I N H A L T
• Das Denkmal
• Die Inschriften
• Der Adler
• Die Deutsche Eiche
• »Lerne vom Militär!«
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Domsühl
Landkreis Ludwigslust-Parchim
Mitten im Dorf steht das Denkmal für die toten Soldaten beider Weltkriege aus Domsühl.
Das steinerne Monument steht dicht vor einer hochgewachsenen Eiche, an drei Seiten ist es von niedrigen, immergrünen Kirschlorbeerbüschen umgeben.
Der Sockel ist aus acht Steinquadern zusammengefügt, vor dem Denkmal liegen zwei Steinstufen.
Oben aufgesetzt ist ein detailreich gearbeiteter Adler mit ausgebreiteten Schwingen, zum Abflug bereit. Nun kommen zwei Herren aus Domsühl ins Spiel, die uns über die Geschichte des Denkmals berichtet haben: Willi Gideon, ehemaliger Bürgermeister und Ehrenbürger von Domsühl und Michael Gatz, früherer Schulleiter und Dorfchronist. Sie erzählen: Der Adler aus Metallguss ist nach 1945 nicht abgebaut worden, wie in vielen anderen Städten und Dörfern der sowjetisch besetzten Zone, aber er ist in den 60er Jahren geklaut worden. Die Sache wurde aufgeklärt und nach einiger Zeit wurde der Adler wieder an seinen alten Platz gesetzt.
Herr Gatz weiß, dass das Denkmal vom örtlichen Kriegerverein initiiert wurde. Es gab damals Kataloge mit verschiedenen Modellen, da konnte man ein halbfertiges Denkmal bestellen ... Inschriften reingemeißelt ... fertig!
Über der Inschrift war ein Siegerkranz aus Metallguss angebracht. Herr Gatz kann sich nicht mehr genau erinnern, ob ein Schwert dabei war. Jedenfalls ist der Kranz nach 1945 entfernt worden. Er wurde wahrscheinlich nach 1945 bei Bekannwerden der Direktive Nr. 30 des Alliierten Kontrollrats abgebaut.
»›Von dem Zeitpunkt des Inkrafttretens dieser Direktive an ist es untersagt und als gesetzwidrig erklärt die Planung, der Entwurf, die Errichtung, die Aufstellung oder die sonstige Zurschaustellung von Gedenksteinen, Denkmälern, Plakaten, Statuen, Bauwerken, Straßen- oder Landstraßenschildern, Wahrzeichen, Gedenktafeln oder Abzeichen, die darauf abzielen, die deutsche militärische Tradition zu bewahren oder die Erinnerung an die nationalsozialistische Partei aufrechtzuerhalten, oder ihrem Wesen nach in der Verherrlichung von kriegerischen Ereignissen bestehen […]‹
In dieser Direktive wurde zugleich verlangt, bestehende Denkmale bis zum 1. Januar 1947 zu beseitigen, wobei Anlagen von wesentlichem Nutzen für die Allgemeinheit oder von großem architektonischen Wert ausgenommen waren. In einer am 12. Juli 1946 veröffentlichten Ergänzung dieser Verordnung wurden Gedenksteine, die zum Andenken an Verstorbene regulärer Einheiten errichtet wurden, als zu erhalten festgelegt, wobei Änderungen an der Gestaltung (z. B. durch Entfernung militaristischer Symbole und Inschriften) vorgeschlagen wurden. Entgegen diesen Festlegungen kam es jedoch vor allem in der unmittelbaren Nachkriegszeit zu ›wilden‹ Beseitigungen von Kriegerdenkmalen ohne behördliches Mitwirken.«
• Wikipedia, abgerufen am 1. November 2019
Die Inschrift, mittig gesetzt, lautet:
Zum Gedächtnis
an die im Weltkriege
1914-1918 gefallenen Helden
Foto: Ruchhoeft Plau / wikimedia commons
Es folgen neun Namen von Soldaten mit Dienstgrad, Todestag und Todesort. Sechs Soldaten sind an der Westfront gestorben, 1917 einer in Belgien, 1918 fünf in Frankreich; drei in den beiden ersten Kriegsjahren im Osten, einer davon wurde in Sibirien vermisst. Die Namen sind chronologisch nach Todesdatum geordnet.
Herr Gatz hat seinerzeit mit seinen Schülern Frottagen angefertigt, schon damals waren die Namen kaum zu lesen. Als die Schüler die Schrift mit Papier und Graphit sichtbar gemacht hatten, waren sie erstaunt, wie weit entfernt die Soldaten gestorben sind. Herr Gideon erinnert sich, dass nach der »Wende«, etwa im Jahr 2000, die Buchstaben nachgemalt wurden. Aber obwohl sie extra einen Steinmetz konsultiert hatten, hielt die Farbe nur kurz.
Zur gleichen Zeit wurde auch die schwarze Steinplatte zum 2. Weltkrieg mit vier Ziernägeln angebracht.
Die weiße Inschrift, mittig gesetzt, lautet:
Zum Gedenken
der gefallenen Soldaten
des 2. Weltkrieges
1939-1945
Es folgen 20 Namen und die Lebensspanne in Jahren. Die Namen sind chronologisch nach Todesjahr geordnet. Herr Gatz berichtet, dass es nicht einfach war, im Jahr 2000 die Namen und nähere Informationen zu sammeln. Somit musste es bei diesen schlichten Angaben bleiben. Wir sehen an den Jahreszahlen, dass das Alter der Soldaten sehr unterschiedlich war: von 18 bis 44 Jahre waren sie bei ihrem Tod.
Unter der Namensliste steht eine deutliche und richtige Aussage, die wir so noch auf keinem Kriegerdenkmal gelesen haben.
Krieg ist die Hölle auf Erden.
Die Toten geben davon
ein stummes Zeugnis.
Hier sehen wir das Denkmal von hinten, unser Blick fällt auf die Dorfkirche schräg gegenüber. Es ist eine einschiffige Saalkirche, die 1840 unter Verwendung von Resten der mittelalterlichen Vorgängerkirche neu gebaut wurde. Im Westen steht ein hölzerner Glockenturm, er wurde 1995/96 erneuert.
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Die Inschriften
Zum Gedächtnis
an die im Weltkriege
1914-1918 gefallenen Helden
Zum Gedenken
der gefallenen Soldaten
des 2. Weltkrieges
1939-1945
Krieg ist die Hölle auf Erden.
Die Toten geben davon
ein stummes Zeugnis.
Was ist gleich ...
Gedächtnis / Gedenken
»Doch nur scheinbar stellt sich das Kriegerdenkmal dem Vergessen in den Weg. Tatsächlich befördert es das Vergessen, indem es nur ausgewählte Aspekte des Geschehenen repräsentiert: Wirkungen ohne Ursachen, Geschehnisse ohne Geschichte, Ergebnisse ohne Prozesse, Namen ohne Persönlichkeit, Opfer ohne Täter.«
• Hartmut Häger, Kriegstotengedenken in Hildesheim, Gerstenberg 2006, S. 29
»Auf welchem dieser steinernen oder metallenen ›Ehrenmale‹ wurde beim Namen genannt, für wen oder was gestorben worden ist? Kein Wort von nationaler Machtpolitik, von Hegemonialstreben, nackten Besitzinteressen, Beutegier, Eroberungsgelüsten und Weltherrschaftsphantasien, für die Millionen von deutschen und fremden Soldaten umgekommen sind. Diese Motive werden ebenso wenig genannt wie die Namen derer, die in den beiden Weltkriegen aus dem Massensterben Profit geschlagen, Blut in Gold verwandelt und zu ihrem eigenen militärischen Ruhm gewissenlos ganze Armeen geopfert haben.«
• Ralph Giordano, Die zweite Schuld
Gefallenen
»›Gefallenendenkmal‹ verweist auf das Wort ›fallen‹, dem Wörter wie ›hinfallen‹ aber auch ›fällen‹ zuzuordnen sind. Der Tod im Krieg versinnbildlicht sich in diesen Wörtern. Er entkleidet sich im Wort ›fallen‹ seines Schreckens, im Wort ›fällen‹ verkleidet er sich in einen starken Baum, der von einem Naturereignis (Blitzschlag) oder einem übermächtigen technischen Mittel (Axt, Säge) umgelegt wurde. Es ist ein aseptischer Tod, der nichts mit den apokalyptischen Bildern gemein hat, die beispielsweise Erich Maria Remarque und Wolfgang Borchert in der Literatur oder Otto Dix in der bildenden Kunst hervorrufen: zerfetzte Gedärme, verpestete Lunge [...] Für das Fallen ist niemand so recht haftbar zu machen: der Schnee fällt, die Aktienkurse fallen – das Schicksal waltet hier wie dort.«
• Hartmut Häger, Kriegstotengedenken in Hildesheim, Gerstenberg 2006, S.22
»Die Entscheidung für Metaphern deutet darauf hin, dass das Grauen des Kriegstodes vom Denkmal verbannt werden sollte. An den geliebten Menschen möchte man sich nicht im Zustand seiner Hinfälligkeit erinnern, sondern ihn als kraftvollen Menschen im Gedächtnis bewahren. Das am häufigsten verwendete Wort ›Gefallener‹ (oder ›gefallen‹) schließt die Dimension des Kraftvollen in seine Definition ein. Die Vorstellung eines ritterlichen Turniers leuchtet auf. Nur ein Aufrechter kann zum Gefallenen werden.«
• Ebd. S. 60/61
»Die Überhöhung des soldatischen Opfers lässt sich nicht nur an den Kriegerdenkmälern ablesen, sondern auch am Siegeszug einer Metapher: ›der Gefallenen‹. [...] Ihre Stunde schlug im ersten Weltkrieg, als die unterschiedslose und massenhafte Vernichtung der Soldaten nach sprachlicher Bewältigung verlangte. Die Bezeichnung ›Gefallene‹ eroberte jetzt Inschriften und Ansprachen, Briefe und Statistiken.
Im Wort ›fallen‹ verschmolzen Abschiedsschmerz und Opfermythos, und mit jeder Verwendung wurde diese Verbindung abgerufen und bestätigt. Zugleich ließ sich der Ausdruck wie eine Abkürzung verwenden. Je selbstverständlicher wurde, dass ein Soldat der ›fiel‹, dies für das Vaterland, das Volk oder wofür auch immer tat, umso eher ließ sich auf die immer neue Benennung dieser Opferziele verzichten. Deren Gefühlswert übertrug sich auf das Wort ›fallen‹, das zur Chiffre all dieser Sinnstiftungen aufstieg. Wer gefallen war, der war jetzt stets schon für die vermeintlich gute Sache gestorben, der hatte seine Opferbereitschaft bewiesen.«
• Klaus Latzel, ZEITGeschichte 4/2018, S. 100
... und worin unterscheiden sich die Inschriften?
Helden
Vier Jahre waren die Soldaten bei zunehmender Technisierung des Krieges vor allem für das maschinelle Töten zuständig. Soldaten beider Seiten harrten im Schlamm in den Schützengräben aus und mussten den Tod als etwas jederzeit Mögliches, Alltägliches hinnehmen. Diese Abstumpfung des Einzelnen thematisiert die Inschrift nicht – im Gegenteil: sie glorifiziert den heldenhaften Kampf.
»Mit der Bezeichnung ›Held‹ sollte die besondere militärische Leistung des Gefallenen, die letztendlich vor allem in seinem Tod bestand, verbal ausgezeichnet werden. Der Tod der Soldaten belegt nicht ihr militärisches Versagen, sondern zeugt von besonderem Mut und Einsatz. [...] Die Soldaten, die lebend aus dem Krieg wieder heimgekehrt sind, werden in den Inschriften nicht als Helden bezeichnet.«
• Kerstin Klingel, Eichenkranz und Dornenkrone, 2006, Landeszentrale für politische Bildung Hamburg, S.89
»Keine neue Gedenktafel relativiert den sträflichen Unfug von ›Ehre‹, ›Heldentod‹ und ›Vaterland‹, kein Schaukasten erläutert, dass ein ›heiliger Kampf‹ niemals der für Kolonien, Absatzmärkte, Macht, Einflusssphären oder Rohstoffe sein kann, sondern [...] nur der für Gott und seine Liebesbotschaft, für die Zuneigung zum Nächsten und den Frieden in der Welt; dass also ein christlicher Kampf genau das Gegenteil von dem ist, was damals über Europa gebracht wurde.«
• kommunal.blogspot.de / Region Aschaffenburg-Miltenberg
»Jede Glorifizierung eines Menschen, der im Krieg getötet worden ist, bedeutet drei Tote im nächsten Krieg.«
• Kurt Tucholsky
Krieg ist die Hölle auf Erden
Diese Inschrift hätte Kurt Tucholsky so gut gefallen wie uns!
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Der Adler
»Der Adler ist als ›der mächtigste König im Luftrevier‹ (Anfang des ›Seeräuberlied‹, das zum Marschliederkanon der Wehrmacht gehörte), der König der Lüfte und wehrhafter Beschützer seines Horstes. In der griechischen Mythologie ist er ein Attribut des Gottes Zeus. Als heraldisches Symbol diente er von 1433 bis 1806 den Kaisern des heiligen römischen Reiches deutscher Nationen sowie deutschen Königen, Herzögen und Markgrafen als Wappenbild.«
• Hartmut Häger, Kriegstotengedenken in Hildesheim, S. 137
»Als Hoheitszeichen des Deutschen Reiches und als Symbol für deutsche Macht und Stärke galt der Seeadler. Der Raubvogel konnte nach 1871 wachsam nach Westen spähen, oft aufreizend mit den Flügeln schlagen und/oder den geöffneten Schnabel drohend dem französischen Feind entgegenstrecken. [...]
Unmittelbar vor der Unterzeichnung des Versailler Vertrages stieß die ›Deutsche Tageszeitung‹ vom 26. Juni 1919 den Stoßseufzer aus, es möge ›vielleicht doch in nicht so ferner Zeit [...] – der Tag komm[en], an welchem das Deutsche Volk sich aus seinem tiefen Fall wieder erheben kann und der deutsche Adler von neuem den Flug zur Sonne unternimmt.‹ Dieser sehnsüchtige Wunsch wurde in die Gedenkwelt hineingetragen [Hamburg-Gross Borstel, Oktober 1922: ›Mit kräftigen Krallen steht er trotzig und lauernd auf seinem eisernen Grund, den scharfen Blick nach Westen gerichtet‹. Wasserkuppe/Rhön, 1923, Weiherede des Oberstleutnants a.D. Walter von Eberhardt: ›Und eigene Kraft wird es sein, die alle Fesseln, die Schmach und Schande, die Not und Elend uns angelegt haben, wieder sprengen wird. Nach Westen blickt der Adler. Er weist uns den Weg, den wir gehen müssen.‹ Auch dort die Kranzschleife des ›Bundes der Jagdflieger‹ am Tag der Einweihung: ›Adler, Du, halte die Wacht! Um uns ist Schande und Nacht. / Siehe, dort hinter dem Rhein / Schlummert der Brüder Gebein / Bis einst der Morgen erwacht. Adler, Du, halte die Wacht!‹]«
• Loretana de Libero, Rache und Triumph, Krieg Gefühle und Gedenken in der Moderne, De Gruyter Oldenbourg, S.95f
Oberst a.D. Roethe beschrieb den steinernen Adler in der Festrede vor der Enthüllung des Warener Denkmals am 26. Juni 1932 folgendermaßen:
»Der Adler des Steins, der nun sogleich vor Ihren Augen erscheinen wird, er ist das Bild des Adlers der Deutschen, das Sinnbild von Deutschlands Macht und Herrlichkeit. Noch verkrampft sich die rechte Klaue auf dem am Boden liegenden Stahlhelm, dem Zeichen der deutschen Wehrhaftigkeit. Aber schon sieht er in der Ferne das Morgenrot des kommenden Tages, schon regt er die Flügel.
So gebe der allmächtige Lenker der Geschicke der Völker, der uns diese Prüfungszeit auferlegt hat, daß gar bald der Adler des Deutschen Volkes die mächtigen Schwingen breite zum stolzen kühnen Fluge der Sonne entgegen in die ferne glückhafte Zukunft unseres Volkes. Und daß wir bald die Gelegenheit finden, das stolze Lied in die Lüfte zu jubeln, das der Dichterherold unserer Väter ihnen mitgab in die Kämpfe und Märsche nach Paris, wo sie sich die Kaiserkrone und das einige mächtige Reich holten – das Lied:
Flieg, Adler, flieg! Wir folgen nach
Ein Einig Volk in Waffen.
Wir folgen nach, ob tausendfach
Des Todes Pforten klaffen.
Und fallen wir: Flieg, Adler, flieg!
Aus unserm Blute wächst der Sieg.
V o r w ä r t s ! «
Sieben Jahre später flog er dann wieder, der Adler: der 2. Weltkrieg begann mit dem Einmarsch der Deutschen Wehrmacht in Polen.
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Die deutsche Eiche
Die Eiche zählt schon lange als »deutscher« Baum. Ihr hartes Holz und das charakteristische, spät fallende Laub machten sie seit der Zeit der Germanen zum Symbol für Unsterblichkeit und Standhaftigkeit. In jüngerer Zeit, besonders seit der Romantik, gilt die Eiche zudem als Symbol der Treue.
Das Eichenlaub ist ein politisches und militärisches Symbol sowie eine Figur in der Heraldik, das den gelappten Laubblättern von in Mittel- und Südeuropa heimischen Eichenarten nachempfunden ist. Die Blätter können getrennt oder an einem Zweig angeordnet dargestellt sein.
Mit der Nationalromantik des 19. Jahrhunderts, mit der Deutschen Revolution 1848/1849 und der Reichsgründung 1871, die das Gefühl nationaler Einheit bestärkten, zog das Eichenlaub in die deutsche Symbolsprache ein. Auf deutschen Ehrenmalen, Kränzen, Hoheitszeichen und dergleichen dient Eichenlaub in ähnlicher Form wie Zweige des Lorbeerstrauches bzw. der Lorbeerkranz.
• Nach Wikipedia, abgerufen am 12. November 2019
Foto: Wikimedia Commons / Concord
Das Emblem der DDR mit Eichenlaub über dem Eingang zum Opernhaus in Leipzig.
Neben den »Doppeleichen« (»Up ewig ungedeelt«), die an die Schleswig-Holsteinische Erhebung von 1848 erinnern sollten und den »Friedenseichen«, die nach dem Deutsch-Französischen Krieg in Deutschland gepflanzt wurden, gab es in späteren Jahren auch die »Hitler-Eichen«. Der Größe und dem Umfang nach könnte es sich in Domsühl um so eine handeln.
»Die Eiche ist knorrig. So kann man sich auch die alten Germanen vorstellen, weniger die feinsinnigen Römer. Die Eiche ist überdauernd. Das wollten auch die Deutschen im Heiligen Römischen Reich. Die Eiche ist standfest. Treue, unerschütterliche Souveränität schrieben die deutschen Fürsten und Könige auf ihr Panier – und nach ihnen Adolf Hitler. Mit der Reichsgründung 1871 und dem Gefühl nationaler Einheit zog das Eichenlaub in die deutsche Symbolsprache ein. Auf deutschen Ehrenmalen, Kränzen, Hoheitszeichen, Orden und dergleichen diente es in ähnlicher Form wie Zweige des Lorbeerstrauches. Das Parteiabzeichen bzw. Parteisymbol der NSDAP hatte von 1920 bis 1945 einen Adler als Zeichen, der einen Eichenkranz in seinen Fängen hielt. Unerschütterlich ›wie die deutsche Eiche‹ und ähnliche Sprüche ließ die NS-Propaganda ab 1933 in Zeitungen veröffentlichen und über Lautsprecher verkünden. Da griff dann auch der Führer und Reichskanzler Adolf Hitler zum Spaten und pflanzte Eichen. [...] Im deutschen Volk wurde Hitler nach seiner Ernennung zum Reichskanzler fast schlagartig mit der deutschen Eiche gleichgesetzt. Denn für ihn pflanzten fast alle Städte und Dörfer, Stadt- und Ortsteile ihre ›Hitler-Eichen‹ und manchmal auch Linden. Es müssen Zigtausende gewesen sein, die teils noch stehen und bekannt sind, meistens inzwischen vergessen, wenn sie nicht schon 1945 umgehauen wurden.«
• Wolf Stegemann, 20. Januar 2014 auf der Website >www.rothenburg-unterm-hakenkreuz.de
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»Lerne vom Militär!«
Soldaten aus Domsühl, die im Krieg zu Tode gekommen sind und deren Namen und militärische Dienstgrade auf dem Denkmal eingemeißelt sind:
Karl Köster Musketier
Emil Dauck Ers. Res.
Johannis Jahncke Wehrmann
Fritz Jarchow Vizefeldw.
August Köster Füsilier
Johannis Zachow Landstrm.
Hermann Mau Gefreiter
Wilhelm Freude Landstrm.
Martin Heyden Gefreiter
Die Dienstgrade, die uns wie böhmische Dörfer vorkommen, kannte damals jedes Kind. Im Kaiserreich blühte der Militarismus: so schneidig wie die preußischen Soldaten sollte die gesamte Gesellschaft sein: vom Greis bis zum Knirps. Unbedingter Gehorsam war das Ziel.
»Bereits die Kinder wuchsen in einer militarisierten Umgebung auf. Kriegsspiele waren äußerst beliebt. In kaum einem Kinderzimmer fehlte ein Satz Bleisoldaten, ebenso gehörte der Matrosenanzug zur Grundausstattung. Zu Weihnachten sangen die Kleinen: ›Morgen kommt der Weihnachtsmann, kommt mit seinen Gaben, Trommel, Pfeifen und Gewehr, Fahn’ und Säbel und noch mehr, ja ein ganzes Kriegerheer möcht ich gerne haben.‹ In der Schule setzte sich die Einübung militärischer Denk- und Verhaltensmuster fort. Vielerorts glich das Schulleben einem zackigen Paukbetrieb, der wenig Raum ließ für Spontanität und Kreativität. [...]
›Lerne vom Militär!‹ – so lautete das Mantra der pädagogischen Fachliteratur. Das Aufstehen der Schüler beim Eintreten des Lehrers ins Klassenzimmer habe ›mit einem einzigen Ruck zu geschehen‹ und müsse ›klappen wie ein Bataillonstritt bei der Parade‹, hieß es in einem Lexikon der Pädagogik. Im ›Gänsemarsch mit regelrechtem Soldatenschritt‹ müssten die Schüler in den Pausen das Klassenzimmer verlassen und ›zwei und zwei im Schulhof ordnungsgemäß auf und ab marschieren‹.«
• Volker Ullrich, ZEITGeschichte 4/2018, S. 45
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