I N H A L T
• Das Denkmal
• Die Begriffe
• Das Eiserne Kreuz
• Eichenlaub und Lorbeerzweig
• Die Tafel zum 2. Weltkrieg
• Die Kirche
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Sehlen
Auf Rügen, Landkreis Vorpommern-Rügen
Im Sehlener Forst etwas entfernt von Kirch- und Friedhof der Dankeskirche steht das Kriegerdenkmal für die toten Soldaten des 1. Weltkriegs.

Das Denkmal ist als Pylon gebaut, eine massive turmartige Form mit rechteckigem Grundriss und abgeschrägten Seiten. Pylone tragen – besonders im 20. Jahrhundert – symbolträchtige Figuren, z. B. den Reichsadler, eine Feuerschale oder, wie hier in Sehlen, ein Eisernes Kreuz. Das Denkmal steht auf einem zweistufigen Unterbau.

Das massive Eiserne Kreuz ist detailreich gestaltet: oben die preußische Königskrone, in der Mitte »W« für den preußischen König Wilhelm II., der 1914 in dritter Stiftung das Eiserne Kreuz als militärisches Ehrenzeichen erneuert hatte und einem Strichband als Kontur.
Das Mittelteil beginnt ringsum mit einer Bordüre aus flachen plastischen Kreisen, teilt sich dann optisch in drei Querblöcke und trägt auf der Frontseite die Widmungs- und Namenstafel aus partiell poliertem Granit.
Am Sockel wurde eine Tafel für die Toten des 2. Weltkriegs angebracht.

Die eingelassene Tafel aus dunklem Granit hat oben abgerundete Ecken. Alle erhabenen Teile, Buchstaben, Zeichen und Linien sind glänzend schwarz poliert. Der Titel lautet:
Im Weltkriege 1914 – 1918
starben für uns:
Es folgen in zwei Spalten mit knapp gesetzter Mittellinie die 55 Namen der toten Soldaten. Genannt werden die Vornamen als Initial, der Nachname und das bündig gesetzte Sterbedatum. Nach Sterbedatum sind die Namen geordnet, am Ende der zweiten Spalte sind zwei Soldaten als vermisst gemeldet, der Letztgenannte ist am 14. 1. 1922 gestorben und in der letzte Zeile ist vermutlich ein Name ausgemerzt worden. Es ist dort ein eingesetzter Steinstreifen zu erkennen.

Auf der Rückseite bedeckt ein rechteckiges Feld eine große Fäche des Mittelteils. Direkt auf dem Stein des Denkmals ist Inschrift und Relief gearbeitet worden.

Die Inschrift in einer zarten, klassischen Serifenschrift:
Die Kirchengemeinde
Sehlen
ihren gefallenen
Söhnen
Darunter ein Relief aus gekreuztem Eichenlaub- und Lorbeerzweig.
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Die Begriffe
Für uns:
Fern im Osten gähnt ein Grab (1915)
Fern, fern im Osten, da gähnt ein Grab
da senkt man zu tausend die Toten hinab
für uns!
Im Westen, da ragt manch Kreuz schlicht und klein
da liegen sie stumm in langen Reih’n
für uns
Und wo im Winde rauschet das Meer
da gaben sie freudig ihr Leben her
für uns
Sie opferten Zukunft und Jugendglück
sie kehren nie wieder zur Heimat zurück
für uns
Sie gaben ihr Alles, ihr Leben, ihr Blut
sie gaben es hin mit heiligem Mut
für uns
Und wir? wir können nur weinen und beten
für sie, die da liegen bleich, blutig, zertreten
für uns
Denn es gibt kein Wort, für das Opfer zu danken
und es gibt keinen Dank für sie, die da sanken
für uns
• in: Neue Kriegslieder für den Schulgebrauch, Breslau 1916 , herausgegeben von Kreisschulinspektor Dr. J. Radtke. Bei einer Schulfeier für den im Osten gefallenen Lehrer eines Charlottenburger Gymnasiums wurde dieses Gedicht, das den Obertertianer Reinhold Samuelsohn zum Verfasser hat, das erste Mal vorgetragen.
Gefallene:
»Gefallenendenkmal« verweist auf das Wort »fallen«, dem Wörter wie »hinfallen« aber auch »fällen« zuzuordnen sind. Der Tod im Krieg versinnbildlicht sich in diesen Wörtern. Er entkleidet sich im Wort »fallen« seines Schreckens, im Wort »fällen« verkleidet er sich in einen starken Baum, der von einem Naturereignis (Blitzschlag) oder einem übermächtigen technischen Mittel (Axt, Säge) umgelegt wurde. Es ist ein aseptischer Tod, der nichts mit den apokalyptischen Bildern gemein hat, die beispielsweise Erich Maria Remarque und Wolfgang Borchert in der Literatur oder Otto Dix in der bildenden Kunst hervorrufen: zerfetzte Gedärme, verpestete Lunge [...] Für das Fallen ist niemand so recht haftbar zu machen: der Schnee fällt, die Aktienkurse fallen – das Schicksal waltet hier wie dort. Ralph Giordano rät deshalb, »gefallen« durch »umgebracht« zu ersetzen.
Neben diesem offenkundigen Euphemismus schränkt der Begriff »Gefallener« den Inhalt auf den Bedeutungsbereich ein, der im Englischen mit »killed in action« bezeichnet wird. Die deutsche Sprache bevorzugt auch dafür einen schönfärbenden Ausdruck: »im Felde gefallen« oder »auf dem Felde der Ehre gefallen«. Nicht auf ein »Gefallenendenkmal« gehörten demnach alle, die beim Beschuss der Unterkunft, im Lazarett, auf dem Transport oder in Gefangenschaft ums Leben kamen.
• Hartmut Häger, Kriegstotengedenken in Hildesheim, S. 22. Herausgegeben von Herbert Reyer, Stadtarchiv Hildesheim, Band 17, Gerstenberg, 2006
Die Entscheidung für Metaphern deutet darauf hin, dass das Grauen des Kriegstodes vom Denkmal verbannt werden sollte. An den geliebten Menschen möchte man sich nicht im Zustand seiner Hinfälligkeit erinnern, sondern ihn als kraftvollen Menschen im Gedächtnis bewahren. Das am häufigsten verwendete Wort »Gefallener« (oder »gefallen«) schließt die Dimension des Kraftvollen in seine Definition ein. Die Vorstellung eines ritterlichen Turniers leuchtet auf. Nur ein Aufrechter kann zum Gefallenen werden.
• Ebd. S. 60/61
Die Überhöhung des soldatischen Opfers lässt sich nicht nur an den Kriegerdenkmälern ablesen, sondern auch am Siegeszug einer Metapher: »der Gefallenen«. [...] Ihre Stunde schlug im ersten Weltkrieg, als die unterschiedslose und massenhafte Vernichtung der Soldaten nach sprachlicher Bewältigung verlangte. Die Bezeichnung »Gefallene« eroberte jetzt Inschriften und Ansprachen, Briefe und Statistiken.
Im Wort »fallen« verschmolzen Abschiedsschmerz und Opfermythos, und mit jeder Verwendung wurde diese Verbindung abgerufen und bestätigt. Zugleich ließ sich der Ausdruck wie eine Abkürzung verwenden. Je selbstverständlicher wurde, dass ein Soldat der »fiel«, dies für das Vaterland, das Volk oder wofür auch immer tat, umso eher ließ sich auf die immer neue Benennung dieser Opferziele verzichten. Deren Gefühlswert übertrug sich auf das Wort »fallen«, das zur Chiffre all dieser Sinnstiftungen aufstieg. Wer gefallen war, der war jetzt stets schon für die vermeintlich gute Sache gestorben, der hatte seine Opferbereitschaft bewiesen.
• Klaus Latzel, ZEITGeschichte 4/2018, S. 100
Söhne:
Die häufig verwendete Bezeichnung »Söhne« stellt eine Vertrautheit her, die getöteten Soldaten werden familiär vereinnahmt, denn familiäre Bindung verpflichtet.
• Kerstin Klingel, Eichenkranz und Dornenkrone, 2006, Landeszentrale für politische Bildung Hamburg
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Das Eiserne Kreuz
Den Anlass der Ordensstiftung gaben die beginnenden Befreiungskriege gegen die Vorherrschaft des napoleonischen Frankreich in Mitteleuropa, zu denen Friedrich Wilhelm III. kurz zuvor mit seiner am 17. März 1813 gleichfalls in Breslau erlassenen Proklamation »An mein Volk« aufgerufen hatte. Auf Grundlage einer Zeichnung des Königs wurde Karl Friedrich Schinkel am 13. März 1813 mit der Erstellung einer entsprechenden Reinzeichnung beauftragt.
Friedrich Wilhelm III. stiftete mit dem Eisernen Kreuz die erste Auszeichnung in Deutschland überhaupt, für deren Verleihung hervorragende Handlungen im Befreiungskrieg ohne Rücksicht auf Stand, Herkunft, Dienstgrad und militärischen Rang maßgebend war. Unterstützend zu der beginnenden Verleihungspraxis kam hinzu, dass mit der Einführung der allgemeinen Wehrpflicht alle Standesunterschiede gefallen waren. Mit der Stiftung des Eisernen Kreuzes sollte auch ausdrücklich die Verleihung mehrerer Kriegsorden ausgeschlossen werden und nur noch in besonderen Ausnahmefällen zulässig sein. Das Eiserne Kreuz war auch derjenige Orden, bei dem die Verleihung der nächsthöheren Stufe die Erreichung der vorherigen Verleihungsklasse zwingend voraussetzte.
Am 8. August 1914 hatte Wilhelm II dann in seiner Eigenschaft als preußischer König die Stiftung seiner beiden Vorgänger erneuert und machte das Eiserne Kreuz durch seine breit angelegte Verleihungspraxis zu einem quasi deutschen Orden. Mit der vierten Stiftung zu Beginn des 2. Weltkriegs durch Adolf Hitler wurde es am 1. September 1939 auch offiziell zu einer deutschen Auszeichnung. Hitler verzichtete auf seine Initialen als Führer und Oberbefehlshaber der Wehrmacht, die auf ihn persönlich vereidigt war. Stattdessen wurde das Hakenkreuz, das Symbol des NS-Staates, in die Mitte des traditionsreichen Ordens eingefügt.
• Nach Wikipedia, abgerufen am 10. November 2019

»Vor allem die nahe der Front operierenden Sonderkommandos, die sowohl Juden ermordeten als auch an der Partisanenbekämpfung beteiligt waren, wurden von den Armeegenerälen reichlich mit Eisernen Kreuzen bedacht. Um nur die größten Verbrecher unter ihnen zu nennen, sei auf Rudolf Lange verwiesen, der für den Mord an den Juden Lettlands verantwortlich war, und auf Friedrich Jeckeln, der Massaker um Massaker organisierte, in der Westukraine, in Kiew (Babij Jar) und in Riga. Beide bekamen schließlich das Eiserne Kreuz II. und I. Klasse.«
Zitiert aus einem Artikel »Orden für Massenmord« von Dieter Pohl
DIE ZEIT, 5.6.2008
Als Kriegsauszeichnung oder Verdienstorden wird das Eiserne Kreuz seit 1945 nicht mehr verliehen. Aufgrund seiner identitätsstiftenden Tradition bestimmte am 1. Oktober 1956 Bundespräsident Theodor Heuss das Eiserne Kreuz zum Erkennungszeichen für die Luftfahrzeuge und Kampffahrzeuge der Bundeswehr. So stellt es in allen drei Teilstreitkräften das Hoheitszeichen dar (z. B. an gepanzerten Fahrzeugen und an Luftfahrzeugen). Die Truppenfahnen der Bundeswehr tragen in ihrer Spitze ein durch goldenes Eichenlaub umfasstes Eisernes Kreuz. Auch das Ehrenzeichen der Bundeswehr (Ehrenmedaille, Ehrenkreuz in Bronze, Silber oder Gold) trägt das Eiserne Kreuz als Symbol für Freiheitsliebe, Ritterlichkeit und Tapferkeit auf der Vorderseite. Ebenso wird es auf Briefen, Visitenkarten und im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit als »Dachmarke« der Bundeswehr verwendet. Das Eiserne Kreuz als Symbol findet sich noch heute in verschiedenen Verbandsabzeichen der Bundeswehr.
• Nach Wikipedia, abgerufen am 7. Dezember 2017
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Eichenlaub und Lorbeerzweig
Wie hier in Sehlen ist das Symbol der gekreuzten Zweige aus Eichenlaub und Lorbeer oft auf Kriegerdenkmälern zu sehen.

Wir beschreiben im Folgenden die Symbolik:
Eichenlaub
Die Eiche zählt schon lange als »deutscher« Baum. Ihr hartes Holz und das charakteristische, spät fallende Laub machten sie seit der Zeit der Germanen zum Symbol für Unsterblichkeit und Standhaftigkeit. In jüngerer Zeit, besonders seit der Romantik, gilt die Eiche zudem als Symbol der Treue.
Das Eichenlaub ist ein politisches und militärisches Symbol sowie eine Figur in der Heraldik, das den gelappten Laubblättern von in Mittel- und Südeuropa heimischen Eichenarten nachempfunden ist. Die Blätter können getrennt oder an einem Zweig angeordnet dargestellt sein.
Mit der Nationalromantik des 19. Jahrhunderts, mit der Deutschen Revolution 1848/1849 und der Reichsgründung 1871, die das Gefühl nationaler Einheit bestärkten, zog das Eichenlaub in die deutsche Symbolsprache ein. Auf deutschen Ehrenmalen, Kränzen, Hoheitszeichen und dergleichen dient Eichenlaub in ähnlicher Form wie Zweige des Lorbeerstrauches bzw. der Lorbeerkranz.
Aus diesem Grund findet man Eichenlaub oft auf Orden, Symbolen und Münzen, so beispielsweise als Erweiterung des Ordens Pour le Mérite sowie auf dem Eisernen Kreuz. Während des Zweiten Weltkrieges gab es zudem das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes mit Eichenlaub. Seit 1957 ist es Vorschrift, dass Orden aus der Zeit des Nationalsozialismus nur noch ohne das damals – bis auf wenige Ausnahmen – obligatorische Hakenkreuz getragen werden dürfen. Dieses wurde daher beim Eisernen Kreuz sowie dessen Erweiterungsstufen – wie bei den ersten Eisernen Kreuzen aus der Zeit der Befreiungskriege – durch drei Eichenblätter ersetzt.
• Nach Wikipedia, abgerufen am 12. November 2019

Das Eiserne Kreuz auf dem Denkmal zur Völkerschlacht bei Leipzig in Sagard auf Rügen.
Den Anlass der Ordensstiftung gaben die beginnenden Befreiungskriege gegen die Vorherrschaft des napoleonischen Frankreich in Mitteleuropa, zu denen Friedrich Wilhelm III. kurz zuvor mit seiner am 17. März 1813 gleichfalls in Breslau erlassenen Proklamation »An mein Volk« aufgerufen hatte. Auf Grundlage einer Zeichnung des Königs wurde Karl Friedrich Schinkel am 13. März 1813 mit der Erstellung einer entsprechenden Reinzeichnung beauftragt. Wörtlich heißt es dazu:
»Se. Königl. Maj. haben beschlossen, für die Dauer des jetzigen Krieges eine eigenthümliche Auszeichnung des Verdienstes eintreten zu lassen. Sie soll in einem schwarzen in Silber gefaßten Kreuz aus Gußeisen bestehen, und dessen Vorderseite ganz glatt und ohne alle Inschrift bleiben, die Kehrseite aber zu oberst den Namenszug FW mit der Krone, in der Mitte drey Eichenblätter, unter die Jahreszahl 1813 enthalten. Se. Maj. haben allerhöchstselbst die anliegende Zeichnung davon entworfen, und wünschen eine sauber ausgeführte Zeichnung.«

Foto: Wikimedia Commons / Concord
Das Emblem der DDR mit Eichenlaub über dem Eingang zum Opernhaus in Leipzig.

Der alte 5-Mark-Schein, es gab ihn bis zum 1. Januar 2002
Lorbeer
Der Lorbeerkranz ist ein Symbol und ein Insigne für eine besondere Ehre oder Auszeichnung, insbesondere für einen Sieg oder einen besonderen Erfolg. Daher wird er auch als Siegerkranz bezeichnet.
Im Deutschen Reich wurden nach militärischen Siegen Ehrenmale mit dem Motiv der Göttin Victoria (lat. für Sieg) errichtet. Dabei wird diese oft mit erhobenem rechten Arm dargestellt, einen Lorbeerkranz haltend. In Berlin erhebt die Victoria auf der Siegessäule einen Lorbeerkranz, während das Eiserne Kreuz an ihrem Speer von Eichenlaub umkränzt ist.
Zahlreiche Abbildungen, Abzeichen, Orden wie zum Beispiel der Nationalorden der französischen Ehrenlegion, Rüstungen und andere Militaria zeigen Lorbeerkränze, so beispielsweise die U-Boot-Frontspange der reichsdeutschen Kriegsmarine.
• Wikipedia, abgerufen am 14. November

Allegorie über Friedrich den Großen als Gründer des deutschen Fürstenbundes 1785, Gemälde von Bernhard Rode (1725–1797)

Uniformkäppi für den General der Schweizer Armee mit lorbeerumkränztem Spiegel

Foto: Wikimedia Commons / 2006 David Monniaux
Nationalorden der französischen Ehrenlegion mit Eichenlaub und Lorbeer

U-Boots-Frontspange in der 57er Version, abgebildet im Bundesanzeiger Nr. 41 vom 28. Februar 1958, mit Lorbeerkranz und je sechs Eichenblättern an den Seiten.
Die U-Boot-Frontspange wurde am 15. Mai 1944 vom Oberbefehlshaber der Kriegsmarine Großadmiral Karl Dönitz in Bronze und am 24. November 1944 in Silber gestiftet. Sie konnte an alle Besatzungsmitglieder von U-Booten verliehen werden, die sich im Fronteinsatz bewährt haben.
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Die Tafel zum 2. Weltkrieg
Auch wenn die Intention der Ergänzung vermutlich darauf abzielte, die Botschaft des Kriegerdenkmals zu relativieren, bewirkt sie doch das Gegenteil. Wer ist mit den »Toten« gemeint? Die Opfer des Vernichtungskriegs der Deutschen Wehrmacht oder die toten Wehrmachtssoldaten auch? Nicht erfasst werden hierbei auch die Opfer des Deutschen Faschismus vor dem Krieg: Jüdinnen und Juden, die Menschen im Widerstand, Sinti und Roma, sogenannte Behinderte ... Die Millionen Opfer des Nationalsozialismus werden in eine Reihe gebracht mit den Soldaten, die am Verbrechen des Zweiten Weltkriegs beteiligt waren.

Die »Opfer« gelten als solche von »Krieg und Gewaltherrschaft«. Nun war aber der Krieg, nun war die Wehrmacht, die ihn führte, zugleich ein Bestandteil dieser Gewaltherrschaft – sind die Angehörigen der Wehrmacht also Opfer ihrer selbst? Und war Roland Freisler, der 1945 in Berlin durch einen alliierten Luftangriff starb, ebenso ein Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft wie die Widerstandskämpfer, die er zuvor als Präsident des Volksgerichtshofs an den Galgen geschickt hatte?
Soll diese unhistorische Gleichmacherei, welche die Unterschiede zwischen den Toten hinter dem Opferbegriff versteckt, nicht weitergeführt werden, dann muss sich das bundesdeutsche Totengedenken von diesem Begriff verabschieden. Was aber könnte an dessen Stelle treten? Denkmäler, so wird heute oft gefordert, sollten die paradoxe Botschaft ausdrücken, dass ihr Sinn gerade darin bestehe, keinen Sinn für den Tod bieten zu können. Die Schwierigkeit, dieser Anforderung gerecht zu werden, liegt letztlich in den Dimensionen des zu erinnernden Tötens und Sterbens selbst begründet. Die »postheroische« Gesellschaft der Bundesrepublik ist ein Kind der Erfahrung, dass sich alle Versuche der Verherrlichung von Krieg und Tod 1945 endgültig desavouriert hatten.
• Klaus Latzel, ZEITGeschichte 4/2018, S. 101
Doch nur scheinbar stellt sich das Kriegerdenkmal dem Vergessen in den Weg. Tatsächlich befördert es das Vergessen, indem es nur ausgewählte Aspekte des Geschehenen repräsentiert: Wirkungen ohne Ursachen, Geschehnisse ohne Geschichte, Ergebnisse ohne Prozesse, Namen ohne Persönlichkeit, Opfer ohne Täter. »Auf welchem dieser steinernen oder metallenen ›Ehrenmale‹ wurde beim Namen genannt, für wen oder was gestorben worden ist? Kein Wort von nationaler Machtpolitik, von Hegemonialstreben, nackten Besitzinteressen, Beutegier, Eroberungsgelüsten und Weltherrschaftsphantasien, für die Millionen von deutschen und fremden Soldaten umgekommen sind. Diese Motive werden ebenso wenig genannt wie die Namen derer, die in den beiden Weltkriegen aus dem Massensterben Profit geschlagen, Blut in Gold verwandelt und zu ihrem eigenen militärischen Ruhm gewissenlos ganze Armeen geopfert haben.« [Giordano, Die zweite Schuld, S. 324].
• Hartmut Häger, Kriegstotengedenken in Hildesheim, S. 29. Herausgegeben von Herbert Reyer, Stadtarchiv Hildesheim, Band 17, Gerstenberg, 2006
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Die Kirche
Die Dankeskirche, eingeweiht im Jahr 1866, steht am Hang neben der Hauptstraße, umgeben vom Sehlener Forst. Durch eine repräsentative Pforte führt die Treppe hinauf zur Kirchentür.

Im Jahr 1947 wurden bei der Sprengung der ehemaligen Munitionsbunker im Sehlener Forst die Kirchenfenster zerstört. Sie wurden 1948 repariert.
Ab 1976 wurde die Kirche nicht mehr genutzt, erst 1991 fand wieder ein Gottesdienst statt. In den Jahren 1993/1994 wurden umfangreiche Reparaturen durchgeführt und ein Gemeinderaum eingebaut.
• Nach Wikipedia, abgerufen am 14. November 2019
Sehlen hat seine Kirche erhalten
In der Mitte des 19. Jahrhunderts machten die sozialen Zustände in Sehlen den Verantwortlichen der Kirche in Bergen schwere Sorgen.
Mit der bestehenden Armut gingen Gleichgültigkeit und schlechter Lebenswandel Hand in Hand. Man war sich bewußt, daß etwas für die Menschen getan werden müsse.
So heißt es in einer Schrift von 1859 »Gründliche Abhülfe kann hiernach für die kirchlichen Nothstände dieser Gemeinde nur dann beschafft werden wenn es durch Gottes Gnade gelingt für Sehlen und die nahe liegenden Ortschaften ..., eine eigene Kapelle zu erbauen ...«.
Die Notwendigkeit zum Bau der Kirche und eines dazugehörigen Pfarrhauses sahen alle Sehlener ein, aber das Dorf war zu arm. Deshalb wurde eine Hauskollekte beantragt und genehmigt. Die Sammlung wurde über die Grenzen Rügens bekannt und selbst der König sandte ein Gnadengeschenk von 3000 Talern.
Die Bausumme war bald gedeckt und am 14. Dezember 1866 konnte die Kirche eingeweiht werden. Zunächst versahen Hilfsgeistliche den Dienst und 1892 wurde Sehlen eine Pfarrstelle mit eigenem Pastor. Ab 1931 wurde die Kirchengemeinde wieder von Bergen aus verwaltet.
1942 war die Pfarrstelle noch einmal mit Pfarrer Utermark besetzt worden.
Im zweiten Weltkrieg hatte Sehlen 36 Männer verloren. Aber noch einmal bekam das kirchliche Leben durch Flüchtlinge und Umsiedler Auftrieb. Die 100-Jahrfeier wurde noch festlich begangen, doch schon 10 Jahre später stand die Kirche ungenutzt und war dem Verfall preisgegeben.
Erst 1991, mit Übernahme der Pfarrstelle durch Pfarrer S. v. Schöning, regte sich wieder Leben und der Wunsch, die Kirche zu erhalten.
Gemeindekirchenrat und Beirat wurden neu gegründet. Seitdem haben viele unermüdliche Helfer gemeinsam mit den Pastoren die Schäden beseitigt und in fleißigen Einsätzen umfangreiche Bauarbeiten unterstützt.
• Website der Gemeinde
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