I N H A L T
• Der »Ehrenhain«
• Gefallene Helden
• Volkstrauertag 2019
• Gräber für die Opfer der Bombenangriffe
• Die Massengräber
• Aus der Geschichte
• Der 1. Stormarner Friedensstein
• Der Obelisk 70/71
• Der Deutsch-Französische Krieg
• Bildhauer Richard Kuöhl
• Gartenarchitekt Harry Maasz
• Deutsche Eichen
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Bad Oldesloe, Kreis Stormarn
Auf dem Alten Friedhof zwischen der Bahnhofsstraße und der Trave
Der Alte Friedhof wurde 1823 am Travehang angelegt und am 29. September 1824 eingeweiht, weil der ursprüngliche Begräbnisplatz auf dem Kirchhof der Peter-Paul-Kirche in Oldesloe nicht mehr ausreichte. Rund 60 Jahre lang wurde das 2,1 Hektar große Gelände als Friedhof genutzt. 1975 verkaufte die Ev.-Luth. Kirchengemeinde Oldesloe den Alten Friedhof an die Stadt.

Heute ist er ein Park mit Gedenk- und Kriegsgräberstätten. Die Denkmäler erinnern an die toten Soldaten aus drei Kriegen: ein Obelisk zum Deutsch-Französischen Krieg 1870/71, eine Rotunde (Mitte rechts hinter den Bäumen) zum 1. Weltkrieg und die Skulptur »Trauernde im Gebet am Feldkreuz« in der Mitte der Rotunde zum 2. Weltkrieg.
Ausserdem befinden sich dort Massengräber (auf dem Foto links von der Rotunde) der Opfer eines Bombenangriffs am 24. April 1945. Das braune Schild an der Straße zeigt uns, dass dies eine anerkannte Kriegsgräberstätte ist.

Schon seit 1915, mitten im 1. Weltkrieg, war eine Anlage für die toten Soldaten geplant worden. Die Rotunde und der »Heldenhain« mit 50 Eichen wurden dann 1920/21 erbaut und gepflanzt. Der Entwurf stammt vom bekannten und vielbeschäftigten Lübecker Gartenarchitekten Harry Maasz (siehe das Kapitel zu Maasz weiter unten). Am Sonntag, 21. August 1921 wurde die Anlage eingeweiht.
Die Gräber mit den Holzkreuzen bzw. später mit den Kissensteine zwischen den Eichen sind nach dem 2. Weltkrieg dazu gekommen, siehe Kapitel »Gräber für die Opfer der Bombenangriffe«.

Die Mauer der Rotunde ist ca. 2 Meter hoch, sie wurde mit Bruchgranitsteinen aufgemauert. Die sechs minimal höheren Pfeiler und die oberste innere Steinreihe bestehen aus Quadersteinen. Flache Granitsteine decken die Mauer ab.

Man betritt den Denkmalsplatz durch eine zweiflügelige, geschwungene Eisenpforte. Wegen immer wieder auftretenden Problemen mit Vandalismus ist die Pforte nachts abgesperrt.

Im Vordergrund sehen wir die Skulptur »Trauernde im Gebet am Feldkreuz« auf einem Kieskreis. Die Betende trauert um die Soldaten der Deutschen Wehrmacht im 2. Weltkrieg und bildet ein Ensemble mit der Rotunde zum 1. Weltkrieg. Am 14. November 1954 wurde das Denkmal der Trauernden aus hellem Sandstein eingeweiht. Der damals prominente Bildhauer Richard Kuöhl war als Sieger aus einem Künstlerwettbewerb hervorgegangen, er schuf die fast lebensgroße Figur (siehe das Kapitel zu Kuöhl weiter unten). Ihr bodenlanges Kleid ist nur ein Hauch auf ihrem Körper. Eine wohl erwünschte erotische Austrahlung wird ihr keiner absprechen, trotz demütiger Haltung und der typischen Frisur einer braven deutschen Frau in dieser Zeit.

Auf einem Sandsteinwürfel liegt der mehrstufige Sockel der Figur. Auf der breiten Stufe sind die Jahreszahlen des 2. Weltkriegs herausgearbeitet worden:
1939 — 1945

Hier sehen wir das schlichte Kreuz, das Bildhauer Kuöhl in seiner Namensgebung »Feldkreuz« genannt hat. Feldkreuze sind Zeichen des Glaubens, der Dankbarkeit und der Erinnerung. Sie stehen in vielen Gegenden am Wegesrand. Früher war es üblich, an einem Feldkreuz kurz stehenzubleiben und ein Kreuz zu schlagen oder ein Gebet zu sprechen. Sie sind Zeugnisse unserer Vorfahren, deren Leben von religiösen Handlungen geprägt war.

Die Knieende zeigt uns ihre nackten Füße. Was will uns der Bildhauer mit dieser realitätsfernen Symbolik sagen? Verletzlichkeit? Ehrerbietung?

Loretana de Libero schreibt über Frauenfiguren auf Denkmälern in ihrem Buch »Rache und Triumph« (De Gruyter 2014) auf Seite 80: »Ihr obliegt es zu trauern. Die weiblichen Figuren brechen nicht aus der ihnen von der Gesellschaft zugewiesenen passiven Rolle des stillen Leidens und Duldens aus. Eine Faust im Frauenbild war nicht vorgesehen. Selbst ein allzu expressiver Ausdruck der Klage wurde in der Ikonographie vermieden ...«.

Das Signet des Bildhauers Richard Kuöhl.

Wir betrachten die Innenseite der Rotunde, die ganz den toten Soldaten des 1. Weltkriegs gewidmet ist. Der Pforte gegenüber, hinter Kuöhls Frauenfigur, läuft unter einer Quadersteinreihe ein Schriftband aus sechs Sandsteinplatten. Die obere Zeile lautet:
IHREN IM WELTKRIEGE 1914-18 GEFALLENEN HELDEN

Die zweite Zeile nennt den zugeschriebenen Urheber dieser Widmung:
DIE DANKBARE GEMEINDE OLDESLOE.

Die beiden äußeren Platten tragen je ein Eisernes Kreuz. Das militärische Ehrenzeichen wird jedem toten Soldaten, für den dieses Kriegerdenkmal gebaut wurde, nachträglich verliehen. Sein Kriegstod gilt als Beweis für Tapferkeit, Treue und erfolgreichen Kampf gegen den Feind.

An den Seitenflächen sind in gleicher Höhe in vier Segmenten je 8 gusseiserne, rostrot eingefärbte Namensplatten eingelassen. Auf jeder Seite 2x 8 Platten im Zementbett zwischen den Pfeilern und je eine Platte aufgesetzt am Pfortenpfeiler, insgesamt 34 Platten.

Auf der linken Seite beginnt die Liste mit den Vor- und Familiennamen der Soldaten aus Oldesloe. Die Namen sind alphabetisch nach dem Familiennamen geordnet. Weitere Angaben werden nicht gemacht. Nach den toten und vermissten Soldaten aus Oldesloe folgen diejenigen aus den 18 Dörfern und Gütern, die zur Kirchengemeinde Oldesloe gehören.

Das vierte Segment endet auf der anderen Seite der Pforte ebenfalls mit einer Platte auf dem Pfeiler. Auf beiden Pfeilerplatten werden nur je vier, eventuell nachbenannte Namen aus Oldesloe aufgezählt. Auch die Namen auf den beiden Platten davor sind wohl nachbenannt. Eine nennt in neuer alphabetischer Reihenfolge noch 11 Namen aus Oldesloe, eine zweite noch 12 Namen in kleinerer Schrift aus 7 Dörfern.

Zwei der 18 Dörfer: Rümpel hier mit 6 Toten + noch einem Toter auf der Platte der Nachbenannten und Wolkenwehe mit 5 Toten.
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Gefallene Helden
»Jede Glorifizierung eines Menschen, der im Krieg getötet worden ist, bedeutet drei Tote im nächsten Krieg.«
• Kurt Tucholsky
»Prinzipiell existieren keine Helden, sondern sie werden per Zuschreibung von außen dazu gemacht. Dies erkennt man bereits daran, dass heute andere Menschen als Helden gelten, als zur Zeit des 1. und 2. WK. Es handelt sich um eine Konstruktion, die einen bestimmten Zweck erfüllen soll, denn nicht jeder Soldat ist ein Held. Auch werden andere am Krieg direkt oder indirekt Beteiligte (Dichter, Ärzte, Hausfrauen, Invaliden usw.) deutlich seltener als Helden verehrt – von Kriegsgegnern ganz zu schweigen.«
• www.kirchliche-dienste.de/arbeitsfelder/frieden/Gedenkorte-fuer-Verstorbene-der-Weltkriege
»Mit der Bezeichnung ›Held‹ sollte die besondere militärische Leistung des Gefallenen, die letztendlich vor allem in seinem Tod bestand, verbal ausgezeichnet werden. Der Tod der Soldaten belegt nicht ihr militärisches Versagen, sondern zeugt von besonderem Mut und Einsatz. Das soll die Hinterbliebenen stolz machen. [...] Die Soldaten, die lebend aus dem Krieg wieder heimgekehrt sind, werden in den Inschriften nicht als Helden bezeichnet.«
• Kerstin Klingel, Eichenkranz und Dornenkrone, 2006, Landeszentrale für politische Bildung Hamburg, S. 89
»Die Überhöhung des soldatischen Opfers lässt sich nicht nur an den Kriegerdenkmälern ablesen, sondern auch am Siegeszug einer Metapher: ›der Gefallenen‹. [...] Ihre Stunde schlug im ersten Weltkrieg, als die unterschiedslose und massenhafte Vernichtung der Soldaten nach sprachlicher Bewältigung verlangte. Die Bezeichnung ›Gefallene‹ eroberte jetzt Inschriften und Ansprachen, Briefe und Statistiken.
Im Wort ›fallen‹ verschmolzen Abschiedsschmerz und Opfermythos, und mit jeder Verwendung wurde diese Verbindung abgerufen und bestätigt. Zugleich ließ sich der Ausdruck wie eine Abkürzung verwenden. Je selbstverständlicher wurde, dass ein Soldat der ›fiel‹, dies für das Vaterland, das Volk oder wofür auch immer tat, umso eher ließ sich auf die immer neue Benennung dieser Opferziele verzichten. Deren Gefühlswert übertrug sich auf das Wort ›fallen‹, das zur Chiffre all dieser Sinnstiftungen aufstieg. Wer gefallen war, der war jetzt stets schon für die vermeintlich gute Sache gestorben, der hatte seine Opferbereitschaft bewiesen.«
• Klaus Latzel, ZEITGeschichte 4/2018, S.100
»An den geliebten Menschen möchte man sich nicht im Zustand seiner Hinfälligkeit erinnern, sondern ihn als kraftvollen Menschen im Gedächtnis bewahren. Das am häufigsten verwendete Wort ›Gefallener‹ (oder ›gefallen‹) schließt die Dimension des Kraftvollen in seine Definition ein. Die Vorstellung eines ritterlichen Turniers leuchtet auf. Nur ein Aufrechter kann zum Gefallenen werden.«
• Hartmut Häger, Kriegstotengedenken in Hildesheim, Gerstenberg 2006, S. 60/61
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Volkstrauertag 2019
Bürgermeister Jörg Lembke, Kreispräsident Hans-Werner Harmuth und Pastor Martin Pemmering hatten zur Gedenkfeier am »Ehrenhain« eingeladen. Der Männerchor Bad Segeberg von 1840 begleitete musikalisch. Drei Kränze wurden der »Trauernden im Gebet am Feldkreuz« zu Füßen gelegt.

Da haben wir den Kranz des Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge, die ihre Schwarz-Rot-Goldene Schleifenhälfte »Allen Opfern von Krieg und Gewalt zum Gedenken 2019« widmet. Daneben ganz in den Farben der Nation, verzichtet der »Verband der Reservisten / der Deutschen Bundeswehr« auf jede weitere Sinnstiftung.

Um die Ecke liegt der Kranz der Polizeidirektion Ratzeburg mit Schleife in den Farben Schleswig-Holsteins: »Zum Gedenken«.
Hartmut Häger schreibt in seinem Buch ›Kriegstotengedenken in Hildesheim‹ auf S. 29: »Doch nur scheinbar stellt sich das Kriegerdenkmal dem Vergessen in den Weg. Tatsächlich befördert es das Vergessen, indem es nur ausgewählte Aspekte des Geschehenen repräsentiert: Wirkungen ohne Ursachen, Geschehnisse ohne Geschichte, Ergebnisse ohne Prozesse, Namen ohne Persönlichkeit, Opfer ohne Täter.«
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Gräber für die Opfer der Bombenangriffe
Zwischen die Reihen der 50 Eichen wurden nach 1945 die Menschen begraben, die in den letzten beiden Kriegsjahren bei Bombenangriffen in Bad Oldesloe ums Leben kamen.

1960 wurden die bis dahin aufgestellten einfachen Holzkreuze durch Pultkissensteine ersetzt.

Ringsum die Rotunde zwischen den Eichen des »Heldenhains« sind in langen Reihen die Steine verlegt worden.

Der Ausschnitt eines Plans, der an die Oldesloer:innen im Zuge eines Bürgerbeteiligungsverfahrens zur Umgestaltung des Alten Friedhofs 2018 verteilt wurde, zeigt die große Zahl der Gräber mit Gedenksteinen ringsum die Rotunde.

Die Pultkissensteine sind alle gleich groß und gleich gestaltet. Vor- und Familienname, Geburtstag und Todestag werden genannt ...

... bei verheirateten Frauen kam der Mädchenname dazu.

Bei nicht zu identifizierenden Menschen steht oben »Unbekannt« und darunter natürlich nur der Todestag.

Nur sehr wenige Gräber sind geschmückt.
Nach der Kriegsgräberliste der Stadt Bad Oldesloe aus dem Jahr 2006 haben u.a. ein Einzelgrab mit Gedenkstein im »Ehrenhain«:
8 Männer der SS, 12 Kinder im Alter zwischen 5 Monaten und 10 Jahren, Zwangsarbeiter genannt »Ostarbeiter« und Kriegsgefangene neben weiteren militärischen und zivilen Opfern der letzten Kriegsjahre und der frühen Nachkriegszeit.
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Die Massengräber
Gegen Ende des 2. Weltkriegs wurden für die vielen Opfer des Bombenangriffs auf Bad Oldesloe am 24. April 1945 zwei Massengräber an der Ostseite des »Ehrenhains« angelegt. Die Bomben galten einem im Bahnhof stehenden Lazarettzug, mehre Tote konnten nicht mehr identifiziert werden. Auch Zwangsarbeiter wurden hier beerdigt, erfahren wir aus dem Stormarn-Lexikon.
Link zum Artikel »Alter Friedhof« im Stormarn-Lexikon

Der Weg durch den »Heldenhain« an der Nordseite der Rotunde führt zu den beiden Massengräber. Wir sehen schon von Weitem zwei erhöhte Flächen mit je zwei großen schräg abgelegten Tafeln.

Die Massengräber sind von einer niedrigen, vier Stein hohe Mauer umgeben. Die Flächen sind mit immergrünen Bodendeckern bepflanzt.

Die 8 Namensplatten sind paarweise verlegt worden.

Auf jeder einzelnen Platte steht oben die Zeile:
Hier ruhen
Unten steht das Todesjahr. Dazwischen in jeweils 12 Zeilen die Namen der Toten.
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Aus der Geschichte
Am Sonntag, 21. August 1921, wurde das Denkmal in Form einer Rotunde nach dem Entwurf des Lübecker Gartenarchitekten Harry Maasz für die toten Soldaten des 1. Weltkriegs eingeweiht. Die Feier begann mit einem Gottesdienst in der Peter-Paul-Kirche. Vertreter der Kirchen- und der Stadt führten danach den Zug zum Denkmal auf dem Friedhof an.
Das Denkmal war durch eine Spendensammlung finanziert worden. Die Geldgeber bekamen als Erinnerung Karten über einen »Baustein zur Errichtung eines Heldenhains für die gefallenen Söhne der Kirchengemeinde Bad Oldesloe – Kriegsjahr 1916«.
Bevor 1954 die Frauenfigur von Richard Kuöhl für die toten Soldaten des 2. Weltkriegs in die Mitte der Rotunde gesetzt wurde, war dort ein Beet in Form eines Eisernen Kreuzes angepflanzt worden.

Volkstrauertag 14. November 1954: Einweihung der Skulptur »Trauernde im Gebet am Feldkreuz« für die toten Soldaten des 2. Weltkriegs mit großen Fahnen am Eingang. Es sind vermutlich die Fahnen von Deutschland- und Schleswig-Holstein. Pastor Gustav Stoltenberg steht am Eingang und wird bald die neue Anlage zur Besichtigung freigeben.
Der Rohlfshagener Bildhauer Richard Kuöhl (1880 bis 1961) war 1954 als Sieger eines Wettbewerbs hervorgegangen und hatte die fast lebensgroße trauernde Frau aus hellem Sandstein geschaffen.
Quelle: Archiv Tiefbauamt Bad Oldesloe
Ca. 1957: Auf den frühen Fotos sieht man noch die einzelnen Gräber, heute könnte man meinen, dass auf der Rasenfläche nur Gedenksteine liegen.
Quelle: Archiv Tiefbauamt Bad Oldesloe
Ca. 1957: Rechts von der Rotunde zählen wir sechs Gräberreihen. Schon damals plante man die Holzkreuze zu ersetzen: Beim genauen Hinsehen entdeckt man auf dem Foto in der Mitte unten einen skizzierten Kissenstein. 1960 wurden dann die Steine verlegt und die Grabflächen verschwanden.

Volkstrauertag 1959: Vertreter der Freiwilligen Feuerwehr, von Vereinen und Institutionen und Besucher warten mit ihren Kränzen am Weg zur Rotunde auf die Redner.

Volkstrauertag 1959: Der Pastor bei seiner Ansprache, Polizisten halten Wache.

Volkstrauertag 1959: Der Vertreter des Amtes Oldesloe-Land mit Kranz für die toten Soldaten des 2. Weltkriegs bei seiner Ansprache, links Bürgermeister Heinrich Barth. Auf diesem Foto sieht man am besten das kleine Eiserne Kreuz am Stahlband, das der Rotunde umlaufend in etwa 1,90 m Höhe zur Stabilisierung des Mauerwerks angepasst werden mußte. Als die Stadt den Friedhof 1975 übernahm, war das Kreuz verschwunden.

Volkstrauertag 1959: Viele Menschen umrunden nach den Reden die »Trauernde im Gebet am Feldkreuz«. Der Kreis um die Figur war eine Rasenfläche.

1960: Einweihung des neu gestalteten »Ehrenfriedhofes«. Gegen Ende des 2. Weltkriegs waren zwischen den 50 Eichen des sogenannten »Ehrenhains« und in fünf Massengräbern Kriegstote beerdigt worden.
Quelle: Archiv Tiefbauamt Bad Oldesloe
Die maroden Holzkreuze, die bei den Einzelgräbern aufgestellt worden waren, wurden durch Kissensteine ersetzt, die Massengräber wurden neu gestaltet, Wegeplatten wurden verlegt.

1960: Mitglieder der Deutschen Jugend legen Sträuße an den Einzelgräbern ...

... und an den Massengräbern nieder.

Volkstrauertag 1962: Vertreter des Kreises, der Stadt, der Polizei, Vereine, Verbände und viele Zuschauer am Weg zum »Ehrenmal«. Zwei Polizisten halten Wache am Eingang.

Volkstrauertag 1963: Kränze um die »Trauernde im Gebet am Feldkreuz«.

Volkstrauertag 1966: am Eingang Schulrat Heinrich Lüth, Ortsvorsitzender des Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge bei seiner Rede. Funktionsträger von Vereinen und Verbänden stehen mit ihren Fahnen und Kränzen Spalier am Wegesrand.

Volkstrauertag 1975: Kranzniederlegung der Deutschen Kriegsgräberfürsorge e.V.
Aus dem Stormarnlexikon: »Am 22.01.1975 verkaufte die Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Oldesloe den Alten Friedhof an die Stadt, die ihn unter Erhalt einiger Grabmäler in eine Grünanlage umwandelte. Die Stadtverordnetenversammlung beschloss am 25.09.2017 eine gartenarchitektonische Umgestaltung des Alten Friedhofs.«
Link zum Stormarnlexikon

Volkstrauertag 1981: Bürgerworthalter Dieter Achterberg und Schulrat Heinrich Lüth, Ortsvorsitzender des Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge mit Soldaten der Bundeswehr.
Fotos, wenn nicht anders angegeben: Kreisarchiv Stormarn >internationale Lizenz 4.0
Wir danken herzlich Ulrike Külper für ihre freundliche Beratung und die Fotos aus dem Archiv des Tiefbauamtes.
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Der 1. Stormarner Friedensstein
Der »Stein des Anstoßes« war am 13. April 2019 die Aktion zum 130. Firmenjubiläum des Waffen- und Munitionherstellers Rheinmetall in Trittau. Die Friedenssteinsetzungen begannen dann am 1. September 2019 in Bad Oldesloe.
Auf dem Bahnhofsplatz, am großen Findling zwischen Mommsenstraße und Bahnhof, wurde am 1. September 2019 der 1. Friedensstein im Kreis Stormarn von Bildhauer Axel Richter einbetoniert. Er hat die 55 Friedensteine für die Städte und Gemeinden hergestellt.
»Grenzsteine dienten ursprünglich dazu, geheiligte Friedensbereiche zu markieren. Unter der Standfläche der Stormarner Friedenssteine mit dem Schwanenmotiv ist jeweils ein goldener Hohlraum eingearbeitet, in dem Friedensbotschaften und Bezeugungen hinterlassen werden.
Die Steine sind als Vernetzungsprojekt gedacht. Mit dem Setzen der 55 Friedenssteine sollen die Stormarner Städte und Gemeinden zu einem friedensbezogenen Netzwerk zusammenwachsen.
Stormarner Bürger haben bereits zahlreiche Botschaften aufgeschrieben, die in den Gemeinden, welche bereits ihren Friedensstein gesetzt haben, einbetoniert sind.« So steht es auf der Website der Gruppe 9. November.
Die jeweiligen Botschaften, interessante Redebeiträge und Fotos über jede Friedenssteinsetzung können Sie auf der Website lesen.
Website Gruppe 9. November – Friedenssteine
Im Anschluss an den Gottesdienst zum Weltfriedenstag trafen sich Oldesloer Bürger, Bürgerworthalterin Hildegard Pontow sowie Bürgermeister Jörg Lembke und die Gruppe 9. November auf dem Vorplatz des Oldesloer Bahnhofs, dem Platz der Oldesloer Städtepartnerschaften, um den 1.Friedensstein zu setzen.

Auf dem Foto spricht gerade Ilse Magdalene Siebel von der Gruppe 9. November. Einige Zitate:
»... Wir treffen uns hier an einem sehr denkwürdigen Tag. Heute vor 80 Jahren hat Deutschland den 2. Weltkrieg in Polen begonnen. Ein Krieg der ca. 55 Millionen Menschen in Europa und Fernost getötet hat. Millionen Menschen, die verletzt wurden an ihrem Körper, an ihrer Seele. Narben, die bei vielen bis heute nachwirken und nicht ausheilen wollen. [...]
Ich gehöre zu der Generation, die die Auswirkungen von Krieg noch immer mit sich tragen. Umso dankbarer bin ich, dass wir nunmehr 74 Jahre in diesem Land ohne Krieg leben dürfen. Doch dies ist ein kostbares, zerbrechliches Gut. Rund um uns herum erleben wir wie viele Populisten mit dem Säbel rasseln.
Die Väter und Mütter unseres Grundgesetztes, geprägt durch ihre Erlebnisse im Krieg, formulierten u.a. im Artikel 26: ›Handlungen, die geeignet sind und in der Absicht vorgenommen werden, das friedliche Zusammenleben der Völker zu stören, insbesondere die Führung eines Angriffskrieges vorzubereiten, sind verfassungswidrig. Sie sind unter Strafe zu stellen.‹ [...]
Schließen möchte ich meinen Beitrag, bevor ich das Wort an Frau Pontow übergebe, mit einem Zitat von Pastorin Vagt aus ihrer Predigt am vorletzten Sonntag: ›Manchmal träume ich tatsächlich, naiv wie ich bin, von einer friedlichen Welt. Eine Welt ohne Diskriminierung, ohne Krieg, ohne Gewalt. In dieser Welt dürfen alle Menschen so sein, wie sie sind. Auch die Menschen, die anders sind als ich. Denn alle Menschen gehören zu Gott.‹«
Beitrag Ilse M. Siebel
Die Ansprache von Bürgerworthalterin Hildegard Pontow folgte:
»Liebe Bad Oldesloer, auch im Namen des Bürgermeisters, Herrn Jörg Lembke, begrüße ich Sie hier am Platz der Städtepartnerschaften ganz herzlich zur Friedenssteinsetzung. [...] 4 Bäume stehen schon hier von den Partnerstädten Bad Oldesloe, Olivet (Frankreich), Kolberg (Polen), und BeerYaakov (Israel), ein fünfter wird noch in diesem Monat gepflanzt werden von der Partnerstadt Jifna in Palestina.
Der Künstler Axel Richter hat den Stein schon bereitgelegt, in den ich die Friedensbotschaft einlegen darf. [...]
Der erste Satz stammt aus dem Musical ›Frieden auf dieser Welt‹, das ich mit meinen Schülern 1990 anlässlich des Golfkrieges einstudiert habe. In der Kirche lief mir ein Schauer über den Rücken, als der Organist Markus Rau beim Hinausgehen Variationen zum Refrain des Abschlussliedes spielte, denn Markus hatte damals in dem Friedensmusical als Schüler mitgewirkt.
Damals wie heute liegt mir sehr viel daran, dass auch die jüngere Generation sich mit dem Thema Frieden auseinandersetzt. In diesem Jahr haben wir gerade unter Mitwirkung von Schülern der Ida-Ehre-Schule in der Friedhofskapelle des Bombenangriffs am 24. April auf die Stadt Bad Oldesloe gedacht.
Ich lade Sie heute schon ein zum 24. April des nächsten Jahres, an dem wir unter Mitwirkung von Schülern der TMS wieder eine Gedenkveranstaltung ausrichten werden. [...]
Möge der Friedensstein alle Menschen an den Frieden erinnern, denn wie heißt es im Abschluss des Friedensmusicals: ›Darum müssen allen Menschen dieser Welt auf den Frieden sich besinnen, nur Verzicht auf Macht kann eine Lösung sein, die die Welt und uns erhält.‹«
Beitrag Hildegard Pontow
Danach legte Hildegard Pontow die Botschaften in den Stein.
Die Friedensbotschaften in Bad Oldesloe lauten:
Der 9. November auf bpb.de
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Der Obelisk 70/71
Im Zentrum des Alten Friedhofs steht ein Obelisk mit vier Marmortafeln zur Erinnerung an die toten Soldaten des Deutsch-Französischen Krieges 1870/71 aus Oldesloe und den umliegenden Landgemeinden.

Rechts im Foto sehen wir die Rotunde zu den beiden Weltkriegen, links davon den Obelisk, die weißen Marmorplatten leuchten uns entgegen.

Diese klassische Denkmalsform hat sich bis in die Zeit des Nationalsozialismus als Kriegerdenkmal erhalten. Sie ist eine sich nach oben verjüngende, vierkantige Säule mit einer Pyramide als Spitze. Als meistgewählte Form wurde sie jedoch seit dem Ende des 19. Jahrhunderts, besonders in Norddeutschland, vom Findling abgelöst.

Die Widmung auf der Frontplatte lautet mittig gesetzt:
Zum Gedächtniß
der in den Jahren
1870/71 [70/71 als Bruch geschrieben] im Kampfe
gegen Frankreich
Gebliebenen
»Gebliebenen« ist ebenso ein Euphemismus wie »Gefallene«, die grausame Kriegswirklichkeit wird ignoriert.

Die erste von zwei Namenstafeln: Es werden 12 Namen genannt. Die Vornamen werden mit den Initialen abgekürzt. Die Liste ist nach den Familiennamen alphabetisch geordnet, auf dieser Tafel von Drews bis Möller. Angegeben ist auch der Heimatort der Soldaten, nur drei stammen auf dieser Tafel aus Oldesloe. Die anderen neun aus den umliegenden Dörfer der Kirchengemeinde Oldesloe.

Auf der dritten Seite folgt der Sinnspruch:
Gerechtigkeit erhöht ein
Volk, aber das Verderben
der Nationen ist
die Sünde
Dies ist aus dem Bibeltext »Sprüche« der Vers 14:34. Er lautet in der Textbibel von 1899: »Gerechtigkeit erhöht ein Volk, aber der Nationen Schmach ist die Sünde«.
Ab der Lutherbibel von 1912 bis heute wird der Begriff »Nationen« durch »Leute« ersetzt: »Gerechtigkeit erhöhet ein Volk; aber die Sünde ist der Leute Verderben«. Die Wahl dieses Bibelspruchs drückt die Überzeugung aus, dass der Sieg der deutschen Soldaten 1870/71 vor Gott gerecht war. Wie auch im 1. Weltkrieg der Spruch »Gott mit uns« propagiert wurde, als ob nicht Franzosen, Engländer, Amerikaner etc. nicht zum gleichen Gott für den Sieg gebetet hätten.

Die zweite Namenstafel nennt 11 tote Soldaten aus Oldesloe und den umliegenden Dörfern. Insgesamt starben also 23, im 1. Weltkrieg waren es dann fast 400.

Auf allen vier Seiten sind unterschiedliche Symbole im Relief angebracht. An der Frontseite über der Widmung prangt ein Eisernes Kreuz in der Version der 2. Stiftung: Nach einer Skizze des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III wurde der berühmte Baumeister Karl Friedrich Schinkel am 13. März 1813 mit der Erstellung einer Reinzeichnung für das erste Eiserne Kreuz beauftragt. Die Stiftung des Eisernen Kreuzes wiederholte König Wilhelm I. von Preußen dann mit Ausbruch des Deutsch-Französischen Krieges am 19. Juli 1870. Das Eiserne Kreuz auf dem Obelisk zeigt also die preußische Königskrone, das ›W‹ für Wilhelm I, und das Stiftungsjahr 1870.
Die Denkmalsstifter haben es hier den Soldaten posthum und kollektiv verleihen. Der Kriegstod beweist per se ihre Tapferkeit und Treue.

Auf den zwei Namensseiten des Obelisken werden oben im Relief die beiden Seiten der Kriegsdenkmünze für die Feldzüge 1870/71 abgebildet. Hier sehen wir die Rückseite. Die Münze wurde am 20. Mai 1871 von Kaiser Wilhelm I. für Kombattanten und Nichtkombattanten gestiftet und an alle Angehörigen der deutschen Armeen verliehen, die im Krieg 1870/71 an einem Gefecht oder einer Belagerung teilgenommen oder zu kriegerischen Zwecken die Grenze zu Frankreich überschritten hatten, ebenso an alle Angehörigen der Marine, die in diesem Krieg an einem Gefecht teilgenommen hatten.
Was ist ein Kombattant?
Beide Seiten der Münze im Original:

Die Vorderseite (Relief auf dem Obelisken siehe weiter unten) zeigt wieder die preußische Königskrone und das ›W‹ für Wilhelm I., darunter die Widmung:
Dem siegreichen
Heere
Rundherum läuft der Sinnspruch:
Gott war mit uns Ihm sei die Ehre
Auf der Rückseite (rechts) das Eiserne Kreuz mit Strahlenkranz. Die Jahreszahlen des Kriegs
1870
1871
stehen in einem ehrenden Lorbeerkranz.

Zum Bibelspruch ist oben ordentlich Kriegsgerät dargestellt worden: Unter der »Pickelhaube« liegen Kanonenkugeln, Gewehre, Bajonette und Handgranaten.

Die Vorderseite der Gedenkmünze, siehe oben.
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Der Deutsch-Französische Krieg
... war eine militärische Auseinandersetzung zwischen Frankreich einerseits und dem Norddeutschen Bund unter der Führung Preußens sowie den mit ihm verbündeten süddeutschen Staaten Bayern, Württemberg, Baden und Hessen-Darmstadt andererseits.
Auslöser war der Streit zwischen Frankreich und Preußen um die Frage der spanischen Thronkandidatur eines Hohenzollernprinzen. Der preußische Ministerpräsident Otto von Bismarck ließ die Emser Depesche, mit der er darüber informiert worden war, dass König Wilhelm I. die französischen Forderungen abgelehnt hatte, in provokant verkürzter Form veröffentlichen. Dies erregte auf beiden Seiten nationalistische Empörung und veranlasste den französischen Kaiser Napoléon III. am 19. Juli 1870 zur Kriegserklärung an Preußen.
Von den großen Schlachten gingen im gesamten Kriegsverlauf alle für Frankreich verloren oder endeten im Patt. Im Februar 1871 fand sich die französische Regierung, nach dem Fall von Paris, zum Vorfrieden von Versailles bereit.
Noch während Paris von deutschen Truppen belagert wurde, proklamierten die deutschen Fürsten und Vertreter der Freien Städte am 18. Januar 1871 im Spiegelsaal des Versailler Schlosses den preußischen König Wilhelm I. zum Deutschen Kaiser, eine Demütigung für die Franzosen. Hohe Reparationszahlungen und vor allem der Verlust Elsaß-Lothringens erzeugte einen dauerhaften, gegen Deutschland gerichteten Revanchismus. In Deutschland wiederum verfestigte sich die Vorstellung von der so genannten Erbfeindschaft gegenüber Frankreich.

Die Kaiserproklamation in Versailles, Wandgemälde von Anton von Werner für die Ruhmeshalle Berlin. 1944 wurde es nach einem Bombentreffer zerstört.
»Die Deutung der Kaiserproklamation vom 18. Januar 1871 im Versailler Spiegelsaal als Demütigung Frankreichs gehörte ebenso zum erinnerungspolitischen Konzept des im Kaiserreich vereinten Deutschland wie die alljährliche Zeremonie des Sedantages, an dem der entscheidende Sieg vom 2. September 1870 gefeiert wurde. Doch jede Demütigung zieht die nächste nach sich, und so muss es kaum verwundern, dass Frankreich im Sommer 1919 nach Beendigung des Ersten Weltkrieges seinen Sieg über Deutschland ausgerechnet im Spiegelsaal von Versailles auskostete. Es gehört sicherlich zu den grössten Verdiensten Charles de Gaulles, dass er nach 1945 kein «drittes Versailles» folgen liess, sondern mit dem Elysée-Vertrag vom 22. Januar 1963 die Kette gegenseitiger Demütigungen durchbrach.«
• Der Historiker Clemens Klünemann in Neue Zürcher Zeitung, 9.1.21
Mehr auf www.bpb.de, Bundeszentrale für politische Bildung
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Bildhauer Richard Kuöhl
Im Stormarn Lexikon lesen wir: »1931 erwarb der Bildhauer als Sommersitz die sogenannte Schäferkate im Rohlfshagener Ortsteil Kupfermühle bei Bad Oldesloe. Am 03.08.1937 beantragte Kuöhl die Aufnahme in die NSDAP. Nach der Zerstörung seines Hamburger Ateliers durch die Bombenangriffe im Juli/August 1943 verlegte Kuöhl Wohn- und Arbeitssitz nach Kupfermühle. Zudem betrieb er eine Werkstatt im ehemaligen Gerichtsgefängnis von Bad Oldesloe. Nach dem Ende der NS-Diktatur wurde ihm wegen seiner Arbeiten für nationalsozialistische Auftraggeber die Aufnahme in den wiedergegründeten Berufsverband der Hamburgischen Künstlerschaft verweigert. [...]
Richard Kuöhl zeigte in seinen zahlreichen, fast seriell produzierten Arbeiten vielseitiges handwerkliches Können. Er passte sich dem jeweils herrschenden Kunstgeschmack und seinen Auftraggebern an. Zu seinem stilistischen Repertoire zählen naturalistische und expressionistische Figuren, Arbeiten im Bereich der Neuen Sachlichkeit und Werke im Sinn der nationalsozialistischen Kunstideologie. Sein Oeuvre reicht von Kleinkeramiken und -plastiken sowie Terrakottareliefs über figürliche Darstellungen und Brunnen bis hin zu zahlreichen, zunächst monumental-heroisierenden, nach dem Zweiten Weltkrieg christlich geprägten Kriegs- und Ehrenmälern. [...]
Foto: Kreisarchiv Stormarn >internationale Lizenz 4.0
Ca. 1954: Kuöhl arbeitet am Tonmodell der »Trauernden« in seinem Atelier »Schäferkate« im Rohlfshagener Ortsteil Kupfermühle.
In der öffentlichen Diskussion bekannt und umstritten ist Kuöhl durch sein 1936 in Hamburg eingeweihtes 76er-Denkmal, dessen Aufstellung vom Hamburger Senat am 19.09.1934 genehmigt worden war. Mit seinen marschierenden Soldaten und der Inschrift ›Deutschland muß leben, auch wenn wir sterben müssen‹ gilt es als kriegsverherrlichend im Sinn der nationalsozialistischen Auftraggeber.«
Link zum Stormarn Lexikon
Foto: Kreisarchiv Stormarn >internationale Lizenz 4.0
1960: Bildhauer Richard Kuöhl in seinem Garten im Rohlfshagener Ortsteil Kupfermühle
Wir haben einige von Kuöhls Werken, die er im Sinn der nationalsozialistischen Kunstideologie geschaffen hat, auf dieser Website dokumentiert. Unter anderem:
Hamburg Dammtor
Hamburg Langenhorn
Schleswig-Holstein Lübeck
Schleswig-Holstein Rendsburg
Schleswig-Holstein Wilster
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Gartenarchitekt Harry Maasz
1920/21 legte er die Grundlage für die Anlage mit der Feldsteinrotunde und dem »Heldenhain« aus 50 Eichen für die Gefallenen des 1. Weltkrieges.
Harry Maasz, geboren am 5. Januar 1880 in Cloppenburg, gestorben am 24. August 1946 in Lübeck, war von 1912 bis 1922 Leiter des Lübecker Gartenbauamts und bezeichnete sich selbst gerne als Gartenbaukünstler.

Archiv für Architektur und Ingenieurbaukunst Schleswig-Holstein, Bestand Harry Maasz, Sign. 233 Fo
»Sein früher Tod und Defizite in der Aufbereitung der Landschaftsarchitektur in der NS-Zeit mögen dazu beigetragen haben, dass seine nationalsozialistische Vergangenheit, die scheinbar im Gegensatz zu seinen künstlerischen Hauptwerken steht, bis heute nicht aufgearbeitet ist.«
www.historischegaerten.de
»Der Ehrenhain als besondere Form des Gedenkens und der Würdigung der im Krieg gefallenen Soldaten gewann erstmals zu Beginn des Ersten Weltkrieges an Bedeutung. Jedem Kriegstoten wurde das Recht auf ein eigenes Gedächtnismal zugesprochen. Das Preußische Innenministerium sah es als eine nationale Aufgabe an und veröffentlichte einen Erlass zur Förderung der Ehrenhaine. Dem Berufsstand des Landschaftsarchitekten kam die besondere Aufgabe zu, die Planung und Umsetzung von Gedächtnisstätten auszuführen. Harry Maasz (1880-1946) gehörte zu den wichtigsten norddeutschen Vertretern, die sich mit diesem Thema intensiv auseinandergesetzt haben. Insgesamt plante er fast 40 Anlagen zur Kriegerehrung. Neben Ehrenfriedhöfen und Ehrengrabstätten waren dies auch Kriegergedächtnisstätten und Ehrenmale, zum Teil ohne Gräber, da die Gefallenen und Vermissten in fremdem Boden fern der Heimat lagen.«
• Gartendenkmalpflegerisches Gutachten der Landschaftsarchitektin Gudrun Lang, 2010 - 2011, Projekt »Ehrenhain« Bad Schwartau
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Deutsche Eichen
Die Eiche zählt schon lange als »deutscher« Baum. Ihr hartes Holz und das charakteristische, spät fallende Laub machten sie seit der Zeit der Germanen zum Symbol für Unsterblichkeit und Standhaftigkeit. In jüngerer Zeit, besonders seit der Romantik, gilt die Eiche zudem als Symbol der Treue.
Mit der Nationalromantik des 19. Jahrhunderts, mit der Deutschen Revolution 1848/1849 und der Reichsgründung 1871, die das Gefühl nationaler Einheit bestärkten, zog das Eichenlaub in die deutsche Symbolsprache ein. Auf deutschen Ehrenmalen, Kränzen, Hoheitszeichen und dergleichen dient Eichenlaub in ähnlicher Form wie Zweige des Lorbeerstrauches bzw. der Lorbeerkranz.
• Nach Wikipedia, abgerufen am 12. November 2019
»Die Eiche beziehungsweise das Eichenlaub setzen im Denkmal einen deutsch-nationalen Akzent. Die Eiche galt seit dem 18. Jahrhundert als heldisch-deutsches Symbol und assoziiert als ›deutsche Eiche‹ darüber hinaus urwüchsige Stärke und mythologische Vergangenheit.«
• Reinhard Alings, Monument und Nation, Berlin 1996, S. 525
»Mit der Reichsgründung 1871 und dem Gefühl nationaler Einheit zog das Eichenlaub in die deutsche Symbolsprache ein. Auf deutschen Ehrenmalen, Kränzen, Hoheitszeichen, Orden und dergleichen diente es in ähnlicher Form wie Zweige des Lorbeerstrauches. Das Parteiabzeichen bzw. Parteisymbol der NSDAP hatte von 1920 bis 1945 einen Adler als Zeichen, der einen Eichenkranz in seinen Fängen hielt. Unerschütterlich ›wie die deutsche Eiche‹ und ähnliche Sprüche ließ die NS-Propaganda ab 1933 in Zeitungen veröffentlichen und über Lautsprecher verkünden. Da griff dann auch der Führer und Reichskanzler Adolf Hitler zum Spaten und pflanzte Eichen. [...] Im deutschen Volk wurde Hitler nach seiner Ernennung zum Reichskanzler fast schlagartig mit der deutschen Eiche gleichgesetzt. Denn für ihn pflanzten fast alle Städte und Dörfer, Stadt- und Ortsteile ihre ›Hitler-Eichen‹.«
• Wolf Stegemann, www.rothenburg-unterm-hakenkreuz.de
Foto: Bundesarchiv, Bild 146-1974-160-13A / CC-BY-SA 3.0
Eichenlaub als höchste Zier: SS-Obergruppenführer und General der Waffen SS Theodor Eicke im Jahr 1942.
»Eichenlaub« war ab 1999 ein rechtsextremes Liedermacher-Duo aus dem Umfeld des Thüringer Heimatschutzes.
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