernes Kreuz. Im Rahmen folgt:

STOCKELSDORF 1939 - 1945
Für Deutschland

Nach den handgeschriebenen Namen und Lebensdaten folgt auf allen Seiten die gedruckte Schlusszeile:

Niemand hat größere Liebe, denn die, daß er sein Leben läßt für seine Freunde

Dieser Satz ist ein Zitat aus dem Johannes-Evangelium 15,13. Er steht im Zusammenhang mit den Abschiedsreden Jesu. Hier geht es, nach christlichem Verständnis, um seinen Opfertod zur Rettung der Menschheit. Nach Hartmut Häger erfährt der Soldatentod durch dieses Zitat eine Sinngebung, »die ihn als größtmöglichen Liebesbeweis wertet und als bewusste Entscheidung, als bereitwillige Hingabe für seine Freunde« deutet (H.H., Kriegstotengedenken in Hildesheim, 2006, S.148). Das muss man als Blasphemie bezeichnen.


SH Stockelsdorf Gedenkbuch Adam web


Die Namen im Gedenkbuch sind alphabetisch geordnet und in guter biblischer Tradition beginnt die Reihe mit Adam. Friedrich Adam ist mit 33 Jahren »für Deutschland gestorben«, mehr erfahren wir nicht über ihn.

SH Stockelsdorf Gedenkbuch SS web

Ein paar Seiten weiter wird an SS-Oberscharführer Hans Hinrich Ferck erinnert, der 1944 wohl eher aus Liebe zu seinem Führer gestorben ist. Im Juli 44 fand in Frankreich die Abwehrschlacht nach der Invasion der Allierten statt, dort hat Ferck mit seiner SS-Division gekämpft.


SH Stockelsdorf Gedenkbuch Fick web


Es folgt auf der nächsten Seite das Gedenken an Karl Fick. Er war Sozialdemokrat und ist bei der »Aktion Gewitter« verhaftet und ins KZ-Neuengamme gebracht worden. Die »Aktion Gewitter« war eine Verhaftungsaktion der Gestapo nach dem gescheiterten Attentat des 20. Juli 1944 auf Adolf Hitler.

Mehr dazu auf Wikipedia


Am 4. Mai 1945 ist er bei der Cap Arcona-»Katastrophe«, nur etwa 10 km von seinem Heimatort Stockelsdorf entfernt, in der Lübecker Bucht ums Leben gekommen.

Der Rückzug der deutschen Truppen führte ab Sommer 1944 dazu, dass die in Frontnähe geratenen Konzentrationslager mit ihren zahlreichen Außenlagern aufgelöst wurden. Mit der Räumung der Lager von Auschwitz im Januar 1945 begannen die »Todesmärsche« der Gefangenen. Beim Herannahen der Roten Armee beziehungsweise der westalliierten Truppen wurden sie auf die »Todesmärsche« gezwungen oder mit Eisenbahnzügen – oftmals in offenen Güterwagen – abtransportiert. Zuletzt wurden vom KZ Neuengamme bei Hamburg aus Mitte April 1945 mehr als 10.000 Gefangene von der SS nach Lübeck gebracht. Dort wurden sie auf drei Frachtschiffe verladen, auch das Kreuzfahrtschiff »Cap Arcona« nahm mehrere tausend auf. Die Bedingungen an Bord der Schiffe waren katastrophal, viele verhungerten und verdursteten.

Am 3. Mai griffen britische Flugzeuge die Schiffe an, die sie für deutsche Truppentransporter hielten. Auch die »Cap Arcona« geriet in Brand und kenterte. Die Gefangenen hatten kaum eine Chance, sich zu retten. Viele, die das Land schwimmend erreichten, wurden dort von SS-Männern erschossen. Insgesamt über 7.000 verloren am 3. Mai, wenige Stunden vor ihrer möglichen Befreiung, das Leben.

Mehr dazu auf www.kz-gedenkstaette-neuengamme.de

»Der Untergang der Cap Arcona« auf www.ndr.de


Pastorin Almuth Jürgensen, Gedenkstättenbeauftragte im Kirchenkreis Ostholstein und Koordinatorin des »Netzwerk Cap-Arcona-Gedenken«, schreibt im Jahresbericht 2021 des Netzwerk Erinnerungskultur im Bereich der Nordkirche:

Update: Netzwerk Cap-Arcona-Gedenken

Der komplette Jahresbericht 2021 des Netzwerk Erinnerungskultur

 

Rund 6400 der etwa 7000 KZ-Häftlinge auf der Cap Arcona und der Thielbek verbrannten, ertranken oder wurden erschossen. media.offenes-archiv.de dokumentiert Berichte von Überlebenden. Auch den von Erwin Geschonneck, später einer der populärsten Schauspieler der DDR. Er war u.a. der Hauptdarsteller in der Dokumentation »Der Mann von der Cap Arcona« aus dem Jahr 1982. Der Film gibt einen Teil seiner Lebensgeschichte wieder. Der Berliner, Arbeitersportler und seit 1929 KPD-Mitglied, war mit einer linken jüdischen Theatergruppe nach der NS-Machtübernahme in die Tschechoslowakei, nach Polen und in die Sowjetunion emigriert. Aus der UdSSR wurde er 1937 ausgewiesen, in der Tschechoslowakei faßten ihn die Nazis. Erwin Geschonneck war Häftling in den Konzentrationslagern Sachsenhausen, Dachau und Neuengamme. Er überlebte den Untergang der Cap Arcona als einer von 400.

Berichte auf media.offenes-archiv.de (45KB)

 

Am 4. Mai 2019, 74 Jahre nach seinem Tod, ist Karl Fick im Stockelsdorfer Rathaus mit einer Gedenktafel aus Bronze geehrt worden. Die Tafel und den Wikipedia-Eintrag hat die SPD-Stockelsdorf ermöglicht. Im Gedenkbuch in der Stockelsdorfer Kirche ist Karl Fick, wie SS-Oberscharführer Ferck, unterm Eisernen Kreuz »für Deutschland« gestorben.

Karl Fick auf Wikipedia


SH Stockelsdorf Gedenkbuch Baby web


Beim Buchstaben R finden wir Bärbel Rosteck, sie ist am 30. Juni 1945 in Friedrichsberg (früher in den Ostgebieten des Deutschen Reichs), geboren und knapp fünf Monate später in Triebsees (heute Mecklenburg-Vorpommern) gestorben. Dieses Baby hat also die Flucht nach Westen nicht überlebt – makaber, dass es auch mit militärischer Ehrung versehen »sein Leben für die Freunde« gelassen haben soll.

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Volkstrauertag 2016

Rund um das Denkmal wurden viele Kränze abgelegt an diesem nebeligen Novembertag.

 

SH Stockelsdorf Wikimedia Commons 1970gemini 25 11 2016 1 web

 

SH Stockelsdorf Wikimedia Commons 1970gemini 25 11 2016 2 web
Beide Fotos: Wikimedia Commons / 70Gemini

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Konfi-Projekte 2019 und 2021

So nah steht das Denkmal für die toten Soldaten des 1. Weltkriegs an der Kirche von Stockelsdorf. Kein Kirchgänger, keine Kirchgängerin kann es übersehen.

 

SH Stockelsdorf Wikimedia Commons Genet Kirche web2 Foto: Wikimedia Commons / Genet


Zum Volkstrauertag, am 17. November 2019, hatten sich Konfirmand*innen mit ihrer Pastorin und ihrer Diakonin vorgenommen, die Jahreslosung, Psalm 34,15: »Suche Frieden und jage ihm nach!« mit Leben zu füllen.

SH Stockelsdorf Schaukasten web


Sie haben im Gottesdienst Friedenstexte gelesen und Friedenslieder gesungen und gehört. Die unterschiedlichen Geschichten des Gedenkens wurden vorgestellt und verständlich gemacht.


2021 untersuchten die Konfirmand*innen das Gedenkbuch für die Toten des Zweiten Weltkriegs, das seit den 50er Jahren in der Stockelsdorfer Kirche ausliegt.

Sie zählten 408 Verstorbene, schrieben ihre Namen heraus und errechneten, wie alt sie wurden. Sie markierten den Todesort und das Lebensalter auf einer Europa-Karte. Die meisten gehörten der Wehrmacht, der Marine oder der SS an.

Pastorin Almuth Jürgensen schreibt im Jahresbericht 2021 des Netzwerk Erinnerungskultur im Bereich der Nordkirche über das Projekt:

Das Gedenkbuch

Der komplette Jahresbericht 2021 des Netzwerk Erinnerungskultur


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Netzwerktreffen Erinnerungskultur

Am 23. April fand das erste Treffen des neu gegründeten »Netzwerk Erinnerungskultur im Bereich der Nordkirche« statt. Austragungsort war Stockelsdorf in Ostholstein, von wo aus die Initiativgruppe die Tagung als Online-Veranstaltung durchführte.

Mehr über das Netzwerktreffen

 

Film Netztwerktreffen web

Als Einleitung beschrieben Dr. Stephan Linck und Pastorin Almuth Jürgensen die Gedenkorte in und vor der Kirche in Stockelsdorf.

Film auf YouTube


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I N H A L T
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Das Denkmal
Die Initiative 2023
Der Denkmalsplatz 2014
Der Heimatbegriff im Nationalsozialismus
Das Eiserne Kreuz
Findlinge

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Aktuell

Am 16. Februar 2023 – gut zwei Wochen nach Jochen Hilberts Initiative, siehe 2. Kapitel – fand schon eine Sitzung der Störkathener Gemeindevertretung statt mit dem Tagesordnungspunkt 6: »Abstimmung Veränderung Ehrenmal«. Einstimmig wurde beschlossen am Gedenkort eine große Tafel aufzustellen, die die vorhandene Inschrift kommentiert und zeitgemäß erweitert. Störkathen hat mit ca. 100 Einwohnern nur ein kleines Budget, deshalb entschieden sich die Gemeindevertreter für eine »kleine Lösung«. Nun sind wir gespannt auf den Text und freuen uns, dass die Kritik an der vorhandenen Inschrift sogleich aktiv aufgenommen wurde.

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Störkathen, Kreis Steinburg

2022: Eine frisch renovierte kleine Anlage an der Dorfstraße

Mit einem hellen gespaltenen Findling in Dreiecksform dankt die Gemeinde Störkathen ihren toten Soldaten beider Weltkriege.

SH Stoerkathen 2023 Jochen Hilbert ganz web


Der Findling hat in neuerer Zeit eine gleichfarbige Sichtschutzwand als Hintergrund bekommen. Ausserdem wurden ihm Pflanzgefässe zur Seite gestellt, die antiken Vasen nachempfunden sind.

An der Stützmauer aus eckigen Granitsteinen lehnt noch der Kranz vom Volkstrauertag 2022.  

SH Stoerkathen 2023 Jochen Hilbert Inschrift web


Unter einem großen Eisernen Kreuz in Kontur beginnt die mittig gesetzte Inschrift in einfachen Druckbuchstaben:

DIE GEMEINDE
STÖRKATHEN
DANKT
DEN TOTEN UND GEFALLENEN
FÜR IHR OPFER
UM ERHALT DER DEUTSCHEN
HEIMAT
1914 – 1918
1939 – 1945

Den Toten und Gefallenen? Das Eiserne Kreuz als militärisches Ehrenzeichen, das toten Soldaten posthum und kollektiv von den Denkmalsstiftern zuerkannt wird, beweist, dass hier Soldaten gedankt werden soll. Sind manche nicht im Kampf »gefallen«, sondern im Lazarett »gestorben«? Ein Blick auf die Listen des Volksbund zeigt, dass zumindest alle hier Genannten an der Front ums Leben kamen.

So lesen wir es auf der rötlichen Granittafel, die am Findling lehnt. Dort sind zwei Soldaten, die 1915 und 1918 i. W. (im Westen) und sechs Soldaten, die zwischen Januar 1943 und September 1944 i. O. (im Osten) getötet wurden, aufgeführt.


Jochen Hilbert, Sprecher einer Mahnmal-Initiative Pinneberg, hat uns das Foto dieses Denkmals in Störkathen zugesandt. Wir danken ihm für Foto und Hinweis.

Im nächsten Kapitel zitieren wir aus seiner Analyse der Inschrift.

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Die Initiative 2023

Am 29. Januar schrieb Jochen Hilbert an den Bürgermeister von Störkathen, an das Amt Kellinghusen und an die Gemeinschaftsschule in Kellinghusen. Er hält die Inschrift unkommentiert für unzumutbar:

»Ist schon der geführte WK I historisch zum ›Erhalt der Heimat‹ nicht zu rechtfertigen, so schon gar nicht der WK II. Im Gegenteil: bis heute gefährdet er den ›Erhalt der Heimat‹ u.a. mit ca. 6 Mio deutschen Toten, nicht wiedergutzumachenden Schäden in der Welt, irreversibler Vernichtung auch deutscher Kulturgüter u.a.«

Jochen Hilbert zitiert dann die Inschrift eines kommentierenden Steins am sogenannten »Kriegsklotz« am Hamburger Dammtorbahnhof: »Der Zweite Weltkrieg war ein Angriffs- und Vernichtungskrieg, ein vom nationalsozialistischen Deutschland verschuldetes Verbrechen. Deutscher Bundestag, Beschluss vom 15. Mai 1997« und sagt dazu: »Kürzer und richtiger kann man wohl den WK II nicht bewerten.«

Weiter schreibt er: »Die Herrschaft der Nationalsozialisten in Deutschland war von Beginn an, da ist sich die historische Forschung heute absolut einig und sicher, auf einen neuen Krieg ausgerichtet. Ein Krieg, in dessen Folge auch die deutsche Heimat zu großen Teilen zerstört und Menschen wie Kulturgüter vernichtet wurden.

Schon lange vorher, gleich nach dem Machterhalt, haben die nationalsozialistischen Machthaber einen guten Teil auch der deutschen Bevölkerung aus ihrer ›Gemeinschaft‹ ausgegrenzt und viele ehrenwerte Mitbürger, darunter politische Gegner wie Kommunisten und Sozialdemokraten, in KZs gedemütigt und gefoltert.

Und gehörte etwa eine ›jüdisch‹ etikettierte Minderheit nicht zur deutschen Heimat? Lise Meitner, der erste Mensch, der die Kernspaltung richtig deutete, wurde von den Nazis als ›Vierteljüdin‹ eingestuft und musste heimlich emigrieren, um ihr Leben zu retten. Kann man solche Geschehnisse noch unter ›Erhalt der Heimat‹ einstufen?«

 

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Der Denkmalsplatz 2014

So sah die Anlage damals aus. Der Findling stand inmitten einer grünen Hecke. Auf diesem und den folgenden Fotos kann man die ländliche Umgebung der Anlage betrachten.

SH Stoerkathen 2014 Wikimedia Commons NIK komplett links web

SH Stoerkathen 2014 Wikimedia Commons NIK komplett rechts web

SH Stoerkathen 2014 Wikimedia Commons NIK Platz web


Fotos: Wikipedia Commons / Nightflyer, Creative Commons Attribution 3.0 Unported license

 

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Der Heimatbegriff im Nationalsozialismus

»Das [Saar]Land war in der Abstimmung von 1935 in die Heimat zurückgekehrt – ›Heim ins Reich‹, hieß die Parole –, und das war zugleich der ideologische Motor, die Leute dazu zu bringen, Millionen Menschen in ganz Europa zu verjagen, ein Höllenfeuer auf Erden zu entfachen, dem alles zum Opfer fiel, was irgendwie als Heimat gelten konnte.

Gerade jene politische Kraft, die wie kaum eine andere im 20. Jahrhundert dafür gesorgt hat, dass Menschen ihre Heimat verlassen mussten, dass Heimatstädte zerstört wurden, hat in wesentlichen Teilen davon gelebt, Heimat zu versprechen und restaurieren zu wollen. Die Nazis betrieben einen regelrechten Heimatkult ...«

Heimat als Kampfbegriff. Die Natur der Nazis. Nils Minkmar. Spiegel Wissen 6/2016

 

Die Aufladung des Heimatbegriffs in der NS-Zeit war eine Kampfansage an moderne Lebensweisen, an Mobilität und an die Großstadt. In der Heimat dominierten Unschuld und Reinheit, eine rassische Durchmischung wurde strikt abgelehnt. Zur Heimat gehörten nicht die Andersdenkenden, sondern die Menschen mit einfacher und sicherer Treue zur bestehenden Gemeinschaft.


Im August 1933 entstand der Reichsbund Volkstum und Heimat durch Initiative von Rudolf Heß. [...] Auf der Regierungsebene vertrat vor allem der Landwirtschaftsminister Darré eine Blut-und-Boden-Ideologie, die den heimatlichen Boden mit den darauf siedelnden Menschen verwachsen sah. [...]

Den Heimatbegriff besetzten nach 1945 vor allem die Heimatvertriebenen und Flüchtlinge aus Ost- und Mitteldeutschland, die in ihren Landsmannschaften die Heimatverbundenheit pflegten. [...]

Rechtsextreme, NPD-Mitglieder, Neonazis und andere Angehörige der Neuen Rechten verbinden in ihrer Selbstdarstellung und Propaganda Natur- und Heimatverbundenheit oft mit Blut-und-Boden-Ideologie in Kontinuität zur nationalsozialistischen Ideologie.

Der rechtsextreme Politiker Björn Höcke äußerte 2018, Heimat sei durch Sagen und Mythen, Bauwerke und Siedlungsformen, Herkunft und Abstammung identitätsstiftend. In der Gegenwart verliere »unser Volk seine Seele und Heimat«. Daher müsse weiterer »Austausch« und »Umvolkung« aufhören.

Nach Wikipedia, abgerufen am 30. Januar 2023

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Das Eiserne Kreuz

Nach einer Skizze des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III wurde der berühmte Baumeister Karl Friedrich Schinkel am 13. März 1813 mit der Erstellung einer Reinzeichnung für das erste Eiserne Kreuz beauftragt.

Am 8. August 1914 hatte Wilhelm II dann in seiner Eigenschaft als preußischer König die Stiftung seiner beiden Vorgänger erneuert und machte das Eiserne Kreuz durch seine breit angelegte Verleihungspraxis zu einem quasi deutschen Orden. Mit der vierten Stiftung zu Beginn des 2. Weltkriegs durch Adolf Hitler wurde es am 1. September 1939 auch offiziell zu einer deutschen Auszeichnung. Hitler verzichtete auf seine Initialen als Führer und Oberbefehlshaber der Wehrmacht, die auf ihn persönlich vereidigt war. Stattdessen wurde das Hakenkreuz, das Symbol des NS-Staates, in die Mitte des traditionsreichen Ordens eingefügt und von der Rückseite wurden das Monogramm König Friedrich Wilhelms III. und das Eichenlaub entfernt.

»Vor allem die nahe der Front operierenden Sonderkommandos, die sowohl Juden ermordeten als auch an der Partisanenbekämpfung beteiligt waren, wurden von den Armeegenerälen reichlich mit Eisernen Kreuzen bedacht. Um nur die größten Verbrecher unter ihnen zu nennen, sei auf Rudolf Lange verwiesen, der für den Mord an den Juden Lettlands verantwortlich war, und auf Friedrich Jeckeln, der Massaker um Massaker organisierte, in der Westukraine, in Kiew (Babij Jar) und in Riga. Beide bekamen schließlich das Eiserne Kreuz II. und I. Klasse.«

Zitiert aus einem Artikel »Orden für Massenmord« von Dieter Pohl 

DIE ZEIT, 5.6.2008


Soldaten der Wehrmacht kämpfen nicht nur pflichtschuldig und gehorsam. Ohne die Gefühlswelt aus Stolz, Ehre und Männlichkeit ist nicht zu erklären, warum so viele an die Front streben – und dem Krieg bis zum Untergang verhaftet bleiben. (Frank Werner in ZEITGeschichte 4/2018)

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Geschickte Propaganda: Begehrenswerte Ordensbrust in »Die Woche«, Januar 1940.

Als Kriegsauszeichnung oder Verdienstorden wird das Eiserne Kreuz seit 1945 nicht mehr verliehen. 

Das Eiserne Kreuz ist das am häufigsten gezeigte Symbol in der rechten Szene. Manchmal wird es dort auch als Ersatz für das verbotene Hakenkreuz verwendet. Es wird in allen erdenklichen Formen angeboten, z.B. als Ohrstecker, Anhänger oder Gürtelschnalle.

Spiegeltitel 50 2022 EK Reichsbuerger web

... und ganz aktuell: Die Redaktion des SPIEGEL illustriert den Titel Nr.50 / 10.12.2022 zur Razzia bei »Reichsbürgern« und »Querdenkern«, denen vorgeworfen wird, einen Staatsstreich geplant zu haben, mit einem Eisernen Kreuz.

 

Am 26. November 2018 hat Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen in ihrem Tagesbefehl ein Veteranenabzeichen eingeführt. Am 15. Juni 2019 sind die ersten Abzeichen ausgehändigt worden. Das Verteidigungsministerium erklärt dazu: »Das Veteranenabzeichen stellt die Werte in den Vordergrund, die alle Bundeswehrangehörigen verbinden: ›Gemeinschaft, Kameradschaft und Pflichterfüllung im treuen Dienst an der Gesellschaft‹.« Am 10. Januar 2020 meldet das ›Bundeswehrjournal‹, dass bisher rund 35.700 Anträge auf ein Veteranenabzeichen eingegangen sind.

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Foto: Doc.Heintz/Wikimedia Commons


Überreicht wird das Abzeichen mit einem Dankesschreiben des Bundesamts für das Personalmanagement der Bundeswehr:

»... Dieser Dienst in der Bundeswehr verdient hohen Respekt und große Dankbarkeit, welche auch in der Gesellschaft spürbar und sichtbar werden soll.«


Ein anonymisiertes Anschreiben bei Wikipedia

 

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Findlinge

»Die große Beliebtheit von Findlingsdenkmälern ist zunächst einmal in rein äußerlichen Faktoren begründet. Granitfindlinge standen in Norddeutschland allerorts zur Verfügung, die Eiszeit hatte sie aus Skandinavien mitgebracht. Das heißt, nach einem Findling musste nicht lange gesucht werden, der Transportaufwand war bei kleinen bis mittelgroßen Findlingen gering und meistens waren die Transportwege kurz. Zudem war es leicht möglich, die Findlinge mit nur wenig Bearbeitung in Denkmäler zu ›verwandeln‹: Bei den meisten Denkmälern wurde sich lediglich darauf beschränkt, die Vorderseite leicht zu glätten und eine Inschrift einzuhauen. Häufig umringte man den Findling mit kleineren Feldsteinen, die, real oder auch nur optisch, seinen Sockel bildeten. Alles in allem war die Errichtung eines Findlingsdenkmals finanziell gesehen eine sehr günstige Angelegenheit [...]

Neben den pragmatischen ›Vorzügen‹ bei der Entscheidung für ein Findlingsdenkmal gab es aber auch ideologische Gründe. Nach völkischer Lehre im 19. Jahrhundert wurden Findlinge als urgermanische Zeugnisse angesehen. Die so genannten ›Hünengräber‹ aus prähistorischer Zeit wurden als germanische ›Heldenhügel‹ gedeutet und ihnen wurde eine spezifische nationale Aura zugesprochen. Aus diesem Grund wurden sie gegen Ende des 19. Jahrhunderts von den Stiftern als besonders geeignet angesehen, identitätsstiftend zu wirken: eine geeinte deutsche Nation, die sich auf ihre germanischen Wurzeln besinnt.«

• Kerstin Klingel, Eichenkranz und Dornenkrone, Landeszentrale für politische Bildung Hamburg, S. 45-47, S. 65-66


»Gleich ihren Vorbildern und Ahnen, den Hünengräbern aus der Kultur der germanischen Steinzeit, sind diese gewaltigen Gebilde ein Sinnbild der Urkraft und der feierlich weltentrückten stillen Ehrung. Mehr vielleicht als Worte es tun können, reden diese massigen Urformen zu uns von Ruhe, Erhabenheit, Selbstbewußtsein und stahlharter Kraft. Ihre Unbehauenheit ist wie der Frontsoldat selbst, hart und grobknochig und doch riesengroß, urhaft. Jeder für sich und in sich ruhend, hart und grobknochig, drohend und machtvoll, ein einziger Trotz und Wille.«

Karl von Seeger, Das Denkmal des Weltkriegs, Stuttgart 1930, S.28

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I N H A L T
Die Denkmalsanlage
Die Inschrift in Fering
Für Deutschland gestorben
Das »Hohelied der Liebe«
Die Schlacht bei St. Jakob an der Birs

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Süderende auf Föhr, Kreis Nordfriesland

In einem Wäldchen hinter dem Kirchhof St. Laurentii

Durch diese weiße »Friesenpforte«, über einen Waldweg, kommt man zu der Denkmalsanlage für die toten Soldaten beider Weltkriege.

SH Suederende Pforte web


Auf der Pforte steht was den Besucher erwartet:

1914     Ehrenmal     1939
1918                          1945

 

     SH Suederende Weg web


Vom dunklen Waldweg sieht man den mittig stehenden dunklen Obelisken auf der Lichtung des runden Denkmalsplatzes.

 

SH Suederende gesamt web


Um den mit Bodendeckern bepflanzten Mittelteil führt ein gepflegter Sandweg. In Verlängerung des Waldwegs führt ein Plattenpfad direkt zum Obelisken, so dass man ihn umrunden kann, um die Texte auf allen Seiten lesen zu können. Alle gravierten Texte und Symbole sind golden ausgemalt.

 

     SH Suederende Obelisk web


Der mehrstufige Obelisk mit quadratischer Grundfläche besteht im Hauptteil aus fast schwarzem Granit.

 

     SH Suederende Adler u Namen web


Gekrönt wird er von der Skulptur eines naturalistisch dargestellten sitzenden Adlers aus rötlichem Stein. Die riesigen Schwingen hat er aufgestellt.

 

SH Suederende Adler web


Unter der Kontur eines Eisernen Kreuzes im Strahlenkranz lesen wir die Inschrift:

Im Völkerringen 1914 = 1918
starben den Heldentod
fürs Vaterland
in treuer Pflichterfüllung:

Es folgen 27 Namen von toten Soldaten des 1. Weltkriegs.

Die häufigste Bezeichnung für die toten Soldaten auf Kriegerdenkmälern ist das Wort »Helden«. Dieser Begriff macht die toten Soldaten zu Vorbildern. Er passt zur Symbolik vom Eisernem Kreuz. Obwohl der 1. Weltkrieg so viele Menschenleben forderte und der Krieg verloren wurde, interpretierten die Stifter in den Inschriften fast aller Kriegerdenkmäler den Kriegstod als sinnvoll. Das anonyme Massensterben wurde ignoriert, stattdessen heroisierte man die toten Soldaten und stilisierte ihr Schicksal. Soldaten die lebend aus dem Krieg zurückkehren, werden nicht als »Helden« bezeichnet, sie werden gar nicht erwähnt. So wird mit der Bezeichnung »Held« die besondere militärische Leistung des Soldaten geehrt, die vor allem in seinem Tod besteht.

Gefühle von Trauer werden hier nicht artikuliert, das würde auch nicht zu der Absicht vieler Stifter passen, durch die Kriegerdenkmäler nachfolgende Generationen für den Kriegsdienst zu begeistern.

Wenn in den Inschriften explizit erwähnt wird, für was die Soldaten gestorben sind, ist es in den häufigsten Fällen das »Vaterland«. Die Verwendung dieses Begriffes war nach dem 1. Weltkrieg meist mit einer nationalistischen Haltung verbunden: das deutsche Vaterland, mit dem die eigene Identität untrennbar verknüpft ist, und nur das deutsche Vaterland stellt den höchsten Wert dar. Dass dieses »Vaterland« aus dem Streben nach europäischer Vormachtstellung mit im wahrsten Sinne Feuereifer in den Ersten Weltkrieg eingetreten ist, die Soldaten also in Wahrheit für einen Staat starben, der mittels ihrer Hilfe und ohne Rücksicht die eigenen Machtinteressen verfolgte, wird ausgeblendet.

Kerstin Klingel, Eichenkranz und Dornenkrone, 2006, Landeszentrale für politische Bildung Hamburg

SH Suederende Inschrift web


Auf der Sockelstufe darunter sind umlaufend weitere Inschriften zu lesen. Auf der Frontseite die Widmung:

Den Gefallenen zur Ehre
Den Lebenden zur Mahnung
Kommenden Geschlechtern zur bleibenden Erinnerung
gewidmet von der Gemeinde St. Laurentii

Widmungen in diesem Duktus: »Gefallene – Lebende – Kommende/künftige Geschlechter« gibt es in vielen Abwandlungen. Sie beziehen sich auf die Inschrift des 18,83 Meter hohen Nationaldenkmals für die Befreiungskriege auf dem Kreuzberg bei Berlin.

König Friedrich Wilhelm III. ließ es zum Andenken an die Soldaten der preußischen Armee, die in den Befreiungskriegen von 1813 bis 1815 getötet worden waren, errichten. Der Altphilologe August Boeckh verfasste in seinem Auftrag die Widmungsinschrift:

Der König dem Volke,
das auf seinen Ruf hochherzig
Gut und Blut dem Vaterlande darbrachte.
Den Gefallenen zum Gedächtniß,
den Lebenden zur Anerkennung,
den künftigen Geschlechtern zur Nacheiferung

Auf der rechten Seite:
Die Liebe höret nimmer auf

Dies ist der Bibelvers 1. Korinther 13:8 aus dem »Hohelied der Liebe«. So wird der 1. Korintherbrief vom Apostel Paulus, 13. Kapitel, die Verse 1-13 genannt. Text siehe weiter unten.

Auf der Rückseite:
Unsere Seelen Gott
Unsere Leiber den Feinden

Dieser Spruch ist angelehnt an den Ausruf eines Soldatenanführers vor der Schlacht. In einer grausigen Schweizer Sage ist er zu lesen, siehe weiter unten.

Auf der linken Seite:
Niemand hat grössere Liebe denn die,
dass er sein Leben lässt für seine Freunde

So spricht Jesus am Ende des Johannes-Evangeliums (15,13). »Kriege, in denen planvoll getötet und grausam gestorben wird, fordern die Sinnstiftungsleistung des Kollektivs der Überlebenden auf ganz besondere Weise heraus.« (Kaiser 2010, Seite 12). Darum sollen oft christliche Analogien dem Soldatentod eine religiöse Weihe geben.

     SH Suederende seitlich web


Ringsum sind im oberen Teil des Obelisken auf die vier Seiten verteilt 27 Vor- und Nachnamen von toten Soldaten des 1. Weltkriegs jeweils mit Geburtsort, Geburts- und Sterbedatum und Sterbeort genannt.

 

     SH Suederende hinten web

An allen vier Seiten steht über den Namen ein gleich großen Eisernes Kreuz im Strahlenkranz.

 

SH Suederende Rund web

Am äußeren Rand des Denkmalplatzes sind im dreiviertel Kreis 55 gleichartige Gedenksteine für die toten Soldaten des 2. Weltkriegs aufgestellt.

Hier bleibt der Soldat auch nach dem Tod Soldat, begraben in Reih und Glied. Für individuelle Schicksale ist kein Platz.

 

SH Suederende Namenstein web

Graviert sind jeweils Vor- und Nachname, Geburtsdatum und -ort, Sterbedatum und -ort.

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Die Inschrift in Fering

Fering, im Deutschen auch Ferring, Föhring oder Föhrer Friesisch, ist ein nordfriesischer Dialekt, der auf Föhr (friesisch: Feer) im Kreis Nordfriesland gesprochen wird. Zusammen mit dem Dialekt Öömrang auf der benachbarten Insel Amrum bildet das Fering einen der zehn Hauptdialekte der nordfriesischen Sprache.

Etwa 3 000 Personen beherrschen diese Sprache noch. Eines der ersten schriftlichen Dokumente ist die Übersetzung von Martin Luthers Kleinem Katechismus ins Föhrer Friesisch um 1600. Auch das älteste überlieferte Sprachzeugnis in nordfriesischer Sprache stammt von Föhr, die zwar erst im 19. Jahrhundert aufgezeichnete, aber wahrscheinlich aus dem 15. oder 16. Jahrhundert stammende Ballade »A bai a reder«.

nach Wikipedia, abgerufen am 5. Januar 2018

SH Suederende Fering web

Hinter dem Denkmal steht eine größere Steinplatte mit einer gravierten und schwarz ausgemalten Widmung für die toten Soldaten des 2. Weltkriegs im nordfriesischen Dialekt Fering.

Die Inschrift:

Jamens Greew uun a Freem, huar jam son blewen
hear ständ jamens Nööm uun Stian iinskreven
an Ruusen bleu jam to Iar
Hergods Frees as hear an diar.

1939 (Eisernes Kreuz) 1945

Hochdeutsche Übersetzung:

Euer Grab in der Fremde, wo ihr seid geblieben,
hier stehen Eure Namen in Stein eingeschrieben
und Rosen blühen Euch zur Ehre
Herrgotts Friede ist hier und da.

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Für Deutschland gestorben

... Die Gedenkstätten sind ausnahmslos Ausdruck des Bedürfnisses, das Gedenken an den Tod der Soldaten zu sakralisieren, also zu etwas Heiligem zu stilisieren. In Form von Kreuzen, Säulen, Räumen der Stille oder Plastiken wird nicht der Tod, sondern der vorgebliche Sinn dieses Todes dargestellt ...

Die Sakralisierung schirmt die Gedenkorte auch gegen Widerspruch ab, denn wer würde in einem Raum der Stille oder vor einem Kreuz laut protestieren? Die Ent-Profanisierung beschützt den Tod der Soldaten besonders vor Ansprüchen der Überlebenden. Obwohl diese im Einsatz eine Gruppe bildeten, grenzen die Denkmäler die Toten von den Versehrten ab.

Nur wer starb, wird in Inschriften und auf Tafeln geehrt, wer überlebte nicht. ... Psychische Krankheiten, lebenslange körperliche Schäden, Schwierigkeiten bei der beruflichen Widereingliederung ließen sich mit der Sakralisierung des Gedenkens nicht in Einklang bringen. Auffällig ist auch, dass die Soldaten zwar als Söhne oder als Opfer, manchmal auch als Krieger benannt und dargestellt werden, nie aber als Tötende. Der Gefallene existiert als Begriff, es gibt aber keine Bezeichnung für den, der ihn zu Fall gebracht hat. Reinhart Koselleck meint dazu: »Gestorben wird alleine, zum Töten des Anderen gehören zwei. Die Fähigkeit des Menschen, seinesgleichen umzubringen, konstituiert vielleicht mehr noch menschliche Geschichte als seine Grundbestimmung, sterben zu müssen.«

Zitate aus der Beitrag des Deutschlandfunks vom 18.11.2012 von Clemens Tangerding

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Das »Hohelied der Liebe«

Es  ist eine der schönsten Beschreibungen der Liebe. Bis heute ist das »Hohelied der Liebe« der meistgewählte Text, den Hochzeitspaare wählen, wenn sie kirchlich heiraten. Einzelne Verse werden als Spruch über Todesanzeigen gewählt. Hier das »Hohelied der Liebe« in der Lutherübersetzung – wie es Generationen von evangelischen Konfirmanden auswendig lernen mussten.

Der erste Brief des Paulus an die Korinther, Kapitel 13:

1 Wenn ich mit Menschen- und mit Engelzungen redete und hätte die Liebe nicht, so wäre ich ein tönendes Erz oder eine klingende Schelle.

2 Und wenn ich prophetisch reden könnte und wüsste alle Geheimnisse und alle Erkenntnis und hätte allen Glauben, sodass ich Berge versetzen könnte, und hätte die Liebe nicht, so wäre ich nichts.

3 Und wenn ich alle meine Habe den Armen gäbe und ließe meinen Leib verbrennen und hätte die Liebe nicht, so wäre mir's nichts nütze.

4 Die Liebe ist langmütig und freundlich, die Liebe eifert nicht, die Liebe treibt nicht Mutwillen, sie bläht sich nicht auf,

5 sie verhält sich nicht ungehörig, sie sucht nicht das Ihre, sie lässt sich nicht erbittern, sie rechnet das Böse nicht zu,

6 sie freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, sie freut sich aber an der Wahrheit;

7 sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie duldet alles.

8 Die Liebe hört niemals auf, wo doch das prophetische Reden aufhören wird und das Zungenreden aufhören wird und die Erkenntnis aufhören wird.

9 Denn unser Wissen ist Stückwerk und unser prophetisches Reden ist Stückwerk.

10 Wenn aber kommen wird das Vollkommene, so wird das Stückwerk aufhören.

11 Als ich ein Kind war, da redete ich wie ein Kind und dachte wie ein Kind und war klug wie ein Kind; als ich aber ein Mann wurde, tat ich ab, was kindlich war.

12 Wir sehen jetzt durch einen Spiegel ein dunkles Bild; dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich stückweise; dann aber werde ich erkennen, wie ich erkannt bin.

13 Nun aber bleibt Glaube Hoffnung Liebe, diese drei; doch die Liebe ist die größte unter ihnen.

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Die Schlacht bei St. Jakob

Im bösen Jahre 1444, als die Eidgenossen im Bürgerkriege mit den Zürchern und den ihnen verbündeten Österreichern waren und daher um diese Stadt und ihre Festinen zu Felde lagen, zog mit einem Male ein großes französisches Heer durch das Elsaß hinauf gegen die Schweiz heran, um sie zu bekriegen. Es waren ihrer wohl an die fünfzigtausend Mann. Ihr Anführer war der französische Kronprinz, der Dauphin Ludwig. Sein gewaltiges Söldnerheer, die Armagnaken, welche die Schweizer die »armen Gecken« nannten, verbreitete, besonders ihrer wilden Reiterei wegen, überall Furcht und Schrecken.

Da ward es der guten Stadt Basel am Oberrhein heiß. Sie schloß die Tore voll Schrecken und schickte Eilboten zu den Eidgenossen, die eben um Zürich lagen, und bot um schnelle Hilfe. Unterdessen war der Dauphin, wie ihn die Leute hießen, zu Landskron mit seinem Heere angekommen. Von da aus gedachte er die reiche Stadt Basel zuerst zu nehmen und danach in die Lande der Eidgenossen einzubrechen. So schickte er vorerst unter General Sancerre achttausend Mann, denen er unter General Dammartin noch zehntausend folgen ließ, über einen kleinen Fluß, die Birs. Diese Truppen sollten ihm den Weg bereiten. Er selbst hielt sich mit dem Hauptheere hinter dem Fluß.

Jetzt schickten die bedrohten Städte Basel und Liestal wieder Eilboten an die Eidgenossen mit der Meldung, der Feind sei schon ins Land eingebrochen. Im freien Felde berieten nun die Eidgenossen, was zu tun sei. Endlich beschloß der Kriegsrat, eine starke Vorhut von dreizehnhundert Mann vorauszuschicken. Die sollten die Stellung des Feindes auskundschaften, jedoch unter keinen Umständen über den Birsfluß gehen. Hurtig brach nun diese Vorhut auf. Sie bestand vorab aus den Hirten der drei Urkantone Uri, Schwyz und Unterwalden, aus Bernern, Solothurnern, Luzernern und Baslern. Bald begegneten sie einem französischen Reiterhaufen, der aber bei ihrem Angriff zerstob. Auch die Haufen Sancerres, auf die sich die Schweizer gleich mit wildem Ungestüm stürzten, jagten sie in eilige Flucht. Jetzt stießen sie auf die zehntausend Mann des Generals Dammartin, die eine Weile tapfer standhielten, sich aber dann über die Birs aufs Hauptheer zurückziehen mußten unter Zurücklassung vieler Wagen, Pferde, Waffen und Panner.

Als der französische Kronprinz Ludwig die Vorhut der Schweizer jenseits des Flusses erscheinen sah, zog er sein ganzes Heer zusammen. Aus der Stadt Basel aber eilten Boten zu den Eidgenossen, vor dem Übergang über die Birs warnend. Auch ihre eigenen Hauptleute erinnerten laut an das strenge Verbot, das sie beim Auszug erhielten, ja nicht über den Fluß zu gehen. Doch alle Warnungen, alle Befehle und alle Hinweise auf den dreißigmal stärkeren Feind waren umsonst. Die Eidgenossen knirschten mit den Zähnen vor Kampfwut, stampften den Boden und drohten gar, ihre Hauptleute in den Fluß zu werfen, wie sie die warnenden Boten von Basel erstochen hatten. Da gaben die Anführer nach, und einer rief laut aus: »So befehlen wir unsere Seelen Gott und die Leiber den Armagnaken!« Alle knieten nieder und verrichteten mit ausgebreiteten Armen das Schlachtgebet.

Danach erhob sich die kleine Vorhut von kaum über zweitausend Schweizern, und alle stürzten sich mit wildem Kriegsgeschrei in den Fluß.

Jetzt donnerten die französischen Stücke auf die Eidgenossen los. Aber sie wateten und schwammen vorwärts, auf das feindliche Ufer zu. Als sie dieses erreicht hatten, stürzte sich das ganze französische Heer über sie her, und obwohl sie dreinschlugen wie Rasende, wurden sie doch auseinandergerissen und mußten in getrennten Haufen den ungeheuren Feind bekämpfen. Ein größerer Haufen wurde rings von der welschen Reiterei umschlossen. Immer und immer wieder schlug er sie auf allen Seiten zurück, und die zu Tode verwundeten Eidgenossen hingen sich noch an die Beine der Pferde, um sie zu Fall zu bringen. Aber nach und nach wurden sie doch zusammengehauen, und nicht ein einziger blieb übrig. Einem Haufen Schweizer von etwa fünfhundert Mann jedoch gelang es, sich bis zum Siechenhaus in St. Jakob durch die lebendige Mauer von Reitern und Fußvolk durchzuhauen. Aber beim Siechenhaus erhob sich nun ein fürchterlicher Kampf. Die Eidgenossen waren im Friedhof des Siechenhauses völlig eingeschlossen. Für sie gab es keinen Ausweg mehr. Doch einmal über das andere schlugen sie die von allen Seiten auf sie einstürmenden Armagnaken zurück. Und als sie nun sahen, daß sie nimmer lebendig davonkamen, machten sie einen Ausfall um den andern und mähten sich fürchterlich mit ihren breiten Schwertern und Hellebarden in die dichtgedrängten Feinde hinein, bis sie von der nachdrückenden Übermacht wieder in den Garten des Siechenhauses zurückgedrängt wurden.

Jetzt gelang es den Armagnaken gar, das Siechenhaus und die Kapelle, die den Eidgenossen den Rücken deckten, in Brand zu stecken. Nun hatten die Schweizer nur noch den von einer niedrigen Mauer umzogenen Friedhofgarten im Besitz. Aber das schwere französische Geschütz donnerte die niedrige Mauer zusammen, und von allen Seiten brach nun der Feind herein wie ein Wildstrom. Jetzt verrichtete das zusammengeschmolzene Häuflein der Eidgenossen erst die große Blutarbeit. Wie wilde Tiere im brennenden Käfig wüteten sie, ums blutrote Schweizer Panner geschart. Ein immerwährendes Aufblitzen der Schwerter und das Krachen der Knüttel kam aus ihrem Haufen, als wären sie ein eingeschlossenes Donnerwetter. Schwerverwundete rissen sich die Pfeile aus dem Leib und schossen sie den Feinden ins Gesicht. Blutüberströmte schlugen mit den Armstummeln noch um sich. Andere rissen ihre Feinde an den Haaren mit sich zu Boden, um sie zu erwürgen. Noch im Sterben verbissen sie sich in den Gegner. Niemand bettelte ums Leben, alle wehrten sich stumm und verzweifelt bis zum letzten Atemzuge, bis endlich alles nur noch ein blutiger Haufen toter und sterbender Helden war.

Aber um die tapfere Schar herum, die das brennende Siechenhaus gräßlich beleuchtete, lagen mehr als achttausend Franzosen, darunter viele hohe Herren und Ritter. Zehn Stunden hatte die grause Schlacht gedauert. Sechzehn Eidgenossen, die am Morgen unter dem Donner der französischen Kanonen im Flug kehrtgemacht und ihr elendes Leben also feige davongebracht hatten, wurden zeitlebens verachtet und durften sich bei keinem öffentlichen Anlaß mehr blicken lassen.

Als nun nach der Schlacht ein gar stolzer Ritter des französischen Heeres, Burkhard Münch geheißen, über das Schlachtfeld ritt, rief er beim Anblick der toten und sterbenden Eidgenossen höhnisch: »Heute baden wir in Rosen!« - Da griff der zum Tod verwundete Hauptmann der Urner, Arnold Schick, mit blutender Hand und blutendem Herzen nach einem schweren Stein, richtete sich mit der letzten Kraft auf und rief, den Stein nach dem Ritter schleudernd: »Da friß eine der Rosen!« Jetzt sank der übermütige Ritter vom Pferd, und es schleifte ihn in wildem Galopp zu Tode.

»Wie hängt der Ritter auf dem Roß?
Sein Panzer ist ja rosenrot.
Legt ihn nur auf den Kirchhof fein,
dort wachsen viele Röselein!«

heißt es in einem alten Liede über die Schlacht. Der französische Kronprinz Ludwig aber, der mit Grauen den Heldentod der Schweizer gesehen hatte, sagte, mit diesen Schweizern wolle er nicht mehr Krieg führen, denn wenn schon die Vorhut solche Wunder der Tapferkeit verrichte und seinem großen Heere also zu schaffen gegeben habe, wie müßte er da mit dem eidgenössischen Gewalthaufen erst böse Erfahrungen machen. Und also zog er mit dem Heer der »armen Gecken« wieder von der Schweizer Grenze ab.

In der ganzen Eidgenossenschaft war große Trauer. Den Baslern aber erschien diese Niederlage als ein großer Sieg, und sie dankten Gott, daß er das schreckliche französische Heer dadurch so gnädig von ihren Mauern abgehalten hatte.

Quelle: Meinrad Lienert, Schweizer Sagen und Heldengeschichten, Stuttgart 1915.

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I N H A L T
Das Denkmal
Aus der Geschichte
Der Bildhauer Alwin Blaue
Drei Findlinge
Kaiser Wilhelm I
Generalfeldmarschall Moltke
»Unserm Bismarck.«
Der Stahlhelm
Das Eiserne Kreuz
Eichenlaub
Wegzeichen
1945: Der Todesmarsch
Die KZ-Gedenkstätte

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Süsel, Kreis Ostholstein

Umgesetzt vor die St. Laurentius Kirche

An seinem früheren Standort, der Tannenhöhe am Süseler See, war das Denkmalskreuz Teil einer wuchtigen Anlage aus behauenen Feldsteinen. Dort war es 1922 eingeweiht worden. Seit 1955 steht es ohne die Schutzmauer, aber um das Gedenken an die toten Soldaten des 2. Weltkriegs erweitert, auf dem Rasen des Kirchhofs.

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Das Denkmal aus schwedischem Granit hat die Form eines Eisernen Kreuzes, das nach unten verlängert wurde. Es steht auf einem flachen, quadratischen Sockel. Das Denkmal ist den toten Soldaten beider Weltkriege gewidmet.

 

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Zur Kirche gewandt stehen die Inschriften zum 1. Weltkrieg:

Den im Weltkriege 1914 - 18
fürs Vaterland gefallenen Söhnen
der Kirchengemeinde Süsel

Darunter ein Bajonett, dessen gesenkte Klinge nach unten zeigt als Zeichen für den verlorenen Krieg. Allerdings sehen wir rechts und links davom auch je einen Lorbeerzweig, das Symbol für einen ehrenhaften Sieg.

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Darüber »wächst« ein Soldatenkopf mit Stahlhelm aus dem Stein.
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Unter dem Bajonett mit Lorbeer steht der Bibelspruch:

Sie warten des ewigen Lebens
nach der Verheißung Gottes
2. Makkabäer 7 · 36

Namensgebend für dieses Buch des Alten Testaments sind die Makkabäer, die Anführer eines jüdischen Aufstandes gegen das griechische Seleukidenreich. Während des 3. und 2. Jahrhunderts vor Christus beherrschte dieses Reich den Vorderen Orient. Das Kapitel 7 des 2. Buchs der Makkabäer erzählt die sehr grausame Geschichte von sieben jüdischen Brüdern und ihrer Mutter, die ohne sich zu wehren für das Festhalten an ihrem Glauben von ihren Peinigern gemartert und getötet werden. In wieweit dieses Bild auf Soldaten, die bewaffnet in den Krieg ziehen, übertragen werden kann, mag sich jeder selbst ausmalen.

Auch muss der Begriff »Ewiges Leben« auf einem evangelischen Kirchhof in diesem Zusammenhang mit Aussagen aus der christlichen Theologie konfrontiert werden. Im ältesten Teil der Bibel wird ein ewiges Leben nur für Gott angenommen und den Menschen abgesprochen. In später entstandenen alttestamentlichen Schriften wird den »Gerechten« ein von Gott gegebenes ewiges Leben in Aussicht gestellt, also auch den Märtyrern, die für ihren Glauben starben. Das Neue Testament enthält Aussagen über ein ewiges Leben, das Gott ausschließlich den Gläubigen gewährt. Auf keinen Fall aber wird der Tod eines Soldaten sein ewiges Leben begründen.


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Die zur Straße gewandte Seite ist den toten Soldaten des 2. Weltkriegs gewidmet. Der Bildhauer Prof. Alwin Blaue hat 1955 den Entwurf für die frühere leere Rückseite als neue Vorderseite zum Gedenken an die toten Soldaten des 2. Weltkriegs erstellt.

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Ein Lorbeer- und ein Eichenzweig wachsen ineinander verschlungen aus einem Eisernen Kreuz über die Inschrift bis in die Spitze des Kreuzes. Das militärische Ehrenzeichen begründet die zusätzliche Lob- und Siegessymbolik.

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Die Inschrift für die toten Soldaten des 2. Weltkriegs lautet:

UNSERN TOTEN
1939 - 1945


Trotz der meist militärischen Symbolik an Kriegerdenkmälern wird in heutiger Zeit die Bezeichnung »Unsern Toten« gerne auf alle Opfer des Krieges und die Verfolgten des nationalsozialistischen Terrors ausgeweitet. Besonders am Volkstrauertag soll dann ein Kriegerdenkmal für einen Tag zum Mahnmal werden.

Dr. Karen Meyer-Rebentisch, Leiterin der Gedenkstätte Lutherkirche in Lübeck schreibt dazu:

»Bis heute werden NS-Verfolgte mit Formulierungen wie ›Den Toten 1939-1945‹ vorgeblich auf irgendeine Weise mitbedacht. Aber das entspricht nicht der Wahrheit. NS-Verfolgte starben schon ab 1933 und nicht erst mit dem Krieg. Und vor allem: Ihre Namen stehen schlichtweg nicht in den Büchern und auf den Tafeln, die überschrieben sind mit ›Unsere Toten‹. Dabei sind sie diejenigen, an die aus heutigem Selbstverständnis zu allererst zu erinnern wäre. So meine ich, unsere Überlegungen sollten nicht nur darum gehen, ob Kriegerehrenmäler heute in unseren Kirchen noch kriegsverherrlichende oder nationalistische Botschaften verbreiten und ob und wie diese gebrochen werden. Ob wir Menschen ehren wollen, deren ›Verdienst‹ vor allem darin besteht, mehr oder weniger freiwillig in einen Krieg gezogen zu sein und dort ihr Leben verloren zu haben. Möchten wir sie heute noch auf irgendeine Weise als Vorbildern herausstellen? --- Sicher nicht. Bleibt die Botschaft, dass Krieg zu Verlierern führt, dass Menschen ihr Leben verlieren und andere ihre Liebsten.

Brächte man die Tafeln so zum sprechen, dass diese Wahrheit erfahrbar wird, dann hätten sie weiter einen Sinn. Vor allem aber meine ich, dass sich jede Gemeinde, die an ›unsere Toten‹ erinnert, fragen muss, ob sie weiterhin unter dem Deckel dieser scheinbar integrativen Formulierung genau jene ausschließen möchte, die die Ehrung am meisten verdient haben – die Verfolgten des Nationalsozialismus. Ihre Namen auf den Tafeln und in den Büchern zu ergänzen und deutlich hörbar zu kommunizieren, warum dies getan wird – das wäre ein richtiger Schritt. Die dazu notwendigen Recherchen könnten als Konfirmandenarbeit oder vielleicht in einer Projektgruppe unternommen werden.«

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Aus der Geschichte

Historische Postkarten zeigen das Kriegerdenkmal an seinem früheren Standort, der Tannenhöhe am Süseler See, in einer wuchtigen rundgemauerten Anlage aus behauenen Feldsteinen. 1921 stellte Familie Plate vom Süseler Hof das Grundstück zur Verfügung. Am 23. April 1922 wurde das Denkmal eingeweiht.


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Vier Stufen führten zum Steinkreuz, das bis dahin nur die Inschriften und Reliefdarstellungen zum 1. Weltkrieg trägt.

 

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Ein Foto aus späterer Zeit, die Tannen sind inzwischen gewachsen. Das Kreuz ist geschmückt mit drei Kränzen.

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In der Ferne ist das weiße Kreuz inmitten der dunklen Tannen zu sehen. Die Gedenkstätte lag zu weit entfernt vom Dorfkern und wurde deshalb selten besucht. So kam Bürgermeister Hans Kühne auf die Idee, das Denkmalskreuz in die Dorfmitte vor die Kirche zu holen, gleichzeitig konnte man das Kreuz so einfacher um das Gedenken an die toten Soldaten des 2. Weltkriegs erweitern. Ein Kuratorium rief die Gemeinde zu Spenden auf: 3386 DM sowie Material im Wert von 200 DM kam zusammen.

Vor der Kirche befand sich bis dahin der Marktplatz von Süsel. 1955 fertigte das Gartenarchitekturbüro Maasz-Fenne nun den Plan für eine Neuinszenierung der Denkmalsanlage an diesem Ort. Zu dieser Zeit führten Liddy Maasz, die Witwe des bekannten Gartenbauarchitekten Harry Maasz, der allein in Schleswig-Holstein über 40 Ehrenhaine und Gedenkstätten gestaltet hat und Wilhelm Fenne, Harry Maasz’ langjähriger Mitarbeiter und Liddys zweiter Ehemann, ein Gartenarchitekturbüro in Klingberg. Mit Hilfe von Gärtnermeister Hinz wurde der Entwurf realisiert: Die drei Findlinge für Wilhelm I., Bismarck und Moltke wurden mit großer Mühe auf die linke Seite versetzt, aber in die Gesamtanlage einbezogen. Das Plateau des Geländes wurde mit behauenen Feldsteinen eingefasst, das Gelände kultiviert und Rasen eingesät. Die Bushaltestelle wurde in Richtung Schule verlegt.

 

SH Suesel 1955 Einweihung web


Die Rückseite des Gedenkkreuzes wurde von Steinsetzmeister Dittmann aus Pönitz, nach einem Entwurf von Prof. Alwin Blaue aus Kiel, mit Widmung und Ornamenten versehen. Diese neue 2. Weltkriegs-Seite zeigt zur Dorfstraße.

Am Volkstrauertag, den 13. November 1955, fand nach einem Festgottesdienst die Einweihung durch Pastor Dr. Fuchs und Landrat Tackmann statt. 700 Menschen sollen der Zeremonie beigewohnt haben, Männer der Freiwilligen Feuerwehr Süsel hielten die Ehrenwache, der Posaunenchor Malente-Süsel sorgte für die musikalische Begleitung. Landrat Tackmann zog in sein Gedenken auch die Opfer des dritten Reiches, der Kriegsgefangenen und Zivilverschleppten ein und bezeichnete das Denkmal als eine stete Verpflichtung der Bereitschaft zum Frieden. Das ist für das Jahr 1955 eine bemerkenswerte Aussage.


Wir danken Helge Lehmkuhl aus Fassensdorf, der uns freundlicherweise Unterlagen aus seinem Archiv zur Verfügung gestellt hat.


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Der Bildhauer Alwin Blaue

Alwin Arthur Robert Blaue (1896 – 1958) ist bekannt geworden als Bildhauer für Skulpturen und Bauplastiken an öffentlichen und privaten Gebäuden. Die meisten seiner Werke befinden sich in Kiel. Von 1928 bis 1930 war er für die Kieler Kunst-Keramik A.G. tätig, ein Jahr leitete er dort die baukeramische Abteilung. Mit dem Bildhauer Fritz Theilmann war er für den Keramikschmuck an den Gebäuden des Kieler Marineviertels zuständig.

Löwendenkmal von Fritz Theilmann in Kiel-Wik

Mehr auf sh-kunst.de


1955 hat Blaue einen Granitsockel mit Eichenkranz für die Denkmalsanlage in Hohenweststedt entworfen. Unser Mitarbeiter Ulf Evers schreibt dazu: »Alwin Blaue hatte zwar in den 1930er Jahren auch bei der Ausgestaltung von Kasernen mitgewirkt und die nationalsozialistischen Vorgaben umgesetzt, galt aber als ›unverdächtig‹, weil er aus bislang ungeklärten Gründen 1940 mit einem Berufsverbot belegt wurde.«

Dokumentation des Seesoldatendenkmals in Kiel

Dokumentation der Anlage in Hohenwestedt

 
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drei findlinge

Bis heute erfahren Kaiser Wilhelm I., Generalfeldmarschall Moltke und Reichskanzler Bismarck eine besondere Ehrung auf dem Kirchhof der St. Laurentius Kirche. Allen Dreien werden Verdienste um die Gründung des Deutschen Reichs 1871 zugeschrieben. Nach drei Kriegen, den sogenannten Einigungskriegen, war die lang ersehnte nationale Einheit und damit eine Vormachtstellung des Deutschen Reichs in Europa erreicht. Der Herrscher, der Militär und der Politiker haben sie geschmiedet, meinte das dankbare Volk.

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Für sie wurde darum je ein großer Findling am Weg über den Kirchhof aufgestellt.


SH Susel Steine web

In den folgenden Kapiteln stellen wir die Herren vor.

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Kaiser Wilhelm I

Am Ende des gewonnenen Deutsch-Französischen Krieges, am 18. Januar 1871, wird Wilhelm im Schloss von Versailles von den versammelten deutschen Fürsten und Repräsentanten der Freien Städte zum Kaiser des neu gegründeten Deutschen Reichs ausgerufen. Eine Provokation für die unterlegenen Franzosen und mit ein Grund für die nun bis 1945 gelebte »Erbfeindschaft« zwischen dem Deutschen Reich und Frankreich.

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»Die Regierungsgeschäfte überlässt Wilhelm I. weitgehend seinem Reichskanzler und preußischen Ministerpräsidenten Bismarck. Er selbst beschränkt sich ganz auf das Repräsentieren, die Verkörperung der staatlichen Würde und die Billigung der Bismarckschen Entscheidungen. Als Integrationsfigur des Reiches und mit seinem an Sparsamkeit und Einfachheit orientierten Lebensstil gewinnt der Kaiser zunehmend an Popularität in der Bevölkerung.«

Mehr zu Wilhelm I.: Dorlis Blume für das DHM


Am 22. März 1897 feiert man überall im Deutschen Reich den 100. Geburtstag des Kaisers Wilhelm I., der wegen seiner Verdienste zur Reichseinigung von Kaiser Wilhelm II. nun zu »Kaiser Wilhelm der Große« erklärt wurde. Kaiser Wilhelm I. und sein Kanzler Bismarck haben ihr Jahrhundert geprägt. Um beide entsteht nach ihrem Tod eine kultische Verehrung.

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GeneralFeldmarschall Moltke

Dieser Stein ist Helmuth Karl Bernhard von Moltke, ab 1870 Graf von Moltke, gewidmet. Er galt und gilt bis heute als genialer Stratege und war in leitender Verantwortung maßgeblich an der Ausarbeitung der Pläne für den Deutsch-Dänischen Krieg (1864), den Deutschen Krieg (genauer: Preußisch-Deutscher Krieg von 1866) gegen die Truppen des Deutschen Bundes (insbesondere Österreich, Bayern, Sachsen, Hannover und Kurhessen) und den Deutsch-Französischen Krieg (1870/1871) beteiligt. Er war einer der wichtigsten Kriegstreiber seiner Zeit.

SH Suesel Moltke Portrait web

Moltke und Bismarck gelten als Väter der Reichseinigung 1871, Moltke aus militärischer und Bismarck aus politischer Sicht.

Mehr bei Wikipedia


SH Suesel Moltke web

Über dem schlichten Wort »Moltke« sehen wir das Wappen der Grafen von Moltke – drei Pfaue. Das persönliche Wappen Generalfeldmarschall Moltkes sieht dann in voller Pracht so aus:

SH Suesel Wappen Moltke web

Es zitiert sein Motto: »Erst wägen, dann wagen«. Wikipedia: »In besonderer Weise zeichnete sich Moltke stets durch die eiserne Gelassenheit aus, mit der er die Dinge an sich herankommen ließ, um dann elastisch und einfallsreich die nötigen Maßnahmen zu treffen. Den Unterführern gewährte er weitgehende Handlungsfreiheit in der Durchführung des Kampfauftrages. Mit diesen Prinzipien wurde Moltke in seiner Zeit zum Vorbild in der Führung moderner Massenheere. Auch die Bundeswehr pflegt die Auftragstaktik als eine Stärke in der Führungsstrategie.«


Generalfeldmarschall Moltke war der Urgroßonkel des Widerstandskämpfers gegen Hitler und den Nationalsozialismus Helmuth James Graf von Moltke, der 1945 zum Tode verurteilt und gehängt wurde.

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»Unserm Bismarck.«

Oben auf dem Findling prangt das Bismarcksche Wappen: Eine Blüte mit drei Eichenblättern. Es folgt die Widmung »Unserm Bismarck.«. Was sagt uns diese liebevolle Anrede? War er »einer von uns«? Sicher nicht, er verfolgte die Interessen der militärischen und aristokratischen Führungsschicht Preußens bzw. nach 1871 des Deutschen Reichs.


SH Suesel Bismarck web

Otto von Bismarck war von 1867 bis 1871 Bundeskanzler des Norddeutschen Bundes und von 1871 bis zu seiner Entlassung durch Wilhelm II. 1890 Reichskanzler. Er gilt als Begründer des Deutschen Reiches, einen liberalen Verfassungsstaat hatte er dabei nicht im Sinn. Für den deutschen Herrschaftsanspruch führte er zwischen 1864 und 1872 zwar drei Kriege, doch der Professor für Neueste Geschichte Christoph Nonn konstatiert in Zeit Geschichte/2021 »Die Kanzler«: »...sein Beitrag zur Reichsgründung wird bis heute überschätzt«.


Bismarck führte das Sozialversicherungssystem ein, aber auch das repressive Sozialistengesetz. Um das Gesetz gegen die Sozialdemokratie und die Arbeiterbewegung im Reichstag durchzusetzen, nutzte er die Empörung über die Attentate auf den beim Volk beliebten Kaiser Wilhelm I.

Das Sozialistengesetz auf LeMO


»In der deutschen Geschichtsschreibung dominierte bis Mitte des 20. Jahrhunderts eine ausgesprochen positive Bewertung von Bismarcks Rolle, die teilweise Züge einer Idealisierung trug. Nach dem Zweiten Weltkrieg mehrten sich kritische Stimmen, die Bismarck für das Scheitern der Demokratie in Deutschland mitverantwortlich machten und das von ihm geprägte Kaiserreich als obrigkeitsstaatliche Fehlkonstruktion darstellten.«

Wikipedia, abgerufen am 7.11.2021

Mehr auf Wikipedia

 

1884 hatte Bismarck die Kongo-Konferenz einberufen, auf der die europäischen Kolonialmächte den afrikanischen Kontinent zwecks Ausplünderung unter sich aufteilten und war so Wegbereiter des deutschen Kolonialismus.

Das größte deutsche Bismarck-Denkmal – mehr als 34 Meter hoch – wurde 1906 gegen Proteste der SPD auf einer Anhöhe in Hamburg St. Pauli eingeweiht. Die Hamburger Kaufleute, die von der Kolonialpolitik Bismarcks profitierten, hatten es gestiftet. Es zeigt den »Eisernen Kanzler« als Roland mit Schwert und Umhang. Später wurde es zur Kultstätte für nationale und völkische Aufmärsche, dann auch für die NSDAP.

Pastor i. R. Ulrich Hentschel, der ehemalige Studienleiter für Erinnerungskultur in der ev. Akademie beschreibt Bismarck und sein Denkmal:

Link zum Film auf YouTube


SH Suesel Bismarckaufkleber web


Von AFD bis zu den Jungen Nationalisten – die Mitglieder der rechten Szene sind Bismarckfans.


SH Suesel Bismarck T Shirt web


Bei Amazon kann Mann dieses T-Shirt mit Bismarckzitat kaufen: »Wenn die Deutschen zusammenhalten, so schlagen sie den Teufel aus der Hölle«.


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Der Stahlhelm

Die neuen Methoden des Artilleriekampfes im 1. Weltkrieg erforderten einen verbesserten Kopfschutz für die Soldaten. Der neue Helm aus Stahl wurde entwickelt, der die bis dahin getragenen ledernen Pickelhauben ablöste. Die ersten 30.000 Helme wurden im Dezember 1915 an die Truppen an der Westfront ausgeliefert.

Die Vorstellung von der stählernen Schutzwirkung wurde fortan auf Postkarten, Kriegsanleiheplakaten, Schmuckblättern usw. propagandistisch ausgeschlachtet und symbolisch überhöht. Bis zum Ende des 2. Weltkrieges wurde dieser Symbolwert noch gesteigert.


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Die Einführung eines Stahlhelms für die Bundeswehr im Juni 1956 war ein Politikum. Den Forderungen des Militärs nach einem wirksamen Kopfschutz für die Soldaten wurde nur sehr zögerlich entsprochen. Unter keinen Umständen sollte der Helm für die Bundeswehr auf Konstruktionen beruhen, die an die Zeit des Nationalsozialismus erinnerten.

Für den aktuellen »Gefechtshelm, allgemein«, der am 15. Januar 1992 eingeführt wurde, galten dann diese politischen Bedenken nicht mehr. Der Helm sollte unter Wahrung der modernsten militärischen Gesichtspunkte auch alle Vorteile des Stahlhelms der Wehrmacht in sich vereinigen.

Die Stahlhelme der alten Form blieben weiterhin auch im Gebrauch beim Bundesgrenzschutz und der Polizei.

Im Internet bieten eine Menge Militaria-Händler »Original-Stahlhelme der Deutschen Wehrmacht« zum Kauf an. Auch ein »Kinderhelm wie Stahlhelm M35 Wehrmacht Luftwaffe« für 190 Euro ist im Angebot. Ein T-Shirt, das Amazon anpries mit dem Aufdruck »SS-Stiefel, die besten Wanderschuhe aller Zeiten« wurde erst nach scharfen Protesten aus dem Sortiment genommen.

»Früher musste der Wehrmachtsfan noch in schmuddelige Militaria-Läden schleichen oder dreimal nachdenken, ob er seine Adresse bei einschlägigen rechtsextremen Versandhäusern hinterlassen will. Dank Amazon genügt jetzt ein Klick und der Wehrmachtsstahlhelm liegt auf dem Gabentisch«, empört sich die Linken-Bundestagsabgeordnete Ulla Jelpke auf www.stimme.de. SPD-Vorstandsmitglied Kevin Kühnert sagt dazu: »Ein angemessener Schritt wäre, die bisherigen Gewinne aus diesen Produkten an Gedenkstätten der Opfer des Nationalsozialismus zu spenden.«

Mehr dazu auf www.stimme.de: Stahlhelm unterm Christbaum


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Das Eiserne Kreuz

Nach einer Skizze des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III wurde der berühmte Baumeister Karl Friedrich Schinkel am 13. März 1813 mit der Erstellung einer Reinzeichnung für das erste Eiserne Kreuz beauftragt.

Am 8. August 1914 hatte Wilhelm II dann in seiner Eigenschaft als preußischer König die Stiftung seiner beiden Vorgänger erneuert und machte das Eiserne Kreuz durch seine breit angelegte Verleihungspraxis zu einem quasi deutschen Orden. Mit der vierten Stiftung zu Beginn des 2. Weltkriegs durch Adolf Hitler wurde es am 1. September 1939 auch offiziell zu einer deutschen Auszeichnung. Hitler verzichtete auf seine Initialen als Führer und Oberbefehlshaber der Wehrmacht, deren Soldaten auf ihn persönlich vereidigt waren. Stattdessen wurde das Hakenkreuz, das Symbol des NS-Staates, in die Mitte des traditionsreichen Ordens eingefügt, von der Rückseite wurden das Monogramm König Friedrich Wilhelms III. und das Eichenlaub entfernt.

Auf Kriegerdenkmälern wird das Eiserne Kreuz den toten Soldaten posthum verliehen. Der Tod im Krieg wird als Beweis für die »Vaterlandstreue« und die Tapferkeit der Soldaten gewertet, darum wird der militärische Orden hier kollektiv verliehen. Ein Soldat, der lebend oder lebend invalide zurück gekommen ist, erhält ihn nicht.


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• Auch Hitler trug das Ehrenkreuz an der Brust

»Vor allem die nahe der Front operierenden Sonderkommandos, die sowohl Juden ermordeten als auch an der Partisanenbekämpfung beteiligt waren, wurden von den Armeegenerälen reichlich mit Eisernen Kreuzen bedacht. Um nur die größten Verbrecher unter ihnen zu nennen, sei auf Rudolf Lange verwiesen, der für den Mord an den Juden Lettlands verantwortlich war, und auf Friedrich Jeckeln, der Massaker um Massaker organisierte, in der Westukraine, in Kiew (Babij Jar) und in Riga. Beide bekamen schließlich das Eiserne Kreuz II. und I. Klasse.«

Zitiert aus einem Artikel »Orden für Massenmord« von Dieter Pohl 

DIE ZEIT, 5.6.2008


Soldaten der Wehrmacht kämpfen nicht nur pflichtschuldig  und gehorsam. Ohne die Gefühlswelt aus Stolz, Ehre und Männlichkeit ist nicht zu erklären, warum so viele an die Front streben – und dem Krieg bis zum Untergang verhaftet bleiben. (Frank Werner in ZEITGeschichte 4/2018)

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Geschickte Propaganda: Begehrenswerte Ordensbrust in »Die Woche« Januar 1940.

 

Als Kriegsauszeichnung oder Verdienstorden wird das Eiserne Kreuz seit 1945 nicht mehr verliehen. Aufgrund seiner identitätsstiftenden Tradition bestimmte am 1. Oktober 1956 Bundespräsident Theodor Heuss das Eiserne Kreuz zum Erkennungszeichen für die Luftfahrzeuge und Kampffahrzeuge der Bundeswehr. So stellt es in allen drei Teilstreitkräften das Hoheitszeichen dar (z. B. an gepanzerten Fahrzeugen und an Luftfahrzeugen). Die Truppenfahnen der Bundeswehr tragen in ihrer Spitze ein durch goldenes Eichenlaub umfasstes Eisernes Kreuz. Auch das Ehrenzeichen der Bundeswehr (Ehrenmedaille, Ehrenkreuz in Bronze, Silber oder Gold) trägt das Eiserne Kreuz als Symbol für Freiheitsliebe, Ritterlichkeit und Tapferkeit auf der Vorderseite. Ebenso wird es auf Briefen, Visitenkarten und im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit als »Dachmarke« der Bundeswehr verwendet. Das Eiserne Kreuz als Symbol findet sich noch heute in verschiedenen Verbandsabzeichen der Bundeswehr.

Nach Wikipedia, abgerufen am 7. 12. 2017

Das Eiserne Kreuz das am häufigsten gezeigte Symbol in der rechten Szene. Es wird in allen erdenklichen Formen angeboten, z. B. als Ohrstecker, Anhänger oder Gürtelschnalle ...


HH Uhlenhorst EK auf Auto web

... sogar als Dekoration für Autos wird es verwendet.

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Eichenlaub

»Die Eiche beziehungsweise das Eichenlaub setzen im Denkmal einen deutsch-nationalen Akzent. Die Eiche galt seit dem 18. Jahrhundert als heldisch-deutsches Symbol und assoziiert als ›deutsche Eiche‹ darüber hinaus urwüchsige Stärke und mythologische Vergangenheit.«

Reinhard Alings, Monument und Nation, Berlin 1996, S. 525


»Mit der Reichsgründung 1871 und dem Gefühl nationaler Einheit zog das Eichenlaub in die deutsche Symbolsprache ein. Auf deutschen Ehrenmalen, Kränzen, Hoheitszeichen, Orden und dergleichen diente es in ähnlicher Form wie Zweige des Lorbeerstrauches. Das Parteiabzeichen bzw. Parteisymbol der NSDAP hatte von 1920 bis 1945 einen Adler als Zeichen, der einen Eichenkranz in seinen Fängen hielt. Unerschütterlich ›wie die deutsche Eiche‹ und ähnliche Sprüche ließ die NS-Propaganda ab 1933 in Zeitungen veröffentlichen und über Lautsprecher verkünden. Da griff dann auch der Führer und Reichskanzler Adolf Hitler zum Spaten und pflanzte Eichen. [...] Im deutschen Volk wurde Hitler nach seiner Ernennung zum Reichskanzler fast schlagartig mit der deutschen Eiche gleichgesetzt. Denn für ihn pflanzten fast alle Städte und Dörfer, Stadt- und Ortsteile ihre ›Hitler-Eichen‹.«

Wolf Stegemann, www.rothenburg-unterm-hakenkreuz.de

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Wegzeichen

Seit dem 1. September 1999 markieren zwölf Stelen – frei und aufrecht stehende Platten aus Beton mit eingelassenen Tontafeln und Tonfiguren – die Wegstrecke, auf der im April 1945 etwa 500 Häftlinge aus den Konzentrationslagern Auschwitz-Fürstengrube und Mittelbau-Dora von Lübeck über Bad Schwartau, Pohnsdorf, Curau, Bokhof, Dunkelsdorf, Ahrensbök, Siblin, Sarau, Süsel bis nach Neustadt i.H. marschieren mussten, wo die meisten auf Häftlingsschiffen in der Lübecker Bucht bei der Cap Arcona-Katastrophe ihr Leben verloren.


SH Suesel Todesmarsch Stele


Die Stele erinnert an den Todesmarsch, der 1945 durch Süsel führte.

SH Suesel Todesmarsch Stele Inschrift web


Die Wegzeichen sind das Werk von 15 jungen Menschen aus Polen, Tschechien, Weißrussland und aus Deutschland. Während eines gemeinsamen internationalen Sommerlagers – initiiert von der Gruppe 33, einer Bürgerinitiative, die sich als Arbeitsgemeinschaft zur Zeitgeschichte in Ahrensbök organisiert hatte – und in Zusammenarbeit mit der international aktiven Aktion Sühnezeichen/Friedensdienste arbeiteten sie 14 Tage lang unter Anleitung des Berliner Künstlers Wolf Leo. Nicht an Schuld, so Leo, sollen die Stelen erinnern, sondern an die Verantwortung der Nachgeborenen.

SH Suesel Todesmarsch Stele Kreuz web


Die gestaltete Rückseite der Stele, im Hintergrund sehen wir zwischen Stele und einem Findling das Kriegerdenkmalskreuz auf dem Kirchhof.

Die Vertreter der Kirchengemeinde beginnen die Feierlichkeiten zum Volkstrauertag mit einem Gedenken an dieser Stele.

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1945: Der Todesmarsch

Am 19. Januar 1945 begann im Auschwitz-Außenlager Fürstengrube in Oberschlesien die Evakuierung des Lagers, bedingt durch die herannahenden Truppen der Roten Armee. Fehlende Ernährung, Krankheiten, Erschöpfung, Misshandlungen und Morde forderten auf diesem Todesmarsch von Januar bis Mai 1945 mit mehreren Zwischenstationen zahlreiche Opfer.

Der Todesmarsch erfolgte unter Leitung des letzten Lagerleiters SS-Oberscharführer Max Schmidt aus Neuglasau.

Vom Zeitpunkt der Evakuierung an befanden sich noch 1283 Gefangene, meist jüdischer Herkunft, in Fürstengrube. Davon wurden etwa 250 erschossen, die verbliebenen rund 1000 Gefangenen wurden auf einen Todesmarsch nach Gleiwitz getrieben, dort in offenen Bahnwaggons deportiert und innerhalb von 14 Tagen über Mauthausen in Österreich nach Nordhausen am Harz in das KZ Mittelbau transportiert. Dabei erfroren viele Häftlinge, die unzureichend gekleidet, ungeschützt und geschwächt durch die Lagerhaft einer Witterung von minus 20° nicht mehr standhalten konnten. Die Toten, die während der Fahrt starben, wurden zum Teil kurzerhand aus dem Zug geworfen. Ihre Leichen fand man entlang der Bahnschienen und bestattete sie auf den angrenzenden Friedhöfen.

Nach der Ankunft der wenigen Überlebenden dieses Transportes wurden die Häftlinge in der unterirdischen Waffenfabrik der Oda-Werke in Blankenburg eingesetzt, einem Außenlager des KZ Mittelbau, wo sie die so genannten V-Waffen V1 und V2 in Zwangsarbeit herstellen mussten.

Nach vier Wochen im KZ Mittelbau wurden 200 überlebende Häftlinge gesammelt und nach Magdeburg geschickt. Auf dem Weg dorthin traf die Kolonne auf eine Gruppe von 300 Häftlingen – mehrheitlich sowjetische sowie holländische, französische und belgische Kriegsgefangene – die dann gemeinsam weitergetrieben wurden.

Die Häftlinge wurden am 9. April 1945 auf einen offenen Schleppkahn verladen und über die Elbe nach Lauenburg und den Elbe-Lübeck-Kanal nach Lübeck transportiert, wo sie am 12. April 1945 im Industriehafen Lübeck-Vorwerk eintrafen.

Vom Industriehafen Lübeck-Vorwerk aus wurden die Häftlinge am 13. April 1945 17 km weit über Bad Schwartau (da wurden 3 Menschen erschossen), Pohnsdorf, Curau (auf dem Weg wurden 20 Menschen erschossen) nach Ahrensbök getrieben, das sie am 14. April 1945 erreichten. Dort wurden die Häftlinge in zwei Gruppen geteilt. Die eine Gruppe wurde in eine vier Kilometer entfernte Feldscheune bei Siblin, die andere sechs Kilometer in eine Scheune bei Glasau/Sarau getrieben.

Die Häftlinge verblieben dort bis zum 30. April 1945. Während dieser Zeit wurden weitere Häftlinge erschossen. Die aus Westeuropa stammenden Häftlinge wurden Ende April vom Schwedischen Roten Kreuz unter Graf Folke Bernadotte gerettet, bekannt als die Aktion der Weißen Busse.

Anfang Mai mussten die Häftlinge über Süsel nach Neustadt in Holstein marschieren. In Süsel wurden am Abend des 1. Mai 1945 14 oder 15 Häftlinge in einer Scheune erschossen.

In Neustadt wurden die verbliebenen Häftlinge auf das ehemalige Kreuzfahrtschiff Cap Arcona verschifft. Ein von den Nazis provozierter Angriff durch Jagdbomber der Royal Air Force, führte am 3. Mai 1945 zur Versenkung der Cap Arcona. Dabei kamen die meisten der 4600 Häftlinge, die sich zur Zeit des Angriffes auf dem Schiff befanden, um.

Die Toten sind auf dem Waldfriedhof der Gemeinde Timmendorfer Strand, auf dem Ehrenfriedhof Cap Arcona in Neustadt und auf dem Ehrenfriedhof für die Toten der Cap Arcona- und Thielbek-Katastrophe bei Haffkrug begraben.

Nach Wikipedia, abgerufen am 28. März 2019


Eine ausführliche Dokumentation mit vielen Fotos und Landkarten finden Sie auf der Website der Gedenkstätte Ahrensbök.

Gedenkstätte Ahrensbök

Mehr zu den Todesmärschen auf LeMO


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Die KZ-Gedenkstätte

Vom 3. Oktober 1933 bis zum 9. Mai 1934 befand sich auf dem Gelände der heutigen Gedenkstätte Ahrensbök das wilde KZ Ahrensbök. Die Gedenkstätte Ahrensbök wurde am 8. Mai 2001 im einzigen in Schleswig Holstein erhaltenen Gebäude eröffnet, in dem schon 1933 ein frühes KZ bestand. An Beispielen aus der Region werden Anfang, Alltag und Ende der nationalsozialistischen Diktatur zwischen 1933 und 1945 thematisiert.

Kaum zu glauben, dass alles mit einer Konfirmandenstunde im Frühjahr 1996 begann. Der damalige Ahrensböker Pastor Michael Schwer sprach mit den Jugendlichen darüber, dass Jesus jüdisch war. Als eine Konfirmandin keifte, was Scheißjuden in einer deutschen Bibel zu suchen hätten und andere Jugendliche nickten, erkannte Schwer eine Aufgabe. Er unternahm mit seinen Konfirmanden einen Kreuzweg zu Stätten des Nationalsozialismus in Ahrensbök, besuchte dabei eine Fabrik, in der Zwangsarbeiter gelebt, gearbeitet und gelitten hatten, stieß schließlich auf ein marodes Gebäude am Ortsrand, das 1933 ein frühes KZ beherbergt hatte.

SH Ahrensboek Gedenkstaette Genet Wikimedia Commons web


Heute wird in fünf Dauerausstellungen in Bildern und Texten gezeigt, dass Terror und Kriegsfolgen zwischen 1933 und 1945 nicht nur in fernen Orten stattfanden. Auch in Gemeinden wie Ahrensbök regierte der nationalsozialistische Terror. Diese Kleinstadt steht exemplarisch für den schwierigen Versuch, die Erinnerung daran vor Ort auf eine feste Grundlage zu stellen. Mit den Ausstellungen in dieser Gedenkstätte soll das allzu lang Vergessene und Unterdrückte öffentlich gemacht werden.

Gedenkstätte Ahrensbök


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I N H A L T
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Das Denkmal zum 1. Weltkrieg und der Ehrenweg
Bibelzitate
1988: Findling ohne Jahreszahlen
Das Denkmal zum 2. Weltkrieg
Volkstrauertag 2019
Der 5. Stormarner Friedensstein
»Gedenket der gefallenen Helden!«
Der Findlingsmythos
Das Eiserne Kreuz
Das Gelände wird neu gestaltet

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Tangstedt, Kreis Stormarn

Im Pastorpark der Evangelisch-Lutherischen Kirche »Zum Guten Hirten«

Der sogenannte Ehrenweg beginnt gleich hinter den Glockenturm mit dem Denkmal für die toten Soldaten des 1. Weltkriegs, gefolgt von Ruhebank und Müllgefäß.

SH Tangstedt 1WK hinten web


Es ist ein klobiger Findling auf einem Bruchsteinsockel mit quadratischem Grundriss.

SH Tangstedt 1WK web


Von vorne sieht man, dass der Findling gespalten wurde, die Frontseite ist glatt. Darauf die mittig gesetzte Inschrift:

GEDENKET DER GEFALLENEN
HELDEN!

1914 – 1918

Das Gebot der Denkmalsstifter wird mit einem Ausrufezeichen verstärkt.

Stephan Linck schreibt über den Volktrauertagsfeier 2019 in Tangstedt: »Nur einmal erlebte ich eine Pastorin in Tangstedt/Stormarn, die vor der Kranzniederlegung den Text des Denkmals laut vorlas und sich von der Inszenierung des Denkmals und dem verwendeten Begriff »Helden« distanzierte. Den Kranz legte sie mit dem Hinweis nieder, dass sie ausschließlich für Männer trauere, die so jung für die falsche Sache gestorben seien.«

SH Tangstedt Ehrenweg Ueberblick web


Der Ehrenweg liegt vor uns: am anderen Ende, fast an der Straße, sehen wir den hellen Gedenkstein zum 2. Weltkrieg. Unsere Fotos sind im Dezember 2019 entstanden, Mittlerweile ist das Gelände neu gestaltet worden, siehe weiter unten. Die Denkmäler und die Infotafeln stehen unverändert.

SH Tangstedt Haupttafel web


Auf der ersten Tafel sind Informationen zum Ehrenweg zusammengefasst:

»... Für die 156 Gefallenen der 1918 noch zur Gemeinde Tangstedt gehörenden Gemeinden Glashütte, Duvenstedt, Wulksfelde mit Wiemerskamp und Rade, Tangstedt und Wilstedt wurden an diesem Weg im Pastorpark Tangstedt Gedenksteine aufgestellt. Die Namen sind inzwischen kaum noch zu lesen und deshalb auf Metalltafeln wiedergegeben. [...]

Die Gedenksteine sind Mahnmale. Sie sollen an die Verstorbenen erinnern, aber auch an das Leid, das durch Kriege entsteht.

Zum 100. Jahrestag des Kriegsendes konnten 2018 auf Initiative der Bürgerstiftung Tangstedt mit Hilfe von Spenden der Ehrenweg neu gestaltet und die Metalltafeln mit den Namen aufgestellt werden.«

 

SH Tangstedt Glashuette web


Die sechs Denkmäler haben eine identische Form: Monumente aus Quadersteinen tragen auf der Deckplatte jeweils einen Bibelspruch. Auf einer vorgelagerten Steinreihe stehen die großflächigen, abgeschrägten Namenstafeln.

Für die toten Soldaten aus Glashütte sind zwei Monumente gebaut worden. Auf dem ersten heißt der Bibelspruch:

NIEMAND HAT GRÖSSERE LIEBE DENN DIE; DASS ER
SEIN LEBEN LÄSST FÜR SEINE FREUNDE

JOH. 15.13

Auf dieser Tafel, wie auch auf allen folgenden, werden 24 Namen genannt. Vor- und Familiennamen ohne weitere Angaben.

PDF Tafel Glashütte 1

 

SH Tangstedt Glashuette2 web


Der Bibelspruch auf dem zweiten Monument für Glashütte lautet:

DIE TOTEN IN CHRISTUS WERDEN 
ZUERST AUFERSTEHEN

1 THESS. 4.16

Es werden 25 Namen genannt.

PDF Tafel Glashütte 2

 

SH Tangstedt Duvenstedt web


Der Bibelspruch für Duvenstedt lautet:

HABT DIE BRÜDER LIEB
1 PETRUS 2.17

Es werden 33 Namen genannt.

PDF Tafel Duvenstedt

 

SH Tangstedt Wulksfelde web


Der Bibelspruch für Wulksfelde mit Wiemerskamp und Rade lautet:

JESUS SPRICHT ZU IHR:
DEIN BRUDER SOLL AUFERSTEHEN

JOH. 11.23

Es werden für Wulksfelde 4, für Wiemerskamp 2 und für Rade 7 Namen genannt.

PDF Tafel Wulksfelde mit Wiemerskamp und Rade

 

SH Tangstedt Tangstedt web


Der Bibelspruch für Tangstedt lautet:

ICH WEISS, DASS MEIN ERLÖSER LEBT
HIOB 19.25

Es werden 28 Namen genannt.

PDF Tafel Tangstedt

 

SH Tangstedt Wilstedt web


Der Bibelspruch für Wilstedt lautet:

WIR SOLLEN AUCH DAS LEBEN FÜR DICH BRUDER LASSEN
1 JOH. 3.16

Es werden 33 Namen genannt.

PDF Tafel Wilstedt

 

SH Tangstedt Ehrenweg web


Der Ehrenweg in der Rückschau, rechts oben der Glockenturm, am linken Bildrand das Denkmal für die toten Soldaten des 2. Weltkriegs. Es ähnelt einem Grabmal, siehe weiter unten.

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Bibelzitate

Christlichen Trost findet man meist an Orten, an den Kirchengemeinden die Denkmalstifter sind. Welche Möglichkeiten hat das Christentum anzubieten, um die Hinterbliebenen zu trösten?

Oft werden Bibelzitate ausgesucht, die im Kriegstod eine Analogie zum Opfertod Christi sehen:

WIR SOLLEN AUCH DAS LEBEN FÜR DICH BRUDER LASSEN
1 JOH. 3.16

Im 1. Brief des Johannes, Kapiel 3 lautet der Vers 16 in der Einheitsübersetzung: »Daran haben wir die Liebe erkannt, dass Er sein Leben für uns hingegeben hat. So müssen auch wir für die Brüder das Leben hingeben.«

NIEMAND HAT GRÖSSERE LIEBE DENN DIE; DASS ER
SEIN LEBEN LÄSST FÜR SEINE FREUNDE

JOH. 15.13

Dieser Spruch aus dem Johannesevangelium wird häufig verwendet, wobei die »Freunde« synonym zum »deutschen Volk« gesetzt wird.

»Das Zitat aus dem Johannes-Evangelium gehört zu der Ansprache, die Jesus zum Abschied an seine Jünger richtet. Sie ist eine Botschaft der Liebe, die die Gemeinschaft begründet, zusammenhält und trägt. ›Das ist mein Gebot, dass ihr einander liebt, wie ich euch geliebt habe. Eine größere Liebe hat niemand, als die, dass er sein Leben hingibt für seine Freunde. Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch auftrage. Ich nenne euch nicht mehr Knechte; denn der Knecht weiß nicht, was sein Herr tut; euch aber habe ich Freunde genannt, weil ich alles, was ich vom Vater hörte, euch kundgetan habe.‹ (Joh. 15. 12-15)

Jesus kennt seinen Auftrag und hat ihn angenommen. Ohne seinen Tod gibt es keine Erlösung. Sein Leiden und Sterben ist das Opfer, das für die Erlösung der Menschen gebracht werden muss. Einen größeren Beweis der Liebe zu den Menschen – den Freunden, die ihm in Liebe verbunden sind – gibt es nicht.

Der Kriegstod erfährt mit diesem Zitat eine Sinngebung, die ihn in den Rang eines Erlösungsopfers erhebt, die ihn als größtmöglichen Liebesbeweis wertet und als bewusste Entscheidung, als bereitwillige Hingabe ›für seine Freunde‹ darstellt. Die ›Freunde‹ haben durch ihn überlebt, sie sollen Trost darin finden, den Tod so zu sehen. Bei Jesus war der Weg zum Kreuz, zur Auferstehung und zur Himmelfahrt vorbestimmt und heilsnotwendig. Wer dies auf den Kriegstod überträgt, nimmt ihn als gottgegeben an, zu dem es keine Alternative gibt.«

Hartmut Häger, Kriegstotengedenken in Hildesheim, Gerstenberg 2006, S.148

Der Kriegstod gottgegeben????

 

Oder die Bibelzitate spenden Trost durch die Aussicht auf die Auferstehung am Jüngsten Tag bzw. auf das ewige Leben:

DIE TOTEN IN CHRISTUS WERDEN 
ZUERST AUFERSTEHEN

1 THESS. 4.16

JESUS SPRICHT ZU IHR:
DEIN BRUDER SOLL AUFERSTEHEN

JOH. 11.23

Das Wort »AUFERSTEHEN« auf einem Kirchhof muss mit Aussagen aus der christlichen Theologie erklärt werden. Im ältesten Teil der Bibel wird Auferstehung bzw. ewiges Leben nur für Gott angenommen und dem Menschen abgesprochen. In später entstandenen alttestamentlichen Schriften wird den »Gerechten« ein von Gott gegebenes ewiges Leben in Aussicht gestellt. Das Neue Testament enthält Aussagen über ein ewiges Leben, das Gott ausschließlich den Gläubigen gewährt. Auf keinen Fall aber wird der Kriegstod eines Soldaten sein ewiges Leben begründen.

ICH WEISS, DASS MEIN ERLÖSER LEBT
HIOB 19.25

Bei Hiob, Kapitel 19, Vers 25 und 26 heißt es: »Aber ich weiß, dass mein Erlöser lebt, und als der Letzte wird er über dem Staub sich erheben. Nachdem meine Haut noch so zerschlagen ist, werde ich doch ohne mein Fleisch Gott sehen.«

 

»Dein Wille geschehe«, die Zeile aus dem Glaubensbekenntnis, ist der Hintergrund für eine fatalistische Haltung. Sie verweist die Verantwortung für den Kriegstod zu Gott und verdrängt dabei die Frage nach Schuld. Die Ursachen für den Krieg bleiben so unerklärlich.

HABT DIE BRÜDER LIEB
1 PETRUS 2.17

Im 1. Brief des Petrus, Kapitel 2 lautet der Vers 17: »Tut Ehre jedermann! Habt die Brüder lieb! Fürchtet Gott! Ehret den König!«

 

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1988: Findling ohne Jahreszahlen

Damals gedachte man der gefallenen Helden noch ohne zeitliche Begrenzung.

SH Tangstedt 1988 webFoto: Kreisarchiv Stormarn >internationale Lizenz 4.0


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Das Denkmal zum 2. weltkrieg

Es ist aus verschiedenen Teilen des gleichen hellgrauen Granitgesteins zusammengesetzt.

SH Tangstedt 2WK web2


Die große Platte mit der Widmung steht auf einem größeren Sockel. Die rundum zweistufig sich verjüngende Platte ist gekrönt von einem Eisernen Kreuz. Das militärische Ehrenzeichen bedeutet, dass hier tote Soldaten gemeint sind.

SH Tangstedt 2WK Inschrift web


Die mittig gesetzte Widmung lautet:

(Eichblatt) FÜR DIE (Eichblatt)
GEFALLENEN UND
OPFER DES KRIEGES
1939 — 1945

GEMEINDE TANGSTEDT

SH Tangstedt EK web


Das hier abgestuft gestaltete Eiserne Kreuz ist der bekannteste militärische Orden Deutschlands. Die Denkmalsstifter verleihen ihn den toten Soldaten posthum für die durch den Kriegstod erwiesene Tapferkeit und Treue. Er wird kollektiv verliehen ohne einzelne Schicksale oder Verhaltensweisen zu beachten.

SH Tangstedt Eichblatt web


Die Widmung beginnt in der ersten Zeile mit flankierenden Eichblättern als Symbole.

»Die Eiche beziehungsweise das Eichenlaub setzen im Denkmal einen deutsch-nationalen Akzent. Die Eiche galt seit dem 18. Jahrhundert als heldisch-deutsches Symbol und assoziiert als ›deutsche Eiche‹ darüber hinaus urwüchsige Stärke und mythologische Vergangenheit.«

Reinhard Alings, Monument und Nation, Berlin 1996, S. 525


»Mit der Reichsgründung 1871 und dem Gefühl nationaler Einheit zog das Eichenlaub in die deutsche Symbolsprache ein. Auf deutschen Ehrenmalen, Kränzen, Hoheitszeichen, Orden und dergleichen diente es in ähnlicher Form wie Zweige des Lorbeerstrauches. Das Parteiabzeichen bzw. Parteisymbol der NSDAP hatte von 1920 bis 1945 einen Adler als Zeichen, der einen Eichenkranz in seinen Fängen hielt. Unerschütterlich ›wie die deutsche Eiche‹ und ähnliche Sprüche ließ die NS-Propaganda ab 1933 in Zeitungen veröffentlichen und über Lautsprecher verkünden.«

Wolf Stegemann, www.rothenburg-unterm-hakenkreuz.de

 

SH Tangstedt Rueckblick web


Auf dem Weg zurück zur Kirche sehen wir die schlanke Stele in der Mitte der Denkmäler von hinten.

SH Tangstedt Stele weit web


Von vorne lesen wir die Inschrift:

KRIEG / SOLL / NACH / GOTTES / WILLEN / NICHT / SEIN

OEKUME / NISCHER RAT / DER KIRCHEN / 1948

1948 hatten sich die christlichen Kirchen auf ihrer ersten Vollversammlung nach dem 2. Weltkrieg auf dieses gemeinsame Wort verständigt.

Der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) mit Sitz in Genf wurde am 23. August 1948 in Amsterdam gegründet und gilt seitdem als zentrales Organ der ökumenischen Bewegung. Er ist ein weltweiter Zusammenschluss von 352 Mitgliedskirchen (Stand: 2022) in mehr als 120 Ländern auf allen Kontinenten der Erde. Diese vertreten 580 Mio. Christinnen und Christen.

Mehr dazu auf Wikipedia


SH Tangstedt Stele neu web


Aus dem Brief der Evangelischen Landeskirche in Baden an die Gemeinden zu 100 Jahre Ende des 1. Weltkriegs:

»Krieg soll nach Gottes Willen nicht sein« – die klare Botschaft der 1. Vollversammlung des Weltkirchenrates in Amsterdam 1948 hat nichts von ihrer Gültigkeit verloren. [...] Statt den Weg der militärischen Sicherung des Friedens durch immer mehr Waffen, Rüstung, Rüstungsexporte und die vermeintlich abschreckende Wirkung des Militärs zu gehen, erinnern sie an Jesu Weg der Gewaltlosigkeit und des gewaltfreien Widerstands als Weg hin zu einem gerechten Frieden. Das Leitbild des gerechten Friedens verbindet die Einsicht, dass Frieden durch Gewaltverzicht am besten befördert wird, mit der Erkenntnis, dass Frieden nur erreichbar ist, wenn die großen Probleme von Armut, wirtschaftlicher und sozialer Benachteiligung, Klimawandel und Unterdrückung der Menschenrechte nachhaltig bearbeitet werden.«

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Volkstrauertag 2019

Der Kranz der politischen Gemeinde Tangstedt trägt eine Schleife mit den Farben der Nation: Schwarz-Rot-Gold.

SH Tangstedt VTT 2019 web


Die Aufschrift lautet: »Unseren Verstorbenen zum Gedenken«. Nun liegt der Kranz unter dem Stein mit dem militärischen Ehrenzeichen »Eisernes Kreuz« und gilt also toten Soldaten der Wehrmacht.

Hartmut Häger schreibt in seinem Buch ›Kriegstotengedenken in Hildesheim‹ auf S. 29: »Doch nur scheinbar stellt sich das Kriegerdenkmal dem Vergessen in den Weg. Tatsächlich befördert es das Vergessen, indem es nur ausgewählte Aspekte des Geschehenen repräsentiert: Wirkungen ohne Ursachen, Geschehnisse ohne Geschichte, Ergebnisse ohne Prozesse, Namen ohne Persönlichkeit, Opfer ohne Täter.«

Er zitiert dazu Ralph Giordano: »Auf welchem dieser steinernen oder metallenen ›Ehrenmale‹ wurde beim Namen genannt, für wen oder was gestorben worden ist? Kein Wort von nationaler Machtpolitik, von Hegemonialstreben, nackten Besitzinteressen, Beutegier, Eroberungsgelüsten und Weltherrschaftsphantasien, für die Millionen von deutschen und fremden Soldaten umgekommen sind. Diese Motive werden ebenso wenig genannt wie die Namen derer, die in den beiden Weltkriegen aus dem Massensterben Profit geschlagen, Blut in Gold verwandelt und zu ihrem eigenen militärischen Ruhm gewissenlos ganze Armeen geopfert haben.«

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Der 5. Stormarner Friedensstein

Der »Stein des Anstoßes« war am 13. April 2019 die Aktion zum 130. Firmenjubiläum des Waffen- und Munitionherstellers Rheinmetall in Trittau. Die Friedenssteinsetzungen begannen am 1. September 2019 in Bad Oldeslohe. 

Auf dem »Ehrenweg« zwischen den Denkmälern zum 1. und 2. Weltkrieg wurde am Volkstrauertag, den 17. November 2019, der 5. Friedensstein im Kreis Stormarn vom Bildhauer Axel Richter einbetoniert. Er hat die 55 Friedensteine hergestellt.

»Grenzsteine dienten ursprünglich dazu, geheiligte Friedensbereiche zu markieren. Unter der Standfläche der Stormarner Friedenssteine mit dem Schwanenmotiv ist jeweils ein goldener Hohlraum eingearbeitet, in dem Friedensbotschaften und Bezeugungen hinterlassen werden.

Die Steine sind als Vernetzungsprojekt gedacht. Mit dem Setzen der 55 Friedenssteine sollen die Stormarner Städte und Gemeinden zu einem friedensbezogenen Netzwerk zusammenwachsen.

Stormarner Bürger haben bereits zahlreiche Botschaften aufgeschrieben, die in den Gemeinden, welche bereits ihren Friedensstein gesetzt haben, einbetoniert sind.« So steht es auf der Website der Gruppe 9. November.

Die jeweiligen Botschaften, interessante Redebeiträge und Fotos über jede Friedenssteinsetzung können Sie auf der Website lesen.

Website Gruppe 9. November – Friedenssteine

 
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Die Volkstrauertagfeier wurde 2019 in Tangstedt kombiniert mit der Friedenssteinsetzung. Viele Menschen samt Freiwillige Feuerwehr waren dabei.


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Die gemeinsame Veranstaltung der Gemeinde Tangstedt und der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde begann mit einem Gottesdienst mit Pastorin Ursula Wegmann zum Volkstrauertag.

Stephan Linck schreibt in einem Essay über »›Unseren Helden‹ – gedenken?« über seine Teilnahme an der Volktrauertagsfeier mit Friedenssteinsetzung in Tangstedt:

»Nur einmal erlebte ich eine Pastorin in Tangstedt/Stormarn, die vor der Kranzniederlegung den Text des Denkmals laut vorlas und sich von der Inszenierung des Denkmals und dem verwendeten Begriff »Helden« distanzierte. Den Kranz legte sie mit dem Hinweis nieder, dass sie ausschließlich für Männer trauere, die so jung für die falsche Sache gestorben seien.«

Vor der Steinsetzung sprechen Herr Bürgermeister Jürgen Lamp, Dr. Stephan Linck, Studienleiter für Erinnerungskultur und Gedenkstättenarbeit in der Evangelischen Akademie der Nordkirche und ...

Ansprache von Bürgermeister Lamp


SH Tangstedt Siebel web

... Ilse M. Siebel für die Gruppe 9. November. Links hinter dem Denkmal steht die große Friedenstaube, die mit der Gruppe von Ort zu Ort zu den Friedenssteinsetzungen wandert.

SH Tangstedt Buergermeister FStein


Bürgermeister Jürgen Lamp legt die Friedensbotschaften in den goldenen Hohlraum des Steins. Die Menschen in der Tangstedter Gemeinde haben viele Botschaften verfasst.

Die Friedensbotschaften der Gemeinde

Auch die Mitarbeiter:innen der Evangelisch Lutherischen Kirchengemeinde Tangstedt haben eine Botschaft verfasst:

»Wer Frieden schaffen will, führt den Kampf gegen Resignation und Hoffnungslosigkeit, gegen die, die sagen, man könne doch nichts tun. Der Kampf beginnt mit sich selbst. Mit der Bequemlichkeit, mit der Gedankenlosigkeit. Die stärkste Herausforderung in diesem Kampf ist der Mensch, der ständig den Frieden bedroht, der zu feige ist, Phantasie und Herz in die Waagschale des Friedens zu werfen.«

12.11.2019, Gaby Grün

 

SH Tangstedt Pastorin Axel mitStein web


Axel Richter kniet nach getaner Arbeit neben dem Friedensstein. Pastorin Wegmann, Dr. Stephan Linck und Bürgermeister Jürgen Lamp freuen sich.

SH Tangstedt Friedensstein web

Der Stormarner Friedensstein mit dem Schwanenmotiv auf seinem eingelassenen Betonsockel..

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Da steht er nun! Bürgermeister Lamp: »Mit diesem ›Friedensstein‹ möchten wir als Stormarner Gemeinde einen Beitrag leisten, Städte und Gemeinden in Frieden zu verbinden und an das gemeinsame Anliegen appellieren, Raum für Frieden aktiv zu gestalten.«

... und weil die Friedensbotschaften nun verborgen sind, hat die Gruppe 9. November am 9. November 2022 an allen bisherigen Standorten neben den Steinen eine Informationstafel mit QR-Code installiert, entsprechend der Tafel auf dem Bild unten für Bargfeld-Stegen. So können alle zukünftigen Besucher:innen die Geschichte der Stormarner Friedenssteine und die Friedensbotschaften in »ihrem« Stein kennenlernen.

SH Bargfeld Stegen QR Code web

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»Gedenket der gefallenen Helden!«

»Der Tod eines Soldaten muss erklärt und gerechtfertigt werden und er begründet eine spezifische Erinnerungspflicht. Wobei es nicht die Toten sind, die die Lebenden dazu verpflichten könnten, es sind immer die Überlebenden, die als Denkmalstifter die Getöteten für ihre Zwecke benutzen, sie als Helden, als Retter des Vaterlands, als Vorbild für Treue und Pflichterfüllung benennen, deren Tod nicht sinnlos gewesen sein darf. Bis 1945 benutzen die Nationalsozialisten die toten Soldaten für eine Verpflichtung an die nachfolgende Generation, ihnen an Kampfesmut und Opferbereitschaft nicht nachzustehen.«

Hartmut Häger, Kriegstotengedenken in Hildesheim, Gerstenberg 2006, S.142


»Mit der Bezeichnung ›Held‹ sollte die besondere militärische Leistung des Gefallenen, die letztendlich vor allem in seinem Tod bestand, verbal ausgezeichnet werden. Der Tod der Soldaten belegt nicht ihr militärisches Versagen, sondern zeugt von besonderem Mut und Einsatz. Das soll die Hinterbliebenen stolz machen. [...] Die Soldaten, die lebend aus dem Krieg wieder heimgekehrt sind, werden in den Inschriften nicht als Helden bezeichnet.«

Kerstin Klingel, Eichenkranz und Dornenkrone 2006, S. 89

»Jede Glorifizierung eines Menschen, der im Krieg getötet worden ist, bedeutet drei Tote im nächsten Krieg.«

• Kurt Tucholsky

»Die Überhöhung des soldatischen Opfers lässt sich nicht nur an den Kriegerdenkmälern ablesen, sondern auch am Siegeszug einer Metapher: ›der Gefallenen‹. [...] Ihre Stunde schlug im ersten Weltkrieg, als die unterschiedslose und massenhafte Vernichtung der Soldaten nach sprachlicher Bewältigung verlangte. Die Bezeichnung ›Gefallene‹ eroberte jetzt Inschriften und Ansprachen, Briefe und Statistiken.«

Klaus Latzel, ZEITGeschichte 4/2018, S.100


»An den geliebten Menschen möchte man sich nicht im Zustand seiner Hinfälligkeit erinnern, sondern ihn als kraftvollen Menschen im Gedächtnis bewahren. Das am häufigsten verwendete Wort ›Gefallener‹ (oder ›gefallen‹) schließt die Dimension des Kraftvollen in seine Definition ein. Die Vorstellung eines ritterlichen Turniers leuchtet auf. Nur ein Aufrechter kann zum Gefallenen werden.«

Hartmut Häger, Kriegstotengedenken in Hildesheim, Gerstenberg 2006, S. 60/61



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Der Findlingsmythos

»Der Findling kann als ›Klassiker‹ unter den Denkmalsformen bezeichnet werden. Denkmalsfindlinge stehen meist unter einer Eiche auf einem größeren Platz. Die große Beliebtheit von Findlingsdenkmälern ist zunächst einmal in rein äußerlichen Faktoren begründet. Granitfindlinge standen in Norddeutschland allerorts zur Verfügung, die Eiszeit hatte sie aus Skandinavien mitgebracht. Das heißt, nach einem Findling musste nicht lange gesucht werden, der Transportaufwand war bei kleinen bis mittelgroßen Findlingen gering und meistens waren die Transportwege kurz. Zudem war es leicht möglich, die Findlinge mit nur wenig Bearbeitung in Denkmäler zu ›verwandeln‹: Bei den meisten Denkmälern wurde sich lediglich darauf beschränkt, die Vorderseite leicht zu glätten und eine Inschrift einzuhauen. Häufig umringte man den Findling mit kleineren Feldsteinen, die, real oder auch nur optisch, seinen Sockel bildeten. Alles in allem war die Errichtung eines Findlingsdenkmals finanziell gesehen eine sehr günstige Angelegenheit [...]

Neben den pragmatischen ›Vorzügen‹ bei der Entscheidung für ein Findlingsdenkmal gab es aber auch ideologische Gründe. Nach völkischer Lehre im 19. Jahrhundert wurden Findlinge als urgermanische Zeugnisse angesehen. Die so genannten ›Hünengräber‹ aus prähistorischer Zeit wurden als germanische ›Heldenhügel‹ gedeutet und ihnen wurde eine spezifische nationale Aura zugesprochen. Aus diesem Grund wurden sie gegen Ende des 19. Jahrhunderts von den Stiftern als besonders geeignet angesehen, identitätsstiftend zu wirken: eine geeinte deutsche Nation, die sich auf ihre germanischen Wurzeln besinnt [...]

Auch in der Zeit nach dem ersten Weltkrieg wurden [...] neue Findlingsdenkmäler errichtet. Sie folgten in ihrer Bedeutung weiterhin der germanischen Tradition und zeugten von der nationalistischen Haltung der Stifter, für die der deutsche Geist im ersten Weltkrieg unzerstörbar war.«

• Kerstin Klingel, Eichenkranz und Dornenkrone, Landeszentrale für politische Bildung Hamburg, S. 45-47, S. 65-66


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Das Findlingsdenkmal in Marienwarder, Kreis Plön, zum 1. Weltkrieg

Unsere Dokumentation


»Gleich ihren Vorbildern und Ahnen, den Hünengräbern aus der Kultur der germanischen Steinzeit, sind diese gewaltigen Gebilde ein Sinnbild der Urkraft und der feierlich weltentrückten stillen Ehrung. Mehr vielleicht als Worte es tun können, reden diese massigen Urformen zu uns von Ruhe, Erhabenheit, Selbstbewußtsein und stahlharter Kraft. Ihre Unbehauenheit ist wie der Frontsoldat selbst, hart und grobknochig und doch riesengroß, urhaft. Jeder für sich und in sich ruhend, hart und grobknochig, drohend und machtvoll, ein einziger Trotz und Wille.«

Karl von Seeger, Das Denkmal des Weltkriegs, Stuttgart 1930, S.28

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Das Eiserne Kreuz

Nach einer Skizze des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III wurde der berühmte Baumeister Karl Friedrich Schinkel am 13. März 1813 mit der Erstellung einer Reinzeichnung für das erste Eiserne Kreuz beauftragt.

Am 8. August 1914 hatte Wilhelm II dann in seiner Eigenschaft als preußischer König die Stiftung seiner beiden Vorgänger erneuert und machte das Eiserne Kreuz durch seine breit angelegte Verleihungspraxis zu einem quasi deutschen Orden.

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• »Fake News« anno 1914: Das Deutsche Reich hatte gerade das neutrale Belgien überfallen, damit die Truppen sich auf dem schnellsten Weg zum Erzfeind Frankreich begeben konnten.

Mit der vierten Stiftung zu Beginn des 2. Weltkriegs durch Adolf Hitler wurde es am 1. September 1939 auch offiziell zu einer deutschen Auszeichnung. Hitler verzichtete auf seine Initialen als Führer und Oberbefehlshaber der Wehrmacht, die auf ihn persönlich vereidigt war. Stattdessen wurde das Hakenkreuz, das Symbol des NS-Staates, in die Mitte des traditionsreichen Ordens eingefügt und von der Rückseite wurden das Monogramm König Friedrich Wilhelms III. und das Eichenlaub entfernt.


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• Auch Hitler trug das Ehrenkreuz an der Brust

»Vor allem die nahe der Front operierenden Sonderkommandos, die sowohl Juden ermordeten als auch an der Partisanenbekämpfung beteiligt waren, wurden von den Armeegenerälen reichlich mit Eisernen Kreuzen bedacht. Um nur die größten Verbrecher unter ihnen zu nennen, sei auf Rudolf Lange verwiesen, der für den Mord an den Juden Lettlands verantwortlich war, und auf Friedrich Jeckeln, der Massaker um Massaker organisierte, in der Westukraine, in Kiew (Babij Jar) und in Riga. Beide bekamen schließlich das Eiserne Kreuz II. und I. Klasse.«

Zitiert aus einem Artikel »Orden für Massenmord« von Dieter Pohl 

DIE ZEIT, 5.6.2008


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Das Gelände wird neu gestaltet

Am 5. Dezember 2020 schreibt André Trimpop auf der Website der Kirchengemeinde: »Am Ehrenweg tut sich Einiges [...] In der kommenden Woche wird der neue Weg angelegt und wir freuen uns schon darauf, dass bald alles in neuem Glanz erstrahlt!«

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Der Rasen ist verschwunden. Man ahnt die Idee: in der Mitte wird ein Sandweg mit Abzweigungen zu den Monumenten entstehen. Dazwischen liegen mit Kantsteinen abgegrenzte Flächen, die mit Muttererde aufgefüllt wurden. Sie sollen sicher später bepflanzt werden.

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Foto vom 8. Dezember 2020. André Trimpop schreibt dazu im Gemeindebrief 289: »Der Ehrenweg kann sich mittlerweile sehen lassen. Im vergangenen Monat wurden die Ehrenmale gereinigt und instandgesetzt. Um das Engagement in diesen Bereich fortzuführen, haben wir uns etwas ausgedacht. Wir wollen die Metalltafeln neben den Ehrenmalen jeweils um einen QR-Code ergänzen. Darüber gelangt man dann mit dem Smartphone auf eine Webseite, auf der es Fotos und umfangreiche Informationen zu dem jeweiligen Stein gibt. Auch die geschichtlichen Hintergründe des Weges und auch der Kirche können ausführlich erläutert werden.«

Bei unserem erneuten Besuch im März 2022 konnten wir die renovierte Anlage im Abendlicht fotografieren:

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Von der Kirche aus gesehen.

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Der Blick zurück.

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Eins der renovierten Denkmäler, jeder Buchstabe ist nun zu lesen.

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... und das Denkmal für die Soldaten der Deutschen Wehrmacht hat im März 2022 eine ukrainische Fahne aus Stiefmütterchen erhalten.


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I N H A L T

Das Denkmal
Die Inschriften
Historische Fotos
Das Eiserne Kreuz
Erhebung Schleswig-Holsteins
Doppeleichen

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Tarbek, Kreis Segeberg

Am Dörpplatz beim Feuerwehrhaus

Neben der Einfahrt zum Feuerwehrhaus befindet sich das Kriegerdenkmal für die toten Soldaten beider Weltkriege.

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Das ursprünglich allein stehende Denkmal für die toten Soldaten des 1. Weltkriegs wurde 1955 durch Seitenflügel mit Namenssteinen und eine Widmungstafel für die toten Soldaten des 2. Weltkriegs ergänzt.

 

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Umrahmt wird die Denkmalsanlage von einer hohen Hecke aus Kirschlorbeer und Rhododendren. Dahinter stehen drei Fahnenmasten. Eine niedrige Felssteinmauer mit stabilem schwarzen Eisenzaun und einer Pforte zwischen zwei gemauerten Pfeilern begrenzt die Anlage zur Straße hin.

 

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Innen ist der Platz mit Kies aufgefüllt. Der hier gezeigte Kranz wurde zum Volkstrauertag 2018 vor der Tafel: »1939 - 1945 Unseren Helden zum Gedenken« niedergelegt.

 

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Hier sieht man die zwei Widmungstafeln. In den Sockel des ursprünglichen Denkmals wurde die ergänzende Tafel eingelassen.

 

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Auf dem schroffen Findling ist oben ein Eisernes Kreuz im Relief zu sehen, mit Kaiserkrone, »W« für Kaiser Wilhelm II und dem Jahr der erneuten und enorm ausgeweiteten Stiftung des Ordens: 1914. Das Eiserne Kreuz und die darunter eingelassene Bronzetafel sind insgesamt von einer gravierten Linie umgeben.

 

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Die Bronzetafel wurde mit vier Ziernägeln am Findling befestigt. Das ovale hervorgehobene Namensfeld wird gekrönt von einer Pickelhaube im Relief mit ehrendem Laub: rechts ein Lorbeer-, links ein Eichenzweig.

Die Pickelhaube (amtlich hieß sie: »Helm mit Spitze«) war eine zunächst rein militärische, dann auch polizeiliche Kopfbedeckung, die ab 1843 in der preußischen Armee eingesetzt wurde. Als verbesserter Kopfschutz wurde dann im Laufe des Jahres 1916 im deutschen Heer der Stahlhelm aus heißgepresstem Chromnickelstahl eingeführt.

Im Oval folgt in einer klassischen Serifenschrift:

Es fielen für’s Vaterland
1914 – 1918

Es werden fünf Namen mit Todesdatum genannt

Ehre ihrem Andenken!

 

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Im Podest eingelassen ist eine Tafel aus rötlichem, teils poliertem Granit mit der Widmung:

1939 (Eisernes Kreuz mit Innenkontur) 1945

Darunter, zur Mitte gekreuzt, ein Lorbeer- und ein Eichenzweig

Unseren Helden
Zum Gedenken

 

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In die abfallend gemauerten Feldsteinseitenflügel sind jeweils fünf helle, oben abgerundete Steinplatten eingelassen.

 

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Darauf werden die Namen der 25 toten Soldaten des 2. Weltkriegs mit Geburts- und Sterbe- bzw. Vermisstendatum genannt. Ein Ordnungsprinzip ist nicht erkennbar. Es werden allerdings feine Unterschiede gemacht: Max Saggau z.B. hat ein »gef.«, während Alwin Hippe ein Kreuz vor seinem Sterbetag hat. Er ist vermutlich im Lazarett gestorben und nicht im »heldenhaften« Kampf.

 

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2001 erhält Tarbek sein Ortswappen, zum 700 jährigen Bestehen Tarbeks wurde 2005 neben der Kriegerdenkmalsanlage ein Gedenkstein mit dem neuen Wappen enthüllt.

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Die Inschriften

Fachleute definieren Begriffe, die auf den Denkmalstafeln in Tarbek genannt werden:

Vaterland: Wenn in den Inschriften explizit erwähnt wird, für was die Soldaten gestorben sind, ist es in den häufigsten Fällen das »Vaterland«. Die Verwendung dieses Begriffes war nach dem Ersten Weltkrieg meist mit einer nationalistischen Haltung verbunden: das deutsche Vaterland, mit dem die eigene Identität untrennbar verknüpft ist, und nur das deutsche Vaterland stellt höchsten Wert dar. Dass dieses »Vaterland« aus dem Streben nach europäischer Vormachtstellung mit im wahrsten Sinne Feuereifer in den Ersten Weltkrieg eingetreten ist, die Soldaten also in Wahrheit für einen Staat starben, der mittels ihrer Hilfe und ohne Rücksicht die eigenen Machtinteressen verfolgte, wird ausgeblendet. 

Kerstin Klingel, Eichenkranz und Dornenkrone, 2006, Landeszentrale für politische Bildung Hamburg

Kriegerdenkmäler für den »gemeinen Mann« stehen in einer eigenen Tradition, die begann, als im 18. Jahrhundert das stehende Heer das Söldnerheer verdrängte und das stehende Heer sich durch die allgemeine Wehrpflicht – in Preußen 1814 eingeführt – zum Volksheer wandelte. Das Söldnerheer verrichtete ein riskantes aber Profit versprechendes Handwerk. Das Freiwilligen- oder Volksheer griff nicht des Geldes wegen zu den Waffen. Die Vorstellung, das Vaterland von feindlicher Besetzung zu befreien oder vor feindlichem Zugriff zu schützen, wurde auch in den Kriegen aufrechterhalten und propagiert, wo die Führung den Angriff befahl. Denkmäler tradieren seit ihrem ersten Auftreten die Überzeugung, im Krieg für drei traditionsreiche Werte gekämpft zu haben: »für das Vaterland als höchstem Gut, dem der Einzelne unter Aufbietung aller Kräfte diente, zweitens der Monarchie, der er sich bereitwillig unterordnete und drittens seinem überzeugtem Christentum.« (zitiert nach Lurz, Kriegerdenkmäler in Deutschland, Band 1, S. 260) Ein solches Bewusstsein lässt nicht daran zweifeln, auf der richtigen Seite und für die gute Sache gekämpft zu haben.

• Hartmut Häger, Kriegstotengedenken in Hildesheim, S. 78


Ehre: Ehren kann mehr bedeuten als nur jemanden in guter Erinnerung zu bewahren. Es kann die Absicht beinhalten, jemanden auszuzeichnen, also eine besondere Leistung, ein besonderes Verhalten, eine besondere Haltung hervorzuheben. Eine solche Form der Ehrung ist im zivilen Bereich mit der Verleihung von Ehrenbezeichnungen, Urkunden, Ehrenringen oder -plaketten oder auch Orden verbunden, im militärischen Bereich vor allem mit Orden [meist dem Eisernen Kreuz]. Das Kriegerdenkmal wird diesen Ordens- und Ehrenzeichen gleichsam zur Seite gestellt und posthum kollektiv verliehen. Grund der Auszeichnung ist die durch den Tod besiegelte besondere Treue oder Tapferkeit, Haltungen, die auch heute noch der Soldateneid einfordert.

• Ebd., S. 33


Unseren Helden: Wie verhalten wir uns dazu, dass wir heute wissen, dass sich die Soldaten damals für das Falsche eingesetzt haben?

Gefallene: ... verweist auf das Wort »fallen«, dem Wörter wie »hinfallen« aber auch »fällen« zuzuordnen sind. Der Tod im Krieg versinnbildlicht sich in diesen Wörtern. Er entkleidet sich im Wort »fallen« seines Schreckens, im Wort »fällen« verkleidet er sich in einen starken Baum, der von einem Naturereignis (Blitzschlag) oder einem übermächtigen technischen Mittel (Axt, Säge) umgelegt wurde. Es ist ein aseptischer Tod, der nichts mit den apokalyptischen Bildern gemein hat, die beispielsweise Erich Maria Remarque und Wolfgang Borchert in der Literatur oder Otto Dix in der bildenden Kunst hervorrufen: zerfetzte Gedärme, verpestete Lunge [...] Für das Fallen ist niemand so recht haftbar zu machen: der Schnee fällt, die Aktienkurse fallen – das Schicksal waltet hier wie dort.

• Ebd., S. 22

Die Überhöhung des soldatischen Opfers lässt sich nicht nur an den Kriegerdenkmälern ablesen, sondern auch am Siegeszug einer Metapher: »der Gefallenen«. [...] Ihre Stunde schlug im ersten Weltkrieg, als die unterschiedslose und massenhafte Vernichtung der Soldaten nach sprachlicher Bewältigung verlangte. Die Bezeichnung »Gefallene« eroberte jetzt Inschriften und Ansprachen, Briefe und Statistiken.
Im Wort »fallen« verschmolzen Abschiedsschmerz und Opfermythos, und mit jeder Verwendung wurde diese Verbindung abgerufen und bestätigt. Zugleich ließ sich der Ausdruck wie eine Abkürzung verwenden. Je selbstverständlicher wurde, dass ein Soldat der »fiel«, dies für das Vaterland, das Volk oder wofür auch immer tat, umso eher ließ sich auf die immer neue Benennung dieser Opferziele verzichten. Deren Gefühlswert übertrug sich auf das Wort »fallen«, das zur Chiffre all dieser Sinnstiftungen aufstieg. Wer gefallen war, der war jetzt stets schon für die vermeintlich gute Sache gestorben, der hatte seine Opferbereitschaft bewiesen.

Klaus Latzel, ZEITGeschichte 4/2018, S. 100

Gedenken: Doch nur scheinbar stellt sich das Kriegerdenkmal dem Vergessen in den Weg. Tatsächlich befördert es das Vergessen, indem es nur ausgewählte Aspekte des Geschehenen repräsentiert: Wirkungen ohne Ursachen, Geschehnisse ohne Geschichte, Ergebnisse ohne Prozesse, Namen ohne Persönlichkeit, Opfer ohne Täter. »Auf welchem dieser steinernen oder metallenen ›Ehrenmale‹ wurde beim Namen genannt, für wen oder was gestorben worden ist? Kein Wort von nationaler Machtpolitik, von Hegemonialstreben, nackten Besitzinteressen, Beutegier, Eroberungsgelüsten und Weltherrschaftsphantasien, für die Millionen von deutschen und fremden Soldaten umgekommen sind. Diese Motive werden ebenso wenig genannt wie die Namen derer, die in den beiden Weltkriegen aus dem Massensterben Profit geschlagen, Blut in Gold verwandelt und zu ihrem eigenen militärischen Ruhm gewissenlos ganze Armeen geopfert haben.« [Giordano, Die zweite Schuld, S. 324].

• zitiert aus Hartmut Häger, Kriegstotengedenken in Hildesheim, S. 29


Ende der 60er, Anfang der 70er gibt es in Deutschland einen grundlegenden Paradigmenwechsel. Es kommen jüngere Historiker und jüngere Offiziere in verantwortliche Positionen, die vieles von dem was vor 1914 bis 1918 war hinterfragen, die auch ganz andere Fragen an die Vergangenheit stellen und an die entsprechenden Repräsentationen der Vergangenheit. Die sich fragen: Ist es noch zeitgemäß Erinnerungen zu pflegen, die Ausdruck von Aggression, Imperialismus und Hybris ist?

Michael Epkenhans, Historiker, Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr, Potsdam

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Historische Fotos

So sah das Denkmal vor der Erweiterung 1955 aus. Der Findling steht allein inmitten einer üppigen Bepflanzung.

 

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Die niedige Mauer wird vorne von zwei Eckpfeilern mit aufgesetzten Halbkugelsteinen begrenzt. Man betritt die kleine Anlage durch eine verzierte Eisenpforte.

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Auf der Postkarte aus dem Jahr 1965 sieht man schon die erweiterte Anlage, die im Herbst 1955 eingeweiht worden war. Jetzt wird der toten Soldaten beider Weltkriege gedacht. Der Findling hat die Seitenflügel bekommen, die Umzäunung ist erneuert und erweitert worden. Der Platz ist jetzt weitgehend mit Kies belegt. An beiden Seiten wurden Ruhebänke aufgestellt.

Später wurde die Umzäunung noch einmal neu gestaltet: weniger Pfeiler, eine auch optisch stabilere Abgrenzung und eine neue Pforte. Innen bleibt es beim Kies, eine runde Steinschale und schmale Beete können bepflanzt werden. So ist es bis heute.

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Das Eiserne Kreuz

Nach einer Skizze des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III wurde der berühmte Baumeister Karl Friedrich Schinkel am 13. März 1813 mit der Erstellung einer Reinzeichnung für das erste Eiserne Kreuz beauftragt.

Am 8. August 1914 hatte Wilhelm II dann in seiner Eigenschaft als preußischer König die Stiftung seiner beiden Vorgänger erneuert und machte das Eiserne Kreuz durch seine breit angelegte Verleihungspraxis zu einem quasi deutschen Orden. Mit der vierten Stiftung zu Beginn des 2. Weltkriegs durch Adolf Hitler wurde es am 1. September 1939 auch offiziell zu einer deutschen Auszeichnung. Hitler verzichtete auf seine Initialen als Führer und Oberbefehlshaber der Wehrmacht, die auf ihn persönlich vereidigt war. Stattdessen wurde das Hakenkreuz, das Symbol des NS-Staates, in die Mitte des traditionsreichen Ordens eingefügt und von der Rückseite wurden das Monogramm König Friedrich Wilhelms III. und das Eichenlaub entfernt.


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• Auch Hitler trug das Ehrenkreuz an der Brust

»Vor allem die nahe der Front operierenden Sonderkommandos, die sowohl Juden ermordeten als auch an der Partisanenbekämpfung beteiligt waren, wurden von den Armeegenerälen reichlich mit Eisernen Kreuzen bedacht. Um nur die größten Verbrecher unter ihnen zu nennen, sei auf Rudolf Lange verwiesen, der für den Mord an den Juden Lettlands verantwortlich war, und auf Friedrich Jeckeln, der Massaker um Massaker organisierte, in der Westukraine, in Kiew (Babij Jar) und in Riga. Beide bekamen schließlich das Eiserne Kreuz II. und I. Klasse.«

Zitiert aus einem Artikel »Orden für Massenmord« von Dieter Pohl 

DIE ZEIT, 5.6.2008

 

Als Kriegsauszeichnung oder Verdienstorden wird das Eiserne Kreuz seit 1945 nicht mehr verliehen. Aufgrund seiner identitätsstiftenden Tradition bestimmte am 1. Oktober 1956 Bundespräsident Theodor Heuss das Eiserne Kreuz zum Erkennungszeichen für die Luftfahrzeuge und Kampffahrzeuge der Bundeswehr. So stellt es in allen drei Teilstreitkräften das Hoheitszeichen dar (z. B. an gepanzerten Fahrzeugen und an Luftfahrzeugen). Die Truppenfahnen der Bundeswehr tragen in ihrer Spitze ein durch goldenes Eichenlaub umfasstes Eisernes Kreuz. Auch das Ehrenzeichen der Bundeswehr (Ehrenmedaille, Ehrenkreuz in Bronze, Silber oder Gold) trägt das Eiserne Kreuz als Symbol für Freiheitsliebe, Ritterlichkeit und Tapferkeit auf der Vorderseite. Ebenso wird es auf Briefen, Visitenkarten und im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit als »Dachmarke« der Bundeswehr verwendet. Das Eiserne Kreuz als Symbol findet sich noch heute in verschiedenen Verbandsabzeichen der Bundeswehr.

Nach Wikipedia, abgerufen am 7. 12. 2017

Neben dem Thorshammer ist das Eiserne Kreuz das am häufigsten gezeigte Symbol in der rechten Szene. Es wird in allen erdenklichen Formen angeboten, z. B. als Ohrstecker, Anhänger oder Gürtelschnalle.

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Erhebung Schleswig-Holsteins

Neben der Anlage für die toten Soldaten beider Weltkriege befindet sich auf einer Raseninsel zwischen den Straßen ein Findling zur »Erhebung Schleswig-Holsteins« am 24. März 1848.

 

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Das Ensemble der drei Denkmäler vor der Einfahrt zum Feuerwehrhaus.

 

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Sehr schön sieht man hier den Findling mit der Erinnerungstafel an die Schleswig-Holsteinische Erhebung über die Jahrzehnte heute fast eingequetscht zwischen zwei Eichen – der Doppeleiche als Sinnbild für die Einheit von Schleswig und Holstein.

 

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Die reich verzierte Gußtafel trägt die Inschrift:

Zur Erinnerung an die vor 50 Jahren erfolgte Erhebung Schleswig-Holsteins
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Errichtet am 24. März 1898


Die Schleswig-Holsteinische Erhebung entstand im Zusammenhang mit den revolutionären Bewegungen 1848 als Konflikt zwischen den nationalistischen Strömungen in Dänemark und Deutschland. Die Schleswig-Holsteiner strebten die gemeinsame Loslösung der beiden Herzogtümer aus dem deutsch-dänischen Gesamtstaat und die Eingliederung beider in den Deutschen Bund an. Die dänischen Nationalisten wiederum strebten einen Nationalstaat an, zu dem nur das Herzogtum Schleswig gehören sollte.

Über diesem Konflikt kam es zu einem – mit Unterbrechungen – dreijährigen Krieg (1848 – 1851), bei dem die Schleswig-Holsteiner von den Staaten des Deutschen Bundes unterstützt und nach anfänglichen Erfolgen schlussendlich von der dänischen Seite besiegt wurden.

Dem britischen Premier Lord Palmerston (1784 bis 1865) zufolge war die Schleswig-Holstein-Frage so kompliziert, dass nur drei Menschen sich darin auskennen würden: Albert von Sachsen-Coburg-Gotha, Prinzgemahl von Queen Victoria, der schon tot sei, ein Professor, der verrückt geworden sei, und er selbst, doch habe er alles wieder vergessen, sonst wäre er auch verrückt geworden.

1849 errichteten die »Schleswig-Holsteinischen Kampfgenossen« einen Gedenkstein auf dem Alten Friedhof in Flensburg, er sollte die ewige Verbindung zwischen Schleswig und Holstein symbolisieren. 1851 entfernten ihn die dänischen Behörden. 1898, zur Feier des 50. Jahrestages der Eroberung der dänischen Festungsanlagen, wurde dieser Findling aufgestellt.

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Doppeleichen

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Anzeige des Gärtners Beck: »Zur Verherrlichung des Nationalgesanges«

An die Schleswig-Holsteinische Erhebung von 1848 erinnern die so genannten Doppeleichen, die in vielen Dörfern anlässlich des 50. Jahrestages am 24. März 1898 unter besonderen Feierlichkeiten gepflanzt wurden. Sie galten den schleswig-holsteinisch Gesinnten als Sinnbild für Freiheit und Unabhängigkeit von Dänemark sowie für die Einheit von Schleswig und Holstein. Deshalb findet man diese Art von Gedenkbäumen auch nur im nördlichsten Bundesland. Das Privileg von Ripen von 1460 und das Schlagwort »Up ewig ungedeelt« diente dabei den Schleswig-Holsteinern als Grundlage ihres Anspruchs. Die Idee der Doppeleiche kam erstmalig auf dem schleswig-holsteinischen Sängerfest 1844 in Schleswig auf, als das Schleswig-Holstein-Lied erstmalig gesungen wurde; hier heißt es in der 7. Strophe: »Teures Land, du Doppeleiche, unter einer Krone Dach, stehe fest und nimmer weiche, wie der Feind auch dräuen mag! Schleswig-Holstein, stammverwandt, wanke nicht, mein Vaterland!«.

Als Standort dieser Bäume wählte man besonders exponierte Plätze in der Dorfmitte oder in der Nähe von Schulen und Gaststätten. Es gab zwei Möglichkeiten, eine Doppeleiche zu schaffen: Entweder pflanzte man zwei Eichen in einem Pflanzloch so eng zusammen, dass aus einer Wurzel die Stämme wuchsen [wie in Tarbek], oder man ordnete die beiden Eichen so an, dass diese aus zwei Pflanzstellen herauswuchsen und im Stammbereich zusammengeführt wurde.

• Telse Stoy, Heimatgemeinschaft Eckernförde e. V., 2014. »Doppeleichen in Schleswig-Holstein«, in: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. www.kuladig.de/Objektansicht/SWB-261830, abgerufen: 18. Februar 2019.

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I N H A L T
Das Denkmal
Das Eiserne Kreuz

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Thaden,
Kreis Rendsburg-Eckernförde

Gepflegte große Anlage mitten in einem kleinen Ort

Aus Natursteinen gemauertes dreiteiliges Denkmal gekrönt von einem plastischen Eisernen Kreuz.

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Inschrift:
Sie gaben Ihr alles, / Ihr Leben, Ihr Blut, / sie gaben es hin / mit heiligem Mut / Für uns! / 1914 (Eisernes Kreuz) 1918


              SH Thaden Tafel

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Das Eiserne Kreuz

Nach einer Skizze des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III wurde der berühmte Baumeister Karl Friedrich Schinkel am 13. März 1813 mit der Erstellung einer Reinzeichnung für das erste Eiserne Kreuz beauftragt.

Am 8. August 1914 hatte Wilhelm II dann in seiner Eigenschaft als preußischer König die Stiftung seiner beiden Vorgänger erneuert und machte das Eiserne Kreuz durch seine breit angelegte Verleihungspraxis zu einem quasi deutschen Orden. Mit der vierten Stiftung zu Beginn des 2. Weltkriegs durch Adolf Hitler wurde es am 1. September 1939 auch offiziell zu einer deutschen Auszeichnung. Hitler verzichtete auf seine Initialen als Führer und Oberbefehlshaber der Wehrmacht, die auf ihn persönlich vereidigt war. Stattdessen wurde das Hakenkreuz, das Symbol des NS-Staates, in die Mitte des traditionsreichen Ordens eingefügt und von der Rückseite wurden das Monogramm König Friedrich Wilhelms III. und das Eichenlaub entfernt.


SH Wulfsdorf Hitler EK web

• Auch Hitler trug das Ehrenkreuz an der Brust

»Vor allem die nahe der Front operierenden Sonderkommandos, die sowohl Juden ermordeten als auch an der Partisanenbekämpfung beteiligt waren, wurden von den Armeegenerälen reichlich mit Eisernen Kreuzen bedacht. Um nur die größten Verbrecher unter ihnen zu nennen, sei auf Rudolf Lange verwiesen, der für den Mord an den Juden Lettlands verantwortlich war, und auf Friedrich Jeckeln, der Massaker um Massaker organisierte, in der Westukraine, in Kiew (Babij Jar) und in Riga. Beide bekamen schließlich das Eiserne Kreuz II. und I. Klasse.«

Zitiert aus einem Artikel »Orden für Massenmord« von Dieter Pohl in DER ZEIT vom 5. Juni 2008.

DIE ZEIT, 5.6.2008

 

Als Kriegsauszeichnung oder Verdienstorden wird das Eiserne Kreuz seit 1945 nicht mehr verliehen. Aufgrund seiner identitätsstiftenden Tradition bestimmte am 1. Oktober 1956 Bundespräsident Theodor Heuss das Eiserne Kreuz zum Erkennungszeichen für die Luftfahrzeuge und Kampffahrzeuge der Bundeswehr. So stellt es in allen drei Teilstreitkräften das Hoheitszeichen dar (z. B. an gepanzerten Fahrzeugen und an Luftfahrzeugen). Die Truppenfahnen der Bundeswehr tragen in ihrer Spitze ein durch goldenes Eichenlaub umfasstes Eisernes Kreuz. Auch das Ehrenzeichen der Bundeswehr (Ehrenmedaille, Ehrenkreuz in Bronze, Silber oder Gold) trägt das Eiserne Kreuz als Symbol für Freiheitsliebe, Ritterlichkeit und Tapferkeit auf der Vorderseite. Ebenso wird es auf Briefen, Visitenkarten und im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit als »Dachmarke« der Bundeswehr verwendet. Das Eiserne Kreuz als Symbol findet sich noch heute in verschiedenen Verbandsabzeichen der Bundeswehr.

Nach Wikipedia, abgerufen am 7. 12. 2017

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I N H A L T
Das Denkmal
Die Erweiterung
Historische Fotos
Der Bildhauer H. Hosaeus

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Thürk, Kreis Ostholstein

Am Wegedreieck der Straße »Zum Diekkamp«

1928 wurde hier das Kriegerdenkmal für die 15 toten Soldaten des Dorfes Thürk errichtet und eingeweiht. Der Berliner Bildhauer Prof. Hermann Hosaeus (1875 - 1958) hat es entworfen.


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Das Denkmal in Thürk aus einer in Bogen geformten Sandsteinplatte trägt den Umriss eines Eisernen Kreuzes aus Metall. »Es sieht aus wie ein Eichenlaubblatt«, das sagte schon der Lehrer von Udo Harder, dem Heimatforscher von Thürk. Die Inschrift lautet:

Für Deutschland
1914         1918
zogen in Kampf und Tod

Zwischen den Jahreszahlen endet das Halbrelief eines nach unten geneigten zergebrochenen Schwerts mit verziertem Knauf, umrankt von einem Eichenzweig. Unter der Inschrift sind die 15 Namen der toten Soldaten des 1. Weltkriegs eingraviert.
 

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Die Sandsteinplatte steht auf einem runden Sockel aus vermauerten bunten Felssteinen.

 

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Die eingravierte Signatur von Hermann Hosaeus an der rechten Seite des Denkmals.


Ebenfalls dokumentiert sind auf dieser Website Denkmäler von Hosaeus in:

Hamburg Harburg
Hamburg Wilhelmsburg
Schleswig-Holstein Eutin


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Die Erweiterung

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1966 setzten Pioniere der Bundeswehr einen großen Findling neben das erste Denkmal. Die Namen der neun toten Soldaten des 2. Weltkriegs sind mit metallenen Lettern darauf angebracht. Mittlerweile ist er mit Efeu bewachsen.

 

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2005 wurde die baufällige Mauer der Denkmalsanlage abgerissen, die Dorfbewohner errichteten eine neue Einfassung mit Granitstehlen, die durch Ketten verbunden sind. Die Pforten an beiden Seiten tragen ein Eisernes Kreuz. Die Anlage ist großzügig und sehr gepflegt.

• Wir danken Udo Harder für die Informationen, die wir der von ihm verfassten Thürker Chronik entnehmen durften.


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Historische Fotos

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1928: Die neue Denkmalsanlage am Wegedreieck ist eingeweiht, die Eiche hinter dem Denkmal ist gepflanzt – noch ist sie kleiner als das Denkmal selbst.

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1928: Die Buchstaben sind deutlich schwarz ausgemalt, das Eiserne Kreuz steht noch auf einer symbolischen Weltkugel.

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In den letzten Kriegstagen 1946 fiel eine englische Fliegerbombe auf die Anlage und zerstörte einen Teil der Mauer und die rechte Pforte.

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Die reparierte Mauer um die jetzt erweiterte Denkmalsanlage: der Findling mit den Namen der toten Soldaten des 2. Weltkriegs ist dazu gekommen.


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2005: die neue Umrandung – eine Gemeinschaftsarbeit der Dorfbewohner – ist fertiggestellt.


• Wir danken Udo Harder für die Fotos. Er musste als 14-jähriger Junge mitansehen, wie neben der gerade aufgegebenen Dorfschule von Thürk das gesammelte Archiv des Lehrers verbrannt wurde. Schon damals war ihm klar, dass dort Schätze unwiederbringlich verloren gegangen sind. So werden wir wohl nie erfahren, wie das kleine Dorf Thürk in Ostholstein zu einem Denkmal von Prof. Hermann Hosaeus aus Berlin kam. Auch im Archiv der Technischen Universität Berlin, an der er gelehrt hat und die seinen Nachlass verwaltet, gibt es keinen Hinweis.


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Der Bildhauer H. Hosaeus

»Hermann Hosaeus wurde 1875 in Eisenach geboren. Aufgewachsen ist er in Buxtehude, und von hier aus lernte er Hamburg kennen. Er besuchte die Kunstgewerbeschulen in Dresden, Nürnberg, München und zuletzt die Berliner Akademie, wo er von 1898 bis 1900 Meisterschüler bei Reinhold Begas war. Sein Lebensmittelpunkt wurde Berlin, wo er 1922 Professor an der Technischen Universität Berlin-Charlottenburg wurde. Dass Hosaeus ein anerkannter Künstler war, unterstreicht auch seine Berufung an die Preußische Akademie der Künste. (...)

Sein eigentliches Betätigungsfeld wurde die Gestaltung von Kriegerdenkmälern. Im Kyffhäuserbund übernahm er den Vorstand und die Aufgabe des künstlerischen Beauftragten. Dieser Bund existierte seit 1900, er war der Dachverband der Deutschen Landeskriegerverbände. Ursprünglich oblag ihm die Pflege des Kyffhäuserdenkmals, das von 1891 bis 1897 zu Ehren des 1888 verstorbenen Kaisers Wilhelm I. errichtet wurde. Es gehört noch heute zu den imposantesten monumentalen Gedenkbauwerken Deutschlands. In diesem Bauwerk kam vor allem zum Ausdruck, sich vor inneren (gemeint ist die Sozialdemokratie) und äußeren Feinden zu schützen. Das war ganz im Sinne der Kriegervereine, die die Reichseinheit propagierten. 1922 wurde aus dem Kyffhäuserbund der Dachverband des Reichskriegerverbandes, der bald Wegbereiter der nationalsozialistischen Ideologie wurde. 1934 wurde er ›gleichgeschaltet‹ und 1943 auf Reichsebene aufgelöst.

Es verwundert nicht, dass Hosaeus sich in diesem Verein gut aufgehoben verstand, wo er während des Aufstiegs der Nationalsozialisten zahlreiche Aufträge erhielt, häufig wohl ohne Ausschreibung.«

• Der »Harburger Soldat« und sein Erbauer Hermann Hosaeus, Ralf Busch im Harburger Jahrbuch 23, 2012


HH Harburg HosaeusFoto: Helmsmuseum


Hermann Hosaeus in seiner Werkstatt mit dem Kopf des »Soldaten«, der bis heute vor der Johanniskirche in Hamburg-Harburg steht.

Hamburg-Harburg


Auf dieser Website dokumentieren wir Denkmäler von Hosaeus in:

Schleswig-Holstein Eutin

Hamburg-Wilhelmsburg


Hermann Hosaeus war während des 1.Weltkriegs an leitender Stelle in der Staatlichen Beratungsstelle für Kriegerehrungen tätig und verfasste 1922 Leitsätze für die »Vaterländische Bauhütte« zur Ausführung und Aufstellung von Kriegerdenkmälern:

Leitsätze 1922, Verlag Deutscher Bund Heimatschutz

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I N H A L T
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Die Denkmalsanlage
• Das Kreuz als Kriegerdenkmal
Der Gedenkstein von 2022
»Von Auschwitz nach Plön«
Ilonka Pfeffer

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Timmdorf, Kreis Ostholstein

Oberhalb des Ortes auf dem Himberg

Am Fuß des Berges verläuft die Eisenbahntrasse Kiel – Malente, seit der Gedenksteinsetzung 2022 hat das eine besondere Bedeutung.


SH Timmdorf Anlage web


An der höchsten Stelle des Himbergs steht ein großes Holzkreuz. Die begradigte Rasenfläche davor wird von einer Feldsteinmauer gestützt, sie ist ringsum bepflanzt. Links und rechts neben dem Kreuz liegen zwei Findlinge, sie gleichen sich in der Form.

SH Timmdorf Stein 1WK web


Auf den Findlingen ist jeweils über den Jahreszahlen der beiden Weltkriege ein gefiedertes Blatt eingemeißelt. Ziffern und Blattlinien wurden dunkel ausgemalt. Der linke Stein ist dem 1. Weltkrieg gewidmet:

1914 – 1918

SH Timmdorf Stein 2WK web


Der rechte dem 2. Weltkrieg:

1939 – 1945

Die Steine ähneln sich wie Zwillinge, wir vermuten, dass beide nach dem 2. Weltkrieg her- und aufgestellt worden sind.

Die gefiederten Blätter auf den Steinen neigen sich einander zu. Sie entziehen sich jeglicher nationalistischer oder militaristischer Symbolik. Wir sehen kein Eisernes Kreuz, keinen Stahlhelm, wir lesen keine herorisierende Inschrift. Das ist symphatisch. Wir erfahren aber auch nicht, welcher Menschen und welcher Ereignisse an diesem Ort gedacht werden soll.

In der Rede zur Einweihung des neuen, dritten Gedenksteins für die im letzten Kriegsjahr 1945 auf einem Gefangenentransport bei Timmdorf getöteten jungen jüdischen Frauen wird auch gesprochen von den hoffnungsvoll geliebten, jungen Männern, derer hier auf dem Himberg seit langem schon gedacht wird, die als Soldaten in den Krieg ziehen mußten und nicht zurückkamen. Was hätten diese jungen Frauen und Männer alles zusammen erleben können, wenn nicht ... so sehen es wohl die Timmdorfer.

Ausgeblendet wird dabei die Möglichkeit, dass auch die jungen Wehrmachtssoldaten aus Timmdorf an der Bewachung, Verfolgung, Ermordung von Jüdinnen und Juden und anderen Kriegsverbrechen beteiligt gewesen sein können. Dann würde Tätern und Opfern am selben Platz gedacht.

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Das Kreuz als Kriegerdenkmal

Das Kreuz mit je einem Stein an den Seiten steht im Zentrum der Gedenkanlage in Timmdorf, unweigerlich muss man an Golgatha denken, wo den neutestamentlichen Evangelien zufolge Jesus von Nazareth gekreuzigt wurde. Die Denkmalanlage in Timmdorf zeigt keine militärischen Symbole, es werden aber auch keine Namen genannt, aus denen man schließen könnte, dass hier militärischer und ziviler Opfer gedacht wird. Durch die Rede, die zur Einweihung des neuen Gedenksteins im Mai 2022 gehalten wurde, erfahren wir aber, dass die Timmdorfer hier der toten Soldaten gedenken.

Mit dem Symbol des Kreuzes nimmt die Inszenierung der Anlage Bezug auf den christlichen Glauben, dass Jesus den Opfertod gestorben ist, um die Menschheit zu erlösen. Besonders nach der Niederlage im 1. Weltkrieg und der in der Öffentlichkeit als riesige Last empfundenen Bedingungen des Versailler Friedens wurden vermehrt christliche Motive und Sprüche gesucht, um dem Soldatentod eine nachträgliche Deutung zu geben. Soldatisches Handeln und Sterben wurden schon im Verlauf des Krieges mit den schwindenden militärischen Erfolgsaussichten zunehmend heroisiert, wenn nicht sogar mystifiziert, wie mit der Analogie zum Opfertod Jesu.

»Kriege, in denen planvoll getötet und grausam gestorben wird, fordern die Sinnstiftungsleistung des Kollektivs der Überlebenden auf ganz besondere Weise heraus.« schreibt Alexandra Kaiser in »Von Helden und Opfern«. Christliche Analogien sollen dem Soldatentod eine religiöse Weihe geben und ihn als »Opfertod« verklären.

Wer die bewusste Hingabe Jesu auf den Kriegstod bezieht, »…nimmt ihn als gottgegeben an, zu dem es keine Alternative gibt«, schreibt Hartmut Häger in »Kriegstotengedenken in Hildesheim«.

Clemens Tangerding sagt in seinem Beitrag für den Deutschlandfunk »Für Deutschland gestorben« am 18.11.2012: »Die Gedenkstätten sind ausnahmslos Ausdruck des Bedürfnisses, das Gedenken an den Tod der Soldaten zu sakralisieren, also zu etwas Heiligem zu stilisieren. In Form von Kreuzen, Säulen, Räumen der Stille oder Plastiken wird nicht der Tod, sondern der vorgebliche Sinn dieses Todes dargestellt. [...] Die Sakralisierung schirmt die Gedenkorte auch gegen Widerspruch ab, denn wer würde in einem Raum der Stille oder vor einem Kreuz laut protestieren?«


MP Lancken Granitz PK5 Kreuze web


Auf dieser Postkarte wurde das christliche Symbol des Kreuzes missbraucht.


»Während der ganzen Kriegszeit sind die Millionen Bildpostkarten ein wichtiges Propaganda-Instrument zur Stärkung der Kriegsmoral an der Front und in der Heimat. Besonders beliebt sind die Karten(serien) mit biblischen und kirchlichen Zitaten, Symbolen und Texten.«

Wanderausstellung »Gott mit uns« der Ev. Akademie der Nordkirche


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Der Gedenkstein von 2022

Der neue Findling wurde initiiert von der in Timmdorf aufgewachsenen Käthe Birkenfeldt, sie hielt auch die Einweihungsrede. Außerdem beschreibt sie als Zeitzeugin auf der Website von Timmdorf ihre Erlebnisse, u.a. das Zusammentreffen mit zwei Frauen, die 1945 den Transport überlebt haben. Barbara Lorber aus Israel und Mindu Hornick aus England sind im Jahr ihres Besuchs in Deutschland im Mai 2018 91 und 87 Jahre alt gewesen. Mindu Hornick ist für ihre wissenschaftlichen Studien zum Holocaust von der englischen Königin zur »Ritterin« geschlagen worden.

www.timmdorf.de/geschichte


Markus Johansson, Steinmetz aus Behl, gestaltete den Findling unentgeltlich.

SH Timmdorf Stein 3 5 1945 web


Der Stein mit der Informationstafel, zur Einweihungsfeier hübsch bepflanzt.

 

SH Timmdorf Stein 3 5 1945 Detail web


Steinmetz Markus Johansson recherchierte für das Relief zwischen den Inschriftzeilen das Aussehen einer Dampflokomotive aus dem Jahr 1945 und hob den angehängten Viehwaggon, in dem damals die KZ-Häftlinge transportiert wurden, farblich hervor. Die Inschrift lautet:

Transport von
jungen KZ-Frauen
durch Timmdorf
3. Mai 1945

SH Timmdorf Stein 3 5 1945 Tafel web


Der Text auf der Tafel: »Die jüdischen Einwohner Ungarns blieben bis zum Frühjahr 1944 relativ unbehelligt und konnten ihren Berufen nachgehen. Im April 1944 wurden sie auf Veranlassung Eichmanns aufgefordert, sich in einem neu erbauten Ghetto einzufinden. Ende Mai 1944 erfolgte ihr Transport nach Auschwitz/Birkenau in jeweils ca. 50 Personen fassenden Güterwagen. Bei der Ankunft wurde noch an der Rampe unverzüglich die Teilung in Nicht-Arbeitsfähige und Arbeitsfähige vorgenommen – Familien brutal auseinander reißend. Erstere wurden vergast, für die anderen begannen mehrere Wochen streng geordnetes Lagerleben – in ständiger Angst, beim täglichen Appell ins Gas geschickt zu werden.

Nach einigen Wochen wurden die arbeitsfähigen jüdischen meist sehr jungen Frauen in Güterwagen in die zum KZ Neuengamme gehörende Munitionsfabrik ›MUNA Lübberstedt‹ östlich Bremen gebracht, wo sie an der äußerst gefährlichen Herstellung von Seeminen, Flugzeugbomben und Marine-Flak-Sprenggranaten ohne besondere Sicherheitsvorkehrungen beschäftigt wurden. Als im April 1945 die englischen Truppen in die Nähe kamen, wurden die Frauen am 20. April 1945 wieder in Viehwaggons getrieben und auf eine 13-tägige Fahrt mit viel zu knapper Nahrung und wenig Wasser durch Schleswig-Holstein geschickt – sicherlich mit dem Ziel: die in der Lübecker-Neustädter Bucht zum Zweck ihres Untergangs liegenden Schiffe Arcona, Thielbeck, Deutschland und Athen.

Die Fahrt wurde – vermutlich aus Furcht, die schon nahen britischen Truppen könnten den Zug entdecken – in Lübeck für 2 (4?) Tage unterbrochen, während die Frauen hungerten und dursteten. Schließlich wurden dem Zug 18 Munitionswagen mit wohl einem Flakgeschütz angehängt, dann fuhr er in Richtung Kiel weiter. In Bockholt vor Eutin griffen englische Tiefflieger zweimal den Zug an; von den herauslaufenden Frauen wurden viele verwundet und getötet – auch durch Explosion eines der Munitionswagen und Gewehrbeschuss des Wachpersonals. Insgesamt gab es 150 Tote und Verletzte, die nach Weiterfahrt des Zuges am späten Abend von Einheimischen gefunden und in die Eutiner Lazarette gebracht wurden.

Am 3. Mai kam dieser Zug am späten Nachmittag in Timmdorf auf dem hohen Bahngleis über dem Dieksee zum Stehen. Die Wachen neben den Güterwagen duldeten, dass einige Timmdorfer Kinder durch die schmalen Öffnungen in die Wagen hineinsehen konnten, wo junge Frauen in einförmiger Kleidung apathisch auf dem Boden saßen oder lagen. Auf die Frage, wohin der Zug fahre, wurde den Kindern geantwortet: ›An den Westwall‹. Die militärische Begleitung trug schweres Gerät, Gasmasken und Waffen über das Grundstück Walz/Winkelmann zum Dieksee, versenkte einiges von der Brücke und weiteres vom Ruderboot aus an tieferen Stellen des Sees.

Bei der Weiterfahrt wurde der Zug unterhalb des Himbergs wiederum von Tieffliegern beschossen. Von den auf den Berg getriebenen Frauen konnten einige entkommen und wurden von Marianne Littmann in ihrem Stall gesehen. Bei der Weiterfahrt fand ein weiterer gefährlicher Tieffliegerangriff in Höhe Behlersee-Badestrand statt; hier wurden wieder 16 Frauen getötet. Barbara Lorber, die heute 95 Jahre alt ist und in Israel lebt, berichtete bei ihrem Besuch in Timmdorf am 3. Mai 2018, sie sei in ihrem Wagen die einzig Überlebende gewesen. Die Bomben dieses Angriffs lagen teilweise unversehrt auf dem moorigen Boden, wurden von Kindern gefunden und unversehrt in den Kleinen Behlersee geworfen.

Am Abend des 3. Mai erreichte der schwer beschädigte Zug das Gelände vor dem Plöner Güterbahnhof. Die Bewacher setzten sich ab, die Frauen liefen hinauf in das nahe Parnaßgelände. Dort wurden sie von den am 4. Mai Plön erreichenden britischen Truppen gefunden, medizinisch versorgt und später in ihre Heimat zurückgebracht.«

SH Timmdorf Stein 3 5 1945 Musik web


Links steht Käthe Birkenfeldt mit ihrem Redemanuskript zur Einweihung des Gedenksteins und wartet auf Ihren Einsatz nach Beendigung der Musikdarbietung.

SH Timmdorf Stein 3 5 1945 Feier1 web


Bei Gesprächen nach der Feier hatten die zahlreichen Besucher:innen einen Blick von oben auf den Trentsee.

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»Von Auschwitz nach Plön«

Historiker Karsten Dölger war bis 2017 Geschichtslehrer am Gymnasium Schloss Plön. Seit 1988, als ihr Schicksal in einer Schulprojektwoche Thema für einen alternativen Stadtrundgang durch Plön wurde, hatte er über das Schicksal der 320 ungarischen Jüdinnen geforscht, die nach Ghetto, Konzentrationslager und Zwangsarbeit in Plön von britischen Einheiten befreit und versorgt wurden. »Von Auschwitz nach Plön – Für 350 ungarische Jüdinnen endete die nationalsozialistische Verschleppung am 4. Mai 1945 in Plön«, so heißt seine detaillierte Untersuchung, die im Jahrbuch für Heimatkunde erschienen ist. 

Er schreibt: »Mindestens 109 dieser im Mai 1945 in Plön befreiten Jüdinnen sind allein oder in Gruppen zwischen Juli und September 1945 in Budapest beim Landesdeportiertenkomitee für die Deportiertenfürsorge (DEGOB) zu ihrer Verfolgung und Verschleppung befragt worden und haben in 18 Einzel- und Gruppenberichten Zeugnis abgelegt. Die Protokolle dieser Befragungen, die meist den Stempel ›The Jewish Agency for Palestine‹ tragen, sind von der Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem in deren Digital Archives ins Netz gestellt worden. Die z.T. recht knapp gehaltenen Angaben zu Herkunft, Verhaftung, Ghettoaufenthalt, Verschleppung nach Auschwitz-Birkenau und später weiter in das Außenlager des KZ Neuengamme in Lübberstedt-Bilohe bei Bremen und schließlich die ›Evakuierung‹, die in Plön endete, bilden die Grundlage für diesen Aufsatz.«

Die Kieler Nachrichten titeln am 3. Mai 2018: »Karsten Dölger zeichnet dramatische Ereignisse in den letzten Kriegstagen in Plön nach«.


Unser Dank gilt Dr. Karsten Dölger für die Genehmigung, seine umfangreiche Untersuchung hier veröffentlichen zu dürfen.

Von Auschwitz nach Plön, Seite 1 - 10

Von Auschwitz nach Plön, Seite 11 - 34

 
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Ilonka Pfeffer

Den 16 Jüdinnen, die zwischen Timmdorf und Plön ums Leben kamen, ist der 2022 eingeweihte Gedenkstein auf dem Himberg gewidmet. Karsten Dölger hat in seiner Untersuchung folgende Liste zusammengestellt:

SH Timmdorf Liste Doelger web


Im Gemeindebrief der Ev.-Luth. Kirchengemeinde Plön im Sommer 2021 berichtet er über das besondere Schicksal von Ilonka Pfeffer:

»Die Jüdin Ilonka Pfeffer wurde am 12. November 1920 in Kisvárda/Krs. Sabolsz (Jiddish ›Kleinwardein‹) in Ungarn geboren. Mit ihren Eltern und einem älteren Bruder lebte sie in der Kastaly Straße 3. Von Beruf war sie Schneiderin. In Kisvárda gab es 1941 eine jüdische Gemeinde mit 3770 Mitgliedern. Nach der Besetzung Kisvárdas durch die deutsche Wehrmacht wurde dort ein Ghetto für 7000 Juden und Jüdinnen der Stadt und des Umlandes eingerichtet. Die Einweisung aller Juden in das Ghetto begann am 16. April 1944. Etwa 12 000 waren dort schließlich zusammengepfercht worden.

Die Liquidierung des Ghettos begann mit einem ersten großen Transport am 29. Mai 1944. Ein weiterer fand am 2. Juni statt. Mit einem dieser Transporte wurde auch Ilonka Pfeffer – wie viele andere vermutlich mit ihren Eltern – nach Auschwitz deportiert. Auf der Rampe dort ist sie ihres guten Gesundheitszustandes wegen den ›Arbeitsfähigen‹ zugeordnet worden, was sie vor der Gaskammer bewahrt hat. Vermutlich dort ist sie von ihren Eltern getrennt worden. Ende August wurde sie mit 500 weiteren Frauen für einen Transport zur Zwangsarbeit in die Rüstungsfabrik Muna Lübberstedt, einem Außenlager des KZ Neuengamme in der Nähe von Bremerhaven, ›selektiert‹. Durch die ungesunden Dämpfe bei der Herstellung von Munition zogen sich viele der Frauen schwere Atemwegserkrankungen zu. Als dort im April 1945 die Front näher rückte, wurden die Frauen Richtung Cuxhaven transportiert. Von dort setzten sie mit Schuten nach Brunsbüttel über. In Eisenbahnwaggons wurde die Gruppe in Richtung Lübecker Bucht zu der dort ankernden ›Cap Arcona‹ auf den Weg gebracht. Als klar wurde, dass das Schiff bereits überfüllt war, setzten sich die Waggons mit unklarem Ziel nach Norden in Bewegung. Am 2. Mai 1945 geriet der Transport kurz vor Eutin unter heftigen Beschuss alliierter Flugzeuge mit mindestens 43 Todesopfern, am Morgen des 3. Mai gerieten die Waggons bei Timmdorf, zwischen Malente und Plön erneut unter Beschuss. Die 16 Todesopfer dieses Angriffs wurden in Plön beigesetzt und 1960 [bis auf die später verstorbene Ilonka Pfeffer] auf die Kriegsgräberstätte nach Schleswig-Karberg umgebettet. Am 4. Mai hatten die überlebenden etwa 320 Jüdinnen ersten Kontakt zu einer Einheit britischen Militärs. Die Frauen waren am Plöner Güterbahnhof gestrandet und hielten sich im Wald unterhalb des Parnaß versteckt.

Am 8. Mai wurde Plön endgültig von britischen Truppen eingenommen. Die Wachmannschaften verschwanden und die Frauen wurden befreit. [...]


SH Timmdorf Pfeffer Krh Eutin Arolsen webQuelle: Archiv des Internationalen Suchdienstes Arolsen


Im Archiv des Internationalen Suchdienstes Arolsen fand Karsten Dölger ein Dokument des Eutiner Kreiskrankenhauses von 1945. Ilonka Pfeffer war dort vom 14. Mai bis 8. Juni 1945 mit einer Tieffliegerverletzung in Behandlung.

Am 1. Juli 1945 ist sie in der Johanniter Heilstätte Plön verstorben. Sie wurde in einem Einzelgrab auf dem Friedhof an der Eutiner Straße bestattet. Eine Nachfrage beim zuständigen Amt Haddeby ergab, dass Ilonka Pfeffer 1960 nicht exhumiert worden war. Das Einzelgrab war offenbar übersehen worden. Sowohl nach jüdischem Ritus wie nach den Vorschriften für Kriegsgräber besteht das Grab fort.«

 

SH Timmdorf Ilonka Pfeffer neue Tafel web


Seit Mai 2021 steht dank der Initiative von Karsten Dölger und mit Unterstützung von Friedhofsverwalter Ulrich Moeller und Pastor Roland Scheel eine Gedenktafel für sie auf dem Alten Friedhof in Plön an der Eutiner Straße. Sie erinnert an die verschleppte Frau, deren Grabstätte nicht mehr verzeichnet und nicht mehr nachweisbar ist.

Gemeindebrief im Sommer 2021, Seite 19, Kirchengemeinde Plön


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I N H A L T
Das Denkmal
»Die verlorene Heimat«
Volkstrauertag 2020
Das Eiserne Kreuz
Die Geschichte der Waldkirche
Das Gedenkbuch
»Die Trauernde«

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Timmendorfer Strand, Kreis Ostholstein

Neben der Waldkirche

Mitten im Wald steht das Denkmal für die toten Soldaten beider Weltkriege, zusammen mit Erinnerungszeichen an die Gebiete, die nach dem 1. Weltkrieg, bzw. dann nach dem 2. Weltkrieg endgültig für Deutschland verloren waren.

SH Timmendorfer Strand Kirche und Denkmal web


Die Kirche steht auf einem Hügel am Waldrand, vom Kirchvorplatz führt ein Sandweg direkt zum Denkmal.

 

SH Timmendorfer Strand weit web


Ein kurzer Anstieg zu einer Art »Opferaltar«, dann ist man angekommen.

 

SH Timmendorfer Strand naeher web


Die kleine Anlage ist von einer dreiseitigen Bruchsteinmauer umfasst. Über eine breite vierstufige Steintreppe betritt man den Denkmalsplatz.

 

SH Timmendorfer Strand Denkmal web


Das zentrale, ca. 3.50 Meter hohe Monument erhebt sich am Ende der Kiesfläche. Es besteht aus einem mächtigen Findling auf einem massiv gemauerten Sockel.

 

SH Timmendorfer Strand EK Inschrift web


Eine tiefergelegte Fläche des Findlings enthält die Inschrift:

1914    (Eisernes Kreuz)    1918
DEN GEFALLENEN HELDEN
IN DANKBARKEIT

Obwohl der 1. Weltkrieg so viele Menschenleben forderte und der Krieg verloren wurde, wird der Kriegstod in den Inschriften fast aller Kriegerdenkmäler als sinnvoll interpretiert, für den man den Soldaten danken muss. Vier Jahre waren die Soldaten bei zunehmender Technisierung des Krieges vor allem für das maschinelle Töten zuständig. Soldaten beider Seiten harrten im Schlamm in den Schützengräben aus und mussten den Tod als etwas jederzeit Mögliches, Alltägliches hinnehmen. Das thematisiert die Inschrift nicht – im Gegenteil: sie glorifiziert den heldenhaften Kampf.


»Mit der Bezeichnung ›Held‹ sollte die besondere militärische Leistung des Gefallenen, die letztendlich vor allem in seinem Tod bestand, verbal ausgezeichnet werden. Der Tod der Soldaten belegt nicht ihr militärisches Versagen, sondern zeugt von besonderem Mut und Einsatz. [...] Die Soldaten, die lebend aus dem Krieg wieder heimgekehrt sind, werden in den Inschriften nicht als Helden bezeichnet.«

Kerstin Klingel, Eichenkranz und Dornenkrone, 2006, Landeszentrale für politische Bildung Hamburg, S.89

»Jede Glorifizierung eines Menschen, der im Krieg getötet worden ist, bedeutet drei Tote im nächsten Krieg.«
Kurt Tucholsky

 

SH Timmendorfer Strand Namen web


Es folgen 28 Namen von toten Soldaten, jeweils der Vorname als Initial und der Nachname, ohne weitere Angaben und ohne nachvollziehbare Ordung.

 

SH Timmendorfer Strand beide Kriege web


Auf der Frontseite des Sockels ist eine große Steinplatte in der Form eines langgezogenen Sechsecks eingemauert. Darauf steht in Schreibschrift die Aufforderung:

Nie vergessen! 

Bei unserem Besuch im Winter 2020 hingen rechts und links davon noch die Kränze vom Volkstrauertag.

 

SH Timmendorfer Strand 2WK web


Vor dem Monument zum 1. Weltkrieg liegt eine Steinplatte zum 2. Weltkrieg. In der Inschrift wird an die deutschen Toten der Wehrmacht und der Zivilbevölkerung erinnert. Sie lautet:

UNSEREN GELIEBTEN ANGEHÖRIGEN
ZUM GEDÄCHTNIS
DIE IM ZWEITEN WELTKRIEG
1 9 3 9  –  1 9 4 5
IHR LEBEN GELASSEN HABEN IM FELDE
IN DER HEIMAT AUF DER FLUCHT
UND IN DER GEFANGENSCHAFT


»Das sind natürlich Erinnerungen an Menschen, die man lieb hat. [...] Da fällt es schwer zuzugestehen, dass jemand, um den man trauert, einerseits Opfer war – auf jeden Fall Opfer – und auf der anderen Seite auch Teil eines verbrecherischen Regimes war, ob er nun wollte oder nicht. Aber es ist eine Frage der historischen Ehrlichkeit, dass wir uns solchen Fragen stellen.«

Wolfgang Froese, Stadtarchivar von Gernsbach, Badische Neueste Nachrichten 4.10.2019

»Auf welchem dieser steinernen oder metallenen ›Ehrenmale‹ wurde beim Namen genannt, für wen oder was gestorben worden ist? Kein Wort von nationaler Machtpolitik, von Hegemonialstreben, nackten Besitzinteressen, Beutegier, Eroberungsgelüsten und Weltherrschaftsphantasien, für die Millionen von deutschen und fremden Soldaten umgekommen sind. Diese Motive werden ebenso wenig genannt wie die Namen derer, die in den beiden Weltkriegen aus dem Massensterben Profit geschlagen, Blut in Gold verwandelt und zu ihrem eigenen militärischen Ruhm gewissenlos ganze Armeen geopfert haben.«

Ralph Giordano, Die zweite Schuld

 

SH Timmendorfer Strand Kranzhalter web


Besonders kunstvoll sind die Kranzhalter aus Edelstahl gestaltet.

SH Timmendorfer Strand seitlich web

... und noch der Blick von aussen. Hier sieht man auch die Rückenlehne der Holzbank, die zum Verweilen in der Anlage einlädt.


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»Die verlorene Heimat«

Damit sind hier offenbar alle Gebiete gemeint, aus denen Deutsche 1945 fliehen mussten.

 

SH Timmendorfer Strand Wappen web


Links werden alte Wappen vorgeführt – erste Stele: Ostpreussen, Westpreussen, Pommern; zweite Stele: Schlesien, Balten, Brandenburg; dritte Stele: Posen, Sudeten, Danzig.

 

SH Timmendorfer Strand Landkarte web


Auf der rechten Seite des Denkmals sehen wir eine Landkarte östlich von Oder und Neiße gelegener Gebiete. Die Grenzziehung ist weitgehend die von 1918, schließt also polnische Gebiete ein, die einst von Preußen okkupiert worden waren. Was ist hier gemeint? Das Gedenken der Vertriebenen und Flüchtlinge an verlorene Heimat oder der Anspruch, diese Gebiete wieder zu erhalten?

 

SH Timmendorfer Strand Nie vergessen web


Genau zwischen den Wappen und der Landkarte lesen wir die Aufforderung auf dem sechseckigen Stein: »Nie vergessen!«. Ob das eine bewußte Inszenierung ist, wissen wir nicht. Jedenfalls passt sie perfekt zum Sprachgebrauch der Vertriebenenverbände.

Unzählige Denkmäler zur »unvergessenen Heimat« gibt es allein in Schleswig-Holstein:

Liste vom Bund der Vertriebenen

 

SH TimmendorferStrand Baltenetc web

Baltendeutsche, Sudetendeutsche und Danziger (Wappen von links nach rechts) sind ein Sonderfall, sie waren schon 1939 von Hitler höchstpersönlich aus ihrer Heimat vertrieben worden. Im Hitler-Stalin-Pakt von 1939, der dem Deutschen Reich die sowjetische Neutralität für den geplanten Angriff auf Polen garantierte, waren in einem geheimen Zusatzprotokoll bestimmte Gebiete »für den Fall einer territorial-politischen Umgestaltung« nach Interessensphären aufgeteilt worden.

Nachdem die Deutsche Wehrmacht beim Überfall auf Polen das westliche Polen und die Rote Armee daraufhin Ostpolen besetzt hatten, wurde mit dem Deutsch-Sowjetischen Grenz- und Freundschaftsvertrag vom 28. September 1939 eine engere Zusammenarbeit der beiden Staaten vereinbart. Die geheimen Abkommen wurden wirksam: der größere Teil Polens wurde Deutschland zugeschlagen, Ostpolen, Finnland, Estland, Lettland, Litauen und Bessarabien der Sowjetunion.

Mehr dazu auf Wikipedia


In der Folge wurde mit dem Schlagwort »Heim ins Reich« eine große Umsiedlungaktion geplant, die der Deutsch-sowjetische Nichtangriffspakt ermöglichte. Die Volksdeutsche Mittelstelle, ein SS-Hauptamt, führte das Vorhaben durch. Bis 1940 wurden rund eine Million Volksdeutsche vor allem in den annektierten Gebieten angesiedelt, in den Reichsgauen Wartheland (Posen) und Danzig-Westpreußen (Danzig). Aber auch deutsche Minderheiten in anderen Staaten wurden umgesiedelt. Wieder andere erhielten die deutsche Staatsbürgerschaft nach der Besetzung durch das NS-Reich. Das Großdeutsche Reich schien nahe.

Mehr zur Aktion »Heim ins Reich«


Nach 1945 ist es also aufgrund der unterschiedlichen Herkunft der Menschen falsch, von den »Vertriebenen« als einer Einheit zu sprechen. Trotzdem wird es auf Denkmälern, wie hier in Timmendorfer Strand, von den »Vertriebenenverbänden« so gehandhabt. Die Einheit wird meist symbolisiert durch Wappen und Landkarten.

Doch je mehr sich die »Vertriebenen« in die westdeutsche Gesellschaft integrierten, umso fragwürdiger wurde der formelhaft wiederholte Anspruch auf die verlorene Heimat jenseits von Oder und Neiße. »Wir wollen ein Volk der guten Nachbarn sein und werden; im Innern und nach außen«, sagte Willy Brandt in seiner Regierungserklärung vom Oktober 1969. Ein gutes Jahr später, im Dezember 1970, besuchte der Kanzler Polen, um den Warschauer Vertrag zu unterzeichnen, mit dem die Bundesrepublik die Oder-Neiße-Linie als Westgrenze Polens anerkannte.


Die Bundeszentrale für politische Bildung hat einen ausführlichen Vortrag von Dr. Bernd Faulenbach über die Problematik des »Verlorene-Heimat-Gedenkens« online gestellt: »In welches Verhältnis werden die NS-Politik und die NS-Verbrechen auf der einen Seite sowie die Vertreibung und die Vertreibungsverbrechen auf der anderen Seite im deutschen kollektiven Bewusstsein - in seiner öffentlichen wie in seiner geschichtswissenschaftlichen Dimension - gebracht?«

Vortrag von Prof. Dr. Bernd Faulenbach

 
Zusammenfassend kann man sagen, dass es bei dieser Denkmalsanlage neben der Waldkirche ausschließlich um die Toten der Heimat geht. Ausschließlich geht es um die eigenen Toten, zivile und militärische, es gibt keine kritische Reflektion über die Kriegsursachen und die deutsche Schuld, die Opfer des Nationalsozialismus werden nicht benannt.

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Volkstrauertag 2020

»Volkstrauertag: Kein Gedenken am Ehrenmal« betitelt die Lübecker Nachrichten einen Artikel mit großformatigem Foto der Denkmalsanlage neben der Waldkirche. Die beiden Zeilen:

DEN GEFALLENEN HELDEN
IN DANKBARKEIT

der Inschrift sind deutlich zu erkennen. Pastor Karsten Wolkenhauer wird zitiert: »Mir fehlt die pazifistische Botschaft. Ein historisierendes Gedenken kann nicht Basis friedensstiftender Versöhnungsarbeit sein.«

Aber nicht alle sind dieser Meinung. Protest wird u.a. in diesem Leserbrief erhoben: »... Ein solches Verhalten von Seelenhirten unserer evangelischen Kirche ist nicht neu. Politische Botschaft anstelle von Seelsorge. Im Grunde lieblos, unbarmherzig und gnadenlos. 6,2 Millionen Gefallene aus 2 Weltkriegen schauen uns an. Ein Heer von Kriegerwitwen und Angehörigen bzw. Betroffenen wird rücksichtslos übergangen und nicht befragt. Das abgebildete Ehrenmal trägt nicht eine Spur von dem beanstandeten ›Heldengedenken‹ und ›Revanchismus‹.«

Auch die NPD Südost-Holstein äußert sich:

SH Timmendorfer Strand FB NPD web


Das liegt ganz auf der Linie von AfD-Vize Alexander Gauland mit seiner Forderung, wieder »stolz zu sein auf Leistungen deutscher Soldaten in zwei Weltkriegen«.


Pastor i.R. Ulrich Hentschel hat sich in diesem Jahr während einer Onlineveranstaltung der Ev. Akademie Gedanken über die problematischen Rituale am Volkstrauertag gemacht:

»Wie aber sieht es bei den traditionellen Feiern in der Mitte der Gesellschaft aus? Nein, vaterländische Reden in der Mitte der Gesellschaft wie noch in den 50er oder 60er Jahren, in denen die Kriegsniederlage mehr betrauert wurde als die Opfer der Kriege, sind kaum noch zu hören. Es wird zum Frieden ›gemahnt‹. Seit nicht mehr verdrängt werden kann, dass in den beiden Weltkriegen nicht nur deutsche Soldaten starben, sondern vor allem Millionen Zivilisten in den überfallenen Ländern, werden auch diese als ›Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft‹ in die Ehrung einbezogen. [...] Die am Krieg beteiligten Soldaten in einem Atemzug zu nennen mit ihren Opfern, kommt einer nachträglichen Verhöhnung gleich. [...] Nach dem Ritual, wenn sich der Platz geleert hat, kündet das Kriegerdenkmal dann wieder 365 Tage lang unwidersprochen vom Opfer der Helden, Brüder und Söhne für Volk und Nation, Gott und Vaterland.«

Pastor Hentschel spricht sich für kritische Kommentierungen der bestehenden Kriegerdenkmäler aus und auch für ein wahrhaftiges Totengedenken:

Ulrich Hentschel, Totengedenken 2020


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Das Eiserne Kreuz

Nach einer Skizze des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III wurde der berühmte Baumeister Karl Friedrich Schinkel am 13. März 1813 mit der Erstellung einer Reinzeichnung für das erste Eiserne Kreuz beauftragt.

Am 8. August 1914 hatte Wilhelm II dann in seiner Eigenschaft als preußischer König die Stiftung seiner beiden Vorgänger erneuert und machte das Eiserne Kreuz durch seine breit angelegte Verleihungspraxis zu einem quasi deutschen Orden.

Auf Kriegerdenkmälern wird das Eiserne Kreuz den toten Soldaten posthum verliehen. Der Tod im Krieg wird als Beweis für die »Vaterlandstreue« und die Tapferkeit der Soldaten gewertet, darum wird der militärische Orden hier kollektiv verliehen. Ein Soldat, der lebend oder lebend invalide zurückgekommen ist, erhält ihn nicht.

Eisernes Kreuz 1WK Kaiser web4
    

• »Fake News« anno 1914: Das Deutsche Reich hatte gerade das neutrale Belgien überfallen, damit die Truppen sich auf dem schnellsten Weg zum Erzfeind Frankreich begeben konnten.

Als Kriegsauszeichnung oder Verdienstorden wird das Eiserne Kreuz seit 1945 nicht mehr verliehen. Aufgrund seiner identitätsstiftenden Tradition bestimmte am 1. Oktober 1956 Bundespräsident Theodor Heuss das Eiserne Kreuz zum Erkennungszeichen für die Luftfahrzeuge und Kampffahrzeuge der Bundeswehr. So stellt es in allen drei Teilstreitkräften das Hoheitszeichen dar (z. B. an gepanzerten Fahrzeugen und an Luftfahrzeugen). Die Truppenfahnen der Bundeswehr tragen in ihrer Spitze ein durch goldenes Eichenlaub umfasstes Eisernes Kreuz. Auch das Ehrenzeichen der Bundeswehr (Ehrenmedaille, Ehrenkreuz in Bronze, Silber oder Gold) trägt das Eiserne Kreuz als Symbol für Freiheitsliebe, Ritterlichkeit und Tapferkeit auf der Vorderseite. Ebenso wird es auf Briefen, Visitenkarten und im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit als »Dachmarke« der Bundeswehr verwendet. Das Eiserne Kreuz als Symbol findet sich noch heute in verschiedenen Verbandsabzeichen der Bundeswehr.

Nach Wikipedia, abgerufen am 7. 12. 2017

Das Eiserne Kreuz ist das am häufigsten gezeigte Symbol in der rechten Szene. Es wird in allen erdenklichen Formen angeboten, z. B. als Ohrstecker, Anhänger oder Gürtelschnalle.

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Die Geschichte Der Waldkirche

Schon Ende des 19. Jahrhundert wurden hier am Hang-Rand unter hohen Bäumen, nur etwa 200 m vom Ostseestrand entfernt, im Sommer Wald-Gottesdienste gefeiert.


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1912 wurde dann die Timmendorfer Waldkapelle im nordischen Blockhausstil aus Holz gebaut. Ein großes Kreuz im First wies auf den Zweck des Gebäudes hin. Auf dieser Postkarte von 1920 ist vom Denkmal zum 1. Weltkrieg noch nichts zu sehen. 1964 wurde die Kapelle umgebaut und vergrößert. Nun wurde sie Waldkirche genannt.

SH Timmendorfer Strand Kirche web

1982 wurde die Waldkirche noch einmal vergrößert, so wie wir sie heute sehen und besuchen können.

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Das Gedenkbuch

Im Vorraum der Waldkirche liegt ein Gedenkbuch unter Glas. Wir lesen auf der Website der Kirchengemeinde, dass an jedem Tag eine Seite umgeschlagen wird. Wir haben Glück, wir sehen eine besonders schön gestaltete Seite:

Unteroffizier Paul Hopp (1942 mit 28 Jahren gestorben) ist am Anfang der Seite in Uniform portraitiert, am Textende ist wohl sein Elternhaus dargestellt. Nach seinem zivilen Lebenslauf wird in schönster Handschrift ausführlich sein Soldatenleben beschrieben:

»Er wurde von Oktober 1935 bis 1937 zum zweijährigen Wehrdienst einberufen. Im August 1939 wurde er zum Kriegsdienst eingezogen und stand 1940 an der Westfront. Bei der Schlacht um Flandern trug er eine leichte Verletzung davon. 1941 nahm er am Einmarsch nach Rußland bis zur Stadt Klimoff-Sadow an der Rollbahn Juchnow-Wjasma teil.
Im Verlaufe eines schweren Waldgefechtes wurde er am Vormittag des 2. April 1942 schwer verwundet und verstarb auf dem Hauptverbandsplatz der Division, trotz Operation, noch am gleichen Tage, abends. Am Nachmittag hatte er von einem kathl. Pfarrer den Segen erhalten. Auf dem Heldenfriedhof Klunoff wurde er zur letzten Ruhe gebettet. Möge Gott das Opfer seines Lebens annehmen und ihm den ewigen Frieden geben.«

 

SH Timmendorfer Strand Buch web

Unser Studienleiter Dr. Stephan Linck schreibt: »Die Gedenkbücher sind eine wichtige Quelle, die uns Informationen gibt über die Art und Weise, wie nach 1945 Gemeinden den Zweiten Weltkrieg und den Nationalsozialismus verarbeiteten. Es wird nicht sichtbar:

- dass Krieg und Verbrechen vom nationalsozialistischen Deutschland ausgingen

- dass die Verbrechen vor allem von Angehörigen der Wehrmacht, Polizei und SS begangen wurden

- dass die Opfer des Krieges größtenteils Zivilisten waren.«

Er erzählt auch die Geschichte eines Hamburger Pastors, der den Kreis der im Gedenkbuch Aufzunehmenden erweitern wollte und daraufhin vom Landeskirchenamt aufgefordert wurde, »politisch Ermordete« auszuschließen und nur reine »Kriegsopfer« zu benennen, man wollte keine Widerstandskämpfer bzw. Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung in der kirchlichen Ehrung sehen.


Vortrag Dr. Stephan Linck, »Gedenkbücher zum Zweiten Weltkrieg«


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»Die Trauernde«

In der Broschüre zur Einweihung der erweiterten Waldkirche 1982 ist in der Chronik zur Geschichte der Waldkirche auch die Holzplastik »Die Trauernde« von Otto Flath abgebildet.

SH Timmendorfer Strand Die Trauernde Otto Flath web


»Zum Gedenken an die Gefallenen und die Kriegstoten der Gemeinde« stand die Holzplastik ab 1962 im Vorraum der ersten, kleineren Waldkirche.


SH Timmendorfer Strand Flath Altar web

Heute steht »Die Trauernde« in der erweiterten Waldkirche beim Altar.


Dr. Karen Meyer-Rebentisch schreibt in »Zum Umgang mit nationalistischer Kunst in der Lübecker Lutherkirche von 1937« über Otto Flath: »Flath-Altäre sind seinerzeit in mehreren Kirchen in Norddeutschland eingebaut worden, eine NS-Kunst-Ausstellung im Lübecker Kolloseum zeigt deutlich den Kontext, in den die Flathschen Werke gestellt wurden.« Dazu hat sie dieses Foto gestellt:

SH Timmendorfer Strand NS Kolloseum Flath webFoto: Bildarchiv der Gedenkstätte Lutherkirche

NS-Kunst-Ausstellung im Kollosseum/Lübeck mit Werken von Otto Flath


Die tageszeitung schreibt am 29.9.2014 über Otto Flath: »Anfangs waren das Verarbeitungen seiner Kriegsgefangenschafts-Traumata: verschreckte, verschleierte, fliehende Menschen. Ab Mitte der 1930er-Jahre wurden es kantige, norddeutsch-expressionistische Gestalten, die gut zum Germanenkult der Nazis passten. Es sei klar, ›dass sich Flath nicht in Opposition zum Dritten Reich befand‹, sagt Arie Hartog, Chef des Bremer Gerhard-Marcks-Hauses. Wenn man zudem bedenkt, dass sich Flath in der NS-Zeit gezielt um Aufträge für Kirchenaltäre bewarb, fällt es schwer, an eine unbewusste Verwendung damals ›üblicher‹ Formen und Motive zu glauben.

Für die Lübecker Lorenzkirche zum Beispiel hat er 1938/39 eine Kreuzgruppe geschaffen, die mit christlichen Sehgewohnheiten arbeitet, aber Wesentliches verändert: Am Kreuz hängt kein leidender Jesus, und darunter stehen nicht etwa Jesusmutter Maria und der Jünger Johannes – sondern Großeltern, Eltern, vier Kinder. Der Vater gibt dem Sohn ein Schwert, gemäß NS-Ideologie die ideale ›deutsche Familie‹.«


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Kurzfilme zu den Denkmälern

Seit ein paar Jahren existiert die Website www.denk-mal-gegen-krieg.de, auf der die Evangelische Akademie sich kritisch mit der bestehenden Erinnerungskultur auseinandersetzt. Die häufigsten Erinnerungsmale an die vergangenen Kriege sind Kriegerdenkmäler, auf denen der Soldatentod verklärt und die zivilen Opfer verschwiegen werden.

An einigen Orten produzieren wir kurze Videos und stellen sie online. Den Film über die Denkmalsanlage in Todesfelde können Sie hier sehen: YouTube> und die Einführung zur Filmreihe bei YouTube>

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I N H A L T

Das Denkmal
Die Stelen zum 2. Weltkrieg
Der Tagesbefehl von Großadmiral Dönitz am 6. Mai 1945
Die Eiche
Volkstrauertag 2014
Eine Postkarte
Aus der Dorfgeschichte
Ich hatt’ einen Kameraden
Der Stein für Wilhelm I.
Das Eiserne Kreuz

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Todesfelde, Kreis Segeberg

Gepflegte Anlage mitten im Dorf

Das zentrale Denkmal auf dem Dorfplatz wurde 1921 für die toten Soldaten des 1. Weltkriegs von der »dankbaren« Gemeinde Todesfelde errichtet. Der großzügige Dorfplatz ist dem Kriegergedenken gewidmet: Vorplatz, Bänke, Blumenkübel, zwei Fahnenstangen auf jeder Seite der Denkmalsanlage, drumherum Rasen und Hecken.

SH Todesfelde Fahnenmasten web


Anfang der 1950er Jahre wurde die Anlage erweitert um sechs Stelen für die toten Soldaten des 2. Weltkriegs und die der Flüchtlinge aus den ehemals deutschen Ostgebieten, die nach dem verlorenen Angriffskrieg endgültig abgetreten werden mussten.

 

SH Todesfelde gesamt web


Die hohen Stelen bestehen aus je vier rechteckigen Steinplatten und einer flachen Abdeckung, sie stehen im Halbkreis hinter dem ursprünglichen Denkmal.

 

SH Todesfelde Denkmal web


Zum Vorplatz ist die Anlage mit einer Kette zwischen zierlichen Eisenpfählen abgegrenzt, seitlich und hinten mit einem schmiedeeisernen Zaun. Rechts und links vom ursprünglichen Denkmal stehen große Eiben als »Ehrenwache«.

 

SH Todesfelde Denkmal und 2Stelen web


Das vierstufige Monument aus Granitgestein wird von der untersten Stufe aus eingerahmt von Pfosten mit aufgesetzten Steinkugeln. Rechts und links davon liegen Findlinge mit eigenen Inschriften.

 

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Gekrönt ist das Monument mit dem militärischen Ehrenzeichen eines Eisernen Kreuzes. Das massive Steinkreuz ist dargestellt mit der preußischen Königskrone, dem »W« für Wilhelm II. und der »1914« für das Jahr seiner Ordenstiftung. Darunter folgt die Namensliste der 19 toten Soldaten des 1. Weltkriegs, geschrieben in einer einfachen, schwarz unterlegten Schrift. Geordnet sind die Namen chronologisch nach Todestag, auch die Nachkriegsjahre 1919 und 1920 werden am Ende der Liste genannt. Vor dem Todestag wird unterschieden nach vermisst (zwei Soldaten) und gestorben. Der eingemeißelte Todestag von Otto Lemke wirkt als einziger wie ausradiert, er ist kaum zu lesen. Hat man ihn beim Restaurieren vergessen?

Der große Namensstein ist zweifach abgestuft, unten mit einer leichten Schräge und oben mit seitlichen Abrundungen, sie wirken wie Schultern. Dadurch entsteht eine Steinfläche, die merkwürdig leer aussieht. Wenn wir das historische Foto aus den 1920er Jahren (weiter unten) betrachten, bemerken wir, dass damals auf dieser Fläche ein schwarz ausgemalter Lorbeerkranz zu sehen war. Den fand man in späteren Jahren wohl nicht mehr passend.

 

SH Todesfelde Denkmal unten web


Am Boden vor dem Monument begrenzen quadratische Granitpflastersteine ein halbrundes Blumenbeet.

 

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Auf der Stufe unter dem Namensstein lesen wir die Widmung:

Unsern Helden
1914–1918

»Mit der Bezeichnung ›Held‹ sollte die besondere militärische Leistung des Gefallenen, die letztendlich vor allem in seinem Tod bestand, verbal ausgezeichnet werden. Der Tod der Soldaten belegt nicht ihr militärisches Versagen, sondern zeugt von besonderem Mut und Einsatz. Das soll die Hinterbliebenen stolz machen. [...] Die Soldaten, die lebend aus dem Krieg wieder heimgekehrt sind, werden in den Inschriften nicht als Helden bezeichnet.«

Kerstin Klingel, Eichenkranz und Dornenkrone, 2006, S. 89

 

SH Todesfelde Stein 1921 web


Der linke Findling trägt die Inschrift:

Errichtet
von der dankbaren
Gemeinde Todesfelde
1921

Obwohl der 1. Weltkrieg so viele Menschenleben forderte und der Krieg verloren wurde, wird der Kriegstod in den Inschriften als sinnvoll interpretiert, für den man den Soldaten danken muss. Das anonyme Massensterben, das Grauen des Krieges wird vom Denkmal verbannt. Der »Heldentod« der Soldaten verpflichtet nun die Hinterbliebenen. Deren Dankbarkeit wurde hier auf ewig in den Stein gemeißelt.

 

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Die Stelen zum 2. Weltkrieg

Der Halbkreis der Stelen beginnt auf der linken Seite mit den Inschriften zum 2. Weltkrieg.

 

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1939 – 1945
WIR GEDENKEN IN EHREN
UNSERER GEFALLENEN U.
VERMISSTEN DIE IHRE
TREUE ZUM VATERLAND
MIT DEM TODE
BESIEGELTEN ODER
NICHT IN DIE HEIMAT
ZURÜCKKEHRTEN

WIR TOTEN FORDERN
ALS UNSER RECHT
DIE ALTE TREUE VOM
NEUEN GESCHLECHT

Die Inschrift beginnt mit einem langen Satz. Wir stolpern über »Wir gedenken in Ehren«: sollen hier ausnahmsweise mal nicht die Toten, sondern die Gedenkenden als ehrenvoll bezeichnet werden?

»Die ihre Treue zum Vaterland mit dem Tode besiegelten« – die Todesfelder haben hier einen Satz von Großadmiral Dönitz leicht verändert. Dönitz, seit dem 30. April 1945 Hitlers Nachfolger als Staatsoberhaupt des Deutschen Reiches und 1945/46 einer von 24 Angeklagten im Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher in Nürnberg wandte sich am 6. Mai 1945 aus dem Sonderbereich Mürwik in Flensburg als letzten Stützpunkt der zusammenbrechenden Staatsgewalt mit einem Tagesbefehl an die U-Boot-Besatzungen. Darin der Satz: »Wir gedenken in Ehrfurcht unserer gefallenen Kameraden, die ihre Treue zu Führer und Vaterland mit dem Tode besiegelten.«

Die Treue zum Führer haben die Todesfelder in den 1950er Jahren bei ihrer Denkmalsinschrift lieber weggelassen, in Ehrfurcht zu gedenken wäre allerdings jedenfalls grammatikalisch richtig gewesen. Lesen Sie weiter unten mehr.

»... oder nicht in die Heimat zurückkehrten« – damit können nur die Kriegsgefangenen gemeint sein, die Anfang der 1950er Jahre noch in sowjetischen Lagern festgesetzt waren.


»Wir Toten fordern als unser Recht die alte Treue vom neuen Geschlecht« – den Spruch auf der Steinplatte darunter kennen wir von den revanchistischen Denkmälern nach dem 1. Weltkrieg. Hier wird er den toten Soldaten nach dem 2. Weltkrieg in den Mund gelegt. Meinten die Todesfelder wirklich, dass die Wehrmachtssoldaten ihre Nachkommen auffordern sollten, ihnen nachzueifern?

Günter Kaufmann beschreibt das »Ehrenmal« auf dem Kieler Nordfriedhof für 34 833 Tote der Kriegsmarine am Ende des verlorenen 2. Weltkrieges:

»[Hier] kommen die Toten selbst zu Wort: ›Wir Toten fordern als unser Recht die alte Treue vom neuen Geschlecht‹. Die Inschrift appelliert nicht an die Trauer und die Erschütterung, sondern sie nimmt [...] die nächste Generation in die Pflicht, in ›opferwilliger Bereitschaft‹ das Leben für die ›Freiheit unseres Vaterlandes‹ einzusetzen. Die Zukunft soll der Tradition unterworfen werden, ohne dass ein Bruch durch das Ende des Krieges spürbar wird. Das politische Bewußtsein, das sich hier artikuliert und weitergegeben wird, bleibt unangefochten vom Zweifel am Recht und an der Notwendigkeit des Krieges. Nur wenn es gelingt, diese Unangefochtenheit zu bewahren, wenn Fragen nach Ursachen und Verantwortung verdrängt werden, kann die Sinngebung des Heldentodes bewahrt werden.«

Günter Kaufmann, Historische Denkmäler in Kiel, Demokratische Geschichte Bd. 07, S.282

 

Über der Inschrift ist ein Eisernes Kreuz eingemeißelt. Das Ehrenzeichen wurde den toten Soldaten posthum und kollektiv verliehen, egal wie sich der einzelne Soldat der Deutschen Wehrmacht tatsächlich verhalten hat.


»Auch wenn sie an einem Kriegsverbrechen beteiligt waren, halte ich die meisten Soldaten nicht für Verbrecher. Der Vater meiner Frau wurde als einfacher Soldat am 25. Dezember 1942 in der ›Schlacht um Stalingrad‹ getötet. Er war nie stolz darauf gewesen, in der Wehrmacht zu dienen. Und er wollte gewiss kein Held sein. Ob er, wie leider viel zu wenig andere, nach Kriegsende zu der Erkenntnis gekommen wäre, dass er einem verbrecherischen deutschen Größenwahn gedient und dafür auch sein eigenes Leben eingesetzt hatte, weiß ich nicht. Für diesen Mann gibt es keine Grabstätte, nicht einmal auf einem Soldatenfriedhof. Es gab nur die Mitteilung des Vorgesetzten: ›Möge die Gewissheit, dass ihr Gatte sein Leben für die Größe und den Bestand von Volk, Führer und Reich hingegeben hat, Ihnen ein Trost sein‹. Eine trostlose Verhöhnung.«

Pastor i.R. Ulrich Hentschel, ehemaliger Studienleiter für Erinnerungskultur der Ev. Akademie der Nordkirche


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Auf der Stele daneben werden über drei Steinplatten 26 Namen von toten Soldaten aus Todesfelde aufgeführt. Sie sind alphabetisch nach den Nachnamen geordnet von B bis W. Unter den linksbündig gesetzten Vor- und Nachnamen stehen in kleinerer Schrift Geburt- und Sterbetag. 9 Soldaten werden als vermisst bezeichnet, bei zweien kann nur das Todesjahr angegeben werden. Dazu kommt ein Soldat, der in Russland 1947/1948 gestorben ist, ihm gilt wohl die Formulierung »... oder nicht in die Heimat zurückkehrten«. Von den 26 Soldaten sind 12 im Jahr 1944 und 7 in den Wochen bis zum Kriegsende am 8. Mai 1945 gestorben.

Am 30. April hatte sich Reichskanzler Adolf Hitler seiner Verantwortung durch Selbstmord entzogen, am 2. Mai ist der Kampf um Berlin zu Ende. »Der Krieg ist Anfang April 1945 eigentlich entschieden. In Jalta beraten die USA, Frankreich, Großbritannien und die Sowjetunion Anfang Februar schon über eine Nachkriegsordnung. Aber statt aufzugeben, werfen die Nazis immer noch alles, was verfügbar ist, in die letzte Schlacht. Alte Männer werden zum ›Volkssturm‹ eingezogen, Kinder der Hitlerjugend werden mit Panzerfäusten auf die Straßen geschickt. An vielen Orten im ganzen Reich werden zahlreiche Menschen noch als ›Verräter‹ hingerichtet. Bis zum Schluss fällten Standgerichte von Wehrmacht und SS tausende Todesurteile gegen deutsche Soldaten und Zivilisten.«

Landeszentrale für politische Bildung Baden-Würtemberg

Lesen Sie weiter auf der Website der Landeszentrale

 

                  SH Todesfelde Kreuzstele web


Es folgen die zwei Stelen, die rechts und links hinter dem Denkmal zum 1. Weltkrieg zu sehen sind. Sie tragen ein schmiedeeisernes Kreuz mit sehr langem senkrechten Arm. Christliche Symbole sollen dem Soldatentod eine religiöse Weihe und damit einen Sinn geben.


»Die Gedenkstätten sind ausnahmslos Ausdruck des Bedürfnisses, das Gedenken an den Tod der Soldaten zu sakralisieren, also zu etwas Heiligem zu stilisieren. In Form von Kreuzen, Säulen, Räumen der Stille oder Plastiken wird nicht der Tod, sondern der vorgebliche Sinn dieses Todes dargestellt [...] Die Sakralisierung schirmt die Gedenkorte auch gegen Widerspruch ab, denn wer würde in einem Raum der Stille oder vor einem Kreuz laut protestieren?«

Clemens Tangerding, Für Deutschland gestorben, Beitrag des Deutschlandfunks vom 18.11.2012

 

               SH Todesfelde Namen rechts web


Die mittlerweile fünfte Stele nennt wieder Namen von toten Soldaten. Das wissen wir von der Stele mit der dazugehörigen Widmung rechts daneben, die ein großes Eisernes Kreuz trägt. Hier werden 19 Namen aufgeführt, 6 Männer sind als vermisst zwischen Dezember 1944 und Juli 1945 angegeben. Vier sind nach Kriegsende gestorben, fünf in den Wochen vor Kriegsende am 8. Mai 1945. In alphabetischer Ordnung werden wieder Namen von B bis W aufgezählt. Es wird hier eine neue Liste aufgemacht. Um wen es sich dabei handelt, wird aus der Inschrift auf der nebenstehenden Stele deutlich.
 

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Auch über dieser Inschrift ist das militärische Ehrenzeichen des Eisernen Kreuzes eingemeißelt.

 

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Die Inschrift lautet:

1939 – 1945
WIR GEDENKEN IN EHREN
DER OPFER DER
HEIMATVERTRIEBENEN AUS
DER GEMEINDE TODESFELDE
HÜTET DER HEIMAT
HEILIGE SCHOLLE
DEUTSCH SOLL SIE BLEIBEN
KOMME WAS WOLLE

KOMME WAS WOLLE
FREUD ODER LEID
DEUTSCH SOLL SIE BLEIBEN
IN EWIGKEIT


Wieder wird in Ehren gedacht, hier der Opfer, also die toten Soldaten, der Heimatvertriebenen. Es geht um das Leid der deutschen Menschen in den Ostgebieten, die nach 12 Jahren nationalsozialistischer Terrorherrschaft und dem Angriffskrieg der Deutschen Wehrmacht ihre Heimat verlassen mussten. Als Ostgebiete des Deutschen Reiches oder auch ehemalige deutsche Ostgebiete werden die Territorien östlich der Oder-Neiße-Linie bezeichnet, die am 31. Dezember 1937 zum Gebiet des Deutschen Reiches gehört hatten, 1945 nach Ende des 2. Weltkriegs von Deutschland abgetrennt wurden und heute zu Polen und Russland gehören.

Bei der ersten auf Anordnung des Alliierten Kontrollrats durchgeführten Volkszählung im Oktober 1946 werden 9,6 Millionen Flüchtlinge gezählt. In Schleswig-Holstein steigt die Bevölkerungszahl um 33 Prozent, in Mecklenburg-Vorpommern um 44,3 Prozent. 1950 leben 8 Millionen Flüchtlinge in der Bundesrepublik und 4 Millionen in der DDR.

Das 8-zeilige Gedicht, das sich der Widmung anschließt, ist von Ottokar Kerstock (1848 -1928), katholischer Pfarrer und patriotischer, deutschnationaler Dichter aus Österreich. Er veröffentlichte zahlreiche Versbände und Bände mit Kriegsgedichten. Kernstock, selbst aus einer Sprachgrenzregion stammend, war ein vehementer Verfechter des Deutschtums. Patriotismus und Kaisertreue ließen ihn im 1. Weltkrieg zum Kriegshetzer und Heldenverklärer werden. Kernstocks kriegsverherrlichendes und deutsch-völkisches Schaffen machten ihn zu einem ideologischen Wegbereiter des Nationalsozialismus.

Lesen Sie mehr auf der Website der Uni Graz



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Noch ein Blick auf diese letzte Stele im Halbrund.

 

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Der Tagesbefehl von Großadmiral Dönitz am 6. Mai 1945

»Am 6. Mai 1945 wandte sich Großadmiral Dönitz, seit dem 30. April Hitlers Nachfolger als Staatsoberhaupt des Deutschen Reiches, in einem Tagesbefehl an die U-Boot-Besatzungen:

›Meine U-Bootmänner! 6 Jahre U-Bootkrieg liegen hinter uns. Ihr habt gekämpft wie die Löwen. Eine erdrückende Materialübermacht hat uns auf engstem Raum zusammengedrängt [...]. U-Bootmänner, ungebrochen und makellos legt Ihr nach einem Heldenkampf ohnegleichen die Waffen nieder. Wir gedenken in Ehrfurcht unserer gefallenen Kameraden, die ihre Treue zu Führer und Vaterland mit dem Tode besiegelten. Kameraden, bewahrt Euren U-Bootsgeist, mit dem Ihr lange Jahre hindurch tapfer und unbeirrt gekämpft habt, auch in Zukunft zum Besten unseres Vaterlandes. Es lebe Deutschland! Euer Großadmiral.‹«

»So war der deutsche Landser ... « , Jens Westemeier Hg, Schöningh, Kapitel: »Graue Wölfe – Ritter der Tiefe.« NS-Propaganda als Leitmotiv der heutigen Darstellung des U-Boot-Kriegs von Daniel Uziel, S. 239f

Lesen Sie hier weiter


Karl Dönitz, NSDAP-Mitglied, Gefolgsmann Adolf Hitlers und nach dessen Willen für wenige Tage letztes Staatsoberhaupt des nationalsozialistischen Deutschen Reichs mit dem Titel »Reichspräsident« und Oberbefehlshabers der Wehrmacht, war einer der 24 Angeklagten im Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher. Er wurde wegen Führens von Angriffskriegen und Kriegsverbrechen schuldig gesprochen und am 1. Oktober 1946 zu zehn Jahren Haft verurteilt, die er bis zum 1. Oktober 1956 vollständig verbüßte.

Anfang 1936 wurde Dönitz »Führer der U-Boote«, ab 1939: »Befehlshaber der U-Boote«, ab Ende Januar 1943 Oberbefehlshaber der Kriegsmarine. Nach dem Suizid von Hitler am 30. April und von Goebbels am 1. Mai 1945 setzte Dönitz am 5. Mai eine bereits Ende April vorbereitete Geschäftsführende Reichsregierung ein, die sich in den Sonderbereich Mürwik in Flensburg als letzten Stützpunkt der zusammenbrechenden Staatsgewalt zurückzog und daher allgemein als Regierung Dönitz oder »Flensburger Regierung« bekannt wurde. Ungefähr zwei Wochen nach der am 7. Mai durch ihn autorisierten und am 8. Mai in Kraft getretenen bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht wurden am 23. Mai 1945 Dönitz, die hohen Generäle des Oberkommandos der Wehrmacht (OKW) und alle Mitglieder der Regierung verhaftet, die in der Marinesportschule auf dem Marinestützpunkt in Flensburg-Mürwik angetroffen wurden.

nach Wikipedia, abgerufen am 19. Mai 2020


» ... auch Karl Dönitz kehrte nach seiner Haftentlassung 1956 nach Schleswig-Holstein zurück: Er ließ sich im noblen Aumühle nieder, gut versorgt durch eine Konteradmirals-Pension, nach wie vor bewundert von rechten Marinekreisen. [...] Als Karl Dönitz schließlich 1981 in Aumühle beerdigt wurde, marschierten noch einmal all die alten Kameraden auf. Über 4000 Menschen waren gekommen, frühere Marinesoldaten, Ritterkreuzträger, Vertreter von Landsmannschaften. Rudolf Heß schickte einen Kranz aus Spandau.«

Karolina Meyer-Schilf, Shz, Schleswig-Holstein am WE, 23.5.2020


Bis heute feiern Neonazis an Dönitz’ Grab in Aumühle seinen Todestag, 24.12.1980, mit Hitlergruß und Kranzniederlegung.

Lesen Sie weiter am Ende unserer Dokumentation zu Aumühle


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Die Eiche

Sehr oft stehen sie an den Denkmalsplätzen. Da die Eiche in Todesfelde auf der Ansichtkarte aus den 1920er Jahren schon einen beträchtlichen Umfang hat, könnte es eine »Friedenseiche« sein, die nach dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 gepflanzt worden ist.

Nach dem Sieg forderte die Regierung in Deutschen Kaiserreich dazu auf, Friedenseichen zu pflanzen und zu pflegen, damit »dieses Sinnbild deutscher Kraft und deutscher Treue sich in aller Herrlichkeit entwickeln könne und künftigen Geschlechtern Gelegenheit geben würde, sich in seinem Schatten dankbar der Helden von 1870 und 1871 zu erinnern.«

 

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Oder sie ist zu Ehren von Wilhelm I., bei der Aufstellung des Gedenksteins zur Feier seines hundersten Geburtstags 1897, eingesetzt worden.

»Die Eiche ist knorrig. So kann man sich auch die alten Germanen vorstellen, weniger die feinsinnigen Römer. Die Eiche ist überdauernd. Das wollten auch die Deutschen im Heiligen Römischen Reich. Die Eiche ist standfest. Treue, unerschütterliche Souveränität schrieben die deutschen Fürsten und Könige auf ihr Panier – und nach ihnen Adolf Hitler. Mit der Reichsgründung 1871 und dem Gefühl nationaler Einheit zog das Eichenlaub in die deutsche Symbolsprache ein. Auf deutschen Ehrenmalen, Kränzen, Hoheitszeichen, Orden und dergleichen diente es in ähnlicher Form wie Zweige des Lorbeerstrauches.«

• Wolf Stegemann, 20. Januar 2014 auf der Website >www.rothenburg-unterm-hakenkreuz.de


»Die Eiche beziehungsweise das Eichenlaub setzen im Denkmal einen deutsch-nationalen Akzent. Die Eiche galt seit dem 18. Jahrhundert als heldisch-deutsches Symbol und assoziiert als ›deutsche Eiche‹ darüber hinaus urwüchsige Stärke und mythologische Vergangenheit.«

Reinhard Alings, Monument und Nation, Berlin 1996, S. 525


»Mit der Reichsgründung 1871 und dem Gefühl nationaler Einheit zog das Eichenlaub in die deutsche Symbolsprache ein. Auf deutschen Ehrenmalen, Kränzen, Hoheitszeichen, Orden und dergleichen diente es in ähnlicher Form wie Zweige des Lorbeerstrauches. Das Parteiabzeichen bzw. Parteisymbol der NSDAP hatte von 1920 bis 1945 einen Adler als Zeichen, der einen Eichenkranz in seinen Fängen hielt. Unerschütterlich ›wie die deutsche Eiche‹ und ähnliche Sprüche ließ die NS-Propaganda ab 1933 in Zeitungen veröffentlichen und über Lautsprecher verkünden. Da griff dann auch der Führer und Reichskanzler Adolf Hitler zum Spaten und pflanzte Eichen. [...] Im deutschen Volk wurde Hitler nach seiner Ernennung zum Reichskanzler fast schlagartig mit der deutschen Eiche gleichgesetzt. Denn für ihn pflanzten fast alle Städte und Dörfer, Stadt- und Ortsteile ihre ›Hitler-Eichen‹.«

Stegemann, www.rothenburg-unterm-hakenkreuz.de


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Volkstrauertag 2014

Seit 1952 wird am Denkmal jeweils zwei Sonntage vor dem 1. Advent der Volkstrauertag begangen. Gedacht wird der »Toten zweier Kriege an den Fronten und in der Heimat« und an die Opfer der Gewaltherrschaft aller Nationen.

Über die Feier am 16. November 2014, exemplarisch für die übrigen Jahre, schreibt Kai Krogmann in der Todesfelder Chronik: »Um 9 Uhr tritt die Feuerwehr an, um vom Gerätehaus vor das Denkmal zu marschieren. Der Feuerwehrmusikzug spielt zwei Trauermärsche, der Frauen- und Männerchor singt. Knapp 20 Leute, meist ältere, verfolgen die Zeremonie. Was die anderen denken, die nicht gekommen sind, steht im ›Wort zum Sonntag‹ in der Segeberger Zeitung: ›... habe ich doch nichts mehr mit zu tun, ist zu lange her‹. Pastorin Diana Wegener und Bürgermeister Mathias Warn halten die Reden. Das Gedenken an die Opfer sei eine zutiefst emotionale Angelegenheit, sagt Warn. Mitgefühl sei gefragt und heute wieder aktuell, denn Millionen von Menschen seien auf der Flucht. Den Reden schließt sich die Niederlegung des Kranzes vor dem Denkmal an. Die Küsterin blickt in diesem Moment von der Einfahrt zur Kirche gespannt auf das Geschehen, um im richtigen Moment die Glocken läuten zu lassen, denn nach der Zeremonie zieht die Gemeinde zum Gottesdienst in die Kirche ein. ›Selig sind die Friedfertigen, denn sie werden Gottes Kinder heißen‹, predigt die Pastorin. Auffällig: Die vorderen Kirchenbänke sind nahezu leer, die meisten Besucher haben lieber weit hinten Platz genommen. Bemerkenswert: Für den Gedenkstein und die Stelen gibt es im Dorf gleich drei Bezeichnungen: Viele Todesfelder sprechen vom ›Ehrenmal‹, im Veranstaltungskalender der Gemeinde wird der Begriff ›Denkmal‹ verwendet, im Gemeindebrief der Kirche das Wort ›Mahnmal‹.

Seit gut fünf Jahren tritt statt der gesamten Feuerwehr nur noch eine Abordnung der Wehr zu der Gedenkfeier an, der Feuerwehrmusikzug ist inzwischen aufgelöst.«

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Eine Postkarte

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Ohne Datum, vielleicht aus den 60er Jahren? Vor der Denkmalsanlage steht ein langer, weißer Lattenzaun.


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Aus der Dorfgeschichte

Eine Ansichtskarte aus den 1920er Jahren: Über der Namensliste sehen wir einen in schwarz aufgemalten Lorbeerkranz. Ein Siegeskranz getreu dem damals verbreiteten Spruch, die Soldaten des 1. Weltkriegs seien »im Felde unbesiegt« gewesen? Der Sieg wäre nur durch den Verrat ›vaterlandsloser Sozialdemokraten‹ und ›jüdischer Geschäftemacher‹ verloren worden, so die Überzeugung in weiten Teilen der deutschen Bevölkerung. Heute ist auf dem Denkmal vom Lorbeerkranz nichts mehr zu sehen. Dafür wurde das Denkmal später durch einen neuen Betonsockel erhöht und die seitlichen Pfeiler mit den Steinkugeln wurden erneuert und vergrößert.

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Der Dorfchronist Kai Krogmann berichtet uns:

»Zur Kirchengemeinde Todesfelde gehören bzw. gehörten auch Hartenholm, Bark/Bockhorn und Stuvenborn. In der Kirchenchronik heißt es unter der Überschrift ›Feldgottesdienste‹: ›Von starker Teilnahme getragen waren die Feldgottesdienste, die mit der Einweihung der Denksteine für gefallene Krieger verbunden waren: 24. Oktober 1920 in Stuvenborn, 7. November 1920 in Bockhorn, 28. November 1920 in Hartenholm.‹ Diese Dörfer verfügen bzw. verfügten damals, anders als Todesfelde, über keine Kirche. Ich gehe daher davon aus, dass es in Todesfelde keinen Feldgottesdienst gab. Über die Einweihung des Denkmals 1921 in Todesfelde berichten weder die Chronik der Gemeinde noch der Kirchengemeinde.

Der 1. Weltkrieg hat auch in der Kirchengemeinde Erinnerungen und Spuren hinterlassen. Noch heute können Besucher auf einer Tafel unter der Empore der Kirche die Namen derer lesen, die ihr Leben ließen. Die Tafel wurde am 14.12.1925 im Gottesdienst eingeweiht.

In der Chronik der Kirchengemeinde wird dazu ein Bericht aus der Segeberger Zeitung zitiert. Darin heißt es:

›Am Sonntagmorgen fand in der hiesigen Kirche die Einweihung der Kriegergedächtnistafeln statt. Zu der Feier hatten sich neben zahlreichen Gemeindegliedern auch die Kriegervereine von Todesfelde, Stuvenborn und Hartenholm mit ihren Fahnen eingefunden. Am Schluss der Anfangsliturgie sang der Gesangverein Todesfelde das Lied: ›Wie sie so sanft ruhen‹, worauf Pastor Prill sich an die Gemeinde wandte und darauf hinwies, wie gerade in dieser Zeit vor Weihnachten so mancher Gedanke zu den im Weltkrieg gefallenen Brüdern hineile. Heute wäre endlich die Stunde gekommen, wo eine Tafel mit den Namen der Gefallenen enthüllt werden solle. Die Hülle fiel, und die Tafel wurde geweiht im Namen des dreieinigen Gottes zu einem Zeichen treuen Gedenkens, steter Dankbarkeit und heiligen Gelöbnisses, den gefallenen Brüdern nachzueifern. Die versammelte Gemeinde weihte den Gefallenen drei Minuten stillen Gedenkens. Der Gesangverein Todesfelde trug das Lied ›Ich hatt einen Kameraden‹ vor. Mit der Predigt über die Worte Philipper 2,5-11 fand die Feier ihren Abschluss.

Philipper 2, 5-11 widmet sich dem Leben nach dem Vorbild Christi. Ich kann nicht beurteilen, ob bzw. welcher Bezug sich daraus zu der Einweihung der Tafel ergeben haben mag.«

Wir danken Kai Krogmann sehr herzlich für die Berichte und die beiden Abbildungen. Gerd Gröhn und Kai Krogmann haben die zweibändige Dorfchronik von Todesfelde geschrieben.


Bis heute wird das Lied »Ich hatt einen Kameraden« zum Volkstrauertag oder Gedenkfeiern für tote Soldaten gesungen oder gespielt.

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Ich hatt’ einen Kameraden

»Der gute Kamerad« wurde 1809 von Ludwig Uhland in Tübingen gedichtet, Friedrich Silcher vertonte, ebenfalls in Tübingen, das Gedicht im Jahre 1825. Als Lied ist es besser bekannt unter der Anfangszeile der ersten Strophe: »Ich hatt’ einen Kameraden«. Es wurde vor allem von der politischen Reaktion instrumentalisiert, und zwar zur Beschönigung und Verklärung des Kriegsopfers und Heldentods. Das Lied vom »guten Kameraden« spielt im Trauerzeremoniell der deutschen Bundeswehr eine große Rolle. Es ist Bestandteil eines Begräbnisses mit militärischen Ehren und jeder militärischen Trauerfeier.

SH Ratzeburg StGeorgsberg Ich hatt web

 

»Menschen könnten im normalen Leben bessere Freundschaften als im Schützengraben finden.«

Pfarrer Detlev Besier, Leiter der landeskirchlichen Arbeitsstelle Frieden und Umwelt, am Volkstrauertag 2018


Sehen Sie hier eine Sammlung von historischen und politischen Bildpostkarten von Karl Stehle, München, die diesen Liedtext zitieren:

www.goethezeitportal.de


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Der Stein für Wilhelm I.

Auf der in den zweiten Findling eingelassenen schwarzen Granittafel erfahren wir den Anlass für die Setzung des Steins:

Mit Gott
für
König u. Vaterland
Zur Erinnerung
an die
Hundertjahrfeier
des Geburtstages
S.M. des Kaisers
Wilhelm I.
22. März 1897

Der deutsche National-Protestantismus war schon seit jeher eng mit Staat und Obrigkeit verbunden; in Preußen war der König gleichzeitig oberster Kirchenherr. So wurde eine Stimmung erzeugt, die von Vaterlandsliebe und religiöser Inbrunst erfüllt war.

Bei der Einstimmung zum 1. Weltkrieg kam dann noch die Kriegslust dazu. Hofprediger Bruno Doehring am 5. August 1914 bei einem Gottesdienst vor dem Berliner Dom:

»Wir müssen zurück zum lebendigen Gott, um von ihm aus unseren Feldzug zu unternehmen! ... Der deutsche Trost von 1813 soll auch der Trost von 1914 werden. Deutsche Freiheit, deutscher Gott, deutscher Glaube ohne Spott, deutsches Herz und deutscher Stahl sind vier Helden allzumal. Diese stehn wie Felsenburg, diese fechten alles durch, diese halten tapfer aus in Gefahr und Todesbraus.«

 

SH Todesfelde WilhelmI web

 

Am 22. März 1897 feiert man überall im Deutschen Reich den 100. Geburtstag des Kaisers Wilhelm I., der wegen seiner Verdienste zur Reichseinigung von Kaiser Wilhelm II. nun zum »Kaiser Wilhelm der Große« erklärt wurde. Im Land wurden ihm zu Ehren Denkmäler enthüllt, zum Beispiel auch in Trittau. Dort hat die Stiftung Geschichtskultur ein erläuterndes Schild aufgestellt:

»Wilhelm I.
• Geboren am 22.3.1797 als Sohn von König Friedrich-Wilhelm III. von Preußen und Königin Luise
• Niederschlagung der Revolution 1848 (›Kartätschenprinz‹)
• König von Preußen 1861 - 1888
• Deutscher Kaiser 1871 - 1888
• Gestorben 1888. Ihm folgt Friedrich III. (99-Tage-Kaiser) und im gleichen Jahr Wilhelm II. (1888 - 1918)

Kaiser Wilhelm I. und sein Kanzler Bismarck haben ihr Jahrhundert geprägt. Um beide entstand nach ihrem Tod eine kultische Verehrung. Kaiser Wilhelm II. förderte den Kult um seinen Großvater, für den zu dessen 100. Geburtstag das riesige Nationaldenkmal in Berlin, etwa 350 Denkmäler in deutschen Städten und zahlreiche Gedenksteine, wie hier in Trittau, eingeweiht wurden.«

Zum Vertiefen: Dorlis Blume für das Deutsche Historische Museum


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Das Eiserne Kreuz

In Todesfelde ist das militärische Ehrenzeichen einmal in der Variante der dritten Stiftung von Wilhelm II. auf dem Denkmal zum 1. Weltkrieg zu sehen und auf jeder Inschriftenstele zum 2. Weltkrieg in neutraler Form, d.h. ohne Hakenkreuz.

SH Todesfelde EK web

Nach einer Skizze des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III. wurde der berühmte Baumeister Karl Friedrich Schinkel am 13. März 1813 mit der Erstellung einer Reinzeichnung für das erste Eiserne Kreuz beauftragt.

Am 8. August 1914 hatte Wilhelm II. dann in seiner Eigenschaft als preußischer König die Stiftung seiner beiden Vorgänger erneuert und machte das Eiserne Kreuz durch seine breit angelegte Verleihungspraxis zu einem quasi deutschen Orden. Mit der vierten Stiftung zu Beginn des 2. Weltkriegs durch Adolf Hitler wurde es am 1. September 1939 auch offiziell zu einer deutschen Auszeichnung. Hitler verzichtete auf seine Initialen als Führer und Oberbefehlshaber der Wehrmacht, die auf ihn persönlich vereidigt war. Stattdessen wurde das Hakenkreuz, das Symbol des NS-Staates, in die Mitte des traditionsreichen Ordens eingefügt und von der Rückseite wurden das Monogramm König Friedrich Wilhelms III. und das Eichenlaub entfernt.


SH Wulfsdorf Hitler EK web

• Auch Hitler trug das Ehrenkreuz an der Brust

»Vor allem die nahe der Front operierenden Sonderkommandos, die sowohl Juden ermordeten als auch an der Partisanenbekämpfung beteiligt waren, wurden von den Armeegenerälen reichlich mit Eisernen Kreuzen bedacht. Um nur die größten Verbrecher unter ihnen zu nennen, sei auf Rudolf Lange verwiesen, der für den Mord an den Juden Lettlands verantwortlich war, und auf Friedrich Jeckeln, der Massaker um Massaker organisierte, in der Westukraine, in Kiew (Babij Jar) und in Riga. Beide bekamen schließlich das Eiserne Kreuz II. und I. Klasse.«

Zitiert aus einem Artikel »Orden für Massenmord« von Dieter Pohl 

DIE ZEIT, 5.6.2008


Soldaten der Wehrmacht kämpfen nicht nur pflichtschuldig  und gehorsam. Ohne die Gefühlswelt aus Stolz, Ehre und Männlichkeit ist nicht zu erklären, warum so viele an die Front streben – und dem Krieg bis zum Untergang verhaftet bleiben. (Frank Werner in ZEITGeschichte 4/2018)

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Geschickte Propaganda: Begehrenswerte Ordensbrust in »Die Woche« Januar 1940.

 

Als Kriegsauszeichnung oder Verdienstorden wird das Eiserne Kreuz seit 1945 nicht mehr verliehen. Aufgrund seiner identitätsstiftenden Tradition bestimmte am 1. Oktober 1956 Bundespräsident Theodor Heuss das Eiserne Kreuz zum Erkennungszeichen für die Luftfahrzeuge und Kampffahrzeuge der Bundeswehr. So stellt es in allen drei Teilstreitkräften das Hoheitszeichen dar (z. B. an gepanzerten Fahrzeugen und an Luftfahrzeugen). Die Truppenfahnen der Bundeswehr tragen in ihrer Spitze ein durch goldenes Eichenlaub umfasstes Eisernes Kreuz. Auch das Ehrenzeichen der Bundeswehr (Ehrenmedaille, Ehrenkreuz in Bronze, Silber oder Gold) trägt das Eiserne Kreuz als Symbol für Freiheitsliebe, Ritterlichkeit und Tapferkeit auf der Vorderseite. Ebenso wird es auf Briefen, Visitenkarten und im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit als »Dachmarke« der Bundeswehr verwendet. Das Eiserne Kreuz als Symbol findet sich noch heute in verschiedenen Verbandsabzeichen der Bundeswehr.

Nach Wikipedia, abgerufen am 7. 12. 2017

Das Eiserne Kreuz ist das am häufigsten gezeigte Symbol in der rechten Szene. Es wird in allen erdenklichen Formen angeboten, z. B. als Ohrstecker, Anhänger oder Gürtelschnalle.


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I N H A L T
• 
Das Denkmal
Meilenstein aus Pommern
Das Kreuz
Die Gedenkallee
Veränderungen
Der Bau des Pommern-Zentrums
Die Pommersche Landsmannschaft
Das »Manifest der Pommern«
Die Ostsee-Akademie
Der Streit
Die Academia Baltica
Die Versöhnungskirche
Wie geht es weiter?

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Travemünde, Stadtteil von Lübeck

Im ehemaligen Pommern-Zentrum am Europaweg

In diesem Bereich dreht sich alles um die alte Heimat Pommern, so wie es im Titel einer Publikation der Pommerschen Landsmannschaft formuliert wird: »Pommern – gestern, heute und morgen«

SH Travemuende Kriegerdenkmal webFoto: Wikimedia Commons / Jan Tappenbek

Wir beginnen mit dem Kriegerdenkmal, das von ehemaligen Schülern der Bismarck-Oberrealschule in Stettin gestiftet wurde. Oben am Hang zum Europaweg, steht der massige Findling, der sicher nicht aus Pommern stammt. Er wird nach 1945 von den ehemaligen Stettiner Schülern hier in Travemünde für die Toten des 2. Weltkriegs aufgestellt worden sein. Das Eiserne Kreuz zeigt uns, dass der Stein toten Soldaten gewidmet ist. Es hat eine schwarze Kontur und ist mit frischer weisser Farbe ausgefüllt.
 

SH Travemuende Kriegerdenkmal Inschrift web

 
Auf Kriegerdenkmälern wird das Eiserne Kreuz den toten Soldaten posthum verliehen. Der Tod im Krieg wird als Beweis für die »Vaterlandstreue« und die Tapferkeit der Soldaten gewertet, darum wird der militärische Orden hier kollektiv verliehen. Ein Soldat, der lebend oder lebend invalide zurück gekommen ist, erhält ihn nicht.

Darunter lesen wir den Sinnspruch:

DEN TOTEN ZUR EHRE
DEN LEBENDEN ZUR LEHRE

Wir fragen uns, was der Spruch bedeuten soll. Die erste Zeile ist soweit klar: Die Soldaten der Deutschen Wehrmacht sollen allesamt geehrt werden. Aber waren es alles Mitschüler? Auch die zweite Zeile bleibt unklar: Sollen die Lebenden die Lehre aus dem Wahnsinn Krieg ziehen und Pazifisten werden oder sollen sie bei den Geehrten in die Lehre gehen und auch Soldaten werden?

Es folgt nun noch die Angabe zu den Stiftern:

EHEM. STETTINER
BISMARCKSCHÜLER

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Meilenstein aus Pommern

Neben dem Findling folgt die nächste Erinnerung an Pommern – der Meilenstein mit alten und neuen Markierungen:

 

SH Travemuende Richtungsstein 1 web


Der Stein wurde 1988 aus dem früheren Kreis Friedeberg Nm. nach Travemünde gebracht. »Nm.« bezeichnet die ehemalige Landschaft Neumark. Unter dem farbigen Wappen wird die Entfernung von Travemünde bis »zur Heimat«, das ist heute der polnische Verwaltungsbezirk Lebus, mit 600 km angegeben. Diese Inschrift ist 1988 in Travemünde verfasst worden.

 

SH Travemuende Richtungsstein 4 web


Die historischen Richtungswegweiser nach Langs-Theerofen und Mühlendorf ...

 

SH Travemuende Richtungsstein 3 web


... und auf der gegenüberliegenden Seite des Steins nach Driesen und Woldenberg. Alle vier Orte gehörten zum Kreis Friedeberg Nm. in Ost-Brandenburg.

 

SH Travemuende Richtungsstein 2 web


Hier nun die Geschichte des Steins: Von 1888 - 1945 stand er im damaligen Kreis Friedeberg, die Zeichnung bildet die Fläche des Kreises ab. 1988 wurde er wiedergefunden (?) und nach Travemünde gebracht. Die beiden freien Flächen erhielten die neue Beschriftung.

 

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Das Kreuz

Hier der Blick von der Anhöhe zum Grabkreuz (rechts) und zur Versöhnungskirche mit der »Gedenkallee«, links vor der Kirche.

 

SH Travemuende Totale von hinten web


Im Hintergrund sieht man einige Gebäude, die zum 1988 eröffneten Pommern-Zentrum gehören.

1995 Pommern Zentrum web

Hier eine Postkarte von 1995: Auf dem weiträumigen Gelände in der Bildmitte sind bzw. waren untergebracht: eine Seniorenanlage, die Appartement-Anlage Ernst-Moritz-Arndt, die Bierbar »Am Bollwerk«, das Restaurant »Vineta«, die Ostsee-Akademie und ab 1991 die Ev. Luth. Versöhnungskirche.


SH Travemuende Kreuz Widmung web


Auf unserem Weg zur Gedenkallee (ab 1998) neben der Kirche gehen wir auf die Rückseite des Grabkreuzes zu, dort steht:

GEDENKEN AN
UNSERE GRÄBER
IN DER POMMERSCHEN
HEIMAT

SH Travemuende Kreuz Vorderseite web

Es ist das Grabkreuz von Pastor Johannes Kniess (1866 - 1936) mit Erinnerung an Flieger Ernst-Eberhard Kniess (1903 - 1928). In der Dokumentation »Versöhnungskirche im Pommernzentrum« von 1999 steht über dem Kreuz: »Es wurde 1936 – in friedlicher Zeit – für Pastor Johannes Kniess, Pastor in Zebbin im Kreis Cammin, errichtet. Bei den Kämpfen an der Dievenow wurde es durch Einschüsse gezeichnet, später von verhetzten Menschen umgestürzt und mit Farbe übergossen. Schließlich landete das Kreuz in einem Gebüsch an der Friedhofsmauer. Durch Hinweise des jetzigen Küsters fand es dort 1991 Erich-Karl Stübs. Mit Hilfe des Vorsitzenden der deutschen Minderheit in Cammin wurde das 300 kg schwere Grabkreuz nach Travemünde überführt, mit Spendenmitteln renoviert und 1992 an dieser Stelle aufgestellt.«

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Die Gedenkallee

Schon in der Pommerschen Zeitung vom 17.10.1987 kündigte der damalige Sprecher der Landsmannschaft, Dr. Philipp von Bismarck, zur Außengestaltung der Versöhnungskirche an: »Dabei wird interessieren, daß im Osten der Kirche ein Versammlungsplatz vorgesehen ist, auf dem eine Totengedenkstätte geschaffen werden soll.« Da der Blick »weit« nach Osten frei bleiben sollte, wurde der Plan dann ab 1997 an der Südseite realisiert.

Die Gedenkallee beginnt von der Anhöhe kommend mit einer Figurengruppe aus Bronze des Bildhauers Siegfried Assmann. Dargestellt ist eine Mutter, die sich zwar in Verzweiflung von ihren Kindern abwendet, sie aber trotzdem zwischen ihren Beinen beschützt.

Siegfried Assmann auf nordkirche.de



SH Travemuende Assmann Kirche web


Das größere Kind schaut zur Mutter, die sich weit zum Rand des Sockels beugt.

SH Travemuende Assmann 3 web4


Die Kinder halten sich aneinander fest. Sie müssen die Mutter ihrem Schmerz überlassen.

Ein identischer Abguss der Figurengruppe ist ein Teil der zentralen Kriegerdenkmalsanlage in Heide/Holstein.

Unsere Dokumentation der Denkmalsanlage in Heide

 
Hier im ehemaligen Pommern-Zentrum wird die Skulptur so gedeutet: »Erinnerung an das Leiden der ostdeutschen Mütter in den Jahren 1944 bis 1946«.

 

SH Travemuende Assmann 2 web2


In den Backsteinsockel ist eine Bronzetafel eingelassen, in verschränkten Zeilen steht dort:

DAS LEID
MAHNT
FRIEDEN
SCHAFFEN
HEIMAT
BEWAHREN
1945    1995


SH Travemuende Assmann 9 web


Beim Blick zurück sehen wir auf der Anhöhe das Kriegerdenkmal, rechts daneben den Meilenstein, links das Holzkreuz vom Gottesdienst zur Grundsteinlegung der Versöhnungskirche und auf halbem Weg das Grabkreuz aus dem früheren Kreis Cammin.

SH Travemuende Platz web2


Die Skulpturengruppe auf dem Sockel ist der Endpunkt der Gedenkallee, wenn man von der Kirche kommt.

SH Travemuende Stein viele links web

 

Wir gehen an dem Sandweg in Länge des Kirchengebäudes vorbei an 31 Linden, 30 kleinen Findlingen und einem größeren Findling. Die Tafel auf dem großen Findling für die frühere Landeshauptstadt Stettin erklärt die »31«.

 

SH Travemuende Schild Stettin web


Auf der gußeisernen Platte steht:

DIESE 31 LINDEN WURDEN
IM FRÜHJAHR 1998 ZUR
ERINNERUNG AN DIE

LANDESHAUPTSTADT STETTIN

DIE 27 HEIMATKREISE IN
HINTERPOMMERN UND DIE
3 GETEILTEN HEIMATKREISE
VORPOMMERNS GEPFLANZT.

Im März 1998 war vorerst die »Kleine Lösung« realisiert worden. Die 31 Linden wurden gepflanzt und der Stein für Stettin wurde gesetzt.
 

SH Travemuende Stein Koeslin web


Gleichzeitig wurden die Heimatkreise gefragt, ob sie »ihren« Stein finanzieren können. 

SH Travemuende Stein Deutsch Krone web


Die Heimatkreise sind eine Unterorganisation der Pommerschen Landsmannschaft, sie sind seit 1967 zusammengeschlossen im Pommerschen Kreis- und Städtetag, der Jahres- und Kulturtagungen durchführt und die einzelnen Heimatkreise unterstützt.

SH Travemuende Stein Neustettin web

 
Das gelang zum großen Teil und so wurden im Juni 1999 die 30 kleineren Findlinge zwischen die Linden gesetzt. Eröffnet wurde die erweiterte Gedenkallee am 10. Oktober 1999.

SH Travemuende Karte 1939 webQuelle: Wikimedia Commons


Die Landkarte zeigt die Kreise 1939, die 31 Steine teilen sich folgendermaßen auf:

9x Provinz Posen-Westpreussen: Arnswalde, Friedeberg, Dramberg, Netzekreis, Deutsch Krone, Schneidemühl, Flatow, Neustettin, Schlochau

12x Provinz Köslin: Bütow, Lauenburg, Stolp, Stolp-Land, Rummelsburg, Köslin, Köslin-Bublitz, Kolberg, Kolberg-Körlin, Belgard-Schivelbein, Regenwalde, Greifenberg

10x Provinz Stettin: Saatzig, Stargard, Pyritz, Naugard, Stettin, Naugard, Cammin und die geteilten Kreise an der Oder bzw. der Swine: Greifenhagen, Uecker-Randow und Usedom-Wollin.

 

SH Travemuende Stein viele rechts web


An der Aussenwand der Kirche sind heute drei Elemente angebracht, die in den Jahren vor 2017 an anderen Orten im Pommernzentrum zu sehen waren, das steht im nächsten Kapitel »Die Geschichte«.

SH Travemuende Pommerscher Greif web


Weithin zu sehen: der Pommersche Greif. Von 1194 bis 1945 war der Greif das Wappentier von Pommern. Nach der Neubildung des Landes Mecklenburg-Vorpommern 1990 wurde der rote Greif in das neue Landeswappen integriert.

Der Pommersche Greif als Symbol wird vielfältig benutzt: der »Pommersche Greif e.V.« ist ein Verein für pommersche Familien- und Ortsgeschichte, als Whisky-Marke und auch die Wetterfahne der Versöhnungskirche ist kein Hahn sondern ein Pommerscher Greif.


Mehr auf Wikipedia

 

SH Travemuende Spruchtafel Pommern web2


In Lesehöhe sind darunter zwei kupferbeschichtete Tafeln angebracht mit folgenden Inschriften in goldenen Lettern:

WIR POMMERN GEDENKEN
DER OPFER
VON KRIEG FLUCHT UND
VERTREIBUNG

 

SH Travemuende Spruchtafel Versoehnung web2


WIR BITTEN DIE LEBENDEN
IN ALLER WELT
VERTREIBT DEN HASS
DURCH VERSÖHNUNG

Siehe dazu das Kapitel »Das Manifest der Pommern«.

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Veränderungen

2015: Das Denkmal mir der Skulpturengruppe von Siegfried Assmann stand noch links vom Gebäude der damaligen Ostsee-Akademie. Am 27. Mai 1995 war es dort eingeweiht worden.
 

SH Travemuende frueher webFoto: Jan Tappenbek / Wikimedia-Commons


Die Skulpturengruppe wanderte mit der mittleren Tafel ans Ende der Gedenkallee neben der Versöhnungskirche, die beiden Tafeln an den Seiten wurden am Kirchgebäude angebracht.


SH Travemuende Pfeile Pommernzentrum 2015 Wikimedia Commons Jan Tappenbek webFoto: Jan Tappenbek / Wikimedia-Commons


2015: der lange Pfeil zeigt auf den Pommerschen Greif, als er noch am Gebäude der Ostsee-Akademie angebracht war, der kurze auf den Platz, an den die Assmann-Skulpturengruppe versetzt wurde.

 

SH Travemuende Stein viele rechts web


Die Kirchenwand fotografiert im Januar 2021.

 

SH Travemuende alter Sockel web

Die Reste des alten Denkmals, umgeben vom jetzt ungepflegten Gelände des Pommern-Zentrums.

SH Travemuende alter Platz Kirche web


Im Hintergrund die Treppe zur Versöhnungskirche und das Ernst-Moritz-Arndt-Haus.

Die Universität Greifswald, die von 1933 - 2018 Ernst Moritz Arndt-Universität hieß, hat nach langem Streit ihren Namen abgelegt. Auf ihrer Website können Sie einen Beitrag des Literaturwissenschaftlers Michael Gratz lesen. Seine These: Wo »Arndt« draufsteht, ist heute in den allermeisten Fällen schlimmstes neonazistisches »Gedankengut« drin.

Der komplette Beitrag und andere Fakten zum Namenstreit

Hier die Fakten zum Namensstreit als Broschüre

 
Heute kann man im Ernst-Moritz-Arndt-Haus Ferienwohnungen mit Schwimmbad, Sauna, Badespaß mieten. Das Haus hat seinen Namen behalten, auf der Website wird auch der Namensgeber thematisiert und sein Wikipedia-Eintrag als Quelle angegeben. Da hätten man vielleicht bis zum Kapitel »Wirken und Bewertung« scrollen sollen.

Pematra-Ferienwohnungen im Ernst-Moritz-Arndt-Haus

Ernst Moritz Arndt auf Wikipedia



SH Travemuende 8Baeume alter Platz web


Im weiten Umkreis des Denkmals waren acht Bäume gepflanzt worden, auf der Messingtafel an einem schroffen Findling steht dazu:

8 Bäume aus dem
Kreis Greifenberg
gepflanzt 5. 5. 1990
Greifenberg - Treptower Geschichtsverein

 

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Der Bau des Pommern-Zentrums

1978: Die Idee eines Pommernzentrums entsteht und sie soll in Travemünde umgesetzt werden. Vorläufige Finanzierungszusagen von Ministerpräsident Uwe Barschel und dem Bundesminister für innerdeutsche Beziehungen Egon Franke treffen ein. Der Lübecker Bausenator kündigt eine kurzfristige Baugenehmigung an.

1985: Das Grundstück wird mit einer zweckgebundenen Spende der Krupp-Stiftung gekauft.

1986: Bei der Grundsteinlegung wird eine von der Familie Bismarck gespendete pommersche Glocke geläutet und eine pommersche Eiche gepflanzt.

1988: Das Pommern-Zentrum in Lübeck-Travemünde mit Seniorenwohnanlage, Restaurants, Ostsee-Akademie mit Redaktion der Pommerschen Zeitung, Buchversand und Bundesgeschäftsstelle der Pommerschen Landsmannschaft und 27 Appartements im »Ernst-Moritz-Arndt-Haus« mit 99 Betten für Seminargäste, ist gebaut. Eigentümerin ist die Pommersche Landsmannschaft.

Der Heimatkreis Greifenhagen/Pommern schreibt in seinem Rundbrief vom Dezember 2008 zum 20-jährigen Jubiläum des Pommern-Zentrums: »Gegen einen Bebauungsplan liefen anfangs Lübecker Bürger teils Sturm. Stimmen wurden laut, die Errichtung eines ›Revanchistenzentrums‹ zu verhindern, Das Problem wurde jedoch im Senat zu unseren Gunsten gelöst.« Im Rundbrief werden Pommernsprecher Dr. Philipp von Bismarck, Staatssekretär Hebbeln in der Kieler Staatskanzlei und Bundesminister für innerdeutsche Beziehungen Heinrich Windelen als die Väter des Projekts belobigt.

Heinrich Windelen, der schon die Ostverträge abgelehnt hatte, stimmte am 21. Juni 1990 aus »völkerrechtlichen Gründen und wegen der Verletzung des Selbstbestimmungsrechts des deutschen Volkes« gegen die von seiner Fraktion der CDU mit eingebrachte interfraktionelle »Gemeinsame Entschließung zur deutsch-polnischen Grenze«, die die Oder-Neiße-Grenze als deutsche Ostgrenze bezeichnet. Am 20. September 1990 lehnte er auch den Einigungsvertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der DDR ab, weil seiner Ansicht nach darin das Heimatrecht der Heimatvertriebenen endgültig aufgegeben werde und dieses Opfer den Vertriebenen nicht zugemutet werden könne.

Nach Wikipedia, abgerufen am 27. März 2021

 

SH Travemuende Postkarte Pommern Zentrum web


Noch unfertige Bereiche wurden auf dem Foto für die Postkarte aus dem Jahr 1988 mit hellen Flächen belegt.

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Die Pommersche Landsmannschaft

... ist ein Vertriebenenverband. Sie will den Zusammenhalt aller Pommern in ihren Vereinigungen und Einrichtungen fördern. Sie sieht sich als Vertreterin aller aus ihrer pommerschen Heimat vertriebenen, geflüchteten oder ausgesiedelten Deutschen und deren Nachkommen.

Die Pommersche Landsmannschaft, gegründet am 18. Mai 1948, ist eine weitverzweigte Organisation, sie umfasst Landesgruppen, Heimatkreise, die den Pommerschen Kreis- und Städtetag bilden, Vereinigungen pommerscher Jugend- und Studentengruppen, Heimatbünde und Heimatvereine Vorpommerns und sonstige pommerschen Vereinigungen im In- und Ausland.

1995 wurde die Landsmannschaft in die Rechtsform Pommersche Landsmannschaft – Zentralverband e. V. umgebildet. Im Jahre 2008 erfolgte die Aufspaltung in die Pommersche Landsmannschaft einerseits und den Pommerschen Zentralverband e.V. andererseits. Im Oktober 2017 wurde der Pommersche Zentralverband e.V. insolvent und die Immobilie Pommern-Zentrum musste verkauft werden. Damit ist von den Einrichtungen des Pommern-Zentrums nur noch die Versöhnungskirche geblieben, die von einer getrennten Stiftung getragen wird, größtenteils von der Ev. Kirche in Norddeutschland. Davon unabhängig besteht die Pommersche Landsmannschaft weiter.

Erst in den letzten Jahren zeigen sich dort Nachwuchsprobleme, einige Landesverbände lösten sich bereits auf, z.B. die in Eckernförde oder Neuss. In der Westdeutschen Zeitung vom 11. März 2020 wird über »das mangelnde Interesse der nächsten Generationen, die ja im Rheinland geboren wurden und Pommern nur durch Erzählungen und allenfalls Kurzreisen kennen« berichtet, was dann mit »Bitterkeit« von den Alten kommentiert würde.

Mehr auf Wikipedia

 

Hier jetzt einige Zitate aus einem geschichtlichen Überblick, veröffentlicht in »Pommern gestern, heute und morgen«, Herausgeber: Pommersche Landsmannschaft (Pommerscher Zentralverband e.V.), ohne Datum, die letzte Meldung betrifft das Jahr 1992:

»Aus der Einleitung: ... Nach 1945 wurde das östliche Pommern mit Stettin und Swinemünde unter polnische Verwaltung gestellt und die deutsche Bevölkerung völkerrechtswidrig vertrieben. [...] Die in den freien Teil Deutschlands gelangten Pommern schlossen sich in der ›Pommerschen Landsmannschaft‹ zusammen, um ihrem Recht auf die angestammte Heimat Geltung zu verschaffen. Nach den Urteilen des Bundesverfassungsgerichtes von 1973 und 1975 ist Pommern nicht aus seiner Zugehörigkeit zum fortbestehenden Deutschen Reich entlassen.

1945: … der größere Ostteil mit Stettin wird ›unter polnische Verwaltung‹ gestellt; die endgültige Regelung bleibt einem Friedensvertrag vorbehalten.

1972: … das Bundesverfassungsgericht stellt später jedoch fest, durch diesen Vertrag [Warschauer Vertrag] würden die Ostgebiete nicht aus ihrer Zugehörigkeit zum völkerrechtlich fortbestehenden Deutschen Reich entlassen [der 2-plus-4-Vertrag aus dem Jahr 1990 wird in dieser Chronik bis 1992 nicht berücksichtigt].

1989: Am 9. November bricht die Berliner Mauer unter dem friedlichen Druck der von dem Freiheitswillen ermutigten Bürger der DDR zusammen. Vorpommern und ganz Mitteldeutschland werden frei. Die Bewegung zur Wiedervereinigung ist in Gang gesetzt.«

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Das »Manifest der Pommern«

Am 1. Mai 1973 beschloss der Bundesvorstand der Landsmannschaft das Manifest der Pommern, das am 26. Mai von der Abgeordnetenversammlung verabschiedet wurde.

»Wir Pommern sind
als Deutsche zugleich Europäer. Unser Land – ein Teil Deutschlands – liegt in Europa, es ist nicht untergegangen. Unser Recht auf die Heimat ist nicht erloschen. Deutschland besteht in seinen rechtmäßigen Grenzen, obwohl die Weltmächte die Macht über Deutschland geteilt haben. Trotz Teilung besteht das deutsche Volk als Einheit fort und mit ihm sein Recht auf Selbstbestimmung.

Wir Pommern wissen
daß dem polnischen und dem deutschen Volk nicht vergessenen Unrecht zugefügt worden ist. Wir wissen aber auch, daß nicht das Verharren in der Erinnerung an Leid und Unrecht den Weg für eine bessere Zukunft ebnet, sondern der gemeinsame Wille, das Recht zu achten und so künftige Aufgaben zu meistern. Wir haben erfahren, daß wir lernen, uns zu verstehen; wir wissen, Europas Zukunft ist auch unsere Zukunft, seine Kraft – unsere Kraft, seine Freiheit – unsere Freiheit.

Wir Pommern wollen
eine Zukunft Europas, die Grenzen durch Freiheit überwindet; dazu wollen wir uns untereinander, miteinander und füreinander verbinden, Pommern – Deutsche – Europäer. Wir wollen das Recht auf die Heimat als Menschenrecht verwirklichen; wir wollen es zur Brücke machen zwischen Nachbarn in Ost und West. Wir wollen unsere Mitbürger, die Europäer und die Völker der Welt dafür gewinnen, Frieden zu suchen, wo allein er zu finden ist: in der Freiheit der Selbstbestimmung von Menschen und Völkern.«

Veröffentlicht in »Pommern gestern, heute und morgen«, Herausgeber: Pommersche Landsmannschaft (Pommerscher Zentralverband e.V.)


Im vereinten Europa kann auch Pommern wieder vereint werden – die Hoffnung der Pommerschen Landsmannschaft. Bedeutet das geforderte Recht auf Heimat, Pommern wird dann zumindest teilweise wieder deutsch?

SH Travemuende Kopf Pommernzeitung web

Das ist Motto der Pommernzeitung, die wegen Insolvenz des Pommerschen Zentralverbands e.V. Ende 2017 eingestellt werden musste und jetzt zusammen mit dem Ostpreussenblatt als Supplement unter das Dach der Preußischen Allgemeinen Zeitung geschlüpft ist. Die Pommersche Zeitung erscheint dort seit Juni 2018 als wöchentliche Beilage.

»Laut dem Journalisten Anton Maegerle erfüllt das Blatt [Die Preußische Allgemeine Zeitung], eine ›Scharnierfunktion‹ zwischen ›Rechtskonservatismus‹ und Rechtsextremismus. Davon zeugten unter anderem holocaustrelativierende Beiträge, die Forderung nach einem ›Schlussstrich‹ unter der deutschen Vergangenheitsbewältigung und die große personelle Überschneidung mit neurechten Publikationen und Organisationen. [...]

Während der SPD-Politiker und Publizist Stephan Braun die Zeitung ebenfalls als Publikationsorgan der Neuen Rechten ansieht, verfasste der bayerische Ministerpräsident und CSU-Vorsitzende Horst Seehofer 2010 anlässlich des 60-jährigen Jubiläums der Zeitung ein Grußwort, in dem er ihr attestierte, ›klar und kantig, in gut preußisch-konservativer-aufklärerischer Tradition‹ zu stehen.

Die Herausgeber bezeichnen die Ausrichtung der Zeitung als ›preußisch-wertkonservativ‹, ihr Grundsatz sei ›preußisch korrekt statt politisch korrekt‹.«

Wikipedia, abgerufen am 27. März 2021


Weiterlesen auf Wikipedia

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Die Ostsee-akademie

Am 5. September 1988 wurde das Pommern-Zentrum mit der Ostsee-Akademie in Lübeck-Travemünde durch Bundespräsident Richard von Weizsäcker eröffnet. Im Jahre 2017 musste es nach Insolvenz des Pommerscher Zentralverband e.V. verkauft werden. Die Ostsee-Akademie, die mit wesentlicher Unterstützung des Bundes und des Patenlandes Schleswig-Holstein errichtet und bis 2001 unterhalten worden war, wurde geschlossen. Zur Akademie gehörten auch die Redaktion der Pommerschen Zeitung, der Buchversand, die Bundesgeschäftsstelle der Pommerschen Landsmannschaft und die Bibliothek, die zuletzt 30.000 Bände umfasste.

Die Eigendarstellung der Ostsee-Akademie:

»Die Ostsee-Akademie ist das Herzstück des Pommern-Zentrums. Mit ihr wollten die Gründer Diktaturen, Ideologien und Bürokratien eine europäische Heimstatt entgegensetzen, in der Begegnung und Dialog ihre schöpferische Kraft entfalten. Die Ostsee-Akademie als Raum und Rahmen für politische und kulturelle Bildung sollte das wechselseitige Verständnis und die Verständigung der Deutschen mit ihren Nachbarn im Osten und Norden unter ausdrücklicher Einbeziehung der deutschen Heimatvertriebenen fördern und festigen.

Die Öffnung der Grenzen ein Jahr nach Gründung des Pommern-Zentrums und der Demokratisierungsprozess der Länder Ost- und Mittelosteuropas vervielfachten die Möglichkeiten, die Ziele – Einheit der Deutschen, Pflege des kulturellen Erbes der Heimatgebiete, Aussöhnung mit den Nachbarn und Zusammenarbeit im Ostseeraum – mit Leben zu erfüllen.

Seit 1988 werden hier Kontakte geknüpft zu staatlichen und privaten Institutionen, zu Vertretern von Wissenschaft, Kultur und Politik und zu den nationalen Minderheiten in Deutschlands östlichen und nördlichen Nachbarländern.

SH Travemuende Logo Ostsee Akademie web2

 

Das Logo der Ostsee Akademie wurde beim Markenregister eingetragen. Markeninhaber ist die Pommersche Landsmannschaft e.V.. Erstaunlich ist, dass die Schutzdauer der Marke, trotz Schliessung der Ostsee Akademie und Insolvenz der Pommerschen Landsmannschaft e.V., am 24. Oktober 2018 um weitere 10 Jahre, bis zum 30. April 2028, verlängert wurde.

 

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Der Streit

Die kurze Geschichte geht so: 1. In der Pommerschen Landsmannschaft setzt eine Bewegung nach rechts ein. 2. Angriffe auf den erfolgreichen, liberalen Leiter der Ostsee-Akademie folgen, schließlich wird er fristlos entlassen. 3. Daraufhin werden 2001 Landesmittel und andere Zuwendungen abgezogen. 4. Liberale Pommern gründen 2001 die Academia Baltica und die staatlichen Fördergelder fließen nun dorthin.

Jetzt ausführlicher: 1998 begann ein langjähriger Streit über die politische Ausrichtung der Ostsee-Akademie. Die Arbeit unter der Leitung von Dr. Dietmar Albrecht und des Kuratoriums war von Respekt und Verständigungswillen mit Deutschlands Nachbarn im Osten, insbesondere mit Polen, geprägt. Die Akademie war angesehen im In- und Ausland. Nun wurden auf den Treffen der Pommerschen Landsmannschaft Vorwürfe laut.

In einem Artikel der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 12. Mai 2001 »Schlachten von gestern, heute geschlagen« werden die Vorwürfe der Pommerschen Landsmannschaft beschrieben:

»Die Ostsee-Akademie treibe ›Polentümelei‹, Schröder und Kohl sollten sich doch bitte in Warschau oder Prag aufstellen lassen, deren Interessen sie doch verträten. Oder: ›Vergangenheitsbewältigung ist bloße Propagierung dessen, was Deutsche begangen haben sollen.‹ Die Polen seien das Tätervolk, nicht die Deutschen. Ein anderer Redner regte verständnisheischend an, doch einmal darüber nachzudenken, warum die Deutschen 1939 in Polen einmarschiert seien. Überdies sei die Ostsee-Akademie der ›Polenhügel‹. Als Wolfgang Müller-Michaelis, letzter gewählter Vertreter der Pommerschen Landsmannschaft, bei den Pommerntagen im Sommer 2000 in Greifswald vor einer Ansprache Kurt Biedenkopfs Plakate mit der Aufschrift ›Volksvertreter / Vertriebenenverräter‹ entfernen ließ, wurden ihm ›Stasi-Methoden‹ unterstellt.«

Der Akademieleiter Dr. Albrecht wurde mit Abmahnungen und Kündigungen überzogen, bis der Landsmannschaft einfiel, dass Dr. Albrecht leitender Angestellter ist und ihm fristlos kündigte. Daraufhin sperrten Bundestag und Landtag vorläufig die finanziellen Mittel.

»Aber ausgerechnet das Berliner Innenministerium scherte bald wieder aus und gab dem Haushaltsausschuß des Bundestages eine ganz im Sinne der Landsmannschaft verfaßte Vorlage, in der wahrheitswidrig behauptet wurde, Dietmar Albrecht sei freiwillig aus dem Amt geschieden. Dies nimmt nicht wunder bei einem Ministerium, in dem es möglich ist, daß ein Referatsleiter, der über die Förderung der Ostsee-Akademie zu entscheiden hatte, gleichzeitig Mitglied des Vorstandes der Pommerschen Landsmannschaft war. In Personalunion bewilligte oder verweigerte also ein Beamter des Ministeriums Mittel für eine Institution, deren Vorstandsmitglied er war.«

Der komplette Artikel als PDF für 4,68 Euro bei GENIOS


Am 9. Mai 2001 wurde im Kieler Landtag die Situation und Zukunft der Ostsee-Akademie besprochen. Der Südschleswigsche Wählerverband äußert sich:

»Wir werden nicht akzeptieren, dass die Versöhnungspolitik durch ewiggestrige Vorstellungen kaputt geschlagen wird. Wenn sich die Pommersche Landsmannschaft in eine mehr als zweifelhafte rechte Ecke stellen will, so ist es ihre Sache. Wir werden aber nicht zulassen, dass sie die Ostseeakademie mit in diesen Dreck zieht.

Wir werden bestimmt nicht hinnehmen, dass die Radikalisierung der Pommerschen Landsmannschaft mit Steuergeldern geschieht. Die Landsmannschaft ist zwar Trägerin der Akademie, aber sie bringt überhaupt keine finanzielle Eigenleistung ein. [...]

Wenn die Pommersche Landsmannschaft nicht wieder die Linie von Dr. Albrecht aufgreift, sich nicht von Revanchismus und Geschichtsklitterung distanziert und nicht für Verständigung arbeitet, dann soll sie nicht weiter die Trägerschaft für die Ostseeakademie innehaben.«

Die Rede vom 9. Mai 2001


Der Kieler Landtag beendete 2001 die finanzielle Unterstützung der Ostsee-Akademie. Danach wurde bekannt, dass auch die Bosch-Stiftung ihre bereits zugesagten Zuwendungen storniert hat, Veranstaltungen wurden abgesagt, viele Partner und freie Mitarbeiter beendeten ihre Mitarbeit.


Vier Monate später erschien in der weit rechts stehenden Zeitung »Junge Freiheit« der Artikel »Geschichtsmoral auf faulen Grundlagen« zum Streit um die Ausrichtung der Ostsee-Akademie: »Die deutsche Mehrheitsgesellschaft hat sich an ein Geschichtsbild gewöhnt, in dem Verbrechen ausschließlich durch Deutsche stattgefunden haben, in dem alles andere schlimmstenfalls Häufungen von Vergehen sind, die im Krieg nun mal vorkommen und außerdem durch die Deutschen selber provoziert worden sind. Sie hat sich daran gewöhnt, diese Opferselektion ›Versöhnung‹ und ›Verständigung‹ zu nennen. Mit sich selber unversöhnt, pflegt sie einen billigen moralischen Hedonismus, der sich auf keinerlei moralische und intellektuelle Leistungen berufen kann und sich im übrigen auf Kosten Schwächerer austobt.«

Der Artikel nimmt auch Bezug auf den Artikel in der Frankfurter Allgemeinen vom 12. Mai: »Die Situation eskalierte durch einen längeren Artikel in der FAZ vom 12. Mai. Unter dem Titel ›Schlachten von gestern, heute geschlagen‹ schritt der Autor im Namen der politischen Korrektheit zu Denunziation und Rufmord. Er bezeichnete Albrechts Entlassung als Symptom einer ›extremen Rechtswendung‹ in der Landsmannschaft und die Pommersche Zeitung als ›hart am rechten Rand des gerade noch Erträglichen operierend‹.«

Auch das Lob des Autors Martin Thoemmes »Daß ein Land, das einst Osteuropa mit Krieg und Völkermord überzog, eine Akademie hervorbringt, in der sich Litauer, Esten, Letten, Russen, Ukrainer und Polen über ihre eigene Konfliktgeschichte zu verständigen suchen, grenzt, wenn nicht theologisch, so doch historisch, an ein Wunder.« wird kommentiert: »Thoemmes betrachtet die Arbeit der Akademie also als eine Art deutscher Sühneleistung. Diese Haltung gilt in der deutschen Politik und Publizistik mittlerweile als die einzig ›anständige‹. Man kann davon ausgehen, daß Albrecht sie teilt. Er hat anscheinend die Landsmannschaft als ein Auslaufmodell empfunden und daher – auch das ist psychologisch verständlich – auf ein Einvernehmen einfach keinen Wert mehr gelegt.

Die Pommern hingegen erwarten von ›ihrer‹ Akademie vor allem die Erforschung, Bewahrung, Popularisierung ihrer eigenen Geschichte, die unter dem Trauma der Vertreibung steht. Die Demütigungen, die sie durch die Politik und geschichtsunkundige Meinungsführer permanent erleben, wollen sie sich nicht auch noch unter dem eigenen Dach bieten lassen.«

 

Neuer Streit um die Ausstellung »Vertrieben – und vergessen? Pommern in der deutschen und europäischen Geschichte«.

Im August 2013 sollte sie im Schleswig-Holsteinischen Landtag in Kiel eröffnet werden. »Die Landtagsverwaltung verlangte, dass ihr sämtliche Texte der Ausstellung vorher zur Prüfung vorgelegt werden. Einzelne Tafeln und das einladende Flugblatt stießen bei der Landtagsverwaltung auf Missfallen und sollten geändert werden, bzw. entfernt werden. Die Pommersche Landsmannschaft kam dem nicht nach und stellte sich auf den Standpunkt, die Ausstellung könne nur vollständig mit allen Tafeln gezeigt werden, die Herausnahme von Objekten würde die Geschichte Pommerns und die Vertreibung der Pommern nur verfälscht wiedergeben.«

Wikipedia, abgerufen am 27. März 2021


Anfang 2015 gab der Vorstand des Pommerschen Zentralverbands e.V. eine Erklärung ab, um Gerüchten um den Fortbestand der Ostsee-Akademie entgegenzutreten und eine Perspektive für den Fortbestand aufzuzeigen. Als Chance wurde gesehen, dass die Verpflichtung zur Bildungsarbeit bei der Förderung des Baus mit öffentlichen Geldern, nach 25 Jahren am 31. Dezember 2014, entfallen wäre. Beklagt wird, dass die Politik die Förderung der Einrichtung nach 2001 beendet hat.

Information des Pommerschen Zentralverbands e.V., 3 Seiten


2017 stellte der Pommerscher Zentralverband e.V. einen Insolvenzantrag und das Pommern-Zentrum wurde verkauft.


SH Travemuende Landsmannschaft Website web


Im Internet ist die Pommersche Landsmannschaft, Bundesverband e.V. nicht zu erreichen.

 
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Die Academia Baltica

2001 verließen die liberalen Pommernverteter die Ostsee-Akademie, gründeten in Lübeck die Academia Baltica und übernahmen fast nahtlos die staatlichen und nichtstaatlichen Fördergelder, die vor dem Streit der Ostsee-Akademie im Pommernzentrum zugeflossen waren. Dr. Christian Pletzing, ehemaliger Mitarbeiter der Ostsee-Akademie, wurde ihr Leiter.

Die Arbeit der Academia Baltica hat international Anerkennung gefunden. Die lettische Staatspräsidentin Vaira Vīķe-Freiberga stellte 2006 fest: »Diese Bildungseinrichtung, die aus der Ostsee-Akademie in Travemünde hervorgegangen ist, hat sich vor allem um das Verhältnis zu den Nachbarländern im Ostseeraum verdient gemacht, besonders zu den baltischen Staaten, aber auch zu Polen und Russland.«

Da die Academia Baltica in Lübeck nur ihr Büro hatte aber keine Veranstaltungsräume ging sie 2011 ein Dreierbündnis mit dem »Deutschen Grenzverein e.V.«, dem Träger der Akademie Sankelmark, und der »Europäischen Akademie Schleswig-Holstein« (EASH) ein und zog zu den Partnern nach Sankelmark, 9 Kilometer südlich von Flensburg. Das Dreierbündnis heißt nun »Akademiezentrum Sankelmark«.

Die Academia Baltica veranstaltet hier Seminare, wissenschaftliche Tagungen, Kurse für Schüler und Studenten, Vorträge und Studienreisen. Von den Teilnehmern kommen bis zu einem Drittel aus den Staaten Ostmitteleuropas, an ihrer Spitze Polen, Russen, Tschechen, Litauer, Letten und Esten.

Seit 2011 leitet Dr. Christian Pletzing das Akademiezentrum Sankelmark.

Artikel auf shz.de vom 16. Dezember 2010

www.sankelmark.de / Academia Baltica


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Die Versöhnungskirche

1985: Pastor Manfred Schmidt, stellvertretender Pommernsprecher: »Die Hoffnung auf eine pommersche Zukunft läßt sich für den, der die Schwächen menschlicher Möglichkeiten im Raume geschichtlichen Handelns kennt, niemals auf die eigene Tüchtigkeit, immer aber auf die Verheißung der Güte und Treue unseres Gottes gründen. […] Wir brauchen diese Kirche!«

1986: Mitglieder der Kirchenkommission u.a.: Pommernsprecher Dr. Philipp von Bismarck, Pastor Manfred Schmidt (Stellvertretender Pommernsprecher), Wilhelm Hoffmann (Stellvertretender Pommernsprecher) und Prof. Alexander v. Waldow.

Alexander von Waldow auf Wikipedia


1988:
Gründung des Bauvereins. Gründungsmitglied u.a. Pastor Manfred Schmidt. Auf dem Schild im heutigen Eingangsbereich der Kirche steht: »Diese Kirche wurde aus Spenden von Landsleuten, die 1945 und danach aus Pommern vertrieben wurden, zum Gedenken an ihre Heimat und ihre Kirchen erbaut.« Es waren rund 2,6 Millionen DM.

SH Travemuende Kirche Jahreszahl web


1988: Grundsteinlegung mit Abendmahlsgottesdienst zum »Pommerntag 1988« mit Bischof Prof. Dr. Ulrich Wilckens und »Erbauer« Pastor Manfred Schmidt. Im späteren Kirchenbau werden die Besucher dann durch ein riesiges Fenster hinter dem Altar nach Osten sehen. Die Kirche ist mit einer anderen Begründung als üblich nach Osten ausgerichtet, hier im Pommernzentrum sollen die Besucher Richtung Pommern gucken.

1990: Die Wetterfahne wird angebracht: kein Hahn, sondern ein Pommerscher Greif.

1991: Das »Barbara-Fenster« wird eingesetzt, die heilige Barbara soll hier dargestellt sein als »Patronin der Entrechteten, der Vertriebenen«. Auf dem »Triptychon« an der Nordseite der Kirche ist links »der lange Zug von Flüchtlingen oder Vertriebenen auf verbrannter, von Blut getränkter Erde« dargestellt. 

SH Travemuende Einladung Einweihung Versoehnungskirche web

1991: Zur Einweihung mit Bischof Karl-Ludwig Kohlwage lädt die Pommersche Landsmannschaft ein.

1994: Gründung der »Stiftung Versöhnungskirche im Pommernzentrum« zur wirtschaftlichen Absicherung der Versöhnungskirche. Der Kirchenkreis der Nordelbischen Ev.-Luth. Kirche, vertreten vom Lübecker Propsten Dr. Hasselmann, beteiligt sich an der Finanzierung. Laut Nutzungsvertrag stellt St. Lorenz an Sonn- und kirchlichen Feiertagen die Pastoren.

2011: Zum 20-jähriges Bestehen wird der Gottesdienst mit Pröpstin Petra Kallies gefeiert.

Die Informationen haben wir der Broschüre »Versöhnungskirche im Pommernzentrum« entnommen. Herausgegeben wurde sie von der Stiftung Versöhnungskirche im Pommernzentrum

Das Pommern-Zentrum bestand bis es 2017 nach dem Insolvenzverfahren des Pommerschen Zentralverbands e.V. verkauft wurde. Nun ist nur noch die Versöhnungskirche in »Pommernhand«, getragen von der »Stiftung Versöhnungskirche im Pommernzentrum«.

 

SH Travemuende Nordkirche web


Das Pommern-Zentrum bestand bis 2017, trotzdem heißt die Versöhnungskirche auf nordkirche.de bis heute »Versöhnungskirche im Pommernzentrum«.

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Wie geht es weiter?

Das Gelände des verkauften Pommern-Zentrums ist anscheinend dem Verfall preigegeben. Das Gebäude der ehemaligen Ostsee-Akademie »Wirkt wie eine ›Lost-Places«-Ruine«, lesen wir im Internet. Unsere Fotos sind im Januar 2021 entstanden.

SH Travemuende Arndt Vineta web


Im Ernst-Moritz-Arndt-Haus kann man jetzt Ferienwohnungen mieten, das Restaurant »Vineta« ist geschlossen ...

SH Travemuende Bollwerk web


... ebenso wie die Bierbar »Am Bollwerk«.

 

SH Travemuende Vineta Kein Abriss web


An der Aussenwand des Restaurants lesen wir den handgeschriebenen Aufruf:

Kein Abriss des »Vineta«!! Erhaltet das Gebäude-Ensemble Vineta, Kirche, E.-M.-A.-Haus

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I N H A L T
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Das Denkmal
Die Widmung
Aus der Geschichte
Das Eiserne Kreuz
Die drei Eichen
Findlinge
Der Bildhauer Richard Kuöhl
Der 1870er Stein

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Tremsbüttel, Kreis Stormarn

Auf einem großzügigen Platz mitten im Dorf

Die Rasenfläche ist umgeben von einer beschnittenen Buchenhecke. Von der Straße betritt man die sehr gepflegte Anlage durch eine zweiflügelige Metallpforte, aufgehängt an Granitpfeilern.

 

SH Tremsbuettel Denkmal Strasse web


Der breite gepflasterte Weg aus hellen Granitsteinen führt zum Denkmal für die toten Soldaten beider Weltkriege. Es ist umgeben von drei imponierenden Eichen.

 

SH Tremsbuettel Denkmal mit Platz web


Der gepflasterte Weg ragt abgerundet in den großen Denkmalskreis, der mit dunklem Splitt bedeckt ist. Der Kreis umschließt die drei Eichen, er wird begrenzt durch eine zweireihige Pflastersteinkante. Vor der linken Eiche steht der Gedenkstein zur Sedanschlacht 1870.

 

SH Tremsbuettel Denkmal web


Das Denkmal wurde als Pylon auf einem dreistufigen Sockel aus Bruchsteinen gemauert. Ein Pylon ist ein massives turmartiges Bauwerk mit quadratischem Grundriss und abgeschrägten Seitenwänden. Als oberer Abschluss wurde ein Findling aufgesetzt, der so breit ist, dass er an den Seiten überhängt.

 

SH Tremsbuettel Stein web


In die unregelmäßige Oberfläche des Findlings wurden die Jahreszahlen beider Weltkriege und ein Eisernes Kreuz in Kontur als militärisches Ehrenzeichen gemeißelt.

1914 – 1918
1939  (Eisernes Kreuz)  1945

 

SH Tremsbuettel Kranz web


Die eingelassene rötliche Granittafel ersetzte nach dem 2. Weltkrieg die Namenstafel für die toten Soldaten des 1. Weltkriegs. Die Inschrift:

ZUR EHRE
UNSERER GEFALLENEN
UND VERMISSTEN

Darunter der Kranz zum Volkstrauertag 2019.

SH Tremsbuettel Namen1WK web


Jetzt stehen die Namen der toten Soldaten des 1. Weltkriegs aufgeteilt auf zwei Kupferbleche an der linken Seite des Denkmals. Die Namensbleche sind befestigt auf geringfügig größeren Betonplatten und bekommen dadurch das Aussehen von Grabplatten. Diese Erweiterung der Denkmalsanlage nach dem 2. Weltkrieg wurde am 7. November 1957 eingeweiht. Die Kupferbleche wurden nach einem Entwurf von Richard Kuöhl gefertigt, der zu der Zeit im Nachbarort Rohlfshagen wohnte. Richard Kuöhl war ein vielbeschäftigter Bildhauer und Baukeramiker, er hat z.B. den »Kriegsklotz« am Dammtorbahnhof in Hamburg gestaltet und viele andere Kriegerdenkmäler, siehe Beitrag weiter unten.

 

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Vor- und Nachnamen und die Jahreszahlen des 1. Weltkriegs sind erhaben in die Bleche geprägt. Die Namen sind geordnet nach Kriegsjahren, die vermutlich die Todesjahre der Soldaten sind. Innerhalb der Jahre ist keine weitere Ordnung ersichtlich. Auf der ersten Platte geht es um die Jahre 1914 und 1915, dort stehen 16 Namen. Auf der zweiten um 1916, 1917 und 1918, diese Liste mit 15 Namen ist auf dem Foto oben zu sehen.

 

SH Tremsbuettel Namen 2WK web


Auf der anderen Seite benötigte man drei ebenso gearbeitete Platten für die Namen der toten Soldaten des 2. Weltkriegs.

 

     SH Tremsbuettel 2WK web


Auf der ersten Tafel stehen 17 Namen von Soldaten, die in den Jahren 1939 und 1940 gestorben sind, auf der zweiten 16 Namen der Jahre 1941, 1942 und 1943. Auf der oben abgebildeten Tafel schließlich 17 Namen der Jahre 1944 und 1945. Zuletzt wird der einzige Name einer Frau genannt: Charlotte Wenzel.

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Die Widmung

ZUR EHRE UNSERER GEFALLENEN UND VERMISSTEN

»Ehren kann mehr bedeuten als nur jemanden in guter Erinnerung zu bewahren. Es kann die Absicht beinhalten, jemanden auszuzeichnen, also eine besondere Leistung, ein besonderes Verhalten, eine besondere Haltung hervorzuheben. Eine solche Form der Ehrung ist im zivilen Bereich mit der Verleihung von Ehrenbezeichnungen, Urkunden, Ehrenringen oder -plaketten oder auch Orden verbunden, im militärischen Bereich vor allem mit Orden [meist dem Eisernen Kreuz]. Das Kriegerdenkmal wird diesen Ordens- und Ehrenzeichen gleichsam zur Seite gestellt und posthum kollektiv verliehen. Grund der Auszeichnung ist die durch den Tod besiegelte besondere Treue oder Tapferkeit, Haltungen, die auch heute noch der Soldateneid einfordert. [...]
Das verehrungswürdige Sujet verträgt keine Beschädigung, keine Beschmutzung. [...] Der deutsche Soldat hat sich sui generis heldenhaft verhalten, so wenig wie er dürfen die Reichswehr oder die Wehrmacht in Zweifel gezogen werden. Die von Hindenburg am 18. November 1919 im parlamentarischen Untersuchungsausschuss des Reichstags als Erklärung für die Niederlage des Ersten Weltkriegs vorgetragene ›Dolchstoßlegende‹ oder die Proteste gegen die ›Wehrmachtsausstellung‹ über von ihr begangene Verbrechen im Zweiten Weltkrieg sind Ausdruck der Bemühungen, sowohl die militärischen Institutionen wie auch die ihnen angehörenden Personen der geschichtlichen Realität und damit auch der Verantwortung zu entziehen.«

Hartmut Häger, Kriegstotengedenken in Hildesheim, Gerstenberg 2006, S.33

»3701 Solinger fielen ›auf dem Felde der Ehre‹, wie es damals hieß. Zusammen mit fast zehn Millionen anderen jungen Männern sinnlos geopfert von einer Clique machtverwöhnter Aristokraten und Politiker, denen es – so weiß man heute – völlig egal war, wer da für sie starb.«

• Uli Preuss im Solinger Tageblatt, 9. November 2018

»Als wir etwas sehen konnten und Zeit zum Nachdenken hatten, wurde mir langsam klar, was für ein schreckliches Szenario sich hier abgespielt hatte. Wir dachten an Begriffe wie ›Ehre‹ und ›Ruhm‹, die so viele Menschen in ihrer Unwissenheit mit dem Krieg in Verbindung bringen. Sie hätten die Decks der SMS ›Broke‹ am 1. Juni 1916 um 4 Uhr morgens sehen sollen. Da hätten sie gesehen, wie der ›Ruhm‹ und die ›Ehre‹ tatsächlich aussahen. Achtundvierzig unserer Männer waren gefallen und die meisten waren so zugerichtet, dass sie nicht mehr wiederzuerkennen waren. Weitere vierzig waren sehr schwer verwundet. Ungefähr fünf Stunden lang versuchten wir, alle unsere toten Kameraden zu finden, sie von dem halbzerstörten Mannschaftsdeck zu schleifen und ihre Leichen über Bord zu werfen, damit sie in der tiefen See ihre letzte Ruhe finden konnten. Das waren die ›Ehre‹ und der ›Ruhm‹, die uns zuteil wurden. Es kommt einem vor wie ein Massenmord. Man fragt sich, wie die Menschen diese Kühnheit aufbringen konnten. Hätten wir nur einmal kurz überlegt, auf was wir uns da einlassen, wären wir niemals in den Krieg gezogen.«

Telegraphist J. Croad, SMS »Broke« in Seeschlacht ohne Sieger, Skagerrak – Jutland 1916. Deutsches Marinemuseum Wilhelmshaven

Gefallene: »›Gefallenendenkmal‹ verweist auf das Wort ›fallen‹, dem Wörter wie ›hinfallen‹ aber auch ›fällen‹ zuzuordnen sind. Der Tod im Krieg versinnbildlicht sich in diesen Wörtern. Er entkleidet sich im Wort ›fallen‹ seines Schreckens, im Wort ›fällen‹ verkleidet er sich in einen starken Baum, der von einem Naturereignis (Blitzschlag) oder einem übermächtigen technischen Mittel (Axt, Säge) umgelegt wurde. Es ist ein aseptischer Tod, der nichts mit den apokalyptischen Bildern gemein hat, die beispielsweise Erich Maria Remarque und Wolfgang Borchert in der Literatur oder Otto Dix in der bildenden Kunst hervorrufen: zerfetzte Gedärme, verpestete Lunge [...] Für das Fallen ist niemand so recht haftbar zu machen: der Schnee fällt, die Aktienkurse fallen – das Schicksal waltet hier wie dort. [...] Die deutsche Sprache bevorzugt auch dafür einen schönfärbenden Ausdruck: ›im Felde gefallen‹ oder ›auf dem Felde der Ehre gefallen‹. Nicht auf ein ›Gefallenendenkmal‹ gehörten demnach alle, die beim Beschuss der Unterkunft, im Lazarett, auf dem Transport oder in Gefangenschaft ums Leben kamen.«

Hartmut Häger, Kriegstotengedenken in Hildesheim, Gerstenberg 2006, S.22


»Die Entscheidung für Metaphern deutet darauf hin, dass das Grauen des Kriegstodes vom Denkmal verbannt werden sollte. An den geliebten Menschen möchte man sich nicht im Zustand seiner Hinfälligkeit erinnern, sondern ihn als kraftvollen Menschen im Gedächtnis bewahren. Das am häufigsten verwendete Wort ›Gefallener‹ (oder ›gefallen‹) schließt die Dimension des Kraftvollen in seine Definition ein. Die Vorstellung eines ritterlichen Turniers leuchtet auf. Nur ein Aufrechter kann zum Gefallenen werden.«

Ebd. S. 60/61


»Die Überhöhung des soldatischen Opfers lässt sich nicht nur an den Kriegerdenkmälern ablesen, sondern auch am Siegeszug einer Metapher: ›der Gefallenen‹. [...] Ihre Stunde schlug im ersten Weltkrieg, als die unterschiedslose und massenhafte Vernichtung der Soldaten nach sprachlicher Bewältigung verlangte. Die Bezeichnung ›Gefallene‹ eroberte jetzt Inschriften und Ansprachen, Briefe und Statistiken.
Im Wort ›fallen‹ verschmolzen Abschiedsschmerz und Opfermythos, und mit jeder Verwendung wurde diese Verbindung abgerufen und bestätigt. Zugleich ließ sich der Ausdruck wie eine Abkürzung verwenden. Je selbstverständlicher wurde, dass ein Soldat der ›fiel‹, dies für das Vaterland, das Volk oder wofür auch immer tat, umso eher ließ sich auf die immer neue Benennung dieser Opferziele verzichten. Deren Gefühlswert übertrug sich auf das Wort ›fallen‹, das zur Chiffre all dieser Sinnstiftungen aufstieg. Wer gefallen war, der war jetzt stets schon für die vermeintlich gute Sache gestorben, der hatte seine Opferbereitschaft bewiesen.«

Klaus Latzel, ZEITGeschichte 4/2018, S.100

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Aus der Geschichte

Der Dorfplatz bekam sein erstes »Denkmal« nach dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71, damals wurde eine »Friedenseiche« gepflanzt und der 1870er Stein zur Erinnerung an die Schlacht bei Sedan gesetzt. Nach dem 1. Weltkrieg wurde, um 1920, das Kriegerdenkmal errichtet und eine weitere Eiche gepflanzt. Die Schloßherrin von Tremsbüttel Olga Hasenclever stiftete die Feldsteinmauer, die die nächsten Jahrzehnte die Gedenkstätte umgab und Sitzgelegenheiten für die Dorfbewohnern bot, die sich dort zum Klönschnack trafen.

Die folgende Karte wurde im Jahr 1935 gedruckt. Auf dem Kopfstein stehen nur die Jahreszahlen des 1. Weltkriegs über dem Eisernen Kreuz.

SH Tremsbuettel Karte 1935 StA web


Damals gab es die Bodenplatten noch nicht. Die Namen der toten Soldaten sind in drei Spalten auf der Tafel an der Frontseite aufgelistet. Darunter hängt ein Kranz zum »Heldengedenktag«, der 1935 im Frühjahr begangen wurde.

»Der Volkstrauertag wurde 1919 vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge als Gedenktag für die gefallenen deutschen Soldaten des Ersten Weltkriegs vorgeschlagen. Er wurde erstmals am 1. März 1925 begangen.
Nach dem Tod des Reichspräsidenten Paul von Hindenburg am 2. August 1934 übernahmen die Nationalsozialisten den Volkstrauertag und legten ihn als staatlichen Feiertag am zweiten Fastensonntag fest. Er wurde in Heldengedenktag umbenannt und sein Charakter vollständig geändert: Nicht mehr Totengedenken sollte im Mittelpunkt stehen, sondern Heldenverehrung. Träger waren die Wehrmacht und die NSDAP. Die Flaggen wurden nicht mehr wie bislang auf halbmast gehisst, sondern vollstock gesetzt. Propagandaminister Joseph Goebbels erließ die Richtlinien über Inhalt und Durchführung. Die Propagandawirkung des Tages wurde so hoch eingeschätzt, dass alle entscheidenden Schritte der Kriegsvorbereitung bis einschließlich 1939 auf ein Datum in unmittelbarer Nähe zum Heldengedenktag gelegt wurden:

• 1936: Remilitarisierung des Rheinlands einen Tag vorher
• 1938: Einmarsch deutscher Truppen nach Österreich einen Tag vorher
• 1939: ›Zerschlagung der Rest-Tschechei‹ drei Tage nachher

Am 25. Februar 1939 verlegte Hitler per Erlass den Heldengedenktag auf den 16. März, den Tag der Wiedereinführung der Wehrpflicht 1935, wenn dieser Tag auf einen Sonntag fiel, andernfalls sollte er am Sonntag vor dem 16. März begangen werden. Damit wurde die Bindung an den kirchlichen Kalender aufgegeben.«

nach Wikipedia, abgerufen am 6. 12. 2019

 

SH Tremsbuettel Karte 1949 StA web


Diese Karte stammt aus dem Jahr 1949. Die Denkmalsanlage betritt man zu der Zeit durch eine Holzlattenpforte.

• Karten: Kreisarchiv Stormarn >internationale Lizenz 4.0

 

In den Lübecker Nachrichten ist am 7. November 1957 zu lesen:

»Das Ehrenmal für die Gefallenen des Krieges 1914/1918 in Tremsbüttel wird gegenwärtig im Auftrag der Gemeinde erweitert, in dem man Gedenktafeln mit den Namen der Kriegsopfer 1939 – 1945 anbringen läßt. Die Gesamtkosten werden auf etwa 3000 Mark veranschlagt.
Da die Gemeinde selbst diese Mittel nicht allein aufbringen kann, appeliert sie an die Spendenfreudigkeit ihrer Bürger.
Die Einweihung der neuen Gedenkstätte ist zum Volkstrauertag, am Sonntag, dem 17. November, vorgesehen.«


SH Tremsbuettel 1957 Raimund Marfels StA 2 web

SH Tremsbuettel 1957 Raimund Marfels StA 1 web


Zwei Fotos von der Einweihung der mit Tannengrün geschmückten Erweiterungsplatten am Volkstrauertag 1957. In einer Nische der Begrenzungsmauer liegen sie neben dem Denkmal. Zwei zum 1. Weltkrieg auf der einen und drei zum 2. Weltkrieg auf der anderen Seite. Dort sind die Fotos entstanden.


SH Tremsbuettel 1964 Raimund Marfels StA 1 web

SH Tremsbuettel 1964 Raimund Marfels StA 2 web


Diese zwei Fotos aus dem Jahr 1964 zeigen die neue Gestaltung der Anlage. Die Bruchsteinmauer wurde abgerissen. Der neue Jägerzaun umschloss nun einen viel größeren Platz. Eine gepflegte Rasenfläche entstand und die Namensplatten wurden umgedreht und versetzt. Wie vorher: zwei zum 1. Weltkrieg auf der linken, drei zum 2. Weltkrieg auf der rechten Seite des Denkmals. Dazwischen wurden immergrüne Ziersträucher gepflanzt. Der Dorfanger war nun ein reiner Kriegergedenkplatz, Dorfvergnügen konnten nicht mehr stattfinden. Nur der Weg zu den umliegenden Häusern blieb noch erhalten. 

• 4 Fotos (bearbeitet): Kreisarchiv Stormarn >internationale Lizenz 4.0

 

SH Tremsbuettel 1981 web


1981 wurde diese Karte verkauft.


SH Tremsbuettel 1996 Burkhard von Hennigs StA 1 web


Auf diesem Foto von Burkhard von Hennigs aus dem Jahr 1996 ist aus der Rasenfläche von 1964 eine etwas buckelige Wiese geworden, die Ziersträucher sind verschwunden, die drei Eichen sind ordentlich gewachsen.

• Foto (bearbeitet): Kreisarchiv Stormarn >internationale Lizenz 4.0


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Das Eiserne Kreuz

Nach einer Skizze des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III wurde der berühmte Baumeister Karl Friedrich Schinkel am 13. März 1813 mit der Erstellung einer Reinzeichnung für das erste Eiserne Kreuz beauftragt.

Am 8. August 1914 hatte Wilhelm II dann in seiner Eigenschaft als preußischer König die Stiftung seiner beiden Vorgänger erneuert und machte das Eiserne Kreuz durch seine breit angelegte Verleihungspraxis zu einem quasi deutschen Orden.

     Eisernes Kreuz 1WK Kaiser web

• »Fake News« anno 1914: Das Deutsche Reich hatte gerade das neutrale Belgien überfallen, damit die Truppen sich auf dem schnellsten Weg zum Erzfeind Frankreich begeben konnten.

Mit der vierten Stiftung zu Beginn des 2. Weltkriegs durch Adolf Hitler wurde es am 1. September 1939 auch offiziell zu einer deutschen Auszeichnung. Hitler verzichtete auf seine Initialen als Führer und Oberbefehlshaber der Wehrmacht, die auf ihn persönlich vereidigt war. Stattdessen wurde das Hakenkreuz, das Symbol des NS-Staates, in die Mitte des traditionsreichen Ordens eingefügt und von der Rückseite wurden das Monogramm König Friedrich Wilhelms III. und das Eichenlaub entfernt.


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• Auch Hitler trug das Ehrenkreuz an der Brust

»Vor allem die nahe der Front operierenden Sonderkommandos, die sowohl Juden ermordeten als auch an der Partisanenbekämpfung beteiligt waren, wurden von den Armeegenerälen reichlich mit Eisernen Kreuzen bedacht. Um nur die größten Verbrecher unter ihnen zu nennen, sei auf Rudolf Lange verwiesen, der für den Mord an den Juden Lettlands verantwortlich war, und auf Friedrich Jeckeln, der Massaker um Massaker organisierte, in der Westukraine, in Kiew (Babij Jar) und in Riga. Beide bekamen schließlich das Eiserne Kreuz II. und I. Klasse.«

Zitiert aus einem Artikel »Orden für Massenmord« von Dieter Pohl 

DIE ZEIT, 5.6.2008

 

Als Kriegsauszeichnung oder Verdienstorden wird das Eiserne Kreuz seit 1945 nicht mehr verliehen. Aufgrund seiner identitätsstiftenden Tradition bestimmte am 1. Oktober 1956 Bundespräsident Theodor Heuss das Eiserne Kreuz zum Erkennungszeichen für die Luftfahrzeuge und Kampffahrzeuge der Bundeswehr. So stellt es in allen drei Teilstreitkräften das Hoheitszeichen dar (z. B. an gepanzerten Fahrzeugen und an Luftfahrzeugen). Die Truppenfahnen der Bundeswehr tragen in ihrer Spitze ein durch goldenes Eichenlaub umfasstes Eisernes Kreuz. Auch das Ehrenzeichen der Bundeswehr (Ehrenmedaille, Ehrenkreuz in Bronze, Silber oder Gold) trägt das Eiserne Kreuz als Symbol für Freiheitsliebe, Ritterlichkeit und Tapferkeit auf der Vorderseite. Ebenso wird es auf Briefen, Visitenkarten und im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit als »Dachmarke« der Bundeswehr verwendet. Das Eiserne Kreuz als Symbol findet sich noch heute in verschiedenen Verbandsabzeichen der Bundeswehr.

Nach Wikipedia, abgerufen am 7. 12. 2017


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Die drei Eichen

Besonders eindrucksvoll sind die Eichen beim Tremsbüttler Kriegerdenkmal. Die Eiche hinter dem Denkmal ist breit verzweigt, sie hat eine riesige Krone. Die beiden rechts und links ragen gerade zum Himmel.

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Die linke Eiche ist eine sogenannte Friedenseiche. Nach dem Sieg im Deutsch-Französischen Krieg forderte die Regierung im Deutschen Kaiserreich dazu auf, Friedenseichen zu pflanzen und zu pflegen, damit »dieses Sinnbild deutscher Kraft und deutscher Treue sich in aller Herrlichkeit entwickeln könne und künftigen Geschlechtern Gelegenheit geben würde, sich in seinem Schatten dankbar der Helden von 1870 und 1871 zu erinnern.«

In der Chronik von Meddewarde wird der Eintrag im Amtsblatt des Regierungs-Vizepräsidenten dazu dokumentiert: »Den Herren Landräten gebe ich zur gefälligen Erwägung anheim, ob es sich nicht empfehlen möchte, in geeigneter Weise darauf hin zu wirken, dass (sofern die Boden- und klimatischen Verhältnisse es gestatten) zur Erinnerung an die gewaltigen Ereignisse des letzten Jahres, ähnlich wie das an vielen Orten nach Beendigung der Freiheitskriege und vor einigen Tagen in Bremen geschehen ist, in den verschiedenen Guts- und Gemeindebezirken unter angemessenen Feierlichkeiten, insbesondere unter Zuziehung der Schuljugend möglichst hochstämmige Friedenseichen gepflanzt werden.

Selbstverständlich muss es dann aber auch von den betreffenden Gemeinden als Ehrensache angesehen werden, diese Friedenseichen zu schützen und zu pflegen, damit dieses Sinnbild deutscher Kraft und deutscher Treue sich in aller Herrlichkeit entwickeln kann und künftigen Geschlechtern Gelegenheit gegeben wird, sich in seinem Schatten dankbar der Helden von 1870 und 1871 zu erinnern.«

Der Landrat des Kreises Schleswig gab diese Empfehlung im Kreisblatt weiter: »Vorstehende Aufforderung unterlasse ich nicht, auf diesem Wege zur Kunde der Eingesessenen des Kreises zu bringen und ersuche die Gemeindevorstände sowie auch die Herren Prediger dafür sich interessieren wollen, dass die darin enthaltene Idee in geeigneter Weise in den Gemeinden des Kreises zur Ausführung komme.«

Siehe auch das Kapitel »Der 1870er Stein« weiter unten.

Die rechte Eiche wurde auf der anderen Seite des Denkmals nach dem 1. Weltkrieg gepflanzt und die mittlere ist eine »Hitlereiche«.

»Die Eiche ist knorrig. So kann man sich auch die alten Germanen vorstellen, weniger die feinsinnigen Römer. Die Eiche ist überdauernd. Das wollten auch die Deutschen im Heiligen Römischen Reich. Die Eiche ist standfest. Treue, unerschütterliche Souveränität schrieben die deutschen Fürsten und Könige auf ihr Panier – und nach ihnen Adolf Hitler. Mit der Reichsgründung 1871 und dem Gefühl nationaler Einheit zog das Eichenlaub in die deutsche Symbolsprache ein. Auf deutschen Ehrenmalen, Kränzen, Hoheitszeichen, Orden und dergleichen diente es in ähnlicher Form wie Zweige des Lorbeerstrauches. Das Parteiabzeichen bzw. Parteisymbol der NSDAP hatte von 1920 bis 1945 einen Adler als Zeichen, der einen Eichenkranz in seinen Fängen hielt. Unerschütterlich ›wie die deutsche Eiche‹ und ähnliche Sprüche ließ die NS-Propaganda ab 1933 in Zeitungen veröffentlichen und über Lautsprecher verkünden. Da griff dann auch der Führer und Reichskanzler Adolf Hitler zum Spaten und pflanzte Eichen. [...] Im deutschen Volk wurde Hitler nach seiner Ernennung zum Reichskanzler fast schlagartig mit der deutschen Eiche gleichgesetzt. Denn für ihn pflanzten fast alle Städte und Dörfer, Stadt- und Ortsteile ihre ›Hitler-Eichen‹ und manchmal auch Linden. Es müssen Zigtausende gewesen sein, die teils noch stehen und bekannt sind, meistens inzwischen vergessen, wenn sie nicht schon 1945 umgehauen wurden.«

• Wolf Stegemann, 20. Januar 2014 auf der Website >www.rothenburg-unterm-hakenkreuz.de

 

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Findlinge

Findlinge wecken Assoziationen zu germanischen und keltischen Hünengräbern und Dolmen. Die Romantik entdeckte sie wieder, nach den Befreiungskriegen verbreiteten sie sich als Denkmalstyp und setzten sich gegen Ende des 19. Jahrhunderts vorwiegend in Norddeutschland gegen den Obelisk durch. [...]

Findlinge sind große (Granit-)Steine aus der heimatlichen Landschaft. Die Denkmalstifter holten sie oft selbst aus der Heide oder aus dem Harz mühevoll herbei. Als Monolith steht der Findling für die Einheit des Landes, fast unbearbeitet, strahlt er Naturwüchsigkeit aus, selbst ein Teil der uralten Überlieferung mahnt er zu ewigem Gedenken.

Hartmut Häger, Kriegstotengedenken in Hildesheim, Gerstenberg 2006, S.134

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Der Bildhauer Richard Kuöhl

Richard Emil Kuöhl wurde am 31. Mai 1880 in Meißen geboren. Seine handwerkliche Ausbildung als Kunsttöpfer erhielt er in einer der Modellfabriken dieses Zentrums keramischer Kunst. Nach dreijährigem Studium an der Dresdner Kunstgewerbeschule, wurde er als leitender Modelleur einer bauchemischen Versuchsanstalt mit den modernsten Techniken der Tonbearbeitung vertraut. 1912 folgte er seinem Dresdener Architekturprofessor Fritz Schumacher nach Hamburg. Dort arbeitete er in den 1920er und 1930er Jahren mit fast industriellem Ausstoß. Es entstanden Skulpturen in Stein, Keramik und Reliefs in Terrakotta. Er starb am 19. Mai 1961 in Rohlfshagen bei Bad Oldesloe.

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        Foto: Stormarnsches Dorfmuseum

Mitte der 1930er Jahre arbeitete Richard Kuöhl in seinem Atelier an der Tonfigur »Kind auf einem Seehund sitzend«

Kriegerdenkmäler gehörten während der Weimarer Republik zu den häufigsten und begehrtesten Auftragswerken deutscher Bildhauer. Auch Kuöhl hatte bereits zahlreiche Kriegerdenkmäler ausgeführt, dabei war es ihm stets gelungen, die von nationalistisch und militärisch gesinnten Kreisen mit einem »Ehrenmal« beabsichtigte politische Aussage künstlerisch zu formulieren. »Nicht Jammer und Not, sondern Mannestat und Einsatzbereitschaft, das Heldische, Kraftvolle, das ein Mahnmal verkörpern muß, zeigen die »Ehrenmäler«, die er geschaffen hat ... immer wieder spricht ein trotziges ›Dennoch!‹ aus diesen Denkmälern.

»Neben idealisierten nackten Kriegern ... hatte er in kontinuierlicher Folge eine Darstellungsform des grobschlächtigen uniformierten deutschen Soldaten entwickelt, die den Vorstellungen der neuen Auftraggeber offenbar besonders entsprach: Im Mittelpunkt des Lübecker Ehrenfriedhofs, 1924, steht breitbeinig ein Infanterist, der den Helm zum Gebet abgenommen hat. Auf dem Klinkersockel des Regimentsdenkmals in Rendsburg, 1927, lagert ein sterbender Soldat, dem der Helm herabgesunken ist. Auf dem Klinkersockel des Kriegerdenkmals in Langenhorn, 1930, beugt ein Soldat mit abgenommenem Helm das Knie vor dem toten Kameraden.

Kuöhl war mit seiner Praxis als Bauplastiker und Mitarbeiter von Architekten, mit seiner praktischen Erfahrung als einsatzbereiter Gestalter von Soldatengrabmälern und Ehrenfriedhöfen an der Front, vor allen Dingen aber mit dieser Reihe von Soldatendarstellungen, die instinktsicher das trafen, was Kriegervereine und Rechtsparteien sich unter neuer deutscher Plastik vorstellen mochten, prädestiniert für weitere und größere Aufgaben dieser Art.«

Volker Plagemanns Buch »Vaterstadt, Vaterland, schütz Dich Gott mit starker Hand«, Hans Christians Verlag, 1986

Eine Autorengruppe um Roland Jäger veröffentlichte 1979 ein Buch über den »Kriegsklotz« hinterm Dammtorbahnhof in Hamburg, das wohl umstrittenste Denkmal Kuöhls. Hier können Sie zwei Seiten daraus lesen:

Jäger u.a. / Kuöhl


Ebenfalls dokumentiert sind auf dieser Website Kuöhls Denkmäler in:

Hamburg Dammtor
Hamburg Langenhorn
Schleswig-Holstein Lübeck
Schleswig-Holstein Rendsburg
Schleswig-Holstein Wilster
Hamburg Neuenfelde
Hamburg Finkenwerder
Schleswig-Holstein Großhansdorf
Schleswig-Holstein Neumünster


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Der 1870er Stein

Der Deutsch-Französische Krieg 1870/71 gilt als letzter Deutscher Einigungskrieg. Nach dem vorangegangenen Deutsch-Dänischen Krieg 1864 und dem Deutschen Krieg 1866 führte er schließlich zur Entstehung des kleindeutschen Nationalstaates unter der Führung von Preußen. Mit der Jahreszahl 1870 auf dem Gedenkstein wird an die Schlacht bei Sedan erinnert.

 

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Die Schlacht bei Sedan im Deutsch-Französischen Krieg fand am 1./2. September 1870 statt. Für Preußen vollendeten die Kapitulation der dort kämpfenden französischen Armee und die Gefangennahme von Kaiser Napoleon III. einen der triumphalsten Siege in seiner Geschichte. Die Schlacht bei Sedan wurde später zum nationalen Mythos stilisiert.


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Übergabe des Kaisers Napoleon III. an König Wilhelm von Preussen in Sedan am 2. September 1870


»Nach Gründung des Norddeutschen Bundes unter preußischer Führung 1867 sah Frankreich im erstarkten Preußen einen machtpolitischen und wirtschaftlichen Konkurrenten in der Mitte Europas. Diplomatische Verwicklungen und die vom preußischen Ministerpräsidenten Otto von Bismarck bewusst provokant formulierte Emser Depesche führten am 19. Juli 1870 zur französischen Kriegserklärung. [...]

Der deutsche Aufmarsch vollzog sich mit Hilfe der Eisenbahn vergleichsweise schnell und reibungslos. Schon am 18. August erfolgte bei Gravelotte die größte Schlacht des gesamten Krieges. Die geschlagenen Franzosen zogen sich anschließend auf die Festung Metz zurück. Ein Entsatzversuch durch zwei herannahende französische Armeen scheiterte am Ufer der Maas nahe der Grenze zu Belgien. General Helmuth Graf von Moltke (1800-1891), dem Chef des preußischen Generalstabs und obersten Befehlshaber der deutschen Armeen, gelang es, die Richtung Metz marschierenden Franzosen bei Sedan einschließen zu lassen: Über 200.000 deutsche Soldaten [...] hatten rund 130.000 Franzosen eingekesselt.

Nach der Schlacht hatten beide Seiten insgesamt etwa 26.000 Tote und Verwundete zu beklagen, rund 100.000 Franzosen mussten den Weg in die Kriegsgefangenschaft antreten. Unter ihnen war auch Kaiser Napoleon III. [...] Der letztendlich kriegsentscheidende Sieg über die beiden französischen Hauptarmeen bei Sedan und die Gefangennahme des französischen Kaisers am 2. September 1870 wurden europaweit mit Erstaunen zur Kenntnis genommen und brachten dem preußischen Generalstab viel Anerkennung. In allen deutschen Staaten herrschte große Siegeseuphorie, die nach Ende des Deutsch-Französischen Krieges 1871 noch lange anhielt.

Nach 1945 hatte der Deutsch-Französische Krieg – und damit auch die Schlacht bei Sedan – angesichts der Ausmaße, der Opfer und der im Namen Deutschlands verübten Verbrechen während des Zweiten Weltkrieges keinerlei Platz mehr in der Erinnerungskultur der Deutschen.«

zitiert nach Arnulf Scriba, Deutsches Historisches Museum


Lesen Sie hier mehr

 

Im Deutschen Kaiserreich wurde nach 1870 jedes Jahr am 2. September der »Sedantag« als patriotischer Gedenktag begangen. Er war vor allem ein Feiertag des kaisertreuen Bürgertums, des Adels sowie des Militärs, der preußischen Beamtenschaft und der ländlichen Bevölkerung gewesen, nicht oder kaum einer der Arbeiterschaft. Am 27. August 1919 wurde er offiziell wieder abgeschafft. Nur in den zahlreichen Kriegervereinen wurde eine »Sedan-Gedenkfeier« bis in die Zeit des Nationalsozialismus begangen.


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I N H A L T
Das Denkmal der Gemeinde
Aus der Geschichte
Die Informationstafel
Volkstrauertag 2018
Historische Bilder
Das Denkmal des Kirchspiels
• »Der bröckelnde Adler«
Pastor Sommerfeldt
Der »Polenstein«
Der Bildhauer Richard Kuöhl
• »Ich hatt’ einen Kameraden«
Das Eiserne Kreuz
Eichenlaub
Der Adler
»Wir sind die Herren der Welt«
Die »Ehrentafeln« zum 1. Weltkrieg in der Martin-Luther-Kirche
»Lerne vom Militär!«
Das Epitaph zum Krieg 70/71 in der Martin-Luther-Kirche
Der Deutsch-Französische Krieg 1870/71

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Trittau, Kreis Stormarn

Auf dem Gelände des kirchlichen Friedhofs

Es gibt zwei Kriegerdenkmäler, eins des Kirchspiels – heute der Ev.-luth. Kirchengemeinde – Trittau und eins der Gemeinde Trittau. Beide wurden von Eggert Sommerfeldt, von 1913 bis 1930 Pastor in Trittau, entworfen. Bei beiden hatte er von der Idee bis zur Einweihung die Fäden in der Hand. Die folgenden Zitate stammen, wenn nicht anders angegeben, aus Asmus Bergemanns Broschüre »Die Ehrenmale für Kriegstote in Trittau im Kreis Stormarn«.

Das Denkmal der Gemeinde besteht aus dem auffallenden Denkmal für die im 1. Weltkrieg gestorbenen Soldaten und der Ergänzung für den 2. Weltkrieg. Weil es Vorübergehenden oder -fahrenden von der Straße her auffällt, wird es hier zuerst beschrieben, obwohl es die jüngere Anlage ist. Das Denkmal des Kirchspiels – der Kirchengemeinde – liegt versteckt am anderen Endes des Friedhofs.

SH Trittau beide web


Das Denkmal für die toten Soldaten des 1. Weltkriegs wurde am 21. November 1926 eingeweiht. Es gleicht einem Felsengrab in einem Hügel, darüber mittig eine goldene aufgehende Sonne aus Aluminiumguß. Massive Granitblöcke bilden die Wände, ein drei Meter langer waagerecht liegender Block als Abdeckung ragt an den Seiten weit über den Rand hinaus. Passgenau in diesen Rahmen wurde eine fünfteilige Bronzeplatte als Grabtür eingesetzt.

SH Trittau Denkmal WK1 web


Asmus Bergemann schreibt in seiner Broschüre: »Als die Militärvereine und andere kaisertreue Traditionsverbände in den Dörfern die Aufstellung eigener Ehrenmale veranlaßten, beschloß schließlich auch der Trittauer Militärverein unter Oberst a.D. Freiherr von Stoltzenberg ein Ehrenmal der Gemeinde Trittau. Wieder lieferte Pastor Sommerfeldt den Entwurf. Die Idee dazu sei ihm in der Karwoche gekommen, nach Rückkehr vom Besuch bei Konfirmanden in Witzhave: ›Wie es weiter vor sich ging, als ich, zu Hause angekommen, müde und abgespannt nach dem Nibelungenbuch griff, danach im Halbschlaf eine Art Felsengrab u. Hügel aus Findlingen auf ein Briefkuvert hinstrichelte, ist mir in lebhafter Erinnerung geblieben: Ein 3 Meter langer Granitbalken bildete den oberen Teil einer Grabtür (Karfreitag, ›Friede‹ von Versailles), auf demselben ›aufgehende Sonne‹ (Ostern, Symbol der vaterländischen Neugeburt in Hoffnung).«

Der Tod der Soldaten wird so mit dem Opfertod Jesu gleichgesetzt. Auf der Tür zur Grabkammer sind zusätzlich die Namen der toten Soldaten aufgelistet. In der Symbolsprache der Zeit wird die nächste Generation dann auf(er)stehen und den Tod der »im Felde unbesiegten« Soldaten rächen. Sie wird den aufgezwungenen Friedensvertrag, den »Schandvertrag von Versailles« hinwegfegen.


Karen Meyer-Rebentisch zitiert den ersten Pastor der Lutherkirche Lübeck: Im Februar 1929 schrieb Pastor Mildenstein für den Lübecker Generalanzeiger einen Artikel, der angesichts der wirtschaftlichen Depression in Deutschland ermutigen sollte. Darin prophezeit er »das Wunder einer neuen Zukunft unseres Volkes, wenn wir Jesu Kreuz sich erneuern sehen im tausendfachen Opfertod unserer Brüder. Ihr Opferblut ist Brunnenquell neuen Lebens! Ihre Glaubenskraft an ihre welterlösende vaterlandsbefreiende Großtat der Treue bis zum Tode ist wie Lebenswasser!«

Vortrag am 28.1.2017 in der Akademie Sankelmark

 

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Pastor Sommerfeld zur Kritik vom Kreisbaumeister: »In Trittau hat bis jetzt jeder sofort begriffen, dass die begrabene und wiederentstehende Hoffnung auf den Sieg unseres Volkes dargestellt werden soll.«

Zur Baugeschichte schrieb Sommerfeld, einen Granitbalken habe er bei Rudolf Scharnberg gefunden, die spitzen »Felssteine« durch Sprengung eines Findlings in der Feldmark erhalten.  Die ursprünglich goldfarbene Sonne aus Bronze fiel im 2. Weltkrieg der Metallsammlung zum Opfer – was für ein Zeichen! Zum Volkstrauertag 1980 wurde sie auf Wunsch »vieler älterer Bürger« (Heimatverein im Jahrbuch 1979) erneuert. Der Heimatverein konnte dank vieler Spenden und der fachmännischen Ausführung der Firma Karl Schlösser nach einer alten Ansichtskarte, den Wunsch erfüllen.

Das Ehrenmal wurde auf dem an der Straße liegenden Teil des Friedhofs erbaut, den die Kirchengemeinde der Gemeinde »zur dinglichen Nutzung« überließ, wobei die Gemeinde seither für den Unterhalt aufzukommen hat. Das Denkmal wurde am Totensonntag 1926 eingeweiht; es löste das Mal auf dem Friedhof als Gedenkort des Volkstrauertages ab. Die folgenden Bilder zeigen weitere Details des Denkmals.

 

     SH Trittau Namen web


Fünf Bronzeplatten bilden die Tür des »Felsengrabs«. Im oberen waagerechten Teil steht in erhabenen Buchstaben die Widmung:

UNSEREN GEFALLENEN
1914 – 1918

Auf den verbleibenden vier Platten werden die Vor- und Nachnamen von 70 toten Soldaten aufgeführt, geordnet nach den Kriegsjahren 1914, 1915, 1916, 1917 und 1918. Ein letzter Abschnitt beginnt mit einem christlichen Kreuz. Sechs dieser Männer sind 1919 gestorben, nach Ende der Kriegshandlungen; ein schon 1916 »Gefallener« stammte nicht aus Trittau, sondern aus Lütjensee. Sie können in Lazaretten oder in Kriegsgefangenschaft gestorben sein.

 

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An beiden Seiten und vor allem hinter dem »Felsengrab« sind Erdwälle angelegt, auf denen viele kleine und große gespaltene Steine scheinbar ungeordnet verteilt sind.

 

SH Trittau hinten


Das Denkmal wurde 1955 um ein Denkmal für die toten Soldaten des 2. Weltkriegs ergänzt. Dafür wurde vor dem »Felsengrab« ein erhöhter Platz mit Bruchsteinplatten gepflastert, an den vorderen Ecken gefällig abgerundet. Das Denkmal ist ein Stein nach Art eines Kenotaphs, eines leeren Scheingrabs. Der umstrittene – er hat auch den »Kriegsklotz« am Hamburger Dammtorbahnhof entworfen –  Bildhauer Richard Kuöhl hat es gestaltet.

SH Trittau WK2 Spruch1 web


An der Platte sind im Schriftband umlaufend die ersten beiden Zeilen des bis heute bekannten und verwendeten Lieds von Ludwig Uhland aus dem Stein geschlagen. 1809 hat er es gedichtet.

In Großbuchstaben – immer ein bißchen unglücklich getrennt, wohl nach Art eines Werbelaufbands – beginnt es auf der Frontseite:

ICH HATT’ Ei

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NEN KAMERADEN E

SH Trittau WK2 Spruch3 web


INEN BESSE

SH Trittau WK2 Spruch4 web


RN FINDST DU NICHT

»Menschen könnten im normalen Leben bessere Freundschaften als im Schützengraben finden.«

Der pfälzische Pfarrer Detlev Besier, Leiter der landeskirchlichen Arbeitsstelle Frieden und Umwelt, am Volkstrauertag 2018

 

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Auf der nach oben leicht gewölbten »Gruftabdeckung« liegt, als Grabschmuck inszeniert, ein Eichenlaubkranz mit flatterndem Schleifenband aus Stein. In dessen runder Mitte ist ein Eisernes Kreuz eingebettet, das militärische Ehrenzeichen, hier den Soldaten posthum und kollektiv verliehen für, nach Ansicht der Denkmalsstifter, durch den Kriegstod bewiesene Tapferkeit und Treue.

Mehr dazu im Kapitel »Das Eiserne Kreuz«.


Die Aufschrift auf der »Gruftabdeckung« – wiederum in Großbuchstaben – lautet:

ZUR EHRE DER
OPFER DES
ZWEITEN
WELTKRIEGES
1939-1945

Obwohl hier die Toten neutral als »Opfer« bezeichnet werden, ist doch durch Eisernes Kreuz, Eichenkranz, Liedtext und das Wort »Ehre« klar, dass hier primär die toten Soldaten gemeint sind.


Asmus Bergemann schreibt: »Die Gefallenen des Ersten Weltkriegs konnten noch einzeln aufgeführt werden, die des zweiten Weltkriegs waren zu viele, dazu kamen noch die vielen Ziviltoten. Man deponierte deswegen in der vorderen rechten Ecke des Kenotaphs eine Kassette mit einer Liste der Toten, die sich nicht auf Trittauer beschränkte, sondern die Flüchtlinge einschloß.«

Es gibt im Amtsarchiv keine Zweitschrift, wir wissen deshalb nicht, ob auf der Liste auch zivile Kriegstote stehen, aber der berichtete Einschluß von Flüchtlingen deutet dieses doch an.

 

SH Trittau EK web


Das Material des tiefergelegten Eisernen Kreuzes wird bei Regen und Frost auf eine harte Probe gestellt.

 

SH Trittau Umgebung web

Eine bunte Nachbarschaft!

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Aus der Geschichte

Der »Oldesloer Landbote« schreibt zur Einweihung: »Der Ortsgeistliche Pastor Sommerfeldt ließ die Steine reden. Er verglich die an den Pfeilern der Gruft sich in ihren besonderen Gestaltungen aufreckenden Felsen mit den einzelnen Völkern des einst das Vaterland umbrandenden Völkermeeres. Aus ihrer Mitte ragen in stillem Ernst die Namen der Siebzig, die in ihrer geschlossenen Opferwilligkeit den siegreichen Widerstand einer wahren und einzigartigen Volksgemeinschaft verkörpern. [...] Der Redner weihte das Ehrenmal mit den Worten: Treue um Treue! Wenn Menschen schweigen, werden die Steine schreien: Unseres Todes Opfer verlangt das Opfer eures Lebens!«

Die Gesamtanlage an der Bahnhofstraße wurde 2012 unter Denkmalschutz gestellt. Im Bescheid heißt es: ›Das Trittauer Doppel-Ehrenmal stellt aus historischen und künstlerischen Gründen ein Denkmal von besonderer Bedeutung dar. Die Entwurfsidee einer symbolischen Felsengruft mit Oster-Sonne als Symbol der Auferstehung verdeutlicht die auch in der Weimarer Republik noch fortdauernde, konservative Idee einer ›Einheit von Thron und Altar‹, wie sie auch von dem Mitglied des Trittauer Kirchenvorstands, Oberst a.D. Maximilian Freiherr von Stolzenberg (1869-1949), Mitglied des republikfeindlichen Stahlhelm-Bundes der Frontsoldaten, propagiert wurde. ... Es ist das einzige Ehrenmal für die Gefallenen des 1. Weltkrieges in dieser Form in Schleswig-Holstein und fand damals als Soldatenmal in ›einzigartiger und vorbildlicher Weise‹ deutschlandweit Beachtung.«

Was an der Idee des »Felsengrabs« vorbildlich sein soll, können wir nicht nachvollziehen. Aber man kann bei der Beschäftigung damit viel über die damalige Verquickung von Staat und Kirche und die unzulässige Gleichsetzung von Jesu Opfertod und Soldatentod lernen.

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Die Informationstafel

Auf dem Weg vom Denkmal zum Haupteingang des Friedhofs wurde 100 Jahre nach Ende des 1. Weltkriegs, am Volkstrauertag 2018 eine Informationstafel aufgestellt, die den Hintergrund beider Denkmalsorte erläutert.

 

SH Trittau weit


Man muss den Weg verlassen, um die Tafel lesen zu können und erkennt leider von Weitem nicht den Zusammenhang.

Der Aufstellort wurde in Absprache mit dem Denkmalamt so gewählt, dass die Tafel die Situation dieses Denkmals nicht stört und andeutungsweise auf das ältere Denkmal weist.

 

SH Trittau InfoTafel web


Informationsschild und Lageplan des Friedhofs als PDF (2 Seiten)


Die geschichtliche Aufarbeitung und Aufklärung der Zusammenhänge ist Asmus Bergemann zu verdanken, Dipl.-Ing. für Schiffbau im Ruhestand, mehrere Jahre ehrenamtlicher Redakteur des Internetauftritts der Ev.-luth. Kirchengemeinde Trittau (www.kirche-trittau.de). Seine Broschüre »Die Ehrenmale für Kriegstote in Trittau im Kreis Stormarn« beschreibt die Epitaphien in der Kirche und die »Ehrenmale« auf dem kirchlichen Friedhof.

Herzlichen Dank für Ihre Arbeit, lieber Herr Bergemann! Ergänzen möchten wir unseren Dank im Jahr 2024 für die Überarbeitung und Aktualisierung unserer Dokumentation.

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Volkstrauertag 2018

Ein gemeinsamer Kranz für die toten Soldaten der Deutschen Wehrmacht von Gemeinde, Vereinen und Verbänden.

 

SH Trittau Kranz VTT 2018 web

 

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Historische Bilder

Postkarten und Abbildungen aus der Zeit vor und nach dem 2. Weltkrieg:

SH Trittau Alte Karte web

SH Trittau 1932 web

SH Trittau Postkarte web

SH Trittau Postkarte 03 web

 

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Das Denkmal des Kirchspiels

Das Denkmal des Kirchspiels – so nannte man den geographischen Bereich einer Kirchengemeinde – zum 1. Weltkrieg steht am Ende eines breiten Weges. Davor liegt ein Platz für anonyme Beisetzungen. Der große Findling inmitten des Rhododendrongebüsches ist heute von sieben Steinen mit den Namen einzelner toter Soldaten umringt. Bei der Einweihung schon am 11. Mai 1919 war er der Hauptstein des »Ehrenfriedhofs« des Kirchspiels. In der Anlage war dieser Findling umgeben von mittelgroßen Steinen, einen für jedes Dorf im Kirchspiel. Es gab die Gräber von 18 in Trittau gestorbenen oder hierhin überführten Soldaten und einige sogenannte Erinnerungsgräber. Die Idee hatten Pastor Sommerfeldt und der Kirchenälteste Freiherr von Stoltzenberg, der Entwurf stammte von Sommerfeldt.



Die nachfolgenden Zitate stammen wieder aus der Broschüre von Asmus Bergemann:

»In den 1980er Jahren war das Denkmal überwuchert, waren Einzelsteine teilweise zerbrochen oder unleserlich, viele Gräber aufgegeben. In dieser Zeit nahmen die Wünsche nach Urnengräbern und anonymen Beisetzungen zu, so dass der Kirchenvorstand überlegte, den Ehrenfriedhof auf das eigentliche Ehrenmal zu konzentrieren und die Fläche davor für diese Beisetzungen herzurichten. Die wegen der Umgestaltung angeschriebenen Gemeinden zeigten unterschiedliches Interesse an ihren Steinen; diese wurden Anfang 1989 teils abgeräumt und zunächst eingelagert, teils von den Dörfern abgeholt. So steht zum Beispiel der Grönwohlder Dorfstein jetzt mit der Ergänzung 1939-1945 an dem Weg zum örtlichen Ehrenmal am ›Eiskeller‹«

Siehe auch unsere Dokumentation der Grönwohlder Anlage

 

SH Trittau Friedhof weit web


Aus dieser Entfernung sieht man im Jahr 2019 nur einen großen Rhododendron. Man muss schon wissen, wo das Denkmal steht, wenn man es besuchen möchte.

 

     SH Trittau Friedhof mehr web


Zuerst sieht man den Adler, er sitzt mit ausgebreiteten Schwingen, detailreich gearbeitet auf einen riesigen Findling.

Pastor Sommerfeldt zur Einweihungsfeier: »Auch erhielt der Stein eine schöne Krönung durch den Entwurf eines niedergedrückten, schreienden Adlers, meisterhaft in den Ausbuchtungen des Findlings angepaßt, nach dem gelieferten, von meinem Schwiegersohn [...] entworfenen Modell in Gips, bei H. Jackstaedt in Kunststein gegossen. ›Ich will wieder fliegen‹ war der Grundton meiner Ansprache.«

Der Anschein des Niedergedrückten entsteht durch die Position auf den Stein. Ein fast gleicher Adler auf dem Denkmal für York von Wartenburg in Wartenburg– 1812 Konvention von Tauroggen –zeigt durch andere Positionierung Abflugbereitschaft: so kann man mit Aufstellungsvarianten verschiedene Signale aussenden.

Mehr dazu im Kapitel »Der Adler«.

 
Die folgenden beiden Fotos zeigen den Adler und die Inschriften nach der 2022/23 erfolgten Sanierung und dem Freischnitt des Denkmals:

SH Trittau Adler 1WK St Silligmann webFoto: St. Silligmann


SH Trittau Bergemann webFoto: A. Bergemann 

Links unter dem Adler wurde 1919 ein Eisernes Kreuz aus Metall angebracht. Darunter ist in schrägen Zeilen die Inschrift eingemeißelt:

Unseren
gefallenen
Helden
1914 – 1918
Kirchspiel Trittau

Weiter unten stehen die gerade gestellten Zeilen:

Wehrlos das tapferste Heer,
trifft es der Speer in den Rücken.
Unfrei das freieste Volk,
wenn es sich selber verliert.

Asmus Bergemann schreibt auf der Website der Kirchengemeinde:
»Den Spruch [...] auf dem Zentralstein hatte Sommerfeldt ›einer Zeitung [unter der Überschrift ›Arminius«] aus der Zeit der Nationalversammlung‹ entnommen. Dieser Spruch bezieht sich auf die so genannte ›Dolchstoßlegende‹, die den Linksparteien unterstellte, dem an sich siegreichen Heer an der ›Heimatfront‹ in den Rücken gefallen zu sein. Es gab sehr schnell Widerspruch, besonders seitens der in Trittau von dem Postboten F. Rüffert geführten SPD. In den unruhigen Zeiten unterblieb die verlangte Entfernung, weil sich der Kirchenvorstand mit der Behauptung, eine Entfernung würde ›einen Sturm der Kirchen- und Staatserhaltenden Kreise heraufbeschwören‹, auch beim Regierungspräsidenten (SPD) durchsetzte.«

Mehr Informationen zur »Dolchstoßlegende«:

Arnulf Scriba für das Deutsche Historische Museum

 

Pastor Sommerfeldt berichtet in seinen Erinnerungen 1947: »Er [der Stein] wurde weniger bewundert als verwundert betrachtet um der Inschrift willen. Apotheker Laubinger kam: Der Amtsvorsteher sagte: ›der Spruch muß weg!‹ Ich: ›Das kann Herr Amtsvorsteher in der nächsten Versammlung der Gemeindevertreter selber vorbringen.‹ Er erschien aber nicht u. als Steffenhagen, Grönwohld sagte: ›ich würde sagen: Was ich geschrieben habe, das habe ich geschrieben‹ u. Stubbendorf, Dwerkaten: ›Das Wegmachen kostet nur wieder Geld.‹ hatte ich Rückhalt, als die sozialdemokratische Partei anläßlich der Ermordung Rathenaus einen Demonstrationszug unter der Parole: ›Weg mit der Dolchstoßlegende und dem Spruch auf dem Kirchhof‹ in die Wege leitete. [...]

2 Angriffe erfolgten noch: 1. im Hamburger Echo: ›Die Dolchstoßlegende in Stein gemeißelt.‹ und 2. ›Eingesandt‹ im Oldesloer Landboten. [...] Dieser Leserbrief war unterzeichnet ›Mehrere Kriegsteilnehmer‹. [...] Und wir Kriegsteilnehmer, die wir mit unseren gefallenen Kameraden gelitten und gestritten haben, bedauern, daß man für letztere keinen besseren Spruch hat als diesen.«

Also: Kritik von zwei Seiten! Darauf Pastor Sommerfeldt bei der Einweihung: »Die Bedenken gegen den Spruch beruhen auf einem Mißverständnis: Der Speer ist nicht vom Feind geworfen in den Rücken unseres Heeres. Dann hätten wir keinen Ehren- sondern einen Schandfriedhof. Der Speer kam aus der Heimat ...«

Pastor Sommerfeldt bekräftigt hier die heute seit langem widerlegte ›Dolchstoßlegende‹. Sie gilt in der Zeitgeschichte als bewusst konstruierte Geschichtsfälschung und Rechtfertigungsideologie der militärischen und nationalkonservativen Eliten des Kaiserreichs. Die von der Obersten Heeresleitung in die Welt gesetzte Verschwörungstheorie, die die Schuld an der von ihr verantworteten militärischen Niederlage vor allem auf die Sozialdemokratie und das ›bolschewistische Judentum‹ abwälzen sollte, wurde von Militärvereinen und Kriegsteilnehmern begierig aufgenommen und, wie hier zu sehen, von Pastoren verteidigt.

Auch das Ev.-luth. Konsitorium in Kiel (heute Landeskirchenamt) schrieb, nach anfänglichen entschiedenen Bedenken, am 7. September 1922: »... daß wir von uns aus uns nicht veranlaßt sehen würden, auf die kirchlichen Organe zwecks Entfernung der Inschrift einzuwirken. Im Übrigen müßten wir abwarten, ob die staatlichen Organe sich mit einem derartigen Ersuchen an uns wenden würden. Ein solches Ersuchen ist bisher nicht erfolgt. Wir halten die Sache daher für erledigt.
Die Photographie des Denkmals ist wieder beigefügt.
Im Auftrage: gez. Dr. Freiherr von Heintze«

Die ›Dolchstoßlegende‹ lieferte dem Nationalsozialismus wesentliche Argumente und begünstigte seinen Aufstieg entscheidend; wir wissen, wohin das führte.

 

SH Trittau Friedhof Steine web


Heute liegen sieben einzelne Namenssteine um den Rhododendron, in dem der Findling steht. Einer davon steht für einen hier an Tuberkulose gestorbenen Soldaten - auch eine häufige Todesursache, die anderen sind reine Gedenk­steine. Foto von 2019 und ...

SH Trittau Steine nach 2022 23 Bergemann web Foto: A. Bergemann

... nach der Sanierung 2022/23.

 

SH Trittau Friedhof Stein2 web


Manche Steine sind mit Eisernem Kreuz und Lorbeer dekoriert – viel Ehre!

Bei den 183 Namen, die auf den Gedenktafeln in der Kirche stehen, sind 32 EK II, 5 EK I und II aufgeführt. Unter den Genannten sind 7 Leutnants und 13 Unteroffiziere, darunter der Johann Pöls, dessen Stein wir zeigen. Alle anderen waren „Mannschaften“. Das Kirchspiel Trittau war durch Landwirtschaft und Handwerk geprägt. War das Zeigen der Auszeichnung des Sohnes etwas, was Eltern Trost geben konnte in einem militäraffinen Umfeld?

Foto von 2019 und ...

SH Trittau Stein Poels Bergemann web Foto: A. Bergemann

... nach der Sanierung 2022/23.


SH Trittau Findling 1920 440px web    
Dieses historische Foto zeigt den Stein mit Girlande geschmückt, aber noch ohne Adler. Girlanden und Kränze wurden üblicherweise vom Vaterländischen Frauenverein in Trittau gefertigt. Der ›Oldesloer Landbote‹ schreibt zum mannshohen Stein: »Einen großen Findling hat Frau Wwe. Steenfadt ... dem Ehrenfriedhof in Dankbarkeit für die gefallenen Helden gewidmet.« Der Stein stand vorher auf dem Erbbegräbnis der Witwe, »die ihren Mann nach Ohlsdorf überführen ließ.«

Der »Oldesloer Landbote« schreibt am 14. Mai 1919 über die Rede von Pastor Sommerfeldt zur Einweihung: »... und weihte den Ort zu einer Stätte der Ehre eines freien deutschen Volkes und seines tapfersten Heeres. Er stellte den Ort unter den Schutz der Gemeinde, nötig, weil bereits ein Original-Eisernes Kreuz auf einem Grabstein  mit einem Meißel durchstoßen und aus der Einfassung gebrochen worden war. Nach einstimmiger Annahme einer Protesterklärung gegen einen Gewaltfrieden, beschloß der gemeinsame Gesang ›Ein feste Burg‹ die Feier ... Wenn aber erst der Ehrenfriedhof im Schmuck der Blutbuchen, Goldulmen und Rosen daliegen wird, wird er gewiß ein steter Anziehungspunkt für alle diejenigen werden, die an diesem Ort der Ehre neuen Mut und neue Kraft zu dem Kampf für unser schwer geprüftes Volk suchen.«

 

SH Trittau Kirchenvorstand 1930 web


Der Kirchenvorstand am Ehrenmal mit dem imposanten Adler, Foto aus ›Trittau in alten Ansichten‹. Vermutlich im Zusammenhang mit Pastor Sommerfeldts Verabschiedung 1930.

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»Der bröckelnde Adler«

Hier muss das Ehrenmal sein. Hinter einem Gräberfeld auf dem Trittauer Friedhof wächst ein großer Rhododendron. Erst auf den zweiten Blick ist in dem Blattwerk ein steinerner Adler zu erkennen. Von nahem ist das Moos sichtbar, das auf seinen ausgebreiteten Schwingen wächst. Der Zement bröckelt, an den Flügelspitzen und den Klauen liegt der rostige Draht des Skeletts frei. Aber nicht der Adler ist das, was dieses Denkmal unbequem macht. Es ist der mannshohe Findling, auf dem der Adler sitzt, mit der eingemeißelten Inschrift: »Ehrlos das tapferste Heer / trifft es der Speer in den Rücken / Unfrei das freieste Volk, / wenn es sich selber verliert«.

Das ist eine Variation der Dolchstoßlegende. Diese Legende gab nicht der Übermacht der Feinde, sondern den Demokraten im Reich, vor allem den Sozialdemokraten, die Schuld an Deutschlands Niederlage im Ersten Weltkrieg. Sie ist längst widerlegt. Umstritten war sie schon, als das Trittauer Denkmal entstand. »Das mit dem Spruch hat schon 1919 erheblich Staub aufgewirbelt«, sagt Asmus Bergemann, der eine Broschüre über die Trittauer Ehrenmale geschrieben hat. »Die lokale SPD verwahrte sich dagegen. Es gab Demonstrationen.« Aber das Denkmal blieb, und die Inschrift blieb.

1926 kam noch ein zweites Kriegerdenkmal auf dem Trittauer Friedhof hinzu, mit einer Felsengruft, die an das Grab Jesu erinnert, und einer Sonne als Auferstehungssymbol. Ein Monument, das zeigt, wie Nation, Krieg und Religion miteinander verquickt wurden. In den 50er Jahren kam ein Denkmal für die Gefallenen des Zweiten Weltkriegs hinzu. Seit 2012 steht das Doppel-Ehrenmal unter Denkmalschutz.

Es ist saniert und von der Straße aus sichtbar. Das Denkmal mit dem Adler und der Dolchstoß-Inschrift aber ist nicht saniert worden. Der Zement bröckelt, der Rhododendron wächst, und die Inschrift ist nur noch mit Mühe zu lesen. »Der Spruch soll nicht vertieft und wieder neu lesbar gemacht werden«, erklärt Bergemann, »das zieht nur die falschen Leute an.«

Das ungeliebte Erbe, Hanno Kabel, Lübecker Nachrichten Online, 7. September 2013

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Pastor Sommerfeldt

Pastor Eggert Gustav Sommerfeld (1861-1954) war 1889 nach dem Studium Provinzialvikar in Trittau und nach weiteren Stationen ab 1898 Pastor in Glücksburg. »Er konfirmierte und traute dort Mitglieder des Hochadels, die er in seinen Erinnerungen detailliert aufführt. [...] in seiner Ablehnung der Republik konnte er sich auch durch die Kirchenleitung gedeckt fühlen ...«.

»Anscheinend waren Pastor Sommerfeldt und Freiherr von Stoltzenberg die treibenden Kräfte bei der Umwandlung des schlichten, uns heute eher ansprechenden Entwurfs des Gärtnermeisters Jessen für das Kirchspieldenkmal in die ›vaterländische‹, entgegen allen Beteuerungen doch politisch aufgeladene Gestaltung.«

Pastor Sommerfeldt und Maximilian Freiherr von Stoltzenberg waren ein starkes Team. Asmus Bergemann schreibt in seiner Broschüre über den Freiherrn (1869-1949): »... stammte über eine illegitime Beziehung des Markgrafen Friedrich Heinrich von Brandenburg-Schwedt von Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg, dem großen Kurfürsten, ab. Er war im Generalstab gewesen, Oberst a.D., Mitglied des republikfeindlichen ›Stahlhelm‹ Bundes der Frontsoldaten, Mitglied des Kirchenvorstandes. Dass er für den Spruch eintrat, war vor diesem Hintergrund nicht anders zu erwarten.«

 
SH Trittau Sommerfeldt 440px webFoto: KG Trittau

• E.G. Sommerfeld von 1912-30 Pastor in Trittau


Auch mit der Idee für das kommunale Denkmal die Auferstehung Jesu Christi mit dem Wiedererstarken Deutschlands zu verknüpfen, stand Pastor Sommerfeldt nicht allein:

Asmus Bergemann schreibt: »Zum ›Tag von Potsdam‹ – 21. März 1933 – an dem der neu gewählte Reichstag nach Potsdam einberufen war, ›predigte in der Nicolaikirche Generalsuperintendent Otto Dibelius über Römer 8,31: ›Ist Gott für uns, wer mag wieder uns sein.‹ Er beklagte ›Klassenhass und Parteienzerklüftung‹, die in den zurückliegenden Jahren das Volk getrennt und zerteilt hätten. Nun aber sei eine neue Zeit angebrochen. Wenngleich Gott seine unbegreifliche Gnade allen Menschen erweise, gelte die Verheißung einer neuen Zukunft im Schutze des Herrn doch nur für das deutsche Volk. In Rußland herrsche der Bolschewismus und in den USA der Materialismus, während der Herr den Deutschen nach einer Periode des Niedergangs eine neue Zukunftsperspektive gegeben habe: ›Das ist heute unser Gebet: dass Gottes Gnadenhand über dem Bau des deutschen Reiches die Kuppel wölbe, die einem deutschen, einem geheiligten, einem freien Volk für immer den Blick nach oben zieht, Deutschland wieder und für immer: Ein Reich, ein Volk, ein Gott!‹«

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Der »Polenstein«

Seit Herbst 2015 gibt es auf dem Friedhof ein weiteres Denkmal: Zum Gedächtnis im Kirchspiel gestorbener Zwangsarbeiter wurde ein Stein gesetzt, der die zerfallenden Holzkreuze ersetzt.

SH Trittau Alte Polen Kreuze Bergemann web


Die Holzkreuze standen und der heutige Gedenkstein steht in der Nordostecke des Friedhofs, einem damals neu hinzugekommenen Areal, auf dem man Zwangsarbeiter beisetzte; denn deutschen Volksgenossen war eine direkte Nachbarschaft nicht zuzumuten.

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Zur Einweihung kam, neben Vertretungen der örtlichen Körperschaften, auch der polnische Vizekonsul aus Hamburg.

Text und Fotos: Asmus Bergemann


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Der Bildhauer Richard Kuöhl

Richard Emil Kuöhl wurde am 31. Mai 1880 in Meißen geboren. Seine handwerkliche Ausbildung als Kunsttöpfer erhielt er in einer der Modellfabriken dieses Zentrums keramischer Kunst. Nach dreijährigem Studium an der Dresdner Kunstgewerbeschule, wurde er als leitender Modelleur einer bauchemischen Versuchsanstalt mit den modernsten Techniken der Tonbearbeitung vertraut. 1912 folgte er seinem Dresdener Architekturprofessor Fritz Schumacher nach Hamburg. Dort arbeitete er in den 1920er und 1930er Jahren mit fast industriellem Ausstoß. Es entstanden Skulpturen in Stein, Keramik und Reliefs in Terrakotta. Er starb am 19. Mai 1961 in Rohlfshagen bei Bad Oldesloe.


SH Trittau Kuoehl Atelier web3Foto: Kreisarchiv Stormarn >internationale Lizenz 4.0

1954 - 1955: Der Entstehungsprozess der Bodenplatte für Trittau auf dem Hof der Steinmetzwerkstatt.

    
SH Bad Oldesloe Kuoehl Atelier webFoto: Kreisarchiv Stormarn >internationale Lizenz 4.0

Ca. 1954: Kuöhl arbeitet am Tonmodell der »Trauernden« für das Kriegerdenkmal in Bad Oldesloe in seinem Atelier »Schäferkate« im Rohlfshagener Ortsteil Kupfermühle.

Kriegerdenkmäler gehörten während der Weimarer Republik zu den häufigsten und begehrtesten Auftragswerken deutscher Bildhauer. Auch Kuöhl hatte bereits zahlreiche Kriegerdenkmäler ausgeführt, dabei war es ihm stets gelungen, die von nationalistisch und militärisch gesinnten Kreisen mit einem ›Ehrenmal‹ beabsichtigte politische Aussage künstlerisch zu formulieren. »Nicht Jammer und Not, sondern Mannestat und Einsatzbereitschaft, das Heldische, Kraftvolle, das ein Mahnmal verkörpern muß, zeigen die ›Ehrenmäler‹, die er geschaffen hat ... immer wieder spricht ein trotziges ›Dennoch!‹ aus diesen Denkmälern« hieß es 1936 in einer Publikation.

»Neben idealisierten nackten Kriegern ... hatte er in kontinuierlicher Folge eine Darstellungsform des grobschlächtigen uniformierten deutschen Soldaten entwickelt, die den Vorstellungen der neuen Auftraggeber offenbar besonders entsprach: Im Mittelpunkt des Lübecker Ehrenfriedhofs, 1924, steht breitbeinig ein Infanterist, der den Helm zum Gebet abgenommen hat. Auf dem Klinkersockel des Regimentsdenkmals in Rendsburg, 1927, lagert ein sterbender Soldat, dem der Helm herabgesunken ist. Auf dem Klinkersockel des Kriegerdenkmals in Langenhorn, 1930, beugt ein Soldat mit abgenommenem Helm das Knie vor dem toten Kameraden.

Kuöhl war mit seiner Praxis als Bauplastiker und Mitarbeiter von Architekten, mit seiner praktischen Erfahrung als einsatzbereiter Gestalter von Soldatengrabmälern und Ehrenfriedhöfen an der Front, vor allen Dingen aber mit dieser Reihe von Soldatendarstellungen, die instinktsicher das trafen, was Kriegervereine und Rechtsparteien sich unter neuer deutscher Plastik vorstellen mochten, prädestiniert für weitere und größere Aufgaben dieser Art.«

Volker Plagemann, »Vaterstadt, Vaterland, schütz Dich Gott mit starker Hand«, Hamburg 1986, S.143f

Eine Autorengruppe um Roland Jäger veröffentlichte 1979 ein Buch über den »Kriegsklotz« hinterm Dammtorbahnhof in Hamburg, das wohl umstrittenste Denkmal Kuöhls. Hier können Sie zwei Seiten daraus lesen:

Jäger u.a. / Kuöhl


Ebenfalls dokumentiert sind auf dieser Website Kuöhls Denkmäler in:

Hamburg Dammtor
Hamburg Langenhorn
Schleswig-Holstein Lübeck
Schleswig-Holstein Rendsburg
Schleswig-Holstein Wilster
Hamburg Neuenfelde
Hamburg Finkenwerder
Schleswig-Holstein Großhansdorf
Schleswig-Holstein Neumünster

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»Ich hatt’ einen Kameraden«

»Der gute Kamerad« wurde 1809 von Ludwig Uhland in Tübingen gedichtet, Friedrich Silcher vertonte das Gedicht im Jahre 1825. Als Lied ist es besser bekannt unter der Anfangszeile der ersten Strophe: »Ich hatt’ einen Kameraden«. Es wurde vor allem von der politischen Reaktion instrumentalisiert, und zwar zur Beschönigung und Verklärung des Kriegsopfers und Heldentods. Das Lied vom »guten Kameraden« spielt im Trauerzeremoniell der deutschen Bundeswehr eine große Rolle. Es ist Bestandteil eines Begräbnisses mit militärischen Ehren und jeder militärischen Trauerfeier. Auch heute noch wird es in Stadt und Land am Volkstrauertag bei so manchem Kriegerdenkmal vorgetragen.

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Sehen Sie hier eine Sammlung von historischen und politischen Bildpostkarten von Karl Stehle, München, die diesen Liedtext zitieren:

www.goethezeitportal.de


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Das Eiserne Kreuz

»Das Eiserne Kreuz wurde erstmalig 1813 vom preußischen König Friedrich Wilhelm III. gestiftet. Es war der erste militärische Orden, der nicht nur an Offiziere, sondern auch an einfache Soldaten für ihre militärischen Verdienste verliehen werden konnte. Kurz darauf führte der König die allgemeine Wehrpflicht ein. Das bisherige Söldnerheer wandelte sich zum Bürgerheer und für die Bürger mussten Anreize geschaffen werden, das eigene Leben im Krieg aufs Spiel zu setzen. Damit begann eine neue Zeit beim preußischen Militär: Soldaten waren nicht mehr nur Befehlsempfänger ohne Stimme und ohne Namen, sondern seit dieser Zeit wurden sie zu Vorbildern gemacht, denen nachgeeifert werden sollte. Der König versprach in der Stiftungsurkunde jedem Soldaten für den eventuellen Kriegstod ein Denkmal, das heißt, die Erwähnung auf einem Denkmal. Zumeist wurde das damals als Tafel in einer Kirche realisiert: Zeugnis der engen Verbindung von Monarchie und Kirche.

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• »Fake News« anno 1914: Das Deutsche Reich hatte gerade das neutrale Belgien überfallen, damit die Truppen sich auf dem schnellsten Weg zum Erzfeind Frankreich begeben konnten.

Das Eiserne Kreuz wurde sehr häufig als Relief auf Kriegerdenkmälern verwendet. Es steht hierbei als solches symbolisch für die Anerkennung der besonderen ›Vaterlandstreue‹ der gefallenen Soldaten. Ihr Tod im Krieg wurde dafür als Beweis gedeutet. Durch die Verwendung des Eisernen Kreuzes auf einem Denkmal sollten die Soldaten posthum für ihr Verhalten ausgezeichnet werden und damit als Vorbilder für die Nachwelt gelten. Nach 1813 wurde es 1870 von Kaiser Wilhelm I. und 1914 von Kaiser Wilhelm II. neu gestiftet.

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Die von Adolf Hitler am 8. November 1939 anlässlich des Überfalls auf Polen ausgesprochene Losung

Auch Adolf Hitler führte 1939 das Eiserne Kreuz als militärische Auszeichnung wieder ein, mit einem Hakenkreuz im Zentrum.«

Kerstin Klingel, Eichenkranz und Dornenkrone 2006, S. 44f


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• Auch Hitler trug das Ehrenkreuz an der Brust

»Vor allem die nahe der Front operierenden Sonderkommandos, die sowohl Juden ermordeten als auch an der Partisanenbekämpfung beteiligt waren, wurden von den Armeegenerälen reichlich mit Eisernen Kreuzen bedacht. Um nur die größten Verbrecher unter ihnen zu nennen, sei auf Rudolf Lange verwiesen, der für den Mord an den Juden Lettlands verantwortlich war, und auf Friedrich Jeckeln, der Massaker um Massaker organisierte, in der Westukraine, in Kiew (Babij Jar) und in Riga. Beide bekamen schließlich das Eiserne Kreuz II. und I. Klasse.«

Zitiert aus einem Artikel »Orden für Massenmord« von Dieter Pohl 

DIE ZEIT, 5.6.2008


Soldaten der Wehrmacht kämpfen nicht nur pflichtschuldig  und gehorsam. Ohne die Gefühlswelt aus Stolz, Ehre und Männlichkeit ist nicht zu erklären, warum so viele an die Front streben – und dem Krieg bis zum Untergang verhaftet bleiben. (Frank Werner in ZEITGeschichte 4/2018)

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Geschickte Propaganda: Begehrenswerte Ordensbrust in »Die Woche« Januar 1940.

Das Eiserne Kreuz ist das am häufigsten gezeigte Symbol in der rechten Szene. Manchmal wird es dort auch als Ersatz für das verbotene Hakenkreuz verwendet. Es wird in allen erdenklichen Formen angeboten, z.B. als Ohrstecker, Anhänger oder Gürtelschnalle.

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Eichenlaub

»Die Eiche beziehungsweise das Eichenlaub setzen im Denkmal einen deutsch-nationalen Akzent. Die Eiche galt seit dem 18. Jahrhundert als heldisch-deutsches Symbol und assoziiert als ›deutsche Eiche‹ darüber hinaus urwüchsige Stärke und mythologische Vergangenheit.«

Reinhard Alings, Monument und Nation, Berlin 1996, S. 525


»Mit der Reichsgründung 1871 und dem Gefühl nationaler Einheit zog das Eichenlaub in die deutsche Symbolsprache ein. Auf deutschen Ehrenmalen, Kränzen, Hoheitszeichen, Orden und dergleichen diente es in ähnlicher Form wie Zweige des Lorbeerstrauches. Das Parteiabzeichen bzw. Parteisymbol der NSDAP hatte von 1920 bis 1945 einen Adler als Zeichen, der einen Eichenkranz in seinen Fängen hielt. Unerschütterlich ›wie die deutsche Eiche‹ und ähnliche Sprüche ließ die NS-Propaganda ab 1933 in Zeitungen veröffentlichen und über Lautsprecher verkünden. Da griff dann auch der Führer und Reichskanzler Adolf Hitler zum Spaten und pflanzte Eichen. [...] Im deutschen Volk wurde Hitler nach seiner Ernennung zum Reichskanzler fast schlagartig mit der deutschen Eiche gleichgesetzt. Denn für ihn pflanzten fast alle Städte und Dörfer, Stadt- und Ortsteile ihre ›Hitler-Eichen‹.«

Wolf Stegemann, www.rothenburg-unterm-hakenkreuz.de

»1933 wurde mit einer offiziellen Zeremonie eine Adolf-Hitler-Eiche auf dem Dorfplatz gepflanzt (s. Foto). Auf dem Foto sieht man Heinrich Behnke, [...] sowie Hartwig Gäde. Herbert Hansen, mit weißen Kniestrümpfen, musste damals ein Gedicht aufsagen. Lehrer Kühl hielt eine Rede.

Am 8. Mai 1945, am Tag der deutschen Kapitulation, wurde die Eiche von Ernst Meier mit den Worten umgehauen: ›Du Aas kümmst af!«
Hartwig Gäde erzählt dazu: ›As ik ut de Gefangenschaft, ut den Krieg kam, da käm de ole Meier to mi hin un seggt: ›Soll ik di mal wiesen, wo diene Adolf Hitler Eiche is? Denn komm mal mit!‹. Da ist er dann mit mir in seinen Garten gegangen und zeigte auf einen Zaunpfahl. Die Eiche hatte er abgesägt und einen Zaunpfahl daraus zurechtgeschnitten. Der alte Meier war der SPD treu geblieben.«

SH Rethwisch Hitlereiche web

• Diese schöne Geschichte steht in der »Chronik der Landgemeinde Rethwisch« von Doris Moßner und Inga Rogga aus dem Jahr 2001.

 

NDR-Zeitreise: Die Geschichte der »Hitlereichen«

Schleswig-Holstein Magazin vom 14. April 2023



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Foto: Bundesarchiv, Bild 146-1974-160-13A / CC-BY-SA 3.0


Eichenlaub als höchste Zier: SS-Obergruppenführer und General der Waffen SS Theodor Eicke im Jahr 1942.


Bei der Olympiade 1936 in Berlin erhielten die 129 Sieger neben einer Goldmedaille einen Topf mit einer Eiche. Das Organisationskomitee deklarierte sie im amtlichen Bericht als »schönes Sinnbild deutschen Wesens, deutscher Kraft, deutscher Stärke und deutscher Gastfreundschaft«.

»Die Olympia-Eichen«, Bericht auf spiegel.de 2014

 

»Eichenlaub« war ab 1999 ein rechtsextremes Liedermacher-Duo aus dem Umfeld des Thüringer Heimatschutzes


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Der Adler

Der Adler auf dem Findling in Trittau ist detailreich gearbeitet. Mit großen Schwingen, starrem Blick und geöffnetem Schnabel krallt er sich an den Findling. Das ist kein gemütliches Ausruhen, angespannt wartet er auf seinen Einsatz, der unmittelbar bevorzustehen scheint.

SH Trittau Adler 1WK St Silligmann webFoto: St. Silligmann

»Der Adler ist als ›der mächtigste König im Luftrevier‹ (Anfang des ›Seeräuberlied‹, das zum Marschliederkanon der Wehrmacht gehörte), der König der Lüfte und wehrhafter Beschützer seines Horstes.«

• Hartmut Häger, Kriegstotengedenken in Hildesheim, S. 137

»Als Hoheitszeichen des Deutschen Reiches und als Symbol für deutsche Macht und Stärke galt der Seeadler. Der Raubvogel konnte nach 1871 wachsam nach Westen spähen, oft aufreizend mit den Flügeln schlagen und/oder den geöffneten Schnabel drohend dem französischen Feind entgegenstrecken. [...]
Unmittelbar vor der Unterzeichnung des Versailler Vertrages stieß die ›Deutsche Tageszeitung‹ vom 26. Juni 1919 den Stoßseufzer aus, es möge ›vielleicht doch in nicht so ferner Zeit [...] – der Tag komm[en], an welchem das Deutsche Volk sich aus seinem tiefen Fall wieder erheben kann und der deutsche Adler von neuem den Flug zur Sonne unternimmt.‹ Dieser sehnsüchtige Wunsch wurde in die Gedenkwelt hineingetragen – Hamburg-Gross Borstel, Oktober 1922: ›Mit kräftigen Krallen steht er trotzig und lauernd auf seinem eisernen Grund, den scharfen Blick nach Westen gerichtet‹; Wasserkuppe/Rhön, 1923, Weiherede des Oberstleutnants a.D. Walter von Eberhardt: ›Und eigene Kraft wird es sein, die alle Fesseln, die Schmach und Schande, die Not und Elend uns angelegt haben, wieder sprengen wird. Nach Westen blickt der Adler. Er weist uns den Weg, den wir gehen müssen.‹ Auch dort die Kranzschleife des ›Bundes der Jagdflieger‹ am Tag der Einweihung: ›Adler, Du, halte die Wacht! Um uns ist Schande und Nacht. / Siehe, dort hinter dem Rhein / Schlummert der Brüder Gebein / Bis einst der Morgen erwacht. Adler, Du, halte die Wacht!‹.«

Loretana de Libero, Rache und Triumph, Krieg Gefühle und Gedenken in der Moderne, De Gruyter Oldenbourg, S.95f


Oberst a.D. Roethe beschrieb den steinernen Adler in der Festrede vor der Enthüllung des Denkmals in Waren an der Müritz am 26. Juni 1932 folgendermaßen:

»Der Adler des Steins, der nun sogleich vor Ihren Augen erscheinen wird, er ist das Bild des Adlers der Deutschen, das Sinnbild von Deutschlands Macht und Herrlichkeit. Noch verkrampft sich die rechte Klaue auf dem am Boden liegenden Stahlhelm, dem Zeichen der deutschen Wehrhaftigkeit. Aber schon sieht er in der Ferne das Morgenrot des kommenden Tages, schon regt er die Flügel.

So gebe der allmächtige Lenker der Geschicke der Völker, der uns diese Prüfungszeit auferlegt hat, daß gar bald der Adler des Deutschen Volkes die mächtigen Schwingen breite zum stolzen kühnen Fluge der Sonne entgegen in die ferne glückhafte Zukunft unseres Volkes. Und daß wir bald die Gelegenheit finden, das stolze Lied in die Lüfte zu jubeln, das der Dichterherold unserer Väter ihnen mitgab in die Kämpfe und Märsche nach Paris, wo sie sich die Kaiserkrone und das einige mächtige Reich holten – das Lied:

Flieg, Adler, flieg! Wir folgen nach
Ein Einig Volk in Waffen.
Wir folgen nach, ob tausendfach
Des Todes Pforten klaffen.
Und fallen wir: Flieg, Adler, flieg!
Aus unserm Blute wächst der Sieg.
V o r w ä r t s ! «

Sieben Jahre später flog er dann wieder, der Adler: der 2. Weltkrieg begann mit dem Einmarsch der Deutschen Wehrmacht in Polen.
 

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»wir sind die Herren der Welt«

Der mächtigste König im Luftrevier
Ist des Sturmes gewaltiger Aar.
Die Vöglein erzittern, vernehmen sie nur
Sein rauschendes Flügelpaar.
Wenn der Löwe in der Wüste brüllt,
Dann erzittert das tierische Heer.
Ja, wir sind die Herren der Welt
Die Könige auf dem Meer.
Tirallala, tirallala
Tirallala, tirallala
hoi! hoi!

Zeigt sich ein Schiff auf dem Ozean,
So jubeln wir freudig und wild;
Unser stolzes Schiff schießt dem Pfeile gleich
Durch das brausende Wogengefild.
Der Kaufmann erzittert vor Angst und vor Weh,
Den Matrosen entsinket der Mut,
Und da steigt am schwankenden Mast
Unsre Flagge, so rot wie das Blut.
Tirallala, tirallala
Tirallala, tirallala
hoi! hoi!

Wir stürzen uns auf das feindliche Schiff
Wie ein losgeschossener Pfeil.
Die Kanone donnert, die Muskete kracht,
Laut rasselt das Enterbeil,
Und die feindliche Flagge, schon sinkt sie herab.
Da ertönt unser Siegesgeschrei:
Hoch lebe das brausende Meer,
Hoch lebe die Seeräuberei!
Tirallala, tirallala
Tirallala, tirallala
hoi! hoi!


SA-Version (ca. 1930)
Der mächtigste König von Groß-Berlin
das ist der Isidor Weiß
Doch Dr. Goebbels der Oberbandit
der macht ihm die Hölle schon heiß
Seine eigene Schupo die nimmt ihn sich vor
man hört es bis zum Brandenburger Tor
Er nennt sich Dr. Bernhard Weiß doch bleibt er der Isidor


»Der mächtigste König im Luftrevier«, auch bekannt als Piratenlied, ist ein seit 1915 belegtes Volkslied, das im 1. Weltkrieg als eine Art inoffizielle Hymne der deutschen U-Bootfahrer zu besonderer Popularität kam. Wegen Formulierungen, die während der NS-Diktatur hinzugefügt wurden, wird das Singen des Liedes durch Bundeswehrsoldaten kontrovers beurteilt.

Während der NS-Diktatur wurde das Lied vom Regime gefördert und umgeschrieben. So wurden aus den »Fürsten der Welt« in der NS-Version die »Herren der Welt«. Auch wurde das Lied textlich von der SA so umgedichtet dass es ein Spottlied auf den damaligen jüdischen Polizeivizepräsidenten von Berlin Bernhard Weiß wurde. Nach dem 2. Weltkrieg ist »Der mächtigste König im Luftrevier« unter anderem im Liedgut der Pfadfinderbewegung belegt und in dem Liederbuch »Die Mundorgel« enthalten.

»Der mächtigste König im Luftrevier« wurde nach dem 2. Weltkrieg auch ins Liedgut der Bundeswehr übernommen. So findet es sich 1983 im Liederbuch der Fallschirmjäger und 1991 im offiziellen Liederbuch der Bundeswehr »Kameraden singt!« Nachdem der ARD-Kulturreport am 25. November 2001 einen Beitrag über die Geschichte des Schlagers Lili Marleen und das Liedgut der Bundeswehr ausstrahlte, wurde auch der Text des Piratenliedes kontrovers diskutiert. Für Kritik sorgte vor allem, dass die Bundeswehr nicht die ursprüngliche Version, sondern die Version mit dem während der NS-Diktatur umgeschriebenen Text übernommen hatte.

Nach Wikipedia, abgerufen am 8.3.2021

Das erste Liederbuch der Bundeswehr erschien 1958. Getreu dem Adenauerschen Appell »Vergesst mir die Musike nicht, das ist eine wichtige Sache für die Soldaten!« Ab Juni 2017 wurde das Liederbuch der Bundeswehr »Kameraden singt!« von 1991 dann auf Geheiß der damaligen Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen überarbeitet.


»Als es im 2. Weltkrieg gegen England ging, sang die Wehrmacht ›Der mächtigste König im Luftrevier‹. Darin heißt eine Zeile: "Ja, wir sind die Herren der Welt". Und auch heute wird das Lied mit dieser Zeile noch so gesungen. [Der Musikwissenschaftler Eberhard] Frommann fürchtet, dass sich die Bundeswehr bei einem eventuellen Auslandseinsatz mit solch einem Lied unbeliebt machen könnte.

›Die Soldaten, die da jetzt nach Afghanistan gehen oder auch im Kosovo stationiert sind, sollten sich hüten, diese Lieder, die diesen Aggressionsgeist der Wehrmacht noch in sich tragen, so wie ›Ja, wir sind die Herren der Welt‹, noch zu singen.«

Mehr auf www.ag-friedensforschung.de

 

Auch Volksbarde Heino hat den mächtigsten König im Luftrevier vertont, beim »Tirallala, tirallala« läßt er sich von einem fröhlichen Mädelchor begleiten:

YouTube, Heino: Der mächtigste König ...


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Die »Ehrentafeln« in der Martin-Luther-Kirche

Zwei große je dreiteilige Tafeln benennen die 180 toten Soldaten des 1. Weltkriegs im Kirchspiel Trittau.

Die Tafel im Nordschiff trägt auf der mittleren Tafel den Sinnspruch:

Im Weltkrieg
1914 / 18
fanden in treuer Pflichterfüllung
den Heldentod fürs Vaterland

»Man erklärte den Kampf als göttlich, verklärte ihn und machte somit ihren tausendfachen Tod zu einem Zeichen für die Treue zu Gott und zum Vaterland. Das sogenannte christliche Abendland, seine Nationen, gingen vor 104 Jahren mit diesem Vers im Gepäckganz unchristlich aufeinander los.«

Aus der Predigt von Pfarrerin Juliane Rumpel am 18. November 2018

»Jede Glorifizierung eines Menschen, der im Krieg getötet worden ist, bedeutet drei Tote im nächsten Krieg.«

Kurt Tucholsky

 

SH Trittau Ehrentafel Kirche Sued webFoto: A. Bergemann

Hier zeigen wir die Tafel im Südschiff der Kirche. Asmus Bergemann berichtet: »Pastor Sommerfeldt ließ ab Kriegsbeginn tagesaktuell Namensstreifen aus Pappe an Holzbretter pinnen, die er an der Wand angebracht hatte. Nach Kriegsende wurde dieses Datenmaterial auf Tafeln in gotisierender Gestaltung gebracht. Dafür verwendete Pastor Sommerfeldt auch Reste
des abgeräumten Altars von 1880, z.B. die Bekrönung.«

Über der mittleren Tafel erhebt sich neben allerlei Dekor mit christlichen Kreuzen ein Kruzifix. Es soll eine Beziehung zwischen dem Soldatentod im Krieg und dem Erlösertod Jesu herstellen. Der Kreuzestod Christi, als Opfer für die Menschheit, wird dem Kriegstod der Soldaten gleichgesetzt, die sich ebenso opferten und deren Tod so gerechtfertigt wird. Christliche Analogien sollen dem Soldatentod eine religiöse Weihe geben und ihn verklären.

 

SH Trittau Ehrentafel Kirche Sued Detail web


Auf dem Detailfoto können wir erkennen, dass die Soldaten alle mit ihrem militärischen Rang genannt werden, es folgen Vor- und Familiennamen, das Todesdatum, Todesort und gegebenenfalls die erworbene Auszeichnung. Unter den genannten Soldaten haben 32 Soldaten das Eiserne Kreuz II erhalten, fünf das Eiserne Kreuz I und II: Untoffz. (Unteroffizier) Harders, Komp.Führ. (Kompanieführer) Herkt, Vzfeldw. (Vizefeldwebel) Möller, San.Vzf. (Sanitäts-Vizefeldwebel) Prahl und Lt. u. Adj. (Leutnant und Adjudant) Röhlk.

Die Namen sind nach den Heimatorten der Soldaten im Kirchspiel Trittau geordnet: Trittau, Lütjensee, Rausdorf, Grossensee, Grönwohld, Köthel, Witzhave, Hohenfelde, Grande und Hamfelde. Innerhalb der Orte werden die Namen nach dem Sterbedatum der Soldaten aufgezählt.

Kritik an den Tafeln in der Kirche wurde immer wieder geübt, alternative Plätze jedoch nicht gefunden, und auch immer wieder darauf verwiesen, dass es noch betroffene Familien im Kirchspiel gibt.

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»Lerne vom Militär!«

180 Soldaten im Kirchspiel Trittau sind im 1. Weltkrieg zu Tode gekommen. Auf den »Ehrentafeln« werden sie alle mit ihrem militärischen Rang genannt.

Musk., Ldst., Arms., Gefr. und Torp.Matr. – die Dienstgradbezeichnungen der Soldaten und ihre Abkürzungen sind uns heute fremd, damals kannte sie jedes Kind. Im Kaiserreich blühte der Militarismus: so schneidig wie die preußischen Soldaten sollte die gesamte Gesellschaft sein: vom Greis bis zum Knirps. Unbedingter Gehorsam war das Ziel.


»Bereits die Kinder wuchsen in einer militarisierten Umgebung auf. Kriegsspiele waren äußerst beliebt. In kaum einem Kinderzimmer fehlte ein Satz Bleisoldaten, ebenso gehörte der Matrosenanzug zur Grundausstattung. Zu Weihnachten sangen die Kleinen: ›Morgen kommt der Weihnachtsmann, kommt mit seinen Gaben, Trommel, Pfeifen und Gewehr, Fahn’ und Säbel und noch mehr, ja ein ganzes Kriegerheer möcht ich gerne haben.‹ In der Schule setzte sich die Einübung militärischer Denk- und Verhaltensmuster fort. Vielerorts glich das Schulleben einem zackigen Paukbetrieb, der wenig Raum ließ für Spontanität und Kreativität. [...]

MP Zehlendorf Kinderkarte web

›Lerne vom Militär!‹ – so lautete das Mantra der pädagogischen Fachliteratur. Das Aufstehen der Schüler beim Eintreten des Lehrers ins Klassenzimmer habe ›mit einem einzigen Ruck zu geschehen‹ und müsse ›klappen wie ein Bataillonstritt bei der Parade‹, hieß es in einem Lexikon der Pädagogik. Im ›Gänsemarsch mit regelrechtem Soldatenschritt‹ müssten die Schüler in den Pausen das Klassenzimmer verlassen und ›zwei und zwei im Schulhof ordnungsgemäß auf und ab marschieren‹.«

Volker Ullrich, ZEITGeschichte 4/2018, S. 45

... und noch eine revanchistische Postkarte »Deutsche Jugend« nach dem 1. Weltkrieg:

SH Marienwarder Deutsche Jugend 1WK web


Heil Dir Deutschland, deine Zukunft
             Schimmert vor dir hell und klar
Denn der Heldensinn der Väter
             Schlummert in der Jugend Schaar.

Aber auch 1956 billigt ein Leser der Frankfurter Illustrierten dem Militär, damals der gerade neu gegründeten Bundeswehr, in einem Leserbrief erzieherische Expertise zu:

Frankfurter Illustrierte 1956 leserbrief web

 

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Das Epitaph zum Krieg 70/71 in der Martin-Luther-Kirche

Darauf wird der sechs toten Soldaten aus dem Kirchspiel im Deutsch-Französischen Krieg gedacht. Wie schon im Kapitel »Das Eiserne Kreuz« geschrieben, hatte der preußische König Friedrich Wilhelm III. in seiner Stiftungsurkunde 1813 jedem Soldaten für den eventuellen Kriegstod ein Denkmal versprochen, das heißt, die Erwähnung auf einem Denkmal. Zumeist wurde das damals als Tafel in einer Kirche realisiert: Zeugnis der engen Verbindung von Monarchie und Kirche.

SH Trittau Ehrentafel 70 71 web2


Bekrönt wird das hölzerne Epitaph von einer Skulptur der Germania. Ihr Schild trägt den preußischen Adler.

Die Germania ist in diesen Jahrzehnten der Erbfeindschaft mit Frankreich ein immer wiederkehrendes Motiv. Auf den Denkmälern und z.B. auch auf unzähligen Postkarten:

SH Trattau Postkarte Germania und Marianne web2


Auf dieser wird Germania als Siegerin über Marianne, der Symbolfigur für Frankreich, dargestellt. Germania tritt die französische Fahne mit Füßen. Folgender Spruch wird unter dieser Szene abgedruckt:

Frisch auf für deutsche Ehre, du tapferes Geschlecht!
Der beste Schild der Heere heißt Vaterland u. Recht.


Direkt unter dem Podest der Germania in der Trittauer Kirche steht im hellen Rund eines ehrenden Eichenkranzes die Widmung. Sie lautet:

Aus
diesem Kirchspiel
starben für König
und Vaterland.

Die enge Verbindung von evangelischer Kirche und Staat ist auch in diesem Spruch wieder zu erkennen. Die preußischen Könige hatten zu der Zeit das »landesherrliche Kirchenregiment« inne, d.h. sie fungierten als oberste Bischöfe der protestantischen Landeskirche. Erst 1919 wurde die Trennung von Staat und Kirche vollzogen, nachdem die »gottgewollte Obrigkeit« im November 1918 durch die Revolution ins Exil getrieben und der Bund von »Thron und Altar« damit beendet worden war.

Am 8. Februar 2019 hielt Prof. Dr. Hartmut Lehmann in der Hamburger Hauptkirche St. Jacobi den Vortrag: »Kirche ohne Obrigkeit. 100 Jahre Trennung von Staat und Kirche und die Folgen für die Evangelische Kirche«.

Vortrag als PDF-Download

Zurück zum Epitaph: Die große Namenstafel zum Krieg 70/71 wird von zwei schwarzen Säulen eingerahmt, sie sind als Zeichen für den siegreichen Kampf mit Lorbeergirlanden umwunden.

Über der Namensliste sehen wir ein Eisernes Kreuz am Ordensband, das allen sechs Soldaten zugedacht ist. Die Soldaten werden mit Vor- und Familiennamen, Heimatort, Todestag und Todesort beschrieben. Ein Soldat ist schon am 22. Juli 1870 – drei Tage nach Kriegsbeginn – »im Dienst verunglückt«.

Das Epitaph verjüngt sich nach unten mit einem Akanthus-Motiv.


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Der Deutsch-Französische Krieg 1870/71

Mit den Deutschen Einigungskriegen setzte Preußen die Idee des deutschen Nationalstaates im Sinn der kleindeutschen Lösung durch. Nach den Siegen im Deutsch-Dänischen Krieg, 1864, dem Deutschen Krieg gegen Österreich, 1866 und dem Deutsch-Französischen Krieg, 1870/71 entstand das preußisch dominierte Deutsche Kaiserreich.

Der Deutsch-Französische Krieg war eine militärische Auseinandersetzung zwischen Frankreich einerseits und dem Norddeutschen Bund unter der Führung Preußens sowie den mit ihm verbündeten süddeutschen Staaten Bayern, Württemberg, Baden und Hessen-Darmstadt andererseits.

Auslöser war der Streit zwischen Frankreich und Preußen um die Frage der spanischen Thronkandidatur eines Hohenzollernprinzen. Der preußische Ministerpräsident Otto von Bismarck ließ die Emser Depesche, mit der er darüber informiert worden war, dass König Wilhelm I. die französischen Forderungen abgelehnt hatte, in provokant verkürzter Form veröffentlichen. Dies erregte auf beiden Seiten nationalistische Empörung und veranlasste den französischen Kaiser Napoléon III. am 19. Juli 1870 zur Kriegserklärung an Preußen.

Von den großen Schlachten gingen im gesamten Kriegsverlauf alle für Frankreich verloren oder endeten im Patt. Im Februar 1871 fand sich die französische Regierung, nach dem Fall von Paris, zum Vorfrieden von Versailles bereit.

Noch während Paris von deutschen Truppen belagert wurde, proklamierten die deutschen Fürsten und Vertreter der Freien Städte am 18. Januar 1871 im Spiegelsaal des Versailler Schlosses den preußischen König Wilhelm I. zum Deutschen Kaiser, eine Demütigung für die Franzosen. Hohe Reparationszahlungen und vor allem der Verlust Elsaß-Lothringens erzeugte einen dauerhaften, gegen Deutschland gerichteten Revanchismus. In Deutschland wiederum verfestigte sich die Vorstellung von der so genannten Erbfeindschaft gegenüber Frankreich.


SH Oldesloe Anton von Werner Kaiserproklamation web

• Wandgemälde von Anton von Werner für die Ruhmeshalle Berlin: Die Kaiserproklamation in Versailles. Nicht zu übersehen: Der preußische Ministerpräsident Otto von Bismarck, der mit seiner aggressiven und heimtückischen Politik die Proklamation eines deutschen Kaisers möglich gemacht hatte.

»Die Deutung der Kaiserproklamation vom 18. Januar 1871 im Versailler Spiegelsaal als Demütigung Frankreichs gehörte ebenso zum erinnerungspolitischen Konzept des im Kaiserreich vereinten Deutschland wie die alljährliche Zeremonie des Sedantages, an dem der entscheidende Sieg vom 2. September 1870 gefeiert wurde. Doch jede Demütigung zieht die nächste nach sich, und so muss es kaum verwundern, dass Frankreich im Sommer 1919 nach Beendigung des Ersten Weltkrieges seinen Sieg über Deutschland ausgerechnet im Spiegelsaal von Versailles auskostete. Es gehört sicherlich zu den grössten Verdiensten Charles de Gaulles, dass er nach 1945 kein «drittes Versailles» folgen liess, sondern mit dem Elysée-Vertrag vom 22. Januar 1963 die Kette gegenseitiger Demütigungen durchbrach.«

Der Historiker Clemens Klünemann in Neue Zürcher Zeitung, 9.1.21

Mehr auf www.bpb.de, Bundeszentrale für politische Bildung


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I N H A L T
Das Denkmal
• »Der ideale Soldat«
Die Erweiterung
Volkstrauertag 2009
Die Geschichte

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Uetersen,
Kreis Pinneberg

Auf dem Friedhof in zentraler Lage

Im Oktober 1921 ist das Kriegerdenkmal fertiggestellt worden. Der Entwurf stammte von den Architekten »Koch und Prien« aus Hamburg, die Firma »Möller & Sternberg« aus Elmshorn hatte die Pläne ausgeführt. Der Bau wurde über Spenden finanziert, außer Sachleistungen waren gut 42.000 Mark zusammengekommen. Am 20. 11. 1921, am Totensonntag, wurde das Denkmal eingeweiht. Pastor Klappstein, der auch der Vorsitzende des Denkmalausschusses gewesen war, hielt die Predigt beim Gottesdienst in der Kirche sowie die Weiherede auf dem Friedhof, siehe Claudia Eisert-Hilberts Examensarbeit weiter unten.

SH Uetersen gesamt

Im Halbrund das Kriegerdenkmal für die getöteten Soldaten des 1.Weltkriegs: fünf eckige Säulen mit acht Namenstafeln an den Seiten. Die 375 genannten Soldaten stammen zum größen Teil aus Uetersen, zum kleineren aus den Nachbargemeinden Moorrege, Neuendeich und Groß-Nordende. In der Mitte steht die Widmungstafel mit der Inschrift:
Den Helden / des Welt= / krieges 1914-1920 (!) / zum ewigen / Gedächtnis

Die Säulen sind verbunden durch Mauerwerk und einem Architrav, oben aufliegende behauene Sandsteine. Die Mitte wird gekrönt von einer Steinkugel und einem Metallkreuz.


SH Uetersen Kreuze


Das einzige figürliche Element ist eine Soldatenbüste im Halbrelief mit Stahlhelm im expressionistischen Stil. Die tiefen Falten im Gesicht wirken martialisch.

Darunter:
Niemand / hat grössere / Liebe denn die, dass / er sein Leben lässt / für seine / Freunde / Joh. 15, 13.

SH Uetersen Joh

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»Der ideale Soldat«

1930 beschreibt der NSDAP-Ideologe Alfred Rosenberg im »Mythus des 20. Jahrhunderts – Eine Wertung der seelisch-geistigen Gestaltenkämpfe unserer Zeit« das typische Gesicht des idealen Soldaten so:

»In allen Städten und in allen Dörfern Deutschlands sehen wir hier bereits die Ansätze dazu. Die Gesichter, die unterm Stahlhelm auf den Kriegerdenkmälern hervorschauen, sie haben fast überall eine mystisch zu nennende Ähnlichkeit. Eine steile durchfurchte Stirn, eine starke gerade Nase mit kantigem Gerüst, ein festgeschlossener schmaler Mund mit der tiefen Spalte eines angespannten Willens. Die weitgeöffneten Augen blicken geradeaus vor sich hin. Bewußt in die Ferne, in die Ewigkeit. Diese willenhafte Männlichkeit des Frontsoldaten unterscheidet sich merklich vom Schönheitsideal früherer Zeiten: die innere Kraft ist noch deutlicher geworden als zur Zeit der Renaissance und des Barock. Diese neue Schönheit ist aber auch ein arteigenes Schönheitsbild des deutschen Arbeiters, des heutigen ringenden Deutschen schlechtweg.«

SH Uetersen Kopf web

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Die Erweiterung

Für die Toten des 2.Weltkriegs ist eine liegende Platte hinzugefügt worden mit der Inschrift:
Den Opfern des Krieges 1939 - 1945

Auf der Rückseite befindet sich eine Gedenkstätte für die Opfer des 2.Weltkriegs. Nur wenige Meter entfernt eine Gedenkstätte für die antifaschistischen Widerstandskämpfer der Stadt und für die Kriegsgefangenen, Verschleppten und Zwangsarbeiter, die in Uetersen ihr Leben ließen. 

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Volkstrauertag 2009

SH Uetersen Volkstrauertag Huhu Uet wikimedia commons

Foto: Huhu Uet_wikimedia commons

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Die geschichte

Das Kapitel Uetersen aus Claudia Eisert-Hilberts Examensarbeit (1987): »Denkmäler für Soldaten und andere Kriegsopfer seit dem Ersten Weltkrieg im Kreis Pinneberg« können Sie hier lesen. Unser Dank gilt der Verfasserin.

Eisert-Hilbert, Uetersen, 1987

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 I N H A L T
Das Denkmal zum 2. Weltkrieg
Das Denkmal zum 1. Weltkrieg
Das Christusmonogramm
Die St. Wilhadi-Kirche
Gedenken an die Zwangsarbeiter

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Ulsnis, Kreis Schleswig-Flensburg

Im Kirchhof von St. Wilhadi

Eine großzügige Anlage unter den weithin sichtbaren Eichen im Vorfeld des um die Kirche gelegenen Friedhofs. Der hölzerne Glockenturm steht auf einem Grabhügel aus der Bronzezeit. In die Stützmauer davor ist das Denkmal für die toten Soldaten des 1. Weltkriegs eingepasst. Links davon hinter der äußeren Baumreihe steht das Denkmal für die toten Soldaten des 2. Weltkriegs aus dem Kirchspiel Ulsnis.

SH Ulsnis beide web


Das Denkmal an der Seite besteht aus sieben Sandsteintafeln, die in eine gleichfarbige Sandsteinmauer eingesetzt wurden. Die Mauer ist gleichzeitig die Begrenzung des Kirchhofs. Auf je drei Tafeln zu beiden Seiten werden in erhabenen Buchstaben die Namen und Herkunftsorte der toten und vermißten Soldaten genannt, geordnet nach ihren Heimatorten.

SH Ulsnis 2WK gesamt web


Die mittlere, etwas größere und oben abgerundete Tafel trägt in erhabenen vergoldeten Buchstaben die Inschrift unter dem Symbol eines verzierten Kronenkreuzes:

IHS

Die Jünglinge fallen
aber die auf den Herrn harren
kriegen neue Kraft
Jes. 40, 30

1939 - 1945

SH Ulsnis 2WK Mitte web


Der separat stehende hölzerne Glockenturm steht auf ansteigendem Gelände. Die Stützmauer aus bunten behauenen Feldsteinen ist vorne von einer massiven Sandsteinplatte bedeckt. Auf der Kante ist die Widmung eingraviert:

Unseren gefallenen Brüdern

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Das Denkmal zum 1. Weltkrieg

SH Ulsnis 1WK gesamt web

Darunter sind drei Sandsteintafeln mit Schmuckrahmen angebracht. Die mittlere, etwas zurückgesetzt, trägt die Inschrift:

1914 - 1918
Niemand hat groessere Liebe denn die, dass er sein Leben laesst fuer seine Freunde.
Joh. 15.13

SH Ulsnis 1WK Denkmal web


Die Buchstaben im tiefer gelegten Schriftband werden eingerahmt vom Relief zweier Stahlhelme mit Lorbeerzweig im runden Medaillon.

SH Ulsnis 1WK Tafel web


Die beiden äußeren Tafeln sind jeweils dreifach unterteilt. Sie nennen die Herkunftsorte und in chronologischer Reihenfolge die Namen, das Todesdatum und den Sterbeort der toten und vermissten Soldaten aus dem Kirchspiel Ulsnis.

SH Ulsnis 1WK links web


Die Tafeln sind sehr aufwändig und kunstvoll gearbeitet und verziert. Über jedes Namensfeld wurde ein Eisernes Kreuz im Relief gesetzt. Die Buchstaben sind wieder im tiefer gelegten Schriftband erhaben gearbeitet.

SH Ulsnis 1WK rechts web


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Das Christusmonogramm

SH Ulsnis 2WK Monogramm web

Auf dem Hauptstein des Denkmals zum 2. Weltkrieg ist ein Christusmonogramm abgebildet. Hierzu eine Information:

Das Nomen sacrum (der heilige Name) IHS leitet sich von der Transkription der ersten beiden und des letzten Buchstaben des griechischen Namens Jesu ab. Transkription bedeutet hier »Umschrift«, d.h. die Übertragung eines sprachlichen Ausdrucks von einem Schriftsystem in ein anderes.

IHS (und ihs) als Kurzform des Namens Jesus kann man in Bibeln des Mittelalters und an anderen Stellen sehr häufig finden. Bis ca. 1450 wurden in Bibeln und Urkunden die Worte Jesus und Christus und andere Nomina sacra (heilige Namen) praktisch nie ausgeschrieben. Zunächst war dieses Kürzel mit einem darüber liegenden Kürzungsstrich versehen, aus dem später ein Kreuz wurde.

• Nach Wikipedia, abgerufen am 5.2.2017

Dieses Symbol soll dem mörderischen Soldatentod eine religiöse Weihe geben.

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Die St. Wilhadi-Kirche

»Schon von weitem sichtbar sind die hohen Eichen, die den Friedhof von Ulsnis umgeben. Mittendrin befindet sich die weiß gestrichene St. Wilhadi-Kirche. Genau an dieser Stelle wurde um 1150 n. Chr. eine erste Steinkirche erbaut. Damit ist die St. Wilhadi-Kirche in Teilen wohl die älteste erhaltene Kirche des Landstrichs Angeln.«

Infotafel vorm Kirchhof

Im Vorhaus der Kirche befindet sich noch eine »Gefallenengedenkstätte«.

 

SH Ulsnis Kirche web

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Gedenken an die Zwangsarbeiter

Zwangsarbeit von Kriegsgefangenen und aus den von Deutschen besetzten Gebieten verschleppten Bewohnern war in den Kriegsjahren des 2. Weltkrieges in jedem Ort in Deutschland der Normalfall. So befanden sich auch mehr als 120 Zwangsarbeiter zum Einsatz in der Landwirtschaft im Bereich der Gemeinde Ulsnis, vorwiegend polnischer und sowjetischer Herkunft.

Diese waren zunächst in drei Lagern in den Dörfern Ulsnis, Kius und Gunneby untergebracht. Später wurde von den NS-Behörden zugelassen, dass die Zwangsarbeiter auch direkt auf den Hofstellen einquartiert werden konnten.

Nachdem Gemeinde und Kirche jede Beteiligung hinsichtlich des Gedenkens an die Zwangsarbeiter abgelehnt hatten, wurde am 2. September 2000 auf Privatinitiative der Bewohner des Hauses Schleidörferstraße 29 für das Dorf Ulsnis, im Rahmen eines Festaktes zum Gedenken an die Zwangsarbeiter, eine Tafel am Haus angebracht.

Aufgrund zahlreicher Proteste wurde vorab eine Postwurfsendung folgenden Inhalts an alle Haushalte der Gemeinde verteilt.

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An alle Haushalte der Gemeinde Ulsnis

Warum dies in Ulsnis?

SH Ulsnis Tafel Zwangsarbeiter web

Liebe Mitbürgerinnen, liebe Mitbürger,

diese Tafel, die wir am Sonnabend, dem 2. September 2000, 10 Uhr, an unserem Hause anbringen werden, soll niemanden persönlich anklagen. Sie soll erinnern an einen Abschnitt unserer Geschichte, die zugleich ein Stück Dorfgeschichte ist. Sie soll erinnern an eine Zeit voller Unrecht und millionenfachem Leid – auch vieler Deutscher –, begangen von Deutschen im Namen Deutschlands. Sie soll dazu beitragen, dass das Wissen um unsere eigene Geschichte es uns möglich macht, sich ihr zu stellen, sie zu akzeptieren und mit ihr zu leben.

Einige Landwirte fühlen sich dennoch persönlich angegriffen. Sie betonen, dass die Zwangsarbeiter auf ihren Höfen gut behandelt wurden. Niemand will dies in Abrede stellen. Im Gegenteil: Es ehrt sie, dass sie sich über die unmenschlichen Vorschriften der nationalsozialistischen Gesetzgebung hinwegsetzten.

Ältere Leute im Dorf sagen, es seien keine Zwangsarbeiter gewesen, die in unserem Hause untergebracht waren, sondern Kriegsgefangene. Dazu muss man wissen, dass ab November1941 formell alle polnischen Kriegsgefangenen aus der Kriegsgefangenschaft entlassen wurden und den Status von Zivilarbeitern erhielten. Fortan unterstanden sie der örtlichen Polizei und der Gestapo und unterlagen »Sondergesetzen« und »Sonderbehandlung«. Ob Freiwillige, Kriegsgefangene oder nach Deutschland verschleppte Zivilisten – sie hatten einen nahezu rechtlosen Status, verbunden mit der Drohung, bei »Vergehen« bestraft, in ein KZ eingewiesen oder erhängt zu werden. Letzteres galt auf jeden Fall, wenn es zu einem Liebesverhältnis mit einer Deutschen kam, so geschehen zwar nicht in Ulsnis, aber in anderen Dörfern Angelns. Auf das Schönste und Natürlichste, was einem Menschen passieren kann, sich zu verlieben, stand die Todesstrafe, die »Sonderbehandlung«.

Leider wird dadurch, dass Landwirte und Nachbarn das Leid durch gute Behandlung zu lindern versuchten, das begangene Unrecht selbst nicht geringer. Deshalb haben wir uns entschlossen, diese Tafel hier anzubringen. Sie soll die Erinnerung lebendig halten, das Gedenken an die Opfer wahren.

Wir laden Sie herzlich ein.
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Die anfängliche Befürchtung vieler Bürger der Gemeinde Ulsnis, die Gedenktafel könnte zur Diskreditierung des Dorfes führen, hat sich nicht bewahrheitet. Im Gegenteil: Passanten, die auf die Tafel aufmerksam werden, loben dies als ein Stück notwendiger Aufarbeitung unserer eigenen Geschichte.

• Zitiert von der Website der politischen Gemeinde Ulsnis: wp.gunneby.de

Der Initiator der Tafel und Bewohner des Hauses Richard Krohn hat auf dieser Website den Bericht »Vier Stationen Vergangenheit« veröffentlicht.

www.zwangsarbeiter-s-h.de

Bericht Richard Krohn

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