I N H A L T
• Das Denkmal
• Die Geschichte
• »Inhaltlich einwandfrei«
• 1914: Die Seegefechte im Südatlantik
• Das Bild
• »Unbesiegt in Scapa Flow«
• Der Turm auf dem Waseberg
• Hans Leip
• Die Parkanlage Bismarckstein
• Otto von Bismarck
...................................................................................................
Blankenese
Das Marinedenkmal in der Parkanlage Bismarckstein
Es steht auf der Aussichtsplattform des Wasebergs, dem höchsten Teil des Parks. Am 2. Juni 1935 hat die Stifterin, die »Marinekameradschaft Blankenese«, den Gedenkstein eingeweiht. Es ist ein Granit aus dem Bayrischen Wald, 180 Zentner schwer, 3,80 m hoch und 2,60 m breit. Er ist heute allen »Gefallenen der Marine« gewidmet.
Den Stein hüllt eine akkurat geschnittene Eibenhecke ein, die niedrige Metalleinfassung begrenzt sie. Der großzügige Zugang, gepflastert mit kleinen Granitsteinen, schließt zum Sandweg halbrund ab.
Eine schmale Kupfertafel, 186 cm hoch und 91 cm breit, ist in den Stein eingelassen. Sie wurde 1951 vom Blankeneser Goldschmiedemeister Hans Kay erstellt.
Im oberen Teil steht in ausgeblockten Zeilen ein Spruch von Hans Leip:
WAS AUCH
DIE SEE
VERSCHLANG
DIE ZEIT
VERSCHLANG
DAS WEH
EWIG BLEIBT
DIE SEE
Hans Leip, 1893 in Hamburg geboren, war ein Schriftsteller mit Hang zum Nationalsozialismus. Seine vorherrschenden Themen sind das Meer und die Seefahrt. Sein Nachruhm beruht hauptsächlich auf dem Gedicht »Lilli Marleen«, das als Lied im 2. Weltkrieg große Popularität erlangte.
Nach seinem Spruch (mehr dazu im übernächsten Kapitel »Inhaltlich einwandfrei«) folgt auf dem Stein die Darstellung eines Ankers in Kontur. Darunter die Widmung, mittig gesetzt:
ZUM
EHRENDEN
GEDENKEN
AN DIE
GEFALLENEN
DER MARINE
Die Norddeutschen Nachrichten schrieben am 14. April 1951:
»Die Tafel, die in ihrer schönen und schlichten Form von zeitloser Würde ist ...«.
Die Signatur des Goldschmiedemeisters Hans Kay.
Auf gleicher Pflasterung stehen mit dem Rücken zum Denkmalsplatz zwei Bänke mit Aussicht. Hier kann man den wunderbaren Blick auf die Elbe geniessen.
...................................................................................................
Die Geschichte
Am 29. Januar 1935 mahnt der Leiter des Marinevereins der Elbgemeinden beim Oberbürgermeister der Stadt Altona Pg. Brix die Genehmigung für den Denkmalsplatz an. Eine Skizze mit dem nachempfundenen Gemälde »Der letzte Mann« von Hans Bohrdt liegt bei. Dem Oberbürgermeister wird die Sache schmackhaft gemacht: »Zu der Einweihung wird wieder die Reichsmarine eingeladen, so dass dieser Tag auch einen erheblichen Fremdenverkehr nach Altona-Blankenese bringen wird.«
Garteninspektor Rindermann legt nach: »Bei stattfindenden Gedenkfeiern ist Raum für ca. 1000 Personen vorhanden, sowie auch die An- und Abmarschwege einen reibungslosen Verkehr ermöglichen.«
Es ist keine Überraschung: Oberbürgermeister Brix genehmigt die Errichtung mit einem abschließenden »Heil Hitler!«.
Der Schriftverkehr, StAHH 445-2 II Nr.493, S. 1-4
Foto: STHH, Best. 720-1/343-1_00008556
Da steht der Stein nun, am gewünschten Ort ist er am 2. Juni 1935 eingeweiht worden. Auf diesem Winterfoto kann man auch den Aussichtsturm auf dem höchsten Punkt des Wasebergs erkennen.
Foto: STHH, Best. 720-1/343-1_00008555
Die Bronzetafel mit der Reliefdarstellung nach Hans Bohrdts Gemälde zeigt eine Szene der Seeschlacht bei den Falklandinseln, nicht der Skagerragschlacht, wie fälschlicherweise oft geschrieben wird. Die wehende Fahne gehört also zu dieser verlorenen Schlacht, während die Liste auf der Tafel das gesamte gesunkene oder abgestürzte Marineequipment des verlorenen 1. Weltkriegs aufzählt.
1914 – 1918
Mit wehender Fahne
sanken vor dem Feind
1 Linienschiff 83 Torpedoboote
6 Spezialschiffe 92 Hilfsschiffe
7 Panzerkreuzer 136 Minensuchboote
10 Kanonenboote 199 Unterseeboote
17 Kleine Kreuzer 30 Marineluftschiffe
17 Hilfskreuzer 170 Marineflugzeuge
Eigentlich hätte die genannte Zeitspanne 1914 – 1919 heißen müssen, denn erst am 21. Juni 1919 hatte Konteradmiral Ludwig von Reuter im britischen Flottenstützpunkt Scapa Flow die gleichzeitige Selbstversenkung von 52 dort festgesetzten Schlachtschiffen, Kreuzern und Zerstörern der Hochseeflotte organisiert. Alles in allem war damit die Kaiserliche Marine im Kern zerschlagen.
Foto: STHH, Best. 720-1/343-1_00008555
Nach der Liste wird voller Ehrfurcht der toten Kameraden gedacht, das stolze Wort »Unbesiegt« ist dabei absurd:
Voll Ehrfurcht gedenken wir
unserer zu Wasser und zu Lande
gefallenen Marinekameraden
1919
Unbesiegt wurde die Flotte
versenkt in Skapa Flow
Es folgt das Relief eines Ankers. Nur dieses klassische Symbol der Marine wurde 1951 für die neue Tafel übernommen.
»Als wir etwas sehen konnten und Zeit zum Nachdenken hatten, wurde mir langsam klar, was für ein schreckliches Szenario sich hier abgespielt hatte. Wir dachten an Begriffe wie ›Ehre‹ und ›Ruhm‹, die so viele Menschen in ihrer Unwissenheit mit dem Krieg in Verbindung bringen. Sie hätten die Decks der SMS ›Broke‹ am 1. Juni 1916 um 4 Uhr morgens sehen sollen. Da hätten Sie gesehen, wie der ›Ruhm‹ und die ›Ehre‹ tatsächlich aussahen. Achtundvierzig unserer Männer waren gefallen und die meisten waren so zugerichtet, dass sie nicht mehr wiederzuerkennen waren. Weitere vierzig waren sehr schwer verwundet. Ungefähr fünf Stunden lang versuchten wir, alle unsere toten Kameraden zu finden, sie von dem halbzerstörten Mannschaftsdeck zu schleifen und ihre Leichen über Bord zu werfen, damit sie in der tiefen See ihre letzte Ruhe finden konnten. Das waren die ›Ehre‹ und der ›Ruhm‹, die uns zuteilwurden. Es kommt einem vor wie ein Massenmord. Man fragt sich, wie die Menschen diese Kühnheit aufbringen konnten. Hätten wir nur einmal kurz überlegt, auf was wir uns da einlassen, wären wir niemals in den Krieg gezogen.«
• Telegraphist J. Croad, SMS »Broke«, Deutsches Marinemuseum WHV
1935 war hinter dem Gedenkstein ein weithin sichtbarer Mast aufgebaut worden. Bei der Umgestaltung 1951 sollte der Mast erneuert werden, es wurden diverse Kostenvoranschläge eingeholt, doch dann ließ die Haushaltslage die Bewilligung der Mittel nicht zu. So ist der Stein bis heute ohne Mast geblieben.
Auch um die Kosten für die Umgestaltung des Steins wurde gerungen. Für die billigste Version – Platte weg und nur die Zahlen 1914 - 1918 einmeisseln – wird um Rat gefragt: »Vor zwei Tagen hat der Bildhauer Ruwoldt zusammen mit einem Steinmetz den Stein besichtigt und festgestellt, daß es sich um einen sog. Schichtfindling handelt. Diese Art Findlinge vertragen keine Bearbeitung, weil sie leicht abspringen und reissen.« Nach langem Hin und Her wird dann schließlich der Goldschmiedemeister Hans Kay mit der Ausführung seines Entwurfs für eine neue Platte beauftragt.
Aber auch die Politiker haben gerungen: die Haltung zu einem Kriegerdenkmal ist sehr divers:
Am 30. Juni 1950 tagt der Bezirksausschuss Altona: Pehmöller (SPD) fragt, »ob angesichts der Ruinen nicht genug Erinnerungen aus dem Krieg vorhanden sind. Hansen (CDU) schimpft zu Pehmöller gewandt, »dass diejenigen, die gegen das Marineehrenmal sind, sich schämen sollten.« Leffler (FDP) stellt fest, »dass die Ehre des Soldaten nicht von Ehrenmälern abhängt«. Dr. Wahl (KPD) weist darauf hin, »dass man das ehrfürchtige Gedenken an die Gefallenen dadurch am besten zum Ausdruck bringt, dass man sich um das Wohl der Hinterbliebenen kümmert«.
Sitzung Bezirksausschuss Altona, StAHH 445-2 II Nr.493, S.37-40
In der Sitzung vom 10. Oktober wird dann zum Entwurf der neuen Platte Stellung genommen: Herr Kowalke (DP) teilt mit, dass er dazu »in keiner Weise Stellung nehmen kann, sondern die Anbringung der alten Tafel fordert, da er in ihrer Entfernung eine Diffamierung des deutschen Soldaten sieht«.
Dem Entwurf wird dennoch mit 15 Stimmen – bei einer Enthaltung – zugestimmt
Im Juni 1957 befasst sich die Marine-Kameradschaft auf einem Kameradschaftsabend mit dem Denkmal auf dem Bismarckstein. Es soll eine Schiffsglocke angebracht werden, »die bei feierlichen Anlässen ertönen soll«. Berichtet wird von einem Gedenkgottesdienst für die »Gefallenen des Schlachtschiffs Bismarck« in Friedrichsruh. An dieser Feierstunde nahmen nicht nur die Blankeneser Marine-Kameraden teil, sondern »auch Großadmiral a. D. Raeder«.
Raeder war von 1928 bis 1943 Leiter des Oberkommandos der Marine und ab 1935 Oberbefehlshaber der Kriegsmarine der Reichs- bzw. Kriegsmarine. Er erhielt am 30. Januar 1937 das Goldene Parteiabzeichen der NSDAP. Im Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher vor dem Internationalen Militärgerichtshof wurde er angeklagt, in drei Anklagepunkten schuldig gesprochen und zu lebenslanger Haft verurteilt. 1955 wurde er entlassen.
Mehr zu Raeder auf Wikipedia
Bericht vom Kameradsschaftsabend, StAHH 445-2 II Nr.493, S.91
...................................................................................................
»Inhaltlich einwandfrei«
Am 24. Mai 1949 geht ein Schreiben vom Ortsamt Blankenese zur Kulturbehörde in der Feldbrunnenstraße: »... Es ist bei dem Beschluss betreffend die Entfernung der Tafel zum Ausdruck gebracht worden, dass die Ehrung in künstlerisch und inhaltlich einwandfreier Form erneuert werden soll.«
Allroundtalent und Marinekenner Hans Leip schlägt folgenden Text vor:
Was auch die See verschlang,
die Zeit verschlingt das Weh.
Macht, Ruhm und Ehr verklang.
Ewig bleibt die See.
Der Lichtwarkausschuss in Blankenese, dem die Prüfung des Spruchs obliegt, ist mit der dritten Zeile nicht einverstanden. Der Spruch heißt nun:
Was auch die See verschlang,
die Zeit verschlang das Weh,
ewig bleibt die See.
Das Ortsamt Blankenese versucht zu helfen: Der Lichtwarkausschuss hat also empfohlen, die 3. Zeile fortzulassen, um unnötiger Kritik vorzubeugen. Vielleicht könnte man statt der 3. Zelie sagen:
Was auch die See verschlang,
die Zeit verschlingt das Weh.
Macht, Glanz und Stolz verklang.
Ewig bleibt die See.
Hans Leip ist beunruhigt, er macht einen weiteren Textvorschlag:
See, See,
salzig von Tränen und Leid,
lösch aus das Gewesen!
Welt, aufersteh,
von falschem Ruhm genesen
zur Menschlichkeit!
Wir wissen nicht was der Lichtwarkausschuss zu diesem Text gesagt hat, er hat jedenfalls seinen eigenen Vorschlag durchgesetzt.
Brief des Ortsamts, StAHH 445-2 II Nr.493, S.23
1951 schreibt Hans Leip einen bösen Brief: Er hat von seiner eleminierten 3. Zeile erfahren. Der Sinn sei entstellt, »ganz abgesehen von der rein klanglichen Wirkung«. Als »Vertreter des deutschen Schrifttums« klagt er: »... genau so wenig, wie ich bisher das Geringste von einer Honorierung vernommen habe«. Die Antwort aus Hamburg kommt mit Hinweis auf die desolate Haushaltslage, ein wildes Gefeilsche beginnt und schließlich bezahlt Senator Landahl ihm »unter dem Gesichtswinkel der Kulturförderung« 100 Mark aus der Kasse der Kulturbehörde.
Schriftwechsel, StAHH 445-2 II Nr. 493, S. 64-69
Wir danken Anke Hönnig sehr herzlich – ohne sie hätte es diese Dokumentation nicht gegeben!
...................................................................................................
1914: Die Seegefechte im Südatlantik
Zu Beginn des 1. Weltkriegs befand sich der kaiserliche Vizeadmiral Maximilian Graf von Spee mit dem deutschen Kreuzergeschwader in der Südsee. Um dort nicht von den Japanern festgesetzt zu werden, entschied er sich im August 1914 für den Aufbruch nach Südamerika. Über Monate konnte das deutsche Geschwader den britischen, französischen, japanischen und russischen Verfolgern entkommen. Diese »Teufelskerl«-Geschichte begeisterte die Heimat und begründete zusammen mit dem nun folgenden Sieg über ein britische Geschwader Spees Ruf als Held der deutschen Marine.
Am 1. November 1914 trafen bei Coronel vor der Küste Chiles das britische 4. Geschwader und das Kreuzergeschwader von Admiral Spee aufeinander. Das deutsche Geschwader war artilleristisch und taktisch im Vorteil und verfügte über deutlich größere Feuerkraft. So konnten es bei nur drei Verwundeten die Schlacht für sich entscheiden. Nur zwei britische Schiffe konnten entkommen, insgesamt starben ca. 1.700 britische Seeleute. Das deutsche Kreuzergeschwader lief in den Hafen von Valparaiso ein und ließ sich dort von den Chilenen und den ansässigen deutschen Landsleuten ordentlich feiern, denn dieser Sieg zur See war der erste gegen Großbritannien seit rund einem Jahrhundert.
Um der Gefahr einer Blockade des britischen Handels durch das deutsche Kreuzergeschwader zu entgehen, schickte die britische Admiralität zwei Schlachtkreuzer von der Nordsee in den Südatlantik.
»Admiral Spee hatte nach Coronel verschiedene Optionen, er konnte das Kreuzergeschwader aufteilen und die Schiffe einzeln Handelskrieg führen lassen, er konnte sich im neutralen Ausland internieren lassen oder er konnte Kap Horn umrunden und eine Fahrt in die Heimat wagen. Beim anschließenden Versuch eines Durchbruches nach Deutschland traf das Kreuzergeschwader am 8. Dezember 1914 bei den Falklandinseln auf die gerade eingetroffenen Verstärkungen aus Europa und wurde durch ein überlegenes britisches Geschwader beinahe vollkommen vernichtet«, schreibt Daniel Schneider für das Bundesarchiv (siehe 1. Link).
Etwa 2.200 deutsche Seeleute starben, darunter Admiral Spee und seine beiden Söhne.
Die Schlacht von Coronel 1914 im Bundesarchiv
Mehr auf Wikipedia
Britische Fernsehdokumentation, Film auf YouTube von ca.1964
Das Gedicht »Der letzte Mann – aus dem Heldenkampf in der Seeschlacht bei den Falklandinseln am 8. Dezember 1914« von Heinrich Röser wurde zusammen mit dem Gemälde von Hans Bohrdt (siehe nächstes Kapitel) in großer Auflage als Postkarte etc. gedruckt.
Sie haben gefochten eins zu vier,
Nun zieht sie der Tod ins kühle Revier
Sie haben gefochten vier zu eins,
Die Helden im Strahl des Ewigenscheins.
Nun brennt das Schiff an Bug und Heck,
Die Mannschaft steht auf Vorderdeck.
Und wie sie in die Tiefe sinkt,
Greift sie zur Mütze und grüßt und schwingt,
Bis daß von Fluten begraben die Hand,
Hurra dem Kaiser und Vaterland!
Als sich vollendet das Geschick,
Kieloben treibt’s einen Augenblick
Und reckt noch einmal den wunden Rumpf
Und gurgelt hohl und gurgelt dumpf.
Da plötzlich aus der Meeresflut
Taucht ein Matrose, ein junges Blut,
Der hält über See in höchster Not
In der Rechten die Flagge schwarz-weiß-rot.
Mit ihr erklimmt er das brodelnde Wrack,
Fest steht er, ein Fels, standhaft und strack,
Er schwingt mit kräftiger Seemannshand
Noch einmal die Flagge fürs Vaterland.
Und als der Rumpf in der Flut versinkt,
Mit beiden Händen die Fahne er schwingt.
Und als die Welle den Kopf bedeckt,
Aus dem Wasser ein Arm noch die Fahne streckt.
Er läßt sie nicht, er nimmt sie hinein;
Sie soll auch im Tod sein Begleiter sein.
Den Gegenentwurf zur Heldenverehrung finden wir auf der Seite www.freiburg-postkolonial.de:
»Am 4.12.1912 wurde er [Spee] Kommandeur des Ostasiengeschwaders, das zuständig für die militärische Herrschaftssicherung in Kiautschou (China) und den diversen Südseeinseln in deutschem Besitz war. Es hatte seinen Sitz in Tsingtao/ Kiautschou, wo sich der einzige ausgebaute und befestigte deutsche Flottenstützpunkt im Ausland befand. Mit Beginn des 1.Welkriegs sollte das Geschwader im Indischen Ozean Kreuzerkrieg führen (Angriffe auf zivile und militärische Schiffe sowie Küstenstationen, Unterwasserkabel und Funkstationen). Während Spee den Kreuzer ›Emden‹ zu dieser marodierenden Tätigkeit abkommandierte, machte sich Spee mit dem Großteil der Schiffe jedoch bald auf den Weg Richtung Chile. Denn der Stützpunkt Tsingtao war nicht zu halten, das neutrale Chile aber hatte sein Wohlwollen gegenüber Deutschland signalisiert und so konnte man sich dort mit Kohlen versorgen. Zunächst besiegten sie noch im November 1914 bei den Coronel-Inseln eine schwache britische Kreuzerdivision und versenkten dabei zwei Panzerkreuzer (dies wurde z.B. in der Freiburger Zeitung mit dem Abdruck glorifizierender Auszüge aus einem Feldpostbrief honorierti). Nach der Umrundung von Kap Hoorn wendete sich das Blatt. Spee wurde am 8.12.1914 an Bord des Kreuzers Scharnhorst bei den Falklandinseln vor Argentinien selbst von der Britischen Marine versenkt. Insgesamt starben in der Schlacht ca. 2.100 Angehörige des Ostasiengeschwaders der Kaiserlichen Marine, ca. 214 überlebten.
Spee wurde anschließend als Held verherrlicht. 1917, 1939 und 1959 (sic!) wurden deutsche Kriegsschiffe nach ihm benannt und in verschiedenen Städten sind Spee- oder Falklandstraßen zu finden.«
Zum kompletten Text mit weiterführenden Links
...................................................................................................
Das Bild
»Mit wehender Flagge sanken vor dem Feind« – dieser Spruch stand auf der ersten Bronzeplatte des Marinedenkmals unter dem als Relief umgesetzten Abbild des wohl berühmtesten Gemäldes von Marinemaler Hans Bohrdt. Dieses Gemälde hat eine große Verbreitung gefunden hat – erstaunlicherweise bis heute, siehe das Mousepad am Ende dieses Kapitels.
»Am 8. Dezember 1914 trafen Graf Spees Auslandsgeschwader und englische Kreuzer bei den Falkland-Inseln aufeinander. Nachdem am 1. November 1914 bei Coronel den Deutschen noch ein Seesieg gegen die Engländer gelungen war, so geriet ihnen dieses Treffen zur Niederlage, bei der vier deutsche Kreuzer versenkt wurden. Es sollen dabei Matrosen auf den Schiffen mit hochgehaltener Flagge und singend untergegangen sein. [...] Dieser zumindest 1914/15 relativ vage Sachverhalt war die Veranlassung für Hans Bohrdts Ölgemälde. [...] Auf dem Plattenboden eines gekenterten Schiffes kniet, umleckt von Wellen, die die Flächen schon überspülen, auf dem Kielbalken ein Mann in Matrosenunifom und hält die deutsche Kriegsflagge, eine Bootsflagge, am zerbrochenen Stock hoch. Der Kiel des versinkenden Schiffes ragt von rechts nach links schräg ins Bild hinein, zeigt auf drei Kriegsschiffe, die in unterschiedlicher Entfernung zueinander auf den Untergangsort zuhalten, um den noch andere Menschen schwimmen. Eines der Fahrzeuge, das am weitesten herangefahrene, zeigt an der Gaffel und im Topp des achteren Mastes die englische Kriegsflagge. Die Fahrzeuge sind zum Teil beschädigt, eines brennt.«
• Meyer-Friese, B. (1981). »Der letzte Mann« – Legenden um eine Wahrheit: Bemerkungen zur Rezeptionsgeschichte eines Bildes. Deutsches Schiffahrtsarchiv, 4, 111
Boye Meyer-Friese hat alle Facetten der Geschichte zu diesem Gemälde beleuchtet.
Hier seine vollständige Erörterung
Foto: STHH, Best. 720-1/343-1_00008555
Der letzte noch lebende Soldat streckt mit trotziger Geste gegen die Ungerechtigkeit des Schicksals die Reichskriegsflagge in die Höhe. Sie war die offizielle Kriegsflagge der Streitkräfte des Deutschen Reiches in der Zeit von 1871 bis 1945 – ein kraftvolles Symbol der deutschen Nation und deshalb bis heute beliebt in der rechten Szene.
Für das Marinedenkmal wurde die Szene in Bronze gegossen. Der Marineverein der Elbgemeinden kündigte dem Herrn Oberbürgermeister der Stadt Altona Pg. [Parteigenosse] Brix am 29. Januar 1935 die baldige Einweihung an. Vereinsleiter Seeburg ist überzeugt, dass dieses Ehrenmal »der Stadt Altona zum Ruhme gereichen wird« und zeichnet mit »Heil Hitler!«.
Senator Dr. Nevermann sieht das 13 Jahre später anders: »Ausserdem steht auf dem Bismarckstein noch das Marineehrenmal mit der nationalistischen, geschmacklosen Platte und Inschrift. Ich würde empfehlen, den großen Stein einfach plattzulegen und ihn als Sitzgelegenheit zu benutzen.«, schreibt er an das Ortsamt Blankenese und meint vermutlich mit der Platte nach unten.
Auch Oberbaudirektor Meyer-Ottens gefällt die Bronzetafel nicht: »Die Bronzetafel ist so unoriginell und geistig so abgegriffen, daß man kein Verständnis dafür hat, wie diese Scheußlichkeit noch länger geduldet werden soll. Es nützt nichts bei diesen Dingen, einige Worte auszuradieren. Der auf dem Floß absaufende und Fahnen hochhaltende Matrose ist im Kunstdruck so oft in jedem geschmacklosen Papierladen erhältlich gewesen und hat die Wohnungen der deutschen Bürger geziert und ziiert sie auch noch heute, daß man nur die geistige Armut bewundern kann, die seinerzeit ein schlechtes Bild als Vorwurf nahm, um es in Bronze noch schlechter zu gießen.
Es handelt sich bei solchen Dingen nicht um politische Rührseligkeiten, sondern darum, daß die heranwachsende Jugend es gewohnt wird, minderwertiges Zeug als bedeutend zu empfinden. Dagegen hat sich jeder, der sich jemals mit den Fragen der Gestaltung befaßt hat, und der im Sinne des Aufrufs des Bürgermeisters im Geiste Lichtwarks mitarbeitet, auszusprechen.«
• Quelle der Zitate siehe PDFs zur Geschichte des Marinedenkmals
Das Mousepad – gut, dass Oberbaudirektor Meyer-Ottens es nicht sehen musste!
Aktuell findet man im Internet auch Angebote wie z.B.: »Das Kunstwerk Der letzte Mann – Bohrdt Hans liefern wir als Kunstdruck auf Leinwand, Poster, Dibondbild oder auf edelstem Büttenpapier«.
...................................................................................................
»Unbesiegt in Scapa Flow«
»Unbesiegt wurde die Flotte versenkt in Skapa Flow« – das ist der finale Satz auf der ersten Bronzeplatte des Marinedenkmals. Was steckt dahinter?
»Die Selbstversenkung der Kaiserlichen Hochseeflotte fand am 21. Juni 1919 im britischen Flottenstützpunkt Scapa Flow statt, in dem die ehemalige kaiserliche Flotte als Folge des Waffenstillstands am Ende des Ersten Weltkriegs interniert worden war. Da die deutsche Regierung kurz davor stand, den Vertrag von Versailles zu unterzeichnen, der in Artikel 184 die Auslieferung aller Kriegsschiffe in Scapa Flow vorsah, initiierte Konteradmiral Ludwig von Reuter die organisierte Selbstversenkung. Damit war der Kern der Kaiserlichen Marine zerstört.
Foto: Wikimedia Commons / gemeinfrei
Untergehendes deutsches Torpedoboot in Scapa Flow: gleich springt der letzte Mann ins Rettungsboot!
Die Versenkung der Schiffe wurde von englischer Seite als ein Bruch der Waffenstillstandsbedingungen angesehen, die es verboten, militärische Ausrüstung zu zerstören. Von Reuter wurde deswegen des Vertragsbruches beschuldigt und mit seinen Seeleuten in Kriegsgefangenschaft genommen.«
• Wikipedia, abgerufen am 16. November 2021
Mehr dazu auf Wikipedia
Im Archiv der Illustrierten Stern findet sich dieser Bericht: »21. Juni, der Tag, an dem die deutsche Hochseeflotte versank«
»Ohne einen Schuss abzugeben, versank der Stolz des Kaiserreiches. 52 deutsche Schiffe gingen unter. Ihre Besatzungen hatten ein letztes Mal die Flagge des Kaisers gehisst, bevor sie ihre eigenen Schiffe fluteten und in die Tiefe schickten. [...]
Vor dem Ersten Weltkrieg blickte Deutschland mit Stolz auf die Marine. Der Aufbau der Hochseeflotte lag dem Kaiser und den patriotischen Deutschen besonders am Herzen. Eine mächtige Kriegsmarine sollte dem Reich auf der ganzen Welt den ersehnten ›Platz an der Sonne‹ sichern.
Doch als der Krieg 1914 begann, stellte sich schnell heraus, dass er am Boden entschieden wurde. In einem schnellen Vorstoß wollten die Deutschen Paris besiegen – dazu wurde die Flotte nicht benötigt. Als sich die Fronten in einem endlosen Grabenkrieg festgefahren hatten, sollte die Hochseeflotte versuchen, die Meere zu beherrschen und so den Krieg zu entscheiden.
Am Skagerrak kam es vom 31. Mai 1916 bis zum 1. Juni 1916 zur einzigen großen Seeschlacht des Krieges. Nach ersten schweren Verlusten der Briten fuhr die deutsche Schlachtlinie geradewegs in eine Falle. Mit einem kühnen Manöver rettete Admiral Scheer seine Schiffe und brach die Schlacht ab. Von den Verlusten her betrachtet, endete die Schlacht mit einem ›Unentschieden‹. Strategisch war es ein Sieg der Briten. Die Deutschen konnten nicht aus ihren Häfen ausbrechen und forderten die Royal Navy nie wieder heraus.
Während Millionen von Infanteristen von Granaten zerfetzt wurden und am Giftgas erstickten, verbrachte die Flotte den Krieg im Wesentlichen in den sicheren Häfen. Als der Krieg rettungslos verloren war, wollten einige Offiziere zu einem selbstmörderischen Angriff auflaufen – doch die Matrosen folgten ihnen nicht mehr. Die Revolution brach aus und das Kaiserreich fiel in sich zusammen.
Die Übergabe der deutschen Hochseeflotte an die Alliierten war eine der Bedingungen des Waffenstillstands, der den Ersten Weltkrieg im November 1918 beendete. 70 deutsche Schlachtschiffe, Kreuzer und Zerstörer unter dem Kommando von Konteradmiral Ludwig von Reuter trafen am 21. November an der schottischen Küste vor dem Firth of Forth ein, um die Flotte dem britischen Admiral Sir David Beatty zu unterstellen. Die Übergabe verlief friedlich und Beatty schrieb nicht ohne Ironie an seine Frau: ›Nun, Pansy, wir haben endlich die Hochseeflotte getroffen.‹ Die Hochseeflotte, die jahrelang die Begegnung mit Beattys Schiffen vermieden hatte.
Die Alliierten waren uneins, was mit den deutschen Schiffen geschehen sollte, also wurden sie in den großen Naturhafen Scapa Flow der Orkneyinseln gebracht, um dort interniert zu werden. Es trafen noch weitere Schiffe ein, schließlich waren es 74 mit rund 20.000 deutschen Seeleuten. Die meisten Seeleute kehrten nach Deutschland zurück, nur eine Notbesatzung blieb. ›Die Schiffe wurden nicht wirklich übergeben und darum gab es keine britischen Truppen an Bord, um zu verhindern, dass sie versenkt wurden‹, sagte Tom Muir vom Orkney Museum gegenüber BBC Radio. ›Sie waren Eigentum der deutschen Regierung und blieben das während ihrer gesamten Zeit hier.‹«
Link zum Artikel (mit Werbung)
Bild: Ausschnitt der Postkarte von BBV / JoE-Archiv
Diese Postkarte wurde 1935 zur Einweihung des Denkmals gedruckt. Man muss die Geschichte kennen, um die verdrehte Bewertung zu erkennen, die der Spruch am Ende offenbart.
...................................................................................................
Der turm auf dem Waseberg
Der Waseberg ist der höchste Teil der Parkanlage Bismarckstein, er ist mit 87 Metern über NN die dritthöchste Erhebung Hamburgs und Teil eines Höhenzugs am Nordufer der Elbe.
1863 hatte der damalige Besitzer des Geländes W. J. Louis dort einen Aussichtsturm errichten lassen.
Auch auf dieser Postkarte, gelaufen am 22. September 1904, hat der Turm noch seine ursprüngliche Form, sein Standort wird mit Bismarckstein bezeichnet.
Auf dieser Karte, gelaufen 2. August 1911, ist der Aussichtsturm in neuer Gestalt zu sehen. Er ist um einen äußeren Rundlauf und eine attraktive Kuppel erhöht worden.
Großer Auftritt für den Turm in den 30er Jahren: Ein breiter Weg und perfekte Treppen führen durch eine gepflegte Anlage zu ihm hinauf.
Foto: STHH, Best. 720-1/343-1_00008559
Foto vom 3. März 1948. Der Krieg ist vorbei: Der Turm hat seine Kuppel verloren und der Rundlauf sein Geländer. Schon am 29. Januar 1948 hatte Senator Dr. Nevermann an das Ortsamt Blankenese geschrieben: »An dem Aussichtsturm des Bismarckparks in Blankenese befindet sich noch die Inschrift ›Wir Deutschen fürchten Gott sonst nichts auf der Welt‹. Die Furchtlosigkeit besteht offenbar darin, daß man alsdann den Turm besteigt, dessen Plattform nicht von einem Geländer umgeben ist. Ich habe bereits dem Hochbauamt den Auftrag gegeben, ein Geländer anzubringen. Die Inschrift ist – soviel ich gesehen habe – sehr leicht mit Hammer und Meißel zu entfernen. Ich bin der Auffassung, daß dies schnellstens geschehen müßte.«
Am 30. März 1948 meldete Herr Schöning, Obersenatsrat im Ortsamt Blankenese Vollzug. Das Bismarck-Wort »Wir Deutschen fürchten Gott sonst, nichts auf der Welt« sei entfernt worden, die Wiederherstellung des Turms in die Wege geleitet.
Am 7. April 1948 schaltet sich Oberbaudirektor Meyer-Ottens ein: »Die Mehrheit der Mitglieder des Lichtwark-Ausschusses hatte sich in einer gestrigen Sitzung dazu entschlossen, dieses häßliche Bauwerk verschwinden zu lassen. Dadurch, daß man so einen Spruch wie »Wir Deutschen fürchten Gott, sonst nichts auf der Welt« von einer Tür abnimmt, verbessert man das Bauwerk nicht.« Die Architekten möchten einen Wettbewerb zur Umgestaltung des Turmes vornehmen.
Herr Schöning antwortet am 24. April: »Der beratende Ausschuss und das Ortsamt stehen einmütig auf dem Standpunkt, den Aussichtsturm stehen zu lassen. Wenn er auch äußerlich ein nicht gerade schönes Bauwerk ist, so wird das völlig ausgeglichen durch den überwältigend schönen Rundblick ...«.
• Quelle der Zitate siehe PDFs zur Geschichte des Marinedenkmals
Foto: W. Busch. Bestand: BBV / JoE-Archiv
Modell aus dem Jahr 1950, hervorgegangen aus dem oben genannten Architektenwettbewerb. Es ist nie realisiert worden.
Wir danken Joachim Eggeling vom Blankeneser Bürger-Verein für die Postkarten, das Foto vom Turmmodell und die Informationen dazu.
Foto vom April 2021: Ein trauriger Anblick – Der Turm ohne Fenster und unschöner Spitze wird heute als Funkturm benutzt. Der Rundlauf hat zwar ein zartes Geländer bekommen, aber der Turm ist seit den 1970er Jahren nicht mehr öffentlich begehbar.
Bekanntheit in unserer Zeit erlangte der Turm vor allem durch den steilen Anstieg der am Berg entlang führenden Straße als besondere Herausforderung bei Radrennen. Der Anstieg auf den Waseberg, vom Elbufer hinauf in den Ortskern von Blankenese, ist mit seinen 70 Höhenmetern und durchschnittlich über 10 % Steigung einer der steilsten in Hamburg. Seine Länge beträgt rund 700 Meter. Die ersten 400 Meter verlaufen über den Falkentaler Weg mit einer Steigung von 5 %. Der eigentliche Waseberg beginnt dann nach einer scharfen Rechtskurve. Diese letzten 300 Meter weisen eine Steigung von 16 % auf.
...................................................................................................
Hans Leip
Der Schriftsteller, Journalist, Grafiker und Maler wurde 1893 in Hamburg geboren. Unterhaltsame Romane und Seefahrergeschichten machten ihn bekannt. Als Rekrut bei der preußischen Garde in Berlin wurde er 1915 im 1. Weltkrieg an die Ostfront eingezogen. Im gleichen Jahr kam er schwer verletzt zurück und stürzte sich nach Kriegsende ins ausschweifende Künstlerleben der 20er Jahre.
Foto: Wikimedia Commons
Hans Leip auf einem Foto 1932: eine neue Zeit bricht an! Wikipedia schreibt über die nächsten Jahre (abgerufen am 16.11.2021):
»Im NS-Kampfblatt Krakauer Zeitung erschienen über 50 Texte von Hans Leip. Für die UFA-Filme Gasparone (1937), Nordlicht (1938) und Der letzte Appell (1940) schrieb Leip an den Drehbüchern mit. Leip ließ sich von der NS-Propagandaführung als Biograph des zum arischen Kämpfertypus stilisierten Boxstars Max Schmeling gewinnen und nahm 1940 und 1941 an den sogenannten Weimarer Dichtertreffen teil, die von Joseph Goebbels als Schaulauf für die nationalsozialistische Literaturelite organisiert wurden. Am 1. September 1942 wurde Leip von Adolf Hitler (zusammen mit etwa 50 weiteren Schriftstellern und Drehbuchautoren) das Kriegsverdienstkreuz II. Klasse ohne Schwerter verliehen.«
Foto: An-d / Wikimedia Commons, Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported license
Wegweiser am Hans-Leip-Ufer in Klein Flottbek zum Europäischen Fernwanderweg E1
Seit 2020 lässt das Hamburger Staatsarchiv Straßennamen auf »NS-Belastung« überprüfen. Hans Leip ist eine der 58 Personen, nach denen Straßen und Plätze in der Hansestadt benannt sind, die der Historiker David Templin von der Universität Osnabrück auf ihre Beziehungen zum Nationalsozialismus untersucht hat. »Anpassung, schriftstellerische Dienstleistungen für NS-Stellen und vereinzelte positive NS-Bezüge gingen einher mit dem Bemühen um eine gewisse (innere) Distanz«, befindet der Templin-Bericht über ihn.
»Leip trat zwar der Partei nicht bei, arrangierte sich aber mit den neuen Machthabern. Erst nach Kriegsausbruch 1939 begann er, sich deutlicher zu distanzieren. [...] Nach dem Krieg beanspruchte Hans Leip eine führende Rolle bei der Erneuerung des Hamburger Kulturlebens. Doch seine Ambitionen, Präsident der neuen Sektion Hamburg des internationalen Schriftstellerverbands PEN zu werden, scheiterten am Widerstand der aus dem Exil zurückgekehrten Kollegen; obwohl einige unbelastete Autoren wie Johannes R. Becher und Erich Kästner für ihn bürgten. Gekränkt verließ er 1949 seine Vaterstadt und zog sich bis zu seinem Tode nach Fruthwilen in die Schweiz zurück.«
Birgit Fleischmann im Deutschlandfunk
...................................................................................................
Der Bismarckstein
Namensgeber der Parkanlage ist Otto von Bismarck und mit ihm der nie realisierte Plan für ein riesiges Denkmal auf dem Waseberg.
Das Denkmal aus Kupfer sollte eine Höhe von 30 Metern haben und auf einem 20 Meter hohen Granitsockel stehen. Der Entwurf aus dem Jahr 1893 stammte von Ernst Wenck aus Berlin und Georg Thielen aus Hamburg. Bismarckverehrer und Mitbegründer der Holstenbrauerei Anton Julius Richter, der damalige Besitzer des Geländes, hatte ihn in Auftrag gegeben. Der Spendenaufruf der Gemeindevertretung von Blankenese erschien zum 80. Geburtstag von Bismarck 1895. Er fand die Unterstützung von Georg von Steinmann, Alfred Waldersee, Otto Giese, Robert Miles Sloman und Adolph Woermann. Bürger aus Altona und Hamburg kamen dem Spendenaufruf nach, die Errichtung des Denkmals scheiterte jedoch am Veto von Kaiser Wilhelm II.
Auf einer Informationstafel am Elbhang wird der Entwurf präsentiert. Verwirklicht wurde stattdessen ab 1901 Deutschlands größtes Bismarckdenkmal an den Landungsbrücken, mit 34,3 Metern Höhe genauso gigantomanisch wie das geplante auf dem Waseberg. Da hatten sich dann die Hamburger Kaufleute mit ihrer Dankbarkeit für die für sie so lukrative Kolonialpolitik Bismarcks durchgesetzt.
Der Erinnerungsstein am Anfang des Treppenaufgangs zum Waseberg mit der Inschrift:
Bismarckstein.
Gemeindepark.
1. April 1910.
Der vormalige Besitzer des Bismarcksteingeländes Anton Julius Richter, ein Hamburger Bankier, Unternehmer und Mitbegründer der Holstenbrauerei, starb 1909 in seiner Geburtsstadt. Seine Erben veräußerten den Bismarckstein am 1. April 1910 an die Gemeinde Blankenese. Seitdem ist der Park mit Blick auf die Elbe öffentlich zugänglich.
...................................................................................................
Otto von Bismarck
Er war von 1867 bis 1871 Bundeskanzler des Norddeutschen Bundes und von 1871 bis zu seiner Entlassung durch Wilhelm II. 1890 Reichskanzler. Er gilt als Begründer des Deutschen Reiches, einen liberalen Verfassungsstaat hatte er dabei nicht im Sinn. Er verfolgte die Interessen der militärischen und aristokratischen Führungsschicht Preußens bzw. nach 1871 des Deutschen Reichs. Für den deutschen Herrschaftsanspruch führte er zwischen 1864 und 1872 zwar drei Kriege, doch der Professor für Neueste Geschichte Christoph Nonn konstatiert in Zeit Geschichte/2021 »Die Kanzler«: »...sein Beitrag zur Reichsgründung wird bis heute überschätzt«.
Bismarck führte das Sozialversicherungssystem ein, aber auch das repressive Sozialistengesetz. Um das Gesetz gegen die Sozialdemokratie und die Arbeiterbewegung im Reichstag durchzusetzen, nutzte er die Empörung über die Attentate auf den beim Volk beliebten Kaiser Wilhelm I.
Das Sozialistengesetz auf LeMO
»In der deutschen Geschichtsschreibung dominierte bis Mitte des 20. Jahrhunderts eine ausgesprochen positive Bewertung von Bismarcks Rolle, die teilweise Züge einer Idealisierung trug. Nach dem Zweiten Weltkrieg mehrten sich kritische Stimmen, die Bismarck für das Scheitern der Demokratie in Deutschland mitverantwortlich machten und das von ihm geprägte Kaiserreich als obrigkeitsstaatliche Fehlkonstruktion darstellten.«
• Wikipedia, abgerufen am 7.11.2021
Mehr auf Wikipedia
1884 hatte Bismarck die Kongo-Konferenz einberufen, auf der die europäischen Kolonialmächte den afrikanischen Kontinent zwecks Ausplünderung unter sich aufteilten und war so Wegbereiter des deutschen Kolonialismus.
Das größte deutsche Bismarck-Denkmal – mehr als 34 Meter hoch – wurde 1906 gegen Proteste der SPD auf einer Anhöhe in Hamburg St. Pauli eingeweiht. Die Hamburger Kaufleute, die von der Kolonialpolitik Bismarcks profitierten, hatten es gestiftet. Es zeigt den »Eisernen Kanzler« als Roland mit Schwert und Umhang. Später wurde es zur Kultstätte für nationale und völkische Aufmärsche, dann auch für die NSDAP.
Pastor i. R. Ulrich Hentschel, der ehemalige Studienleiter für Erinnerungskultur in der ev. Akademie beschreibt Bismarck und sein Denkmal:
Link zum Film auf YouTube
Von AFD bis zu den Jungen Nationalisten – die Mitglieder der rechten Szene sind Bismarckfans.
Bei Amazon kann Mann dieses T-Shirt mit Bismarckzitat kaufen: »Wenn die Deutschen zusammenhalten, so schlagen sie den Teufel aus der Hölle«.
...................................................................................................
<<< schließen