Hintergründe

»Unseren Helden«

Historie, Inschriften und Symbole der Denkmäler

Ein Jahrzehnt nach dem Ende des 1. Weltkriegs wurden in Stadt und Land Kriegerdenkmäler errichtet, oft auf Initiative von Veteranenverbänden, aber in der Regel mit politischer und kirchlicher Unterstützung. Die meisten dieser Denkmäler enthalten in ihren Inschriften, Symbolen und formaler Gestaltung Deutungen des Kriegs und des millionenfachen Soldatentodes. Diese Deutungen sind nicht einfach aus einem damaligen »Zeitgeist« heraus zu erklären (und zu rechtfertigen), sondern fügen sich bewusst in die wieder erstarkende Propaganda für Revanche und Glorifizierung des Soldaten als Kämpfer für das deutsche Vaterland ein.

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Kriegerdenkmäler in Hamburg

Eichenkranz und Dornenkrone

von Kerstin Klingel
Landeszentrale für politische Bildung Hamburg, 2006

Mehr als 150 Kriegs- und Kriegerdenkmäler stehen heute im öffentlichen Raum der Freien und Hansestadt Hamburg. Sie zeugen von fast 200 Jahren, in denen Deutschland mehrmals Krieg geführt hat.  ... Kriegerdenkmäler unterscheiden sich von anderen Denkmälern dadurch, dass mittels ihrer der Kriegstod nachträglich kommentiert bzw. interpretiert wird. Demnach sind Kriegs- und Kriegerdenkmäler immer als politische Stellungnahmen derjenigen zu verstehen, die sie errichten, also der Denkmalsstifter. Sie richten sich häufig nach außen, gegen die militärischen Gegner, aber stets auch nach innen, an die eigenen Mitbürger. Kriegerdenkmäler beziehen sich auf ein vergangenes Ereignis und entwickeln daraus Botschaften für Gegenwart und Zukunft. ... Das vorliegende Buch versucht, die Entstehungsgeschichte von Hamburgs Kriegerdenkmälern zu beleuchten und ihre Botschaften zu entschlüsseln. Denn erst das Verständnis der Denkmalsaussage ermöglicht die eigene Positionierung dazu.

Die Kapitel 1. Einleitung/Daten und Fakten, 2. Aufstellungsorte, 3. Formen und 4. Inschriften aus Kerstin Klingels Buch:

 

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Über den »Sinn« von Kriegerdenkmälern

Der »Gegenwind« (www.gegenwind.info), die Zeitschrift für Politik und Kultur in Schleswig-Holstein, veröffentlichte im Juni 1999 einen Beitrag von Prof. Dr. Alf Schönfeldt vom germanistischen Seminar der Christian-Albrechts-Universität in Kiel.

 

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Denkmäler

Die Kapitel: »Denkmäler für Kriegsopfer« (1) und »Denkmäler als historische Quellen« (2) aus Claudia Eisert-Hilberts Examensarbeit (1987): »Denkmäler für Soldaten und andere Kriegsopfer seit dem Ersten Weltkrieg im Kreis Pinneberg« können Sie hier lesen.

 

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Zitate

In der Zeit zwischen den Weltkriegen gab es nicht nur nationalistisch gesinnte, kriegsbegeisterte Menschen.

 

GEDENKMÄLER

Text von Ignaz Wrobel alias Kurt Tucholsky, 1890 − 1935, Freitod. Pseudonyme: Kaspar Hauser, Peter Panter, Theobald Tiger, Ignaz Wrobel, deutscher Schriftsteller und Journalist, Literatur- und Theaterkritiker der Zeitschrift »Die Schaubühne«.

 

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tradition

Problematische Rituale

Volkstrauertag zwischen Totengedenken und Militärkritik

BuWe Volkstrauer Munchen schmal web

Dass viele der bestehenden Denkmäler bis heute als Orte der Erinnerung wahrgenommen werden, zeigt sich jedes Jahr am Volkstrauertag. An diesem Tag finden an vielen Kriegerdenkmälern und Soldatengräbern in Stadt und Land Kranzniederlegungen und Gedenkveranstaltungen statt, oft im Anschluss an die Gottesdienste. Gestaltet wird das Ritual von Kirchengemeinden, Bürgermeistern, Freiwilliger Feuerwehr, Heimatvereinen und Soldaten der Bundeswehr. Früher noch regelmäßig, heute eher seltener sind auch Vereinigungen und Kameradschaften ehemaliger Soldaten des Deutschen Reiches beteiligt.

Über die Geschichte dieses Rituals und die Bemühungen um seine Neugestaltung soll hier informiert werden.

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                VT Plakat web

Lesen Sie den Bericht über die Veranstaltung der Evangelischen Akademie der Nordkirche in Kooperation mit dem Jugendarbeitskreis des Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V., Landesverband am 3. November 2014.

http://www.volksbund.de/nc/hamburg/aktuelles1/meldungen-im-detail/artikel/der-volkstrauertag-ein-problematisches-ritual.html

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In München:

Die Bundeswehr auf ihrem alljährlichen Volkstrauermarsch zum Kriegerdenkmal im Hofgarten – das Sturmgewehr g36 von Heckler & Koch geschultert.

BuWe Volkstrauer Munchen web

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Schleswiger Nachrichten

22. Oktober 2014

Schles Nachr 22.10 web
 

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Nienstedten web

● Blumengebinde zum Volkstrauertag auf dem Friedhof Hamburg-Nienstedten

Volkstrauertag web

Foto: Jennifer Held

● 2012: In Euskirchen werden Kränze am Steinkreuz niedergelegt

Bramfeld KK web

Foto: Kerstin Klingel

● Der Soldat in Hamburg-Bramfeld reich geehrt zum Volkstrauertag

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Vom Heldengedenktag zum Volkstrauertag

Eine kurze Einführung in die Geschichte und gegenwärtige Praxis vor allem in Hamburg findet sich bei Kerstin Klingel in: »Eichenkranz und Dornenkrone« (Landeszentrale für politische Bildung Hamburg, 2006)

 

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Neonazis und der idealisierte deutsche Soldat

Seit dem Jahr 1987 forscht und publiziert das Duisburger Institut für Sprach- und Sozialforschung zu gesellschaftlichen Entwicklungen im In- und Ausland. Es analysiert die Genese von sozialen und kulturellen Ordnungen, um emanzipative Ansätze für eine demokratische Praxis in Politik, Pädagogik und Journalismus zu fördern. Wir dokumentieren hier einige Seiten aus der Broschüre »Kriegsdenkmäler als Lernorte friedenspädagogischer Arbeit« vom November 2012.

Weitere Informationen: www.diss-duisburg.de 

 

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Im Alstertal

In unserer Zeit finden traditionell am Volkstrauertag Gedenkveranstaltungen an den Denkmälern für Kriegstote statt. Beteiligt sind dabei neben den örtlichen Vereinen fast immer die Evangelisch-Lutherische Kirche und die Freiwillige Feuerwehr. Mitglieder der FF fungieren als Fackelträger. Bis vor etwa zwanzig Jahren trugen sie dabei Helme ohne Nackenleder. Diese militärähnliche Kostümierung ist in Hamburg wohl inzwischen verpönt (in Poppenbüttel postierten sich die Fackelträger 2013 sogar in Schutzanzügen anstelle von Uniformen), wurde aber 2013 in Glashütte noch praktiziert.
Zu den derzeitigen Zeremonien im Alstertal gehören Ansprachen, Musik, Lieder und Kranzniederlegungen. Auch das Lied vom »guten Kameraden« wird gesungen. Die Kränze stammen überwiegend von örtlichen Vereinen und der CDU. Das Interesse der Öffentlichkeit an den Feierstunden ist gering. So nahmen 2013 in Poppenbüttel etwa 60 Menschen teil, aber inklusive der Musikanten, Sänger und Angehörigen der beteiligten Vereine. Echte »Privatpersonen« waren kaum vertreten.

Angelika Rosenfeld im Jahrbuch des Alstervereins 2014, Seite 21

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Volkstrauertag 1954

Redner ist Hans Harder Biermann-Ratjen, in dessen Andenken bis heute Personen mit der Biermann-Ratjen-Medaille geehrt werden, die sich um die Stadt Hamburg in kultureller Weise verdient gemacht haben. Zeitgeist der 50er Jahre?

 

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geschichte

Mit Gott für Deutschland?

Die Kirchen und der 1. Weltkrieg

Mit der Glorifizierung des Kaisers und der Heiligung des Vaterlandes förderten die deutschen Kirchen von Anfang an die Kriegsbegeisterung. Als der rasche Sieg trotz größter Menschenopfer ausbleibt und Trauer und Zweifel auch in der deutschen Bevölkerung stärker werden, verstärken vor allem die protestantischen Prediger und Professoren ihre Kriegsunterstützung. Der Soldatentod wird als Opfertod Jesu mystifiziert, der Kriegsdienst zum Gottesdienst verklärt.

Von den zahllosen Kriegspredigten und Kriegs-Postkarten sind hier einige Beispiele dokumentiert. Den historischen Kontext erläutern Prof. Günter Brakelmann und Prof. Rainer Hering.

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Gedenkblatt web
 

Per allerhöchster Kabinettsorder wurde am 27. Januar 1915 von Kaiser Wilhelm II. das Gedenkblatt für die Hinterbliebenen aller getöteten deutschen Soldaten in Auftrag gegeben.

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Predigt von Pastor Burmeister

zur Denkmalsweihe am 7. September 1924

 

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Mehr Informationen über das Kriegerdenkmal auf dem Friedhof in Eckernförde finden Sie unter >Kriegerdenkmäler >Schleswig-Holstein >Eckernförde.

Wir danken Dr. Uwe Beitz, Museumsleiter und Stadtarchivar von Eckernförde.

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                 3 vorne web

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Mit einer Fülle von Beispielen zeigt Günter Brakelmann, bis zu seiner Emeritierung Professor für Kirchengeschichte in Bochum, mit welchen Gebeten, Liedern und religiös-politischen Formeln die etwa 16.000 evangelischen Pfarrer und fast alle Theologieprofessoren zu Hauptsprachrohren für die deutsche Kriegspolitik wurden.


Prof. Günter Brakelmann

Eine kleine Reise durch Kriegs-
predigten und -schriften 1914/15

Vortrag auf der Tagung der Evangelischen Akademie der Nordkirche
am 13. Juni 2014

 

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                    Texte Kriegsnagelungen St.Michael

Nagelung des St. Michael

Als Kriegsnagelungen werden hunderte von Aktionen im Deutschen Kaiserreich bezeichnet, bei denen während des 1. Weltkriegs gegen eine Spende ein Nagel in ein dafür aufgestelltes hölzernes Objekt eingeschlagen wurde. An den Nagelungen beteiligten sich im Rahmen öffentlicher Veranstaltungen mit feierlichem Charakter breite Bevölkerungskreise. Die dadurch eingenommenen Gelder dienten der Unterstützung von Kriegsopfern. Die Einnahmen im geschätzten einstelligen Millionenbetrag an Mark waren eher nicht entscheidend für den Erfolg der Nagelungen. Weit bedeutender war ihre propagandistische Wirkung, da sie den Patriotismus und das Gemeinschaftsgefühl der Menschen ansprachen und so zur Stärkung der »Heimatfront« beitrugen. Lesen Sie mehr:

 

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»Der Geist, in dem wir kämpfen.«

1. Kriegspredigt des Hauptpastors D. Hunzinger,
gehalten am 5. August 1914 im Hamburger Michel

 

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                 13 vorne web

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Materialsammlung

Eine Zusammenstellung ausgewählter Bildpostkarten zur Unterstützung der Kriegsbereitschaft mit christlich-kirchlichen Motiven und Zitaten, von Predigten und mehren Lied- und Gebetstexten finden Sie in der Materialsammlung.
Diese lässt sich auch gut als Grundlage für Gespräche in Gruppen verwenden.

 

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                15 vorne web

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Unzählige Menschen waren in den Schlachten des 1. Weltkriegs getötet worden, viele Millionen kehrten verstümmelt und traumatisiert von den Schlachtfeldern zurück. Doch statt Verantwortung für ihre Kriegsunterstützung und Durchhaltepredigten zu übernehmen und eigene Schuld zu erkennen, blieben die Kirchen ihren nationalprotestantischen Überzeugungen treu und verweigerten sich dem Aufbau der Demokratie der Weimarer Republik. Vor allem am Beispiel Hamburgs zeigt Rainer Hering diese Entwicklung, eine der Voraussetzungen für die weitgehende Zustimmung der Kirchen für die verbrecherische Kriegspolitik Nazi-Deutschlands ab 1939.


Prof. Rainer Hering

Zwischen Schuldabwehr und Demokratieablehnung

Vom Umgang der protestantischen Kirchen mit der Niederlage
und ihren Folgen

Vortrag auf der Tagung der Evangelischen Akademie
der Nordkirche am 14. Juni 2014

 

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                 17 vorne web

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Zitat

Wenn aber Christus, der gesagt hat: »Du sollst nicht töten!«
an seinem Kreuz sehen muß, wie sich die Felder blutig röten;
wenn die Pfaffen Kanonen und Flugzeuge segnen
und in den Feldgottesdiensten beten, daß es Blut möge regnen;
und wenn die Vertreter Gottes auf Erden
Soldaten-Hämmel treiben, auf daß sie geschlachtet werden;
Und wenn die Glocken läuten: »Mord!« und die Choräle hallen:
»Mord! Ihr sollt eure Feinde niederknallen!«
Und wenn jemand so verrät den Gottessohn
Das ist keine Schande.
Das ist Religion.

Kurt Tucholsky, 1890 − 1935, Freitod, Pseudonyme: Kaspar Hauser, Peter Panter, Theobald Tiger, Ignaz Wrobel, deutscher Schriftsteller und Journalist, Literatur- und Theaterkritiker der Zeitschrift »Die Schaubühne«

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                18 vorne web

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Kriegsvaterunser web

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theologie

Erinnern für die Gegenwart

Reflektionen über Soldaten- und Kriegsgedenken

Die Millionen Toten des 1.Weltkriegs und die Mitverantwortung der christlichen Kirchen für den Krieg dafür stellen für Theologie, Kirchen Christinnen und Christen eine bleibende Herausforderung dar. Das Gedenken an die Toten ist ebenso wie die Auseinandersetzung mit persönlicher und kollektiver Schuld eine grundlegende biblische Vorgabe. Warum das so ist und wie dieses Gedenken heute zu einer Ethik des Friedens beitragen kann, ist das Thema der folgenden Texte.

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Opfer, Täter, Trauer & Schuld

Vortrag von Prof. Fulbert Steffensky, Luzern.
Gehalten am 13. Oktober 2014 im Dorothee-Sölle-Haus, Hamburg.

13Oktober14 Steffensky web

Foto: Joachim Gottschalk

 

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Erinnern an die Opfer der NS-Militärjustiz

Biblisch-theologische Reflektionen, politische Impulse und aktuelle Bezüge waren am 4.Mai 2013 während des Kirchentages neben dem zentralen Hamburger Kriegerdenkmal am Stephansplatz zu hören. Verschiedene prominente Redner würdigten die Opfer der NS-Militärjustiz, von denen allein in Hamburg mehr als dreihundert Menschen hingerichtet wurden.

Die Vorträge sind hier dokumentiert: Reden von Bischof Gerhard Ulrich, Wolfgang Rose, ehemals Vorsitzender von Ver.di Hamburg, Prof. Fulbert Steffensky, Prof. Jürgen Ebach, Friedrich Schorlemmer und Ludwig Baumann, Wehrmachtsdeserteur.

 

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Schon immer waren die Kriegerdenkmäler sowohl bei ihrer Errichtung wie auch bei den bis heute fortdauernden Ritualen ein Ort kirchlichen Handelns und Redens. Damit setzt sich Andreas Mertin auseinander und fragt nach Kriterien für einen theologisch begründeten Umgang mit dieser Tradition.

Andreas Mertin

Mahnung  Eingedenken  Zeichensetzung?

Zur theologischen Kritik des Kriegerdenkmals und den Folgen
für das kirchliche Handeln

Vortrag bei einem Seminar der Evangelischen Akademie 2011

 

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Die Stimmen der Toten und ihre Spuren bis ins Gegenwärtige sind Fulbert Steffensky wichtig. Dabei erinnert er auch an diejenigen, die dem Kriegsgeschrei wiedersprachen, die aber oft bis heute nicht beachtet werden.

 

Fulbert Steffensky

»Gott mit uns« haben alle gesagt

Was blendet die Augen und rüstet für Kriege?

Beitrag 2014 für den NDR, uns freundlicherweise
vom Autor zur Verfügung gestellt

 

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Auch vor dem Hintergrund seiner DDR-Biographie formuliert Uwe-Karsten Plisch deutliche Kritik an den politischen und vor allem den kirchlichen Legitimationen des Bundeswehr-Einsatzes in Afghanistan und der deutschen Militärstrategie. Er sieht insbesondere die Äußerungen aus der Militärseelsorge in deutlichem Widerspruch zu einer »verantwortlichen Schriftauslegung im öffentlichen Raum«.


Dr. Uwe-Karsten Plisch

100 Jahre danach – Gefahr gebannt?

Fortwirkungen von Kriegslegitimation in die Gegenwart

Vortrag auf der Tagung der Evangelischen Akademie
der Nordkirche am 14. Juni 2014

 

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veränderung

Kritik der Kriegsverklärung

Umgestaltungen von Kriegerdenkmälern

UN EHRE Muenchen schmal web

Auch wenn die meisten Menschen mit der Botschaft der Kriegerdenkmäler nicht mehr einverstanden sind, bleiben sie doch unwidersprochen und unangetastet. Es scheint so, dass Kirchengemeinden und politisch Verantwortliche die mit einer Umgestaltung verbundenen Konflikte scheuen oder sich keine Alternativen vorstellen können. Doch Veränderungen sind möglich und finden zunehmend positive Resonanz. Das zeigen einige Beispiele.

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Medieninformation des Instituts für Kunst und Forschung
vom 4. Februar 2015:

DEUTSCHLANDS …. UN.. EHRE

Mit einer ästhetischen Intervention wurde heute das Kriegerdenkmal an der Dachauer Straße in München verändert. Dort stand der Text:

SIE STARBEN FÜR DEUTSCHLANDS RUHM UND EHRE
DEN TOTEN DER BAYERISCHEN EISENBAHNTRUPPE
IM WELTKRIEG 1914-18

Mit der Entfernung von fünf Buchstaben wurde der geschichtlichen Wirklichkeit und der heutigen historischen Kenntnis Rechnung entsprochen.
Das Denkmal wurde 1922 errichtet, 1945 zerstört und 1962 mit dem unsäglichen militaristischen Text neu errichtet. Alljährlich werden dort Kränze der Bundeswehr angebracht, so als wäre die Bundeswehr immer noch der Auffassung, das entsetzliche Morden habe Deutschlands Ruhm und Ehre befördert.
Wir hatten die Bundesministerin für Verteidigung gebeten, das Denkmal zu verändern oder mit einem Text zu ergänzen, der etwas so lauten könnte:
»Wir trauern um die Soldaten der Bayerischen Eisenbahntruppe, die in dem sinnlosen und furchtbaren Krieg 1914-18 ihr Leben verloren. Wir wollen für Frieden sorgen und Kriege verhindern.«
Die wurde in einem Schreiben des Oberst im Generalstab abgelehnt, weil sich um ein »Sachzeugnis« handle, das »dauerhaft und unverfälscht erhalten werden soll«.

Wir sind der Auffassung und sehen uns in Übereinstimmung mit dem Grundgesetz, dass der militaristische Geist dieses Kriegerdenkmals nicht unverändert bleiben darf und dass nie mehr junge Menschen mit der Illusion in Kriege geschickt werden dürfen, sie würden für »Deutschlands Ruhm und Ehre« töten und sterben.
Die demontierten Buchstaben haben wir nach Berlin an Frau von der Leyen geschickt, als Denkanstoß für einen neuen Text, der von Trauer und Friedenswille geprägt ist, statt von mörderischem Ruhm und falscher Ehre.

Wolfram P. Kastner (Künstler)
Hans-Peter Berndl (Künstler)

KD DachauerStr Muenchen web

UN EHRE Muenchen web

Brief an Frau von der Leyen vom 14. Januar 2015:

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Die Bundeswehr hat die veränderte Inschrift inzwischen mit einer schwarzen Platte verdeckt.

 

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Wolfram P. Kastner und seine Kollegen vom Institut für Kunst und Forschung schrieben »Trauer« auf die schwarze Platte. Die Schrift wurde entfernt und die Platte mit Wagenschmiere unbeschreibbar gemacht. Daraufhin klebten die unermüdlichen Kriegsgegner die Buchstaben »FRIEDEN!« auf die Platte. Nach drei Tagen war auch dieses Wort verschwunden.

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Information des Instituts für Kunst und Forschung vom 12. Mai 2015:

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Nein zur Instrumentalisierung des Gedenkens

In Mainz wurde der Opfer der Bombardierung der Stadt am 27. Februar 1945 gedacht. Im Vorwort zur Broschüre mit dem Veranstaltungsprogramm der Stadt Mainz zum 70. Jahrestag der Zerstörung von Mainz schreibt Oberbürgermeister Ebling:

»Wir brauchen diesen Tag des Gedenkens, weil unsere Zukunft auch auf Erinnerung und Erfahrung gründet. Gerade heute, da eine Generation in der Verantwortung steht, die die Schrecken dieses Weltkriegs nicht erlebt hat, müssen wir die Erinnerung bewahren. Nur dann können wir uns auch verantwortungsvoll an internationalen Einsätzen beteiligen.«

Es ist kaum zu glauben, aber offensichtlich wahr: Oberbürgermeister Ebling will das Gedenken an die Schrecken des Krieges nutzen, um für deutsche Militäreinsätze zu werben. Dazu passt, dass OB Ebling am Volkstrauertag einen Kranz am Kriegsmarinedenkmal niederlegen ließ. Auf dem Denkmal ist zu lesen:

Den Gefallenen zum Gedächtnis
Den Lebenden zur Anerkennung
Künftigen Geschlechtern zur Nacheiferung

Text nach einer Veröffentlichung des DFG-VK Mainz


Am 18. November brachte der Mainzer Friedensaktivist Hans Ripper den Kranz zurück ins Rathaus. »Wer am Kriegsmarinedenkmal ohne weiteren Kommentar einen Kranz aufhängt, macht sich die Botschaft zu eigen. Das ist unmissverständlich Aufhetzung zum Krieg oder gar zum nächsten Krieg!«

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Kriegerdenkmal bei der St. Johanniskirche in Hamburg-Altona

Schon vor zwei Jahrzehnten entschied die St. Johannisgemeinde in Hamburg-Altona, »ihr« Kriegerdenkmal so umzugestalten, dass es nie wieder als Propaganda für Heldentum und Kriegsverherrlichung genutzt werden konnte. 

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● Damals Pastor der St. Johanniskirche: Ulrich Hentschel spricht bei einer der ersten Aktionen zur Umgestaltung

Eine kleine Broschüre informiert über die Gründe der Gemeinde, über die starke öffentliche Resonanz mit Pro- und Contra-Stimmen und die ersten Schritte zur Veränderung. Was nicht mehr dokumentiert ist: Der am Ende vorstellte Entwurf wurde bald danach realisiert und fand seitdem viel Zustimmung.

 

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Ein Foto von Denkmal und Gegendenkmal können sie auf der ersten Seite dieser Website (>home) ansehen. Ausserdem ist das Denkmal auch auf der Seite >Kriegerdenkmäler >Hamburg dokumentiert.

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SENDUNG IM DEUTSCHLANDRADIO KULTUR 2012

Kirche contra Kriegsverklärung

Der schwierige Umgang mit Soldatendenkmälern
von Kirsten Westhuis

Deutschnationale Heldenverehrung, Militarismus und Revanchismus: Tausende Kriegerdenkmäler erinnern hierzulande an tote Soldaten  aus heutiger Sicht häufig auf problematische Weise. Die Kirchen suchen nun nach einem zeitgemäßen Umgang mit den Gedenkstätten.

O-Ton Hentschel: Dieses Denkmal ist eine Säule, wo an drei Seiten Kriegerfiguren abgebildet sind, mächtige Männer mit gesenktem Schwert, mit einem Schild. Die Männer sind überlebensgroß, ich schätze fast an die drei Meter, also es sind typische Heroen, Heldengestalten.

Ulrich Hentschel tritt vorsichtig über die mit Hundekot übersäte Grünfläche neben der Kirche, auf der das Denkmal aus dem Oktober 1925 steht. Der 62jährige Theologe war lange Jahre Pastor der evangelischen Johanniskirche im Hamburger Bezirk Altona. Jetzt ist er Studienleiter für Erinnerungskultur an der Evangelischen Akademie der Nordkirche. In den 20er Jahren war die Fläche neben der Kirche ein öffentlicher Raum und so wurde das Denkmal direkt neben dem Gotteshaus errichtet. Die Inschriften auf dem Podest zu den Füßen der Kriegerfiguren sind mit Farbe besprüht, einzelne Keramikbuchstaben sind herausgebrochen:
 
O-Ton Hentschel: »Zur Erinnerung, kommenden Geschlechtern zur Ermahnung und zur Nacheiferung.« Also alles ist drin enthalten, nicht nur die Erinnerung und eben nicht die Mahnung zum Frieden, die man ja unter Umständen hätte erwarten können, sondern es wird die Mahnung  verstanden: »wir wollen wieder in den Krieg ziehen«, mit der Aufforderung zur Nacheiferung.
    
Die räumliche Nähe zur Kirche verleihe dem Tod der Soldaten eine höhere Weihe, sagt Hentschel. Dieses Denkmal aus den 20er Jahren mit seiner monumentalen und heroisierenden Ästhetik ist auch heute noch wichtig, sagt der Theologe. Denn es erinnere nicht nur an den ersten Weltkrieg, sondern auch an die Zwischenzeit, in der der Zweite Weltkrieg vorbereitet wurde. ...

 

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Den Aussagen der Kriegerdenkmäler etwas entgegensetzen

Gegendenkmäler in Hamburg hat Kerstin Klingel in ihrem Buch:
»Eichenkranz und Dornenkrone« (Landeszentrale für politische Bildung Hamburg, 2006) dokumentiert.

 

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initiativen

Es tut sich was im Lande

Informationen, Aktionen und Reaktionen

Im Zusammenhang des Gedenkens an den 1. Weltkrieg werden bisweilen auch die Kriegerdenkmäler zum Thema in den Medien und Veröffentlichungen von verschiedenen Organisationen und Gruppen gemacht. Sie veröffentlichen Arbeitshilfen und laden zu Veranstaltungen ein. Darauf wollen wir an dieser Stelle hinweisen. Wir werden diese Rubrik fortlaufend aktualisieren, gern auch mit Hinweisen, die wir von Ihrer Seite erhalten.

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Pax Christi  Internationale Katholische Friedensbewegung
Regionalverband Osnabrück/Hamburg

Richte unsere Füße
auf den Weg des Friedens

Arbeitshilfe für ein Gedenken an den Beginn des 1. Weltkrieges vor 100 Jahren

 

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Pressespiegel

»DENK MAL! Kunstaktionen provozieren Aufmerksamkeit und Debatte« – so wird ein Artikel von Ulrich Hentschel auf der Titelseite des »Gegenwind« 312, September 2014, angekündigt. Der »Gegenwind«, Magazin für Politik und Kultur in Schleswig-Holstein, erscheint zwölfmal jährlich, er wird herausgegeben von der Gesellschaft für politische Bildung e.V., Kiel. Sie finden den Artikel online auf www.gegenwind.info >Themen >Geschichte >Denk mal – gegen Krieg.

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EvZeitung 10 8 web

Evangelische Zeitung, 10. August 2014

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EZ zu Denk Mal Aktionen Mai2014

Evangelische Zeitung, 4. Mai 2014

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