I N H A L T
• Das Denkmal
• Renaissance der Kriegerdenkmäler nach 1990?
• Das DDR-Ferienheim
• Erprobungsstelle Tarnewitz
• Das Eiserne Kreuz
• Theodor Körner
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Tarnewitz, heute Ortsteil von Boltenhagen
Landkreis Nordwestmecklenburg
Dieses kleine Monument zum 1. Weltkrieg hat eine bewegte Geschichte. Errichtet wurde es in Boltenhagen an der Seestraße. Als genau dort zu DDR-Zeiten das Zentrale Pionierlager (ZPL) Boltenhagen-Tarnewitz entstand, war das Denkmal nicht mehr erwünscht und sollte abgetragen werden. Auf Umwegen kam es dann schließlich in die unmittelbare Nachbarschaft der Pension Lindenhof in Tarnewitz. Die Besitzer des Lindenhofs, das Ehepaar Lehmann, nahm sich 2020 des maroden Denkmals an und hat es auf eigene Kosten renovieren lassen. Es wurde zu einem Steinmetz transportiert, der die einzelnen Teile säuberte, die Inschriften lesbar machte und ein neues metallenes Eisernes Kreuz anbrachte. Zurück am Lindenhof wurde es dann gedreht wieder aufgestellt. Nun steht es mit der Frontseite zur Straße und kann von dort betrachtet werden. Das Ehepaar Lehmann hat etwa 2.500 Euro dafür ausgegeben.
Hier steht es nun: Die Inschriftentafel ist oben abgerundet. Sie steht auf einem würfelförmigen Granitsockel, der als Unterbau eine lose vermauerte Quadersteinfläche hat. Das Denkmal steht heute auf einer minimal größeren Steinplatte. Weiter unten sehen Sie ein Foto des Denkmals vor der Renovierung.
Das nagelneue Eiserne Kreuz mit innenliegender wulstiger Kontur sagt uns, dass es hier um Soldaten geht. Dieses militärische Ehrenzeichen wird den toten Soldaten von den Denkmalsstiftern posthum und kollektiv verliehen, egal, wie sich der Einzelne tatsächlich verhalten hat. Allein der Soldatentod ist ein Beleg für Tapferkeit und Vaterlandstreue.
»Das Eiserne Kreuz wurde erstmalig 1813 vom preußischen König Friedrich Wilhelm III. gestiftet. Es war der erste militärische Orden, der nicht nur an Offiziere, sondern auch an einfache Soldaten für ihre militärischen Verdienste verliehen werden konnte. Kurz darauf führte der König die allgemeine Wehrpflicht ein. Das bisherige Söldnerheer wandelte sich zum Bürgerheer und für die Bürger mussten Anreize geschaffen werden, das eigene Leben im Krieg aufs Spiel zu setzen. Damit begann eine neue Zeit beim preußischen Militär: Soldaten waren nicht mehr nur Befehlsempfänger ohne Stimme und ohne Namen, sondern seit dieser Zeit wurden sie zu Vorbildern gemacht, denen nachgeeifert werden sollte. Der König versprach in der Stiftungsurkunde jedem Soldaten für den eventuellen Kriegstod ein Denkmal, das heißt, die Erwähnung auf einem Denkmal.«
• Kerstin Klingel, Eichenkranz und Dornenkrone, Landeszentrale für politische Bildung Hamburg 2006, S.44f
Mehr dazu im Kapitel »Das Eiserne Kreuz«
Auf das Eiserne Kreuz folgt die Widmung in der zarten Serifenschrift, die für Denkmäler des 1. Weltkriegs im Klützer Winkel typisch ist. Sie ist mittig gesetzt:
Dem Andenken ihrer
teuren Toten aus dem
Kriege 1914 – 1918
Hartmut Häger schreibt dazu in seinem Buch ›Kriegstotengedenken in Hildesheim‹ auf Seite 29: »Doch nur scheinbar stellt sich das Kriegerdenkmal dem Vergessen in den Weg. Tatsächlich befördert es das Vergessen, indem es nur ausgewählte Aspekte des Geschehenen repräsentiert: Wirkungen ohne Ursachen, Geschehnisse ohne Geschichte, Ergebnisse ohne Prozesse, Namen ohne Persönlichkeit, Opfer ohne Täter. ›Auf welchem dieser steinernen oder metallenen ›Ehrenmale‹ wurde beim Namen genannt, für wen oder was gestorben worden ist? Kein Wort von nationaler Machtpolitik, von Hegemonialstreben, nackten Besitzinteressen, Beutegier, Eroberungsgelüsten und Weltherrschaftsphantasien, für die Millionen von deutschen und fremden Soldaten umgekommen sind. Diese Motive werden ebenso wenig genannt wie die Namen derer, die in den beiden Weltkriegen aus dem Massensterben Profit geschlagen, Blut in Gold verwandelt und zu ihrem eigenen militärischen Ruhm gewissenlos ganze Armeen geopfert haben.‹« [Giordano, Die zweite Schuld, S. 324]
Die Inschrift erinnert auch an die Formulierung in einem Gedicht von Theodor Körner, die manchmal auf Kriegerdenkmälern – auch in der Variation »die teuren Toten« – zitiert wird. Körner war ein Dichter zur Zeit der Freiheitskriege. Nach seinem Kriegstod wurde er zur patriotischen Identifikationsfigur für nachfolgende Generationen. Dies ist die letzte Strophe des Gedichts:
Der Himmel hilft, die Hölle muß uns weichen!
Drauf, wack'res Volk! Drauf! ruft die Freiheit, drauf!
Hoch schlägt dein Herz, hoch wachsen deine Eichen.
Was kümmern dich die Hügel deiner Leichen?
Hoch pflanze da die Freiheitsfahne auf!
Doch stehst du dann, mein Volk, bekränzt vom Glücke,
In deiner Vorzeit heil'gem Siegerglanz:
Vergiß die treuen Toten nicht und schmücke
Auch unsre Urne mit dem Eichenkranz!
• Theodor Körner: Leyer und Schwerdt. Berlin, 1814.
Mehr dazu im Kapitel »Theodor Körner«
Es folgen, wieder mittig gesetzt und alphabetisch geordnet, die Namen der 17 toten Soldaten des 1. Weltkriegs aus Boltenhagen und Tarnewitz. Der einzige Zusatz ist ein »B.« hinter drei Namen. Wir vermuten, dass damit der Herkunftsort »Boltenhagen« gemeint ist.
Unter der Namensliste wird die Inschrift fortgesetzt:
In Dankbarkeit gewidmet
von den Gemeinden
Boltenhagen-Tarnewitz
Auf dem Foto bemerkt man auch noch einen in kleinerer Schrift nachgetragenen Namen, der bei der Renovierung übersehen wurde. Weil auf der Tafel kein Platz mehr war, muss er wohl bei Errichtung des Denkmals nach dem 1. Weltkrieg am oberen Rand des Sockels eingemeißelt worden sein:
Ludwig Qualmann
Foto: Screenshot von http://www.denkmalprojekt.org
Hier sieht man links das Denkmal vor der Renovierung 2020: Das Eiserne Kreuz ist nur noch als Schattenfläche vorhanden, die Inschriften sind nicht lesbar und die völlig leere Rückseite steht zur Straße. Rechts das renovierte, zur Straße gedrehte Denkmal.
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Renaissance der Krieger-denkmäler nach 1990?
Dr. Wolf Karge wohnt in Schwerin und ist seit 2007 als freier Publizist und Berater für Museen, Verlage, Hörfunk und Fernsehen tätig. In der Akademie Sankelmark hielt er 2017 den Vortrag »Ehrenmäler in Mecklenburg-Vorpommern«. Wir zitieren daraus, die Beispielfotos und die Bildunterschriften haben wir hinzugefügt:
»Wenige Wochen nach Ende des Zweiten Weltkrieges begannen die ›Aufräumarbeiten‹ in der Denkmallandschaft im größeren Stile. Betroffen war aber nur der öffentliche Raum und nicht die Kirchen. Geprägt waren diese Zerstörungen aus einer Mischung von laienhaftem Verständnis von Denkmalkultur, Siegerjustiz der Besatzer, individuell vorauseilendem Gehorsam gegenüber der sowjetischen Besatzungsmacht und undifferenzierten vulgärproletarischen Vergeltungsakten gegen das Junkertum, das Bürgertum und/oder den Nationalsozialismus. Künstlerischer Wert, tatsächliche politische Aussage oder Deutungsmuster spielten dabei kaum eine Rolle. Mitunter entschieden örtliche Kommandeure der Roten Armee ohne Abstimmung mit ihren vorgesetzten Dienststellen. [...]
• Das Kriegerdenkmal zum 1. Weltkrieg in Malchow: Ein bis auf den antiken Helm nackter Krieger aus Bronze, unversehrt und muskulös, auf einem tonnenschweren Granitsockel, geschaffen von Bildhauer Wilhelm Wandschneider aus Plau am See.
• Nach monatelangem Hin und Her wurde der Krieger 1955 entfernt. Sein Verbleib ist nicht bekannt. Der Sockel steht heute im Park hinter der Stadtkirche St. Johannis.
Unsere Dokumentation der Denkmalsgeschichte
Eine erste Richtlinie für den Umgang mit der memorialen Hinterlassenschaft im öffentlichen Raum ging mit Schreiben vom 13. November 1945 vom ›Denkmalpfleger des Landes Mecklenburg-Vorpommern für Kunst und Gewerbe‹, Paul Viering, an die Oberbürgermeister und Landräte. ›Das Verhängnis, das über unser Volk durch die unseligen letzten Kriege gekommen ist, zwingt uns zu einer Bekämpfung jeglicher Reste einer militärischen Gesinnung in Deutschland. Dem widersprechen aber noch die zahlreich vorhandenen Kriegerdenkmäler selbst an kleineren Orten. Wir bitten deshalb [...] Abhilfe zu schaffen, zugleich aber zu verhindern, daß durch überstürzte Maßnahmen Kulturwerte vernichtet oder das Pietätsgefühl gegenüber den als Opfern einer verbrecherischen Politik Gefallenen unnötig verletzt wird. [...]‹
• Das revanchistische Denkmal in Glowe auf Rügen: Die Inschrift, das deutsche Heer sei im 1. Weltkrieg »im Felde unbesiegt« geblieben, hat die seit 1945 geforderte Eliminierung bis heute überlebt.
Die Deutsche Zentralverwaltung für Volksbildung in der Sowjetischen Besatzungszone schrieb am 18. Mai 1946 an die Landesverwaltungen: ›Es erscheint geboten, die Beseitigung der [faschistischen, imperialistischen und militaristischen] Denkmäler in absehbarer Zeit zu betreiben, einmal, weil ihr Verbleib unerwünscht ist und zum anderen, weil durch ein Zögern der Verwaltungsstellen örtlichen Eingriffen Vorschub geleistet würde, die trotz aller guten Absichten den Charakter einer politisch und kulturell nicht zu billigenden Bilderstürmerei annehmen könnten. [...] Es ist besonders Wert darauf zu legen, daß die Bevölkerung aktiv Stellung nimmt.‹ Später zitierte Wolfgang Leonhard Walter Ulbricht in einem anderen Zusammenhang sinngemäß: ›Es muss demokratisch aussehen, aber wir müssen alles in der Hand haben.‹
Doch kaum war die Richtlinie in den Landesverwaltungen angekommen, wurde sie von den Maßgaben des Alliierten Kontrollrats überholt. Am 13. Mai 1946 war dort der ›Befehl Nr. 30 betr. die Beseitigung deutscher militaristischer und nazistischer Denkmäler und Museen‹ erlassen worden. [...]
... verfügte der Schweriner Vizepräsident Grünberg in einem Rundschreiben im November 1946 unter 1. eine Mitteilung für die Beantragung zum Erhalt von Denkmälern und unter 2. ultimativ: ›Bis zum 25. Dezember d[es] J[ahre]s sind unbedingt zu entfernen und zu vernichten: a) alle Denkmäler, Inschriften und Darstellungen, die zur Verherrlichung des Faschismus dienen, b) alle Kriegerdenkmäler, die nach 1918 errichtet sind, soweit sie ausgesprochene Revanchedenkmäler sind. Ausgenommen sind: Alle Kriegerdenkmäler, die die Namen der Gefallenen einer Gemeinde oder eines Truppenteils als ausgesprochene Totenmale tragen, wenn ihre Architektur, ihre Verzierungen und Aufschriften nicht militärischen Geist widerspiegeln. Zu entfernen sind z.B. Eiserne Kreuze mit Hakenkreuz, Adler, militärische Symbole: Stahlhelm, Fahnen und Waffen aller Art, alle Aufschriften, soweit sie nicht ausschließlich dem Gedenken der Toten dienen. [...] 3. In den Gotteshäusern sind alle Kriegerehrungen unantastbar, da hier niemandem die Erinnerung an seine Toten genommen werden soll.‹ [...]
• Foto aus dem Jahr 1930: Das Denkmal zum 1. Weltkrieg in Liepgarten, Landkreis Vorpommern-Greifswald.
Foto: Margrit Schimanke
• Foto aus dem Jahr 1995: Adler, Reliefs des Eisernen Kreuzes, Schwert, Helm, Siegerkränze und Inschriften sind nach Ende des 2. Weltkriegs entfernt worden.
Foto: Matthias Hübner
• Foto aus dem Jahr 2013: Das Denkmal vor der Dorfkirche ist perfekt wieder hergerichtet worden.
Foto: Matthias Hübner
• Foto aus dem Jahr 2022: Ein Denkmal zum 2. Weltkrieg in moderner Form und ohne militärisches Zubehör steht rechts vom Weg zur Kirche. An beiden Denkmälern kommen Kirchenbesucher unmittelbar vorbei, sie stehen aber auf kommunalem Grund.
Am 15. Januar 1947 ging die Meldung aus Schwerin an die Deutsche Zentralverwaltung für Volksbildung in Berlin, dass 37 Denkmäler beseitigt und 92 (von 821) verändert seien. Allerdings standen die Berichte aus fünf Kreisen noch aus. Der Rat des Kreises Rostock gab schließlich erst am 28.4.1947 bekannt, dass zwei Denkmäler beseitigt und 51 verändert wären. [...]
Was passierte nun nach 1990? Eine Diskussion über die Denkmale innerhalb des sakralen Raums ist mir nicht bekannt. An Kriegerdenkmälern auf öffentlichen Plätzen, auch auf den Kirchhöfen, fanden allerdings zahlreiche Veränderungen statt. Das war in erster Linie dem durch die DDR unterbundenen Gedenken an die militärischen und zivilen deutschen Opfer geschuldet. Hier bestand ein erheblicher ›Nachholbedarf‹.
Gleichzeitig wurde in einer Art ›Stellvertreterfunktion‹ öffentlich mit dem übertriebenen Herausstellen von überdimensionierten Denkmälern für die ›Traditionen der Kommunistischen und Arbeiterbewegung‹ gebrochen. Zunächst wurden in größerem Umfang Denkmäler für die ›Helden der Rote Armee‹, für den ›antifaschistischen Widerstandskampf‹ oder ›Mahn- und Gedenkstätten der Arbeiterbewegung‹ abgetragen. [...]
Die Denkmäler für den Ersten Weltkrieg erfuhren in vielen Fällen eine Erweiterung um die Jahreszahlen 1939 bis 1945 [...].
• ... oder Denkmäler zum 2. Weltkrieg wurden mit Eisernem Kreuz und Eichenlaub neu errichtet, wie in Mueß / Schwerin, auch wenn man für die Namensliste manchmal nur spärliche Informationen hatte.
Schließlich kam es auch in etlichen Fällen zu einer Art ›Remilitarisierung‹, indem die zwischen 1945 und 1947 entfernten Attribute wie Stahlhelme, Schwerter oder Adler wieder angebracht wurden.
• Der alte, zum Abflug bereite Adler auf dem Kriegerdenkmal vor der Kirche in Dorf Mecklenburg. Postkarte vor 1946.
• Zwischenzeitlich stand das Denkmal ohne Adler vor der Kirche. Nun stellt der neue Güldene seit dem 17. November 1991 schon mal seine Flügel auf. Die Kyffhäuser Kameradschaft aus Tangstedt, die Partnergemeinde aus Schleswig-Holstein von Dorf Mecklenburg, hat ihn gestiftet.
In sehr wenigen Fällen waren die Originale in Verstecken in der DDR bewahrt worden. Meist handelt es sich um Repliken oder billige ähnlich aussehende Nachbildungen.«
Vortrag von Dr. Wolf Karge, 2017
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Das DDR-Ferienheim
Am alten Standort des Denkmals in der Seestraße wurde in der DDR-Zeit das Zentrale Pionierlager (ZPL) Boltenhagen-Tarnewitz der Mathias-Thesen-Werft in Wismar errichtet.
Der Eingangsbereich des Pionierlagers. Das Foto ist ein Detail der Postkarte weiter unten.
»Die wirtschaftlichen Belastungen aus dem Betrieb eines Zentralen Pionierlagers übernahmen, durchaus nicht immer freiwillig, große Trägerbetriebe, so die Mathias-Thesen-Werft Wismar für das ZPL Boltenhagen-Tarnewitz oder die Neptunwerft Rostock für das ZPL am Feisnecksee bei Waren an der Müritz. Die Kinder von Mitarbeitern dieser Trägerbetriebe, die oft als ganz normale Ferienlagerkinder in eigenen Feriengruppen anwesend waren, beobachteten mit Staunen das rituelle Treiben im ZPL.«
Bei der Aufarbeitung von Unterlagen des Ministeriums für Staatssicherheit wurde offenbar, dass die technischen Anlagen bei Unruhen in der DDR zur Internierung von Personen herangezogen werden sollten. Die Boltenhagener, mit denen wir bei unserem Besuch 2022 sprachen, nannten das ehemalige Pionierlager denn auch »Stasi-Ferienunterkunft«.
»Die Freie Deutsche Jugend (FDJ) organisierte zahlreiche zentrale Pionierlager (ZPL), die Kindern kostenlose Ferienaufenthalte ermöglichten. Einige zentrale Pionierlager unterhielten auch Austauschprogramme mit anderen Pionierferienlagern im ›sozialistischen Ausland‹ und einzelne boten zeitweise Kinderreisegruppen meist aus dem gewerkschaftlichen Umfeld aus dem westlichen Ausland freie Kost und Logis. Bevorzugte Länder waren dabei die Bundesrepublik, Italien, Frankreich und Spanien. Die Begegnung mit Kindern aus dem westlichen Ausland stellte für die Kinder aus der DDR einen zusätzlichen Anreiz dar, ihre Ferien in einem Pionierferienlager zu verbringen, da sie so erstmals eine gewisse, wenn auch eingeschränkte ›Weltoffenheit‹ spürten.
Zum festen Programm in den Pionierferienlagern gehörten neben Spiel und Erholung Rituale wie der Fahnenappell und Gruppennachmittage.
• Plakette des Zentralen Pionierlagers »Mathias Thesen • Tarnewitz«
Eine wichtige Aufgabe der Pionierferienlager war die Schulung von jungen Führungskräften der Pionierorganisation, wie den Mitgliedern der Gruppenräte.«
Die Zitate stammen von der Website Vereins-Wiki:
Link zur Pionierorganisation Ernst Thälmann
Heute heißt die neu aufgebaute Anlage »Feriendorf Boltenhagen«. Sie wird geführt vom Diakoniewerk im nördlichen Mecklenburg. Menschen mit Behinderung arbeiten dort zusammen mit hauptamtlichen Mitarbeitenden. Darstellung auf der Website: »Das Feriendorf ist einer von vielen Werkstatt-Standorten des Diakoniewerks im nördlichen Mecklenburg. In den Werkstätten finden Menschen mit Behinderungen arbeitsmarktnahe Arbeitsbedingungen und werden gleichzeitig individuell unterstützt und gefördert. So setzen wir uns gemeinsam dafür ein, dass Menschen mit Behinderungen ein selbstverständlicher Teil unserer Gesellschaft sind«.
www.feriendorf-boltenhagen.de
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Erprobungsstelle Tarnewitz
»1933 begann die Geschichte der E-Stelle Tarnewitz im Ostseebad Boltenhagen, als die Reichsluftwaffe auf der Suche nach einem geeigneten Platz für Waffentests auf die unberührte Sandbank an der Ostseeküste stieß. Schon im September 1935 wurde mit den Bauarbeiten begonnen. Es wurden Deiche aufgeschüttet sowie Spundwände gesetzt. Mit einem für damalige Verhältnisse riesigen technischen Aufwand wurde die Halbinsel mit Seesand aufgespült und vollständig mit einer Bitumendecke versiegelt. Nach der Errichtung von Hallen und Labors nahm die Erprobungsstelle 1937 ihren Betrieb auf.
Der E-Stelle oblag die Erprobung der durch die Industrie entwickelten Waffensysteme und im engen Zusammenhang auch die Weiterentwicklung bis zur Einsatzreife.
Foto: Archiv Horst Günther
• Um 1940: Flugzeughalle am Rollfeld
Auch wurde auf Basis der im Einsatz gesammelten Erfahrungen die günstigsten Einbauvarianten von Waffen und deren Systeme ermittelt. Außerdem erfolgte die Erprobung von Maschinengewehren, Bordkanonen, Bordraketen und Sondergeräten.
Foto: Wikimedia Commons / Gemeinfrei
• 1941: Fliegeraufnahme der Deutschen Wehrmacht
Für Ausrüstungsversuche wurden vor allem Flugzeuge der Typen Me 262, Bf 110, Fw 190 sowie Ba 349 verwendet. Kurz vor Kriegsende 1945 wurden die wichtigsten Erprobungsflugzeuge nach Schleswig-Holstein überführt. Amerikanische Truppen nahmen die E-Stelle schließlich ein. Es folgten die Engländer und später die Rote Armee, die auf dem Areal die Zufahrtsstraßen, Teile des Rollfeldes sowie übriggebliebene Anlagen sprengte.
Nachkriegsgeschichte
Nachdem sich mehrere Jahre niemand um die Halbinsel kümmerte, wurde diese 1952 von der See-Polizei übernommen. Später wurde das Objekt der 4. Flottille der Volksmarine zugeordnet, die auf dem Gelände einen Stützpunkt errichtete. 1963 nahm die Grenzbrigade Küste das Gebiet in Besitz, die Tarnewitz bis zur Auflösung der NVA 1990 unter Kontrolle hielt. In dieser Zeit wurden der Hafen erneuert sowie zahlreiche neue Gebäude und Anlagen errichtet. Die Bundeswehr übernahm das Objekt 1990, zog sich aber bald wieder zurück.
Foto: Wikimedia Commons / An-d / CC BY-3.0 SA DE
• Überreste der Erprobungsstelle Tarnewitz
Mittlerweile wurden Teile der Halbinsel, das heutige Gelände der Weißen Wiek, zu einer Marina mit angrenzender Hotelanlage und Badestrand ausgebaut. Dazu wurden sämtliche von der NVA errichteten Gebäude und Anlagen abgerissen.
Foto: Wikimedia Commons / An-d / CC BY-3.0 SA DE
Der größere Teil der Halbinsel wurde als Naturschutzgebiet Tarnewitzer Huk ausgewiesen.
• Wikipedia, abgerufen am 31. März 2013
Es befinden sich auf dem Gelände keine geschichtsbezogenen Erinnerungs- oder Informationstafeln. Es gibt keine Führungen, die über die Geschichte der Erprobungsstelle Tarnewitz und die militärische Nutzung des Areals aufklären.
Im »Virtuellen Museum der Toten Orte« sind Fotos archiviert von nicht-genutzten Bauten der letzten 250 Jahre, geprägt durch Industrialisierung, zwei Weltkriege, den Kalten Krieg, Deindustrialisierung, Globalisierung oder demografischen Wandel.
Fotos der Erprobungsstelle Tarnewitz 1999-2006
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Das Eiserne Kreuz
Nach einer Skizze des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III wurde der berühmte Baumeister Karl Friedrich Schinkel am 13. März 1813 mit der Erstellung einer Reinzeichnung für das erste Eiserne Kreuz beauftragt.
Am 8. August 1914 hatte Wilhelm II dann in seiner Eigenschaft als preußischer König die Stiftung seiner beiden Vorgänger erneuert und machte das Eiserne Kreuz durch seine breit angelegte Verleihungspraxis zu d e m deutschen Orden.
• »Fake News« anno 1914: Das Deutsche Reich hatte gerade das neutrale Belgien überfallen, damit die Truppen sich auf dem schnellsten Weg zum Erzfeind Frankreich begeben konnten.
Mit der vierten Stiftung zu Beginn des 2. Weltkriegs durch Adolf Hitler wurde es am 1. September 1939 auch offiziell zu einer deutschen Auszeichnung. Hitler verzichtete auf seine Initialen als Führer und Oberbefehlshaber der Wehrmacht, die auf ihn persönlich vereidigt war. Stattdessen wurde das Hakenkreuz, das Symbol des NS-Staates, in die Mitte des traditionsreichen Ordens eingefügt und von der Rückseite wurden das Monogramm König Friedrich Wilhelms III. und das Eichenlaub entfernt.
• Auch Hitler trug das Ehrenkreuz an der Brust
»Vor allem die nahe der Front operierenden Sonderkommandos, die sowohl Juden ermordeten als auch an der Partisanenbekämpfung beteiligt waren, wurden von den Armeegenerälen reichlich mit Eisernen Kreuzen bedacht. Um nur die größten Verbrecher unter ihnen zu nennen, sei auf Rudolf Lange verwiesen, der für den Mord an den Juden Lettlands verantwortlich war, und auf Friedrich Jeckeln, der Massaker um Massaker organisierte, in der Westukraine, in Kiew (Babij Jar) und in Riga. Beide bekamen schließlich das Eiserne Kreuz II. und I. Klasse.«
Zitiert aus einem Artikel »Orden für Massenmord« von Dieter Pohl
DIE ZEIT, 5.6.2008
Soldaten der Wehrmacht kämpfen nicht nur pflichtschuldig und gehorsam. Ohne die Gefühlswelt aus Stolz, Ehre und Männlichkeit ist nicht zu erklären, warum so viele an die Front streben – und dem Krieg bis zum Untergang verhaftet bleiben. (Frank Werner in ZEITGeschichte 4/2018)
Geschickte Propaganda: Begehrenswerte Ordensbrust in »Die Woche«, Januar 1940.
Als Kriegsauszeichnung oder Verdienstorden wird das Eiserne Kreuz seit 1945 nicht mehr verliehen.
Das Eiserne Kreuz ist das am häufigsten gezeigte Symbol in der rechten Szene. Es wird in allen erdenklichen Formen angeboten, z. B. als Ohrstecker, Anhänger oder Gürtelschnalle.
»Andreas Gabalier besang in ›Mein Bergkamerad‹ ›eine Freundschaft, die ein Männerleben prägt, wie ein eisernes Kreuz, das am höchsten Gipfel steht.‹ Michael Fischer vom Zentrum für Populäre Kultur und Musik bezeichnete das als ›gewollte Provokation‹, die kaum ein naiver Zufall sein könne.
Die Agentur für soziale Perspektiven konstatiert: Das Eiserne Kreuz sei neben dem Thorshammer ›das am häufigsten gezeigte Symbol der extremen Rechten‹. Zwar sei es je nach Kontext ›kein explizit rechtes Bekenntnis, doch stets ein Symbol für Militarismus und martialische Männlichkeit.‹«
• Wikipedia, abgerufen am 16.3.2023
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Theodor Körner
Carl Theodor Körner, geboren am 23. September 1791 in Dresden; im Gefecht gestorben am 26. August 1813 im Forst von Rosenow bei Gadebusch war ein deutscher Dichter und Dramatiker. Berühmt wurde er vor allem durch seine Lieder in den antinapoleonischen Befreiungskriegen. Nachdem er als »Sänger und Held« im Lützowschen Freikorps gefallen war, wurde er zur patriotischen Identifikationsfigur.
Körners teils stürmische, teils gefühlvolle Lyrik entsprach der ebenso romantischen wie vaterländisch kampfbereiten Gesinnung der Generationen in einem Deutschland, das auch nach den Befreiungskriegen noch lange Zeit in viele Einzelstaaten zersplittert war. Körners Sterben als Lützower Jäger erhob ihn zur vorbildhaften Gestalt. Die glaubwürdige Übereinstimmung von Dichtung und Leben empfahl seine Werke für die Lehrpläne erst des Deutschen Bundes, später des Deutschen Reichs. Körners Gedichte aus seinem Buch »Leyer und Schwert« wurden zum Vorbild für Kriegslyrik späterer Zeit.
Dies ist eine von vielen Propagandapostkarten, die im 1. Weltkrieg gedruckt und verschickt wurden. Ein Soldat verliest vor dramatischer Kulisse das Gebet »Vater ich rufe Dich!« von Theodor Körner:
»Brüllend umwölkt mich der Kampf der Geschütze,
Sprühend umzucken mich rasselnde Blitze,
Lenker der Schlachten ich rufe Dich,
Vater, Du führe mich!
Vater, Du führe mich!
Führ mich zum Siege, führ mich zum Tode!
Herr, ich erkenne Deine Gebote;
Gott, ich erkenne Dich!
Gott, ich erkenne Dich!
So im herbstlichen Rauschen der Blätter, –
Als im Schlachtendonnerwetter, –
Urquell der Gnade erkenn’ ich Dich!
Vater, Du segne mich!
Vater, Du segne mich!
In Deine Hände befehl’ ich mein Leben!
Du kannst es nehmen, Du hast es gegeben!
Zum Leben, zum Sterben segne mich!
Vater, ich preise Dich!
Vater, ich preise Dich!
’s ist ja kein Kampf für die Güter der Erde. –
Das heiligste schützen wir mit dem Schwerte!
Drum fallend und singend preis’ ich Dich!
Gott, Dir ergeb’ ich mich!
Gott, Dir ergeb’ ich mich!
Wenn mich die Donner des Todes begrüßen,
Wenn meine Adern geöffnet fließen: –
Dir, mein Gott, Dir ergeb ich mich!
Vater ich rufe Dich!
Aber auch die Nationalsozialisten haben Theodor Körner für sich reklamiert. Das Gelände um die Grabstätte Körners und seiner Familie in Wöbbelin wurde 1938 aufwendig zur »nationalen Weihestätte« umgebaut und diente als Kulisse für Aufmärsche und Vereidigungszeremonien. Die Zeile »Das Volk steht auf, der Sturm bricht los« aus dem Gedicht »Männer und Buben« lieferte Joseph Goebbels die Textvorlage für die Phrase »Nun Volk, steh’ auf, und Sturm, brich los!«, das Finale der Sportpalastrede.
Nach 1945 wurde Theodor Körner in der BRD kritisch beleuchtet, in der DDR wurde er hingegen als patriotischer »Heldendichter« verehrt. Im 21. Jahrhundert werden ihm von Rechtsradikalen Verse unterschoben, die er nie geschrieben hat: »Noch sitzt ihr da oben, ihr feigen Gestalten, / vom Feinde bezahlt und dem Volke zum Spott. / Doch einst wird wieder Gerechtigkeit walten, / dann richtet das Volk und es gnade euch Gott.« Dieser Spruch wird über das Internet verbreitet und u. a. bei Kundgebungen und Demonstrationen der Pegida eingesetzt. Am 23. September 2016 publizierte »Der Flügel«, eine von Björn Höcke geführte AfD-nahe Gruppierung, Körners Satz »Das Volk steht auf, der Sturm bricht los« fälschlicherweise mit dem obigen Spruch.
• Text nach Wikipedia, abgerufen am 28. November 2018
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